No. 52
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Juli
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 52 Seite 1]

Bekanntmachung.

Die Räude unter den Schafen zu Hof Lockwisch und unter den Schafen des Hauswirths Oldörp zu Petersberg ist erloschen.
Schönberg, den 30. Juni 1875.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Deutschland. Ueber die bisher getroffenen Reisedispositionen Sr. Majestät des Kaisers berichtet der Staatsanzeiger, daß derselbe gestern nach erfolgreicher Kur Ems verlassen hat, um heute und morgen in Koblenz zu residiren; übermorgen wird Se. Majestät sich nach Karlsruhe begeben, um dort am Freitag der Geburtstagsfeier und Großjährigkeitserklärung seines Enkels, des Erbgroßherzogs von Baden beizuwohnen. Mitte Juli wird derselbe zu dreiwöchentlicher Kur in Gastein eintreffen, von wo aus ein kurzer Besuch beim österreichischen Kaiser in Ischl beabsichtigt ist; und erst gegen den 10. August wird die Rückkehr unsers Kaisers nach Berlin beabsichtigt.
Sehr großes Aufsehen erregen überall mehrere in der Kr. Z. an der Spitze des Blattes veröffentlichte Artikel über die Wirthschaftspolitik im deutschen Reiche, die ohne Zweifel einer sachkundigen Feder entstammen; und da einerseits, wie es nunmehr offenkundig ist, die wirthschaftlichen Verhältnisse des deutschen Reiches sich unleugbar in einer äußerst schlimmen Lage befinden, andererseits aber jene Artikel noch nirgends eine sachgemäße Widerlegung gefunden haben und voraussichtlich auch nicht finden werden, da sogar die Nationalzeitung schon wenigstens die theilweise Richtigkeit derselben zugegeben hat, so glauben wir unsern Lesern ein kurzes Referat aus denselben nicht vorenthalten zu dürfen. Das Blatt behauptet, die für eine großartig angelegte National=Wirthschaftspolilik so günstige Zeit nach dem Kriege von 1870-71 sei vollständig verfuscht worden. Die Schuld daran sei allerdings den Herren Delbrück und Camphausen beizumessen, obwohl letzterer kürzlich im Abgeordnetenhause "Seinem Freunde Delbrück gegenüber" darauf verzichtete, für den "intellectuellen Urheber unserer ganzen Wirthschaftspolitik" angesehen zu werden Doch beide hätten im guten Glauben gehandelt; der eigentliche Urheber der neudeutschen Wirthschaftspolitik sei vielmehr der "regierende Banquier" Herr v. Bleichröder, ein Jude, der "in ungemein richtig berechneter Bescheidenheit äußerst sorgfältig vermeide, seine außerordentlichen Verdienste um die neudeutsche Nationalwirthschaft und die möglichst spurlose Verduftung der Milliarden an das Licht der Oeffentlichkeit treten zu lassen." schon 1861 seien in Preußen von 642 Banquiers nur 92 Christen gewesen; und diese Minorität mußte natürlich die Politik der Bank=Majorität mittreiben. Herr Delbrück aber sei Verwandter eines Bankhauses und Herr Camphausen der Bruder eines solchen. Doch nicht nur auf wirthschaftlichem Gebiete, sondern auch auf dem Gebiete der Gesetzgebung hätten "unsere Mitbürger semitischer Race und mosaischen Glaubens" die intellektuelle Führerschaft übernommen; und was in den regierenden Banquierkreisen und von den Leitern unserer Parlamentspolitik gewünscht und geplant werde, das unterstütze und fördere eifrigst und mit großem Geschick ein Theil der "nationalliberalen" Presse in tausendstimmigem Echo durch ganz Deutschland hin. Dann sucht das Blatt glaubhaft zu machen, daß Herr Delbrück, dessen Grundsatz sei, das "Geheimniß unserer Zeit bestehe darin, keine Zinsen zu verlieren," seine Ernennung zum Präsidenten des Bundeskanzleramtes dem einflußreichen Rathe gewiegter Freunde aus den Finanzkreisen zu verdanken habe, während Herrn Camphausen die intime Befreundung mit Herrn Delbrück und die Verwandtschaft der beiderseitigen politisch=wirthschaftlichen Anschauungen hauptsächlich seine Erhebung auf den Ministerposten eingetragen habe. Letzterer sei schon zuvor einer der größesten Börsenfreunde gewesen und darum sofort bei seiner Erhebung von der gesammten durch Männer mosaischen Glaubens geleiteten und inspirierten "nationalliberalen" Presse, die von den Finanzkreisen in unglaublichem Grade abhängig sei, in allen Tonarten gefeiert und in den Himmel gehoben worden. Der eigentliche Urheber und Leiter aber der ganzen Wirthschaftspolitik sei Herr von Bleichröder, der jedoch durchaus nur hinter der Scene als großer Regisseur agiere. "Aus guten Quellen wissen wir," schreibt das Blatt, "daß die wichtigsten finanzwirthschaftlichen Gesetze des neuen deutschen Reiches der intellektuellen Urheberschaft des Herrn v. Bleichröder zu verdanken sind." Die zu großen Mißerfolgen führenden und unberechenbaren Schaden anstiftenden Errungenschaften der neudeutschen Finanz= und Wirthschaftspolitik seien nun hauptsächlich: das schon 1873 von Dr. Lasker für Stückwerk erklärte Aktien=Gesetz von 1870, die Maß= und Gewichtsreform, das Vorgehen des Reichs in den Eisenbahnfragen, die Münzreform, die möglichst vollständige Verduftung der Milliarden, die Gründung des Invalidenfonds und die Schöpfung jener großen privilegierten Zentral=Aktienbank, welche Reichsbank genannt werden solle, und deren Aufgabe es sei, die Beherrschung des deutschen Schuldenwesens noch mehr als bisher in den Händen der mächtigsten unserer Banquiers zu konzentrieren. Da aber die unabwendbaren Folgen dieser Finanz= und Wirthschaftspolitik schon über Deutschland hereinbrechen, so frage es sich, was denn nun geschehen werde? Doch die Antwort sei schon gefunden: man werde, um nicht die hinter den Kulissen stehenden leitenden Personen zu verrathen, auch diesmal wie schon früher einen Sündenbock aufstellen, der für alles über Deutschland kommende Unheil verantwortlich zu machen sei, und dieses sich vernothwendigende große Opfer sei kein geringerer, als Se. Excellenz der Herr Finanz=Minister und Vice=Ministerpräsident Camphausen selber, über den deswegen dieselben Börsenblätter, welche einst mit wohl überlegter Berechnung das Hosianna über den "auf

[ => Original lesen: 1875 Nr. 52 Seite 2]

Patronage ihres Herrn von Bleichröder berufenen" Minister riefen, jetzt schon seit einiger Zeit vorsorglich ab und zu das "Kreuzige" schreien. - Wir müssen natürlich die Verantwortung für alle diese als Thatsachen aufgestellten Behauptungen dem genannten Blatte überlassen. Daß es übrigens zumal mit der Münzfrage im deutschen Reiche überaus schlimm stehe, wird nunmehr von fast allen Seiten zugegeben. Die Berliner Volkszeitung erklärt es für unmöglich, die reine Goldwährung zu verwirklichen; es sei vielmehr zur Nothwendigkeit geworden, den verfehlten Schritt zurückzuthun und in der fast unabweisbaren "Doppelwährung" die Ausflucht zu nehmen, während die Nationalzeitung die reine Goldwährung noch für möglich hält, allerdings bei einem Verlust von - 9 Millionen! Doch rechnet die Volkszeitung aus, daß nicht 9 sondern mindestens 15 Millionen dabei "einzubuttern" wären; im Interesse des Reichs und des Volkes, das die Verluste tragen müsse, sei es hohe Zeit, von einer "unglückseligen Verkehrtheit" endlich abzulassen! Ja in einer folgenden Nummer weist dasselbe Blatt nach, daß die Einführung der reinen Goldwährung dem Reiche gar einen Verlust von 30 bis 45 Millionen Thaler einbringen würde, und andere unabhängige liberale Zeitungen stimmen dem zu, während die von der Börse abhängigen nichts zu entgegnen wagen.
Von der preußischen Regierung sollen, wie schon früher gemeldet, beim Bundesrath Anträge auf Revision des deutschen Strafgesetzbuches gestellt werden, und wir wissen der preußischen Regierung Dank für solches Vorgehen. Die "Nordd. A. Ztg." vertheidigt dasselbe indem sie darauf hinweist, daß das im Volke noch lebendige Rechtsgefühl die Sühne für jede Schuld verlange, und daß die Autorität des Staates bei der Masse unter dem Eindruck leide, daß er nicht mehr der oberste strenge Hüter des Rechtes sei, sondern dasselbe sogar in schwerwiegenden Fällen von der Zahlungsfähigkeit des Verbrechers abhängig machen müsse. Unsere Gerichtshöfe wußten von erschütternden Vorgängen aus den letzten Jahren zu berichten, Vorgänge, die jedes menschliche Gefühl tief bewegten, und denen gegenüber die Gerichte stumm und unbewegt bleiben mußten. Dabei sei die Neigung und Bereitschaft zur Vorübung von Gewaltthätigkeiten leider in die Gewohnheit großer Volkskreise übergegangen . . . . . Die Erfahrung habe gelehrt, daß durch die Straflosigkeit der Kinder das Verbrechen der Eltern und Erwachsenen gedeckt wurde u. s. w. Nichts erschüttere wohl das Rechtsbewußtsein im Volke so sehr, als die Meinung, daß der reiche Verbrecher sich abfinden könne, wo der mittellose von der Strafe ereilt werde.
Dem Staatsanzeiger zufolge hat die preußische Regierung beim Bundesrath beantragt, auch das Patentwesen neu zu regeln; u. zw. halte dieselbe es für das beste, unter Mitwirkung der einzelnen Bundesstaaten, ein neues Patentgesetz auszuarbeiten, weil sie keins der deutschen Patentgesetze den Bedürfnissen für entsprechend halte, eine Nachricht, die gewiß sehr erfreulich ist, denn bisher mußten Deutsche gewöhnlich erst nach England oder Amerika gehen, um ihre Erfindungen ans Tageslicht zu fördern.
Das Gesetz über Aufhebung der Artikel 15, 16 und 18 der preußischen Verfassungsurkunde ist nunmehr publicirt worden.
Se. Durchlaucht der Prinz Adolf von Schwarzburg, Vater der Frau Großherzogin von Mecklenburg=Schwerin, ist plötzlich erkrankt, und nach kurzem Krankenlager am 1. Juli in Rudolstadt gestorben.
Oesterreich. Der Beisetzung des in Prag verstorbenen Kaisers Ferdinand von Oesterreich wird Se. K. K. H. der Kronprinz des deutschen Reiches auf Befehl Sr. Majestät des deutschen Kaisers in Begleitung eines größeren Gefolges beiwohnen. Auch der Großfürst=Thronfolger Alexander von Rußland sowie der Kronprinz Humbert von Italien werden zu der Feierlichkeit in Wien erwartet.
England. Die Nachricht von der gütlichen Beilegung des Streites der englischen Regierung mit dem König von Birma scheint verfrüht, denn neueren Nachrichten zufolge hat sich letzterer geweigert den Durchmarsch englischer Truppen durch sein Gebiet zu gestatten, und das war eigentlich die hauptsächlichste Forderung Englands.
Schweiz. Der Ständerath ist dem Beschlusse des Nationalrathes betreffend die der Berner Kantonal=Regierung für die Wiederzulassung der ausgewiesenen jurassischen Geistlichen bis Mitte November zu gewährende Frist mit 24 gegen 16 Stimmen beigetreten.
Italien. Auch der römische Senat hat das Sicherheitsgesetz, das in Sizilien und Neapel bereits so große Aufregung verursacht hat, in geheimer Abstimmung mit 66 gegen 29 Stimmen angenommen.
Spanien. Den neuesten Nachrichten zufolge ist der erneute Ausbruch des Kampfes fast in allen Theilen des Kriegsschauplatzes unzweifelhaft, und wenn man den alfonsistischen Berichten glauben darf, sind die Karlisten überall in Nachtheil.


- Wasser und Feuer haben am 26. Juni in Pesth in Ungarn furchtbar gewüthet, aber das Wasser war das schrecklichere Element. Der Vorläufer des Unglücks war nach einem hellen heißen Tage ein Wind, der rasch zum Orkan umschlug; kaum halte er sich gelegt. So fielen Wolkenbrüche mit dreimaligem Hagelschlag und setzten die niedrig gelegnen Stadttheile unter Wasser; dreimal zündeten die niederfahrenden Blitze. An 100 Häuser sind eingestürzt oder weggerissen worden, 100 müssen eingelegt werden, mehr als 200 Personen werden vermißt, 112 Leihen hat man aufgefunden. Der Jammer und die Noth ist groß.
- In Toulouse und in weiter Umgegend sind die Verheerungen noch viel furchtbarer. 600 Häuser sind niedergerissen, Hunderte müssen von den Genietruppen eingelegt werden, alle Brücken bis auf eine sind fortgeschwemmt 900 Todte sind bis jetzt angefunden. Die Zahl der Vermißten beträgt 2000. Der Schaden in der Stadt und den angrenzenden Bezirken wird auf Hunderte von Millionen geschätzt.
- In Rostock beging nach den "Mecklenburgischen Anzeigen" ein Dienstbote, Johanna Förster, aus Klein=Zschocher bei Leipzig, das 50jährige Jubiläum ihres Eintritts in das Haus des verstorbenen Hofraths Kossel, in dessen Familie sie seit dem 19. Juni 1825 gedient und sich in allen Lebenslagen ihrer Herrschaft als eine erprobte Hausgenossin bewährt hat. Der Jubilarin, welche im 79. Lebensjahre steht, ward ein Ständchen gebracht; dann gratulirte in dem festlich geschmückten Hause die gesammte Familie, deren Mitglieder zu diesem Tage auch aus der Ferne eingetroffen waren. Von dem Großherzoge ging ein Glückwunschschreiben mit einer Prachtbibel und einem Gnadengeschenk ein, und die Kaiserin Augusta übersandte ein goldenes Kreuz, welches durch Familienglieder der Jubilarin überreicht wurde. Die letztere erhielt noch mannigfache Geschenke, Glückwunschschreiben und Gratulationstelegramme. Ein Festmahl, bei welchem die Kosselsche Familie um die treue Dienerin versammelt war, beschloß das schöne Fest. Abends war der Kosselsche Garten illuminirt. Die Häuser der Straße, wo derselbe liegt, zeigten zur Feier des Tages reichen Flaggenschmuck.
- Durch Zufall ist in der Nähe vom Cap S. Marco in Sardinien eine große und reiche Korallenbank entdeckt worden, über deren Ausbeutung es zwischen sicilianischen und neapolitanischen Korallenfischern beinahe zu ernstlichen Thätlichkeiten gekommen wäre. Schließlich gelang es der Behörde, beide Theile zu einer Gesellschaft zu vereinigen, die den Gewinn nach geleisteter Arbeit unter sich theilt. Der Werth der Korallenbank ist so bedeutend, daß am Ende der Saison, wie man annimmt, einige 100,000 Lire zur Vertheilung kommen werden.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Kl. Siemz belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Matthias Hundt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Donnerstage den 15. Juni d. J., Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte

[ => Original lesen: 1875 Nr. 52 Seite 3]

an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. April 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                             A. Dufft.


Verkaufs=Anzeige.

Am Sonnabend den 10. Juli d. J., von Morgens 9 Uhr an, soll im Hause der Gastwirthin Boye hieselbst öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden, als:

1 großer Kleiderschrank, 1 neuer und 1 altes Sopha, 2 neue Komoden, 1 Kleidergarderobe, Tische, Stühle, Bettstellen, 8 Scheffel Hafer, 1 Runkelhackmaschine, 1 große 8 Tage gehende Uhr mit Gehäuse, 1 Küchenschrank, Küchengeräthe, 2 neue Wagenlaternen, 2 Wassertonnen, Laden und andere Sachen mehr.
Schönberg, den 4. Juli 1875.

Seegert.     


Am Sonnabend den 10. Juli c., Morgens von 9 Uhr an, soll beim Krüger Hecht in Schlagsdorf in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

Frauenkleidungsstücke aller Art, 2 goldene Ohrringe, 1 goldenes Halsgeschmeide, 1 goldene Broche.
Schlagsdorf, den 30. Juni 1875.

Krüger.     


Die auf Donnerstag den 8. Juli c., Mittags 12 Uhr, in der Behausung des Hauswirths Jochen Ollmann zu Schlagsdorf angesetzte Verkauf einer schwarzen Stute findet nicht statt.
Schlagsdorf, den 5. Juli 1875.

Klüger, Landreiter.     


Es hat dem Herrn gefallen, Frau Majorin v. Wickede geb. Danckwarth zu Ratzeburg nach längeren schweren Leiden heute Morgen 8 1/2 Uhr durch einen sanften Tod im Glauben an ihren Erlöser zu sich zu nehmen.
Schwerin, den 2. Juli 1875.

Die trauernden Hinterbliebenen.


Die von dem Herrn Georg Harder, Maschinengeschäfte in Lübeck, bezogene Handdreschmaschine ist besser ausgefallen, als ich erwartet habe. Sie drischt nicht nur ganz rein, sondern ist auch von 2 Personen ohne große Anstrengung zu drehen. In 7 1/2 Minuten droschen wir beim Schulzen Völkner in Mechow 20 Hafergarben, trotzdem der Hafer ziemlich feucht war, weil er unten im Fach gelegen und auch eine Menge Disteln enthielt. Die Maschine steht bis zum 10. Juli beim Schulzen Völkner, späterhin bei mir außer der Schulzeit für Jedermann zur Besichtigung frei.

Bäk bei Ratzeburg.                                          Greve.


E. Stiller's Maschinen-Niederlage in Lübeck,
Nr. 483 an der Trave bei der Engelsgrube,
hält vorräthig und empfiehlt:
Universal-Säemaschinen, 3 schaarige Saat- und Acker-Pflüge, verbesserte Royal-Mähmaschinen, Kirby, Grasmäher, und Stahl-Hungerharken.
Viehwagen mit Gallerie, Häcksel- und Rübenschneider, Lawrencer Milchkühler, Lefeldts rotirende Butterfässer- und Käsepressen, Dänische Butterkneter, Radelsortir-Cylinder, verstellbare Korncylinder, Kalbfütterer, eiserne Ferkel- und Schweinetröge, sämmtliche neuester Construction.


Am Mittwoch Nachmittag 6 Uhr werden wir die gewünschten Plätze für Schaubuden und Ausstellungstische auf dem Festplatze - Baubrink - anweisen.
Schönberg, den 5. Juli 1875.

Die Aeltesten der Schützenzunft.


Wegen Verheirathung meiner beiden Mädchen suche ich zu Michaelis d. J.

1 tüchtiges, erfahrenes Stubenmädchen und 1 kräftige Köchin.

Stove.

Frau Amtmann Kaiser.     


Das große Loos von 246,000 R.Mark (Lübeck) wurde im Jahre 1874 bei mir gewonnen.
Laz. Sams. Cohn.

Auf
No. 456
ist bekanntlich wiederum im Jahre 1874
das große Loos und Prämie
von 246,000 R.= Mk. mit der Devise
Glück und Segen bei Cohn!

laut amtlicher Gewinnliste, wie schon so oft, abermals bei mir gewonnen worden; überhaupt habe in den Gewinnziehungen im vorigen Jahre meinen geehrten Interessenten die Gewinnsumme von über 1 Million 350,000 R.=M. laut amtlichen Gewinnlisten baar ausbezahlt.
Die vom Staate Hamburg garantirte große, interessante und weil bekannte Geld=Lotterie von über 7 Millionen 650,000 R.=M. ist diesmal wiederum mit außerordentlich großen und vielen Gewinnen reichlich ausgestattet; sie enthält nur 78,700 Loose, und werden in wenigen Monaten in 6 Abtheilungen folgende Gewinne sicher gewonnen, nämlich: 1 großer Haupt=Gewinn u. Prämie ev. 375,000 Rm., spec. Rm. 250,000, 125,000, 80,000, 60,000, 50,000, 40,000, 36,000, 3 mal 39,000, 1 mal 24,000, 2 mal 20,000, 1 mal 18,000, 8 mal 15,000, 8 mal 12,000, 12 mal 10,000, 34 mal 6000, 4 mal 4800, 40 mal 4000, 2 mal 3600, 203 mal 2400, 4 mal 1800, 410 mal 1200, 510 mal 600, 10 mal 360, 597 mal 300, 4 mal 240, 19300 mal 131, 17541 mal 120, 60, 48, 24, 18, 12 und 6 Rm.
Die Gewinnziehung der 2ten Abtheilung ist amtlich auf den 14. und 15. Juli d. J. festgestellt zu welcher das
ganze Original=Loos nur 12 Rm. od. 4 Thlr.,
halbe Original=Loos nur 6 Rm. od. 2 Thlr.
viertel Original=Loos nur 3 Rm. od. 1 Thlr.
kostet. Diese mit Staatswappen versehenen Original=Loose sende ich gegen Einsendung des Betrages oder gegen Postvorschuß selbst nach den entferntesten Gegenden den geehrten Auftraggebern sofort zu. Ebenso erfolgen die amtliche Gewinnliste und die Gewinngelder sofort nach der Ziehung an jeden der bei mir Betheiligten prompt und verschwiegen. Durch meine ausgebreiteten Verbindungen überall kann man auch jeden Gewinn in seinem Wohnort ausbezahlt erhalten.
Jede Bestellung auf diese Original=Loose kann man auch einfach auf eine Post=Einzahlungskarte machen.

Laz. Sams. Cohn.
in Hamburg,
Hauptcomptoir, Bank= u. Wechselgeschäft.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 52 Seite 4]

Königschuß 1875.

Zur Vorfeier des Festes werden am Sonntage, den 11. Juli Nachmittags, die üblichen Ständchen bei den Chargirten der Zunft gebracht. Abends 8 Uhr Concert im Schützenzelt, 10 Uhr Abends Zapfenstreich.
Montag den 12. Juli: Morgens 5 Uhr Reveille durch die Stadt. Um 7 Uhr Antreten der Schützen auf dem Markte vor dem Local des Schützenwirths Fick; gegen halb 8 Uhr Abholen der Fahnen, des Schützenkönigs etc., 8 Uhr Ausmarsch in nachstehender Ordnung:

  1) Die Wärter der Schützenzunft mit der Scheibe und den Silbergewinnen.
  2) Musikcorps der hiesigen Vereinsmusiker, 17 Mann stark.
  3) Kapitän und Adjutant.
  4) Der Magistrat mit dem Schützenkönig und den Schaffnern.
  5) Die Herren Ehrenmitglieder und solche nicht uniformirte Bürger, welche der Zunft 4 Jahre und länger angehört (blaue Schleife).
  6) Der Kampfgenossen=Verein hieselbst.
  7) Musikcorps des 76. Hanseatischen Infanterieregiments.
  8) Die 4 Compagnien der Schützenzunft.
  9) Die Tamboure.
10) Der hiesige Gesang=Verein.
11) Die hiesigen Turnvereine.
12) Sonstige Festtheilnehmer.
Nach Ankunft auf dem Festplatze Beginn des Schießens nach der Königsscheibe der Ringscheibe und den beiden Gewinnscheiben. - Frühstück. - Von halb 10 bis 12 Uhr und Nachmittags halb 4 bis Abends 9 Uhr Harmoniemusik auf dem Schützenplatze. - Neben dem Festzelte ist zur freien Benutzung für Schützenmitglieder und ihre Familien ein Tanzsalon aufgeschlagen. - Abends gegen halb 10 Uhr Einmarsch.
Dienstag den 13. Juli: Ausmarsch, Schießen und Harmoniemusik wie am vorhergehenden Tage. Von Morgens 11 Uhr an Stündchen bei den Herren Ehrenmitglieder in der Stadt. - Nachmittags 3 Uhr Ziehung der Tombola. - Am 2. Festtage werden seitens des Committes keine Tombolaloose mehr verkauft. - Von Abends halb 10 Uhr an Beginn der Festbälle im Köster'schen und Boye'schen Salon, wobei bemerkt wird, daß der Zutritt zum Schützenball bei Frau Köster nur wirklichen Schützenbürgern und den Ehrenmitgliedern der Zunft gestattet ist, während bei Frau Boye, außer den Schützenmitgliedern auch junge Leute, letztere gegen ein entsprechendes Entree, theilnehmen können.
Schönberg, den 5. Juli 1875. Kapitän und Aelteste der Schützenzunft.


Geschäfts=Verlegung.
Hiermit die ergebene Anzeige, das ich mein
Friseur=Geschäft
von der Breitenstraße 825 nach
Breitestraße 817
in das Haus des Herrn Joh. Hasse

verlegt habe, und bitte ein geehrtes Publikum, mir das bisher geschenkte Wohlwollen auch in meinem neuen Geschäftslokal erhalten zu wollen.

Hochachtungsvoll
Lübeck.                                            E. Becker,
H01496b.                                            Coiffeur.


Am Dienstag und Mittwoch, den 15. und 16. Juli, findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner hierzu ganz ergebenst einlade.
Büchsen, sowie Schießbedarf wird von mir gehalten und kostet der Satz von 3 Schüssen, worauf aber nur 1 Gewinn fallen kann, 1 Mk.

Seeler,
in Sahmkow.


An jedem Mittwoch findet Nachmittags 4 Uhr ein

Kegelklub

bei mir statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.

Gastwirth Greve
in Carlow.


Diejenigen unserer Mitbürger, welche zur Ausschmückung ihrer Häuser und der Straßen an den Königschußtagen Eichenlaub zu haben wünschen, wollen solches bis Donnerstag Mittag bei uns anmelden.
Schönberg, den 5. Juli 1875.

Wilh. Heincke.      J. Ludw. D. Petersen.


Ich suche zu sogleich oder zu Michaelis ein treues und tüchtiges Stubenmädchen bei 50 bis 60 Thaler Lohnzusicherung.

Schönberg.                                            Aug. Spehr.


Die in unserm heutigen Blatte befindliche Gewinn-Mittheilung des Herrn Laz. Sams. Cohn in Hamburg ist ganz besonders zu beachten. Dieses Geschäft ist bekanntlich das älteste und allerglücklichste, im Jahre 1874 wurde schon wieder das grosse Loos bei ihm gewonnen, und hat dieses Haus schon früher den bei ihm Betheiligten die grössten Hauptgewinne von R-M. 360,000, 270,000, 246,000, 225,000, 183,000, 180,000, 156,000, oftmals 150,000, 90,000, sehr häufig 80,000, 60,000, 48,000, 40,000, 36,000 R.-M. etc. etc. ausbezahlt, wodurch viele Leute zu reichen Capitalisten geworden sind. Es sind nun wieder für einen kleinen Einsatz grosse Capitalien zu gewinnen bis zu ev. 375,000 R.-M. Auch bezahlt dieses Haus durch seine weitverbreiteten Verbindungen die Gewinne in jedem Orte aus. Da eine grosse Betheiligung zu erwarten ist, möge man dem Glücke die Hand bieten und sich vertrauensvoll an die Firma Laz. Sams. Cohn in Hamburg wenden, bei der man gewissenhaft und prompt bedient wird.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M -Pfennig  bis 18 M 30Pfennig.
Roggen15 M -Pfennig  bis 15 M 60Pfennig.
Gerste14 M 70Pfennig  bis 15 M 30Pfennig.
Hafer16 M 80Pfennig  bis 17 M 30Pfennig.
Erbsen16 M 50Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,00 - 1,10 .
Hühner d. St. M1,50 - 1,80 .
Küken d. St. M0,75 - 1,20 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 - 0,82 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,38 .
Wurst pr. 500 Gr. M0,90 .
Eier 6 - 7 St. für M0,30 .
Kartoffeln, alte pr. 10 Lit. M0,30 .
junge pr. 10 Lit. M0,60 - 0,75 .
Hamb. Blumenkohl d. Kopf M0,30 - 0,45 .
Hamb. Kirschen pr. 500 Gr. M0,45 .


Hiezu Off. Anzeiger Nr. 19 und eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 52 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 52 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 6. Juli 1875.


Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 52 Seite 6]

Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.
[Fortsetzung.]


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