No. 86
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. November
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 86 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. Die kommissarisch=deputatischen Verhandlungen über Ablösung der Stolgebühren sind am Freitag in Schwerin wieder eröffnet worden.
Statistische Zusammenstellungen weisen für Mecklenburg in den letzten Jahren eine erfreuliche Abnahme der Auswanderungen nach Amerika nach. Im Jahre 1872 war die Zahl der Auswanderer in Mecklenburg=Strelitz auf 1255 gestiegen; 1873 dagegen zählte man nur noch 903 und 1874 nur noch 202 Personen, die größtentheils die Vereinigten Staaten Nordamerikas zum Ziel hatten. Aus dem Fürstenthum Ratzeburg wanderten im Jahre 1873 13 Personen nach Amerika, 10 Personen nach Amerika und 4 Personen nach Hamburg aus. Bei dieser Gelegenheit mag auch hier warnend darauf hingewiesen werden, daß man neuerdings wieder auf alle mögliche Weise Ansiedler und zwar besonders deutsche Landwirthe für Brasilien zu gewinnen sucht, hauptsächlich für die Provinzen Amazonas, Para und Parana, die unmittelbar am Aequator liegen und also gerade für deutsche Einwanderer die gesundheitsgefährlichsten klimatischen Verhältnisse. Möchte sich doch jeder, an den die Verlockung herantritt, erst zweimal bedenken, ehe er sein Vaterland und seine auskömmliche Stellung aufgiebt und dem gewissen Elend entgegen geht!
Bei Gelegenheit der Versammlung des Landes=Lehrer=Vereins in Grevismühlen ist von mecklenburg=schwerinischen Volksschullehrern ein allgemeiner mecklenburgischer Consumverein gegründet worden, welcher bezweckt, den Ankauf verschiedener Artikel zu Engrospreisen und in bester Qualität zu ermöglichen. Jedem mecklenburgischen Lehrer, Lehrerin oder Lehrerwittwe ist der Eintritt gegen ein Eintrittsgeld von 50 Pf. gestattet. Von den Lehrern eines oder mehrerer Orte wird ein Distriktsvorsteher gewählt, der die Bestellungen entgegen nimmt. Bei jeder Bestellung ist der Preis der Waare an die Bezirksvorsteher baar zu entrichten nebst einem Aufschlage von 3 Prozent. Davon wird zunächst das Porto für den Bestellbrief gezahlt und der Rest im Verhältniß von 2/5 und 3/5 zwischen dem Hauptagenten und dem Bezirksvorsteher getheilt in der Weise, daß die hieraus erwachsende Renumeration des Hauptagenten bis zum Maximum von 1000 M. steigt. Der Ueberschuß wird wiederum zu einem Fonds bis zur Höhe von 1000 M. gesammelt, der zur Deckung etwaiger auf dem Transport entstandener Beschädigung der Waare dienen soll; und der weitere Ueberschuß fließt in die Kasse des Pestalozzi=Vereins.
Von dem Bankdirektor Professor Clement ist in Schwerin eine Handels=Fortbildungsschule begründet und am 28. v. M. mit etwa 30 Schüler (Handlungslehrlinge) eröffnet worden. Der Unterricht umfaßt Handelswissenschaft, kaufmännisches Rechnen, Buchführung, Korrespondenz, Komptoirarbeiten, Schreib= und Kontoschrift und englische und französische Sprache und wird von vier Lehrern an sechs wöchentlichem Abenden von 8 bis 10 Uhr ertheilt.
Deutschland. Ueber das Befinden unseres Kaisers lauten die Nachrichten günstig. Die katarrhalischen Affektionen sind in regelmäßiger Abnahme begriffen; und morgen schon gedenkt der Kaiser seine um acht Tage verschobene Reise nach Sagan anzutreten.
Der Reichstag ist am 27. October durch den Präsidenten des Reichskanzleramtes, Staatsminister Dr. Delbrück eröffnet worden. Die durch denselben verlesene Eröffnungsrede kündigt an, daß die bevorstehende Session mehr der Ausbildung und Ergänzung bestehender Gesetze als der Begründung neuer Institutionen dienen werde, berichtet über die Thätigkeit der Reichsbank, die im Anfang künftigen Jahres ihre Thätigkeit über den gesammten Umfang des Reiches erstrecken und gleichzeitig mit der Uebernahme der Central=Kassengeschäfte beginnen werde, und stellt Vorlagen in Aussicht: 1) betreffend den Reichshaushalts=Etat für 1876; erhebliche Minder=Einnahmen und "bei sorgfältigster Rücksicht auf die Finanzlage nicht abzuweisende Steigerung der Verwaltungsausgaben" soll durch Abgaben gedeckt werden; deswegen wird der Entwurf betreffend Erhöhung der Brausteuer und Einführung einer Stempelabgabe von Börsengeschäften und Werthpapieren vorgelegt werden ; 2) ein Gesetz zur Regelung des Verhältnisses der Post zu den Eisenbahnen und eine Creditbewilligung für die Vervollständigung der Telegraphenanlagen; 3) ein Gesetz über Abänderung des Titels VIII der Gewerbeordnung und ein Gesetz über gegenseitige Hilfskassen; 4) ein Gesetz zum Schutz für das geistige Eigenthum, wie für das Urheberrecht an Mustern, Modellen und Photographien; 5) ein Gesetzentwurf zur Verbesserung des Strafgesetzbuches, dessen "Lücken und Mängel" die praktische Handhabung desselben habe erkennen lassen; 6) ein mit dem Freistaate Costa Rica abgeschlossener Freundschafts=Handels= und Schifffahrtsvertrag; 7) Vorlagen zur Regelung der verfassungsmäßigen Rechnungslegung über die Einnahmen des Reiches; 8) Bericht über die Beschlüsse des beratenden Landesausschusses in Elsaß=Lothringen. Ferner wird der Befriedigung Ausdruck gegeben "über den stetigen Fortschritt der Entwickelung unserer politischen Einrichtung im Innern und der Befestung unserer guten Beziehung zum Auslande." Trotzdem finde gegenwärtig in Handel und Verkehr einer der Stagnationen statt, wie sie im Laufe der Zeit periodisch wiederkehren; aber es liege "leider nicht in der Macht der Regierungen, diesem Uebelstande abzuhelfen." In anderen Ländern sei es auch so. Doch liege dieser Erscheinung keine Unsicherheit der politischen Verhältnisse oder des äußeren Friedens zu Grunde. Die dauernde Erhaltung des Friedens sei nach menschlichem Ermessen gesicherter als jemals in den letzten 20 Jahren vor Herstellung des deutschen Reiches. Zur Aufrechthaltung desselben genüge der feste Wille, "in dem Se. Majestät der Kaiser sich mit den ihnen befreundeten Monarchen einig weiß und die Uebereinstimmung der Wünsche und Interessen der Völker." Der Schluß weist hin auf die Reise des Kaisers nach Italien und auf die herzliche Aufnahme, die derselbe dort gefunden habe; dadurch werde die Ueberzeugung befestigt, "daß die innere Einigung und die gegenseitige Befreundung, zu denen Deutschland und Italien gleichzeitig gelangt sind, der friedlich fortschreitenden Entwickelung Europas eine neue und dauernde Bürgschaft gewähren."
Die Eröffnungsrede ist sehr zurückhaltend und

[ => Original lesen: 1875 Nr. 86 Seite 2]

vorsichtig. Manche brennende Fragen werden kaum oder gar nicht berührt; so wird des "Kulturkampfes" mit keinem Wörtchen gedacht; und welche Stellung die Regierung zu der zu erwartenden Novelle zum Strafgesetzbuch einnimmt, bleibt dunkel. Jedenfalls aber hat der Passus, der von der Sicherung des Friedens redet, allgemeine Freude und Befriedigung erregt. Dagegen ist zumal die lieberale Presse in eine Kritik der Thronrede eingetreten und besonders dient ihr die Stelle zum Angriffspunkt, wo die Regierung den Nothständen in Handel und Verkehr gegenüber ihr non possumus, wir können nicht helfen, spricht. Und wunderbar, dieselbe Presse, die bisher aufs eifrigste dem Nichteingreifen der Regierung in die wirthschaftlichen Nothstände das Wort geredet hat, greift heute die Regierung wegen ihrer Nichteinmischung an. Das Berl. Tageblatt schreibt wörtlich: "Dieses kalte, trockene, mit wissenschaftlich vornehmem Achselzucken gesprochene Wort ist alles, was die Thronrede darüber zu sagen weiß! Uns imponirt eine Staatsweisheit nicht sonderlich, welche . . . . (in Bezug auf das wirthschaftliche Leben des Volkes) sich eingestandenermaßen nicht zu helfen weiß." - Wir unsererseits verdenken natürlich der Regierung diese Impotenzerklärung nicht, denn wir wissen ja nur zu gut, daß der Regierung allerdings durchaus die Möglichkeit fehlt, den Nothständen des Volkes abzuhelfen, so lange sie noch mit einer liberalen Reichstags= und Kammermajorität zu rechnen hat, ja daß sie die Uebelstände nur verschlimmern würde, wenn sie heute Hand anlegen wollte. Aber es dürfte sich fragen, ob denn der Konservatismus, der vielleicht in kurzem das Erbe des Liberalismus antreten wird, die gänzlich erfahrenen Zustände auch wirklich von Grund aus wird bessern und die einmal hineingeschobene Karre so schnell wieder herausheben können. Eine konservative Reichspartei giebt es bisher nicht, und jenem altpreußischen Konservatismus der Kreuzzeitungspartei, von dem wir weit entfernt sind, trauen wir weder Lebenskraft noch auch das Geschick zu die Mißstände des deutschen Volkes zu verstehen und zu haben. Doch trauen wir dem großen mächtigen Manne, der einst die ihm nöthige national=liberale Partei aus dem Boden hervorzaubert - trauen wir's ihm zu, daß er heute, wo er sie gebraucht, ebenso schnell und leicht eine echt konservative Reichspartei zu schaffen im Stande sein wird. Uebrigens scheint so viel gewiß zu sein, daß schon der gegenwärtige Reichstag eine gründliche Verschiebung der Parteiverhältnisse hervorbringen wird. Die ultramontane Zentrumspartei scheint ihren Widerstand erschöpft zu haben, wie die römische Kirche überhaupt ein Übereinkommen mit dem Staat scheint suchen zu wollen; und die national=liberale Majorität des Reichstages, die nur durch den "Kulturkampf" bisher noch künstlich zusammengehalten wurde, wird voraussichtlich die gegenwärtige Reichstagssession nicht mehr überleben oder wenigstens die nächsten Wahlen nicht mehr erleben. Wie wenig Interesse übrigens bei der jetzigen Volksvertretung für das Parlament noch vorhanden ist, zeigt die geringe Betheiligung bisher. Der Eröffnungsfeierlichkeit wohnte eine verschwindend kleine Minderzahl bei; der Versuch, schon am Mittwoch eine Sitzung zu Stande zu bringen, scheiterte an der geringen Zahl der erschienenen Abgeordneten. Am Donnerstag konnte mit nur eben genügender Anzahl die Wiederwahl des Präsidenten v. Forkenbeck und des ersten Vicepräsidenten Frhr. v. Stauffenberg vorgenommen werden, da ergab eine Auszählung des Hauses wieder die Beschlußunfähigkeit; und der zweite Vicepräsident Hänel könnte erst am Freitag stattfinden.
Wie sehr übrigens der Liberalismus auf das Gebiet der grauen Theorie gedrängt ist, zeigt ein Antrag des so hoch gefeierten national=liberalen Führers, des Abg. Dr. Lasker, welchen derselbe neuerdings in der Justiz=Kommission gestellt hat, und der dahin ging, daß bei gerichtlichen Urtheilssprüchen, welche nur von einer Mehrheit der Richter gefaßt würden, jedem in der Minderheit gebliebenen Richter das Recht zustehen solle, seine abweichende Ansicht bei Verkündigung des Urtheils öffentlich auszusprechen und zu begründen. Glücklicherweise ist der Antrag abgelehnt und wird auch sogar von liberalen Gesinnungsgenossen verurtheilt, denn daß ein derartiges Gesetz der Todesstoß für die Rechtspflege überhaut sein würde, liegt auf der Hand.
Sehr bemerkenswerth ist es, daß in Preußen die Wahlen zu den Provinziallandtagen, soweit die Resultate bisher bekannt sind, größtentheils konservativ ausfallen. So wird die Provinz Sachsen, die seit mehreren Jahren zu Land= und Reichstag keinen einzigen konservativen Abgeordneten mehr gewählt hatte, auf dem Provinziallandtag mehr als zu drei Viertheilen durch konservative Abgeordnete vertreten sein.


- Schönberg. Die Nachricht von einem in dem eine halbe Meile von hier belegenen schwerinschen Dorfe Rodüchelsdorf verübten Morde verbreitete sich hier am Sonntag Nachmittags wie ein Lauffeuer zum Entsetzen aller Bewohner. Die Frau des dort wohnenden Chausseewärters Jost wurde nämlich um Mittag von ihrem Sohne und ihrer Schwiegertochter, die in Lübsee zum hl. Abendmahl gegangen waren, bei der Rückkehr erschlagen in der Küche liegend vorgefunden, während ihr Mann in Schönberg sich aufhielt. Der Mörder hatte, nach dem er der Frau mit dem Küchenbeile den Todesstreich in der Schläfe versetzt, mit demselben Beile in der Stube die verschlossenen Möbel erbrochen, alle Sachen durchwühlt, jedoch an baarem Gelde nur 6 Thlr. gefunden und diese, sowie eine Uhr mitgenommen, während er eine Summe von mehreren hundert Thalern übersehen hatte. Die Angehörigen machten sofort Anzeige in Rehna, doch ist es bis jetzt leider nicht gelungen, des Mörders habhaft zu werden, obgleich die umfassendsten Maßregeln dazu sofort getroffen wurden.
- In militärischen Kreisen geht das Gerücht, daß Fürst Bismarck bei dem bevorstehenden Avancement vom Generallieutenant zum General der Cavallerie aufrücken, also den höchsten in seiner Stellung zu erlangenden militärischen Rang erreichen werde. Sein gegenwärtiges Befinden läßt noch immer zweifelhaft, ob der Fürst vor Ende November seine amtliche Thätigkeit in vollem Umfange wird wieder aufnehmen können.
- Der König Victor Emanuel ist an eine schwere goldene Kette gelegt worden, welche mit dem schwarzen Adlerorden zusammenhängt. Ein Courier brachte sie am 24. October von Berlin nach Mailand und der eben erst von Ala zurückgekehrte deutsche Gesandte, Herr v. Keudell, eilte damit nach Turin, um den König von Italien diese höchste Auszeichnung persönlich zu überbringen.
- Unter der Oberfläche des Themsebettes bei London hat man einen unterirdischen Wald entdeckt. Am zahlreichsten sind die Eiche, die Erle und die Weide unter den vorhandenen Bäumen vertreten. Dieser Wald soll der Periode des Eleunthieres und des rothen Dammhirsches im südlichen England angehören.
- Wer in Paris bei Nacht plötzlich erkrankt, kann leicht in den Fall kommen, ärztlicher Hilfe entbehren zu müssen, weil viele dortige Aerzte des Nachts keine Besuche machen. Der Polizeipräfect will diesem Uebelstande jetzt abhelfen, wenn der Gemeinderath einen Credit von 10,000 Fr. bewilligt. Es soll dann folgende löbliche Einrichtung getroffen werden: Namen und Wohnung der Aerzte in jedem Stadtviertel, welche sich auf Anfrage zu Nachtbesuchen bereit erklären, werden in einer Tabelle eingetragen, die in dem Polizeiwachposten des Viertels ausliegt. Die Person, welche einen Arzt zu holen hat, begiebt sich nach dem Wachtposten und wählt auf der Tabelle einen derselben aus. Ein Polizeidiener begleitet den Aussuchenden zum Arzt, diesen zum Kranken und nach beendigtem Besuche nach seiner Wohnung zurück, wo er ihm einen auf der Präfectur zu bezahlenden Schein über 10 Fr. einhändigt. Je nach den Vermögensverhältnissen des Kranken wird sich die Verwaltung die 10 Fr. zurückbezahlen lassen oder sie ganz auf ihre Rechnung übernehmen.
- In Dresden stieg die Hofschauspielerin S. auf der Dresdener=Görlitzer Bahn in ein Damen=Coupe, um nach Schlesien zu fahren. Sie fand zwei Damen im Coupe, war aber nicht lange darin, als sie in einen tiefen Schlaf verfiel. Als sie erwachte, waren ihre Begleiterinnen verschwunden, aber auch ihr Portemonnaie mit allem Geld, ihre goldene Uhr mit goldener Kette. Wahrscheinlich wurde sie durch narkonische Mittel zum Schlafen gebracht und dann beraubt.

[ => Original lesen: 1875 Nr. 86 Seite 3]

- Der in Gera hingerichtete Raubmörder Schlörr scheint noch in den letzten Tagen vor seinem Ende mit Fluchtgedanken umgegangen zu sein. Zu einem Wärter, der seine Zelle betrat, um Eßgeschirr abzuholen, sagte derselbe mit Bezug auf einen übrig gelassenen Häringskopf: "Den könnt ihr nehmen meinen kriegt ihr noch lange nicht." Dem Wärter kamen diese Worte verdächtig vor; er kehrte in Begleitung eines andern Wärters in die Zelle zurück und fand, als nun eine Untersuchung vorgenommen wurde, daß Schlörr bereits den einen Fuß von der eisernen Fessel befreit hatte. Selbstverständlich ergriff man sofort die nöthigen Sicherheitsmaßregeln.
- Praktisches Einheizen. Beim Einritt der Jahreszeit, wo die Kohlenschaufel mehr in die Hand genommen wird als der Spazierstock, wollen wir unsere Leser auf eine rationelle Ofenheizung aufmerksam machen. Die Sache ist keineswegs so unbedeutend, wie man glaubt; wir wollen diesfalls nur erwähnen, daß bei einem Konkurse zwischen geübten Maschinenheizern s. Z. in Frankreich, die einen mit dem gegebenen Quantum Kohlen 11, die anderen bloß 7- 8 Pfund Wasser zum Verdampfen brachten, welches einem Unterschied von 10:15 oder 50 Proc. Mehrresultat auf der einen Seite gleichkommt. Wer je einen Steinkohlenofen angezündet hat oder hat anzünden sehen, der wird bemerkt haben, daß ziemlich lange Zeit aus den mehr oder minder feuchten Kohlen ein dunkler Qualm sich entwickelt, in welchem später, wenn er sich erhitzt, einzelne Flämmchen hüpfen. Dieser Qualm ist nämlich nichts als ungereinigtes Gas, das aber gleich dem gereinigten, wenn es angezündet wird, eine intensive Hitze entwickelt. Bei dem gewöhnlichen Einheizen geht dieses Gas aber sammt der entwickelten Hitze zum Schornstein hinaus, ohne Nutzen; im Gegentheil hält die angefeuchtete Kohle die Hitze länger fern und brennt erst gut, wenn das Gas förmlich hinaus destillirt ist. Zündet man aber die Kohlenmasse von oben statt von unten an, so beginnt der Verbrennungsproceß mit Entflammung des Gases, welches durch die obere heiße Schicht durchgehen muß und so völlig verbrennt. Das Anbrennen der Kohle von oben bedarf vielleicht einiger Stückchen Holz mehr, aber es gewährt einen bedeutenden Vortheil, bringt viel rascher Wärme hervor und erspart an Kohlen, was das Gas an Hitze producirt. Man füllt am besten die Kohlen, große Stücke nach unten auf den Rost, steckt einige Stückchen Holz in die Mitte, welche die Luft und den Brand leiten, und zündet ringsum an. Kann man das Verfahren beim weiteren Nachlegen einhalten, so ist dieses selbstverständlich anzuempfehlen.
- In einem Pariser Kaffeehaus bettelte ein Weib mit einem Kinde auf dem Arm. Unter den eleganten Besuchern befand sich auch ein Stutzer von tadelloser Haltung, behandschuht, geschniegelt und gestriegelt nach der neuesten Mode. Als die Bettlerin auf ihrem Rundgange zu ihm trat, entblödete sich derselbe nicht, zu sagen: "Thut mir leid, aber ich habe nur Goldstücke zu hundert Francs bei mir. Wenn Sie mir herausgeben können ?. . ." Er lächelte höhnisch und starrte in das Gesicht der Bettlerin, deren Züge sich hierbei verzogen. Plötzlich aber reichte ein älterer Herr der Unglücklichen ein Billet von fünfzig Francs mit den einfachen Worten: "Geben Sie dem Herrn heraus!" Um sich nicht ausgelacht zu sehen, mußte der schöne Herr ein Goldstück hingeben , ohne nur das Bankbillet annehmen zu können, das ihm angetragen worden war.


Anzeigen.

Auf Verfügung des Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegii wird den hiesigen Großherzoglichen Dienern hiedurch eröffnet:

daß ihnen die bestellungsmäßig zugesicherten [Fehlstellen in der Originalseite], namentlich also auch das Deputatholz, nur so lange zustehn, als sie sich im Dienste befinden, sie also beim Ausscheiden aus letzterem die etwa zu viel bezogenen Naturalien nach dem vollen Werth zu ersetzen, oder in natura auf der Stelle zurückzulassen haben.
Schönberg, den 26. October 1875.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In Sachen betreffend den Concurs über die Verlassenschaft des zu Lüdersdorf verstorbenen Hufenpächters Köster steht zur Erklärung über die Liquidate ein Termin auf Sonnabend, den 27. November d. J., Morgens 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Concurs=Gerichte an, zu welchem die Köster'schen Beneficialerben und die nicht präcludirten Köster'schen Gläubiger hiemit unter dem Nachtheile geladen werden, daß sie sonst als die Liquidate anerkennend werden angenommen werden.
Schönberg, den 23. October 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstentums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


Am Donnerstag den 4. November cr. Morgens 10 Uhr, werde ich im Gastwirth Boyeschen Locale hieselbst

1 zweistöckigen Bienenkasten, 2 Bienenrümpfe, Kleidungsstücke, 3 Kanarienvögel und anderes mehr
gegen gleich baare Zahlung versteigern.

Schönberg.                                             Staffeldt, Landreiter.


Größere Capitalien, welche zu Antonii k. J. bei der

Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt in Schönberg

belegt werden sollen, bitten wir schon jetzt während der Geschäftsstunden im Lokale der Anstalt anzumelden.

Das Directorium.


Von der Mecklenburg=Schwerinschen Boden=Credit=Actien=Gesellschaft in Schwerin bin ich beauftragt, Gelder, welche bei derselben belegt werden sollen, in Empfang zu nehmen. Die Gesellschaft vergütet für Kapitaleinlagen auf dreimonatliche Kündigung 4%, auf einmonatliche Kündigung 3 1/2 % p. a. vom Tage der Einlage an und ohne Kosten zu berechnen. Auch empfiehlt die Gesellschaft durch mich ihre 4 1/2 % Zinsen tragenden Pfandbriefe zum Ankauf. Die Sicherheit für die Kapitaleinlagen wird durch das fünf Millionen Reichsmark betragende Actienkapital, sowie dadurch verbürgt, daß Gesellschaft unter Aufsicht der Mecklenburg=Schwerinschen Regierung steht. Die Pfandbriefe sind ausschließlich auf Mecklenburgische Hypotheken , welche innerhalb der von Mecklenb.=Schwerinschen Ministerium vorgeschriebenen Beleihungsgrenze erworben sind und unter Mitverschluß des Regierungs=Commissairs liegen, fundirt.
Zu näherer Auskunft, sowie zur Entgegennahme von Anmeldungen und Einzahlungen bin ich täglich bereit.
Schönberg, den 1. November 1875.

Kindler, Advokat.     


Kampfgenossen-Verein 1870/71.

Am Donnerstag den 4. November d. J. nach Abhaltung der Control=Versammlung

außerordentliche Versammlung
im Vereinslokale.
Der Vorstand.


Preußische Feuerversicherungs=Actien-Gesellschaft zu Berlin.
Versicherungen gegen den Schaden durch Brand, Blitzschlag und Leuchtgas=Explosion auf Gebäude, Mobilien, Waarenläger, Feldfrüchte - letztere auch in Miethen - Vieh etc. in Städten und auf dem Lande, werden zu festen, billigen Prämien abgeschlossen.

Zur Annahme von Versicherungen empfiehlt sich
Schönberg im October 1875.

Conr. Schultze, Maler.     


[ => Original lesen: 1875 Nr. 86 Seite 4]

Zur Deckung unterer diesjährigen Hagelschäden in Klocksdorf, Carlow, Ollndorf, Gr. Siemz und Schönberg, sowie zur Bestreitung der Verwaltungskosten nebst Ansammlung eines nach unseren revidirten Statuten zulässigen Reservefonds vernothwendigt sich ein Beitrag von 40 Pfennigen für je 100 Mark Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag

am Dienstag, den 9. November d. J. Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 1. November 1875.

Direction der Hagelversicherungs-Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
A. Wigger.      Wilh. Heincke.


Ausverkauf
des gesammten Lagers von
Tuch= und Manufactur=Waaren
wegen Geschäfts=Verlegung
nach meinem Hause, Holstenstraße.
Johannes Lenschau,
Lübeck, Sandstraße No. 1010.


Ferd. Riesebeck,
Photograph in Schönberg.
(Boye's Garten.)

Bei vorheriger Anmeldung täglich Aufnahmen von Morgens 10 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr im geheizten Atelier.


Gute lebendige Bettfedern zu verschiedenen Preisen empfehlen Gebrüder Schweigmann in Schönberg.


2-3 Töpfergesellen, gleichviel Ofen= oder Scheibenarbeiter, finden dauernde Beschäftigung, Reisekosten vergütigt, bei W. Zeising in Grevesmühlen.


>Unter vortheilhaften Bedingungen wird ein respektabler tüchtiger Vertreter für ein Engros=Geschäft in Berlin gesucht, welches sich mit dem Verkauf von Englischen, Oberschlesischen, Niederschlesischen, Westphälischen Steinkohlen und Schmelz=Coke, sowie Böhmischen und anderen Braunkohlen befaßt, Reflectanten wollen ihre Adresse sub J. B. 8203 an Rudolf Mosse, Berlin SW. einsenden.


E. Putzger, Lübeck,
Fischergrube 410, empfiehlt                                               (H 02408b)
Pianinos

in Eisenrahmen von 180 bis 300 Thalern, unter fünfjähriger Garantie.


Neue Bettfedern, billigst bei August Creutzfeldt in Schönberg.

Ueber meinen Acker führt ein Schleichsteig von Wahrsow nach Gr.= und Kl.=Mist, den ich hiermit verbiete und werde jeden, der unbefugt darauf betroffen wird, dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen.

Hauswirth Maaß in Wahrsow.     


Aufforderung
an sämmtliche Maurergesellen der hiesigen Krankenkasse.

Wegen vieler Krankheitsfälle sehen wir uns genöthigt, noch einen Ladentag abzuhalten und das Krankengeld von 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg) auf 4 M. zu erhöhen, und ersuchen deshalb sämmtliche Mitglieder, hauptsächlich Kranken Besuchende, den 7. November, als am 8. Ladentag, zu erscheinen.

Schönberg.                                            Der Vorstand.


Kayser & Kröger,
Eisengießerei & Maschinenfabrik Neumünster
liefern Dreschmaschinen und Göpel, Ringelwalzen, Röhrenpumpen etc. bester Construction.
Agenten gegen gute Provision gesucht.

(H04825)


Am Sonntag ist auf dem Wege von Lindow nach Schönberg ein schwarzseidener Regenschirm verloren worden. Der Finder wird ersucht, denselben gegen eine Belohnung abzugeben in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Engl. glas. Thonröhre empfiehlt F. Heitmann in Schönberg.


Am 26. October ist bei mir ein Schaf zugelaufen, welches der Eigenthümer gegen Erstattung der Kost zurückerhalten kann.
Gastwirth Oldenburg, Lockwisch.


Am Freitag den 12. October findet bei mir ein

Bauern=Ball

statt, wozu ich Freunde und Gönner hierdurch ergebenst einlade.

Gastwirth Kaven in Pogetz.


Mein diesjähriger

Ball

findet am Freitag den 5. November statt, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde hiedurch ergebenst einlade.

Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen15 M -Pfennig  bis 20 M -Pfennig.
Roggen16 M 50Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Gerste16 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,50 - 1,60 .
Hasen d. St. M3,60 .
Enten d. St. M1,50 - 2,50 .
Hühner d. St. M1,00 - 1,50 .
Küken d. St. M0,60 - 1,00 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Gänse d. St. M6,00 - 7,50 .
Eier 4 - 5 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,50 - 0,60 .


(Hiezu Off. Anzeiger Nr. 29.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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