[ => Original lesen: 1875 Nr. 67 Seite 1] Kreuz und Halbmond
Seit dem Ende des Krimkrieges hat die orientalische Frage nicht wieder so ernsthaft an die Pforte der europäischen Diplomatie geklopft, wie in diesem Augenblicke. Steuerverweigerungen, lokale Auflehnungen der unterdrückten christlichen Bevölkerung sind zwar alljährlich da und dort vorgekommen, aber der Sultan ist immer ohne große Mühe ihrer Herr geworden. Man pflegte sie kaum mehr zu beachten, die türkische Regierung selbst war sorglos geworden, und so hat sie auch den Aufstand in der Herzegowina unterschätzt, der ihr jetzt über den Kopf wächst. Denn nach allen Nachrichten breitet sich der Aufstand in der Südostecke der Herzegowina weiter aus. Die Pforte (türkische Regierung) hat sich bis jetzt durchaus unfähig erwiesen, die Bewegung zu ersticken, der gebirgige Boden bietet den Aufständischen ein weit günstigeres Feld als den regelmäßigen Truppen, und mit jedem Tage wächst die Gefahr daß ein allgemeiner Brand das Balkangebiet ergreift. Schon werden einzelne Ausbrüche auch aus Bosnien und Albanien gemeldet, und Thatsache ist, daß aus Serbien, Dalmatien und Montenegro Tausende nach dem Kriegsschauplatze eilen, um ihren Glaubensbrüdern zu helfen, die das Türkenjoch abschütteln wollen.
Unter diesen Umständen muß man wieder einmal an den eigentlichen Kernpunkt der orientalischen Frage erinnern, an die Thatsache, daß die slavisch=christlichen Bevölkerungen in Osten Europas unter der Fremdherrschaft, unter dem aufgedrungenen Joch eines andersgläubigen Volkes, der Türken, seufzen, das ohne Zweifel längst abgeschüttelt wäre, wenn nicht die europäische Diplomatie einem vorzeitigen Zusammenbruche vorzubeugen beflissen wäre. Dieses eingedrungene Türkenvolk steht dem Abendlande noch grade so fremd gegenüber, wie vor 400 Jahren, als es aus den Steppen Asiens herausbrach und dem morgenländischen Kaiserreiche ein Ende machte. Es hat sich mit den unterworfenen Völkerschaften vermischt und verschmolzen, und es hat nichts gethan, um seine 400 jährige Herrschaft zu rechtfertigen. Trotz aller Rathschläge und guten Dienste der fremden Regierungen ist, was Verwaltung und Rechtspflege betrifft, die Türkei ein asiatisches Reich geblieben, die Türken herrschen noch immer bloß kraft des Eroberungsrechtes d. h. der Gewalt. Das höhere Recht ist auf Seiten der christlichen Stämme, die nicht aufhören, an ihren Ketten zu rütteln. Dieser Zustand ist wieder die Natur, seine Fortdauer ist nur durch künstliche Mittel möglich und kann nur noch eine Zeit lang dauern.
Die schwierige Frage war immer die, was an die Stelle der türkischen Herrschaft treten soll. Inzwischen hat die europäische Diplomatie, indem sie einen Zusammenbruch zu hindern suchte und doch den Verfall nicht aufhalten konnte, sich damit geholfen, daß sie allmälige Abbröckelung einzelner Theile begünstigte. Auf diese Weise sind Rumänien und Serbien fast zu völliger Unabhängigkeit gediehen und diese halbsouverainen Staaten sind zugleich ein Versuch, wie weit jene slavischen Stämme das Zeug zur Bildung und zu eigenen Staaten haben. Je länger der Aufstand in der Herzegowina dauert, um so wahrscheinlicher wird es, daß die europäischen Regierungen sich einmischen; ihre Parteinahme für die Türkenherrschaft hat ihre Grenze. Es liegt in ihrem Interesse, die Türkei zu Zugeständnissen zu zwingen. Und nie ist der Zeitpunkt für ein gemeinschaftliches Handeln der nächstbetheiligten Mächte so günstig gewesen wie jetzt. Rußland, Oesterreich=Ungarn und das deutsche Reich sind durch eine bewährte Politik fest verbunden, während Frankreich mit der Pflanzung katholischer Universitäten angemessen beschäftigt ist und England in "musterhafter Unthätigkeit" sich wohlgefällig im Spiegel beschaut.
Serbien scheint am aufstandslustigsten zu sein. Fürst Milan, der in Wien versprochen hat, sich ruhig zu halten, wurde bei seiner Rückkehr mit dem Rufe empfangen: Entweder Krieg mit den Türken oder mit dem eigenen Volke! Er hat bereits seine Minister wechseln wollen.
Politische Rundschau.
Deutschland. Die Reichstags=Eröffnung findet nach den jetzigen Dispositionen des Reichskanzler=Amtes am 18. October statt. Bis dahin verbleibt Fürst Bismarck auf Urlaub.
Die Stadt Hannover hatte an des alten verstorbenen Ewald Stelle einen Reichstagsabgeordneten zu wählen. Sie hat mit 3000 Stimmen Mehrheit wieder einen dem Reiche abgewandten Vertreter, Brüel, gewählt.
Die Beschlüsse der Eisenacher Kirchen=Conferenz in Bezug auf das Verhalten der Kirche gegenüber dem Civilstandsgesetz gehen nach den vorliegenden Berichten davon aus, daß von der evangelischen Kirche rückhaltslos anzuerkennen sei, durch die nach staatlichem Gesetz erfolgte Eheschließung entstehe eine vollgültige Ehe. In dieser Beziehung sollen auch die Trauungsformulare geändert werden, in anderen Punkten sollen sie unverändert bleiben. Die Aenderungen sollen jede Zweideutigkeit ausschließen, jedoch in Schonung der bestehenden Volkssitte auf das Unerläßliche sich beschränken. Die Trauungsfragen sollen sich nur auf eine christliche Eheführung, nicht aber Eheschließung beziehen. Sodann wurde, nach einigem Widerspruch, als eine den bestehenden socialen Verhältnissen entsprechende Concession für zulässig erklärt, daß auf den Wunsch der Eheleute bei der dem Civilact ohne Verzug folgenden Trauung die junge Ehegattin als Jungfrau und mit dem väterlichen Namen vom Geistlichen angeredet werde.
Auch die in Eichstätt versammelten baierischen Bischöfe sollen sich mit dem Civilstandsgesetz bez. einem gleichmäßigen Verfahren der katholischen Kirche demselben gegenüber beschäftigt haben.
Eine Königsparade in München ist ein seltenes Ereigniß. In langer Reihe waren die bayerischen Könige mancherlei, nur keine Militärs, obgleich sie den zweitgrößten Staat in Deutschland regierten und ziemlich eifersüchtig auf ihre Stellung waren. Sogar die kriegerische Zeit der letzten 12 Jahre hat daran nichts geändert, König Ludwig hat seit dem Siegeseinzug von 1871 sein Heer nicht gesehen und zur Parade am letzten Sonntag mußte sein Pferd
[ => Original lesen: 1875 Nr. 67 Seite 2]erst militärfromm gemacht werden. Ziemlich 10,000 Mann waren unter dem Commando des Generals v. d. Tann zur Parade ausgerückt, 12 Bat. Infanterie, 2 Cürassier= und 1 Chevauxlegers=Regiment, 8 Batterien Artillerie und 1 Pionir=Compagnie, - es ging alles wie am Schnürchen, dem König, den Offizieren, den Soldaten und den Münchenern, die alle auf den Beinen waren, machte die Parade große Freude, der König theilte Lob aus nach allen Seiten und die Soldaten erhielten doppelte Löhnung. Nur die Geistlichen schüttelten die Köpfe, daß die Revüe gerade am Sonntag gehalten wurde. Dem König soll aus dem Militär heraus der Wunsch nahe gelegt worden sein, sich einmal das Heer vorführen zu lassen.
Der König von Bayern reiste am 23. August zu einem 4tägigen Aufenthalte nach Frankreich, um in Rheims gothische Bauten zu besichtigen.
Türkei. Die Aufständischen in der Herzegowina scheinen sich durch die diplomatischen Besprechungen in Konstantinopel nicht veranlaßt zu sehen, die Waffen niederzulegen.
Wie aus Ragusa gemeldet wird, ist Dubriza niedergebrannt. Die Einwohner haben sich nach Stolaz geflüchtet. Trebinje ist von den Insurgenten eng eingeschlossen und beginnt, Mangel an Lebensmitteln zu leiden. In Kleck sind weitere 1500 Mann türkischer Truppen angelangt.
Uebrigens sind die Nachrichten mehrfach widersprechend. Einmal heißt's, der Aufstand in Serbien sei im Wachsen, die Türken concentrirten auch dort Truppen, dann wieder, Serbien sei ruhig. Daß es aber nicht so ganz ruhig ist, geht wohl daraus hervor, daß Niemand Minister werden mag unter den Bedingungen, welche der Fürst stellt, d. h. unter der Bedingung, daß Serbien unter allen Umständen ruhig bleibt. Ob Oesterreich wirklich gegen die Aufständischen marschiren lassen will, wie behauptet wird, lassen wir noch dahingestellt sein. Wie aus Wien mitgetheilt wird, stellen die Nordmächte folgendes Vorgehen fest: die Insurgenten sollten Vertrauensmänner ernennen, welche durch Vermittelung nordmächtlicher Commissionäre mit dem Pascha von Serbien und einem Commissär der Pforte ein Reformprogramm unterhandeln würden. Italien und Frankreich schlossen sich direct, England indirect dem nordmächtlichen Orientprogramm an.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die nachstehend benannten Grundstücke des Tuchmachers Johann Kloth zu Schönberg, als:
1) sein zu Schönberg an der Siemzerstraße sub No. 187 belegenes Wohnhaus c. p.;
2) seine im Köppen=Moor belegene Wiese von angeblich 3 Scheffel Aussaat Größe und
3) seine im Lütten=Moor belegene Wiese von angeblich 7 Scheffel Aussaat Größe
- welche Grundstücke einen gemeinsam zu Verpfändenden Gütercomplex bilden sollen - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Sonnabend den 28. August d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 31. Mai 1875.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
Zur Berichtigung früherer Brandschäden, zur Instandhaltung der Löschanstalten und zu den Verwaltungskosten, vernothwendigt sich ein Beitrag von 8 für 100 der Versicherungssumme, welches den Mitgliedern der Feuerassecuranz=Societät im Fürstenthum Ratzeburg hiermit angezeigt wird.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders bekannt gemacht.
Schönberg, den 24. August 1875.
Die Direction
der Feuerassecuranz=Societät im Fürstenthum Ratzeburg.
F. Fick. F. Stüve.
Allen Denen, die unsern lieben Vater Ch. Köhler zur letzten Ruhestätte geleitet, sagen wir unsern herzlichsten Dank.
Schönberg, den 25. August 1875.
Die Kinder.
Kampfgenossen=Verein 1870/71.
Versammlung
der Kameraden am Sedantage
Morgens 9 1/2 Uhr im Vereinslokale.
Kriegs=Decorationen (mit Denkmünze) sind anzulegen.
Schönberg.
Der Vorstand.
Westphal.
Zu der am
Montag, den 30. d. Mts.,
Abends präcise 8 Uhr,
im Gastwirth Boye'schen Saale stattfindenden
Schützen=Versammlung
zur Besprechung des projectirten Schützenhaus=Baues werden alle Schützenmitglieder höflichst eingeladen.
Meinen an der Rottensdorfer Chaussee und der grenzenden Acker, ca. 10 Scheffel Aussaat groß, beabsichtige ich ganz oder in Parcelen zu verpachten. Reflectanten wollen sich mit mir in Verbindung setzen. Auch habe ich eine gute Kuh zu verkaufen.
Zimmermeister F. Westphal
in Schönberg.
Zum Probe-Abonnement
geeignet.
Mit dem Monat September nehmen sämmtl. Reichspostanstalten auf das
"Berliner Tageblatt"
nebst
"Berliner Sonntagsblatt"
und der
illustrirten humoristischen Wochenschrift
"ULK"
Monats=Abonnements zum Preise von nur
17 1/2 Sgr. incl. Postprovision
(für alle 3 Blätter zusammen)
täglich entgegen.
---------
Gegenwärtige Auflage
36,000 Exemplare,
mithin die gelesenste Zeitung
Deutschlands.
Sonntag den 29. d. M.
Großes Concert
i. Kösterschen Garten zu Schönberg.
ausgeführt von der Gadebuscher Musik=Capelle (17 Mann) unter der Leitung des Herrn Musikdirector
Törber.
Anfang des Concerts um 4 Uhr.
Entree für Herren 50 , für Damen 25 .
Nach dem Concert:
Tanz im großen Saale.
Es ladet zu zahlreichen Besuch hierzu ein
J. Köster Wwe.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 67 Seite 3]Vom 20. April bis heute sind nachfolgende Verluste bei unserer Gesellschaft angemeldet:
1) vom Hauswirth Oldenburg in Kl. Siemz ein Füllen 90 Mark.
2) vom Hauswirth Lohse=Selmsdorf eine Starke 60 Mark.
3) vom Bäckermeister Oldenburg halbst eine Kuh 120 Mark.
4) vom Hauswirth Kindt in Mechow eine Kuh 120 Mark.
5) vom Hauswirth Kolz in Grieben ein Pferd 750 Mark.
6) vom Hauswirth Claasen Wwe. in Campow eine Starke 90 Mark.
7) vom Arbeitsmann Lenschow=Torriesdorf eine Kuh 135 Mark.
8) vom Hauswirth J. Lenschow=Grieben eine Kuh 135 Mark.
9) vom Schulzen=Lenschow=Gr. Bünsdorf eine Starke 120 Mark.
10) vom Hauswirth Roxien=Grieben ein Pferd 450 Mark.
11) vom Holländer Wulf=Mechow ein Pferd 150 Mark.
12) vom Hanswirth Jabs=Resdorf eine Kuh 90 Mark.
13) vom Hauswirth Kleinfeldt=Lockwisch ein Pferd 120 M.
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 70 Pfennigen pro 100 Mark Versicherungssumme am
Dienstag den 31. August, Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Der Ueberschuß aus voriger Hebung im Betrag von 1000 Mark ist seit 1. Juni d. J. bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt als Reservefonds zinstragend angelegt.
Schönberg, den 29. August 1875.
Direction der Viehversicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
L. Vock. Wilh. Heincke.
Auszug
aus der
Rechnungsablage der Feuerassecuranz=Societät
im Fürstenthum Ratzeburg
für das Rechnungsjahr 1874,
wie solche in der General=Versammlung am 1. Mai d. J. vorgelegen und von Großherzogl. Landvogtei richtig befunden ist.
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[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 23. August 1875.
Die Direction.
F. Fick. F. Stüve.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 67 Seite 4]Programm
zur
Sedan=Feier in Schönberg
am 2. September 1875.
Morgens 7 Uhr: Reveille durch die Stadt,
Morgens 9 Uhr: Gottesdienst in der Kirche.
Morgens 10 Uhr: Beginn des Festzuges vom Siemzer Thore aus.
Morgens 11 Uhr: Ankunft auf dem Festplatze. Beginn des Schießens nach 2 Scheiben um Silbergewinne. Zu gleicher Zeit Schauturnen der Schüler auf dem Turnplatze.
Mittags 12 Uhr: Gemeinsames Frühstück im Festzelte.
Nachmittage 1 Uhr: Beginn der Kinderbelustigungen und des Volksfestes.
Nachmittags 2 1/2 Uhr: Freies Concert auf dem Festplatze.
Abends 7 Uhr: Versammlung zum Fackelzug auf dem Amtsplatze.
Abends 8 Uhr: Freudenfeuer auf dem Voßberge. Feuerwerk ebendaselbst und Beleuchtung des Sees. Festrede. Patriotische Gesänge.
Abends 9 1/2 Uhr: Beginn des Festballes im dekorirten Köster'schen Saale.
Unsere geehrten Mitbürger werden gebeten, zur Verschönerung des Festes ihre Häuser zu schmücken und Abends zu illuminiren.
Das Comite.
F. v. Dewitz. Dr. M. Marung. Dr. Juling.
F. Stüve. Wilh. Heincke. J. Ludw. D. Petersen. C. Köhler. C. Stockfisch. A. Westphal.
Busch=Rodenberg. Kröger=Lockwisch.
J. Holst=Carlow. Siebenmark=Falkenhagen. S. Egert=Lübseerhagen.
Bemerkungen.
1) Freies Entree zum Festballe haben die Mitglieder des Kampfgenossen=Vereins, die sich als solche durch ihre Mitgliedskarten ausweisen. Im Uebrigen Entree für Herren 2,00 M. Damen in Begleitung von Herren frei; Schüler, welche die Erlaubniß ihrer Lehrer dazu haben, zahlen 1,00 M. Entree.
2) Tanzmusik auf den übrigen Sälen darf nicht vor 6 Uhr Abends anfangen und muß von 7 1/2 bis 9 1/2 Uhr Abends pausiren.
3) Die Bedingungen zum Schießen sind auf dem Festplatze angeschlagen.
4) diejenigen, welche Buden oder Zelte auf dem Baubrink aufschlagen wollen, haben die Genehmigung dazu und die Anweisung der Plätze von den damit beauftragten Komite=Mitgliedern Wilh. Heincke und J. Ludw. D. Petersen bis zum 31. August einzuholen.
Zum Gedächtniß an die großen Ereignisse der Jahre 1870 und 1871 wird auch in diesem Jahre am 2. September in unserer Stadt eine
allgemeine Erinnerungsfeier
stattfinden. Das unterzeichnete Festcomite wird das für diese Feier aufzustellende Festprogramm seiner Zeit bekannt machen, erlaubt sich aber schon jetzt, nicht nur die Bewohner Ratzeburgs, sondern auch der Umgegend um recht zahlreiche Betheiligung an dieser Feier zu bitten.
Ratzeburg.
Das Festcomite.
Knaben, welche in Lübeck die Schule besuchen sollen, finden in einer Familie, welche ganz nahe vor der Stadt hübsch und gesund wohnt, wo schon zwei Pensionaire sind, freundliche Aufnahme. In derselben wird eine Erzieherin zur Beaufsichtigung der Schularbeiten event. Nachhülfe, auch Clavier=Unterricht zu ertheilen, gehalten. - Pension incl. Clavier=Unterricht 500 M.
- Näheres bei J. C. C. Lutz, Lübeck, Cronsforder Allee Nr. 2.
(H01915b)
Am Montag und Dienstag, den 6. und 7. September wird bei mir ein
Scheibenschießen
nach Gewinnen
stattfinden, wozu ich hiedurch zu zahlreichem Besuch freundlichst einlade.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten. Auf einen Satz von drei Schüssen, welcher 1 M. kostet, fällt nur ein Gewinn.
Fahrenkrug=Lüdersdorf.
Frisch geräucherten Lachs empfiehlt H. Duve in Schönberg.
Eine größere Parthie gepflücktes Obst, besonders Birnen in feinsten Sorten, ist von jetzt ab zu 4-8 M. à Zentner zu verkaufen. Zu erfragen in der Exped. d. Anz. zu Schönberg.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag den 29. August.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 20 | M | - | |
bis | 21 | M | - | . |
Roggen | 16 | M | - | |
bis | 17 | M | - | . |
Gerste | 14 | M | 50 | |
bis | 15 | M | - | . |
Hafer | 16 | M | 50 | |
bis | 17 | M | 50 | . |
Erbsen | 16 | M | - | |
bis | 19 | M | - | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rappsaat | 27 | M | 50 | |
bis | 28 | M | 50 | . |
Winter=Rübsen | 27 | M | 50 | |
bis | 28 | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,35 - 1,43 . |
Enten d. St. M | 1,80 . |
Hühner d. St. M | 1,20 - 1,50 . |
Küken d. St. M | 0,60 - 1,05 . |
Tauben d. St. M | 0,30 - 0,45 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,75 - 0,80 . |
Eier 5 - 6 St. für M | 0,30 . |
Kartoffeln pr. 10 Lit. M | 0,38 - 0,45 . |
Hamb. Blumenkohl d. Kopf M | 0,45 - 0,60 . |
(Hiezu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 67 Seite 5]Beilage
zu Nr. 67 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 27. August 1875.
Weihnachten und der Krieg
oder
Der Friede in Gott.
(Schluß.)
[ => Original lesen: 1875 Nr. 67 Seite 6]Weihnachten und der Krieg
oder
Der Friede in Gott.
[Schluß.]
Das Hermanndenkmal.
Der aus Quadersandsteinen gefügte Überbau ist 93 Fuß hoch, die Sockelplatte, auf welcher die Figur steht, 5', diese selbst bis zur Helmspitze 55', bis zur erhobenen Faust 61', bis zur Schwertspitze 85', das Ganze also 183'. Kostenpunkt: 90,000 Thaler, wozu der Künstler dem jetzt 12,000 Mark Jahrgehalt ausgesetzt sind, der betr. Ehrensold soll nach den neuesten Nachrichten 4000 Mark für Bandel und 2000 für seine Frau betragen) fast sein ganzes Vermögen beigesteuert hat. Geboren im Jahre 1800 in Ansbach hatte Ernst von Bandel schon in seinen Jünglingsjahren sich für die Idee begeistert, Arminius dem Befreier, den beiläufig erwähnt, Klopstock in seinen Siegesliedern in Hermann umgetauft hat, durch ein Denkmal zu verherrlichen, dessen erster Entwurf aus dem Jahre 1819 stammt. Als er im Jahre 1838 zum erstenmal den Teutoburger Wald durchwanderte, wählte er den 12' hohen Gipfel der Grotenburg zum Platze für den Bau und pflanzte eine Fahne auf, um die herum ein Steinkreis den Umfang des Bauplatzes anzeigte. Am 9. Juli d. J. wurde mit den Arbeiten begonnen, der Gipfel gelichtet, und ein 67' breitet Fahrweg aufgeschüttet, der Baugrund 70' im Durchmesser und die Ausmauerung begonnen. Am 8. September 1841 wurde unter großer Feierlichkeit das Grundsteingewölbe geschlossen und am 17. Juli 1846 der letzte Stein eingesetzt. Hindernisse vielerlei Art ließen aber einen rechten Fortgang in der Arbeit nicht zu, sodaß erst nach 16jähriger Unterbrechung das Ganze wieder in Fluß kam. Bandel arbeitete die Figur in Hannover aus, deren Aufstellung im vorigen Jahr begann und nun glücklich vollendet ist.
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