No. 12
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 11. Februar
1881
einundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1881 Nr. 12 Seite 1]

      Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß der bisherige Viceschulze, Hauswirth Heinrich Oldenburg zu Kl. Mist, von der Verwaltung des Schulzenamtes daselbst entbunden ist und an dessen Stelle nunmehr der Hauswirth H. J. Mette zu Kl. Mist mit der Verwaltung des Schulzenamts beauftragt ist.
     Schönberg, den 8. Februar 1881.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


     Die Zinsscheine=Reihe II. Nr. 1 bis 8 - zur Deutschen Reichsanleihe von 1877 für die 4 Jahre vom 1. April 1881 bis 31. März 1885 nebst Anweisungen zur Abhebung der Reihe III. werden von der Königlich Preußischen Krontrolle der Staatspapiere hierselbst, Oranienstraße 92 unten rechts, vom 14. Februar d. J. ab Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn= und Festtage und der Kassenrevisionstage ausgereicht werden.
     Die Zinsscheine können bei der Kontrolle selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbankhauptstellen und Reichsbankstellen sowie durch diejenigen Kaiserlichen Ober=Postkassen, an deren Sitz sich eine solche Bankanstalt nicht befindet, bezogen werden.
     Wer die Empfangnahme bei der Kontrolle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Beauftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Talons mit einem Verzeichnisse zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher eine numerirte Marke als Empfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. In letzterem Falle erhalten die Einreicher das eine Exemplar, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen Zinsscheine zurückzugeben.
     In Schriftwechsel kann die Kontrolle der Staatspapiere sich mit den Inhabern der Talons nicht einlassen.
     Wer die Zinsscheine durch eine der oben genannten Bankanstalten und Ober=Postkassen beziehen will, hat derselben die Talons mit einem doppelten Verzeichnisse einzureichen. Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei Aushändigung der Zinsscheine wieder abzuliefern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten Ausreichungsstellen unentgeltlich zu haben.
     Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Talons abhanden gekommen sind, in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staatspapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Ober=Postkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen.
     Berlin den 25. Januar 1881.

Reichsschulden=Verwaltung.
Sydow.      Hering.      Merleker.      Michelly.


Politische Rundschau.

Deutschland. Es heißt, man erwarte im Vatikan die Ankunft deutscher hochgestellter Geistlichen, welche mit dem Papste Berathungen darüber halten sollen, welche Mittel man zur Hebung des Nothstandes in den verwaisten preußischen Pfarreien anwenden solle.
Wie ein tüchtiges Donnerwetter oft gar plötzlich die unerträgliche Temperatur abkühlt und gutes Wetter bringt, so scheint sich Fürst Bismarck neulich mit seinen Kraftworten von parlamentarischen "Flegeleien und Klopffechtereien" den hoch aufgehäuften Groll vom Herzen weggeredet zu haben. Am 4. Februar erschien er unerwartet im preuß. Landtag seit langer Zeit zum erstenmal und nahm vollständig ruhig und leidenschaftslos das Wort zu einer längeren Rede über die Steuerreform. Seit Jahren hatte er das Haus verlassen, sobald der Abgeordnete Richter das Wort ergriff; dasmal folgte er mit größter Aufmerksamkeit einer mehr als einstündigen sehr scharfen Rede Richters über die Steuerreform und erhob sich dann zu einer Gegenrede, Richters Talent in Ernst und Scherz vielmals rühmend und halb ernst, halb ironisch versichernd, die Welt muß erfahren, in wie vielen Dingen wir einig und wie gute Freunde wir sind. Das ganze Haus staunte, denn Richter war am Schluß seiner Rede ganz leidenschaftlich geworden.
Wir heben aus Bismarcks Rede heraus, was das Deutsche Reich und nicht nur Preußen angeht. Der Anschuldigung Richters gegenüber, daß der Kanzler das Volk für die erhöhten Steuern durch Versprechungen aller Art zu entschädigen suche, erklärt Bismarck:

[ => Original lesen: 1881 Nr. 12 Seite 2]

"Ich habe Niemand etwas versprochen und bin nur als Bittender gekommen, als ich die Steuern erhöhen wollte. Meine Absicht ist, die Landwirthschaft sicher zu stellen. Die Kornzölle werden von den ausländischen Importeuren getragen, das beweist die Erhöhung der russischen Zölle, die eine Antwort darauf gewesen. Die Grundsteuer soll aufhören der Maßstab für Zuschläge zu sein. Er wünsche denjenigen, der nur von seiner Hände Arbeit lebe, ganz steuerfrei zu stellen und die Belastung erst da beginnen zu lassen, wo wirklich Capital vorhanden sei. Wenn durch die Ueberweisungen an die Kreise auch nur eine Erleichterung der Schullast eintrete, so sei das schon eine unendliche Wohlthat. Sein Prinzip sei nicht eine bestimmte Abschaffung von Steuern gewesen, sondern ein Ausgleich zwischen dem zu großen Maß der directen und dem zu geringen Maß der indirecten Steuern, worin uns England und Frankreich längst vorausgeeilt seien. Er wolle mehr indirecte als directe Steuern und nur die Einkommensteuer beibehalten, die übrigen Steuern nicht abschaffen, sondern sie den Kreisen und Communen überlassen. Daß es in den letzten Jahren besser geworden ist, post hoc oder propter hoc, wird niemand bestreiten. Sie sprechen bedauernd über den Taback. Ich bekenne mich offen zu der Ansicht, daß der Taback mehr bringen muß wie bisher. Ich muß größere Mittel haben und halte den Taback für einen sehr geeigneten Gegenstand, dieselben zu erhalten. Parlamentarische Kämpfe können mich von meinen Prinzipien nicht abbringen, ich bin darauf vorbereitet und werde nicht zurücktreten, bis der Kaiser mich zurücktreten heißt. Ich bin zu diesem Entschluß gekommen, nachdem ich gesehen, wer sich über meinen Rücktritt freuen würde. Da erst erkannte ich, daß und warum ich aushalten muß, so lang' es meine Kräfte zulassen. Ich habe meine Prinzipien nicht eher ausgesprochen, als bis ich Zeit hatte dieselben in mir zu entwickeln und zu befestigen; ich verlange nicht einen Erlaß der Grundsteuer, aber eine erhöhte Heranziehung des Capitals. Ich bitte das Gesetz nicht in der Commission zu begraben, sondern offen ja oder nein zu sagen."
Frankreich. Gambetta hält es für sein Privilegium, das französische und womöglich europäische Wetter und Krieg und Frieden zu machen. Er ist außer sich, daß der Minister des Aeußern Barthelemy in der Kammer gesagt hat: wir wollen den Frieden und werden ihn behalten; er sieht das als einen Eingriff in sein Recht des Wettermachens an und ist im Aerger so weit gegangen, in seiner Zeitung (Republ. franc.) verkündigen zu lassen: "Der allgemeine Krieg ist höchstwahrscheinlich in Folge der Fehler des Ministers des Aeußern Barthelemy." Uns deutschen ist Fürst Bismarck eine bessere Autorität als Gambetta, an ihn wollen wir uns halten, der vor einigen Tagen in seiner großen Rede im preuß. Abgeordnetenhause gesagt hat: "Die Parteigegensätze, die bei uns noch obwalten, schwinden nur vorübergehend, wenn das Vaterland in Gefahr steht; das ist aber eigentlich nur in Kriegszeiten der Fall -und diese sind Gott sei Dank nicht vorhanden, es ist auch gar keine Aussicht dazu". Der kleine Mann an der seine strampelt gern in allerlei Wassern und macht sie trübe; lassen wir ihn strampeln.
Im Jahre 1882 giebt Frankreich für sein Militair aus 575 1/2 Millionen Franks im Ordinarium und 55 Millionen im Extraordinarium. Die Präsenzstärke der Armee beträgt 471,971 Mann (ohne die Gendarmen) und 113,000 Pferde.


Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 2. März d. Js. bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Montag den 14. Februar d. Js.
Vormittags 11 Uhr

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Saal der Civilkammern anberaumt.
Güstrow, den 7. Februar 1881.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
von Amsberg.


Holz=Auction Nr. 21.

Am Montag den 14. Februar Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf über nachstehendes Holz bei freier Concurrenz aus dem Heidenholze

ca. 200 Rmt. buchen Kluft I., II. u. Knüppel.
Schönberg den 6. Februar 1881.

Der Oberförster:               
C. Hottelet.        


Holz=Auction

im Vitenser Forste, Revier Cordhäger Holze, am Mittwoch den 16. Februar 1881 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
eichen Bau= und Nutzholz=Drümme,
Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz,
loheichen Klafterholz und grünes nicht entrindetes eichen Klafterholz zum Theil für Böttcher brauchbar,
eichen Durchforstungsholz zu kleinen Feldzaunpfählen und auch zum Zäunen tauglich,
buchen Klafterholz,
buchen Durchforstungsholz,
buchen Zweigholz,
ellern Schleete.
Versammlung Morgens 9 Uhr im Hau des Cordshäger Holzes.
Rehna den 8. Februar 1881.

Großherzogliche Forst=Inspection.

Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz.

Die 28. ordentliche Generals=Versammlung der Vereinsmitglieder wird am

Freitag den 4. März d. J.

Morgens 11 Uhr zu Schwerin in Stern's Hôtel stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1880 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1880/81 sowie der revidirten Rechnung pro 1879/80.
2. Wahl eines zweite Rechnungss=Revisors für die Jahre 1881/84.
3. Wahl neuer Districts=Beamte für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit statutenmäßig ausscheidenden Herren.
4. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereinsmitglieder werden ersucht sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen den 7. Februar 1881.

Die Direction.
M. v. Leers.


Ich Endesunterschriebener bekunde hierdurch, daß die von mir dritten Personen gegenüber aufgestellte Behauptung, Herr Commissionär P. Maaß zu Schönberg habe mir in baar 136 M. geliehen, sich aber von mir wegen dieses Darlehns einen Sola=Wechsel über M. 250, fällig am 24. November 1880, ausstellen lassen und sich demgemäß einer wucherischen Handlung zu schulden kommen lassen, als ein unwahres und aus der Luft gegriffenes zurücknehme. Ich muß vielmehr bekennen, M. 250 in baar von Herrn Maaß erhalten zu haben. Indem ich wegen meiner den Herrn Maaß beleidigenden Behauptung denselben um Verzeihung bitte, erkläre ich hierdurch gleichzeitig, daß ich Herrn P. Maaß nur als rechtschaffenen Mann habe kennen lernen.
Schönberg, den 8. Februar 1881.

Heinrich Woisin,       
Lindow.                


Zur Saat
empfehle schönen Sommerwaizen und hochfeine grüne Erbsen.                          
Stove, 9. Februar 1881.          
                                                    Kaiser.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 12 Seite 3]

Vermiethung!

Umstände halber stehen noch zu Ostern oder später mehrere Wohnungen zu vermiethen. Wo? Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Stube u. Schlafstube nach vorne

ist an einen einzelnen Herrn oder auch an Schüler zu vermiethen. Wo? ist zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Prima Christiania Anchovis
empfiehlt
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Marinirte Neunaugen
empfiehlt
                                                    Aug. Spehr.


Sparheerde

der neuesten Construction, stark und dauerhaft gearbeitet, empfiehlt zu billigen Preisen

H. Fahrenkrug,       
Schlosser.           


Ein Grundstück von ca. 6 Scheffel Land, sowie ein Haus mit 3 Wohnungen und großer Scheune ist billig zu verkaufen event. zu verpachten. Näheres bei

F. W. Kaibel, Lübeck.       


Am Sonnabend den 5. Februar hat sich bei mir ein brauner Jagdhund angefunden, den der Eigenthümer gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten kann bei

Schulze Busch zu Rodenberg.       


Allen meinen Freunden und Gönnern mache ich die ergebene Anzeige, daß ich von jetzt an mit

allen Sorten Fußzeug

versehen bin, sowie für Damen als für Kinder zu billigen Preisen empfehle und bitte um geneigten Zuspruch.

Schlagsdorf.                                                    H. Burmeister,
                                                                Schuhmacher.


Den geehrten Bewohnern Selmsdorf's und Umgegend empfehle ich mich, durch vortheilhafte Holzeinkäufe begünstigt, zu allen in meinem Fache vorkommenden Bau= und Möbel=Arbeiten, sowie große gut gearbeitete lackirte Särge von 24 M. an, dauerhaft, prompt und zu den billigsten Preisen zu liefern.
Selmsdorf, im Februar 1882.

                          G. Berger,
                                                         Tischlermeister.


Zu Ostern suche ich ein gewandtes Stubenmädchen.

                                                    Frau S. Hancke.
                                                    Gr. Molzahn.


Gesucht zu sofort

ein ordentlicher Knecht oder Arbeitsmann bei Pferden. Näheres bei F. Lundwall.


Kampfgenossen-Verein 1870-71
Freitag den 18. d. M.
Theater und Ball
-----------------
Programm:
I. Theater.
1. Schwarzer Peter,
Lustspiel in 1 Act.
2. Nachtigall und Nichte,
Lustspiel in 1 Act.
3. Pietsch im Verhör.
Schwank in 1 Act.
Entrée 50 Pfennig (Mecklenburg)., numerirter Platz 1 M.

Billets sind vorher beim Kaufmann B. Diersen zu haben, Vorherbestellung der numerirten Plätze erwünscht.

Kassenöffnung 6 Uhr. Anfang 7 Uhr.
II. Ball.
Entrée für Herren 1 M.


Dienstag den 15. d. M.
große
Maskerade.

Am Montag den 14. d. M. trifft eine elegante Maskengarderobe in meinem Locale ein.

Numerirte Sperrsitze à 1, 25 M.,
Maskenbillets à 1 M.
sind vorher bei mir zu haben.
Anfang 7 Uhr Abends.
Schönberg 9. Febr. 1881.
                                                    J. Köster Wwe.


Zu dem am 16. Februar stattfindenden                          
Bauernball
ladet ergebenst ein                          
Rabensdorf.                                                     H. Voss.


Zur Tanzmusik
am 18. d. M. ladet ergebenst ein                          
                                                    J. Holst,
                                                         Neue=Welt.


Zur Tanzmusik
am Sonntag den 13. Februar 1881
ladet freundlichst ein                          
Carlow.                                                     W. Creutzfeldt.


Vom heutigen Tage an decken auf dem Hofe Kl. Rünz zwei vierjährige braune Hengste - vom Nepos und vom Champion - fremde Stuten für à 10 M. und 1 M. an den Stall.
Kl. Rünz den 2. Februar 1881.

H. Rusch.       


[ => Original lesen: 1881 Nr. 12 Seite 4]

Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Stand am 1. Januar 1881.
Versichert 55930 Personen mit 377,800,000 Mark
Bankfonds 95,880,000 Mark
Dividende der Versicherten im Jahre 1881: 39 Procent der Jahresprämie.

Die Bank erhebt keine Aufnahme=Gebühren, gewährt alle Ueberschüsse voll und unverkürzt an die Versicherten zurück und zahlt nach dem Tode des Versicherten die Versicherungssumme sofort nach Beibringung der vorschriftsmäßigen Sterbefall=Nachweisungen ohne Zins=Abzug aus.
Versicherungsanträge werden vermittelt:

Schönberg.                                                     Wilh. Schrep.


Mecklenburgische Bank
in Schwerin, Königsstrasse 50.
Die Bank vergütet für verzinsliche Einlagen                          
Depositenscheine und Sparbücher auf halbjährliche Kündigung 4 %
dito auf dreimonatliche Kündigung 3 1/2 %.
dito auf kürzere mindestens vierzehntägige Kündigung 3 1/4 %,
für auf Baar-Conto-Corrent-Conto eingezahlte und zu täglicher Verfügung der Deponenten gehaltene Gelder 3 %,

Den Conto-Inhabern werden Ueberweisungen durch Reichsbank-Giro-Conto nach und von allen Reichsbankplätzen Deutschlands vermittelt franco aller Spesen.

Discont für Wechsel auf Reichsbankplätze: 4 %
dito für Darlehen gegen Sicherheit: 5 %.
Die Direction.
Steiner.                           Frels.


Ausverkauf bei Ludwig Wendt, Lübeck,
bis Ende Februar.


Jürgensen & Robschuld,
717 Lübeck, große Burgstraße 717.
Vollständiges Magazin
von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Reorg. Technikum Buxtehude

(b. Hamburg.) Baugewerk-, Mühlen=, und Maschinenbau-, Tischler=, Maler- u. Architekturschule. Wiss. Meister= u. Dipl.=Prfg. Programme gratis d. d. Dir. Hittenkofer.


F. W. Kaibel,
Kunst-, Musikalien- und Instrumenten-Handlung.
Lübeck.
Grosses Lager Musikalien. Billige Ausgaben der Edition Peters, Breitkop und Härtel, Coll. Litolff.
Kupferstiche.
Photographien - Glasphotographien.
Prachtwerke.
Eine Parthie Oeldruck-Bilder in Rahmen zu herabgesetzten Preisen.
Flügel und Pianinos.
aus der ersten Fabriken Deutschlands.
Fabrikpreise - Fünfjährige Garantie.
Cataloge gratis.


Fleischhackmaschinen,
Wurststopfmaschinen & Wringmaschinen,
auch solche die zugleich zum Mangeln zu gebrauchen sind, in vielen verschiedenen Arten bei
                          Ludw. Warncke-Mölln i. Lb.


Heute Abend 8 Uhr entschlief sanft nach langem Leiden meine liebe Frau und meiner Kinder liebevolle Mutter im 73. Lebensjahre. Tief betrauert von den Hinterbliebenen.
Schönberg, den 8. Februar 1881.

J. Oldenburg,            
Schmiedemeister.       

Die Beerdigung findet am Montag, den 14. Februar Nachmittags 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 13. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.
     Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1881 Nr. 12 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 12 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 11. Februar 1881.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren:

D. 3. Jan. dem Hauswirth P. Grevsmühl zu Sabow ein S.
D. 11. dem Arbeitsmann J. Freitag zu Torisdorf ein S.
D. 11. dem Sattler Rindfleisch zu Schönberg ein S.
D. 14. dem Uhrmacher Kock zu Schönberg ein S.
D. 10. dem Lehrer Wilhelm zu Schönberg ein S.
D. 18. dem Arbeitsmann J. Holst zu Rupensdorf eine T.
D. 17. dem Arbeitsmann J. Dierck zu Schönberg ein S.
D. 23. dem Arbeitsmann J. Gierls zu Schönberg ein S.
D. 23. der Wittwe des am 18. Januar 1881 verstorbenen Arbeitsmanns Peter Krellenberg zu Kleinfeld eine T.
D. 27. dem Lehrer Kelling zu Schönberg eine T.
D. 28. dem Zimmergesellen Hans Eckmann zu Schönberg ein S.
D. 29. eine uneheliche Tochter zu Rupensdorf.
D. 3. Febr. dem Arbeitsmann J. Körner zu Schönberg ein S.
D. 3. dem Dr. med. Marung zu Schönberg ein S.
D. 3. dem Hauswirth Creutzfeldt zu Niendorf ein S.
D. 3. eine uneheliche Tochter zu Torisdorf.

Gestorben:

D. 1. Jan. Johann Heinrich Bartels, Brodträger zu Hof=Lockwisch, 51 J. 1 M. alt.
D. 11. Helene Caroline Marie Maaß zu Sabow, 2 M. 24 T. alt.
D. 13. Wilhelmine Marie Anna Reimers, Arbeitsmanntochter zu Schönberg, 8 Wochen alt.
D. 16. Anna Catharine Creutzfeldt geb. Maaß, Glasermeistersfrau zu Schönberg, 28 J. 10 M. alt.
D. 15. Hauswirth Asmus Heinrich Sterly zu Kl. Bünsdorf, 45 J. 8 M. alt.
D. 18. Hans Heinrich Wilhelm Kloth, Webermeister zu Schönberg, 69 J. 7 M. alt.
D. 18. Johann Peter Krellenberg, Arbeitsmann zu Kleinfeldt, 41 J. 7 M. alt.
D. 18. Jochen Heinrich Kock, Kuhknecht zu Lockwisch, 16 J. 5 M. alt.
D. 20. Joachim Heinrich Fischer, Arbeitsmann zu Schönberg, 55 Jahr alt.
D. 20. Hans Heinrich Franz Jochen Lohse, Schulzensohn zu Törpt, 7 M. 18 T. alt.
D. 30. Engel Liese Bohnhoff geb. Kramp, Hauswirthin zu Gr. Siemz, 59 J. 5 M. alt.
D. 31. Liese Woisin geb. Sager, Arbeitsmannswittwe zu Schönberg, 88 J. 2 M. alt.
D. 31. Paul Wilhelm Heinrich Peter Creutzfeldt, Arbeitsmannssohn zu Schönberg, 13 Wochen alt.
D. 4. Februar Johann Jacob Sommermeyer, Arbeitsmann zu Schönberg, 55 J. 6 M. alt.
D. 4. Hermann August Wilhelm Peters, Schneidersohn zu Schönberg, 5 Wochen alt.
D. 8. Catharina Maria Oldenburg geb. Ausborn, Schmiedemeisterfrau zu Schönberg, 72 J. 4 M. alt.

Eheschließungen:

D. 7. Jan. Kaufmann Wilhelm Christian Heinrich Schrep und Christine Anna Sophie Bremer zu Schönberg.
D. 7. Kaufmann Wilhelm Johannes Heinrich Maaß und Anna Catharina Maria Bremer zu Schönberg.
D. 7. Rademachermeister Heinrich Johann Joachim Maaß und Marie Elisabeth Caroline Freitag zu Schönberg.


- Das Schloß Augustenburg, dessen Erwerb als ein Hochzeitsgeschenk für den Prinzen Wilhelm und die Prinzessin Victoria Augusta Namens der Provinz Schleswig=Holstein in den dortigen Kreisen, wie wir bereits mitgetheilt haben, warm befürwortet wird, ist mit seinem Parke und dem darin liegenden sogenannten "Wittwenpalais" bis 1864 vom dänischen, nachher vom preußischen Militairfiscus benutzt worden. Als aber Augustenburg von Preußen als Garnisonsort aufgegeben wurde, standen die Gebäude eine Zeit lang unbenutzt bis auf die unteren Räume, die man einem Restaurateur zur Anlage einer Badeanstalt vermiethet hatte. Diese wurde jedoch bald wieder aufgegeben, und der Verkauf des Ganzen, von dem Einzelnes schon vorher veräußert worden war, beschlossen. Indessen unterblieb der Verkauf, und ein Lehrerinnen=Seminar zog in die oberen Räume des Schlosses ein und befindet sich noch heute darin.
- Der preußische (evangelische) Johanniterorden, welcher im Jahr 1812 an der Stelle der 1810 aufgehobenen Ballei Brandenburg des alten Johanniterordens gestiftet und 1852 unter Wiederherstellung der Ballei Brandenburg seiner ursprünglichen Bestimmung, namentlich der Krankenpflege, entsprechend neu gestaltet wurde, zählt gegenwärtig 2012 Mitglieder, nämlich 1 Herrenmeister (Prinz Karl von Preußen), 16 Kommendatoren (Komture), 6 Ehrenkommendatoren (die Prinzen Friedrich Karl und Albrecht von Preußen, Prinz Friedrich der Niederlande, Großherzog von Mecklenburg=Schwerin, Freiherr von Manteufel und Fürst Bismarck), 1 Ordenshauptmann, 1 Ordenskanzler, 1 Ordenssecretair, 1 Ordensschatzmeister, 557 Rechtsritter (die in Sonnenburg bei Küstrin das Ordensgelübde abgelegt und den Ritterschlag und die Insignien erhalten haben), 1428 Ehrenritter (die das Gelübde nicht abgelegt, aber eine den Zwecken des Ordens entsprechende Gesinnung bethätigt haben und jährlich 36 M. Beiträge zahlen) und 2 Ehrenmitglieder (die Herzöge von Altenburg und Anhalt). Ueber die Aufnahme entscheidet das Ordenskapitel, welches aus dem Herrenmeister, den Kommendatoren und Ordensbeamten besteht. Jeder Aufzunehmende muß vom Adel sein und 900 M. zur Ordenskasse für die Zwecke der Krankenpflege zahlen, Rechtsritter kann Niemand werden, der nicht vorher Ehrenritter gewesen ist. Das Ordensgelübde besteht in dem Versprechen, der christlichen Religion, insbesondere dem evangelischen Glauben treu zu bleiben, eines würdigen Wandels sich zu befleißigen, die Zwecke des Ordens (Kampf gegen den Unglauben und Krankenpflege) anzuerkennen, dem Ordenspatron (König von Preußen) in Ordenssachen treu, hold und gewärtig zu sein, die Ehre des Ordens überall zu wahren.
- Dem Professor Baeyer in München ist es gelungen den bekannten massenhaft gebrauchten Farbstoff Indigo, der aus verschiedenen asiatischen, afrikanischen und amerikanischen Pflanzen in mannichfacher Art und Güte gewonnen wird, künstlich nach einer Methode darzustellen, welche dessen fabrikmäßige Erzeugung ermöglicht. Dadurch aber wird voraussichtlich dem namentlich in Brittisch=Indien heimischen Anbau der Indigopflanzen eine bedeutende Concurrenz geschaffen und die inländische Färberei in einem ihrer wichtigsten Zweige vom Auslande mehr und mehr unabhängig gemacht werden.
- Als geruchloser Blumendünger wird zum Begießen von Blattpflanzen und Blumen, die im Zimmer kultivirt werden, ein aus folgenden Bestandtheilen gemischtes Pulver empfohlen: 60 Theile aufgeschlossenes Knochenmehl, 20 Theile Schwefelsaures Ammonium, 20 Theile Staßfurter Kalisalz. Dies Pulver wird in Wasser gelöst, je 20 Gramm auf 1 Liter; vor dem Gebrauche aber lasse man die Lösung mindestens 8, womöglich 14 Tage stehen, und gieße mit derselben nicht zu häufig, höchstens alle 3 Tage, in der Zeit, wo die Pflanzen treiben, nicht aber während des Winters, wo dieselben ruhen. Wenn man zu viel mit der Düngerlösung gießt, so gehen die Pflanzen ein; wenn man sie aber vorsichtig benutzt, so erzielt man damit ganz vortreffliche Resultate. Die Pflanzen werden groß und stark, selbst in kleinen Töpfen; nebenbei hat man den Vortheil, daß man sie nicht so oft umzusetzen braucht.
- In der Zeitung "N. Nachrichten" in München bittet ein armer Mann um abgelegte Hunde und Katzen zum Verspeisen.
- Ein armer alter Bauer in Geraszell in Franken hatte einen kranken Fuß, der ihm große Schmerzen machte. Endlich hatte er's satt. Er schnitzte sich eine Kniestelze, legte den kranken Fuß auf einen Hackestock, nahm sein Handbeil und hieb den Fuß mit drei gewaltigen Streichen ab. Man fand ihn von Blutverlust ohnmächtig neben dem Blocke liegen und der Pfarrer reichte ihm die Sterbesakramente. Er kam aber wieder zur Besinnung und freute sich der Operation und der geringen Schmerzen. Ob er's überlebt wird sich zeigen.
- Joseph Schwarz aus Constantinopel, 27 Jahre alt, reiste seit Jahren durch die Türkei, Oesterreich, Deutschland und durch die halbe Welt als

[ => Original lesen: 1881 Nr. 12 Seite 6]

Taubstummer. Er spricht sieben Sprachen, spielte seine Rolle als Taubstummer so vortrefflich, daß er alle Taubstummenlehrer täuschte und von ihnen Unterstützung und Empfehlungsschreiben erhielt. Mehre, die als Zeugen vor Gericht geladen wurden, wollten es gar nicht glauben, daß der Mensch sprechen könne. (Schreiben und lesen kann er nicht.) Ueberall wurde er reichlich unterstützt und beschenkt und lebte herrlich und in Freuden viele Jahre lang, seine 7sprachige Ueberredungs= und Verführungsgabe namentlich an lockeren Frauenzimmern ausübend. Der tollste Roman enthält nicht so viele Abenteuer aller Art als das Wanderleben dieses Taubstummen. Eine grenzenlos freche Entführung brachte ihn endlich auf die Gerichtsbank in Prag.
- Viele Sitten unserer heidnischen Vorfahren haben sich noch bis auf den heutigen Tag erhalten. In voriger Woche starb in einem Dorfe bei Insterburg in Ostpreußen ein Mann, und die Ehefrau desselben legte dem Entschlafenen eine gestopfte Pfeife, eine gefüllte Tabaksdose, Kartoffeln, Kohl, Brod, Salz und andere Lebensmittel in den Sarg. Die gläubige Frau meint, daß ihr Mann in einem besseren Jenseits an all' den schönen Dingen seine Freude haben werde.
- Die Fürstin Lichtenstein in Wien ist gestorben, reich an Kindern und Gütern. Kinder überleben sie zehn, darunter acht Töchter, eine schöner als die andere und jede hat einen Mann bekommen; Güter soll sie - oder vielmehr ihr Gemahl und zuletzt ihr ältester Sohn, so viele haben, als es Wochen im Jahre giebt, darunter das deutsche Vaduz.
- In Würzburg ist ein Einjährig=Freiwilliger wegen Schuldenmachens zum dreijährigen Gemeinen degradirt worden. Der Degradirte ist ein Student der Medizin und in seinem letzten Semester; sein Hauptmann hat ein Begnadigungsgesuch eingereicht.
- Die Thiergärten, auf deutsch Zoologische Gärten, haben vor den wandernden Menagerien auch den Vorzug, daß in ihnen keine Kampfspiele stattfinden dürfen. Als neulich der Thierbändiger Alimacusa in Birmingham in den Löwenkäfig trat, warf ihn der Löwe Wallace mit einem Tatzenschlage nieder und stellte sich auf ihn. Der Bändiger konnte nur eine Hand regen und mit dieser schoß er eine Pulver=Cartouche auf die Bestie, die sich aber nicht regte. Ein Wärter brachte endlich das Thier mittelst einer eisernen Stange zum Weichen und der Befreite feuerte nun zwei Schüsse auf den Löwen ab, der in die Ecke kroch und ihm Raum zum Entweichen ließ. Draußen brach er ohnmächtig und schwer verwundet zusammen.


Zur Vagabundensprache.

Wer kennt heutzutage noch den Handwerksburschen von ächtem Schrot und Korn, mit Wachstuch überzogenem Hut, das blaue Staubhemd über dem Anzug, Hab und Gut im gewichtigen Felleisen auf zwei kleinen Rädern (den sogenannten Berliner) vor sich herschiebend, die unvermeidliche Pfeife in Brand, behängt mit der blechernen Kapsel, worin Lehrbrief und Wanderbuch steckten, den wuchtigen Knotenstock, unten mit blanken Nägeln beschlagen, in der arbeitsgewohnten Faust? Wer kümmert sich noch darum, ob der Bursch sein Bündel auf der rechten oder auf der linken Schulter trägt? ob er die unteren drei Rockknöpfe auf= oder zugeknöpft hat und "zünftig" einwandert? - Kein Mensch. Man geht jetzt per Bahn "auf die Wanderschaft", wenn aber ja zu Fuß, läßt man sich seine Sachen per Bahn nachschicken, so lange die Mittel es erlauben.
Wer aber heutzutage nicht Lust hat, zu arbeiten, - er sei Knecht oder Tagelöhner, Eisenbahn= oder Fabrikarbeiter, Handwerker oder sonst was, - der nimmt einfach den Stock zur Hand und geht auch als "Handwerksbursche" in die weite, weite Welt. Von 100 sogenannten Handwerksburschen, denen man jetzt auf Landstraßen oder in Ortschaften begegnet, sind kaum 40, welche ein gelerntes Handwerk haben, in dem sie ordentlich arbeiten können. Die große Mehrzahl ist arbeitsscheues Gesindel, welches die Mildthätigkeit seiner Mitmenschen frech und schamlos ausnutzt. Süddeutschland genießt bei der angebornen Gutherzigkeit der Süddeutschen den Vorzug vor dem Norden. Den Unterschied zwischen dem früher wandernden, fechtenden Handwerksburschen und den modernen bettelnden und landstreichenden Müssiggänger ist ein gewaltiger. Vom Publikum wird es zu wenig beachtet.
Die Zahl der umherziehenden Gewohnheitsbettler, welche die Landstreicherei zu ihrem Gewerbe gemacht haben, wird im Deutschen Reiche auf 40-60,000 geschätzt. Unter ihnen hat sich eine eigene Sprache ausgebildet - die Mysterien des Vagabunden=Komments. Alles dutzt sich. Es wird sowohl wegen der Krätze zur eigenen Sicherheit, als auch zur Reinhaltung der Betten ohne Hemd, also ganz nackt geschlafen. Die Krätze (Barrach) ist gefürchtet, obwohl sie in unseren Krankenanstalten jetzt in 1-2 Tagen geheilt wird, Asche ist Geld, rothe Asche Kupfergeld, weiße Asche Nickel, blanke Asche Silbergeld. Gold kennt die Sprache so wenig wie der "Kunde" selbst. Barrach ist Krätze, Bienen Läuse. "Der Vater bient" heißt: der Herbergsvater revidirt vor dem Schlafengehen, ob Jemand Ungeziefer hat. Brennen, die Steine brennen: es ist eine gute stramme Polizei im Ort; die fürchtet der "Kunde", Krinoline = Zwangsroute. Kommandoschieben = aus der Stadt, wo man zugewandert ist, hinaus in die Nachbardörfer gehen, diese abbetteln und nach der Stadt zurückkehren. Dallas, im Dallas sein = abgerissen, zerlumpt gehen. Deckel = Gendarm; im Norden auch Aujust mit der Latte. Einschmeißen, ein Haus, einen Geldschrank eischmeißen = einbrechen. Fahrt, auf die Fahrt steigen = betteln. Fechten = betteln, ebenso die Klinken putzen, ebenso Talfen. Flebbe = Schrift, Legitimationspapier. "Kunden" annektiren gern fremde "Flebbe" und lassen dafür in der Herberge ihre Krinoline zurück. Linke Flebbe = fremdes Arbeitsbuch, wenn z. B. ein Müller auf den Paß eines Schlotfegers reist oder ein Schuster als Bierbrauer. Flebben, der Putz flebbt = der Polizeimann revidirt die Papiere. Fremd werden aus Arbeit treten. Finne = Schnapsflasche. Kasten = Gefängniß. Kittchen = Gefängniß, aus dem man glaubt, leicht entweichen zu können und Andere schon entkommen sind. Schweizer Kittchen sind beliebt. Kaff = Dorf - Kaffern = Bauern. Krone = Frau, ohne jeden Standesunterschied. Kunde (s. o.) = wer wiederholt in demselben Strich "reist" und in der nämlichen Herberge einkehrt. Die "duften" Kunden verzehren ihre gefochtene Asche auf der Herberge. Die "mießen" Kunden dagegen nehmen sie theilweise mit fort, schicken auch gefochtenes Geld nach Hause, schämen sich aber nicht, mit "Grünen" zu saufen. Linkmichel oder Grüner = der den Fecht= und Tippel=Komment noch nicht kennt. Mochum = Stadt, Mochumer = Stadtbürger, Nest = Marktflecken, Penne = Wirthshaus. Dufte Penne dasjenige, wo verschmort wird, was getalft wird, mieße Penne, wo der Herbergsvater auf Ordnung hält, Sauferei, Spiel und Aehnliches nicht duldet. Die christlichen Wanderherbergen sind mieße Pennen. Pollende = Polizeibehörde, Putz, der städtische Polizist. Sammtkopf oder Strumpf, einer, der schon im Zwangsarbeitshause (Rebdorf) war. Schnenigeln = arbeiten, jedem ächten Stromer verhaßt. Schmieren = Bier, Schmoren Schnapstrinken. Stechen = geben, schenken. Stromer oder Tippler, solche, welche nicht mehr arbeiten wollen oder können und ihr Dasein nur durch Fechten fristen. Tippelei = Umherstreichen mit der gründlichsten Absicht nicht mehr arbeiten zu wollen. Tille = lediges Frauenzimmer, Tippeltille, Landstreicherin, lüderliches Frauenzimmer. Theater = Marktplatz. Trapp = Schub; auf den Trapp kommen. Verschütt gehen = beim Betteln abgefaßt werden. Winde bei Winde bei Winde gehen = Haus für Haus für Haus, Stube für Stube abbetteln; geschieht da, wo die Steine nicht brennen. Zinken = amtliche Siegel und Stempel; werden heutzutage mittelst gravirter Dachschieferplättchen in Blaudruck massenhaft gefälscht, oft sehr gut. Zoddeln = stehlen. Das Wörterbuch der Gaunersprache ist damit noch lange nicht erschöpft.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD