[ => Original lesen: 1876 Nr. 58 Seite 1] Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das Füsilier=Bataillon zweiten Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76 zu Lübeck resp. am 27. und 28. d. M., sowie am 10. August d. J. auf der Pahlinger Heide Schießübungen abhalten wird. Zur Vermeidung von Unglücksfallen wird das Betreten des mit Militair umstellten Terrains an den gedachten Tagen hiedurch bei Strafe verboten.
Schönberg, den 19. Juli 1876.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Durch das Kaiserliche Reichskanzler=Amt ist der Großherzoglichen Landes=Regierung zu Neustrelitz davon Kenntniß gegeben, daß in Seeland die Hundswuth auf verschiedenen Stellen ausgebrochen und von dem Königlich Dänischen Ministerio deshalb die Anlegung resp. Tödtung der Hunde angeordnet ist, und daß unter diesen Umständen eine starke Ausfuhr der Hunde von Seeland nach Deutschland befürchtet wird.
Die Einwohner des Fürstenthums werden deshalb gewarnt vor Ankauf und Uebernahme aus Seeland stammender Hunde.
Schönberg, den 19. Juli 1876.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Politische Rundschau.
Deutschland. Der Fürst Reichskanzler, welcher seine Kur in Kissingen um acht Tage verlängert hat, wird der "Weser=Ztg." zufolge Ende dieser Woche in Berlin eintreffen und nach kurzem Aufenthalt sich weiter nach Varzin begeben.
Der wirthschaftliche Nothstand unseres Volkes treibt auf allen Seiten immer dringendere Kundgebungen hervor. Wie verlautet, werden in dieser Hinsicht in industriellen Kreisen Massenpetitionen an den Reichstag vorbereitet, welche von der Ueberzeugung ausgehen, daß in dieser Nothlage ein guter Theil schuld die wirthschaftliche Gesetzgebung der letzten Jahre, d. h. die des Liberalismus, trage.
Offiziös wird wiederholt als sicher angekündigt, daß die Octobersitzung des Reichstages in Anbetracht der ihr zugemessenen knappen Zeit von allen nicht absolut dringenden Arbeiten verschont bleiben wird. Es werden also außer dem Vierteljahrsetat vom 1. Januar bis 31. März nur die Justizgesetze und vielleicht eine oder die andere unbedeutendere Vorlage zur Berathung kommen. Von der Reichseisenbahnvorlage kann ebendarum in dieser Session nicht mehr die Rede sein; auch das Patentgesetz wird wohl bis Frühjahr verschoben werden müssen. Für den nächsten Reichstag stellt man von derselben Seite auch die Wiedereinbringung der vom gegenwärtigen verworfenen Paragraphen der Strafgesetznovelle in Aussicht - allerdings, wie es heißt, nur für den Fall, daß die Neuwahlen eine genügende Anzahl "gesinnungstüchtiger" Elemente geliefert haben werden. Wir bemerken dazu unsererseits, daß die "Gesinnungstüchtigkeit" zu polizeilich reaktionären Gesetzgebungsacten innerhalb der deutsch=conservativen Partei nach ihrer Neubildung ebenso wenig wie vorher zu finden sein würde. Diejenige Neuerung, welche der freudigen Unterstützung der deutschen Conservativen sicher und auch in Wahrheit weit nothwendiger wäre, ist eine Reform unserer Strafgesetzgebung nach den Forderungen des christlich sittlichen Volksgewissens.
Die Berliner Bürgerzeitung weist mit Nachdruck auf gemeinschaftliche demoralisirende Wirkungen der systematischen Contractbrüche hin und räth allen Wahlkörpern, nur solche Candidaten zu wählen, die sich ausdrücklich verpflichten, im Reichstage für die strafrechtliche Ahndung des Contractbruches zu stimmen.
Türkei. Türkische Blätter melden, daß türkisches Papiergeld nach einem an der Konstantinopeler Börse verbreiteten Gerüchte im Betrage von 10 Millionen Pfund Sterling ausgegeben werden soll, um die Kosten des Krieges zu bestreiten; es fragt sich nur, ob die Armee=Lieferanten dieses neue Geld an Zahlungstatt annehmen werden. Um den dringendsten Geldbedarf zu befriedigen, sind die Juwelen des verstorbenen Sultans Abdul=Aziz versetzt worden.
Vom Kriegsschauplatz liegen keine neueren Nachrichten von Bedeutung vor. Nirgends geschieht etwas Entscheidendes, der "kleine" Krieg scheint mehr und mehr alle Kriegführung in größerem strategischen Style zu verdrängen. Auch die Erfolge halten sich gegenseitig so ziemlich die Waagschale und nicht minder die Kunst beider Theile, solche für sich aus der Wirklichkeit herauszuinterpretiren.
Ein Correspondent des Pariser "Figaro", welcher gegenwärtig Bulgarien bereist, constatirt, daß in den meisten Städten daselbst ununterbrochen Hinrichtungen stattfinden, daß Christenknaben zu je 40 Francs als Sclaven verkauft werden, während man die Christenmädchen auf den Markt nach Konstantinopel befördert. Die Früchte des Sclavenhandels und der sonstige Raub, sowie die von den bemittelten Bulgaren geforderten Lösegelder werden von den hohen Civil= und Militärpersonen getheilt.
- Der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien sind am Sonnabend Vormittag in Liverpool eingetroffen, haben ihre Reise nach London fortgesetzt und werden am 6. Aug. in Hamburg erwartet, sie werden sich über Lübeck nach Kopenhagen begeben.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 58 Seite 2]- In Hamburg sind 4 gefährliche Verbrecher aus dem Gefängnisse entsprungen. Es sind: Schlosser Meier, Schuhmacher Kleemann, Maler Bäumle und Kutscher Wagner.
- Auch in Mecklenburg hat man bereits mit dem Mähen des Roggens begonnen, von dem man meint, daß er nur einen geringen Ertrag liefern wird.
- Die Ernte in Oesterreichisch=Ungarn. Nach dem amtlichen Saatenstandsbericht wird in Weizen ein Ertrag über mittelgut, in Roggen eine Mittelerndte, in Gerste und Hafer ein reichlicher Ertrag in Aussicht gestellt. Der Bericht reicht jedoch nur bis Ende Juni. Seitdem hat sich die Witterung der Vegetation sehr zuträglich gestaltet und lauten auch die in den letzten Tagen eingetroffenen Berichte über die Erndte=Aussichten noch hoffnungsvoller. Namentlich steht Weizen vielversprechend und hat sich derselbe selbst in den wenigen Gegenden, wo nach dem amtlichen Berichte Anlaß zu Klagen war, unter dem Einflusse der günstigen Witterung wesentlich erholt.
- Die Ernte in Italien. Das italienische Ministerium veröffentlicht folgende Mittheilungen über die Ernteaussichten: in Neapel und Sicilien steht das Korn gut, ebenso auch auf der Insel Sardinien. Auch im Norden Italiens ist das Korn gut gerathen. Die Seidenernte dagegen war heuer bedeutend schlechter als im Vorjahre und blieb unter dem Mittel. Der Wein ist in ganz Italien gut gerathen. Im Norden hat er durch die Kälte zwar stark gelitten, die Weinlese dürfte aber trotzdem auch dort zufriedenstellend ausfallen.
- Bisher war man immer der Ansicht, die loyalste aller Antworten sei die eines Höflings gewesen, welcher von Ludwig XIV. gefragt wurde, wie viel Uhr es sei und zur Antwort gab: "Welche Stunde Ew. Majestät beliebt!" - indessen scheint es, als ob unter Napoleon III. in dieser Hinsicht noch weit Stärkeres geleistet worden sei. Zum Beweise dessen erzählt der Pariser "Charivari" Folgendes: Napoleon III. glaubte einst Jemanden, der ihm bei einer festlichen Gelegenheit besonders ehrerbietig genaht war, wiederzuerkennen und er frug: "Sind Sie nicht Herr X . . . " "Zu dienen," lautete die Erwiderung, "mein Name ist L . . . ." "Sie sind Tuchfabrikant in Elboeuf?" "Ja, Sire, ich fabrizire Seide in Lyon." "Und Sie haben mir eine interessante Denkschrift über die Seidenfabrikation in der Lombardei übergeben?" "In der That, über die chinesische Seide, so ist es." "Ich dekorirte Sie auf der Ausstellung von 1855?" "Wie Ew. Majestät sagen, auf der großen Weltausstellung von 1867." "Und ich - Sie - hm - nun . . . Der Kaiser ging verstimmt weiter. Herr L . . . . aber wendete sich zu seinem Nachbar und sagte voller Freude: "Es ist ganz außerordentlich, der Kaiser weiß doch Alles."
- Wissen Sie schon, was eine bucklige Welt ist? Nicht etwa die Gesammtheit der mit gekrümmten Rücken gewachsenen, oder die Masse derer, welche einen krummen Buckel machen, der devoten Heuchler und Schmeichler - auch nicht die Million der mit dem Tornister oder Affen durch die schönsten Jugendjahre sich plackenden Vaterlandsvertheidiger. Nein, die bucklige Welt ist überhaupt dies unvollkommene sündhafte Menschendasein auf dem Planeten Erde; daß nicht alle Leute einen Sack voll 20=Markstücke zur Verfügung haben, daß nicht alle Mädchen schön sind trotz falscher Zöpfe und Zähne, daß nicht alle Aktionäre reingefallen sind, sondern nur viele, daß so viele Narren stolpern, indem sie nach dem Glücke haschen und springen - das ist eine bucklige, bucklige Welt!
- In voriger Woche fiel ein Mädchen in Lalendorf vom Heuwagen und brach sich das Genick, so daß sie bald darauf starb.
Anzeigen.
Das Abfahren von Sand und Lehm aus den sämmtlichen hiesigen herrschaftlichen Sand= und Lehm=Gruben ist, wenn nicht eine schriftliche Erlaubniß des Großherzoglichen Domainen=Amtes hierzu ertheilt, bei Strafe verboten, und Zuwiderhandelnde nach den Bestimmungen im § 370 sub 2 des Strafgesetzbuches verfahren werden.
Schönberg, den 24. Juli 1876.
Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
In Sachen betreffend den Concurs über die Verlassenschaft des Hauswirths P. J. Oldenburg in Herrnburg sind Termine vor dem unterzeichneten Concurs=Gerichte anberaumt
1) zum Verkaufe der zur Masse gehörigen zu Herrnburg belegenen Vollstelle c. p. auf
Freitag den 6. October cr.,
Vormittags 11 Uhr,
2) zum Ueberbot auf
Mittwoch den 1. November cr.,
Vormittags 11 Uhr,
wozu Kaufliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach voraufgegangener Meldung bei dem zum interimistischen Curator bonorum ausersehenen Anerben Freitag in Herrnburg jederzeit freisteht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Justizamts=Registratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Schönberg den 25. Juli 1876.
Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
v. Arnim.
A. Dufft.
Verkaufs=Anzeige.
Am Mittwoch den 2. August d. J., von Morgens 9 Uhr an, werde ich im Gastwirthe Boye'schen Locale hieselbst in öffentlicher Auction meistbietend gegen gleich baare Bezahlung versteigern:
Betten, Matratzen, Leinenzeug, 1 Commode, Stühle, Tische und anderes Haus= und Küchengeräth, Koffer, 1 Petroleumkochapparat, eine größere Parthie Herrenkleider, ferner mehrere Dutzend Hobeln, Stemmeisen, Sägen, Bohrer und anderes Tischlerwerkzeug, auch ein angefangenes Sophagestell und ein angefangener Kleiderschrank, Furnier, Bretter u. s. w., auch event. eine Parthie Frauenkleider, ein Weberseil und was sich sonst noch vorfindet.
Schönberg.
Staffeldt, Landreiter.
Verkaufs=Anzeige.
Am Sonnabend den 5. August, Vormittags 10 Uhr, sollen im Kruge zu Duvennest in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden
zwei amerikanische Wanduhren;
der auf Nachmittags 2 Uhr auf der Hofstelle der Hauswirthin Wittwe J. P. Oldenburg in Herrnburg angesetzte Verkauf von 4 Pferden, sowie der auf Nachmittags 5 Uhr auf der Hofstelle des Pächters Kibbel zu Lockwisch angesetzte Verkauf eines Pferdes finden nicht statt.
Schönberg den 21. Juli 1876.
Staack,
Cammer=Executor.
Prima böhmische Salon=Stück=Kohlen
erwarte im August und empfehle selbe bei Entnahme von wenigstens 2000 loose ab Bahnhof mit M. 1,20 und frei vor der Thür mit M. 1,25 pr. Cassa bei Bestellung.
Bei kleineren Quantitäten, sowie ab Lager und eingesackt höhere Preise, dagegen bei einer Wagenladung ermäßigten Preis.
Ordinairere Kohlen billiger.
F. Heitmann.
Schönberg.
Selters und Sodawasser
von Herrn Eduard Gottschalk, Lübeck, empfiehlt zu Fabrikpreisen
J. Ludw. D. Petersen
in Schönberg.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 58 Seite 3]Auszug
aus dem
Rechnungsabschluß der Feuerassecuranz=Societät
im Fürstenthum Ratzeburg.
für das Jahr 1875,
wie derselbe in der Versammlung am 1. Mai c. der Direction vorgelegt und von derselben richtig befunden, auch von Großherzoglicher Landvogtei revidirt und dechargirt ist.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 11. Juli 1876.
Die Direction.
F. Fick. F. Stüve.
J. H. C. Reicherts
Auctionslocal,
Lübeck, Schlüsselbuden 190.
Montag den 31. Juli und Dienstag den 1. August d. J.,
Morgens präcise 10 Uhr, für jeden Preis
ca. 20,000 Stück
Tapeten und Borden
in Gold, Glanz, Thon und matt und geschmackvoll modernen Mustern.
Passend für Wiederkäufer und Bauunternehmer. - Zu besehen jeden Tag von 2-5 Uhr.
Champagner
von C. Fournier-Epernay à 3 M. 50 . pro Flasche.
In Körben à 50 Flaschen 3 M. 20 . pro Flasche.
(Zollfrei ab Frankreich.)
Schönberg. Bernhard Drenkhahn.
Zu dem am 2. Königschußtage, Dienstag den 1. August d. J., bei mir stattfindenden
Balle
lade ich meine geehrten Gönner Schönbergs und der Umgegend hierdurch freundlichst ein.
J. Köster Wwe. in Schönberg.
Anfang 7 Uhr. Entree à Person 1 M. 50 Pf.
Kösters Hôtel, Schönberg.
Am Sonntag den 30. Juli d. J. sowie an den beiden darauf folgenden Königschußtagen
komische und Gesang-Vorträge
der renomirten Gesellschaft Cohn.
|
|
Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei W. J. Heymanson,
Lübeck. |
[ => Original lesen: 1876 Nr. 58 Seite 4]Zu den am Montag den 31. Juli und Dienstag den 1. August d. J. stattfindenden diesjährigen
Königschuß
laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflichst wie ergebenst ein.
Schönberg.
Capitain und Aelterleute der Zunft.
L. Vogel. Wilh. Heincke. J. Ludw. D. Petersen.
-------------------
Programm.
Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. Von Abends 8 Uhr an Concert im Schützenhause. - 10 Uhr Zapfenstreich.
Montag den 31. Juli. Morgens 5 Uhr Reveille durch die Stadt; um 7 Uhr Antreten der Schützen vor dem Locale des Schützenwirths Herrn Fick um 8 Uhr Ausmarsch in nachstehender Ordnung:
1) Die Wärter der Zunft mit der Scheibe und den Silbergewinnen.
2) Musikcorps der hiesigen Vereinsmusiker.
3) Der Magistrat mit dem Schützenkönig.
4) Die Herren Ehrenmitglieder und solche nicht uniformirte Bürger, welche der Zunft 4 Jahre und länger angehören (blaue Schleife).
5) Der Kampfgenossenverein hieselbst.
6) Musikcorps.
7) Die Compagnien der Schützenzunft.
8) Tamboure und Pfeifer.
9) Der hiesige Gesangverein.
10) Die hiesigen Turnvereine.
11) Sonstige Festtheilnehmer.
Nach Ankunft im Schützenhause Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den Gewinnscheiben. - Frühstück mit Tafelmusik. - Von Nachmittags 4 Uhr an bis zum Einmarsch Harmonie=Musik im Schützenhause und auf dem Festplatze. - Abends Ball im Schützenhause gegen Entree für Stadt= und Landbewohner.
Dienstag den 1. August: Ausmarsch, Schießen, Harmonie u. s. w., wie am Montage. Nachmittags 5 Uhr: Ziehung der Tombola. Abends Festball im Schützenhause für alle Schützen= und Ehrenmitglieder.
Zum diesjährigen Schießen sind neue Hinterladerbüchsen angeschafft, indeß ist es auch gerne gestattet, nach der Gewinnscheibe mit eigenen Büchsen, jedoch ohne Diopter, zu schießen.
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in großer Auswahl und in verschiedenen Sorten sind stets zu haben in Schönberg bei
Emil Jannicke,
Handschuhmacher und Bandagist.
Zur Vorfeier des diesjährigen Königschußfestes
wird am Sonntag den 30. Juli (Abends 8 Uhr)
Concert
im Saale des neuerbaueten Schützenhauses stattfinden.
Entree à Person 25 Pf.
Wozu freundlichst einladen
Schönberg. die Vereinsmusiker.
Kampfgenossenverein 1870-71.
Der Verein wird sich am Aus= und Einmarsch der Schützenzunft mit Fahne betheiligen. - Versammlung: Morgens 7 1/2 Uhr im Vereins=Locale.
Schönberg.
Der Vorstand:
J. A. Westphal.
Tausende verdanken ihre Heilung von der
Trunksucht
meinem, seit Jahren bewährten, von den berühmtesten Aerzten untersuchten und warm empfohlenen Mittel, mit und ohne Wissen anwendbar. Man wende sich vertrauensvoll an Albert Kraehmer in Dresden, Holbeinstraße 4. - Aerztliche Gutachten gratis und franco.
Gesucht zu Michaelis ein ordentliches Mädchen gegen hohen Lohn.
Schönberg, den 27. Juli 1876.
J. Burmeister,
Ackerbürger.
Es ist mir in der Nacht vom 18. zum 19. Juli d. J. das Heckloch auf meiner Weidekoppel aufgesperrt. Wer mir den ruchlosen Thäter so namhaft macht, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, erhält 30 Mark Belohnung.
Zugleich verbiete ich hiermit das Krautschneiden auf meiner Feldmark.
Schulze Freitag in Wahlsdorf.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 30. Juli.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 20 | M | - | |
bis | 23 | M | - | . |
Roggen | 18 | M | - | |
bis | 19 | M | - | . |
Gerste | 16 | M | 50 | |
bis | 17 | M | 50 | . |
Hafer | 18 | M | - | |
bis | 19 | M | - | . |
Erbsen | 16 | M | 50 | |
bis | 19 | M | 50 | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | 28 | M | 75 | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,15 . |
Enten d. St. M | 2,00 . |
Hühner d. St. M | 1,00 . |
Küken d. St. M | 0,70 . |
Tauben d. St. M | 0,40 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,80 . |
Wurst pr. 500 Gr. M | 1,10 . |
Eier 6 St. für M | 0,30 . |
Kartoffeln pr. 10 Lit. M | 0,80 . |
Kirschen pr. 500 Gr. M | 0,30 . |
(Hierzu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 58 Seite 5]Beilage
zu Nr. 58 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 29. Juli 1876.
- Das gewerbliche Schiedsgericht in Hamburg hat in wiederholten Fällen erkannt, daß Arbeitgeber berechtigt sind, von ihren Arbeitern den Beitritt zu irgend einer Krankenkasse zu verlangen und im Fall der Weigerung dieselben zu entlassen.
- Gesundheitsverhältnisse. In der am 8. Juli c. beendeten Woche starben von je 100,000 Einwohnern in Berlin 93, in Breslau 72, in Stettin 47, in Köln 68, in Hannover 43, in Hanau 56, in Frankfurt a. M. 34, in Straßburg 75, in Leipzig 41, in München 54, in Hamburg 53, in Wien 46, in Budapest 87, in Paris 45, in Amsterdam 50, in Rotterdam 52, in Haag 39, in Christiania 33, in Kopenhagen 47, in Stockholm 53, in Rom 75, in Turin 45, in Alexandria (Egypten) 68, in London 37, in Glasgow 40, in Liverpool 41, in Dublin 36, in Edinburg 30, in Newyork 44, in Philadelphia 41, in Chicago 29. Die Zahl der an Durchfällen und Brechdurchfällen in Berlin Gestorbenen ist auf eine enorme Höhe gestiegen.
- Das Centralhallen=Theater in Hamburg ist durch ein während der Vorstellung ausgebrochenes Feuer total in Asche gelegt worden. Von den Theaterbesuchern hat Niemand Schaden genommen, von dem Theaterpersonal und Feuerwehrmännern haben Einzelne Brandwunden davongetragen.
- In Wien hat der höchste Gerichtshof eine Entscheidung gefällt, welche für die Lebensversicherung von großer Bedeutung ist. Am Ufer der Donau war ein Todter gefunden worden und die Lebensversicherungsbank hatte sich geweigert, die betr. Versicherungssumme zu zahlen, weil der natürliche Tod nicht erwiesen werden konnte und auch ein Selbstmord denkbar war. Das Oberlandesgericht Schloß sich dieser Anschauung an und wies die Klage auf Zahlung ab. Der höchste Gerichtshof aber stieß diese Entscheidung um und verurtheilte die Lebensversicherungsbank zur Zahlung, weil in zweifelhaften Fällen, wo der Selbstmord nicht mit voller Gewißheit nachzuweisen sei, ein natürlicher Tod vorausgesetzt werden müsse.
- Ueber eine Schnellfahrt auf den Eisenbahnen von New=York bis nach San Francisco, die in 83 1/2 Stunden, also in wenig mehr als 3 1/2 Tagen, ausgeführt wurde, berichten amerikanische Blätter Folgendes: Auf diese Weise könnte "Die Reise um die Welt," die ein Theaterstück als ungeheures Wunder in 84 Tagen vollenden läßt, in 24 Tagen ausgeführt werden. Von 1 Uhr am Donnerstage dauerte die Fahrt bis zum Montag Morgen den 4. Juni 9 1/2 Uhr. Jeden Tag wurden etwa 1000 englische Meilen zurückgelegt, in jeder Stunde etwa 40 Meilen und in 3 Minuten jedesmal 2 Meilen. Es kam jedoch manchmal vor, daß man in einer Minute mehr als eine Meile machte. Der Zug blieb bei dieser rasenden Eile ohne allen Unfall, ein Beweis von der Solidität der Bahn und noch mehr von der Vorzüglichkeit des verwendeten Betriebs=Materials. Ueber die steilen Höhen des Alleghanies, über die Spitzen der Felsgebirge und der Sierra Nevada donnerte der Zug und eilte wohlbehalten von der Höhe bis zum Thal und wieder bergauf und bergab. Die Fahrt, die auf 84 Stunden festgesetzt war, wurde noch um eine halbe Stunde früher vollendet. Von New=York über die Pensylvania= und die Fort Wayne und Chicago=Eisenbahnen, von dem Depot von Hudson bis an den Michigan=See beträgt die Entfernung 913 Meilen, also fast 1/3 des ganzen Weges. Diese Strecke sollte in 22 Stunden zurückgelegt werden, und der Zug brauchte 25 Minuten weniger. Von New=York nach Pittsburg, 444 englische Meilen, wurde kein einziges Mal angehalten; in jeder Stunde wurden 44 Meilen gemacht. Dabei bewegten sich die Wagen so gleichmäßig und ruhig, daß man darin wie in einem stillstehenden Hotel sein Frühstück einnahm. Auf keiner anderen Eisenbahn der Welt hätte eine solche Fahrt ohne Anhalten unternommen werden können. An ihrer ganzen Länge sind in gleichmäßigen Entfernungen Wasserbehälter aufgestellt, aus welchen die Lokomotiven in vollem Gang (?) einnehmen. An jeder Station stehen Signal=Thürme, welche den Ingenieuren und Zugführern den Zustand der Bahn vor ihnen angeben. Die Signale werden durch Electrizität übermittelt. Auf der ganzen Länge der Bahn liegen glatte Stahlschienen, die fast jede Reibung verhindern und keinen merklichen Effekt auf Wagen und Lokomotive zurücklassen. Als der Zug im Union Depot zu Pittsburg seinen ersten Halt machte, war die gewaltige Lokomotive, die ihn von Jersey City bis dahin geschleppt hatte, in der vollkommensten Ordnung und bereit, bis zum Pacific weiter vorzudringen. Nur die besten Wagen konnten eine solche Tour aushalten: sie waren aus dem regulären Betriebsmaterial der Pennsylvania=Eisenbahn=Compagnie ausgewählt worden. Diese großartige Leistung ist als ein höchst interessanter Beitrag zu der Weltausstellung zu betrachten. Wenn die Anwendung einer solchen Schnelligkeit auch nicht für die gewöhnlichen täglichen Fahrten ausführbar ist oder beabsichtigt wird, so ist doch bewiesen, was durchgesetzt werden kann, wenn es die Nothwendigkeit gebietet.
- Man will wissen, daß in letzter Zeit viel weniger Geldschränke angeschafft worden sind, nicht nur, weil den Spitzbuben hie und da öffentlich gezeigt worden ist, wie man in den besten Geldschrank ein Loch machen kann, sondern auch, weil Viele fragen, was hilft mich der Geldschrank, wenn er nicht gerollt ist d. h. wenn keine Rollen Geld drin liegen?
- Zwischen Neuschönfeld und Schönfeld in Sachsen wurden beim Graben die Ueberreste menschlicher Gebeine gefunden, die muthmaßlich von einem in der Schlacht bei Leipzig Gefallenen herrührten und neben denselben lag eine Geschützkugel, die denselben getödtet haben mochte. Ein Neuschönfelder Eigenthümer setzte sich in den Besitz der Kugel, um sie vergolden zu lassen und sie dann als Wirthshausschild zu verwenden, zu welchem Ende er sie demnächst einem Schlosser übergab. Dieser beauftragte seinen Lehrling, die Kugel ins Feuer zu legen; sobald aber die Kugel heiß geworden war, erfolgte eine heftige Detention. Der hinzugeeilte Meister fand seinen Lehrling besinnungslos, aber glücklicherweise unbeschädigt am Heerde liegen, die Kugel, ein Hohlgeschoß (Granate) in zwei Stücke zersprengt. Das Pulver hatte, nachdem es 63 Jahre in der Erde gelegen, durch die Eisenumhüllung geschützt, seine Sprengkraft noch nicht verloren.
- Schloß Arenenberg in der Schweiz fällt den Napoleons nach, wenn nicht schnell geholfen wird. Der Hügel, auf dem es steht, ist von den jüngsten wilden Wassern unterspült und ein Theil des Parks mit seinen alten schönen Bäumen ist in die Tiefe gerutscht. Der Abrutsch geht bis hart an das Schloß.
- Der größte Bienenstock in der Welt ist der 18 Klafter hohe Kirchthurm in Hadres. In demselben haust seit vier Jahren ein mächtiger Bienenschwarm, der sichs zwischen den Balken und Spalten schon dergestalt bequem gemacht hat, daß weder die verschiedenen Witterungsverhältnisse noch der Lärm des Glockengeläutes seinem Fortbestande etwas anhaben konnten. Selbst junge Schwärme giebt dieser Mutterstock ab. Diese ziehen stets nach dem ungefähr eine Stunde entfernten Buchenwald, wo sie in alten hohlen Bäumen Unterkommen finden. Bienenfreunde suchen sich gewöhnlich dieser Wälderflüchtigen zu bemächtigen. So gelang es in diesem Frühjahre einem eifrigen Bienenzüchter aus Unter=
[ => Original lesen: 1876 Nr. 58 Seite 6]Markers, in einem Walde einen mit ungeheuren Vorräthen an Honig und Wachs gefüllten Schwarm nach vorausgegangener vorsichtiger Fällung des Baumstammes zu gewinnen.
- In Kreuznach erregte großes Aufsehen die plötzliche Verhaftung der Haushälterin eines alten sehr vermögenden Herrn aus Bingen, der sich dort zur Kur befindet. Im Besitze dieses Frauenzimmers, welches im Verdacht steht, den geisteskranken Zustand ihres Herrn zum Nachtheil seiner Kinder schon seit Jahren auf unerhörte Weise mißbraucht zu haben, befand sich im Augenblicke ihrer Haftnahme eine Summe baaren Geldes von ungefähr 50,000 Mark, außer noch vielen sehr werthvollen Pretiosen, sowie auch - wahrscheinlich zu ihren Gunsten erschlichenen - Akten und Testamente. Hoffentlich wird die bereits eingeleitete Untersuchung die Folge haben, daß die Beschuldigte zur wohlverdienten Strafe herangezogen werden kann.
- Seltene Aufzucht eines Füllens. Im Frühjahr 1866 verendete einem Landwirth im Regierungsbezirk Cassel die beste Stute einige Tage nachdem sie ein Füllen geboren hatte. Dieses sollte gebuddelt werden, wollte aber nicht annehmen und man hatte den Hungertod des armen Thieres vor Augen. Ein Freund des Landwirths hatte gerade eine frischmelkende Kuh und ersuchte diesen, ihm das Füllen zu überlassen; der Landwirth war froh, der weiteren Sorge überhoben zu sein, und der Freund nahm das Thier mit, entfernte das Saugkalb von der Kuh und brachte Füllen und Kuh in einen Stall. Nachdem er sich einige Tage mit dem Ansetzen des Füllens im Gewöhnen der Pflegemutter an dasselbe Mühe gegeben, hatte er nicht mehr nöthig, sich weiter darum zu bekümmern. Beide hatten sich vollständig an einander gewöhnt. Wenn man später das Füllen aus dem Stalle ließ, um sich zu tummeln, brüllte die Kuh in einem fort, bis ihr Adoptivkind wieder bei ihr war. Mit 16 Wochen wurde das Füllen abgesetzt und gedieh auch später prächtig, nur wollte es nicht recht wachsen. Es wurde ein Pferd von der Größe eines Doppelponys, ist äußerst zäher Natur und war noch nie krank. Der Landwirth und sein Freund haben, wie Letzterer bei Mittheilung des hochinteressanten Falles bemerkt, einen solchen in ihrem großen Bekanntenkreise noch niemals erwähnen hören.
- Biergift. Als vor längerer Zeit im preußischen Abgeordnetenhause zur Bierfrage erwähnt wurde, daß das Bier sogar durch Giftpflanzen verfälscht wurde, da erhob sich unter den Brauern ein Sturm der tugendhaftesten Entrüstung und das "Gasthaus" zeterte in ellenlangen Artikeln über die schmähliche Verleumdung der Dividendenjauchen=Fabrikanten. Jetzt kann uns einer unserer auswärtigen Mitarbeiter aber die Thatsache mittheilen, daß es in Oberbayern, speciell in der Gegend von Rosenheim, für eine ganze Zahl von Leuten einen Erwerbszweig bildet, die Wurzeln der Belladonna (Tollkirsche) zu sammeln, zu trocknen und an Brauereien zu verkaufen. Diese Sammler bedauern nur, daß die Giftpflanze alle Jahre rarer wird; für den Centner getrockneter Wurzeln erhalten sie 12 bis 15 Gulden und ihr Hauptabsatz geht nach Dresden, Wiesbaden, namentlich aber nach Böhmen und Wien. Ob auch nach Berlin, konnte unser Gewährsmann nicht genau ermitteln; da aber von Dresden, Böhmen und Wien auch viel Bier zugeführt wird, so thut das augenblicklich keinen Abbruch. Die Belladonna giebt dem Biere "Glanz und Schneid", sagen sie, - der Teufel mag den Glanz holen mitsammt den Giftmischern, die gewissenlos genug sind, solchen Höllenbräu zu kredenzen und obenein noch die gekränkte Unschuld zu spielen.
- Gegen die Kleeseide. Als neues, wirksam erprobtes Mittel gegen die Kleeseide schlägt Duponchel Schwefelcalcium vor. Die Menge, in welcher dasselbe ausgestreut werden solle, sei in das Ermessen des Arbeiters gestellt, welcher dieses Geschäft zu besorgen hat, doch könne man wohl 100 bis 200 Gramm pro Quadratmeter im Durchschnitt rechnen. Mit einem Sack von 100 Kilo reiche man schon sehr weit und könne viele Kleeseideflecken vertilgen. Mit bestem Erfolge verfährt man bei Anwendung dieses Mittels in der Art, daß man die mit Kleeseide bewachsene Stelle des Feldes abmähen läßt, die abgemähten Pflanzen entfernt und die Stelle mit dem Mittel bestreuen läßt; der Erfolg ist ein fast augenblicklicher, 24 Stunden danach ist die Kleeseide völlig verkohlt. Allerdings bedarf es dazu eines gewissen Feuchtigkeitsgehaltes der Luft (starken Thaufalles etc.), ohne diesen bleibt das Salz unwirksam.
- Der Khedive oder Pharao von Ägypten rief neulich ärgerlich aus: Wie dumm waren doch meine Vorfahren, die Juden aus dem Lande zu lassen! Ich muß jetzt in der halben Welt herumtelegraphiren, um von den Rothschildts, Oppenheims, Elsassers u. s. w. u. s. w. Geld zu bekommen.
- In Ehrenthal in Westpreußen ließ ein Elternpaar sein jüngstes halbjähriges Kind unter Aufsicht eines älteren in der Stube; der ältere Knabe lief zum Spielen fort; ein Schwein drang in die Stube, fraß dem armen Kinde Hände und Nase ab und richtete es so furchtbar zu, daß es starb.
- Ein Berliner Rechtsanwalt vermißte vor einigen Tagen beim Aussteigen aus einer Droschke seinen ihm sehr lieb gewordenen Stock und meinte seufzend nach vergeblichem suchen: "Ich werde ihn wohl unterwegs haben herausfallen lassen." Der Kutscher versprach zurückzufahren und danach zu suchen, erhielt auch für den unwahrscheinlichen Fall des Wiederfindens einen Thaler zugesichert, wenn er den Vermißten nach Zimmer so und so auf das Gericht brächte. Nach einer halben Stunde stellte sich in der That der Kutscher mit dem Stocke in dem bezeichneten Gerichtszimmer ein. "Wo haben Sie ihn denn gefunden?" fragte freudig der Justizrath und reichte den versprochenen Thaler hin. "Bei Ihr Dienstmädchen!" - "Was?" - "Na woll! Ick sah ja schon bei's Einsteigen, daß Sie jar keenen Stock nich mit 'run jebracht hatten, und da dachte ick nu als vernünftiger Familienvater, det ick vor Ihren versprochenen Dahler schon die Jüte haben könnte, ihn zu holen; denn Herr Jerichtshof" - und dabei wandte er sich an die übrigen Anwesenden - "bei die schlechten Zeiten kann selbst der ärmste Mensch einen Dahler immer jebrauchen!"
- Was ist das Staatseigenthum? fragt ein Unteroffizier in einer Instruktionsstunde einen Einjährig=Freiwilligen. - Der Einjährige giebt eine Definition. - Falsch, sagt der Examinator und fragt den zweiten: Können Sie mirs sagen? - Der giebt auch eine Definition und der Dritte auch, aber immer wiederholt der Unteroffizier sein: Falsch! Das wollen mir Freiwillige sein? Ich will's Ihnen sagen: Das Staatseigenthum ist - zu schonen.
Der einheimische Getreidebau.
Nach dem Jahresbericht, welchen die Berliner Kaufmannschaft für das Jahr 1875 erstattet hat, sind in Deutschland während des genannten Jahres an 11 Millionen Centner Roggen, 2 1/2 Millionen Centner Gerste, ebensoviel Hafer und Mais und außerdem noch 260,000 Millionen Centner Mehl mehr eingeführt als ausgeführt worden. Nur die Weizenausfuhr übertrifft die Einfuhr um 1 1/2 Mill. Centner. Dieses Verhältniß ist allerdings nicht so ungünstig als das des Vorjahrs, welches auf eine ungünstigere einheimische Ernte folgte. Wie dasselbe sich aber im laufenden Jahre gestalten wird, darüber fehlen, außer den bis jetzt vorliegenden Ernteberichten, nähere Anhaltspunkte Man wird indeß auf Grund der bisherigen Berichte befürchten müssen, daß die weniger günstigen, um die Hälfte höheren Einfuhrziffern des verflossenen Jahres mindestens wieder erreicht werden dürften. Hierfür spricht außerdem noch der Umstand, daß die mit Getreide bebaute Fläche im Laufe der Zeit wiederum verringert worden ist.
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