No. 88
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. November
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 88 Seite 1]

Nr. 23 des Offic. Anzeigers, für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der

II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung dienstpflichtiger unabkömmlicher Beamte für den Mobilmachungsfall.
(2.) Bekanntmachung, betreffend den Gebrauch selbstthätiger Registrirwaagen.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats September 1884.
III. Abteilung.
Dienst= etc.=Nachrichten.


Kaiser Wilhelm hat einer großen Jagd bei Hubertusstock beigewohnt und reist sofort zu einer Jagd nach Wernigerode. Am 31. October d. J. hat er das 32te Tausend seiner Lebenstage vollendet.
Es sind jetzt alle Wahlen bekannt. Der Entscheidungen sind 296, der Stichwahlen 101. Deutschfreisinnige 32 gewählt, 50 Stichwahlen; Nationalliberale 41 gewählt, 46 Stichwahlen; Freiconservative 18 gewählt, 6 Stichwahlen; Conservative 68 gewählt, 31 Stichwahlen; Centrum 95 gewählt, 14 Stichwahlen; Polen 16 gewählt, 4 Stichwahlen; Welfen 5 gewählt, 7 Stichwahlen; Volkspartei 2 gewählt, 6 Stichwahlen; Elsässer 14 gewählt, 1 Stichwahl; Däne 1 gewählt: 302 feste Resultate, 95 Stichwahlen (zusammen 397).
Der 4. November war für die Vereinigten Staaten von Nordamerika ein hochbedeutsamer, da an demselben die Wahl der Elektoren vorgenommen wurde, welche einige Wochen später den neuen Präsidenten zu erwählen haben. Diese letztere Wahl ist nur eine Formalität, da die Elektoren auf einen bestimmten Kandidaten verpflichtet werden. Die Entscheidung, ob Mr. Baine, der Kandidat der Republikaner, oder Mr. Cleveland, der Kandidat der Demokraten, während der nächsten vier Jahre an der Spitze der Union stehen werde, ist somit bereits am 4. d. gefallen. Mr. Cleveland, der demokratische Kandidat, ist als Sieger aus dem heißen Kampfe hervorgegangen. Die Staaten Newyork, Newjersey, Connecticut, Indiana und Kalifornien wählten, so weit bis jetzt bekannt, demokratische Elektoren, wenn auch mit kleinen Majoritäten. Der Wahlkampf war ein äußerst scharfer. Die Newjorker Journale mit Ausnahme der fanatischen republikanischen, gestehen die Wahl Clevelands ein. Die Bedeutung dieses Resultates ist für die Vereinigten Staaten eine ungeheure, denn zum ersten Male seit 24 Jahren, seit der Erwählung Abraham Lincolns, tritt wiederum ein demokratischer Präsident an die Spitze der Republik. Ein gewaltiger Umschwung aller inneren Verhältnisse Nordamerikas ist damit unmittelbar bevorstehend. Daß die Republikaner ihre Niederlage nur der Korruption, die sich vornehmlich in dem Stellenschacher und der Begünstigung des "Ring"=Unwesens bekundete, verdanken, darüber werden sich selbst die fanatischsten Republikaner nicht belügen können. Was die demokratische Aera bringen wird, ob Besseres oder noch Schlechteres, bleibt abzuwarten.


Lübeck. (Stadt=Theater) Den Wünschen des auswärtigen Theaterpublikums entgegenkommend, hat Herr Director Hasemann zu der Sonnabend den 8. d. M. 3 3/4 Uhr Nachmittags stattfindenden zweiten Nachmittags=Vorstellung für auswärtige Theaterbesucher eine Opern=Aufführung angesetzt und zwar die reizende, melodiöse und allgemein beliebte volkstümliche Oper Lortzing=Czaar und Zimmermann. Die gesammten Parthien sind in den Händen der ersten Opernkräfte des Lübecker Stadttheater und so wird dieser Nachmittag gewiß ein echter Kunstgenuß für die Besucher werden. - Wenn dieses anerkennenswerthe Streben mit Entgegenkommen des Herrn Director Hasemann vom Publikum durch ein sehr volles Haus genügende Unterstützung und Würdigung erhält, dürfte sich die Direction des Lübecker Stadttheaters gern veranlaßt sehen, in den angesetzten 10 Nachmittags=Vorstellungen noch 1 - 2 Opern zu bieten. Bei ungenügendem Besuch aber müßte die Direction von weiteren Aufführungen von Opern, der außergewöhnlich hohen Kosten wegen absehen.
- Vor Kurzem machte sich die Unterbringung eines reichen Dresdener Herrn in eine Anstalt nöthig. Hierbei nahmen die zuständigen Behörden auch Einblick in seine Privatverhältnisse und es ergab sich, daß derselbe seit Jahren sein Einkommen tief unter der Wirklichkeit declarirt hatte. Wie weit dieser Herr von der Wahrheit entfernt geblieben ist, kann man daraus ermessen, daß die aus seinem Vermögen zu bestreitende Strafe nicht weniger denn 84 000 Mark betrug.
- Antwerpen und Hamburg sind die ersten Petroleumhäfen des europäischen Continents. Hamburg wird noch etwas vorwiegen. Im Jahre 1883 sind dort angekommen 885 944 Faß und 4999 Kisten Petroleum, 111 391 Faß Harz, 18 560 Faß und 22 Kisten Terpentinöl, 506 Faß Galipot, 707 Faß Theer, 1942 Faß Pech, 115 Faß Naphthalin, 400 Colli Schwefel, 4 Colli Aether, 9255 Faß Schmieröl. Auch russisches Petroleum von Batum am Schwarzen Meer kommt dort in Schiffsladungen an.
- In Erfurt ist ein Mädchen nach dem Genuß eines Pöklings gestorben. Ein Erfurter Arzt und ein telegraphisch aus Jena herbeigerufener Professor stellten fest, daß eine Vergiftung vorliege. Die Zunge des Mädchens soll ganz schwarz gewesen sein. Möge dies als Warnung dienen, daß man geräucherte Fische nur dann essen soll, wenn sie nicht so alt sind. Bei warmer Witterung ist ganz besondere Vorsicht erforderlich, da sich dann leicht durch Fäulniß giftig wirkende Stoffe darin entwickeln.
- Fachblätter haben schon wiederholt die Aufmerksamkeit auf die Verwendung von Gras zur Papierfabrikation gelenkt. Es liefert sehr dehnbare, seidenartige, lange und feste Fasern, aus welchem ein Papier erzeugt wird, das noch feiner und durchsichtiger als das von den Zeichnern gebrauchte Leinenpapier ist. Alle Grasarten können verwendet werden, nur müssen sie vor der Blüthe gesammelt werden, man kann altes und junges Gras nehmen, wenn es nur nicht schon dürr ist. Nach den in England angestellten Berechnungen liefert ein Hektar Rasengrund im Durchschnitt 3075 Ko. Papier.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 88 Seite 2]

Anzeigen.

In der Nacht vom 19. - 20. v. M. ist aus einem Wagenschauer in Neschw ein Einspänner=Erntewagen gestohlen worden.
Ich bitte um Vigilanz und event. Benachrichtigung.
Neustrelitz, den 3. November 1884.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.

R. Funk.       


In dem am 1. d. Mts. Behufs Ermittelung des Ergebnisses der Reichstagswahl für den Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreis abgehaltenen Termin sind von den abgegebenen Stimmen als gültig 12743
anerkannt und hatten sich von denselben
      auf den Herrn Kammerherrn von Oertzen auf Brunn 7055,
            sowie
      auf den Herrn Gutsbesitzer Pogge auf Blankenhof 5626
vereinigt.
Der erstere ist daher sofort im Termin als gewählt proclamirt und hat nach seiner heutigen Erklärung die Wahl angenommen.
Neustrelitz, den 2. November 1884.

Landgerichtsrath Wohlfahrt.
als Wahlcommissar
für
den Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreis.


Auktionsanzeige.
Dienstag, den 11. u. Mittwoch, den 12. November d. J.,

Vormittags 10 Uhr beginnend, soll zu Wendorf der Nachlaß der verstorbenen Käthner Dähn'schen Eheleute meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Es kommen zum Aufgebot:

2 starke Arbeitspferde, 3 1/2 Jahre und 11 Jahre alt, 4 gute Milchkühe, 2 Starken, 1 Kalb, 8 Schafe und Lämmer, 3 mittelgroße Schweine, 6 Gänse, 20 Hühner, 1 Stuhlwagen, 3 Bauwagen, gute Pferdesielen und Sattel, 1 eich. Doppelwalze, fast neu, Pflüge, schottische und andere Eggen, Kornrommel und Häcksellade, sowie alles Sonst auf der Stelle vorhandene Hof=, Stall= und Ackergeräth, auch eine Decimalwaage mit Gewichten, Kornsäcke, Brennholz und Torf, gute Betten und Bettgestelle, Leutebetten, eine große Partie Flachs= und Heede=Leinen, Lakenleinen, Tisch= und Handtuchleinen und Leinenzeug, Garn, Flachs, einige Säcke mit Federn, Mannes= und Frauen=Kleidungsstücke, sämmtliches Haus= und Küchengeräth, Sophas, Schränke, Tische, Stühle, Kommoden, Wanduhren, 1 Pendule, Porzellan= und Fayencesachen und was sonst noch alles vorhanden.
Das Vieh kommt am 11., Mittags, zum Aufgebot.
Schönberg, den 30. Oktober 1884.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Holz=Auction Nr. 1.

Am Mittwoch, den 12. November, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Lenschower Tannen=Revier meistbietend verkauft werden

67 Stück Kiepentannen
90 Rmet. Tannen=Rodestämme.
Schönberg, den 3. November 1884.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Holz=Auction Nr. 2.

Am Donnerstag, den 13. November, Morgens 10 Uhr sollen in der Ziethen=Rieh bei Ziethen nachstehende Holzsortimente meistb. bei freier Concurrenz gegen Baarzahlung verkauft werden.

4 Rmet. Loheichen Kluft II.
2 Rmet. Loheichen Knüppel I.
73 Rmet. Loheichen Knüppel II.
8 Fuder Loheichen Stangen zu Pfahlhölzern etc. geeignet.
Schönberg den 3. November 1884.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Kampfgenossen-Verein 1870/71
Generalversammlung

Sonntag d. 9. November, Nachmittags 3 1/2 Uhr.

Tagesordnung:

Berathung über die Theilnahme des Kampfgenossen=Vereins an den Arbeiten des rothen Kreuzes durch Bildung von Sanitätscolonnen.
Die Wichtigkeit der Verhandlung vernothwendigt das Erscheinen womöglich aller Kameraden.

Der Vorstand.       


Hagelschaden-Versicherungs-Verein f. Mecklenburg-Schwerin und Strelitz zu Grevesmühlen.

In diesem Jahre sind versichert 1,865,731 Cent. Getreide, nach den Kornpreisen vom 15. August und 1. November d. J. zum Werthe von 12,934,045 M. 85 Pfennig. - Für die in diesem Jahre stattgefundenen 138 Hagelschäden sind mit Einschluß der Administrations= und Taxkosten, abzüglich des Cassenbestandes zu zahlen 376229 M. und ist hiernach in heutiger Directorial=Versammlung der diesjährige Beitrag auf 2 M. 92 Pfennig. pro 100 M. festgesetzt. - Nach Vorschrift des § 36 der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird. Der 31 jährige Durchschnittsbeitrag beträgt 1 M 1 Pfennig. pro 100 M., wobei zu berücksichtigen ist, daß keine Legegelder und Vorprämien bezahlt, die sämmtlichen Taxkosten vom Verein getragen und für Oelfrüchte höhere Beiträge nicht erhoben werden.

Grevesmühlen d. 4. November 1884.
                                                    Die Direction.


Dr. Pattison's
Gichtwatte,
bestes Heilmittel gegen                          
Gicht und Rheumatismen

aller Art, als Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Fußgicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
In Packeten zu 1 M. und halben zu 60 P. bei

Senator Wilh. Heincke.


Ziehung den 12. November 1884.
15 200 Geldgewinne, 161 500 Mk.
Haupttreffer: 50000 Mk., 10000, 5000 etc.
349. LETZTE MÜNCHEN-GIESINGER LOTTERIE.
Loose á 2 M. gegen Postanweis. od. Briefmarken nebst 30 Pfennig. für Francatur und Ziehungsliste versendet.
                          Alb. Roesl in München.


Viehwaschpulver

bewährtes, billigstes Mittel gegen Ungeziefer beim Rindvieh,

Hühneraugencollodium

gegen Hühneraugen, Hornhaut etc. in Gläsern mit Pinsel zu 60 Pfennig. empfiehlt

die Apotheke zu Schönberg.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 88 Seite 3]

Stadttheater in Lübeck.
Zweite Nachmittagsvorstellung für auswärtige Theaterbesucher.
Sonnabend, den 8. November 1884:
Anfang 3 3/4 Uhr.
Czaar und Zimmermann.
Komische Oper in 3 Acten von Albert Lortzing.
                                                    
Die Direction.
                                                    W. Hasemann.


Concertanzeige.

Der Unterzeichnete wird am Montage, den 10. d. Mts. unter gütiger Mitwirkung von Fräulein M. Mette aus Ratzeburg und der hiesigen Vereinsmusiker ein Concert im Saale der Frau Köster hieselbst geben, wozu er ein hochgeehrtes Publikum Schönbergs und der Umgegend ergebenst einladet. Anfang des Concertes 7 1/2 Uhr Abends.
Entree an der Kasse à Person 1 M., für Schüler à 50 Pfennig Billets à Person 75 Pfennig und für Schüler 40 Pfennig sind vorher in Spehrs Hotel hier zu haben.

Schönberg.                                                     J. H. Meier, Org.


Programm.

1. Sonate für Pianoforte v. L. v. Beethoven.
2. Arie für Sopran aus dem Oratorium "Die Schöpfung" v. Haydn.
3. Ouverture zu der Oper "Don Juan" für Orchester v. Mozart.
4. a. Nocturne für Pianoforte v. Chopin.
    b. Impromptu für Pianoforte v. Chopin.
    c. Walzer für Pianoforte v. Chopin.
5. Overture zu der Oper "Die Stumme v. Portici" für Orchester v. Auber.
6. a. "Du bist die Ruh' " v. F. Schubert für Sopran.
    b. "Schneeglöckchen" v. Reinecke für.
7. Concert für Pianoforte mit Orchesterbegleitung v. Mendelssohn-Bartholdy.

Schönberg.                                                     J. H. Meier, Org.


"CIBILS"
flüssiger Fleisch=Extract
als das Beste anerkannt
auf den Ausstellungen
Buenos Ayres Amsterdam u. Blois 1883
empfiehlt in Original=Flaschen                          
J. Ludw. D. Petersen.


Das Bettfedern=Lager
Harry Unna in Altona

versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfund) gute neue

Bettfedern für 60 Pfennig
das Pfund vorzüglich gute Sorte für 1 M. 25 Pfg., Prima Halbdaunen nur 1 M. 60 Pfg. Verpackung zum Kostenpreis.
Bei Abnahme von 50 Pfund 5 pCt. Rabatt.


Stahlsaiten für Violine

versendet in nur rein englischer ff. Qualität das Dzd. Esaiten 45 Pfennig. A 60 Pfennig., D, G 1,20 M. die Saitenhandlung von

T. Gentzsch, Leipzig, Neumarkt 10.       

Marken werden in Zahlung genommen.


Mecklenburgische Bank in Schwerin i. M.
Status per ultimo October 1884.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Die Agentur der Mecklenburgischen Bank,
für
Schönberg und Umgegend,

vertreten durch den Unterzeichneten ist bevollmächtigt und bereit zur directen Vermittlung aller der Mecklenburgischen Bank in Schwerin zu offerirenden Geschäfte:
Entgegennahme u. Rückzahlung von Spar- und Capital-Einlagen gegen Sparbücher, Schuldverschreibungen und Baar-Conto-Corrent.
Bewilligung von Darlehen und Crediten gegen Sicherheit; Discontirung von Wechseln und gekündigter oder ausgelooster Werthpapiere;
Verkauf von Tratten auf das europäische und aussereuropäische Ausland; insbesondere auf Amerika.
An- und Verkauf von Staatspapieren und Börseneffecten.
Die Bedingungen für alle Geschäftszweige der Bank in einem Promemoria ausführlich zusammengestellt, sind kosten- und portofrei von mir oder von der Bank direct zu beziehen.

Schönberg i. M.                                                     Wilh. Schrep.


Lotterie-Ziehung
ohne Widerruf
am 16. Dezember
für arme verwaiste Kinder.
Gewinne nur baar Geld ohne Abzug
M. 114,300. Hauptgew. M. 30,000 etc.

Günstigste aller laufenden Lotterien. Bereits auf circa 9 Loose ein Treffer. Loose á 2 M. und 20 Pf. für Porto und Liste, auch in Briefmarken, versendet die Lotterie=Direction

A. & B. Schuler, München.


Auf Hof Mechow finden zu Ostern einige ordentliche

Tagelöhner=Familien

Wohnung.
Mechow im November 1884.

Stamer.       


Sonnabend den 8. d. M. Abends
Anstich von Spatenbräu.
                                                    W. Wieschendorf.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 88 Seite 4]

En gros En détail.
Wilhelm Peters vorm. Eduard Jappe
Fabrik=Lager von Buckskins u. Wollwaaren.
Lübeck, Braunstraße 145

empfiehlt im detail-Verkauf zu Fabrikpreisen:

Einen großen Posten Buckskins und Paletotstoffe - 9 und 10/4 breit Ia. Qualität und in den neuesten Mustern, sowie Reise=, Schlaf= und Pferde=Decken etc.
En gros En détail..


Apotheken=Verlegung

Mit dem heutigen Tage habe ich meine Apotheke und Mineralwasserfabrik früher Ed. Gottschalk'sche Apotheke F. F. Kindt Nachfolger, von der Alfstraße 43 nach der

oberen Mengstraße No. 8

verlegt und unter dem Namen

Adlerapotheke

eröffnet. Auf das Reichhaltigste, den Anforderungen der Neuzeit entsprechend, eingerichtet, empfehle ich dieselbe hiedurch dem Wohlwollen des geehrten Publikums.

                                                    Hochachtungsvoll:
                                                    Apotheker von Jess.

Lübeck, den 2. November 1884.


Am Mittwoch, den 5. November, Nachmittags 4 Uhr starb unsere liebe Mutter die Wittwe Sophie Robrahn geb. Reinhardt von der Maurinmühle auf einer Besuchsreise in Selmsdorf. Dieses zeigen allen Verwandten und Bekannten tiefbetrübt an

die hinterbliebenen Kinder.    

Die Beerdigung findet am Sonntag Nachmittag 2 Uhr vom Sterbehause zu Selmsdorf aus statt.


Gesucht
zu sogleich ein tüchtiger Halbknecht oder gewesener Hofgänger zu allen vorkommenden Arbeiten hauptsächlich in der Mühle von

G. Creutzfeldt, Schönberger Mühle.


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren:

Den 2. Oktober dem Böttcher Vitense zu Schönberg ein Sohn.
Den 5. Okt. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
Den 11. Okt. dem Arbeitsmann Wilhelm Jochens zu Boitin=Resdorf eine Tochter.
Den 10. Okt. dem Lehrer Richter zu Schönberg ein Sohn.
Den 16. Okt. dem Arbeitsmann H. Schmüser zu Bauhof Schönberg ein Sohn.
Den 18. Okt. dem Schlössermeister Schrep zu Schönberg ein Sohn.
Den 30. Okt. dem Kaufm. Sommer zu Schönberg ein Sohn.
Den 3. Novemb. dem Hauswirth Bade zu Ollndorf eine Tocht.

Gestorben:

Den 2. Okt. Helene Anna Chatharine Marie Tews zu Schönberg, 10 Monate alt.
Den 3. Okt. Hans Heinrich Voß, Hauswirth zu Petersberg, 64 J. 7 Mon. alt.
Den 10. Okt. August Joachim Kibbel, Schänkwirthssohn zu Schönberg, 4 J. 2 M. alt.
Den 13. Okt. Martha Anna Catharina Elisabeth Lehnhardt, Schuhmachertochter zu Schönberg, 2 J. 3 M. alt.
Den 19. Okt. Wilhelm Johann Heinrich Peter Fischer, Arbeitersohn zu Schönberg, 1 J. 1 Mon. alt.
Den 19. Okt. Carl Ernst Bernhard Heinrich Thieß, Müllersohn zu Niendorf, 1 Mon. alt.
Den 22. Okt. Emma Helene Marie Elisabeth Lohse, Damenschneidertochter zu Schönberg, 4 J. 7 M. alt.
Den 24. Okt. Anna Marie Wilhelmine Maaß, Hauswirthstochter zu Lindow, 4 Mon. alt.
Den 26. Okt. Franz Johann Carl Reiher zu Sabow, 5 Monate alt.
Den 27. Okt. Heinrich Johann Peter Krellenberg zu Schönberg, 6 J. 5 Mon. alt.
Den 28. Okt. Marie Catharine Elisabeth Kleinfeld zu Schönberg, 4 Mon. alt.
Den 28. Okt. Anna Catharine Oldörp geb. Boye, Webermeisterfrau zu Schönberg, 65 J. 6 M. alt.
Den 3. November Hans Jochen Wilhelm Möller, Arbeitersohn zu Schönberg, 2 Mon. alt.
Den 5. Novemb. Catharine Marie Maaß geb. Oldenburg, Hauswirthsaltentheilerin zu Törpt, 65 J. alt.

Eheschließungen:

Den 17. Okt. Knecht Johann Joachim Heinrich Schwarz zu Rupensdorf und Catharine Magdalene Elsabe Meiborg zu Schönberg.
Den 24. Okt. Hauswirthsanerbe Johann Heinrich Bohnhoff zu Gr. Siemz und Anna Marie Lenschow zu Petersberg.
Den 31. Okt. Vicefeldwedel Gustav Theodor Birkenmeier zu Lübeck und Dorette Christine Hedwig Wieschendorff=Schönberg.
Den 31. Okt. Knecht Hans Ludwig Christoph Barg und Marie Catharine Margarethe Haack, beide zu Torisdorf.
Den 31. Okt. Hauswirt Jochen Heinrich Bohnhoff zu Kl. Bünsdorf und Catharine Marie Louise Busch zu Retelsdorf.
Den 31. Okt. Knecht Hans Joachim Heinrich Hundt zu Blüssen und Catharine Magdalene Ahrendt zu Schönberg.
Den 31. Okt. Holländer Friedrich Rudolph Johann Meincke zu Wehningen und Johanna Christine Elise Bertha Stüve zu Schönberg.
Den 4. Novemb. Zimmergeselle Hans Peter Parbs zu Rodüchelsdorf und Catharine Marie Elisabeth Kohert zu Schönberg.
Den 4. Novemb. Deputatknecht Wilhelm Johann Friedrich Müller zu Kl. Rünz und Elise Johanne Marie Stein zu Retelsdorf.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 9. November.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 88 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 88 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 7. November 1884.


- Bei einem furchtbaren Südweststurm ist die deutsche Kriegsbrigg "Undine" gescheitert. Sie wurde vom Corvettencapitän Cochius geführt, war als Uebungsschiff für Schiffsjungen I. Cl. aus dem Kieler Hafen ausgelaufen, um eine Uebungsreise in das Mittelmeer anzutreten, sie führte 6 Kanonen. Der Orkan faßte das Schiff am 27. October Abends und warf es unweit Agger an der Westküste Jütlands an den Strand: die Mannschaft von 150 Köpfchen wurde gerettet, nur ein über Bord gefallener Matrose ertrank. Ein herrlicher Zug verdient bekannt zu werden. Als die Noth am größten war und alles sich in der nächsten Minute verloren gab, ließ der Kapitän die Mannschaft sich sammeln und brachte im Angesicht des Todes unter donnerndem Sturmesbraus ein dreifaches Hoch auf den Kaiser aus, in das die 150 deutschen, meist jungen Seeleute, todesmutig einstimmten. Solches Hoch ist wohl noch niemals aufgebracht worden.
- Auf dem Meere trieb halbverbrannt der holländische Postdampfer Meesdam, von Mannschaft und Passagieren (186 Personen) keine Spur. Sie mußten sich auf die Boote geflüchtet haben. Da aber seit Tagen Stürme wüteten, gab man sie verloren. Endlich kam aus Newyork die frohe Kunde, daß der deutsche Dampfer Rhein vom Nordd. Lloyd Alle gerettet und ans Land gesetzt hatte.
- Zwischen Dr. Schwenninger und dem berühmten Professor Dubois Reymond gibts einen ärgerlichen Handel. Der Letztere nahm den Ersteren nicht an, als er ihm seinen Besuch machen wollte, und das nahm Schwenninger so übel, daß er ihn zum Duell herausforderte, was dieser wieder nicht annahm.
- Am Rathhaus in München ist eine Gedenktafel für die gefallenen Krieger von 1870 angebracht. Alljährlich am Allerheiligentage, wo alle Gräber besucht und geschmückt werden, bringt die Musik des Kriegerbundes vor dieser Gedenktafel eine Trauermusik. So auch diesmal.
Mazeppa, der Kosackenhauptmann, wurde zur Strafe auf ein ungezähmtes Steppenpferd gebunden, das in die Wildnis hinaus gejagt wurde. Es ist eine schaurige, vielbesungene Geschichte. Einen neuen Mazeppa hat's in Nebraska gegeben. Ein junger Deutscher, Bohrmann, betrieb mit einem Schotten Wilson zusammen Viehzucht in Nebraska. Wilson war verheiratet und wurde eifersüchtig auf Bohrmann, ohne sich's merken zu lassen. Eines Morgens überfiel er ihn mit drei Knechten im Bette, knebelte ihn, band ihn nackt auf ein wildes Pferd und jagte es hinaus in das Weite. Nach 10 Tagen wurde B. gefunden 1200 Meilen entfernt von dem gemeinschaftlichen Blockhaus, zerfetzt und fast leblos; 7 Wochen lag er todtenähnlich danieder, wurde aber gerettet und erzählte sein Schicksal.
- Die Doctorhüte können nur von Universitäten bezogen werden, weil sie nur von Professoren und Facultäten gemacht werden. Seither brauchte mancher Liebhaber nur eine schriftliche Arbeit und ein gutes Geld einzuschicken und bekam seinen Hut. Da man aber fand, daß mancher Doctorhut und Kopf nicht recht zusammen paßte, so geht man damit um, daß Jeder sich selbst an der Universität einstellen, ein Examen machen und seinen Kopf prüfen lassen muß, ehe er den Hut bekommt. Umsonst ist natürlich auch künftig der Tod.


Blind und doch sehend.
Ein junger Arzt.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1884 Nr. 88 Seite 6]

Blind und doch sehend.
Ein junger Arzt.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


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