No. 23
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. März
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1881 Nr. 23 Seite 1]

     Es wird hierdurch der §. 2 der Verordnung vom 28. Januar 1868 (Ausführungs=Verordnung zum Bundesgesetze vom 1. November 1867 über die Freizügigkeit):

"Jeder, welcher einem Neuanziehenden Wohnung oder Unterkommen gewährt, hat darauf zu halten, daß die Meldung geschehe, und von deren Versäumniß binnen weiteren vom Ende der Meldungsfrist an laufenden 8 Tagen der Landvogtei in Schönberg Anzeige zu machen."
mit dem einzufügen in Erinnerung gebracht, daß die Anmeldungspflicht auch auf die Handlungsgehülfen Anwendung findet.
     Schönberg, den 16. März 1881.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Höchst interessante Einzelheiten über den zum Palais des Czarewitsch, jetzigen Kaisers gelegten und vorgestern entdeckten Minengang enthalten die nachstehenden, Petersburg, 17. d. M. datirten Telegramme. Im Januar miethete ein Mann, der sich für einen Bauer Namens Koboseff aus dem Gouvernement Woronesch, Kreis Semljask, ausgab, die seit 2 Jahren leerstehende Kellerwohnung in dem Hause Kleine Gartenstraße Nr. 8 und legte dort ein Käse= und Milch=Geschäft an. Der Polizei fiel es auf, daß die Frau des Koboseff durchaus nicht einer Bäuerin glich, sich über ihren Stand elegant kleidete und feinste Cigarren rauchte. Auch das ganze Auftreten des Koboseffschen Ehepaares war durchaus nicht das von Bauern, in dem Geschäfte waren auch weder Ausläufer noch Verkäufer beschäftigt. Der Pristaw (Polizeivorstand des Reviers) meldete diese verdächtigen Umstände dem Stadthauptmann. Es wurde darauf ein Techniker von dem General Mrowinski beauftragt, die Räume unter dem Vorwande zu untersuchen, daß die Wohnung feucht und daher ungesund sei. Die Untersuchung fand am 12. März, am Tage vor dem Attentat statt, ergab aber absolut nichts Verdächtiges. Am Abend des 14. März kam Koboseff angetrunken nach Hause. Er war noch an jenem Tage in der Wohnung gesehen worden, ebenso am Morgen des 15. Am Abend war nur noch die Frau anwesend, Gestern wurde das Geschäft gar nicht geöffnet, das Ehepaar war verschwunden. Die Polizei wurde dadurch aufmerksam und nahm eine nochmalige Untersuchung des Locales vor. (Nach anderen Angaben hatte der bei dem Attentate verhaftete Verbrecher Russakoff, wie bereits gemeldet, am 15. d. M. Geständnisse gemacht und die Mine verrathen; seine Hinrichtung, die für heute früh angesetzt war, wurde in Folge dessen aufgeschoben.) Als die Polizei die Wohnung erbrochen hatte (dieselbe hat drei Piecen, den Verkaufsraum, ein Zimmer nach der Straße, ein nach hinten heraus), entdeckte man unter dem Sopha Erde, Ziegelsteine und Brecheisen. In dem Zimmer neben dem Laden fand man die Wand unter dem Fenster anstatt mit Mauersteinen mit Brettern verkleidet. Diese wurden abgerissen und dadurch der unterirdische Minengang freigelegt. Derselbe hatte einen Durchmesser von ungefähr 2 1/2 Fuß, war mit einer Holzverschalung ausgekleidet und einundzwanzig Fuß unter dem Straßendamm vorgetrieben. Die elektrische Batterie zur Entzündung der Mine war bis auf die Füllung mit Säuren fertig gestellt und stand am Eingang zur Minengalerie. Zwei Flaschen mit Säuren standen neben der Batterie. Sieben Fuß von dem Eingang der Mine entfernt begann bereits die Dynamitladung, welche so stark war, daß bei einer etwaigen Sprengung die benachbarten Gebäude zermalmt worden wären. Die Polizei und die Gerichtspersonen stellten sofort, vorsichtig arbeitend, vom Keller aus eine Revision der Mine an und legten dieselbe auch von der Straße aus nach Aufreißung des Asphaltpflasters gegen Abend bloß. Der Minengang läuft direct neben der Treppe des Restaurant Jekaterinski.
In dem erwähnten Käsegeschäfte in der Kleinen Gartenstraße, von welchem aus die Dynamitmine lief, waren sämmtliche Tischkasten und Buttertonnen voll Erde. Im hinteren Zimmer fand man einen ganzen Berg Erde, überdeckt mit Stroh, im Wohnzimmer unter dem Divan Erdbohrer und verschiedenes Handwerkszeug. In der ganzen Wohnung entdeckte man keinerlei Documente, Handlungsbücher oder dergleichen; nur einen gefälschten Paß auf den Namen Koboloff lautend und ein Handelspatent. Auf dem Tische lag ein Papierrubel, auf dem die Worte standen: "Man möge mit dem Rubel die noch schuldige Fleischerrechnung bezahlen". Ein Kater irrte als einziges lebendes Wesen in der Wohnung umher. Ein sehr bestimmtes Gerücht behauptet, Russakoff habe ausgesagt, am 13. März hätten auf dem Wege von der Manege bis zum Palais noch an verschiedenen Stellen mit gleichen Orsinibomben ausgerüstete Genossen von ihm die Kaiserliche Equipage erwartet. Die Stelle an der das schändliche Attentat verübt wurde, ist mit einer improvisirten Umzäunung versehen und reichlich mit Immortellen=Kränzen und Blumen bedeckt. Ein Militärposten hält dort Wache. An dieser Stelle soll eine Sühnkapelle errichtet werden.
Ueber Vorbereitungen zu der, wie es heißt, erst in Monatsfrist stattfindenden Krönung des neuen Herrschers berichtet folgendes Petersburger Telegramm: Am Mittwoch trafen aus Moskau hier die Krone Wladimir Monomachs, die Krone des Sibirischen und des Astrachanschen Czarenthums und die Herrscherstandarte ein. Die Kroninsignien wurden durch hohe Hofbeamten und Militär in Parade=Uniform auf dem Bahnhofe empfangen und nach dem Winterpalais überführt.
Die Meldungen betreffs der Warnung vor dem Attentat sind dahin zu ergänzen, daß die Hauptwarnung vor circa drei Wochen von London hier einlief. In derselben wurde ausgesprochen, daß ein Bomben=Attentat beabsichtigt werde und auch noch verschiedene Details angegeben, über welche sich der verstorbene Kaiser wiederholt mit seiner Umgebung

[ => Original lesen: 1881 Nr. 23 Seite 2]

unterhielt. Es gelang auch der hiesigen Polizei, verschiedene "Verdächtige" zu arretiren; Wie die entsetzliche Katastrophe bewies, jedoch nicht alle.
Bei der Obduktion des Czaren vor der Balsamirung fanden die Aerzte die Leber von den Seiten eingedrückt. Die Gallenblase enthielt zwei Gallensteine, die eine Niere eine kleine Geschwulst. Constatirt wurden ferner Lungenemphyseme, Herzverfettung und Veränderungen in der Aorta. Bei den entsetzlichen Verwundungen war die Balsamirung, wie verlautet, ein sehr schwieriges Werk. So mußten, da die Beine bis zu den Unterschenkeln vollständig zerschmettert waren, die Aerzte beide Füße abnehmen. Die amputirten Gliedmaßen wurden sofort in einen Zinkkasten gelegt und derselbe verlöthet. Er wird dann mit in den Sarg gelegt werden. Auf dem Paradebett ruht Kaiser Alexander II. in der Uniform seiner Preobraschensky=Garde. Selbstverständlich sind die fehlenden Gliedmaßen durch mit Holz ausgefüllte Stiefel ersetzt.
Ein Genfer Telegramm des "Intransigeant", dessen Haltung übrigens die Glaubwürdigkeit seiner Attentatsnachrichten auf ein Minimum reducirt, versichert, daß der Mord des Czarewitsch ebenfalls beabsichtigt gewesen sei. Die That sei aber nicht ausgeführt worden, weil der Czarewitsch einen anderen Weg eingeschlagen habe.
Zwei Niederlagen mit Dynamit wurden entdeckt. Dreiundsiebzig Personen wurden arretirt in dem Bäckereihaus Mengden, wo die Rendezvous der Verschworenen war.


Rußland und das Ausland.

Wie sie in Frankreich sich auf die Fußspitzen stellen, die Köpfe heben und die Hälse recken nach der aufgehenden Sonne in Rußland. Sie soll den Tag der Revanche heraufführen. Gambetta, zum Höfling und Schmeichler des russischen Kaisers und Volkes avancirt, girrt geile Lieblingslieder in seiner Zeitung "Republique francaise", und der alte Gaukle Girardin spannt in seiner "Presse" das Thurmseil auf, um die liebe russische Puppe auf dem Rücken zum Thurm hinaufzutragen.
Müssen wir Deutschen uns bange machen lassen oder uns selber bange machen? - Großfürst Alexander ist in einer schweren Stunde Kaiser geworden, wird aber viele Stunden und Tage brauchen, um für die schwere Entscheidung: Reform im Innern oder Krieg nach außen, die Gründe und Gegengründe, die Vortheile und Nachtheile abzuwägen. Solche Unternehmungen die ein Reich heben oder stürzen, springen nicht fertig aus eines Fürsten Haupt, wie Minerva aus dem Haupte des Jupiter.
Liegen in dem Charakter Alexanders III. sichere Anhaltspunkte für ein Urtheil über die Zukunft? Was man weiß, ist Folgendes. Der Kaiser ist 36 Jahre und wurde erst nach dem Tode seines älteren Bruders dem lustigen und wilden Leben eines Gardeoffiziers entrissen und für den Thron erzogen. Er galt nicht als ein Freund der Deutschen und ließ sich eine Zeitlang von der hochgehenden russischnationalen Strömung ziemlich weit mit fortreißen. Er steht in dem Rufe, neben auffallender Derbheit eine gewisse Ehrlichkeit und den Muth eigener Ueberzeugung zu besitzen. Eine bestimmte Politik hat er nicht, ihn leitet vielmehr die Strömung des Tages und der Einfluß seiner Umgebung, er ist von einer gewissen Entschlossenheit, die zum Guten wie zum Bösen ausschlagen kann, je nach den Rathgebern. An die Stelle eines berechenbaren Herrschers ist ein unberechenbarer getreten. Das ist der Unterschied zwischen gestern und heute, ein sehr gewichtiger für die Berechnung der Staatsmänner und Kabinette; denn Worte ohne Thatsachen sind Rauch und Sand.
Ein paar Tage nach dem Petersburger Attentate legte der Chef der Polizei in Paris den Ministern das Verzeichniß der polnischen Flüchtlinge und russischen Nihilisten in Frankreich vor. Es umfaßt 4000 Polen und einige Dutzend Nihilisten. Vielleicht bittet sich Alexander III. dieses Verzeichniß aus und denkt darüber nach. Welches Land war seit langer Zeit die Herberge der Polen, der unversöhnlichen Feinde Rußlands? Wo fanden die Nihilisten, wo fand Hartmann, eines ihrer Häupter, Schutz? Auf welche Städte weisen die neusten Fädchen der Verschwörung der Nihilisten? Werden die Nihilisten umgestimmt durch einen Krieg? Hat sie der russisch=türkische Krieg, angeblich im nationalen und religiösen Interesse geführt, von ihren Mordplänen abgebracht? - Die von Bombensplittern zerrissene Leiche Alexander II. gibt beredte Antwort. Ihre Pläne sind andere, ihr brutaler Fanatismus bedroht das Kaiserhaus und die ganze bürgerliche Gesellschaft. Vor ihnen ist der Kaiser im Feldlager so wenig gesichert wie in seinem Schlosse. Der Nihilisten Parole ist nicht: Du oder Ich! sondern: Du und Ich! Sie setzen ihr eigenes Leben für ihren Fanatismus ein, sie wissen, wir sind verloren, indem wir morden, aber wir thun's doch. Und wenn man Einem den Kopf abschlägt, schießt ein Anderer auf, wie einst bei der fabelhaften Lernäischen Schlange. Das alles sind Erfahrungen, die den Kaiser auf andere Dinge als auf Krieg nach außen hindrängen.
Wie's aber kommen möge, die eine schwarze Stunde, die in Petersburg den Wechsel auf dem Thron herbeigeführt, hat Fürst Bismarck vor zwei Jahren schon in seine politische Rechnung aufgenommen und das war damals, als er nach Wien reiste und das Bündniß mit Oesterreich schloß, mit Oesterreich, das von Rußland ebenso gehaßt wird wie Deutschland. Hat es Deutschland einmal mit einem Feind zu thun, so findet er Deutschland allein, aber gewaffnet und gewappnet; hat es Deutschland mit zwei Feinden zu thun, mit Frankreich und Rußland, so finden die zwei Feinde zwei Gegner Rücken an Rücken, Deutschland und Oesterreich. Die deutsche Reichsregierung hat in der "Prov.=Corr." den neuen russischen Kaiser ernst begrüßt mit dem aufrichtigsten Vertrauen, daß er die Ueberlieferungen seiner Ahnen treu pflegen und den Werth einer Freundschaft mit Deutschland würdigen werde." Das lautet ernst und selbstbewußt, aber weder wie Angst, noch wie eine Drohung.
Neustrelitz, 15. März. Heute Nachmittag ist Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog nach St. Petersburg von hier abgereist um Namens des hiesigen Hofes den Trauer= und Beisetzungsfeierlichkeiten für den hochseligen Kaiser Alexander II. beizuwohnen und die Glückwünsche des Großherzogs Königliche Hoheit dem jetzt regierenden Kaiser Alexander III. von Rußland zu dessen Thronbesteigung darzubringen. - Das entsetzliche Attentat hat auch hier Jedermann mit Abscheu erfüllt und um so größeres Interesse erregt als derselbe unmittelbar nach dem üblichen Besuche, welchen der verewigte Kaiser allsonntäglich nach stattgehabter Parade bei Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Catharina, Wittwe des Herzogs Georg, abzustatten pflegte und unmittelbar neben dem zu Höchstderen bekannten großartigen Palaste gehörigen Schloßgarten ausgeführt wurde.     (N. Z.)
Neustrelitz, 17. März. Gestern ist aus Frankfurt a. M. die Trauerbotschaft von dem Nachmittags halb 2 Uhr im fast vollendeten 87. Lebensjahre dort plötzlich erfolgten Tode Ihrer Hoheit der Prinzessin Louise von Hessen, ältesten Schwester der hochseligen Großherzogin=Mutter, hier eingetroffen. somit hat der Tod binnen 11 Wochen drei der hochbetagten und durch Gaben des Geistes und Herzens besonders ausgezeichneten hohen Geschwister hingerafft und es verbleibt jetzt nur noch die verwittwete Herzogin von Cambridge Königliche Hoheit am Leben, bekanntlich die Mutter unserer jetzt regierenden Großherzogin.      (N. Z.)
Neustrelitz, 18. März. Laut hier eingegangenen Nachrichten sind seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog gestern Nachmittag 6 Uhr in St. Petersburg eingetroffen und im Michaels=Palast bei Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Catharina, verwittweten Herzogin zu Mecklenburg, abgestiegen.      (N. Ztg.)
Neustrelitz, den 19. März. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind heute Nachmittag nebst Gefolge von hier nach London abgereist.      (N. Ztg.)


Politische Rundschau.

Deutschland. Im Reichstage hat's scharfe Plänkeleien über die Straßburger Tabaksmanufactur, den Vorboten des Monopols, gegeben. Der Unterstaatssecretair v. Mayr vertheidigte die Manufactur und das Monopol und gerieth mit Richter zusammen. Der letztere meinte, wenn die Straßburger Cigarren nicht besser seien als die Witze des

[ => Original lesen: 1881 Nr. 23 Seite 3]

Herrn v. Mayr, so müsse er jeden vor den Cigarren warnen. Im Uebrigen aber zog er den Kürzern.
Der schwedische Kronprinz, der glückliche Bräutigam der badischen Prinzessin, ist schleunigst nach Stockholm abgereist, weil sein Vater, der König, an einer Luftröhrenentzündung schwer erkrankt ist.
Am 21. d. M. tritt, wie die "N. Allg. Ztg." erfährt, die Immediatcommission zur Berathung einer Militär=Strafprozeßordnung zusammen.
Die Verfassungsänderungs=Commission des Reichstages berieth am Donnerstag Abend den Gesetzentwurf, die vierjährige Legislatur= und zweijährige Etatsperiode betreffend. Der Abg. Reichensperger vertrat die jährliche Bewilligung des Etat und verlangte, daß jedesmal am 1. October der Reichstag, einberufen und dies ausdrücklich in der Verfassung vorgesehen werden solle. Die Landtage der Particularstaaten, in welchen zugleich Reichstags=Abgeordnete sitzen, sollen dagegen während der Reichstagssesion nicht tagen dürfen. Für zweijährige Etatberathung sprachen die Conservativen, Freiconservativen und der Regierungs=Commissar. Die Verhandlungen wurden schließlich vertagt.
Rußland. Zu den heitern, aber sehr charakteristischen Gerüchten gehört die Nachricht, der neue Czar habe den Fürsten Bismarck zu einer Berathung nach Petersburg eingeladen und der Fürst mache sich auch auf den Weg. Düsterer ist schon das andere Gerücht, es sei an den neuen Kaiser schon ein nihilistisches memento mori ergangen. Thatsächlich ist, daß die Mine in der Gartenstraße, die bis zum Palast führt, mit Dynamit so angefüllt war, daß die ganze Straße hätte in die Luft gesprengt werden können. Der Gang war mit einer galvanischem Batterie in der betr. Milch= und Käsebude verbunden. Als Alexander nach dem Attentate, von 500 Kosacken umgeben, vom Winterpalast nach seiner Wohnung fuhr und die Volkshaufen ihn mit Hurrah's begrüßten, machte er energisch abwährende Bewegungen. Natürlich: dort der hingemordete Vater und hier der Jubel von Schreiern. - Auf der Station Wirballen an der deutsch=russischen Grenze wurde der Schnellzug angehalten und mehrere Leute verhaftet, die in dringendem Verdachte stehen, an dem Attentat betheiligt zu sein. - Komisch fast zu lesen ist, daß zum russischen Fürsten Gortschakoff in Nizza eilig ein Pope gerannt kam, um ihn für den neuen Kaiser in Treue und Pflicht zu nehmen. Fürchtete man, der alte Herr könne ganz allein eine Alliance mit Frankreich abschließen?
Schweden. Seit gestern ist im Befinden des Königs eine nicht unbedeutende Besserung eingetreten. Die Königin ist Sonntag von England zurückerwartet.
Amerika. Die New=Yorker "Tribüne" veröffentlicht eine Depesche aus Washington, der zufolge zwei Expeditionen während des kommenden Sommers unter der Leitung des ersten Signaloffiziers nach der Polarregion gesandt werden sollte. Diese Expeditionen werden für rein wissentschaftliche Zwecke unternommen. Eine derselben wird sich nach Lady Franklins Bai und die andere nach Cap Burro und der Nordküste von Alaska begeben.


- Siebenmal um die Erde. 294,000 Kilometer Weges zu Fuß, und zwar im Dienst, zurückgelegt zu haben, dessen kann sich nur ein - Landbriefträger rühmen. Seit 28 Jahren versieht ohne einen Tag krank gewesen zu sein der 65jährige Landbriefträger Langnick in dem Dorfe Basdorf bei Schönbeck seinen Dienst. In Schnee und Regen, Hitze und Frost, durch Sand und Schmutz wandert der alte treue Postbote täglich, außer an den Sonn= und Feiertagen, sein bestimmtes Pensum ab. Wenn er Abends 6 Uhr von seiner Rundreise, die er am frühen Morgen begann, zurückgekehrt, hat er ungefähr 35 Kilometer zurückgelegt. Nimmt man an, daß er im Jahr 300 Mal diesen Weg macht, so giebt dies für ein Jahr die respektable Summe von 10,500 Kilometer und für die 28 Jahre seines Dienstes 294,000 Kilometer, d. h. Langnick hat bis jetzt eine Strecke zurückgelegt, die länger ist als der siebenfache Umfang der Erde.
- Der Papst hat durch Encyclica vom 12. März eine Jubel= und Gnadenzeit ausgeschrieben, die in Europa vom 19. März bis 1. November, in den anderen Erdtheilen bis 31. December dauern soll.


Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 30.

Am Montag den 28. März Morgens 9 Uhr sollen hieselbst in Kösters Hotel nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend verkauft werden.

ca. 2 Rmt. eichen Kluft
ca. 260 Rmt. buchen Kluft und Knüppel
ca. 20 Fud. buchen u. eichen Durchforstholz
ca. 14 Fuder buchen Reiser
ca. 50 Rmt. Nadelholz, Kluft u. Knüppel.
Das Fuderholz wird erst im Laufe dieser Woche fertig.
Schönberg den 22. März 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.       


Auction.

Auftragsmäßig werde ich am Sonnabend den 26. März cr. Vormittags 10 Uhr zu Hof=Menzendorf

2 fast neue eisenachsige Bauwagen, 1 Pflug, 3 Schlitten, eine größere Quantität Kartoffeln in kleineren Pösten und 1 Haufen Rohr, am Menzendorfer See stehend,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung versteigern.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Auction.

Am Freitag den 25. März Vormittags von 10 Uhr an werde ich im Kruge zu Boitin=Resdorf wegzugshalber folgende Gegenstände öffentlich meistbietend gegen Barzahlung verkaufen, als:

Koffer, Laden, Schränke, gr. Backtrog, Frauenkleidungsstücke, Flächsen= und Heden=Leinen, Bettzeug und was sich sonst noch vorfindet.
Boitin=Resdorf, im März 1881.

J. Gäth, Büdner.       


Verschönerungsverein.

Das Einkassiren der Beiträge ist den Sammlern zu umständlich geworden, weil sie öfters die Mitglieder nicht zu Hause getroffen haben. Es wird daher ergebenst gebeten, je nach Belieben den Quartals=, Halbjahrs= oder, der Vereinfachung wegen, den Jahresbeitrag dem Steuerrath Grapow oder dem Executor Staack, in deren Händen die Vereinskasse sich jetzt befindet, zukommen zu lassen. Auch werden in dem in der Mitte der Stadt belegenen Versammlungslokal des Vereins, Spehrs Hotel, wo es für Manche bequemer sein dürfte, jederzeit die Beiträge gefälligst angenommen und richtig an die Kasse abgeliefert werden.
Schönberg den 21. März 1881.

Der Vorstand.


In Commission bei J. G. Walde in Löbau i. S. erschien:

Die Wunder Jesu als Gleichnisse.

Eine erbauliche Auslegung der Lebensgeschichte des Heilands. Verfaßt vom Seminar=Oberlehrer Julius Vogel daselbst. (140 Seiten, Preis 1 M., gebunden 1 M. 10 Pfennig (Mecklenburg). Entweder direkt vom Verfasser durch Einsendung des Betrages, oder durch alle Buchhandlungen zu beziehen.)


Ich habe noch                          
ein Moor
zu verpachten, Pachtliebhaber wollen sich gefälligst bei mir melden.                          
                                                    C. Voss, Schneidermeister.


Mietenmesser (zum Stroh und Heuschneiden); Brahma=Scheunschlösser (dieselben sind mit Nachschlüssel nicht zu öffnen!); Kornschaufeln (von Stahlbleche sehr leicht!); sowie Hand= und Wagenlarternen sind in großer Auswahl bei

Ludw. Warncke-Mölln i. Lb.       


[ => Original lesen: 1881 Nr. 23 Seite 4]

Alte Möbeln

werden aufpoliert und ausgebessert und alle Sorten Rohrstühle geflochten von

                                                    C. Zellinsky,
                                                    Stuhlmacher,
                                                              Wallstraße.


Dreimal täglich
frische Milch
à Liter 12 Pfennig bei
                                                    H. Brüchmann.


Vermiethung!

Umstände halber stehen noch zu Ostern oder später mehrere Wohnungen zu vermiethen. Wo? Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Eine Käthnerei

mit guten Gebäuden und ca. 50 Scheffel Aussaat Acker soll sofort billig verkauft werden.

Näheres ertheilt                          
                                                    P. Maass,
                                                    Makler in Schönberg.


Gute Eßkartoffeln
hat zum Verkauf vorräthig                                                    
                                                    Müller Arp in Carlow.


Billig!
Kniestiefel, roßlederne=, rindlederne= u. generbte Halbstiefel,
Zugstiefel in Lasting, Glace, Chagrin und Roßleder,
Hackschuhe, Leder=Pantoffel, und Kinder=Schuhe, sowie Leder=Appretur
halte in großer Auswahl vorräthig und empfehle bestens                          
                          Wilh. Lenschow,
                          Schönberg, Hinterstraße 79.


Reorg. Technikum Buxtehude

(b. Hamburg.) Baugewerk-, Mühlen=, und Maschinenbau-, Tischler=, Maler- u. Architekturschule. Wiss. Meister= u. Dipl.=Prfg. Programme gratis d. d. Dir. Hittenkofer.


Am 22. März (Kaiser Geburtstag)
große Tanzmusik
                                                    bei J. Lenschow,
                                                    Selmsdorf.


Billiger Verkauf
von landwirthsch. Maschinen.
~~~~~~~~~~~~~

Wegen Verkleinerung meines Lagers beabsichtige ich eine Menge Häckselmaschinen, Schrotmühlen, Kornreinigungsmaschinen, Decimalwaagen, Rübenschneider, Pumpen, Nähmaschinen, Pflüge, Schleifsteine (zum Drehen und zum treten), - sowie Buttermeschinen, Dreschmaschinen, 2 Geldschränke und viele andere Sachen, zu bedeutend herabgesetzten Preisen zu verkaufen, - wozu ich Kaufliebhaber hiermit einlade.

Ludw. Warncke, - Mölln.       


Zu sofort oder später
suche ich für meine Buchhandlung                          
einen Lehrling
mit guter Schulbildung.                                  
Lübeck.                                                     Richard Quitzow.


1 Lehrling
findet zu Ostern Platz in meiner Tischlerei.                                                    
Schönberg i. M.                                                     E. Hauschild.


Gesucht zu Ostern d. J.
ein Bursche, der Lust hat Klempner zu werden bei                          
                                                    A. Maass in Lübeck,
                                                    Moislinger=Allee 2 a.


Stellen-Anzeiger für das Deutsche Reich. Centralblatt z. Ausschreibung offener Stellen des Handels= und Gewerbestandes, der Industrie und Landwirthschaft. Erscheint Mittwochs und Sonnabends jeder Woche in großem Folioformat. Vorzüglichstes Organ f. Stellesuchende aller Branchen. Abonnementspreis für je 8 Nummern 2 M., für 24 Nummern 5 M. Betrag pr. Postanweisung erbeten. Zusendung erfolgt frco. pr. Streifband. Beginn des Abbonnements jederzeit. Deutliche Angabe des Namens, Wohnorts und der Branche erbeten. Das Blatt eignet sich auch speciell zur Ankündigung von Geschäftsverkäufen etc. Insertions=Preis pr. Zeile 20 Pfennig (Mecklenburg). Adresse: Stellen=Anzeiger in Eberswalde Pr. Brandenburg.


Zu Ostern oder später
habe ich noch eine Wohnung in der ersten Etage zu vermiethen.
Schönberg den 15. März 1881.
                                             J. Licht,
                                                           Bürstenmacher.


Zu Michaelis habe ich noch                          
eine Etagen=Wohnung
zu vermiethen.                                                    
                                                    W. Nothdurft,
                                                    Siemzerstraße vor Schönberg.


Course notirt v. d. Mecklenburgischen Bank.
Schwerin, Montag den 21. März 1881.
Die Course verstehen sich incl. Zinsen und Provision.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Direction.
Steiner.                          Frels.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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