[ => Original lesen: 1885 Nr. 44 Seite 1] Der Schlachter H. Augustin zu Carlow beabsichtigt, in der Schlosserwittwe Wienk'schen Büdnerei daselbst die Schlachterei zu betreiben, und hat bei Einreichung der erforderlichen Zeichnung und Beschreibung des gedachten Grundstücks um die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachgesucht.
Indem wir dies in Gemäßheit der Bestimmungen im § 17 der Gewerbeordnung zur öffentlichen Kenntniß bringen, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
Schönberg, den 4. Juni 1885.
Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Anzeigen.
Auf Antrag der Erben des verstorbenen Häuslers Friedrich Koth zu Upahl soll die von demselben nachgelassene canonfreie Häuslerei Nr. 3 daselbst öffentlich an den annehmlich Meistbietenden in dem auf
den 29. (neunundzwanzigsten) Juni ds. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
hieselbst im Gerichtshause angesetzten Termin Erbtheilungshalber versteigert werden und wollen sich Kaufliebhaber dazu einfinden. Die Bedingungen können bei der Häuslerwittwe Koth, gebornen Kollmorgen zu Upahl eingesehen werden, welche auch das Grundstück zur Besichtigung nachweisen wird.
Die Grundfläche desselben beträgt 101 [] Ruthen in früherem Landesmaaß. Von den Gebäuden ist das Wohnhaus massiv mit Ziegeln gedeckt und enthält zwei Wohnungen, der Stall von tannen Fachwerk mit Mauersteintafeln auf massiver Untermauerung und mit Pfannen gedeckt. Bei der Domanial=Brandversicherungs=Anstalt sind diese Gebäude zu 2700 Mark und resp. 75 Thaler Courant versichert.
Grevesmühlen, den 4. Juni 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
Zur Beglaubigung
Der Gerichtsschreiber
Teege, Gdtr.
Oeffentliche Versteigerung.
Am Sonnabend, den 13. Juni d. Js., Vormittags 10 Uhr beginnend, sollen auf der Lockwischer Mühle bei Schönberg i/M. verschiedene zum Capell=Hammer'schen Conkurse gehörige Gegenstände als namentlich:
zwei neue französische Mühlensteine u. die sämmtlichen neuen Eisentheile zu einem französischen Mahlgang, ferner Taue, eiserne Gitter zum Fischfang, 4 Decimalwaagen mit Gewichten, 2 Waagschalen mit Gewichten, Segel, Steinkrahn, Schleifstein, 5 Sackwagen, Hämmer, Brechstangen und Bicken, Schraubenschlüssel, Standmühle, Mehlkisten, Fässer, Schaufeln, Schleifen, Tröge, Häcksel= und Krautlade, Sägen, Geschirrschrank, Hobel= und Schnitzbank, 1 Wanduhr Tische, Stühle, Bänke, Borten, Schleete, Bretter, Latten, Bohnenstangen, Backtröge, und das gesammte Bäckereigeräth sowie viele andere Sachen,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg i./M., den 3. Juni 1885.
C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Mecklenb. Friedrich=Franz=Eisenbahn.
Am Sonntag den 14. Juni d. Js.
Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin
und zurück II und III, Wagenklasse
zum einfachen Fahrpreise für Hin= und Rückfahrt.
Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 5 Min Vorm.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr 37 Min Vorm.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 3 Min Vorm.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min Vorm.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 40 Min Vorm.
Ankunft in Schwerin 11 Uhr 2 Min Vorm.
-----------------
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 45 Min. Abends
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 11 Min. Abends
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 24 Min. Abends
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 42 Min. Abends
Abfahrt von Schönberg 11 Uhr 4 Min. Abends
Abfahrt von Lübeck 11 Uhr 25 Min. Abends
Die Billets zum einfachen Fahrpreise (Doppelbillets) berechtigen für die Rückfahrt nicht allein zur Benutzung des Extrazuges Schwerin=Lübeck=Hamburg, am 14. Juni, sondern auch der fahrplanmäßigen, von Schwerin 8 Uhr Morgens und um 1 Uhr 40 Min. Nachmittags abgehenden Personenzüge am 15. Juni c.
In Wismar werden am 14. Juni zu dem 8 Uhr Morgens abgehenden Zuge ebenfalls Doppelbillets nach Schwerin zum einfachen Fahrpreise ausgegeben, welche zur Rückfahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 14. und 15. Juni c. berechtigen.
Freigewicht für Gepäck wird nicht gewährt.
Die Direction.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 44 Seite 2]Reinhold Saalfeld,
der Gasanstalt gegenüber. Ratzeburg, der Gasanstalt gegenüber.
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Lübeck.
Eine Wiese in der Moorstraße ca. 3 1/2 Scheffel Aussaat (Pferdefutter) habe ich zu verpachten.
J. Licht. Bürstenmacher.
Schönberg, den 4. Juni 1885.
Meinen werthen Gönnern, sowie einem hochgeehrten Publikum Schönberg's und Umgegend die ergebene Mittheilung, daß ich am Sonnabend, den 6. Juni d. J. meine Colonial=, Material= u. Kurzwaarenhandlung nach
Sabowerstraße No. 23
verlegen werde.
Für das mir bis jetzt geschenkte Vertrauen verbindlichst dankend, bitte ich mir dasselbe auch in meiner neuen Wohnung zu Theil werden zu lassen, und wird es stets mein Bestreben sein nur gute Waare zu möglichst billigen Preisen abzugeben.
Um ferneres Wohlwollen bittet
ergebenst
Gustav Mohr.
Die Wolle zu kratzen, spinnen und Wollenzeug machen, für Carlow und Umgegend, nimmt Wittwe Busch in Carlow für mich an; und kann die fertige Wolle von da man wieder abholen lassen.
Rehna im Mai 1885.
H. Kollmorgen,
Tuchmachermeister.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 44 Seite 3]Thierschau
mit Rennen, Ausstellung landwirthschaftlicher Maschinen und Industriegegenstände
in Ratzeburg
am Mittwoch, den 10. Juni 1885.
Thierschaugebiet: Der Kreis Herzogthum Lauenburg, Enclaven und Fürstenthum Ratzeburg.
Die zur Vertheilung kommenden Prämien betragen ca. 1400 M. Großgrundbesitzer sind von der Bewerbung um die Geldprämien ausgeschlossen. Die Anmeldung des Viehes nimmt Herr Brauereiinspector H. Rautenberg bis zum 5. Juni entgegen.
Die Anmeldung der todten Ausstellungsgegenstände ist bis zum 5. Juni bei Herrn Kaufmann M. Stein zu beschaffen. Die Ausstellungsgegenstände werden diesseits gegen Feuersgefahr versichert.
Anmeldungen für das Rennen und Fahren nimmt ebenfalls Herr Brauereiinspector Rautenberg bis zum 8. Juni entgegen. Außer den 4 programmmäßigen Rennen wird bei genügender Betheiligung ein Ponny=Rennen Statt finden, für welches 2 Preise à 40 u. 20 M. ausgesetzt sind. Renneinsatz 3 M. Reugeld 3 M.
Abends 8 Uhr Ball auf dem Schützenhofe.
Der letzte Zug nach Lübeck wird in Sarau halten.
Das Thierschau=Comité:
J. H. Meyer=Kulpin. Schmidt=Schmilau. Chr. Wulff=Ratzeburg.
Schroeder=St. Georgsberg. J. Clasen=Ratzeburg. Kleemann=St. Georgsberg.
Graaf=Ratzeburg. H. Rautenberg=Ratzeburg. Hecht=Resdorf.
Stoos=Harmsdorf. W. Burmester=Ratzeburg. Burmester=Schmilau.
Garten- und Veranda-Möbel
Triumphstühle in verschiedenen Ausführungen.
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Giesskannen
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Gartenschläuche
Schlauchkarren
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Die "Neue Börsenzeitung" in Berlin (15 Jahrgang) erscheint an allen Wochentagen sofort nach Schluß der Börse.
Die "Neue Börsenzeitung" enthält sämmtliche hier eingehende politische, finanzielle und kommerzielle Telegramme.
Die "Neue Börsenzeitung" enthält einen politischen Theil, ausgezeichnet durch die Vollständigkeit, Präcision und Schnelligkeit seiner Nachrichten.
Die "Neue Börsenzeitung" enthält ein Feuilleton, das die interessantesten Tagesneuigkeiten und Theaternachrichten bringt.
Die "Neue Börsenzeitung" liefert einen Courszettel, der außer sämmtlichen an der Berliner Börse gehandelten Effekten einen Coursbericht der Fonds= und Produkten=Börse enthält und sich durch die größte Correctheit auszeichnet.
Die "Neue Börsenzeitung" veröffentlicht mit der größten Schnelligkeit die Berichte der bedeutendsten Produkten= und Waarenmärkte.
Die "Neue Börsenzeitung" giebt als Beilage allwöchentlich die offizielle, bei der Reichsbank eingeführte, von der Redaktion des "Reichs= und Staats=Anzeigers" bearbeitete Verloosungsliste.
Die "Neue Börsenzeitung" bringt die rascheste Mittheilung aller derjenigen Nachrichten, die der Besitzer von Effekten und Derjenige, der solche zu erwerben beabsichtigt, wissen muß, um sich vor Nachtheil zu bewahren.
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Die Expedition
der "Neuen Börsenzeitung" befindet sich in Berlin SW., Dessauerstraße Nr. 35.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 44 Seite 4]Den geehrten Bewohnern Schönbergs und der Umgegend hiermit zur Nachricht, daß unser diesjähriger
Königschuß
am Montag, den 6. und Dienstag, den 7. Juli stattfindet.
Loose zur Tombola sind schon jetzt zu haben.
Schönberg, Der Vorstand
den 8. Juni 1885. der Schützenzunft.
Empfehle!
Jeden Mittwoch Eimerbier, sehr gut schmeckend und billig das Liter von 2 Pfennig an.
C. Schwedt.
Um zu beweisen, daß ich meine Biere aus nur rein Hopfen und Malz braue, fühle ich mich veranlaßt, eine Analyse des beeidigten Gerichtschemiker Herrn Th. Schorer-Lübeck zu veröffentlichen.
Das mir von Herrn Brauereibesitzer C. Schwedt in Schönberg i. M. übersandte Bier habe ich chemisch untersucht und folgendes Resultat erhalten:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Nach vorstehender Analyse muss das betreffende Bier als ein sehr reines, Malzextract= reiches erklärt werden.
LUEBECK, d. 17. 12. 83. Th. Schorer, beeidigter Gerichtschemicer.
Von hiesigen sowie auswärtigen Aerzten ist obige Analyse als ausgezeichnet erklärt.
Ergebenst
C. Schwedt.
J. Völlner's weltberühmte
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H. Brüchmann, in Rehna bei Joh. Warner.
Soeben erschien neu:
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Etablirt 1848.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
(Hierzu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 44 Seite 5]Beilage
zu Nr. 44 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 9. Juni 1885.
Vor dem Palais des Kaisers in Berlin spielen sich jetzt alltäglich wiederholt Scenen ab, die den deutlichen Beweis liefern, wie groß die Liebe und Verehrung ist, deren der Kaiser sich bei Hoch und Gering im Volk erfreut. Zeigt sich der Kaiser an dem historischen Eckfenster, so bildet sich sofort eine Volksmenge vor demselben und laut und freudig tönen dem Monarchen die Ovationen entgegen. Am Donnerstag, als die "Olga"=Leute vor dem Palais Wache standen, war die Freude eine ganz unbeschreibliche. Immer wieder mußte der Kaiser an das Fenster treten und immer wieder brach die Menge in jubelnde Hoch= und Hurrarufe aus. Das Befinden des Kaisers ist wieder ein ganz gutes.
Der Kronprinz ist in Königsberg in Preußen, wo er zum Jubiäum seines Grenadier=Regiments am Donnerstag und Freitag geweilt hat, von der Bevölkerung und den Behörden mit Aufmerksamkeiten geradezu überschüttet worden. Auch Prinz Wilhelm war dabei und auch er konnte sich nirgends zeigen, ohne der Gegenstand begeisterter Ovationen zu werden. Schön war's vom Kronprinzen, daß er in all' dem Jubel auch der Betrübten nicht vergaß. Er begab sich zu der Gemahlin des kürzlich verstorbenen Generals v. Gottberg, um ihr einen Beileidsbesuch zu machen.
Fürst Bismarck, der in Kissingen eingetroffen ist, wird dort nur drei Wochen verbleiben, um die Cur zu gebrauchen; wohin sich derselbe zur Nachkur nach der Vermählung seines jüngsten Sohnes, des Grafen Wilhelm Bismarck begeben wird, steht noch nicht fest. Es heißt, daß der Fürst nach Berlin nicht vor dem Ende dieses Jahres zurückkehren werde.
Herr v. Soden, nunmehriger kaiserlich deutscher Gouverneur von Kamerun, Regierungssreferendar v. Puttkamer, Attachè des Gouverneurs, und Regierungsassessor Falkenthal, kaiserlich deutscher Commissar und commissarischer Consul im Togo=Gebiet, haben sich am Montag in Hamburg an Bord der "Erna Woermann" nach ihren Bestimmungsorten eingeschifft.
War das ein Gewimmer in gewissen Kreisen, als im vorigen Jahr zuerst die Absicht von einer Besteuerung der Börsengeschäfte auftauchte. Und nun? - jetzt kann man in Börsenkreisen ganz offen die Ansicht aussprechen hören, daß man mit dem neuen Börsensteuergesetz, wenn der Bundesrath zweckmäßige Ausführungsvorschriften erläßt, recht wohl werde auskommen und bestehen können. Man ist im Grund auch in diesen Kreisen froh, daß die Frage gelöst ist, und wünscht nur, es möchte eine definitive Lösung sein. Die Befürchtung, als ob sich der Verkehr in gewissen Geldgeschäften nach andere Plätzen wenden könnte, oder gar, als ob große Firmen nach dem Ausland übersiedeln würden, wird jetzt geradezu als lächerlich bezeichnet. Man sieht eben auch hier wieder daß mit etwas Geduld und einigem guten Willen gar viel möglich zu machen ist in dieser schlechtesten aller Welten!
Die preußische Regierung wird in nächster Zeit beim deutschen Bundesrath einen Antrag auf Erbauung des Nord=Ostsee=Kanals einbringen. Die Kosten sollen auf 156 000 000 M. veranschlagt sein, wozu etwa 50 000 000 M. von Preußen vorweg geleistet, die übrigen etwa 106 000 000 M. vom Reich getragen werden sollen.
Die Verhandlungen zwischen den Vertretern des Reiches und den Vertretern des Norddeutschen Lloyd in Bremen sollen so weit gefördert sein, daß an die Ausarbeitung des Vertragsentwurfs herangetreten werden kann. Der Vertrag über die Dampfersubvention bedarf der Genehmigung des Bundesrathes und wird diesem zunächst vorgelegt werden.
Die Sozial=Demokraten liegen sich gründlich in den Haaren. Herr Frohme auf der einen, Herr Bebel und Herr Liebknecht auf der anderen Seite bewerfen sich gegenseitig mit Erklärungen und offenen Briefen. Es handelt sich um die Frankfurter Gruppe und um die Zustimmung zu dem Angriff, den während der Reichstagssession das Züricher Vereinsorgan gegen die Fraction schleuderte. Bis jetzt hat die Sache noch das Ansehen einer häuslichen Zwistigkeit, aber es kann sein, daß einige Mitglieder der Fraction über die Klinge springen müssen.
In Dresden haben bis jetzt etwa 1000 Tischlergesellen die Arbeit niedergelegt. Die ganze Bewegung ist so regelrecht geleitet, daß die Urheberschaft der Socialdemokratie unverkennbar ist. Die wesentliche Streitfrage bildet ein durchaus socialdemokratischer Grundsatz, daß die Gesammtheit der Arbeiter die Arbeitgeber vergewaltigen kann und soll. Da die Auftraggeber den Meistern längere Gestundung der Ablieferung bewilligen, so dürfte die Kasse der sogenannten Lohncommission bald erschöpft sein und diese Erschöpfung namentlich den älteren Arbeitern die Einsicht zurückbringen. Die Instrumententischler haben an der Arbeitseinstellung nicht theilgenommen.
Die Wahlen in Oesterreich fallen schlimm für die deutsch=liberale Partei aus. Bis jetzt sind schon 9 Sitze im Reichsrath verloren und weitere Verluste stehen noch bevor. Klerikale, Tschechen, Italienisch=Nationale und andere dunkle Gruppen schlagen die Deutschen, denn jene helfen sich gegenseitig um diese zu verdrängen.
Nur ein einziger englischer Soldat, so berichtet jetzt ein Grieche, der in Khartum mit General Gordon gewesen ist, würde genügt haben, den Arabern Furcht einzujagen und General Gordon zu retten. Aber Mr. Gladstone hatte für Gordon nicht einen einzigen englischen Soldaten übrig!
Ein Statistiker hat herausgerechnet, daß die vier bedeutendsten Männer Deutschlands gegenwärtig zusammen genau 333 Jahre zählen. Und zwar ist dem Alter nach aufgeführt Leopold von Ranke 90 Jahre, unser Kaiser 88 Jahre, Graf Moltke, der mit dem Jahrhundert schreitet, 85, und als "Nesthäckchen" dieser illustren Gesellschaft Fürst Bismarck 70 Jahr alt. Macht zusammen 333.
Die Zahl der sämmtlichen Taubstummen der Welt beträgt nach den Ermittlungen des Dr. Moufang in Mainz ungefähr 800 000 und von ihnen sind 63 % taub geboren, 37 % später taub geworden. In 397 Taubstummenanstalten werden zur Zeit 26473 Taubstumme von 2000 Lehrern unterrichtet. Derartige Anstalten besitzen: Deutschland 90, Oesterreich=Ungarn 17, Schweiz 11, Australien 2, Belgien 10, Brasilien 1, Kanada 7, Dänemark 4, Frankreich 67, Großbritannien und Irland 46, Japan 2, Italien 35, Luxemburg 1, Mexico 2, Niederlande 3, Neu=Seeland 1, Norwegen 7, Portugal 1, Rußland 10, Schweden 17, Spanien 7, die Vereinigten Staaten 65 und Bombay 1.
Im letzten Augenblicke.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1885 Nr. 44 Seite 6]Im letzten Augenblicke.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]
Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Auszahlung der im diesjährigen Johannistermin fällig werdenden Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien findet
am 10., 11., 12., und 13. Juni d. J.,
Vormittags von 8 bis 12 Uhr,
sowie
am Sonntag, den 14. Juni d. J.,
Morgens von 7 bis 10 Uhr,
im Geschäftslokale der Anstalt statt.
Schönberg, den 20. Mai 1885.
Das Directorium.
Auf der Ratzeburger Thierschau finden noch folgende Rennen statt:
1. Hürdenrennen. Herrenreiten für Herren und Pferde aus der Stadt Lübeck, zu reiten im rothen Rock oder Farben, Normalgewicht 80 Kgr., um einen Ehrenpreis, gegeben vom Comite. 5 M. Einsatz, dem 2. Pferde die Einsätze. Distanz ca. 2000 Meter, 6 Hindernisse. Die Bahn wird 4 3/4 Uhr Nachmittags gezeigt.
2. Flachrennen, für Herren u. Pferde aus der Stadt Lübeck, zu reiten im rothen Rock oder Farben, worüber Näheres auf dem Rennplatz bekannt gemacht wird.
Prima
Kräuter-Anchovis
empfiehlt H. Mette.
Meinen bekannten
Torf
halte zur Abnahme vom Moor, als auch in kleinen Quantitäten aus dem Hause bestens empfohlen.
Wwe. M. Fick,
geb. Lühr.
Gutes Ziegenfutter
hat zu vermiethen
F. Otto.
Matjes Hering
empfiehlt
Aug. Spehr.
1500-2000 Mark
reell jährlich zu verdienen,
ohne besonderen Zeitaufwand, ohne Capital und Risico für tüchtige und gut accreditirte Personen aller Stände. Offerten mit Angabe der gegenwärtigen Beschäftigung zur Weiterbeförderung an Haasenstein u. Vogler, Ann.-Exped. Frankfurt a. M. sub. F. E. 114.
Am Mittwoch, den 10. Juni, fahre ich mit meinem Omnibus nach der
Ratzeburger=Thierschau.
Abfahrt von hier 5 1/2 Uhr Morgens.
Abfahrt von der Neuenwelt 7 Uhr Morgens.
Ludw. Schütt.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 44 Seite 7]Gewinn=Liste zur Tombola.
Schönberg 1885.
1. 1 Reitpeitsche .................. 779
2. 1 Zeugständer.................. 978
3. 1 Kanarienvogel ............... 188
4. 1 Toilette .................... 626
5. 1 Bank ..................... 384
6. 1 Kommode ................... 929
7. 2 Milcheimer .................. 170
8. 1 Wäschetonne ................. 655
9. 1 Zeugleine................... 612
10. 1 Waage ..................... 121
11. 1 Fuchskopf................... 63
12. 1 Gans .......... ........... 149
13. 1 Eimer...................... 370
14. 1 Eimer...................... 324
15. 1 Wagenspritze................. 637
16. 1 Fußkorb .................... 796
17. 1 Haarbürste .................. 908
18. 1 Zeugbürste.................. 797
19. 1 Wagenbürste................. 1049
20. 1 Haarbesen................... 454
21. 1 Bernsteinbrosche .............. 799
22. 1 Bernsteinspange .............. 249
23. 1 do. .............. 539
24. 1 Cigarrenspitze ................ 212
25. 1 Collier ..................... 65
26. 1 Tuchnadel................... 293
27. 1 Kreuz ...................... 752
28. 1 Kreuz ... ................. 247
29. 1 Spange..................... 865
30. 1 Cigarrenspitze................ 359
31. 1 Cigarrenspitze................ 166
32. 1 Haarten................... 842
33. 1 Handeule ...................1010
34. 1 Möbelbürste................. 894
35. 3 Wichsbürsten ................ 279
36. 1 Präsentirteller ................ 462
37. 1 Tisch ....................... 182
38. 1 Gießkanne ................... 624
39. 1 Eimer ...................... 682
40. 1 Eimer ......................1000
41. l Laterne ..................... 134
42. 1 Anweisung auf Damenstiefel ..... 147
43. 1 Anweisung auf Stiefel ......... 667
44. 1 Hühnertränke ................ 917
45. 1 do. ................. 915
46. 1 do. ................. 501
47. 1/2 Dtzd. Servietten ............. 31
48. 1/2 Dtzd. Servietten ............. 309
49. 1 Tischlaken ................... 367
50. 1 Tischlaken ................... 424
51. 1/2 Dtzd. Handtücher ............. 86
52. 7 Meter Leinen ................ 148
53. 1 Fußschemel .................. 417
54. 1 Fußschemel .................. 391
55. 1 Fußdecke .................... 678
56. Zeug zu Hose und Weste ........ 994
57. 1 Schirm ..................... 389
58. 1 Schirm ..................... 823
59. 1 Schirm ..................... 707
60. 1 Regulator ................... 284
61. 1 Klapptisch ................... 122
62. 1 dunkel Brahma=Hahn .......... 109
63. 1 Paar Hühner (Andalusier) ..... 334
64. 1 Paar Hühner (Italiener) ...... 742
65. 1 Paar Hühner, schwarze Lamotte .. 794
66. 1 Paar Tümmler .............. 759
67. 1 Paar Tauben ................ 748
68. 1 Häufelpflug .................. 689
69. 1 Pflug ...................... 999
70. 1 Handkorb ................... 734
71. 1 Brosche..................... 733
72. 1 Spiegelschrank ............... 271
73. 1 Fußkorb .................... 674
74. 1 Zeugleine ................... 453
75. l Zeugleine. .................. 488
76. 20 Ellen Federleinen ............ 778
77. 1 Gartentisch .................. 217
78. 1 Trensenzaum ................ 372
79. 1 Möbelbürste ................. 190
Die Gewinne müssen spätestens bis zum 1. August cr. beim Herrn Senator Heincke zu Schönberg abgeholt werden, widrigenfalls sie zu Gunsten der Vereinscasse verfallen.
Das Comite der Industrie=Ausstellung
Schönberg, den 8. Juni 1885.
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