No. 68
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. August
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 68 Seite 1]

Des Sedanfestes wegen erscheint die Anzeige am Freite den 3. Sept. nicht.


Politische Rundschau.

Deutschland. Die kriegerische Rede Gambettas in Cherbourg beschäftigt noch immer die gesammte Presse, als beachtenswerthe Stimme läßt sich jetzt die "Nordd. Allg. Ztg." über dieselbe folgendermaßen aus: "Wir haben es vermieden die Auslassungen des Herrn Gambetta in Cherbourg und die daran geknüpften Hetzereien chauvinistischer Blätter zu besprechen, so lange wir ungewiß waren, ob Herr Gambetta im Namen Frankreichs oder im eigenen gesprochen hat: im ersteren Falle würden wir die publizistische Beleuchtung seiner Rede im Sinne der friedlichen Politik unseres Vaterlandes unterlassen haben. Die Aeußerungen des Präsidenten der Republik in Dijon und des Minister=Präsidenten Herrn de Freycinet in Montauban gaben uns zu unserer lebhaften Befriedigung die Gewißheit, daß in der auffälligen Rede des Kammerpräsidenten nicht Frankreich, sondern Herr Gambetta persönlich zu Europa gesprochen hat; damit verfällt seine Rede der Domäne der Publizistik."
Ueber die diesjährigen Ernteergebnisse herrscht noch immer große Meinungsverschiedenheit. Während die liberalen Zeitungen durchweg ernste Befürchtungen aussprechen, lesen wir in landwirthschaftlichen Zeitungen gegentheilige Auslassungen; so schreibt u. A. die "Deutsche Landeszeitung": Die von dem landwirthschaftlichen Minister auf Grund früherer Berichte in Aussicht gestellten nicht ungünstigen Ernteergebnisse scheinen im Ganzen trotz der mancherlei Unglücksfälle sich zu verwirklichen. Die Lamentationen, mit welchen die liberalen Blätter mit Reportern angefüllt, die wahrscheinlich nicht im Stande sind, Roggen von Gerste zu unterscheiden, sind nichts weiter wie tendenziöse Lügen, berechnet, die Bevölkerung in Aufregung, und Unruhe zu versetzen und für die Aufhebung der Getreidezölle Stimmung zu machen. - Einstimmiger dagegen sind noch immer die Klagen gegen die Höhe der Gerichtskosten und Anwaltsgebühren wie solche die neue Justizgesetzgebung geschaffen hat. Die lauten und einmüthigen Klagen, welche sich in allen Theilen des Deutschen Reiches über die Vertheuerung des Rechtsweges vernehmen ließen, haben zunächst zu dem erfreulichen Ergebniß geführt, daß das Reichsjustizamt dem Reichstagsbeschlusse vom 28. April dieses Jahres Folge zu geben beschlossen hat. Dieser, auf Antrag des Abgeordneten Klotz gefaßte Beschluß ging dahin, die Regierung zur Anstellung von Ermittelungen über die Gerichtskostentarife und ihre Wirkung zu ersuchen und das Ergebniß zur Kenntniß des Reichstages zu bringen. Die zu diesem Zweck nothwendigen Schritte zu thun, hat das Reichjustizamt gegenwärtig die einzelnen Bundesregierungen ersucht. Das Ergebniß der anzustellenden Ermittellungen kann nicht zweifelhaft sein. Sie werden die Nothwendigkeit einer Herabsetzung der Prozeßkosten und dementsprechend einer Revision und gesetzlichen Umformung der Kostentarife klarlegen.
Die Neuanlage und Verstärkung der deutschen Festungen, welche nach dem Plane von 1873 genehmigt ist, sollte in 11 Jahren, also 1884 beendet sein. Die Bauten sind jedoch so beschleunigt worden, daß ein großer Theil bereits jetzt fertig gestellt ist, der andere aber noch vor Ablauf der gestellten Frist beendet sein wird. Die zu den fortificatorischen Erweiterungs= und Umgestaltungsbauten in Köln, Koblenz, Spandau, Küstrin, Posen, Thorn, Danzig, Königsberg, Glogau, Neiße, Memel, Pillau, Kolberg, Swinemünde, Stralsund, Friedrichsort, Sonderburg, Düppel, Wilhelmshafen, sowie die zu Befestigungen an der unteren Weser und an der unteren Elbe erforderlichen Grundstücke sind, so weit nicht deren freihändiger Ankauf durch gütliches Uebereinkommen bewirkt werden konnte, im Wege der Expropriation erworben worden.
Während der letzten Feldzüge hat sich die Nothwendigkeit herausgestellt, für die deutschen Truppen ein Kleidungsstück einzuführen, welches geeignet ist, zu gegebener Zeit Kopf und Genick gegen die Einwirkung der Kälte zu schützen. Nachdem sich ein Versuch mit "Capuchons" als unzulänglich erwiesen, hat das Kriegsministerium beschlossen, versuchsweise die russischen "Baschliks" einzuführen.
Der Besuch des rumänischen Fürstenpaares am Berliner Hofe soll nicht ohne politische Bedeutung sein. Es heißt, derselbe hänge u. A. mit der Regelung der rumänischen Erbfolgefrage zusammen. Bekanntlich liegt es in der Absicht, den zweiten Sohn des Erbprinzen von Hohenzollern, also den Neffen des regierenden Fürsten, diesem folgen zu lassen. Der Fürst soll die erforderlichen Abreden mit seinem Vater, dem Fürsten von Hohenzollern, getroffen haben und nun die Zustimmung des Kaisers, als Oberhaupt der Familie, einholen. So wenigstens wird in Berlin vielfach in politischen Kreisen angenommen; wie weit mit Grund, bleibt dahingestellt.
München. Die Feier des 700jährigen Jubiläums der Regierung des Fürstenhauses Wittelsbach ist, von sehr schönem Wetter begünstigt, durchaus glänzend verlaufen. - Der König hat zahlreiche Orden und Auszeichnungen verliehen und einer größeren Anzahl von Verurtheilten Begnadigung zu Theil werden lassen.
Schweiz. Der in Aussicht genommene "Socialistische Weltcongreß" wird in der Schweiz abgehalten werden. Die Belgier und auch die Franzosen, so meldet man aus der Schweiz, seien hiermit ganz einverstanden. Die Führer der Socialisten in der Schweiz treffen schon jetzt Vorbereitungen zu diesem Weltcongreß.
Italien. Das Königshaus von Savoyen hat stets mit großer Sorgfalt das Familiengrab seiner Ahnen in Hautecourbes in Savoyen gepflegt, und als Savoyen später an Frankreich kam. Schloß er mit demselben einen besonderen Vertrag, welcher dem Könige von Italien für ewige Zeiten das Protectorat über die Abtei, in welcher die Vorfahren des Königs Humbert beigesetzt wurden, zuspricht. König Victor Emanuel bestellte damals die seit Jahrhunderten in der Abtei ansässigen Benedictiner als seine Verweser, wodurch dieselben unter seine Botmäßigkeit traten. Jetzt will die französische Regierung diese Mönche vertreiben. Der Abt aber hat in Folge dessen den Schutz des Königs Humbert angerufen, welcher kraft seines Vertrages die Verwaltung seiner Abtei auch künftig durch die Benedictiner fortzuführen, als ein Recht beansprucht. Das französische Kabinet ist jedoch anderer Meinung

[ => Original lesen: 1880 Nr. 68 Seite 2]

und hat vorläufig die Ansprüche des Königs durch den Minister Constans abweisen lassen.
Großbritannien. In Irland wird die Regierung mit jedem Tage machtloser und in Afghanistan gerathen die Truppen immer mehr in die Enge. Zwar erklärte am Donnerstag noch im Unterhause auf eine Anfrage Stanhope's Lord Hartington, General Stewart habe die Forts von Kabul und Sherpur nicht zerstört, doch schon wird dem "Standard" aus Bombay vom 26. d, M. gemeldet: General Stewart erhielt den Befehl, in Jellalabad Halt zu machen. Infolge der kritischen Lage in Kabul fallen viele Truppen von Abdur Raham ab. Seitens der Partei Jakub Khan's wurden große Kundgebungen zu Gunsten Jakub Khan's oder Ayub Khan's veranstaltet.
Türkei. Eigenthümliche Aufklärungen über die Stimmungen und Pläne des Beherrschers aller Gläubigen kommen jetzt über Paris. Danach denkt Sultan Abdul Hamid nur daran, nicht sowohl seine Herrschaft, als seine Revenuen zu behalten. Er will weniger herrschen und mehr genießen. Er ist entschlossen, Alles zu thun, was Europa von ihm verlangt, wenn nur Europa entschlossen ist, das verlangte mit "sanfter Gewalt" zu erhalten. Er wird die Grenzgebiete an Griechenland abtreten, er wird die Finanzen der europäischen Controlle unterstellen, er wird die Verwaltung europäischen Commissären unterstellen, er wird sogar den Sicherheitsdienst in gewissen Provinzen seines Reiches einer europäischen Gendarmerie übertragen und nur an zwei Dingen wird er immer festhalten: erstens, daß ihm seine eigenen Revenuen absolut sicher gestellt werden und zweitens, daß Europa gegen ihn mit den Scheine der Gewalt auftritt, um ihn, der nachgeben will, zu zwingen, und um ihn, den Khalifen, vor dem Unwillen der gläubigen Muselmanen zu schützen. Es ist gar nicht richtig, daß der Sultan die europäischen Flottendemonstrationen fürchtet. Die europäischen Mächte fürchten viel mehr diese Demonstration, da sich schwerlich die nöthige Einigung erzielen lassen wird. Der Sultan also möchte zurückweichen, wenn Europa sich einigt, einigt es sich nicht, nun, dann kann der jetzige Zustand aufrecht erhalten bleiben.
In allen Schichten der muselmännischen Bevölkerung giebt sich ein tiefer Haß gegen Gladstone, gegen das englische Kabinet, gegen Goeschen, ja gegen alle Engländer überhaupt kund, und dieser Haß wird um so intensiver, als die Türken mehr und mehr zu erkennen vermeinen, daß die ganze englische Politik nur egoistische Zwecke verfolgt, daß die Rathschläge von St. James stets nur Eigennutz zur geheimen Triebfeder haben. In türkischen Kreisen wird die englische Freundschaft dahin definirt, daß wenn die Engländer sagen, die Türken sollen europäische Einrichtungen einführen, damit englische gemeint sind und daß die Engländer nichts weiter anstreben, als daß ihnen der Türke sein Haus und seine Revenüen überlasse, worauf dann der Engländer so großmüthig sein werde, dem Türken ein Stück Brod zu seiner Unterhaltung zu verabreichen. Der Engländer glaube ein Privilegium auf die Ausbeutung des türkischen Reiches zu besitzen, darum sei er auch so eifersüchtig auf die Berufung deutscher Fachmänner, die ihm vielleicht die Beute abjagen können.


Schönberg. Bei Aufstellung des Krieger=Denkmals ereignete sich am Freitag Vormittag ein Unglück, das leicht die Fertigstellung des Denkmals bis zum Sedantage in Frage stellen konnte. Beim Aufwinden der Granitsäule riß nämlich die Winde in dem Augenblicke, wo die Säule fast die richtige Höhe erreicht hatte. Der Sturz der 42 Centner schweren Säule war so heftig, daß einer der als Träger dienenden dicken Balken zerschlagen und die steinernen Stufen, von denen eine gleichfalls in zwei Stücken sprang, aus ihren Lagern verschoben wurden. Von den Arbeitern und Zuschauern ist glücklicherweise Niemand beschädigt. Die Säule selbst, sowie der Sockel haben durch den Sturz keinen Schaden genommen.
Schönberg. Als etwas seltenes der Jahreszeit sei erwähnt, daß in eitlem Garten hiesiger Stadt ein Kirschbaum gegenwärtig zum zweiten Male in diesem Jahre im Blüthenschmuck prangt, dem erst vor einigen Wochen die reifen Früchte abgenommen worden sind.


Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche das ihnen pro Neujahr 1881-1882 zuständige Deputatholz ganz oder theilweise der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen gedenken, haben solches bis zum 15. September d. J. hierher anzuzeigen.
Schönberg den 24. August 1880.

Großherzogl. Meckl. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Es werden beschuldigt:

1. der Kaufmann Johann Peter Evers geboren 10. November 1847 zu Falkenhagen Kreis Schönberg (Mecklenburg) zuletzt zu Falckenhagen, als Wehrmann ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein;
2. Der Barbier Joachim Heinrich Eckmann geboren 17. Juli 1849 zu Schönberg (Mecklenburg) zuletzt zu Schönberg, als Ersatzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militairbehörde Anzeige erstattet zu haben;
Uebertretung gegen §. 360 Nr. des Strafgesetzbuches.
Dieselben werden auf

Freitag den 15. October 1880,
Vormittags 10 Uhr

vor das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzoglichen Landwehr=Bezirkscommando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden.
Schönberg, den 9. Juli 1880.

Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
W. v. d. Lancken.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der Zeit vom 1. October 1880 bis 31. März 1881 soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hiedurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 8. September cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 28. August 1880.

Der Magistrat.


Zur Deckung der Brandschäden, zu den Verwaltungskosten und zur Erhaltung und Ergänzung der Löschanstalten vernothwendigt sich für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. 12 1/2 Pfg., Cl. II. 16 2/3 Pfg., Cl. III. 20 5/6 Pfg. für 100 Mark Versicherungssummen.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders angezeigt werden.

Schönberg, den 31. August 1880.
Die Direction der Feuerassecuranz=Societät im Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.             F. Stüve.


Ackerverpachtung.

Im Auftrage der Frau Pastorin Masch, jetzt in Lübeck, setze ich zwecks öffentlich meistbietender Verpachtung des Demernschen Pfarrwittwen=Ackers auf 8 Jahre Termin an auf

Dienstag, den 14. September d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

im Hause des Herrn Kaufmanns Scharenberg in Demern, und wird bei annehmlichem Gebot der Zuschlag sofort erfolgen. Die Contractsbedingungen können vorher bei mir eingesehen werden.
Schönberg, den 30. August 1880.

Kindler, Notar.       


Die diesjährige Umfahrt in hiesiger Gemeinde soll an den herkömmlichen Tagen stattfinden, wie am kommenden Sonntage von der Kanzel näher angezeigt werden wird. Damit unnötiger Aufenthalt vermieden werde, bitte ich die betreffenden Lieferungen, das Korn entsprechend der Verordnung vom 1. März d. J., gehörigen Ortes bereit zu halten.
Schönberg, den 30. August 1880.

C. Langbein,       
Pastor.             


[ => Original lesen: 1880 Nr. 68 Seite 3]

Einem geehrten hiesigen und auswärtigen Publikum hiedurch die ergebene Anzeige, daß ich das

Tischler=Geschäft

meines verstorbenen Mannes unverändert fortsetze.
Um ferneres Wohlwollen freundlichst bittend, zeichne

hochachtungsvoll       
Marie Wascher,       
geb. Tretow.       


Tapeten, neueste Muster, unglaublich billig, Musterkarten versenden auf Wunsch franco und umsonst. Aber nicht an Tapezierer sondern nur an Privatleute; da es uns absolut nicht möglich, auf diese unglaublich billigen Preise noch Rabatt bewilligen zu können, Tapezierer aber gewöhnt sind hohe Prozente zu genießen.

Bonner Fahnenfabrik Bonn.


Einem geehrten Publikum von Stadt und Land mache ich die ergebene Anzeige daß ich in Schönberg vor der Marienstraße Nr. 60 eine

Conditorei und Kuchenbäckerei

eröffnet habe, und bitte zugleich um gütigen Zuspruch.

Ludwig Franck.       


Stearin= und Wachs=Waagenlichte
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


25 originelle Scherzkarten versendet gegen 50 Pfg. in Marken.
Gotthilf Koch, Berlin S. W.


Tesch's Restauration & Caffee-Garten
am Tage der Sedan= und Enthüllungsfeier.

Krebssuppe
Enten=Braten
Küken=Braten
Kalbs=Braten
Beefsteak
Große Krebse
und verschiedene kalte Küche.
Im Gartenzelt feinen Caffee wozu die Herren und Damen von Stadt und Land freundlichst eingeladen werden.

F. Tesch und Frau.       


Die Unterzeichneten fordern sämmtliche Hauswirthe des Fürstenthums auf, sich am Sedantage, Vormittags 10 Uhr in Boyeschen Gasthause zu Schönberg behufs Betheiligung am Festzuge mit der Fahne einzufinden. Der Krieger=Verein wird um 10 1/2 Uhr die Fahnen mit Musik abholen.

J. H. Busch=Rodenberg.
Retelsdorf=Gr. Mist.
H. Burmeister=Bechelsdorf.
P. Burmeister=Sülsdorf.
H. Siebenmark=Falkenhagen.
H. Lenschow=Gr. Bünsdorf.
J. Oldenburg=Niendorf.
Niese=Lindow.


Kampfgenossen-Verein 70/71.

Der Kampfgenossen=Verein tritt am 1. September Abends 6 1/2 Uhr und am 2. September Morgens um 8 Uhr im Vereinslocal an. Erscheinen ist Ehrenpflicht.

Der Vorstand.       


Einem geehrten Publikum zur gefälligen Nachricht, daß am Sedantage die Verkaufsläden hiesiger Stadt von 10 Uhr Morgens bis nach der Enthüllung geschlossen sind.


Sedan-Feier in Rieps.

Zur Sedanfeier in Rieps am 2. September wird hierdurch ganz ergebenst eingeladen; besonders werden die Herren Krieger gebeten, recht zahlreich zu erscheinen.

Die Feier ist verbunden mit einer Festandacht Vormittags 10 Uhr;
        Nachmittags von 2 Uhr an:
Kinderbelustigung,
Schießen nach einer Parierscheibe,
Tanz im Freien;
        Abends:
Fackelzug, Illumination,
Feuerwerk, Rede,
Ball.

Das Comite.     


Meine im Köppenmoor belegene Wiese werde ich in kleinen Parcelen am Sonntag den 5. September d. J., Nachmittags 4 Uhr auf sechs Jahre an Ort und Stelle verpachten.
Schönberg, den 30. August 1880.

Hennings,              
Schlachtermeister.       


Frankfurter Pferde-Markt-Lotterie.
6. October 1880 Ziehung 6. October 1880.

Bei dieser nun seit langen Jahren bestehenden Lotterie kommen zehn elegante Equipagen mit vier und zwei Pferden bespannt und hochfeiner Schirrung, ferner 60 der schönsten Reit= und Wagenpferde nebst vielen hunderten von anderen sehr werthvollen Gewinnen zur Vertheilung. Zu dieser Ziehung versendet der Unterzeichnete Loose incl. Porto und Ziehungsliste:

1 ganzes Orginal=Loos für 4 Mark,
8 ganze Orginal=Loose für 30 Mark

gegen Einsendung des Betrages oder per Postvorschuß. Größere Gewinne werden durch Telegramme angezeigt, und erhält überhaupt jeder Theilnehmer die Gewinnliste gratis und franco übersandt.

Joh. Geyer              
Töngesgasse Nr. 47.     
Frankfurt a. M.           


[ => Original lesen: 1880 Nr. 68 Seite 4]

Festmahl am Sedantage!

Ich bitte die geehrten Herrschaften, die am Festessen Theil nehmen wollen, hierzu Karten vorher bei mir oder den Herren Comite=Mitgliedern zu lösen, da ich nur für die vorher gelösten Karten Plätze reserviren kann.

Gastwirth J. Boye.       


Benno Wagner
Optiker & Mechaniker
vorm. D. Maass.
Lübeck, Pfaffenstrasse 782, Ecke Breitestrasse

empfiehlt sein reichhaltiges Lager von: Brillen, Lorguetten und Pincenez in Gold, Silber, Nickel, Stahl etc. mit den feinsten Chrystal=Gläsern zu den billigsten Preisen. Aneroid- und Quecksilber=Barometer, Fenster=, Zimmer=, und Bade=Thermometer, Mikroskope, Loupen und Lesegläser, sowie überhaupt sämmtliche optische Artikel bei billigster Preisstellung.
Alle Reparaturen werden in meiner mechanischen Werkstätte schnell, sauber und billig ausgeführt.


1000 Mark zahlen wir Demjenigen, welcher bei Gebrauch von Goldmann's Kaiser-Zahnwasser jemals wieder Zahnschmerzen bekommt. Einziges Mittel zur Erhaltung schöner, weißer und gesunder Zähne bis ins späteste Alter. - Preis per Original-Flasche 1 M.

S. Goldmann & Co. Breslau, Schuhbrücke 36. In Schönberg nur allein echt zu haben bei C. Mass.


Wegen Erweiterung meiner Arbeitsräume habe 2 Stück mahg. Schreibsecretäre, 1 mah. Eckschrank, sowie eine vollständige eschen (mag. gebeizte) Zimmereinrichtung sehr billig abzugeben.

            E. Hauschild.
                          Bildhauer und Tischler.

Schönberg im August 1880.


Zu vermiethen

zum 1. October c. die Wohnung mit Stallung und etwas Gartenland auf der hiesigen Landreiterei.

Schlagsdorf.                                                    W. Siebenmark.


Erinnerung an die Jahre 1870/71.

Der Kaiser wollt vom Westen aus,
Uns überfall'n im eignen Haus.
Er glaubt in Deutschland nur allein,
Könnt er recht froh und sicher sein.
Und als Franzo's auch ganz galant,
Den Turko nahm er an der Hand,
Mit Mitraileusen, viel Mordgewehr,
Kam prahlend an der Grenze her.
      Da stand nun auf der große Mann
Und sah sich um im ganzen Land,
Und fand wohl Stämme dort und hier,
Doch Alle waren Deutschlands Zier,
Sie alle reichten sich die Hand
Zu kämpfen für das Vaterland!
Und mit dem Ruf "Zum Rhein! Zum Rhein!
Wir Alle wollen Dein Hüter sein"!
Erklang das Wort: "Sieg oder Tod"!
Durch Deutschlands großes Aufgebot.
Drauf stürmten wir in Feindes Schwarm
Durch Nacht und Graus; Gewehr im Arm -
Bis das die grande nation,
Uns Deutschen hat "Pardon! Pardon!"
So siegten wir durch eigne Kraft,
Vereinigung uns frei gemacht!
           Ein einig Deutschland muß es sein,
           Auf! Stimmet alle froh mit ein!!!

Ed. Gierloff.                           


Reorg. Technikum Buxtehude

(b. Hamburg.) Baugewerk-, Mühlen=, und Maschinenbau-, Tischler=, Maler- u. Architekturschule. Wiss. Meister= u. Dipl.=Prfg. Programme gratis d. d. Dir. Hittenkofer.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren:

D. 7. August dem Gastwirth Kibbel zu Schönberg ein S.
D. 7. dem Schuhmacher Wilh. Lenschow zu Schönberg eine T.
D. 7. dem Arbeitsmann Thors zu Kl. Bünsdorf Zwillings=T.
D. 13. dem Arbeitsmann Jenckel zu Sabow ein S.
D. 9. dem Hauswirth Freitag zu Lübseerhagen eine T., geboren zu Schönberg.
D. 12. dem Cigarrenmacher Lüth zu Schönberg eine S.
D. 18. dem Stationsarbeiter Oldenburg zu Schönberg eine T.
D. 25. dem Arbeitsmann Lüth zu Niendorf eine T.
D. 27. dem Handelsmann Heinrich Ladendorf zu Schönberg eine T.

Gestorben:

D. 11. August Hauswirth Hans Jochen Freitag zu Gr. Siemz, 64 J. 5. M. alt.
D. 16. Hans Heinrich Lenschow, Maurergeselle zu Ollndorf, 75 J. 9 M. alt.
D. 20. Emma Marie Louise Elsa Dietz, Arbeitsmannstochter zu Torisdorf, 20 Tage alt.
D. 19. Rudolf Carl Christian Wascher, Tischlermeister zu Schönberg, 29 J. 9 M. alt.
D. 20 Carl Martin Heinrich Voß, Büdnersohn zu Sabow, 7 J. 9 M. alt.
D. 22. Hauswirth Franz Heinrich Wigger zu Törpt, 66 J. 8 M. alt.
D. 24. Schäfer Johann Zarnow, gebürtig aus Möllin, z. Z. in Schönberg, 73 J. 2 M. alt.
D. 27. Joachim Heinrich Möller, Arbeitsmannssohn zu Toriesdorf, 2 M. 1 T. alt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu Officieller Anzeiger Nr. 27 und eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 68 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 68 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 31. August 1880.


Programm
zur Feier
des zehnten Gedenktages des Sieges von Sedan
und der Enthüllung des Kriegerdenkmals in Schönberg.
Am 1. September 1880.

5 1/2 Uhr Nachmittags. Harmonie auf dem Markte.
        7 Uhr Abends. Bekränzung der Gräber der verstorbenen Kameraden.
        8 Uhr Abends. Fackelzug vom Siemzer Thor aus, Freudenfeuer auf der Landreiter=Koppel, Festrede, patriotische Gesänge.
        9 Uhr Abends. Concert im Schützenhause. Entree 20 Pf.

Am 2. September 1880.
        6 Uhr Morgens. Reveille durch die Straßen der Stadt.
8 1/2-9 1/2 Uhr Morgens. Festgottesdienst in der Kirche.
        10 Uhr Vormittags. Empfang der auswärtigen Kameraden am Bahnhof, resp. den Thoren.
10-11 Uhr Vormittags. Abholen der Fahnen mit Musik. Antreten zum Festzuge am Siemzer Thore.
11 Uhr Vormittags. Beginn des Festzuges. Glockengeläute.
11 1/2 Uhr Vormittags. Einweihung und Enthüllung des Krieger=Denkmals.
                          1. Gesang des Vereins "Teutonia".
                          2. Weihrede. Enthüllung.
                          3. Bekränzung des Denkmals durch Ehrenjungfrauen. Choral mit Glockengeläute.
                          4. Uebergabe des Denkmals an die Stadt Schönberg.
                          5. Gesang: Die Wacht am Rhein. Abmarsch zum Festplatz.
1 1/2 Uhr Nachmittags. Festmahl im decorirten Schützenhause mit Tafelmusik. Couvert 2. M. excl. Wein. Beginn der Belustigungen der Schuljugend.
        4 Uhr Nachmittags. Concert im Schützenhause und im Nehls'schen Restaurationszelte auf dem Festplatze. Entree 30 Pf.
        6 1/2 Uhr Abends. Abbringen der Fahnen.
        7 1/2 Uhr Abends. Beginn der Festbälle im Schützenhause und in Kösters Hotel.
        9 1/2 Uhr Abends. Feuerwerk auf der Landreiter=Koppel.

Bemerkungen:

1. Unsere verehrten Mitbürger werden gebeten, ihre Häuser festlich zu schmücken und während des Fackelzuges zu illuminiren. Am 31. d. M. werden vier Fuder Laub an verschiedenen Plätzen der Stadt zur Verfügung stehen.
2. Die für die Corporationen und Vereine, sowie für die nicht solchen angehörigen Festtheilnehmer im Festzuge und während der Enthüllungsfeier bestimmten Plätzen werden rechtzeitig bekannt gegeben werden.
3. Karten zum Festessen sind vorher beim Gastwirth Boye und den Comite=Mitgliedern zu haben.
Zu zahlreicher Betheiligung an dieser patriotischen Feier ladet alle Bewohner von Stadt und Land so freundlichst wie ergebenst ein

Das Comité des Kampfgenossen-Vereins.
Dr. Marung.       Diersen.       Roepstorff.       Busch.       Kock.       Wienck.       Bockwoldt.       Gierloff.       Hauschild.       Rindfleisch.       Stree.       Upahl.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 68 Seite 6]

- Bei dem Prinzen Albrecht in dem schönen Schlosse Kamenz war Kindertaufe. Der Kronprinz und die Kronprinzessin, der Herzog von Altenburg, die Prinzessin Marianne etc. waren Pathen. Als Taufbecken diente die massiv goldene Schale, aus welcher alle Mitglieder der königl. Familie seit alter Zeit getauft wurden und die in der Potsdamer Garnisonskirche aufbewahrt wird. Nach jedesmaliger Taufe wird der Name des Täuflings eingravirt. Auch die Festtafel schmückte ein seltenes und kostbares Stück: ein Tafelaufsatz, den s. Z. Napoleon I., als er von der Insel Elba floh, versetzen mußte und nicht wieder einlösen konnte und den Prinzeß Marianne erwarb. Noch ein drittes ist interessant. Am Fuße des Schloßberges liegt die katholische Kirche und in ihr hängt eine Gedenktafel mit folgender Inschrift: "Hier stand und sang Friedrich II., König von Preußen, verkleidet in ein Cistercienser Chorkleid, im Jahre 1745 mit dem Abt Tobias und dem Geistlichen die Metten, während die feindlichen Kroaten Ihn in hiesiger Kirche suchten und nur seinen Adjutanten fanden, den sie gefangen heimführten."
- Das Verbacken des Mehls aus ausgewachsenem Getreide. Es wird in diesem Jahre leider viel ausgewachsenes Getreide gebaut, deshalb möchte nachfolgender Versuch, den der verdienstvolle Liebig im Anhang zum 32. seiner "chemischen Briefe" mittheilt, von allgemeinem Interesse sein. Dort heißt es: Ein wichtiges Problem ist in diesen Tagen durch den Dr. Julius Lehmann, Chemiker an der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Weidlitz bei Bautzen, gelöst worden: Das Brodbacken von Mehl aus ausgewachsenem Roggen zu Brod. Die von Lehmann eingeleiteten Untersuchungen ergaben, daß die durch das Keimen der Getreidekörner entstehenden Veränderungen in der Hauptsache in einem theilweisen Löslichwerden des Klebers und dem dadurch herbeigeführten Verschwinden der Elastizität und Dehnbarkeit (der teigbildenden Eigenschaft) desselben, sodann aber in einer Umwandlung des theilweise löslich gewordenen Stärkemehls vermittelst der mit dem Kleber in geringer Quantität gebildeten Diastase in Dextrin und Zucker sich kundgebe. Weitere Untersuchungen führen dahin, daß Kochsalz die Eigenschaft besitze, den in Lösung befindlichen Kleber wieder unlöslich zu machen und ihm seine teigbildende Eigenschaft wieder zu ertheilen. Gestützt hierauf wurden nun Versuche angestellt. Es wurden zu denselben Roggen gewählt, dessen Körner fast ohne Ausnahme gekeimt waren. Es wurde solcher absichtlich mit allen Keimen vermahlen; es ergab 1 Scheffel, der 160 Pfund wog, 102 Pfund gutes Mehl, 17 Pfund Nachgang, 15 1/2 Pfund Schwarzmehl, 16 1/2 Pfund Kleie, 9 Pfund Verlust. Von dem guten Mehle lief das in gewöhnlicher Weise zubereitete Brod kuchenförmig breit, die Rinde löste sich ab, es bildete sich ein bläulicher Schliff, das Gebäck war ungenießbar. Ein Zusatz von 2 Loth Salz auf 3 Pfund Mehl zeigte die vollständige Wirkung: das Brod war in jeder Beziehung zufriedenstellend, locker, trocken, wohlschmeckend ohne allen Schliff. - Die Operation ist einfach; vor dem Einwirken wird das in Wasser gelöste Salz zugesetzt; sonst in allem Verfahren wie gewöhnlich. Wenn hiernach das ausgewachsene Korn mit gleichem Vortheil, wie das unausgewachsene durch den Zusatz von Kochsalz verbacken werden kann, so hat das Kochsalz noch weitere sehr beachtenswerthe Eigenschaften bei dem Brodbacken, indem, abgesehen davon, daß zur vollständigen Verdauung der im Brode enthaltenen Proteinstoffe Salz nöthig ist, dieses auch die Schimmelbildung verhindert. Endlich bäckt sich das Mehl ungleich weißer bei einem Zusatz von Salz."
- Für Blumenfreunde dürfte es von Interesse sein, wenn wir sie auf ein Präparat aufmerksam machen, was vom Chemiker Hesse in Bayreuth unter dem Namen Pflanzennahrung in den Handel gebracht ist. Es ist das eine Mischung derjenigen Salze, welche die Pflanze aus dem Erdboden zu ihrer Ernährung aufnimmt, also die Nährstoffe in concentrirte Form gebracht und vorzugsweise bestimmt, den Topfgewächsen in einer einfachen und sparsamen Weise ihre Nährmittel zuzuführen. Jeder, der einen Versuch durch einige Wochen regelmäßig fortgesetzten Gebrauch gemacht, wird bald von dem frischen und üppigen Aussehen seiner Lieblinge überrascht sein und sicher nie mehr das so bequeme und einfache Mittel meiden. Dabei ist zu bemerken, daß das Präparat durchaus nicht etwa die Pflanzen zu einem überschnellen Wachsthum anregt und schließlich Uebereizung und Verkümmerung hervorbringt, sondern es bewirkt ein lebhaftes aber schönes gleichmäßiges Gedeihen der Pflanzen und verhütet außerdem das Gelbwerden der Blätter.
- Am zehnten Jahrestage der Schlacht von Gravelotte war das Schlachtfeld von vielen Fremden, sowie auch von größeren Truppenabtheilungen besucht, welche entsprechende Feierlichkeiten veranstalteten. Die Zahl der auf den Gräbern niedergelegten, aus Deutschland gesandten Kränze und Palmzweige beläuft sich auf mehrere Hundert, wozu noch die vom Metz'er Turnverein gespendeten kommen. Nach einem soeben gefaßten Beschlusse des Metzer Kriegervereins wird dieser künftig in Gemeinschaft mit dem Turnverein die Schmückung der Gräber an den Jahrestagen der Schlachten übernehmen. Auf dem Schlachtfeld von Gravelotte wurde gestern das von den Offizieren des Lauenburgischen Jägerbataillons Nr. 9 (in Hagenau in Garnison liegend) ihren gefallenen Kameraden gesetzte Denkmal durch den Divisionspfarrer Kriebitz eingeweiht. Unter dem Denkmal ruhen 32 Mann des genannten Bataillons, deren Ueberreste etwa vor acht Tagen ausgegraben und an geeigneter Stelle in einem großen Sarge vereinigt beigesetzt wurden.
- Die Italiener haben in letzter Zeit viel Glück mit Deutschland. 1866 fiel ihnen durch die deutschen Siege Mailand und Venedig zu ohne allzu große eigene Anstrengung und 1870 Rom. Das dritte Glück hat ein italienischer Hauptmann Gozzi in Berlin gemacht. Er hatte sich von seiner knappen Gage jahrelang ein paar 100 Scudi abgespart, um nach Deutschland zu reisen. In Berlin kaufte er gelegentlich ein Hamburger Lotterieloos und dieses kam mit 300,000 M. heraus. Die Italiener entnehmen daraus, daß sie immer gut thun, wenn sie ihr Loos und ihre Karte auf Deutschland setzen.
- Der Amerikaner Clarc macht eine Reise durch Deutschland auf dem Velociped. Von Eisenach fuhr er am 19. August nach Meiningen von da über Nürnberg, München (Oberammergau) Innsbruck, Bodensee nach Basel. Von da das Rheinthal entlang geht die Reise nach Köln und weiter über Düsseldorf, Cassel, Halle, Leipzig nach Dresden. Derselbe fährt mit seinem vorzüglichen Instrument 5 Meilen in einer Stunde und legt täglich 25 bis 30 Wegestunden zurück.
- Hans Markart, der Wiener Maler, hat in Dresden ein neues großes, farbenprächtiges und figurenreiches Bild ausgestellt, eine Bachantenfamilie. Wenn sich die Dresdener satt gesehen haben bitten sich's die Berliner aus. Es gehört zu jenen Makart'schen Bildern, von denen die Berliner sagen, man weiß nicht, ob man immer hinsehen oder gar nicht hinsehen soll, denn der Markart führt einen kräftigen Pinsel.
- Am 25. August haben viele norddeutsche Störche ihre Generalversammlung gehalten. Trotz ihrer langen Schnäbel haben sie keinerlei Reden gehalten, noch andern Lärm gemacht sondern nur hoch oben still ihre Kreise gezogen und haben dann ihre Reise nach dem Süden angetreten.
- Die soeben fertig gewordenen beiden Thürme des Kölner Domes sind die höchsten in der Welt, jeder ist 160 m. hoch; nach ihnen kommt der Thurm der Nikolaikirche in Hamburg, 144 m. Alsdann kommen der Reihe nach: St. Peter in Rom 143 m., Straßburger Münster 142 m., Cheops=Pyramide in Egypten 137 m., St. Stephan in Wien 135,30 m., Freiburg in Baden 125 m., Antwerpen 123,40 m., Florenz 119 m., St. Paul in London 111,30 m., Magdeburger Dom 103,60.
So viel Verbrechen vorkommen, so selten bleibt eines unentdeckt. Wer den auf seinem Schlosse in der Sächsischen Schweiz einsam lebenden und sehr populären Hauptmann v. Carlowitz ermordet und beraubt, war anfangs ein Räthsel. Der Mörder war an der Leitung des Blitzableiters ins dritte Stock gestiegen und hatte sein Verbrechen verübt. Jetzt ist er schon verhaftet, ein außer Dienst gejagter und verkommener Forstmann; Beihülfe soll ihm eine Köchin geleistet haben.


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