[ => Original lesen: 1876 Nr. 39 Seite 1] Politische Rundschau.
Deutschland. Der hessische Ministerpräsident Hofmann ist bereits in Berlin eingetroffen und hat die Räume seiner künftigen Dienstwohnung der Büreaus u. s. w. in Augenschein genommen, woraus hervorgeht, daß Diejenigen im Unrecht waren, welche noch immer bezweifeln wollen, daß seine formelle Ernennung zum Nachfolger Delbrücks bereits vollzogen sei.
Es ist wieder viel von dem bevorstehenden Rücktritte des Finanzministers Camphausen die Rede. Die "Kreuz=Ztg." schreibt: Die Gerüchte über Differenzen zwischen Fürst Bismarck und dem Finanzminister Camphausen, welche in den letzten Tagen in parlamentarischen Kreisen coursirten, scheinen doch so grundlos nicht gewesen zu sein. Ob die Differenzen im Augenblicke bereits beigelegt sind, wie in liberalen Blättern behauptet wird, entgeht noch unserer Kunde.
Den ungemein gewaltsamen Gefahren im Orient tritt nach den besten Nachtrichten aus Berlin und Wien Rußland, Oesterreich und Deutschland in voller Einigung gegenüber. Das Drei=Kaiser=Bündniß scheint seine Feuerprobe zu bestehen. Kaiser Alexander in Berlin zeigte, als er den Oesterreicher Andrassy zum erstenmal empfing, auf seine Brust, auf welcher drei Ordenssterne glänzten, der russische Georgsorden, das österreichische Teresienkreuz und der preußische pour le merite und sagte: Hier sehen sie die Grundlage meiner Politik! - Und diese bildliche Erklärung, doppelt bedeutsam dem Minister Oesterreichs gegenüber, hat Wort gehalten in den Berathungen der Kanzler. Die drei Kanzler haben sich über ihre Haltung vollständig geeinigt und das Resultat ihrer Entschlüsse bereits dem Botschafter Frankreichs, Englands und Italiens mitgetheilt. Rußland und namentlich dem Fürsten Gortschakoff soll hierbei ein wesentliches Verdienst zufallen. Der Friede im Herzen Europas soll nicht gefährdet werden.
Als die Hauptpunkte, über welche sich die Kanzler=Conferenz geeinigt hat, werden folgende genannt: Zweimonatlicher Waffenstillstand; Verhandlungen der Türkei mit den als kriegführende Macht anerkannten Insurgenten auf Grund erweiterter Reformvorschläge Andrassy's; energisches Eintreten Rußlands für diese zwischen den Dreikaisermächten getroffenen Vereinbarungen; Entsendung eines deutschen, russischen und österreichischen Geschwaders in die türkischen Gewässer. Frankreich und Italien sollen diesen Beschlüssen bereits beigetreten sein, der Beitritt Englands ist noch nicht erfolgt.
Der kranke Mann in Constantinopel scheint sich noch einmal mit aller Gewalt aufraffen zu wollen, um sich seiner Gegner zu erwehren. Der Großvezier Mahmud Pascha, der Vertreter der Partei, die mit den abendländischen Mächten auf gutem Fuß zu bleiben wünscht, ist entlassen und an seiner Stelle Hussein Avni Pascha Großvezier, Kriegsminister und Generalissimus aller Heere geworden. Man hat also in seiner Person alle kriegerischen Würden vereinigt. Sehr bedeutsam ist die gleichzeitige Absetzung des Scheich=ul=Islam d. h. des höchsten geistlichen Würdenträgers, gleichsam des muhamedanischen Papstes, der an Einfluß fast so mächtig ist wie der Sultan. Soll die Fahne des Propheten erhoben werden? Zunächst hat seine Absetzung wohl eine andere Bedeutung. Der Scheich=ul=Islam ist Verwalter der großen Kirchengüter, deren man, weil Niemand mehr borgen will, zu den Kriegsrüstungen bedarf; er hat sich wohl geweigert, sie herzugeben und wird durch einen nachgiebigen Nachfolger ersetzt. Kaiser Alexander erhielt von seinem Gesandten General Ignatieff in Constantinopel die Nachricht von der Absetzung des (russenfreundlichen) Mahmud Pascha zugleich mit dem Hinweis, daß Leben und Eigenthum der christlichen Europäer in Constantinopel gefährdet seien. Ein Derwitsch in dem Gewande Muhameds predigt den Religionskrieg.
Am 18. Mai trat im Reichstags=Gebäude die zur Vorberathung der Concurs=Ordnung gewählte Commission zusammen. Voraussichtlich wird der Entwurf in längstens vier Wochen festgestellt werden können.
I. Maj. die Kaiserin=Königin ist, einer telegraphischen Meldung aus London zufolge, am Dienstag von dort nach Dover abgereist. Ihre Majestät wird in Koblenz erwartet; dort gedenkt die Kaiserin=Königin einige Tage zu verbleiben und sich dann nach Baden=Baden zu begeben.
England. Der Einzug des Prinzen von Wales in London bot ein äußerst prächtiges Schauspiel. Auf der ganzen Strecke, welche er durchfuhr, waren Schmuck an Schmuck, Kopf an Kopf, und alle Fenster und Dächer waren mit Zuschauern besetzt. Die "Times" sagt, wäre der Prinz ein "Held von hundert Schlachten," so hätte ihm kein größerer Triumphzug bereitet werden können. Der Zug fand Abends 7 Uhr statt. Nachmittags war demselben ein anderer Zug vorausgegangen, der als erheiterndes Vorspiel angesehen werden konnte. Etwa 500 Menschen begleiteten nämlich den Wagen, der die "Lady Tichborne" nach dem Westminsterpalast führte, die dem berüchtigten Dr. Kenealey eine zur Vorlegung im Parlament bestimmte Petition um "Freigebung ihres lieben Vaters" (des falschen Sir Roger Tichborne, jetzigen Sträflings Orton) überbringen wollte.
Die Minister in Italien möchten eine neue Militärsteuer erheben, nämlich von den Blinden und Lahmen und allen, die körperlicher Verbrechen halber nicht selber die Muskete tragen können, sie sind nur um eine gute Wendung verlegen, wie sie diese etwas ungewöhnliche Steuer den Abgeordneten und dem Volke plausibel machen können. Es giebt ja in dieser Branche sehr feine Köpfe allenthalben und diese sind gebeten, den Ministern zu helfen. Man wird sich gern mit einem Orden bedanken.
- In der "N. Pr. Ztg." lesen wir folgende Mittheilung aus dem Anclamer Kreise, 12. Mai: Im Holz zwischen Rossin und Schwerinsburg, etwa 100 Schritt von der am Walde vorbeiführenden Landstraße, war am Vormittage des Bußtages ein junger Mensch von etwa 19 Jahren halb entkleidet, und mit klaffenden Beilwunden im Kopfe noch lebend gefunden und nach Rossin gebracht worden. Ohne Zweifel lag ein scheußlicher Raubmord vor,
[ => Original lesen: 1876 Nr. 39 Seite 2]denn das blutige Beil lag daneben, ebenso statt der guten Oberkleider des Beraubten die Lumpen des Raubmörders. Ehe der rasch aus Anclam herbeigeholte Arzt herankommen konnte starb der Arme, ohne irgend welche Auskunft über seinen Mörder ertheilen zu können. Bisher sind alle Nachforschungen nach dem Mörder, welcher wahrscheinlich von der nahen Station Borkenfriede aus mit der Eisenbahn das Weite gesucht hat, leider vergeblich gewesen. Der Ermordete war ohne Zweifel ein junger Drechslergeselle aus Mecklenburg, das ging aus den Werkzeugen seines Handwerks, die der Mörder nebst dem Felleisen zurückgelassen hatte, deutlich hervor. Bei Putzar war er, noch ein Sträußchen am Hut (also wahrscheinlich sein erster Ausflug aus der Heimath), mit seinem Mörder, einem etwa 5' 8" großen Gesellen, über den die Grenze bildenden Landgraben gekommen, von da nach Schwerinsburg am Montag vor Bußtag weiter gewandert. Dort waren Beide noch gesehen worden. Der Mörder hat in einem Flur, wo er bettelte, das Mordbeil gestohlen; dasselbe ist vom Eigenthümer als das Seinige anerkannt worden. Eine Viertelstunde von Schwerinsburg hat er dann sein Opfer in den Wald gelockt, erschlagen und beraubt. Also zwei kalte Nächte und einen ganzen Tag hat der Arme hülflos in seinem Blute gelegen! Der Mörder wird leicht zu erkennen sein an Rock, Weste und Hut des Beraubten, der ihm jedenfalls zu eng und klein sein werden, da er bedeutend größer und stärker war.
Anzeigen.
Zur Beachtung.
Alle, die noch Holz im Rupensdorfer Holze stehen haben, ersuche ich solcher bis zum 27. d. M. abzufahren, da alsdann die Schlagbäume für den Sommer zwecks Reparaturen der Brücken geschlossen werden.
Schönberg den 18. Mai 1876.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Thierschau in Schönberg.
1) In Folge Beschlusses des landwirthschaftlichen Vereins findet am Dienstag den 23. Mai c. auf dem sog. Baubrink hies. eine Thierschau, verbunden mit einer Industrie=Ausstellung statt.
2) Jedem steht es frei, Thiere zur Schau zu stellen. Indeß concurriren zu den Prämien nur Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins und Viehbesitzer des Fürstenthums Ratzeburg.
3) Nichtmitglieder des landwirthschaftlichen Vereins, welche Vieh zur Schau stellen, haben 3 M. zu bezahlen.
4) Es sind folgende Prämien ausgesetzt:
A. Für Pferde.
a. für die beste 4jährige und ältere Stute 60 M.
b. für die beste 3jährige Stute 30 M.
c. für das beste Wagenpferd 45 M.
d. für das beste Arbeitspferd 36 M.
e. für das beste 2jährige Füllen 24 M.
f. für das beste 1jährige Füllen 24 M.
B. Für Rindvieh.
a. für den besten 2jähr. oder älteren Bollen 24 M.
b. für den besten 1jährigen Bollen 18 M.
c. für die beste milchgebende Kuh (Preis der Stadt Schönberg) 60 M.
d. für die nächstbeste Kuh 36 M.
e. für die beste 2= oder 3jährige Starke 24 M.
f. für die nächstbeste dito 18 M.
C. Für Schweine.
a. für den besten Zuchteber 18 M.
b. für die beste Sau 15 M.
c. für die nächstbeste 12 M.
5) Es dürfen nicht mehrere Prämien für dasselbe Thier ausgegeben und darf daher ein Pferd nicht gleichzeitig als Stute und als Wagen oder Arbeitspferd prämirt werden.
Jeder Preis wird nur ertheilt, wenn mindestens zwei Thiere concurriren, es sei denn, daß die Preisrichter das allein zur Bewerbung stehende Thier für besonders preiswürdig erklären.
6) Die Stellung sämmtlicher Thiere auf dem Baubrink, wo ihnen der Platz angewiesen werden wird, muß bis spätestens 9 Uhr Morgens des Thierschautages geschehen sein. Die Thierschau wird pünktlich um 9 Uhr eröffnet.
7) Mit der Einsammlung von freiwilligen Beiträgen für die Thierschau ist seitens des hiesigen Magistrats der Stadtdiener Boye beauftragt. Uebrigens ist auch der Secretair des landwirthschaftlichen Vereins zur Entgegennahme freiwilliger Beiträge bereit. Derselbe vertheilt auch die für die Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins, sowie diejenigen, welche sich mit freiwilligen Beiträgen betheiligt haben, bestimmten Karten.
Einlaßkarten, das Stück 1 M., sind bei dem Herrn Aug. Spehr und bei der Frau Gastwirthin Boye, sowie am Tage der Thierschau auf dem Baubrink zu bekommen.
Sämmtliche ausgegebenen Eintrittskarten gelten auch für die mit der Thierschau verbundene Gewerbe=Ausstellung.
Schönberg den 18. Mai 1876.
Der Vorstand des landwirthschaftlichen Verein für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Industrie-Ausstellung
am Thierschautage den 23. Mai 1876 zu Schönberg.
Mit der am Tage der Thierschau zu Schönberg stattfindenden Industrie=Ausstellung soll mit Erlaubniß der Großherzoglichen Landvogtei eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie=Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der einheimischen Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 22. Juni Abends oder spätestens am 23. Juni bis 9 Uhr Morgens bei unterzeichnetem Comite einzuliefern und zwar in das eigens zu diesem Zwecke aufgestellte Zelt auf dem Baubrink.
Jeder Aussteller hat seine Ausstellungs=Gegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Preis dabei zu notiren, wofür es käuflich.
Jeder Aussteller muß seine Ausstellungs=Gegenstände selbst beaufsichtigen oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein zuverlässiger Wächter im Zelte angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie=Comite's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Loose zur Industrie=Ausstellung à 1 M. (25 Stück 24 M.) sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite's fortwährend zu haben, wie auch am Tage der Thierschau im Comite=Zelte.
Alle Aussteller werden gebeten, zum Zwecke der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs=Gegenstände bei dem Herrn Rentier J. Greiff in Schönberg anzumelden, wo sie dann zugleich eine Karte zum freien Eintritt in die Ausstellungsräume entgegennehmen können.
Die Gewinnliste wird am Freitag den 26. Mai durch die hiesigen "Wöchentlichem Anzeigen" publicirt werden.
Schönberg, den 8. Mai 1876.
G. W. Wicke.L. Bicker. J. Greiff.
Gestern Mittag 12 Uhr entschlief sanft und selig in dem Herrn mein geliebter Ehemann, der Lehrer und Küster
Johann Friedrich Splitter,
hierselbst im 76. Lebensjahre und im 44. Jahre unserer glücklichen Ehe.
Lübsee, den 16. Mai 1876.
Die tiefbetrübte Wittwe
Elisabeth Splitter, geb. Voigt.
Verloren am 1. Markttage ein goldenes Medaillon mit zwei Bildern. Abzugeben in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg oder beim Gastwirth Duve zu Schönberg gegen Erstattung des Goldwerthes.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 39 Seite 3]
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Schönberg, den 18. Mai 1876.
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Schönberg. Aug. Spehr.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 39 Seite 4]Thiel's landwirthschaftliches
Konversations-Lexicon,
ein Lehr= und Nachschlagebuch,
für Landwirthschaft u. die mit ihr verwandten Zweige, erscheint in Lieferungen à 1 M. und ist ohne sonstige Unkosten zu beziehen durch
Schönberg. Buchbinder C. Sievers.
Filzhüte, Strohhüte, Mützen
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Schönberg. Heinr. Schäding.
Der Besitzer eines
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wünscht dasselbe wegen andauernder Schwächlichkeit mit dem gesammten Inventar, 6 Pferden, Wagen, dem Hause etc. etc. unter sehr günstigen Bedingungen zu verkaufen. Das Geschäft hat eine sehr schöne feste Kundschaft. - Reflectanten erfahren Näheres unter H. 01021 b. durch die Annoncen Expedition v. Haasenstein & Vogler in Lübeck.
Meinen geehrten Kunden im Fürstenthum Ratzeburg die ergebene Anzeige, daß ich von jetzt an Herrenstraße Nr. 16 wohne.
Ratzeburg, den 23. April 1876.
D. Böttcher,
Schuhmacher.
Dem geschätzten hiesigen sowie auswärtigen Publikum bringen hierdurch unser
Möbel- & Sarg-Magazin
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Schönberg, März 1876.
Die vereinigten Tischlermeister.
Verloren!
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Populär-medicin. Werk.
Durch alle Buchhandlungen, oder gegen Einsendung von 10 Briefmarken à 10 Pf. direct von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig ist zu beziehen: "Dr. Airy's Naturheilmethode", Preis 1 Mark. - Der in diesem berühmten illustr., ca. 500 Seiten starken Buche angegebenen Heilmethode verdanken Tausende ihre Gesundheit. Die zahlreichen darin abgedruckten Dankschreiben beweisen, daß selbst solche Kranke noch alle Hilfe gefunden, die, der Verzweiflung nahe, rettungslos verloren schienen; es sollte daher dies vorzügliche Werk in keiner Familie fehlen. Man verlange und nehme nur das "Illustrirte Originalwerk von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig", welche auf Wunsch auch einen Auszug desselben gratis und franco versendet.
Warnung! Um nicht durch ähnlich betitelte Bücher irre geführt zu werden, verlange man ausdrücklich Dr. Airys illustrirtes Originalwerk, herausgegeben von Richter's Verlagsanstalt in Leipzig.
Am 1. Markttage ist eine goldene Brosche mit Namen verloren worden entweder auf dem Wege vom Boye'schen nach dem Köster'schen Gasthause oder auf einem der Tanzsäle. Abzugeben gegen eine Belohnung in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.
Zwei milchgebende junge Ziegen hat preiswürdig zu verkaufen
H. Wieschendorff.
Schönberg.
Gefunden am 1. Marktlage ein Portemonnaie mit etwas Geld, das der Eigenthümer gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten kann bei
Schönberg.
Webermeister Lüttjohann
wohnhaft bei Handelsmann Hein
vor dem Siemzerthor.
Die Wittwe Oldenburg in Herrnburg ist nicht berechtigt, Inventarienstücke von dem Gehöfte ihrer Kinder zu verkaufen, und warne ich Jeden vor dem Ankauf, da die Vormünder sich gezwungen sehen würden, den Handel als nichtig anzufassen.
Hauswirth Grube,
als Vormund
der Oldenburg'schen Minorennen.
Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.
10 Mark Belohnung.
Es sind mir in der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag schandhafter Weise meine Pfähle an der Begrenzung meines Fußsteiges abgebrochen und weggeworfen, ebenfalls in derselben sind mir frevelhafter Weise meine Eggen über meines Nachbars Hecke geworfen und haben auf dessen Feldmark gelegen. Wer mir den ruchlosen Thäter so namhaft macht, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, erhält obige Belohnung.
Hauswirth J. Robrahn.
Klocksdorf.
Am Himmelfahrtstage (Nachmittags)
Große Harmonie-Musik
in meinem Garten, ausgeführt von den Vereins=Musikern.
Entree für die Person 25 .
Um recht zahlreichen Besuch bittet
A. Schwiesow.
Schönberg.
Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.
Geboren. D. 4. Mai dem Arbm. Johann Peters zu Schönberg ein Sohn. - D. 7. dem Mühlenpächter G. Creutzfeldt zu Lockwischer Mühle ein Sohn. - D. 11. dem Arbm. J. P. Bade zu Rupensdorf eine Tochter. - D. 14. dem Arbm. Joachim Heinrich Buggentin zu Bauhof=Schönberg eine Tochter. - D. 11. dem Bahnwärter Joachim Heinrich Cristof Kneeser zu Lockwisch ein Sohn.
Gestorben. D. 4. Mai der Sohn des Schleifers Jürgens zu Schönberg, 14 Tage alt. - D. 4. der Knabe Heinrich Runge zu Kl. Bünsdorf, 8 M. alt. - D. 8. August Heinrich Joachim Hans Wendlandt, Schmiedegesellensohn zu Schönberg, 3 J. 8 M. alt. - D. 10. Hans Joachim Heinrich Wilhelm Oldörp, Maurergesellensohn zu Boitin=Resdorf, 3 J. 6 M. alt. - D. 11. Caroline Marie Margaretha Werner, Arbtsm.tochter zu Schönberg, 3 M. alt. - D. 12. Anna Maria Bartels geb. Eggert Arbtsm.frau zu Schönberg, 55 J. alt. - D. 14. Asmus Wigger, Maurergesell zu Mahlzow, 79 J. 3 M. alt.
Angeordnete Aufgebote. Pferdeknecht Hans Asmus Peter Klatt und Anna Maria Maaß, beide zu Schönberg. - Hauswirth Jochen Heinrich Woisin zu Lindow und Marie Elisabeth Freitag zu Kl. Siemz. - Realschullehrer und cand. theol. Hermann Carl Oscar Alfred Horn zu Schönberg und Elisabeth Sophie Adolphine Schmidt zu Kiewe. - Schneider Hans Joachim Burmeister und Margarethe Dorothea Techentin zu Schönberg.
Eheschließungen. D. 5. Mai Arbtsm. Johann Joachim Kelling, und Catharina Maria Elisabeth Lüders, beide zu Rottensdorf - D. 5. Kaufmann Friedrich Wilhelm Gottlieb Wieschendorf und Christine Doris Catharina Wilhelmine Ohls, beide zu Schönberg - D. 9. Zimmermann Adolf Peter Heinrich Lühr und Christine Sophie Elisabeth Börth, beide zu Petersberg.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 21. Mai.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 18 | M | - | |
bis | 22 | M | 50 | . |
Roggen | 16 | M | - | |
bis | 17 | M | 50 | . |
Gerste | 16 | M | - | |
bis | 17 | M | - | . |
Hafer | 17 | M | - | |
bis | 18 | M | - | . |
Erbsen | 16 | M | 50 | |
bis | 19 | M | - | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,10 . |
Hühner d. St. M | 1,50 . |
Tauben d. St. M | 0,50 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,75 . |
Schweinskopf pr. 500 Gr. M | 0,45 . |
Wurst pr. 500 Gr. M | 1,05 . |
Eier 7 St. für M | 0,30 . |
(Hierzu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 39 Seite 5]Beilage
zu Nr. 39 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 19. Mai 1876.
- Jeder vornehme Gast in London, der nur irgendwie mit Deutschland zusammenhängt, wird in das Deutsche Hospital geführt 1) damit er sieht, wie voll und nützlich es ist und wie gut es verwaltet wird und 2) damit er seinen Beitrag zurückläßt. Kaiserin Augusta fand bei ihrem Besuch vor einigen Tagen die mehr als 100 Betten alle besetzt und hinterließ ein Extrageschenk von 100 Pfund. Diese äußerst wohlthätige Anstalt wird jährlich und regelmäßig vom Kaiser und der Kaiserin mit Beiträgen bedacht.
- Das Allgem. Reichs=Commersbuch ist nunmehr in 2. Auflage erschienen, nachdem innerhalb Jahresfrist gegen 6000 Exemplare verkauft wurden. Es hat dem Herausgeber viel Anerkennung und Ehren eingetragen, insbesondere auch von Seiten Kaisers Wilhelm und des Kronprinzen des deutschen Reiches, des Fürsten Bismarck, Moltke, Falk, des Rektors Magnificentissimus der Universität Jena: Großherzog von Weimar, sowie einiger anderer fürstlicher Nutritoren genannter Hochschule. Die Verlagshandlung des Buches Breitkopf und Härtel in Leipzig, hat sich um Herstellung und Ausstattung des Buches, das jetzt 803 Lieder enthält, besonders verdient gemacht.
- Die deutschen Eisenbahn=Direktionen sind von dem Handelsminister in Berlin aufgefordert worden, tüchtige Techniker für den Besuch der Ausstellung in Philadelphia vorzuschlagen. Jeder wird 1070 Mark Reisekosten und 50 Mark Taschengelder während eines 4-6wöchentlichen Aufenthaltes erhalten.
- Bayerische Bierindustrie. Nach einer von der General=Zoll=Administration neuestens aufgestellten Uebersicht waren im Jahre 1875 im rechtsrheinischen Bayern 5083 Braunbierbrauereien im Betrieb, um 42 mehr als im vorhergehenden Jahre. Von diesen 5083 Brauereien waren 4690 Privat=, 12 Actien=, 374 Kommune= und 49 Brauereien für den Hausbedarf. Der Malzverbrauch dieser Brauereien war 4,953,883 Hektoliter, um 28,478 Hektoliter mehr als im Jahre 1874. Nach der Größe des Malzverbrauches scheidet sich die Gesammtzahl der Brauereien in folgender Weise: mit einem Malzverbrauch von über 100,000 Hektoliter 1, (in München), von 50,000-100,000 Hektoliter 3, (in München), von 10,000-50,000 Hektoliter 39, von 5000-10,000 Hektoliter 76, von 1000-5000 Hektoliter 1142, von unter 1000 Hektoliter 3864. Die Menge des erzeugten Braunbieres war 11,809,772 Hektoliter (mehr gegen das Vorjahr 20,782), wozu noch ein Quantum von 520,244 Hektoliter sg. Nachbieres kommt. Im Hauptzollamtsbezirk München allein wurden 2,650,479 Hektoliter erzeugt, in Augsburg 1,170,181 und in Nürnberg 1,545,349 Hektoliter.
- Kaiserin Eugenie ist am 7. Mai 50 Jahre alt geworden.
- Die Taucher sollen aus dem Wrack des deutschen Dampfers Schiller bei den Scilli=Inseln eine Kiste mit 100,000 Pfund Sterling aufgefischt haben.
- In St. Cunibert in Cöln ist in einer Fabrik der Dampfkessel gesprungen und hat 17 Menschen getödtet und schwer verwundet und 3 Häuser zerstört.
- Bei einer Uebung der Cavallerie am Kreuzberge in Berlin stürzte ein Ulanenpferd und verendete sofort. Als es nach zwei Stunden geholt werden sollte, war es verschwunden, aber nach allen Spuren offenbar zerstückelt und in Portionen vertheilt worden.
- Berühmter noch als die Florentiner= und Panama=Hüte sind die Frauen=Doktor=Hüte der Universität Zürich. Sie kosten nicht nur ein schönes Stück Geld, sondern auch ein strenges Examen vor den Professoren. Am gesuchtesten sind die Doctorhüte der Medicin, die jüngst an 11 junge Damen verliehen wurden, an 6 Russinnen, 3 Engländerinnen, je eine Amerikanerin, Schweizerin und 2 Deutsche, ein Fräulein Lemus aus Fürth und ein Fräulein Tiburtius von der Insel Rügen.
- Vorigen Sonnabend in den Abendstunden erhielt auf dem Schießhausplatze zu Weimar ein Soldat der dortigen Garnison einen Messerstich in den Schenkel, der wegen Verletzung eines größeren Blutgefäßes gleich darauf den Tod herbeiführte; ein zweiter Soldat, ebenfalls mit dem Messer angegriffen, kam mit einer leichteren Verwundung davon. Der sofort festgenommene Thäter, ein 18 1/2 jähriger Bursche, wurde noch in der Nacht an das Kreisgericht abgeliefert. Wie überall, schreibt man die Schuld an dem Ueberhandnehmen solcher Rohheiten einer vernachlässigten Erziehung der Jugend und der großen Freiheit zu, welche die neuere Gesetzgebung, insbesondere die Gewerbeordnung, derartigen jungen Burschen gestattet. Durch den ungehinderten Besuch von Kneipen und Restaurationen, deren Zahl weit über das Bedürfniß hinausgeht, und bei den vielen öffentlichen Tänzen gewöhnen sich dieselben an ein liederliches Leben und verlernen die Achtung vor Sitte, Gesetz und Obrigkeit. Auch die Menschlichkeit in der Gesetzgebung kann die Sittlichkeit, Achtung und Arbeitstüchtigkeit einer Nation erheblich schädigen, wenn sie Verstand und guten Willen da voraussetzt, wo er nicht vorhanden ist.
- Viele Jahre lang waren die Hauseigenthümer und Vermiether in Wien etc. die Tyrannen, sie legten den Miethern die unverschämtesten Bedingungen auf. Jetzt, wo zahlreiche Wohnungen leer stehen, kehren die Miether den Spieß um. So liest man u. a. folgende halb scherzhafte Bekanntmachung: "Kinderloser Hausherr, der weder Hunde, noch Kanarienvögel hält, kann, sobald er sich verpflichtet, mir persönlich Stiefel und Kleider zu putzen, mich zum Miether haben. Für 3 Zimmer, Küche und Vorzimmer in der Stadt werden 200 Gulden gezahlt. Anträge "unter Miether in floribus."
- Auf einem zu Ehren Scheffels am 16. Februar d. J. in Wien gefeierten academischen Commers wurde dem Jubilar ein Riesensalamander gerieben. Freudestrahlend stürzte der Wirth auf den Präses zu, dessen brieflichem Bericht wir das interessante Faktum entnehmen mit den Worten: "Sechs Eimer auf einen Schluck!" - Frage (den Schluck nur zu einem viertel Liter, also ziemlich schlecht gerechnet): Wie viel Festgäste waren anwesend?
- Kennt der Leser das neuste System? Es ist in Wien ausgeklügelt worden und heißt das System Handel. Handel heißt ein Spitzbube, der wegen vieler Diebstähle vor Gericht stand. Der Richter sagte ihm: Merkwürdig, Sie sind überall auf die gleiche Weise vorgegangen! und der Angeklagte erhob sich stolz: Allerdings, es ist mein System! - Der Begründer des Systems erhielt 2 Jahre Gefängniß.
- Das Kreisgericht in Coburg hat einen jungen Mann, der eine 72jährige Frau überfahren und ihr einen Beinbruch zugezogen hat, wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 6 Monaten Gefängniß und zur Zahlung von 700 Mark an die Beschädigte verurtheilt. V. R. W.
- In Balzenwyl in der Schweiz kam ein Huhn mit einem Reiter wider Willen heim in den Bauernhof. Ein raublustiger Taubenhabicht hatte sich auf das Huhn gestürzt und seine Krallen so tief in den Rücken des Huhnes eingeschlagen, daß er sich nicht losmachen konnte. Die Hausbewohner Schlossen die Thüre und nahmen den Räuber gefangen.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 39 Seite 6]- Unter den zahlreichen Flug= und Witzblättern aus der Zeit des Frankfurter Parlaments 1848 stellt eines eine Art Theaterzettel dar. Heinrich v. Gagern ist der Direktor, Radowitz "edler Vater," Welcker polternder Alter, Mittermaier zärtliche Mutter oder Tante, Lichnowsky erster Liebhaber, Moritz Hartmann zweiter Liebhaber (mit dem boshaften Zusatze: jedoch nicht Held), Vogt Naturbursche, Schlöffel Hausknecht; Beckerath und Biedermann stellen Anstandsdamen dar und Soiron (ein Lebemann aus Mannheim), heißt es, wird das Büffet übernehmen.
- Vor einiger Zeit wollte ein Mann eine egyptische Mumie für Geld sehen lassen und ging nach dem Gerichtsgebäude, um sich den Erlaubnißschein zu holen. "Was haben Sie?" fragte der Richter. "Eine 3000 Jahre alte egyptische Mumie." "Dreitausend Jahre alt" rief erstaunt der Richter aus, "und die Kreatur lebt noch?"
- Heldenmuth eines Bankiers. Eine lustige Geschichte von zwei Spitzbuben, die nicht da sind, und von der Courage eines Bankiers wird dem "B. B=C." aus Frankfurt geschrieben: In der Privatwohnung des Chefs eines dortigen Bankhauses sprechen dieser Tage zwei Bettler vor und werden, weil man dem Müßiggang solchen Bettelvolkes doch keinen Vorschub leisten darf - durch einen dienenden Geist weiblichen Geschlechtes von der Thüre gewiesen. Die beiden aber meinten im Fortgehen in nicht sehr liebenswürdigem Tone, "sie würden schon wiederkommen." Sprachen's und gingen von dannen. Die Magd aber erzählte der Frau und die Frau dem Mann die grausige Mähr. Dieser meinte nichts anders, als daß ihm die nächste Nacht der rothe Hahn aufs Dach gesetzt werden würde, oder daß man mindestens bei ihm einbrechen werde und, besorgt für Hab, Gut, Leib und Leben, ging er zur Polizei und bat so lange und so inständig, bis man ihm zwei Schutzleute zusagte, als Schirm und Wache für die Nacht. Abends aber saß der Herr K. daheim, in nicht sehr vergnügter Stimmung, denn die schweren Befürchtungen hatten sich wohl noch nicht ganz gelegt, trotz der versprochenen schutzmännischen Bedeckung, um somehr, als es schon etwas spät geworden war und diese noch nicht eingetroffen war. Da öffnet sich die Thür und herein stürzt der dienende Geist feminini generis mit dem Rufe, "sie sind da, sie sind da" und läuft wieder fort. Der courageuse Bankier aber meint nicht anders, als die Strolche vom Vormittag seien wieder gekommen. In seiner Herzensangst weiß er nichts Anderes zu thun, als in das offene Fenster zu klettern und - auf die Straße zu springen. Vor der Thüre aber standen die von dem Männchen signalisirten Schutzleute, die natürlich der festen Ansicht waren, sie sähen da den annoncirten Dieb einen Verzweiflungssprung wagen. Sie packen den Luftspringer und schütteln ihn, bis er unter ihren Händen vor Schreck, Aufregung und Erschütterung ohnmächtig zusammensinkt. Endlich klärte sich die Geschichte natürlich auf, aber der tapfere und muthvolle Bankier hat acht Tage lang krank zu Bett gelegen. Und wer den Schaden hat, braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen - man hat in Frankfurt, wo man sie erfuhr, herzlich über die schaurige Begebenheit und über den dabei entwickelten Heldenmuth gelacht.
- Demüthige Ergebenheit in die Fügungen des Schicksals. "I leb' halt sehr mäßig," sagte ein Wiener zu seinem Freunde, "wenn i a Suppen, a Fleisch und a Zuspeis' hab, dann kann nachher kommen, was will, dann eß' i von jedem."
Tweimal is't so kam'n, as ik dacht hew.
Oll Vatte Schult kümmt ut den Pierstall rut
Un süht so recht von Harten trurig ut.
Donn kümmt sin Naver Klatt herintogahn
Un steiht und kikt em ganz verwunnert an
Un segt: "Wo Deuvel, watt is Di gescheihn,
So hew ik Di je noch min Dag nich seihn?"
"Ach," segt oll Schult, "ik mücht woll rohren!"
Un wart sick in dei Hoor herümm fohren,
"Denk Di, min'n schönen brunen Fahlen,
Den müt noch hüt dei Schinner halen.
Wat wiert 'n Piert, dat levt un lacht,
So oft ik't anseig, hew ik dacht:
Dat wart noch mal ein Sadelpiert!
Je nu, nu hew ik't werre liert:
t' Kümmt anners, als wie Minschen denken!
Nu mütt ik den Fahlen den Schinner schenken."
"Je," seggt oll Klatt, dor hest Du recht,
Kümmt ümmer anners, as wi seggt.
Har ik mi't noch so schön utdacht,
Sei hewt mi naßen doch utlacht.
Blot tweimal hew ikt richtig drapen;
Un einmal weir ik gor besapen."
"So," seggt oll Schult, "wo weir denn dat,
Wo het sik't denn dei tweimal hatt?"
"Ik," seggt oll Klatt, "will't richtig Di vertellen,
Du weist, ik kann mi nich verstellen.
Ik weir mal in's in Sabow west
In'n Harwst, up Peiter Aal sin Köst.
Du weist je uk, wat dat bedüt:
Sei haren mi dar ein'n rinne brüd.
Ik kann dat stieg nich recht mier seihn,
Stün'n uk ganz wiß nich up dei Bein.
Un as ik an dei Bäk kam ran,
Stah ik un seih dat Steg mi an
Un denk: Dar kümmst Du hüt nich räwer,
Du fällst dor rin. Wat hülp dat äwer,
Ik muß dei Sak tauletzt doch wagen
Un stüer drup los in'n lütten Bagen.
Mi grug doch sier vor dat Versupen,
Un füng bedächtig an tau krupen.
Jk käum uk richtig mirn'n upt Steg,
Doch dann weir dei Blansirung weg.
Perdauz leig ik int kolle Water
Un kreup herrut as'n natten Kater.
Ik hew dor naßen naug äwer lacht,
Dat't grar so käum, as ik har dacht."
"Je," seggt oll Schult, un grifflacht sik,
"Sowat krichst Du ganz schön tauschick.
Vertell nu uk dat anner Stück,
Wo Du harrst mit dat Wohrseggn Glück."
"So hür denn tau," seggt Naver Klatt,
Dei Sak is anners, nich so natt,
Datt heit vor mi, doch kann 'k nich striden,
Min Fru mugt Stückschen gor nich liden.
Sei meint, dat weir ganz dumm von mi.
Nu, Frungslüd steiht ja all'ns fri.
Du weist, ik har vergang'n Johr
Dat Bein mi braken up ein Hoor
Un muß nun achter'n Aben sitten,
Kunn nich verdein'n einen Witten.
Dat ik dann licht in'n Arger kam,
Kannst Du di denken. Min Medam
Käum middangs in dei Dönns herin,
Ik kiek nu um dei Eck ganz schwinn
Un denk, sei bringt mi all min Fisch,
Doch sei stellt'n Raumpott up'm Disch,
Geit rute mit den isern Grapen
Un lett dei Döhr ein bäten apen.
Nu kümmt dei Katt herintausliken
Un wart dor so herümmer kiken,
Springt up den Disch, fritt erst'n Happen
Un fangt nu an, bi'n Raum tau schlappen.
Dat argert mi, ik kunnt nich laten,
Griep dal und krieg dar wat tau faten,
Dat weir denn nu min Stewelknecht.
Dann weir't mi, as wenn mi ein seggt:
Du dröppst dei Katt nich, dröppst den Pott!
Ik schmiet, un nu kümmt rin min Lott
Un schriet: Du büst je ganz verrückt,
Wo kannst Du denken, dat dat glückt,
Wo kannst Du glöben, dei Katt tau drapen,
Du büst je wol all gor besapen.
Dei Raum de'r in dei Stuv rümdriven,
Min Ollsch de'r noch gewaltig kiewen,
Dei Katt seit in der Eck un Schul,
Sei lick den Raum sik noch vant Mul,
Un ik, ik dach, dat is dat best,
Dat grar so kam, as Du dacht hest.
D. H.
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