[ => Original lesen: 1885 Nr. 50 Seite 1] Nachdem das Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 (Reichs=Ges. Bl. Nr. 69) durch das Reichsgesetz Vom 28. Mai d. Js. (Reichs=Ges. Bl. Nr. 19) dahin verweitert ist, daß es auch auf nachstehende Betriebe, nämlich
a, den gewerbsmäßigen Fuhrwerksbetrieb,
b, den gewerbsmäßigen Speditions=, Speicher= und Kellereibetrieb,
c, den Gewerbebetrieb der Güterpacker, Güterlader, Schaffer, Bracker, Wäger, Messer, Schauer und Stauer,
d, den Gewerbebetrieb des Schiffsziehens (Treidelei),
e, auf die folgenden Betriebe, sofern deren Verwaltung nicht vom Reich oder von einem Bundesstaat für Reichs= beziehungsweise Staatsrechnung geführt wird;
1, den Betrieb der Eisenbahnverwaltungen einschließlich der Bauten, welche von diesen Verwaltungen für eigene Rechnung aufgeführt werden,
2, den Baggereibetrieb,
3, den Binnenschiffahrts=, Flößerei=, Prahm= und Fährbetrieb,
Anwendung finden soll, werden die Inhaber solcher Betriebe oder deren gesetzliche Vertreter hierdurch aufgefordert, den Versicherungsflichtigen Betrieb unter Angabe des Gegenstandes desselben und der Zahl der durchschnittlich darin beschäftigten Personen bei der unterzeichneten Landvogtei bis zum 25. Juli 1885 anzumelden.
Die Anmeldungen können mündlich auf der Registratur erstattet oder schriftlich eingereicht werden, in letzterem Falle ist jedoch von dem hierunter abgedruckten Formular Gebrauch zu machen.
Formular für die Anmeldung.
Staat . . . . . . . . . . . . . . . Regir. Bezirk . . . . . . . . . . . . . . Kreis (Amt) . . . . . . . . . . . . .
Gemeinde= (Guts=Bezirk) . . . . . . . . . . . . . . . . Straße . . . . . . . . . . . . . . Nr. . . . . . . .
Anmeldung
auf Grund des §. 11 des Gesetzes vom 28. Mai 1885 in Verbindung mit §. 11 des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884.
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Name des Unternehmers (Firma). |
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Gegenstand des Betriebes*). |
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Art des Betriebes.**) |
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Zahl der durchschnittlich beschäftigten versicherungspflichtigen Personen. |
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Bemerkungen***) |
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. . . . . . . den . . . . . . . . 1885.
(Unterschrift des zur Anmeldung Verpflichteten.)
*) Z. B. Speditions= und Fuhrwerksbetrieb.
Bei mehreren Betrieben ist der Hauptbetrieb zu unterstreichen.
**) Z. B. Betrieb mit Dampfkraft, Gasmotoren.
***) Z. B. Bereits angemeldet auf Grund des Gesetzes vom 6. Juli 1884.
Im Uebrigen wird wegen der Anmeldung noch auf die mit der Bekanntmachung vom 16. d. Mts. - Off. Anzeigers Nr. 10-veröffentlichte Anleitung hingewiesen und noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die Unternehmer nicht angemeldeter Betriebe mit Geldstrafe bis zu 100 M. belegt werden können.
Schönberg, den 24. Juni 1885.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
H. Spieckermann.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 50 Seite 2]Anzeigen.
In der Konkurssache über das Vermögen des Oelmüllers A. Capell zum Hammer ist zur Eröffnung des Distributionsbescheides und event. Beendigung des Debitwesens auf
Sonnabend, den 11. Juli 1885,
Vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Amtsgerichte Termin angesetzt, wozu die interessirenden Gläubiger mit dem Bemerken hiedurch geladen werden, daß auch im Falle ihres Nichterscheinens mit dem Zwecke des Termins wird verfahren werden.
Schönberg, den 24. Juni 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. der Ehefrau des Hauswirth Retelsdorf daselbst, Caroline geb. Mette,daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Donnerstag, den 17. September 1885,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. Juni 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Am Sonnabend, den 4. Juli d. J., Vormittags 10 Uhr, sollen die zum Nachlasse des Schäfers Harnack zu Bauhof=Schönberg gehörigen Sachen, als:
1 Kuh, 4 Schafe u. 2 Schweine
an Ort und Stelle öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg. Staffeldt.
Gerichtsvollzieher.
Torf=Auktion.
Am Freitag, den 3. Juli, von Morgens 10 Uhr an, beabsichtige ich auf meinem Moore am Wege von Roduchelsdorf nach Lübsee
circa 100 Mille Formtorf
öffentlich meistbietend zu verkaufen.
Roduchelsdorf, den 27. Juni 1885.
P. Grevsmühl,
Schulze.
Die Mitglieder der aufgelösten Zimmergesellen=Krankenkasse werden ersucht, ihre Beiträge für das letzte Vierteljahr von Neujahr bis Ostern im Betrage von 20 Pfennig am
Sonntag, den 5. Juli, Nachmittags 1 Uhr,
beim Gastwirth Herrn Krüger einzuzahlen.
J. Grevsmühl.
Versammlung.
Die Mitglieder der Zimmerer, Maurer= und Maschinenbauer=Krankenkasse werden gebeten, am Sonntag, den 5. Juli, Nachmittags 1 1/2 Uhr, im Krüger'schen Lokale pünktlich zu erscheinen.
Der Vorstand.
Für die vielen herzlichen Glückwünsche und sonstig erwiesene Ehre, die uns zu unserer Goldenen Hochzeit zu Theil geworden, sagen wir unsern innigsten Dank.
H. Brockmöller und Frau.
Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des
Johannistermines
vom
24. Juni bis 1. Juli d. J.
täglich
von 8 bis 12 Uhr Vormittags,
am
Sonntag, den 28. Juni d. J.,
jedoch nur
von 7 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 18. Juni 1885.
Das Directorium.
Der Verein für Geflügelzucht in Schönberg
hält seine diesjährige
Geflügel-Ausstellung
an den Königschußtagen am 6. u. 7. Juli d. J. auf dem Schützenplatze ab, wozu Züchter sowie Freunde des Geflügelsports unseres Fürstenthums zur zahlreichen Beteiligung hierdurch eingeladen werden.
Zur Prämiirung sind außer Diplomen 72 M. bewilligt und werden Anmeldungen bei den Herren W. Maass, W. Holldorff u. F. Lundwall bis zum 3. Juli d. J. erbeten.
An Standgeld wird erhoben:
Für ein Stamm Tauben 25 .
Für ein Stamm Hühner, Enten oder Gänse 50 .
Der Vorstand.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung am Sonntag, den 5. Juli nachmittags 3 Uhr im Vereinslokale.
Tagesordnung: 1, Beratung über die Fahnenweihe.
2, Die diesjährige Sedanfeier,
3, Ersatzwahl des Vorstandes,
4, event. Aenderung des § 27 der Statuten,
5, sonstige Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Mit Gegenwärtigem beehren wir uns unsern geehrten Kunden mitzutheilen, daß Herr F. Becker in Schönberg i./M. nach wie vor ein Commissions=Lager unserer Fabrikate inne hat.
Wir bitten die Herren Landleute unserm Vertreter ihre geschätzten Aufträge zukommen zu lassen, deren sorgfältige Ausführung wir in bekannter Weise zusichern.
Hochachtungsvoll
Tremser Knochenmühle.
Paap, Fratscher & Comp.
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H. Brüchmann, in Rehna bei Joh. Warner.
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Agenten und Reisende zum Verkauf von Kaffee, Thee u. Reis an Private gegen ein Fixum von 300 M. u. gute Provision.
Hamburg. J. Stiller & Co.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 50 Seite 3]
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Brautaus-
stattungen.
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Bunt- und Weiss-
Stickerei.
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Geschäfts-Eröffnung.
Hierdurch erlaube ich mir den geehrten Bewohnern Schönberg's und Umgegend die Anzeige zu machen, daß ich außer meinem Confectionsgeschäft mit heutigem Tage ein Geschäft in
Weisswaaren und Holländ. Waaren
eröffnet habe und halte ich mich bei Bedarf bestens empfohlen.
Ich mache die geehrten Herrschaften noch besonders auf meine Auswahl in Bunt= u. Weißstickerei, Damen= und Kinderschürzen, Kinderkragen und =Kleidchen, Corsetts von den einfachsten bis zu den besten Qualitäten zu billigen Preisen aufmerksam und bitte Sie um Ihren Besuch.
Hochachtungsvoll
Louise Soll.
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Kragen.
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Manschetten.
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Cravatten.
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Schürzen.
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Königstrasse 73, Hüxstrasse-Ecke.
Lübeck.
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Gustav Mohr.
Carussel=Anzeige.
Hiermit erlaube ich mir ein hochverehrtes Publikum Schönbergs und der Umgegend auf mein
2stöckiges Pracht= und Riesen=Carussel,
welches ich hier zum diesjährigen Schützenfeste aufgestellt habe, besonders aufmerksam zu machen. Dasselbe ist auf das Eleganteste decorirt und ausgestattet, wird von kleinen russischen Pferden in Bewegung gesetzt und ist Abends von 200 Flammen brillant erleuchtet. Um zahlreichen geneigten Zuspruch bittet ergebenst
Max Helbig,
Carusselbesitzer.
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Schönberg. J. P. Maass.
Marienstraße.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 50 Seite 4]Zu unserem am Montag, den 6. und Dienstag, den 7. Juli d. J. stattfindenden
Königschuß
laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst als ergebenst ein.
Tombola=Loose à 50 Pf.
sind bei uns zu haben.
Der Vorstand der Schützenzunft
Conr. Schultze. F. Baer. J. Greiff.
Programm:
Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. - Abends Concert im Schützenhause. - 10 Uhr: Zapfenstreich.
Montag, den 6. Juli, Morgens 5 Uhr: Reveille. 1/2 7 Uhr: Antreten der Schützen auf dem Marktplatze, sodann Aufmarsch. Nach Ankunft im Schützenhause: Frühstück bei Tafelmusik. Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. - Von Nachmittags 4 Uhr an bis zum Einmarsch: Concert gegen Entrée von 30 Pf. für Nichtmitglieder. - Von 3 Uhr bis zum Einmarsch großer Ball in dem zu diesem Zwecke auf dem Festplatze errichteten Festzelte; Entrée für Herren 1 M., für Damen 30 ., Mitglieder frei. Nur einem anständigen Publikum ist der Eintritt gestattet. - Abends 10 Uhr: Proklamation des neuen Schützenkönigs.
Dienstag, den 7. Juli: Reveille, Ausmarsch, Schießen u. s. w. wie am Montage.
Nachmittags 3 Uhr:
Ziehung der Tombola.
Abends Festball für Stadt= und Landbewohner im Schützenhause gegen Entrée für Herren 1,50 M., Damen 50 .
Mittwoch, den 9. Juli, Abends 8 1/2 Uhr: Schützenball im Schützenhause nur für Ehren= und Zunftmitglieder.
Eisen-,
Kurz- und Gußwaaren-
Handlung.
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Specialgeschäft
für
Schmiede u. Maschinen-
bauer.
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J. Ludw. D. Petersen,
Eisenwaaren-Handlung,
Schönberg. |
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Alleinverkauf
und
Lager
der
Eisengiesserei und
Maschinenbauanstalt
"Karlshütte"
b. Rendsburg.
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Einem geehrten Publikum von Stadt und Land mache hierdurch auf beiliegendes Waarenverzeichniß aufmerksam. Unter Zusicherung reeller und guter Waare empfehle mich bei vorkommendem Bedarf aufs angelegentlichste.
Bekanntmachung.
Den geehrten Kunden von Stadt und Land erlaube ich mir die ergebenste Anzeige, daß ich vom 1. Juli d. J. ab nur ein vollständiges
Kurz- und Eisenwaarengeschäft
führen werde und somit mein Materialwaarengeschäft am genannten Dato aufgebe, indem ich noch meinen herzlichsten Dank für das mir geschenkte Vertrauen ausspreche, bitte ich meine neuen Geschäftsunternehmungen durch fleißige Einkäufe zu unterstützen.
Hochachtungsvoll ergebenst
J. Ludw. D. Petersen.
Das Missionsfest
im Fürstenthum Ratzeburg
wird am 8. Juli in Ziethen gefeiert werden.
Vormittags 11 Uhr Festgottesdienst.
Predigt: Präpositus Brückner=Schloen.
Bericht: Pastor Eulenberg=Schlagsdorf.
Um 1 Uhr gemeinschaftliches Mittagessen bei Gastwirth Gülzow.
Um 3 Uhr Nachmittagsfeier im Garten.
Der Vorstand des Missionsvereins.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
(Hierzu eine Belage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 50 Seite 5]Beilage
zu Nr. 50 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 30. Juni 1885.
Wie der Reichskanzler zur Frage der Sonntags=Ruhe und Sonntags=Heiligung steht, geht wieder deutlich aus einem Antwortschreiben hervor, welches er dieser Tage einem Verein in Bochum übersandt hat. Dasselbe lautet:
"Kissingen, den 16. Juni. Ew. Wohlgeboren danke ich verbindlich für Ihr Telegramm von vorgestern. Die Herren Absender können nicht lebhafter wie ich selbst wünschen, daß die Sonntagsruhe jedem Arbeiter zu theil werde, der sie dem Lohnerwerb vorzieht. Bevor ich aber bei den gesetzgebenden Körpern den Antrag stelle, das Arbeiten am Sonntag bei Strafe zu verbieten und den Arbeiter auch gegen seinen Willen zum Verzicht auf Sonntagslohn zu zwingen, glaube ich die Auffassungen der Betheiligten und die mutmaßlichen Folgen eines derartigen Eingriffes genauer, als bisher geschehen ist, ermitteln zu sollen. Zu diesem Behuf habe ich bei den verbündeten Regierungen die erforderlichen Anträge gestellt und zunächst um Ermittelung derjenigen Betriebe gebeten, in welchen gegenwärtig Sonntagsarbeit stattfindet, und um Entgegennahme der Ansichten der betheiligten Arbeiter und Unternehmer.
v. Bismarck."
Damit, dächten wir, könnte Jeder zufrieden sein, denn die Angelegenheit ist damit auf dem besten Weg, bald geklärt und geläutert zu werden. Auch die Sozialdemokraten werden aus diesem Brief ersehen, daß man den Arbeiter in allen den Fragen, die sein Wohl betreffen, gern zu Rathe zieht.
Der Bischof von Metz hat aus Anlaß des Todes des Generalfeldmarschalls v. Manteuffel, des Kaiserlichen Statthalters von Elsaß=Lothringen, folgendes Rundschreiben an die Pfarrer seiner Diözese erlassen:
Herr Pfarrer! Se. Excellenz der Herr Feldmarschall v. Manteuffel, Statthalter von Elsaß=Lothringen, starb am 17. d. M. eines unerwarteten Todes zu Karlsbad (Böhmen), wohin er sich, seiner Gewohnheit gemäß, zur Erholung und zur nöthigen Pflege seiner Gesundheit begeben hatte. Es ist Ihnen nicht unbekannt, Herr Pfarrer, welches Wohlwollen der Verewigte mir unausgesetzt entgegenbrachte und mit welcher redlichen Beflissenheit er die uns anvertrauten religiösen Interessen in Schutz nahm. Sie werden sich darum gewiß dem lebhaften Bedauern anschließen, das mir dieser Todesfall verursacht, wie auch den mich beseelenden Gefühlen des Dankes. Sie wollen am kommenden, bezw. am nächstfolgenden Sonntag, in Erfüllung des mir von der Regierung bekundeten Wunsches, den Gläubigen Ihrer Pfarrei von diesem schmerzlichen Ereigniß Mitteilung machen.
† Paul, Bischof von Metz.
Mehrere Industrielle am Rhein, die Berliner Diskonto=Gesellschaft und die Kolonisations=Gesellschaft haben eine gutausgerüstete, wissenschaftlich=technische Commission nach Lüderitz=Land geschickt, um dort das Vorkommen von Kupfererzen und deren Ausbeute=Fähigkeit festzustellen.
Blinder Eifer schadet nur! Die Deputirtenkammer in Frankreich hätte sich beinahe den Kopf darüber zerbrochen, wie das Andenken des in Tonkin verstorbenen Admirals Courbet genügend geehrt werden solle. National=Begräbniß, National=Denkmal u. a. m. kam in Vorschlag. Jetzt veröffentlichen monarchistische Blätter Briefe des Admirals, in denen er sich in recht kräftigen Worten und Wendungen über die Unentschlossendeit Ferrys und die Kraft= und Saftlosigkeit des ganzen republikanischen Regierungssystems ausspricht. Das ist freilich für viele der begeisterten Herren Deputirten ein schlimmer Schlag.
Am Montag hat der Minister des Aeußern in der Deputirtenkammer den Friedensvertrag zwischen Frankreich und China vorgelegt.
Der Papst hat einen bemerkenswerthen Brief an den Erzbischof von Paris gerichtet. Leo XIII. tadelt in demselben die Unbotmäßigkeit und den übertriebenen Eifer jener katholischen Streithähne, die päpstlicher als der Papst sind. Der Brief ist ein merkwürdiges Aktenstück, entwickelt an einigen Stellen gegen die Ultramontanen eine Schärfe, welche ihnen aus solchem Mund sehr weh thun muß, und weist sie in die Schranken zurück, die sie neuestens so selten beobachten, "Sie wollen", sagt der Papst von ihnen, "sich nicht mit der Rolle von Untergebenen begnügen, welche ihnen in der Kirche zukommt, sondern an ihrer Leitung theilnehmen." In den Redactionen verschiedener clerikaler Blätter, auf die Leo XIII. speciell hinweist, wird der Brief sprachloses Entsetzen erregen.
Der König von Spanien ist trotz seiner jungen Jahre ein fester Character. Man hatte ihn bestürmt, die von den Behörden erlassene Veröffentlichung, daß die Cholera in Madrid herrsche, möge zurückgenommen werden, der König aber erwiederte: nein! Er will es also nicht dulden, daß die Welt beschwindelt werde, und das ist recht. Was die Cholera=Impfung anlangt, so geht der spanische Minister des Innern gewiß den richtigen Weg, wenn er bestimmt hat, daß zunächst einmal wissenschaftlich geprüft werden muß, ob die Impfung sich wirklich bewährt, ehe man den Aerzten erlauben könne, darauf los zu impfen.
Die erste Decoration, welche Prinz Friedrich Karl sich erworben hatte, war die Rettungsmedaille am Band. Der damals 19jährige Prinz befand sich als Student in Bonn und in Begleitung seines Gouverneurs Majors v. Roon (später Kriegsminister) bei einem Concert im Garten des Hotel Royal, als einer der Knaben, die auf den am Ufer ankernden Flößen spielten, mit lautem Hülfeschrei in den Fluthen des Rheines versank. Der Prinz sprang sofort die Gartenmauer herab in den Rhein und Major v. Roon ihm nach. Der Prinz erfaßte den Knaben und brachte ihn lebend ans Ufer. Der Knabe hieß Netterkoven und ist später als Ingenieur in Prag gestorben. Als dem Prinzen der Tod desselben gemeldet wurde, sandte er an die Eltern ein teilnahmsvolles Beileidsschreiben.
- Da werden sich die nervösen Damen freuen! Die Dampfpfeifen an den Lokomotiven der Werrabahn sollen in der Weise geändert werden, daß dieselben anstatt des jetzigen schrillen Tones einen tieferen Ton von sich geben.
- Fürst Bismarck soll den Ertrag der Ausstellung, welche von den zu seinem 70. Geburtstag ihm überreichten Geschenken veranstaltet worden war, für den Frauen=Groschenverein bestimmt haben.
- Das ist wohl noch nicht dagewesen. In Berlin verunglückte ein junger, kräftiger Arbeiter beim Abladen von Steinplatten. Eine derselben fiel um und zertrümmerte ihm den rechten Fuß. Man hob den Arbeiter in eine Droschke, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Zwei seiner Genossen setzten sich zu ihm, er aber sagte: "ich mag nicht als Krüppel leben, nahm sein Messer und stieß es sich bis an das Heft in's Herz. Er war sofort todt.
- Bei der Reichsbank=Hauptstelle in Hamburg ist am Montag Abend die Entdeckung gemacht worden, daß 200,000 M. fehlen. Man glaubt, daß die Summe gestohlen ist und hat 3 Fremde, Engländer in Verdacht, die jetzt gesucht werden.
- Bayreuth, 20. Juni. Gestern früh war der Main Heinersreuth mit todten und sterbenden Fischen bedeckt; darunter Karpfen bis 3 1/2, Barben bis 5 Pfund, auch etliche Aale, meistens natürlich Weißfischarten, leider aber auch fingerlang gewordene Lachse, welche der Kreisfischerei=Verein gezüchtet und eingesetzt hatte. Die Zahl der ruinirten Fische wird auf mehr als 10 000 geschätzt. Der Grund war wohl, daß die Kanäle der Stadt mit dem Gewitterregen sich plötzlich in Fülle in den Main entleerten, denn das Wasser floß ganz schwarz und roch wie Jauche.
- In Ravensburg im Bayrischem fand jüngst ein landwirthschaftliches Fest statt. Folgende am Preisvertheilungsplatz angebrachte Inschrift erfreute sich allgemeinen Beifalls:
"Mit Oeconom da bleib mir fern,
Dies Fremdwort hör' ich gar nicht gern,
Denn wer bebaut das deutsche Land,
Ein Bauer werde der genannt."
- Am schwarzen Brett der Universität in Ber=
[ => Original lesen: 1885 Nr. 50 Seite 6]lin befindet sich seit einigen Tagen der Anschlag einer neuen Verbindung, die sich "Freie Burschenschaft Jungdeutschland" nennt und die alten Farben Schwarz=Roth=Gold gewählt hat. Bei dieser Nachricht wird es wohl in so manchem "alten Burschenherz" wieder lebendig werden!
- In London ist es Mode geworden, daß sich Herren für Geld einladen lassen. Unterhaltende witzige Gentlemen sind während der Saison, der Zeit der großen Gesellschaften, ein gesuchter Artikel und bekommen bis zu 7 Pfund Sterling = 140 Mk. für ein Mittag= oder Abendessen und die guten Speisen und Getränke selbstverständlich noch dazu. Du lieber Gott, wie mancher Arme in London und anderswo würde es gern umsonst thun!
Im letzten Augenblicke.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)
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