No. 43
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Juni
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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Publicandum.

Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß an Stelle des Amtsverwalters a. D. Hahn der Amtsverwalter Spieckermann zu Schönberg in Gemäßheit des Art. I des allgemeinem Zunftprivilegii wiederum zum Zunftpatron für die gesammten im hiesigen Fürstenthum bestehenden Gilden und Zünfte ernannt worden ist.
Schönberg, den 2. Juni 1875.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Deutschland Se. Maj. der Kaiser wird morgen 11 Uhr Abends zum Kurgebrauch nach Ems abreisen und am Sonntag, Vormittags 11 Uhr, dort eintreffen.
Der König von Schweden nebst Gemahlin haben vorgestern Berlin wieder verlassen und sich nach Dresden begeben.
Der belgische Justizminister hat eine Spezialkommission zur Vorberathung eines den Kammern vorzulegenden Gesetzentwurfes berufen, der die "Lücke" in der belgischen Gesetzgebung ausfüllen soll, und die unter dem Vorsitz des Justizministers zusammengetretene Kommission hat sich, wie es heißt, schon über den Entwurf vorläufig geeinigt, so daß derselbe noch in dieser Woche der Deputirtenkammer vorgelegt werden kann. Die belgische Regierung sucht also schleunig den gegen Deutschland übernommenen Verpflichtungen nachzukommen.
In Bezug auf den deutschen Botschafter in London, Grafen zu Münster, will die "Elberf. Z." wissen, daß demselben wegen der bekannten Rede seitens des auswärtigen Amtes ein "ernster Verweis" ertheilt sei, daß übrigens aber alle weitergehenden Gerüchte von einer zur Dispositionstellung der längeren Beurlaubung desselben der thatsächlichen Begründung entbehren.
Der "Magdeb. Z." zufolge hätte es Preußen mit Rücksicht auf das Widerstreben Baierns aufgegeben, einen die Uebertragung des preuß. Klostergesetzes auf das deutsche Reich bezweckenden Antrag an den Bundesrath zu bringen; es wolle vielmehr die Initiative dem Reichstag überlassen.
Im preuß. Herrenhaus ist die Berathung der Provinzialordnung erst am Montag vollständig beendet worden. Das Haus hat den Entwurf nach den eingehendsten Berathungen in Uebereinstimmung mit den Kommissionsanträgen mit großer Majorität angenommen. Die liberalen Fraktionen des Abgeordnetenhauses, die zuerst ein großes Geschrei erhoben und die Beschlüsse der Kommission als unannehmbar bezeichneten - fortschrittliche Zeitungen gingen sogar so weit, dem Minister des Innern bis zum nächsten Jahr Bedenkzeit zu geben, und zu hoffen, daß derselbe bis dahin einem energischeren Manne Platz gemacht haben würde - scheinen sich nunmehr doch ein wenig beruhigt zu haben und sich den Herrenhausbeschlüssen anbequemen zu wollen, falls nämlich auch das sich noch zu einigen Zugeständnissen herbeilassen möchte. Die betreffenden Ausgleichsverhandlungen sind schon eingeleitet worden und sollen nicht ohne Aussicht auf Erfolg sein. Ebenso haben auch zwischen Mitgliedern des Herrenhauses und des Abgeordnetenhauses vertrauliche Besprechungen stattgefunden betreffs des Gesetzes über die Verwaltung des katholischen Kirchengemeindevermögens. Die Majorität des Abgeordnetenhauses soll bereit sein, das Gesetz in der Fassung des Herrenhauses zu genehmigen, falls dieses die Bestimmung fallen lasse, daß der katholische Geistliche als solcher den Vorsitz in der Verwaltungskommission führen soll. Ob sich aber katholische Gemeinden finden werden, welche gegen den bisherigen Grundsatz der katholischen Kirche die Verwaltung des Kirchenvermögens übernehmen wollen, ist sehr fraglich.
Das Abgeordnetenhaus beschäftigte sich bisher mit kleineren Vorlagen. Am Dienstag wurde der Gesetzentwurf über Wiederaufhebung der Beschlagnahme des Vermögens des ehemaligen Kurfürsten von Hessen in dritter Lesung angenommen.
Am 26. und 27. Mai tagte die berliner Pastoralkonferenz und verhandelte über die Themata: "Das Volkskirchenthum in seinem Verhältniß zum biblischen und Symbolischen Begriff der Kirche," Thesen über "Weckung und Sammlung der Gläubigen", und "der Sozialismus in seinen verschiedenen Nüancen und in seiner neuesten Gestalt." Zumal beim ersten Vortrag zeigte sich recht deutlich die Unklarheit der preußischen Union und ihrer Bekenner. Der General=Superintendent Dr. Schultze berief sich z. B. dafür, daß heutzutage keiner mehr recht wisse, was eigentlich die Kirche sei, und daß nur wenige den Muth haben würden, mit dem Schmalkaldischen Bekenntniß zu rühmen. "Bei uns weiß es Gott lob ein Kind von sieben Jahren, was Kirche sei", darauf, daß die Schrift selbst (Eph. 5, 32) von Christo und der Gemeinde als von einem "großen Geheimniß" rede. Abgesehen von der Auslegung dieser Stelle weiß also der Herr General=Superintendent, der doch ein Diener am Wort in der Gemeinde des Herrn sein will - er weiß nicht, daß die Geheimnisse des Reiches Gottes nur für die ungläubige Welt Geheimnisse geblieben sind und bleiben werden, daß aber denen, die an den Herrn glauben, seinen Jüngern, gegeben ist zu wissen das Geheimniß des Reiches Gottes! (Marc. 4, 11 und an vielen anderen Orten.) Natürlich, die preußische Union, die kein festes einheitliches Bekenntniß hat noch haben kann, und die ein aus lutherischer und reformirter Kirche, Protestantenverein u. s. w. zusammengerührter Brei ist, leugne es gerne, daß man es recht wissen könne, was Kirche sei, um nur auf diese Weise die Möglichkeit zu behalten, das Recht eine rechte Kirche zu heißen und sich die evangelische Kirche zu nennen in Anspruch zu nehmen, oder wenigstens eine "Volkskirche" zu sein! Letztere Behauptung als hiermit bewiesen hinzustellen ist offenbar der Zweck des

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kirchenregimentlichen Vertrags gewesen, durch den sich der Herr General=Superintendent den "Dank" der Konferenz verdient hat!
Der "D. R. C." zufolge soll die Generalsynode der "evangelischen Landeskirche" Ende October oder Anfang November d. J. in Berlin zusammenberufen werden.
Ueber das schon kurz erwähnte Einschreiten der Polizei in Dreihausen (Provinz Hessen) bringen die Zeitungen ganz verwunderliche nähere Berichte. Bekanntlich sind in Hessen die drei früheren Konsistorien, ein lutherisches, ein reformirtes und ein uniertes, seinerzeit zusammengeworfen, und das ganze Land ist in preußischer Uniform mit der unerläßlichen höchst liberalen Synodalordnung versehen einem Gesammtkonsistorium unterstellt worden. Die bekenntnißtreuen Pastoren sowohl der lutherischen als auch der reformirten Kirche protestirten gegen diesen Gewaltakt und meinten, um des Gewissens willen dem neuen unirten Konsistorium den Gehorsam verweigern zu müssen; aber sie wurden gemaßregelt auf die verschiedenste Weise und endlich allesammt ihres Amtes entsetzt. Da aber ein großer Theil der Gemeinde treu zu ihren bewährten Seelsorgern stand und sie nicht ziehen lassen wollte, so blieben viele, um den ihnen treuen Theil der Gemeinde weiter zu bedienen. Ihre Geschichte ist von da an eine ununterbrochene Kette von Leiden, von kirchenregimentlichen Maßregelungen und gerichtlichen Verfolgungen. Speziell in Dreihausen in Oberhessen ist ein Polizeikommissar "Wohlrabe" stationirt und der dortige "renitente" Pfarrer Schedtler stand vor kurzem in 30 bis 40 Anklagen wegen unbefugter Ausübung von "Amtshandlungen", was die Polizei so Amtshandlungen nennt (!) vor dem Amtsgericht zu Marburg, das ihn aber von allen Anklagen kostenlos freisprach. Vielleicht wird derselbe von der zweiten Instanz verurtheilt, da andere Gerichte in ähnlichen Dingen anders urtheilten; aber eben da die Sache noch nicht endgültig entschieden ist, vielmehr Pfarrer Schedtler soeben wegen "Amtshandlungen" freigesprochen war, so ist die durch die Polizei thatsächlich geschehene Nichtachtung des erstinstanzlichen Urtheils schon vom rein juristischen Standpunkt aus unerklärlich. Aber ungeheuerlich ist die Sache vom sittlichen Standpunkt aus angesehen! Nach dem Bericht der "Deutschen Volkszeitung" will eben Pfarrer Schedtler nach beendeter Predigt am ersten Pfingstfeiertage sich zur Austheilung des hl. Abendmahls anschicken und die Einsetzungsworte verkünden, als der Polizeikommissar - die Gendarmerie war vier, folgenden Tags gar fünf Mann hoch im Gottesdienst erschienen - an den Altar tritt, die Hand auf den Kelch legt, "im Namen des Gesetzes" halt bietet und vom Altar weg die heiligen Gefäße konfiszirt, die hernach im Triumph zum staatskirchlichen Bürgermeister gebracht werden. Doch ists damit der ärgerlichen Auftritte in der zum Gottesdienst versammelten Gemeinde noch nicht genug. Als der Pfarrer im Namen Gottes gegen den Gewaltakt protestirt, tritt der Gensdarm Stückradt vor ihn hin und ruft ihm zu: "Sie haben hier kein Wort mehr zu sprechen! Wenn ich an der Stelle des Kommissars stände, dann würden Sie heute nach Marburg abgeführt! Aber der Kommissar fühlt ein menschliches Rühren und fragt den Pfarrer, ob er vielleicht noch ein Gebet sprechen wolle - nach diesen Scenen! - doch genug! Man könnte meinen, eine Geschichte aus den Zeiten des furchtbarsten Vandalismus zu hören; aber nein, die rohsten wie die gebildetsten Völker haben bisher je und je den Altar des Herrn als einen unantastbar heiligen Ort geachtet, als einen Ort, an dem selbst noch der schlimmste Verbrecher Gnade findet. Der preußischen Polizei war es vorbehalten, diese Scheu zu überwinden und mit frevler Hand unerschrocken selbst das heilige anzutasten! Gott schütze die Herzen der Betroffenen vor Verbitterung!
An den Bischof Brinkmann von Münster ist vom Oberpräsidenten von Westphalen die Aufforderung gerichtet worden, sein Amt niederzulegen. Es steht also auch hier gerichtliches Verfahren in Aussicht.
In Posen dauern die Verhaftungen wegen des noch immer nicht gefundenen Geheimdelegaten fort und der Domvikar Janke, wie der Prälat Likowski sind kürzlich in Haft genommen worden.
Großbritannien. Die Engländer sind durch die Aufklärungen, welche ihnen kürzlich der Premierminister Disraeli über seine auswärtige Politik gegeben hat, in Geschmack gekommen und haben mehr davon hören wollen; der Earl Russel hat von der Regierung Mittheilung der seit Beginn d. J. zwischen England und dem deutschen Reiche, Frankreich, Rußland, Italien, Belgien, Holland, Spanien und Portugal wegen Aufrechthaltung des europäischen Friedens gewechselten diplomatischen Korrespondenzen verlangt; doch hat die Regierung abgelehnt, solche Korrespondenzen vorzulegen, wahrscheinlich, weil sie dergleichen nicht besitzt.
Der langwierige Strike der Kohlengruben=Arbeiter in Süd=Wales ist nun endlich beendet worden, da sich die Arbeitgeber auf Antrag der Arbeiter mit einer Herabminderung des Lohnes auf 12 1/2 Prozent begnügt haben, während sie bisher 15 Proz. forderten.
Gibraltar hat aufgehört, Gefangenenanstalt zu sein.
Nordamerika. Der Präsident Grant hat brieflich ausgesprochen, daß er eine etwa auf ihn wiederfallende Wahl zum Präsidenten nicht annehmen würde, "es müßte denn sein, daß Umstände ihm die Annahme einer Wahl zur gebieterischen Pflicht machen sollten."
In Kleinasien hat ein Erdbeben stattgefunden, durch das mehrere Dörfer gänzlich zerstört worden und über 2000 Menschen umgekommen sind.


- In den ersten Jahren nach der Einverleibung der Elsässer in das Deutsche Reich scheuten sich namentlich die Straßburger vor ihren Freunden und Bekannten in der geschmähten deutschen Uniform aufzutreten und traten deshalb meistens in nicht=elsässischen Garnisonsstädten ein. Fragte man beim Herrn Papa oder bei der Frau Mama nach dem lieben Söhnchen, so hieß es gewöhnlich, "er isch in Baris" oder "er isch in der Schwiz," während der Herr Filius, mit dem Schicksal ziemlich ausgesöhnt, den Stechschritt oder das Gewehrpräsentiren in Frankfurt oder Stuttgart übte. Allein nachgerade brachten viele Herrn papas auch heraus, daß diese ihrer Umgebung gebrachten Opfer ein bischen schwer auf die Börse drückten und nun entschied man sich für das "Hierbleiben." Dabei hieß es aber: "Nur zu den Württembergern, nur zu den Sachsen!" Die Letzteren gelten in Straßburg als die Feinsten und Gebildetsten unter den Deutschen. Aber auch das war bald nur eine Redensart. Jetzt stehen die meisten jungen Straßburger vorzugsweise bei den sonst so gemiedenen Preußen und scheuen sich gar nicht, vor den Freunden, Tanten, alten und jungen Nichten etc. in der preuß. Uniform einherzustolziren. So kommt alles mit Zeit und Geduld oder wies im derben Sprüchwort heißt: Mit Geduld und Spucke fängt man eine Mucke.
- (Er hat abgewunken!) Vor einigen Tagen ereignete sich vor der Schloßwache in Hannover folgende Geschichte. Der zehn Monate alte Sohn des Prinzen Albrecht, ein kräftig entwickelter Knabe, wird täglich im offenen Wagen spazieren gefahren, und die Schloßwache tritt, während der Wagen den Schloßhof passirt, in's Gewehr. Vom letzten Jahrmarkt hatte der junge Prinz eine Kinderpeitsche zum Spielen erhalten und schwingt dieselbe bei seiner Spazierfahrt gar fröhlich hin und her, auch wie er die Schloßwache passirt. Die Schildwache sieht dem schmunzelnd zu, ohne die Wache herauszurufen. Der dienstthuende Offizier hört den Wagen und bemerkt, als er aus seinem Zimmer tritt, zu seiner größten Verwunderung, daß der junge Prinz schon fern ist, ohne daß die Wache ihm die Honneurs erzeigt hat. Zornig eilt er auf die Schildwache zu mit der Frage: ob er den Prinzen nicht kenne. Der biedere Westphale vom 3. Garde=Regiment bejaht dieselbe reglementsmäßig. Auf die zweite nun in erregtem Tone gestellte Frage: Warum er denn nicht herausgerufen? antwortete er beschwichtigend mit verständnißinniger Miene und mit der Hand das Hin= und Herschwingen der Peitsche nachmachend: "Er hat abgewunken!"
- Am Tage vor Pfingsten kaufte sich ein Schuhmacher in Stettin einen neuen Filzhut und trug ihn während des Festes. Alsbald stellte sich bei ihm Kopfschmerz ein, obschon der Hut nicht im

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mindesten drückte, und auf der Stirn bildete sich unter Geschwulst ein Ausschlag, dessen einzelne Geschwüre in Eiterung übergingen. Man untersuchte den Hut chemisch und fand, daß das braune Schweißleder mit giftiger Anilinfarbe gefärbt sei.


Bekanntmachung.

Das diesjährige Ober=Ersatz=Geschäft zur Ausübung der Militärpflichtigen des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg wird am Donnerstag den 17. Juni d. J. im Boyeschen Gasthause in Schönberg stattfinden und haben die betreffenden Militairpflichtigen zu demselben Morgens präcise 7 Uhr sich zu gestellen.
Es wird bemerkt, daß die bei der diesjährigen Musterung für brauchbar und einstellungsfähig befundenen Militairpflichtigen zuerst zur Vorstellung gelangen und daß hierauf die Super=Revision der als unbrauchbar bezeichneten und der zur Ersatz=Reserve designirten Leute stattfindet, während die Entscheidung über die vor abgeleisteter Dienstpflicht vom stehenden Heere entlassenen Soldaten sowie die Vorstellung der temporär Invaliden nach beendigter Super=Revision erfolgt.
Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen Sorge zu tragen.
Schönberg, den 1. Juni 1875.

Der Civil=Vorsitzende
der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
In Vertretung
F. v. Dewitz.


Die Beneficialerben des zu Lüdersdorf verstorbenen Hufenpächters Köster haben die ihnen deferirte väterliche Erbschaft mit der Rechtswohlthat des Gesetzes und Inventars angetreten und unterm 1. d. Mts. erklärt, daß sie die Köstersche Verlassenschaft zur prioritätsmäßigen Vertheilung an die Gläubiger des Erblassers dem Gerichte übergeben haben wollten.
Es ist daher, unter Vorbehalt der creditorischen Rechte, der formelle Concurs über die Verlassenschaft des Hufenpächters Köster zu Lüdersdorf eröffnet, und ist mittelst des gegenwärtigen Proclams ein Liquidationstermin auf Dienstag, den 22. Juni d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justiz=Amte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Hufenpächter Köster zu Lüdersdorf zu haben vermeinen, Zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hierdurch ein für alle Mal angedrohten Nachtheile der Abweisung in der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln, hiermit peremtorisch geladen werden.
Zugleich ist auch ein Termin auf Donnerstag, den 15. Juli d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem hiesigen Justiz=Amte anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und event. zur Prioritätsausführung, zu welchem die Kösterschen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduction hierdurch geladen werden.
Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwanigen Kösterschen Schuldnern hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an die Kösterschen Erben, sondern nur an das unterzeichnete Justiz=Amt oder an den zum interimistischen Curator bonorum bestellten Cammer=Pächter Hempel zu Hof Lockwisch Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 3. April 1875.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                               Arndt.


Holzverkauf.

Unter den bekannten Bedingungen sollen am Montag den 7. Juni, Morgens präcise 10 Uhr, im Locale des Gastwirths Lenschow zu Selmsdorf
aus den Hohenmeiler Tannen:

155 Stück tannen Schleete,
125 Stück tannen Latten,
1100 Hopfenstangen,
442 Raummeter tannen Kluftholz,
65 Raummeter fichten Kluftholz,
aus den Pahlinger Tannen
7 Raummeter tannen Kluftholz
gegen baare Bezahlung meistbietend verkauft werden.
Das Holz kann vor der Auction nachgewiesen und besichtigt werden.
Schönberg, den 31. Mai 1875.

Der Oberförster     
C. Hottelet.      


Ersparniß- und Vorschuß=Anstalt.

Die zu Johannis d. J. auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegt stehenden Capitalien fällig werdenden Zinsen werden wir bereits während der Woche

vom 7. bis 12. Juni d. J. täglich

von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags auszahlen. Eine Auszahlung der Zinsen im Johannistermine soll dagegen nur ausnahmsweise noch stattfinden.
Schönberg den 2. Juni 1875.

Das Directorium.


Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk

in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.


Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


Hals= und Brustkranken

bei Husten, Heiserkeit, Verschleimung, Katarrhen ist der

Fenchelhonig
von L. W. Egers in Breslau
als Linderungsmittel

von großem Nutzen, wenn derselbe echt ist. Man wolle sich daher vor den zahlreichen, auf die Täuschung des Publikums spekulirenden Nachpfuschungen hüten und sorgfältig darauf achten, daß jede Flasche des L. W. Egers'schen Fenchelhonigs dessen Siegel, Facsimile, sowie seine im Glase eingebrannte Firma trägt. Die Fabrik=Niederlage ist bei

Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


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Logo der Hagelassekuranz
Die Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg.
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt im Jahre 1847.

welche durch ihre Einrichtung die unzweifelhafteste Sicherheit gewährt, welche die vorkommenden Schäden durch Abschätzung ihrer eigenen Mitglieder in anerkannt coulantester Weise regulirt und deren Beiträge nach einem 26jährigen Durchschnittspreise die niedrigsten aller derartigen Gesellschaften sind - im verflossenen Jahre waren unsere Beitrage trotz erheblichen Hagelschadens (es waren fast 9 Procent unserer Mitglieder von Hagelschlag betroffen) bedeutend billiger als die aller Actien= und Gegenseitigkeits=Gesellschaften - ladet hiermit zum Beitritt in diese gemeinnützige Anstalt alle Diejenigen, welche ihre Feldfrüchte gegen Hagelschaden versichern wollen, freundlichst ein. Antragsformulare sind bei den unterzeichneten Directions=Mitgliedern gratis zu haben.

Direction der Hagel-Assecuranz-Societät für das Fürstenthum Ratzeburg.

Schönberg, den 3. Juni 1875.

A. Wigger.           Wilh. Heincke.
H. Lenschow-Grieben.       P. Mette-Pahlingen.         Kröger-Lockwisch.
Böttcher-Wendorf.      Heitmann-Klocksdorf.      Bade-Ollndorf.


Alle diejenigen, welche noch Ansprüche an mich zu machen haben, fordere ich hiedurch auf, dieselben bis zum 20. Juni bei mir einreichen zu wollen; gleichfalls bitte ich alle diejenigen, die mir noch Schulden, diese ihre Schuld binnen gleicher Frist zu berichtigen.

Schönberg.                                             L. Wieschendorff Wwe.


Petroleum-Kochapparate mit 1, 2 und 4 Flammen empfiehlt
W. Wieschendorff, Klempner in Schönberg.


Eßkartoffeln, à Tonne 3 Mk. sind zu haben bei Nevermann, Landbriefträger in Schönberg.


Seit einiger Zeit wird von Unbefugten auf meinem Felde an den Gräben, Scheiden etc. Kraut gepflückt und sonstiger Unfug verübt. Ich sehe mich in Folge dessen veranlaßt, Alles unbefugte Betreten meiner ganzen Feldmark hiermit zu verbieten, indem ich Zuwiderhandelnde dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen werde.

Hauswirth Heinrich Wittfoth
in Duvennest.


Gesucht zu sogleich oder Johannis ein Küchenmädchen. Lohn 150 Reichsm.
Pfaffenmühle.                                              H. Penckow.


Hierdurch erlaube ich mir meinen verehrten Freunden und Bekannten die ergebenste Mittheilung zu machen, daß ich am heutigen Tage das Geschäft der Frau Wwe. Mette hieselbst käuflich übernommen habe und bitte das der Frau Wwe. Mette geschenkte Wohlwollen auch auf mich zu übertragen.
Für gute Waare und reelle Bedienung wird stets Sorge getragen.
Herrnburg, den 3. Juni 1875.

Joachim Kleinfeldt.     


Anfrage.

Die vor 2 Jahren von der in Schönberg entstandenen Eiskeller=Gesellschaft verkauften Karten "gut für einen Eimer Eis" sind noch theilweise in den Händen des Publikums, da der damalige Eis=Vorrath sehr viel schneller zerrann, als die Gesellschaft gedacht hatte. Im vorigen Sommer hörte man gar nichts darüber. Darf man in diesem Sommer zu erfahren hoffen, wie es mit der Sache eigentlich steht?


Am Sonntag den 30. Mai ist im Gasthause zu Menzenberg eine Meerschaum=Cigarrenspitze mit Bernsteinspitze und rothem Futteral verloren worden. Der Finder wird gebeten, dieselbe beim Gastwirth Kohs zu Menzenberg gegen eine Belohnung abzugeben.


Die Verlobung unseres Sohnes Julius mit Mathilde Kopmann aus Clenze ist unsererseits wieder aufgehoben.
Schönberg, den 3. Juni 1875.

J. Wagner und Frau.


Am 14. und 15. Juni findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

statt, wozu ich Freunde und Gönner ergebenst einlade. Büchsen werden von mir geliefert.

G. Hülsmann,
Gastwirth in Herrnburg.


Köster's Hôtel
zu Schönberg.
Heute Freitag, sowie Sonnabend u. Sonntag
Grosse musikalische Gesangssoirée
ausgeführt v. d. beliebten Damenkapelle
Auguste Krüger aus Hamburg.


Zu dem am Sonntag den 13. u. Montag den 14. Juni c., beide Tage Nachmittags, bei mir stallfindenden

Scheibenschießen

lade ich hiemit meine geehrten Gönner und Freunde ergebenst ein.
Rabensdorf, im Juni 1875.

H. Voss, Gastwirth.     

NB. Die Gewinne bestehen in Industriegegenständen und kostet ein Satz von 3 Schüssen, worauf nur 1 Gewinn fallen kann, 1 Mk. Büchsen werden von mir geliefert.


Nicht am 3. und 4., sondern am 8. und 9. Juni findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach Gewinnen statt, wozu ich um zahlreiche Theilnahme freundlichst bitte.
Büchsen und Schießbedarf wird von mir gehalten.
Gleichzeitig erlaube ich mir anzuzeigen, daß an beiden genannten Tagen ein großes

Concert,

ausgeführt von 14 Musikern, stattfinden wird.

Creutzfeld,
Gastwirth in Carlow.


Fremde Tagelöhner erhalten in dieser Woche auf dem Gute Neuenhagen 30 Schill. Tagelohn.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M 50Pfennig  bis 18 M 30Pfennig.
Roggen14 M 50Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 15 M 60Pfennig.
Hafer17 M -Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 43 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 43 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 4. Juni 1875.


Mit Bewilligung des Verlegers.     
Nachdruck verboten.
          

Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.

[ => Original lesen: 1875 Nr. 43 Seite 6]

Balthasar Scharfenberg,
oder
Ein mecklenb. Dorf vor zweihundert Jahren.
[Fortsetzung.]


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