No. 31
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. April
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 31 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. Sehr bemerkenswerth ist die Art und Weise, in welcher neuerdings die "Rost. Z." unsere Ratzeburger Verfassungsangelegenheit bespricht. Das Blatt will nämlich nunmehr die Rechtsfrage sowie die beliebte "schiedsrichterliche Entscheidung" ganz bei Seite lassen; und es thut gewiß wohl daran, denn nachdem die Rechtsfrage bereits an höchster zuständiger Stelle - das ist doch unleugbar der Reichstag und dei Bundesrath - endgültig entschieden ist. So hat auch eine schiedsrichterliche Entscheidung zu fordern keinem Sinn mehr. Das Rostocks Blatt weiß auch nur noch Opportunitätsgründe anzuführen; aber es thut das in einer, wie die "Neustrel. Ztg." Sehr richtig bemerkt, überaus bedenklichen Weise. Es meint nämlich: wenn die Ratzeburger Bevölkerung sich nur erst auf den Boden der Verfassung gestellt habe, so werde es dann schwer halten, eine befriedigende Abänderung derselben zu erlangen; und darum sei es besser, sich fern zu halten, denn so lange die Verfassung nicht in Wirksamkeit getreten sei, bestehe doch wenigstens die Aussicht, eine den Wünschen der Bevölkerung entsprechende Abänderung derselben zu erlangen. Auf welche Gründe sich etwa diese völlig grundlose Hoffnung stützen könnte, wird nicht gesagt und möchte auch zu sagen schwer sein. Wenn es also schon bedenklich erscheinen muß, eine so grundlose Hoffnung zu hegen und gar dieselbe bei anderen durch öffentliches Aussprechen derselben zu nähren, so muß es allerdings noch viel bedenklicher erscheinen, wenn die "Rost. Z." wie es in jenen Worten geschieht, die Absichten der Großherzoglichen Landesregierung zu verdächtigen, als mochte dieselbe hernach gegebene Versprechungen nicht halten wollen. Dies Mittel ist um so bedenklicher, als es ja dem Verfasser jenes Artikels nicht unbekannt sein konnte, ein wie tiefes Mißtrauen gegen die Großherzogliche Landesregierung leider in einem wenn auch nur kleinen Theile unserer Bevölkerung bereits Platz gegriffen hat, und wie dieses Mißtrauen leider durch immer neue sogen. Konflikte neue Nahrung gewinnt. Mag man da auch immerhin der Meinung sein, daß die Regierung in diesem oder jenem Falle wohl hätte vorsichtiger handeln sollen, so wird man derselben doch nimmermehr böse, hinterlistige Absichten zutrauen oder gar unterschieben dürfen, und das um so weniger, als doch Jedermann erkennen sollte, daß ein grundloses Mißtrauen der Bevölkerung am allerwenigsten geeignet ist, endlich befriedigende Zustände in unserer Verfassungsangelegenheit zu ermöglichen.
Die Absicht, zu dem Berliner "Reichsboten" ein mecklenburgisches Beiblatt erscheinen zu lassen, hat die liberalen Zeitungen Mecklenburgs in die größeste Aufregung versetzt und zu den heftigsten Ausfällen veranlaßt. Natürlich, es ist das ja das karakteristische Merkmal des Liberalismus überhaupt, daß er sich allein für berechtigt hält und Widerspruch nicht ertragen kann. Derselbe fürchtet bekanntlich nichts so sehr, als daß auch einmal die gegentheilige Meinung zum Ausspruche komme; und weil es ihm an objektiven Gründen fehlt, seine Sache ausreichend zu stützen, pflegt er gleich zu den unedlen Mitteln persönlicher Verdächtigungen und loser Schimpfworte, wie "Reichsfeind", "Lügner", "Partikularist," "Schwarzer" u. s. w. u. s. w. zu greifen. Wenn solches schimpfen nicht das beste Zeichen eigener Schwäche und Ohnmacht wäre, könnte es vielleicht die Gegner erbittern; so aber kann es dieselben nur befriedigen; und auch in diesem Falle ist es der beste Beweis für die Nothwendigkeit des Unternehmens, das, wie es scheint, bereits gesichert ist. Wir begrüßen dasselbe um so mehr mit Freuden, da sowohl die bisherige Haltung des Hauptblattes selbst, des Reichsboten, auch der Name des an der Spitze des Unternehmens stehenden Herrn Bock auf Gr.=Weltzin dafür bürgt, daß dasselbe nicht für die Sonderinteressen einer einzelnen Partei gemißbraucht werden wird.
Deutschland. Seitdem die bekannte Eisenbahnvorlage im preußischen Abgeordnetenhause eingebracht worden ist, sind wieder alle Zeitungen voll von Artikeln für oder wider das Reichsbahnprojekt; und zwar wird der Kampf von Seiten der Berliner Offiziösen sowie der nationalliberalen Zeitungen mit merkwürdiger Heftigkeit geführt, die nicht zu Verstehen wäre, wenn dieselben wirklich eine gute und richtige Sache kämpften. Sie können nämlich gar nicht auf den Widerspruch, welchen das Projekt hauptsächlich in Sachsen, Baiern, Württemberg und anderen Staaten findet, zu sprechen kommen, ohne sogleich mit den bekannten Schlagwörtern von Reichsfeindschaft, Partikularismus, herzlosem Egoismus u. s. w. um sich zu werfen und den Widerspruch blos zu überschreien, statt, wie man doch wenigstens von den offiziösen Organen erwarten sollte, ruhig und maßvoll die Gründe für das Reichsbahnprojekt darzulegen und so den Widerspruch zu besiegen. Ja, einzelne Zeitungen haben sogar schon gewagt, ihre Angriffe nicht nur gegen die süddeutschen Regierungen und ihre Preßorgane zu richten, sondern gar gegen die Fürsten selber, dieselben des Neides und der Mißgunst gegen den König von Preußen zu bezichtigen und sie als Reichsfeinde zu brandmarken, man verzeihe uns die Wiederholung solcher Erbärmlichkeiten! Hat man's denn so schnell vergessen, daß wir nur allein dem großherzigen Patriotismus der deutschen Fürsten die so herrlich zu Tage getretene deutsche Einheit und Einigkeit verdanken und daß es gerade der König von Baiern war, der in edler Selbstverleugnung den ersten Schritt zur Gründung des neuen deutschen Reiches that, sodaß seine Hochherzigkeit gerühmt werden wird, so lange von deutscher Geschichte die Rede ist! Hat man das so schnell vergessen, daß man schon heute nach wenig Jahren ungestraft und frech vor das deutsche Volk hintreten und eben diese edelsten Fürsten der Reichsfeindschaft verdächtigen darf? Doch von jener Seite haben dieselben wohl niemals Dank erwartet! Uns aber - wenn wir bisher noch nicht recht wußten, auf welche Seite wir in der Eisenbahnfrage uns stellen sollten - uns hat diese Kampfesweise des Liberalismus, die wir nur als eines deutschen

[ => Original lesen: 1876 Nr. 31 Seite 2]

Mannes und eines Christen unwürdig bezeichnen wollen, gezeigt, auf welcher Seite wir stehen müssen. Und wenn man auch wohl manche Gründe für das Reichsbahnprojekt anführen kann, so dürften doch allerdings die Gegengründe bedeutend überwiegen. Daß der Reichskanzler durch Ausführung des Planes bedeutend an Macht nach innen und außen gewinnen würde, oder daß andererseits die Kapitalisten ein schönes Profitchen bei der Sache machen würden, daß manche jetzt werthlosen Eisenbahnaktien wieder vollwerthig werden würden u. s. w. Das alles ist wohl klar, aber es möchte doch zu bedenken sein, ob nicht die auf wirthschaftlichem Gebiete liegenden Bedenken auch für das deutsche Reich nicht wichtiger sind als die bloße Machtfrage. Uns scheint, daß die Interessen der Steuerzahler in erster Linie auch die Interessen des Reiches sein sollten.
Londoner Nachrichten zufolge ist der deutsche Dampfer "Humboldt", welcher mit 350 Auswanderern auf der Fahrt nach Brasilien begriffen war, an der britischen Küste bei Winterton Brach am Tage nach dem Osterfeste gestrandet. Es scheint jedoch möglich gewesen zu sein, Passagiere und Mannschaft zu retten.
Frankreich. Die Franzosen scheinen es mit dem Kulturkampfe doch nicht so eilig zu haben, als es die deutschen Kulturkämpfer schon hofften. Ueber bloße Phrasen in Kammern und Zeitungen ist die Sache noch nicht hinausgekommen. Frankreich scheint sich die Erfahrungen und Resultate des deutschen Kulturkampfes zu Nutze machen zu wollen, und daran thut es gewiß wohl. Dagegen ist jetzt ganz Frankreich von dem Gedanken an eine im Jahre 1878 in Paris zu veranstaltende neue Weltausstellung erfüllt. Das Journal offiziel meint Frankreich bekunde dadurch, daß es Vertrauen in seine Institutionen setzt, es erkläre seinen Willen, bei den Ideen weiser Mäßigung zu beharren, durch welche seine in den letzten fünf Jahren verfolgte Politik beeinflußt war, und spreche öffentlich aus, daß es den Frieden wolle.
Großbritannien. Der Prinz von Wales hat auf seiner Rückkehr aus Indien am Tage vor Ostern in Gibraltar wieder europäischen Boden betreten. Wahrscheinlich wird derselbe jedoch noch längere Zeit in Süd=Europa aus Gesundheitsrücksichten verweilen, um einen langsamen Uebergang aus dem heißen Indien zu dem rauheren Klima Englands zu suchen.
Griechenland. Der König tritt am 22. d. M. seine Reise nach Kopenhagen zu seinen Königlichen Eltern an, eine Reise, die den kaum beschwichtigten Gerüchten von seiner nahe bevorstehenden Abdankung wieder neue Nahrung gibt; doch sind diese Gerüchte wenigstens jetzt noch bloßes leeres Zeitungsgerede.
Türkei. Die Friedensverhandlungen mit den Aufständischen müssen jetzt als gänzlich gescheitert angesehen werden; und statt zu erlöschen dehnt sich der Aufstand immer weiter aus. Man meint ziemlich allgemein, daß derselbe besonders von Serbien aus geschürt und unterstützt wird. Die Türken sollen neuerdings an verschiedenen Punkten wiederum schwere Verluste und Niederlagen erlitten haben.
Die "Meckl. Anz." wollen soeben von gut unterrichteter Seite erfahren haben, daß die diplomatischen Verhandlungen der drei Nordmächte dahin geführt hätten, daß demnächst eine "gemeinsame Aktion" in der orientalischen Frage begonnen werden solle. Welcher Art dieselbe aber sein möge, darüber fehlt jede Andeutung.


Die Tremser Knochenmühle und Superphosphatfabrik
in
Trems bei Lübeck

empfiehlt zur beginnenden Frühjahrssaison ihr anerkannt vorzügliches Knochenmehl, staubfein und aufgeschlossen, (Knochenmehl-Superphosphat) zu den billigsten Preisen ab Fabrik oder ab Lager in Lübeck incl. Sack.
Preiscourante versendet jeder Zeit auf Wunsch.

H. C. Koch,         
Lübeck u. Trems.     

NB. Die Fabrikate stehen unter Controle der Controlstation in Kiel.


Bekanntmachung.

Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthause

abgehalten werden:

1. Donnerstag den 4. Mai
Morgens präcise 8 Uhr

Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften: Baek, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow (mit Hoheleuchte), Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof=Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Malzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf nebst Wietingsbeck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow (mit Maurin=Mühle), Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Freitag, den 5. Mai,
Morgens präcise 8 Uhr

Musterung der Militärpflichtigen aus den Ortschaften: Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf, Schlagsdorf (Hof und Dorf nebst Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf nebst Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove, Sülsdorf bei Schönberg, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torriesdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Wahlsfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Sonnabend den 6. Mai
von Morgens 8 Uhr an

Loosung der sämmtlichen Militärpflichtigen des Jahrgangs 1856. Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge. Für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatz=Commission geloost.
Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24,7 der Ersatz=Ordnung, (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) angedrohten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1856 sowie alle in früheren Jahren geborenen Militärpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militärpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind.
Sämmtliche Militärpflichtige haben ihre Geburtsscheine sowie die Militärpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungs= und Gestellungs=Atteste mitzubringen.
Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militärpflichtigen haben sich mit den Militärpflichtigen ihres Geburtsortes zu gestellen.
Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
Etwaige Reclamationsgesuche um Zurückstellung etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civil=Vorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermine bestätigt werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militärpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatz=Commission gehalten.

[ => Original lesen: 1876 Nr. 31 Seite 3]

Alle zur seemännischen Bevölkerung gehörenden Militärpflichtigen (cfr. 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Termine über ihre gewerbliche Qualification (Vorlegung ihrer Seefahrtsbücher u. s. w.) zu legitimiren.
Die Ortsvorstände haben die Militärpflichtigen ihrer Gemeinde zu den festgesetzten Terminen vor die Ersatz=Kommission zu beordern und dieselben pünktlich entweder persönlich oder durch einen genügend instruirten Bevollmächtigten vorzustellen.
Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen: die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden Fremden sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militärpflichtigen ihrer Gemeinde Zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen An= oder Abmeldung hierher zu weisen.
Die Rekrutirungs=Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermine vorgelegt werden.
Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am

Freitag den 5. Mai

wird die Classificirung der Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatz=Reserve I. Cl. stattfinden, welche auf Zurückstellung für den Fall einer Mobilmachung Anspruch machen und welche rechtzeitig vorher ihre Gesuche nach Maßgabe der Bestimmungen des § 18 der Control=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) eingebracht haben müssen. Dieselben haben zum Termine zu erscheinen.
Schönberg, den 31. März 1876.

Der Civil=Vorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Auction.
Am Donnerstag den 27. d. M.,
Vormittags 10 Uhr,

sollen in der Behausung des Hauswirths Mustin in Campow in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

ein eisenachsener Bauwagen, 1 Stuhlwagen und 1 Pferd (Schimmel),

Nachmittags 2 Uhr,

bei der Hauswirthin J. P. Oldenburg in Herrnburg desgl. 2 Kühe; ferner

am Sonnabend den 29. d. M.,
Nachmittags 2 Uhr,

auf der Hofstelle der Hauswirthin verehel. Woisin in Kleinfeld 1 Pferd, 3jähriger brauner Wallach.
Schönberg.

Staack,             
Cammer=Executor.     


Die auf Sonnabend den 29. April zu Kleinfeld auf der Hofstelle der Hauswirthin Woisin angesetzte Auction findet nicht statt.
Schönberg.

Staack,              
Cammer=Executor.    


Auction.
Am Sonnabend den 22. April cr.,
von Morgens 10 Uhr an,

werde ich im Hause des Gastwirth Duve in Schönberg in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung versteigern:

1 Sopha, 2 Tische, 6 Stühle und 1 Wanduhr.

Schönberg.

Staffeldt, Landreiter.     


Auction.

Auftragsmäßig werde ich am

Montag den 24. April d. J.,
von Morgens 10 Uhr an,

im Gastwirth Boye'schen Locale hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Bezahlung versteigern:

mehrere Kleider= und Eckschränke, Bettstellen, Komoden, Tische, Stühle, Koffer, 1 Nähtisch, diverses Küchengeräth, Wasserfässer und Wassereimer, mehrere Kessel, 1 Küchentisch, 1 Axt, 1 Schiebkarre, sowie Männer= und Frauenkleider und andere Sachen mehr.

Kaufliebhaber werden hierdurch dazu geladen.
Schönberg.

Staffeldt, Landreiter.     


Die Wiedereröffnung der Gewerbeschule und die Aufnahme der gewerbepflichtig gewordenen jungen Leute findet am Sonntag, den 23. d., Nachmittags 4 Uhr, im hiesigen Schullocale statt, und werden sämmtliche hiesigen Lehrmeister bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen darauf aufmerksam gemacht, daß sie ihren gewerbschulpflichtigen Lehrlinge resp. Gesellen hiezu zugestellen oder vor dem 23. d. bei uns anzumelden haben.
Rehna, den 18. April 1876.

Der Gewerbeschulvorstand.


Sanft entschlief am 19. d. Mts. mein lieber Mann, der Uhrmacher J. Straßmann in einem Alter von 88 Jahren 28 Tagen.
Tief betrauert von der hinterbliebenen Wittwe

Maria Straßmann.     

Die Beerdigung findet am Montag den 24. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr, statt.
Schönberg, den 20. April 1876.


Für Boitzenburg

habe ich ferner erhalten: von Herrn J. hieselbst 1 Mark, von Herrn Probst Rußwurm aus der Dom=Gemeinde zu Ratzeburg 220 Mark (darunter eine Sammlung in der Schule auf der Bäk im Betrage von 16 Mark) und durch Herrn Pastor Eulenberg zu Ziethen aus der Ziethener Gemeinde 91,80 Mark.
Weitere Gaben nimmt gern entgegen

Fr. W. Konow.


Zimmerleute

Schönbergs und Umgegend ersuche ich, am Sonntag den 23. April, als am Ladentag, Nachmittags 2 Uhr, auf der Herberge persönlich zu erscheinen; es handelt sich um die Lohnfrage.

Schönberg.                           J. Grevsmühl.


Aufforderung.

Sämmtliche Maurer Schönbergs und Umgegend müssen am 23 d. M., präcise 2 Uhr, auf der Herberge erscheinen.

Schönberg.                           Der Vorstand.


Allgemeine Gesellen-Krankenkasse.

Die Zahlung der Beiträge findet am Sonntag den 23. d. M., Nachmittags 3 Uhr, im Locale des Gastwirths Herrn Krüger statt.
Gleichzeitig haben die anwesenden Mitglieder einen Altgesellen und Beisitzer zu wählen.

Schönberg.                           Der Vorstand.


Am
Freitag den 28. d. M.
findet Abends im Saale der Frau Gastwirthin Boye zu Schönberg
zum Besten der Ueberschwemmten
ein
Großes Vocal=
und
Instrument.=Concert
statt, ausgeführt von dem früheren Männergesangverein, der Liederkrone, und den Vereinsmusikern.
Entree à Person 50 Pf.
- ohne der Wohlthätigkeit Schranken zu setzen. -
Anfang 8 Uhr.

Die Committe.             


Russisches und hiesiges                          
Säeleinsaat
empfiehlt                           J. L. D. Petersen. Schönberg.


Ich erlaube mir hiermit die Anzeige zu machen, daß ich mein

Friseur-Geschäft

unverändert fortsetze. Bestellungen werden bei meiner Mutter, der Hebamme Söhlbrandt, wohnhaft bei der Conditorwittwe Greiff in der Siemzerstraße entgegen genommen.
Schönberg, April 1876.

Marie Sparkuhl.     


Zu Michaelis ds. Js. kommen auf dem Hofe Römnitz bei Ratzeburg

2 Tagelöhner=Wohnungen frei.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 31 Seite 4]

Grüne Erbsen

zur Saat liegen noch auf Verkauf in Bauhof bei Schönberg.


Zu sofort oder 1. Mai
suche ich noch ein

tüchtiges Mädchen
zum Alleindienen. Lohn bis zu 150 Mark; auch mehr, wenn dieselbe im Kochen nicht unerfahren ist.
Frau Postmeisterin Sodemann
in Schönberg.


Eß= und Pflanzkartoffel,
das Faß 30 und 25 Pfennige, zu haben bei

J. Voss,
Hinterstraße 75.

Schönberg.


Kornsäcke,

à Stück 18, 20, 24, 28 und 36 Schilling (Mecklenburg), in Dutz. billiger, empfiehlt

August Creutzfeldt.
Schönberg.


Lager von
Tapete, Borden u. Rouleaux, geschweiften Gardinenleisten u. Rosetten, Spiegeln und Photographie-Rahmen
empfiehlt
H. E. Peters,
Glasermeister.

Schönberg.


Wohnungsveränderung.

Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mein

Material=, Colonial= und Kurzwaaren=Geschäft

nach meinem neuerbauten Hause verlegt habe. Für das mir bisher geschenkte Vertrauen meinen besten Dank sagend, verbinde zugleich die Bitte, mir solches auch in meinem neuen Hause zu übertragen.
Hochachtungsvoll ergebenst

Schönberg.                           F. C. Wolgast.


Russisches und hiesiges
Säe=Leinsaat
empfiehlt                           Aug. Spehr, Schönberg.     


Durch vortheilhaften Einkauf habe ich
1 Parthie schwarz-seiden Ripps und Tafft
sehr preiswerth abzulassen.

August Creutzfeldt.
Schönberg.


Das Neueste in                          
Buckskin

in großer Auswahl und billigen Preisen empfiehlt

August Creutzfeldt.
Schönberg.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Segelschiff     Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei
W. J. Heymanson,
Lübeck.


Lohverkauf.

Am Sonnabend den 29. April, Morgens 11 Uhr, soll im Köster'schen Hotel zu Schönberg die Eichen=Lohrinde einer Partie Eichen im Rüntzer und Carlower Holze unter vor der Auction bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden. Die Looseintheilung ist beim Herrn Förster Joachimi zu Carlow einzusehen und wird derselbe auf Wunsch die Eichen an Ort und Stelle vorzeigen.
Schönberg, den 20. April 1876.

Der Oberförster.     
C. Hottelet.        


Populär-medicin. Werk.

Durch alle Buchhandlungen, oder gegen Einsendung von 10 Briefmarken à 10 Pf. direct von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig ist zu beziehen: "Dr. Airy's Naturheilmethode", Preis 1 Mark. - Der in diesem berühmten illustr., ca. 500 Seiten starken Buche angegebenen Heilmethode verdanken Tausende ihre Gesundheit. Die zahlreichen darin abgedruckten Dankschreiben beweisen, daß selbst solche Kranke noch alle Hilfe gefunden, die, der Verzweiflung nahe, rettungslos verloren schienen; es sollte daher dies vorzügliche Werk in keiner Familie fehlen. Man verlange und nehme nur das "Illustrirte Originalwerk von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig", welche auf Wunsch auch einen Auszug desselben gratis und franco versendet.
Warnung! Um nicht durch ähnlich betitelte Bücher irre geführt zu werden, verlange man ausdrücklich Dr. Airys illustrirtes Originalwerk, herausgegeben von Richter's Verlagsanstalt in Leipzig.


Zum socialen Abend
mit
Vorträgen und Tanzkränzchen
am Montag den 1. Mai,
Abends 9 1/2 Uhr,

laden wir Vereinsmitglieder von Rehna freundlichst ein. Jungen Leuten, die keinem Verein angehören, ist der Eintritt nicht gestattet.
Turner zahlen für Tanz 75 Pfennig. Nichtturner 1. M. Die erste Ausflucht von dem hiesigen Turnverein findet am Ostermontag nach Schönberg statt.

Der Vorstand
des Rehnaer Männerturnvereins.


Von Ostern an wohne ich nicht beim Kaufmann Wieschendorf, sondern gegenüber bei der Conditorwittwe Greiff in der Siemzerstraße.

Schönberg.                           Hebamme Söhlbrandt.


Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.

Geboren. D. 13. April dem Arbtsm. Joachim Heinrich Käding zu Schönberg eine Tochter. - D. 19. dem Instrumentenschleifer Hans Heinrich Ludw. Jürgens zu Schönberg ein Sohn. - D. 16. ein unehelicher Sohn zu Schönberg.

Gestorben. D. 16. April Joachim Georg Friedrich Wilhelm Boye, Arbtsm.Sohn zu Rottensdorf, 6 J. 11 M. alt. - D. 19. Joachim Ludwig Straßmann, Uhrmacher zu Schönberg, 88 J. alt.

Angeordnete Aufgebote. Johann Joachim Kelling, Arbeitsm., und Catharina Maria Elisabeth Lüders, Dienstmädchen, beide zu Rottensdorf. - Kaufmann Friedrich Gottlieb Wieschendorf und Christine Doris Catharina Wilhelmine Ohls, beide zu Schönberg. - Adolf Peter Heinrich Lühr, Zimmermann zu Petersberg und Christine Sophie Elisabeth Borth aus Neu=Greschendorf. - Kaufmann Carl Heinrich Martin Christian Ehlers und Louise Franciska Auguste Johanna Bätke, beide zu Schönberg. - Fuhrmanns=Knecht Johann Heinrich Asmus Burmeister zu Lübeck und Elise Dorothea Catharina Wriege zu Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.

Sonntag den 23. April.
Früh=Kirche: fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M -Pfennig  bis 21 M 50Pfennig.
Roggen16 M -Pfennig  bis 16 M 70Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer16 M -Pfennig  bis 17 M 50Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Hühner d. St. M1,60 .
Tauben d. St. M0,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,05 .
Eier 6 St. für M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 31 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 31 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 21. April 1876.


- Neustrelitz, 16. April. Die "Neustr. Ztg." meldet aus Petersburg, 10. April. Se. H. der Herzog Georg Alexander zu Mecklenburg ist heute in der lutherischen Kapelle des oldenburgischen Palais in Gegenwart Seiner hohen Eltern des Herzogs Georg zu Mecklenburg=Strelitz, H. und I. Kaiserl. H. der Herzogin=Großfürstin Catharina von Rußland, nach Ablegung des lutherischen Bekenntnisses confirmirt worden.
- Der deutsche Bundesrath in Berlin hat am 12. April die Außercourssetzung der kleinen Scheidemünzen der Thalerwährung vom 1. September ds. Js. an, ferner die Prägung von Zwei=Markstücken und die Einstellung der Prägung von Nickelmünzen beschlossen.
- Falsche 20=Markscheine sind nach einer Mittheilung des "Berl. Tageblatt" jetzt in einer neuen Sorte aufgetaucht, von welcher in den letzten Tagen mehrfach Exemplare im Postverkehr angehalten wurden. Einzelne derselben scheinen nach verschiedenen Namensvermerken, die sie tragen, schon längere Zeit im Umlauf gewesen zu sein - falls nicht jene Vermerke von dem Fälscher selbst gemacht worden sind, um die Verausgabung zu erleichtern. Ein in die Augen fallendes Merkmal der in Rede stehenden Falsifikate ist die schmutzige blaue resp. braune Farbe ihres beiderseitigen Ueberdrucks.
- Nach dem Beitritt Indiens und der französischen Colonien zum allgemeinen Postverein umfaßt derselbe jetzt 827,623 []M. mit 620 Millionen Einwohner.
- Deutschland macht von allen Staaten die höchsten Anforderungen an die Körpergröße seiner Soldaten. Die jetzt in verschiedenen Ländern gültigen Minimalmaße sind in absteigender Reihe; Deutschland (ausnahmsweise bis 1,57) 1,621 Meter, Schweden 1,608 M., England und Nordamerika 1,600 M., Belgien 1,570 M., Spanien und Italien 1,560 M., Oesterreich 1,553 M., Frankreich und Holland 1,550 M. Bei den Römern betrug das niedrigste erwähnte Minimalmaß 1,632 Meter unter Kaiser Hadrian.
- Zwischen Offizieren und Studenten in Jena waren bekanntlich mancherlei Verdrießlichkeiten entstanden, die sogar den Besuch der Universität gefährdeten. Glücklicherweise ist die Spannung durch einen versöhnlichen Schritt der Militärbehörde beseitigt worden, indem zwei junge Offiziere, die am meisten betheiligt waren, in andere Garnisonen versetzt wurden. Diese glückliche Lösung wird allgemein freudig anerkannt.
- Die köstlichen Lachse machen alljährlich ihre Rheinfahrt und sammeln sich am liebsten bei St. Goar. In diesem Jahre thun die Fischer von St. Goar lauter Fischzüge Petri und das Pfund Lachs gilt eine Mark.
- Der ohnedies stark erschütterte Wohlstand der englischen Kohlenbezirke wird durch einen neuen großen Streik ernstlich bedroht. In Süd=Yorkshire nämlich wollen die Grubenbesitzer eine Lohnherabsetzung von 15 Proc. verhängen, die Arbeiter aber nur 10 Proc. als die äußerste Gränze zugestehen. Sollte eine Vereinbarung nicht erzielt werden, so erfolgt in wenigen Tagen eine Arbeitseinstellung, die 20,000 Arbeiter mit ihren Familien betrifft; 5000 haben bereits Streik gemacht.
- Der Magdeb. Ztg. wird geschrieben: In den beiden industriellsten Kreisen, in Bernburg und Köthen, haben die gewöhnlichen Tanzmusiken in einer Weise überhand genommen und so große sittliche Nachtheile hervorgebracht, daß man von dort aus die Initiative ergriffen hat, eine möglichst hohe Tanzsteuer in Vorschlag zu bringen. Es sind von dort aus vorgeschlagen für Tanzbelustigungen bis Nachts 11 Uhr 6 Mark Tanzsteuer, bis 12 Uhr 9 M., bis 1 Uhr 12 M., bis 2 Uhr 15 M. und über 2 Uhr hinaus 20 M. Der hiesige Kreisausschuß hat für den Kreis Dessau diese Vorschläge angenommen und jene Steuersätze für denselben festgesetzt. Am niedrigsten sollen die Steuersätze im Harzkreise gehalten sein, wo man bei Tanzmusiken bis 12 Uhr 3 M., darüber hinaus 6 M. und für Maskeraden 12 M. Steuer erhebt. Dort sollen im Allgemeinen die gewöhnlichen Tanzmusiken weder allzuhäufig, noch mit Ausschreitungen verknüpft sein.
- Auf dem Kaspischen Meere, der Insel Loß gegenüber, ist unlängst, wie die Zeitung "Kawkas" berichtet, von Schiffen aus eine vulkanische Erscheinung gesehen worden, welche zwei Stunden andauerte und darin bestand, daß dem Meere dicke Rauchwolken entstiegen und sich auch an der äußeren Gestalt der Insel gewisse Aenderungen zeigten.
- Henriette Davidis, die Verfasserin des berühmten Kochbuchs, das zwanzig oder mehr Auflagen erlebt hat und in viele fremde Sprachen übersetzt wurde, ist, wie schon gemeldet, vorige Woche in Dortmund, 76 Jahre alt, gestorben. Tochter eines Pastors, später Gouvernante, gab sie im Jahre 1844 ihr Kochbuch zuerst heraus. Sie war zweimal verlobt gewesen und beide Mal waren ihre Verlobten gestorben. Eine Reihe von anderen Büchern, die sämmtlich auf die Häuslichkeit Bezug haben, hat sie ebenfalls geschrieben; doch hat keins einen annähernden Erfolg gehabt, wie das verbreitetste aller deutschen Kochbücher.
- Die Heuschreckenplage scheint im Osten und Westen Europas gleichzeitig losbrechen zu wollen. In Spanien sind, wie berichtet wird, die inneren Provinzen des Landes so stark von diesen gefräßigen Insekten heimgesucht, daß die Cortes 2 Mill. Realen zur Vernichtung derselben bewilligt haben, und jetzt schreibt man auch aus Odessa in Rußland Folgendes: Seit 14 Tagen haben wir das herrlichste Wetter; Bäume und Gesträuche knospen. Dieser überfrühe Lenz gestattet zwar die Feldbestellung, welcher die reiche Bodennässung alle günstigen Bedingungen zuführt; auf der andern Seite aber steht zu befürchten, daß die Sonnenwärme den auf über 50,000 Dessjätinen verbreiteten Heuschreckeneiern nur zu behülflich sein wird und bei der Kürze der Zeit wohl wenige der Projecte zur Ausführung gelangen, die man von allen Richtungen während des Winters in Beratung gezogen hatte.
- Diaconissinnen sind bekanntlich nicht Frauen von Diaconussen, sondern Mädchen, die in frommen Anstalten und im Geiste christlicher dienender Liebe zu Krankenpflegerinnen etc. erzogen und herangebildet werden. Solche Diaconissen=Mutterhäuser giebt es 50 und in ihnen 3239 Schwestern, von denen 1188 Probeschwestern sind. Die Zahl der Schwestern haben sich seit 1872 um 535 vermehrt. Die 50 Mutterhäuser haben 866 auswärtige Stationen mit Schwestern versehen. Das älteste Mutterhaus ist in Kaiserswerth; es zählt 542 Schwestern. Diese Diaconissen=Anstalten sind in Deutschland, Frankreich, Rußland, England, Dänemark, Holland, in der Schweiz und in Nordamerika verbreitet; ihre Gesammteinnahme beträgt etwa 3 1/2 Mill. Mark, und sie erhalten sich nicht durch staatliche Unterstützungen, sondern durch freiwillige Gaben und eigenen Erwerb. Was solche von aufopferndem Geiste getragene und sorgsam geschulte Krankenpflegerinnen werth sind, hat man zum erstenmal in den Kriegen von 1866 und 1870 allgemein anerkannt und seitdem sind sie in der allgemeinen Schätzung trotz mancher Bedenken ungemein gestiegen.
- Das Wetter des Jahres 1876 setzt die Launen und Tücken seines Vorgängers fort, namentlich der April hat seinem alten Ruf Ehre gemacht. Kälte und scharfe Stürme sind durch den Frühling gefahren, Morgens und Abends wars oft bitter kalt und ein Glück, daß die Knospen und Blüthen sich vorsichtig zurückgehalten haben. Schlimmer noch als bei uns wars in Frankreich. Da sank die Temperatur in 3 Tagen um 15 Grad und in Paris und Marseille fiel reichlicher Schnee; in Bordeaux fürchtet man sehr für die Weinberge. Die Baseler erinnern daran, daß es im Jahre 1834 vom 13.-15. April so stark geschneit hat, daß der Schnee einen halben Fuß hoch lag, aber 8 Tage nachher stand alles im schönsten Frühlingsschmuck und nirgends war ein kahler Baum zu sehen. Das Jahr wurde eines der besten und der 1834er Wein gehört zu den allerbesten Jahrgängen.
- Es ist viel sicherer, dem Sultan etwas zu schenken als zu borgen. Die guten Leute in Europa, die dem Sultan ihr gutes Geld geliehen

[ => Original lesen: 1876 Nr. 31 Seite 6]

haben, sehen sich heute noch nach Capital und Zinsen um. Herr Krupp in Essen dagegen, der ihm eine prachtvolle Kanone schenkte, hat den Werth derselben dreimal in kostbaren Geschenken für sich und seine Frau zurückerhalten; denn der Sultan ist ein nobler Mann, der sich nichts schenken läßt, aber mit Vergnügen Schulden macht.
- Der ehemalige österreichische Botschafter am französischen Hofe, Fürst Richard Metternich, hat - wie die Berliner "Tribüne" berichtet - einen einaktigen Schwank: "Die Nandl von Ebensee" gedichtet, und der bekannte Wiener Possendichter Anton Langer den Schwank bearbeitet, zu zwei Akten erweitert und Herr Carl Treumann denselben mit Coupletstrophen versehen. In dieser Gestalt wird das dramatische Erstlingswerk des bekannten Diplomaten demnächst an der komischen Oper zu Wien zu Gunsten der Ueberschwemmten in beiden Hälften der Monarchie aufgeführt werden, und Frau Fürstin Pauline Metternich, die berühmte Chansonettensängerin der Tuilerien unter dem Kaiserreich Napoleons III., wird in dem Werke ihres Gatten die Titelrolle spielen. Die Generalprobe von "Die Nandl von Ebensee" wird am 21. April, die beiden Hauptvorstellungen am 22. und 23. April stattfinden.
- Aus Bagdad melden einem Briefe der A. A. Z. aus Pera zufolge die letzten amtlichen Berichte, daß vom 27. bis 31. März in Hillah (am Euphrat) 66 neue Erkrankungen und 42 Todesfälle, und in Bagdad vom 28. März bis zum 1. April, also in 5 Tagen, 145 Erkrankungen und 75 Todesfälle an der Pest vorgekommen; am 3. April kamen in Bagdad 36 Erkrankungen und 18 Todesfälle an der Pest vor. Seit dem 30. März ist die Pest auf dem bisher verschont gebliebenen linken Tigris=Ufer, also in der eigentlichen Stadt Bagdad, zum Vorschein gekommen. Ferner hat sich die Pest in Kut=el=Amara und Nedschef (Medsched Ali) gezeigt. Dr. Colwill, britischer Consulararzt in Bagdad, gibt in einem Bericht vom 1. März bemerkenswerthe Aufschlüsse über das diesjährige Auftreten der Pest in Mesopotamien. Sie trat zuerst in der Mitte Novembers vorigen Jahres in dem mitten in Sümpfen gelegenen Okbara, 10 englische Meilen nordnordöstlich von Hillah, auf; dort wohnten im Ganzen acht Familien, welche vollständig bis auf eine alte Frau ausstarben. Von hier aus verbreitete sie sich nach dem ebenfalls von Sümpfen umgebenen Abu Jassa, wo von 400 Einwohnern binnen 5 bis 6 Tagen 80 starben. Im Laufe des Monats Dezember breitete sich die Pest in der ganzen Umgegend aus und erschien am 1. oder 2. Januar d. J. in Hillah, zunächst in den links am Euphrat gelegenen Stadttheilen, dann aber auch in den gegenüber liegenden Quartieren. Von den 15,000 Einwohnern starben vom 2. Januar bis zum 26. Februar 74 Personen. Alles dies fand statt, ehe die Behörden der dortigen Gegend von dem Ausbruch der Epidemie Notiz nahmen.
- Ein Berliner Quintaner entledigte sich der Aufgabe, einen Aufsatz über: Das wahre Glück zu verfassen, in folgender auf praktischer Lebensanschauung beruhenden Weise: "Wenn man z.B. des Sonntags früh fortgegangen ist, ohne den lieben Eltern etwas zu sagen und kommt dann erst Abends wieder, so hat man große Angst, besonders auf der Treppe und bei's Klingeln. Findet man aber dann bei die lieben Eltern eine größere Theegesellschaft, so ist man wahrhaft glücklich." Carlchen Miesnick soll sich im Stillen schwer über die Arbeit ärgern, weil er durch das am Horizont auftauchende neue Gestirn verdunkelt zu werden fürchtet.
- Vor Kurzem ist in Dresden die berühmte Violine zur Versteigerung gekommen, welche der Graf v. Trautmannsdorf, Obersttruchseß des Kaisers Karl VI. unter den eigenthümlichsten Bedingungen von dem berühmten Fabrikanten Steiner erwarb. Der Graf zahlte demselben sofort 60 Karolin in Gold und verpflichtete sich ferner, ihm täglich, so lange er lebte, ein gutes Mahl zu liefern, jeden Monat 100 Goldgulden zu zahlen, ihm jedes Jahr eine vollständige, mit Goldborde gallonirte Kleidung zu geben, ferner zwei Tonnen Bier, Wohnung, Feuerung, Licht und außerdem, wenn er sich verheirathen würde, so viele Hasen, als er verbrauchen könnte; schließlich lieferte er noch jedes Jahr zwei Körbe Obst, den einen für Steiner selbst, den andern für dessen alte Amme. Da Steiner nach Abschluß dieses Vertrages noch 16 Jahre lebte, so hat die Violine allein an baarem Gelde 20,000 Goldgulden gekostet. Das Instrument gelangte neuerdings in die Hände eines österreichischen Aristokraten, dessen Erben es in Dresden versteigern ließen, wodurch es für den Preis von 2500 Thlrn. (etwa 3600 Goldgulden) in die Hände eines Russen gelangte.
- Ein Begräbnißplatz von ungeheurer Ausdehnung wurde in Koffee=Kounty, Tennessee, entdeckt. Derselbe beweist, daß dieses Land ehemals dicht von einer Zwerg=Rasse bevölkert war. Die Todten sind in sitzender oder stehender Stellung beerdigt und die aufgefundenen Gebeine haben eine durchschnittliche Größe von nur drei Fuß. Man schätzt die Anzahl der dort Beerdigten auf 75,000 - 100,000.
Galgenhumor. Der Inhaber eines von der Tagesplage, dem Grundwasser, arg heimgesuchten Kellerrestaurants am Molkenmarkt in Berlin hat sich keineswegs seine gute Laune durch jene Kalamität verderben lassen, dieselbe vielmehr benutzt, um für sein Lokal Reklame zu machen. An der Eingangsthür zu seinem unterirdischen Etablissement hat er nämlich Plakate folgenden Inhalts anbringen lassen: "Grundwasser=Restaurant. Natürlicher Quellen= und Fontänensprudel. In Berlin noch nicht gesehen. Damenbedienung in Krempstiefeln. Abends 10 Uhr: Großer Fischzug und Krebsleuchten, wozu ergebenst einladet: Der Ueberschwemmte".
- Der "Elbf. Ztg." wird geschrieben: Am Sonnabend wurde vor dem Criminalgericht zu Essen über eine Hexengeschichte verhandelt. Im Mai vorigen Jahres erkrankten in Karnap in einigen Familien die Kinder; man glaubte in einer alten Frau, welche sich dort aufgehalten hatte und sich von Almosen ernährte, die Urheberin der Krankheiten, "eine Hexe, welche die Kinder behext habe", gefunden zu haben. Es begaben sich zwei Männer mit Knüppeln zu der Alten in der Absicht, "ihr den Teufel auszutreiben," wobei ihr der eine Arm zerschlagen wurde. Zur Strafe hierfür wurden dieselben zu 18 bez. 15 Monaten Gefängniß verurtheilt und sofort verhaftet.
- In New=York ist am 10. April ein Mann, Stewart, gestorben, der an die 100 Millionen Dollars und den Ruhm des größten Menschenfreundes hinterläßt. Er war 1823 aus Irland eingewandert mit leerer Tasche, aber mit einem anschläglichen Kopfe und tüchtiger Bildung. Jahrelang lehrte er Latein und Griechisch in Schulen, ersparte sich 600 Dollars und legte sie in irischem Leinen an. Das Geschäft ging gut, er erweiterte es zu einem Schnittwaarenhandel, vergrößerte es von Jahr zu Jahr, legte in vielen Städten Zweiggeschäfte an und setzte zuletzt jährlich 60 - 70 Million Dollars um mit einem Gewinn von 5-6 Mill. Dollars. Die Zahl seiner Häuser ist Legion. Sein Herz verknöcherte aber nicht durch das Geld. Seinen 1500 Arbeiterinnen baute er einen Palast, in dem sie gegen geringe Vergütung Wohnung und Kost, Bücher, Bäder etc. haben und später baute er seinen Arbeitern eine ähnliche Wohnung. Seine Hand war immer offen für Unglückliche in seinem neuen Vaterland und den Hungernden in seiner alten Heimath schickte er oft ganze Schiffsladungen voll Nahrungsmittel.
- Einen entsetzlichen Selbstmord beging der frühere Organist und Lehrer Thomson zu Elmshorn, welcher sich in der letzten Zeit vielfach mit der Leichenverbrennungsfrage beschäftigte und Spuren von Geistesstörung zeigte. Am vergangenen Donnerstag machte er seinem Leben durch den Feuertod ein Ende. Er tränkte sein Bett mit Petroleum, wickelte sich ein mit derselben Flüssigkeit stark benetztes Tuch um den Leib und verschluckte zur Hälfte einen Petroleumdocht. Sodann legte er sich nieder und zündete das Bett an, welches bald einen Scheiterhaufen bildete. Die Leiche wurde später fürchterlich entstellt aufgefunden, und war ein Theil seines Baarvermögens, welches der Verstorbene in Wertpapieren bei sich trug, ebenfalls verkohlt.
- (Zarte Seelen.) Ein Mann rühmte an seiner Frau, sie sei so mitleidig, daß sie nicht einmal ihre Teppiche ausklopfen lasse. "Ach, das ist gar nichts," sagte ein Anderer, meine Frau fiel gestern in Ohnmacht, weil ihr Jemand erzählte, er habe seine Zeit mit Billardspielen todtgeschlagen."


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