[ => Original lesen: 1875 Nr. 30 Seite 1] Politische Rundschau.
Deutschland. Daß Se. Maj. der Kaiser die Reise nach Italien zur Erwiderung des Besuches, den der König Victor Emanuel und das Kronprinzliche Paar im vorigen Jahr in Berlin machten, "aus Gesundheitsrücksichten" aufgegeben sei, ist bereits gemeldet. Dafür sollte der Kronprinz des deutschen Reiches einen offiziellen Besuch beim König und beim Kronprinzen von Italien machen; und wirklich sind auch der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin nach Italien abgereist, aber im strengsten Inkognito unter dem Namen Graf und Gräfin von Lüngen und mit einem sehr kleinen Gefolge. Von einer Begegnung mit dem Könige und dem Kronprinzen von Italien ist keine Rede mehr. Ueber den Grund für das Aufgeben des ursprünglichen Reiseplanes gehen sehr verschiedene Gerüchte durch die Zeitungen, die alle auf eine Verstimmung zwischen Wien, Rom und Berlin hinauskommen, was freilich von offiziöser Seite durchaus in Abrede genommen wird. Vielleicht sind diese Gerüchte zurückzuführen auf Nachrichten, wie sie vor kurzem von allen ultramontanen Blättern über die Zusammenkunft des Kaisers von Oesterreich mit dem König von Italien in Venedig, und die in der Behauptung gipfelten, daß dort eine gegen Deutschland gerichtete Vereinigung der katholischen Staaten Oesterreich, Italien und Frankreich verabredet sei. Wir haben hier keine Notiz davon genommen, weil dieselben doch zu abenteuerlich klangen.
Große Aufregung in der gesammten Presse Deutschlands wie des Auslandes hat diese Tage ein Artikel der berliner offiziösen "Post" hervorgebracht, der mit dürren Worten erklärt, daß der Krieg in "Sicht" sei; und nur verstärkt wird der Eindruck durch ein Dementi der offiziösen "Nordd. Allgem. Ztg.," welches jenem Artikel sofort gefolgt ist und denselben im Grunde nur bestätigt. Die Post spricht von der Möglichkeit daß die ultramontanen Intriguen in Oesterreich den Ministerpräsidenten Andrassi stürzen und daß die Heereskreise, deren Stimmung der kürzlich veröffentlichte kriegerische Brief des Erzherzogs Salvator abspiegelte, im Stande sein könnte, zu einer Action in ihrem Sinne fortzureißen. Auch deutet sie auf jenes Bündniß zwischen Oesterreich, Italien und Frankreich hin und sichert sich gegen den Vorwurf, unnöthigerweise das Land zu beunruhigen mit dem Hinweis auf die Nothwendigkeit, der deutschen Nation zu sagen, welches die Situation sei und welchen Gefahren ihre Staatsleitung zu begegnen habe, daß wir vielmehr alle lernen müßten, unsere Lage zu würdigen und unser Benehmen jeden Tag danach einzurichten. - Dagegen hört die "Krz.=Ztg.," daß der Artikel der Post in den höchsten Kreisen ein sehr peinliches Aufsehen erregt und daß ein "sehr hoch gestellter Mann" von unzweifelhafter Einsicht in die politischen wie militärischen Verhältnisse, denselben geradezu als "Blödsinn" und "Humbug" bezeichnet habe. Ob der Artikel wirklich nur ein Schachzeug im Kulturkampf sei, muß die Zeit lehren - Dagegen stellen die französischen Blätter jede kriegerische Absicht Frankreichs in Abrede und suchen zu beweisen, daß in Frankreich überhaupt keine kriegerische Partei existire. Aber nichts beweist, wer zu viel beweist!
Fast noch größer ist die Erregung, welche in ganz Europa der deutsch=belgische Notenwechsel hervorgerufen hat. Schon im Februar hatte der deutsche Botschafter in Belgien an die dortige Regierung eine Note übergeben, die sich gegen die ultramontanen deutschfeindlichen Umtriebe in Belgien richtet, und deren Inhalt die "Times" als authentisch dahin angiebt, daß "ein Staat, der das Vorrecht der Neutralität genieße, schon dadurch allein in um so höherem Maße verpflichtet erscheine, darüber zu wachen, daß sein Gebiet nicht der Schauplatz für Unternehmungen werde, welche gegen die Ruhe benachbarter Staaten oder gegen die Sicherheit von deren Angehörigen gerichtet sind. Die Gesetzgebung müße auf dieser Grundlage geordnet oder nöthigenfalls dementsprechend ergänzt werden." Belgien dagegen verhält sich in seiner Antwort=Note sehr kühl und ablehnend und beruft sich auf seine von den Mächten garantirte Unabhängigkeit und Neutralität, um eine Aenderung seiner seit einem halben Jahrhundert bestandenen Institutionen zu verweigern. Begreiflicherweise hat dieser Konflict nicht nur in Belgien selber, sondern auch zumal in Frankreich und England ein ungeheures Aufsehen gemacht. In London wurde eine Interpellation an die Regierung gerichtet in Betreff der "drohenden" Note der Deutschen an die belgische Regierung, worauf der Premier Disraeli allerdings sehr zurückhaltend antwortete; und in Frankreich jubelt man höhnend über die Mißerfolge Deutschlands im Auslande, denn auch in London soll vom deutschen Botschafter zweimal vergebens der Versuch gemacht worden sein, die britische Regierung für einen gemeinschaftlichen Druck in Brüssel zu gewinnen, und in Italien sollen vom deutschen Botschafter ebenso ohne Erfolg bei der italienischen Regierung Schritte gethan sein hinsichtlich des Garantiegesetzes. Wie viel oder wie wenig von diesem Zeitungsgerede wahr ist, muß dahingestellt bleiben; doch glaubten wir unsern Lesern nicht vorenthalten zu dürfen, wovon alle Zeitungen voll sind.
In Preußen ist der "Kulturkampf" in ein neues Stadium getreten. Schon seit längerer Zeit war in den Zeitungen die Rede von bevorstehenden einschneidenden Gesetzesvorlagen in Betreff des Konflikts mit der römischen Kirche, und am Sonntag schon ist der erste Schlag gefallen wie ein Blitzstrahl aus gewitterschwerem Wolkenhimmel, dem weitere folgen sollen. Bereits am Sonntag ist dem preußischen Abgeordnetenhause ein Gesetzentwurf zugegangen, welcher lautet: "Einziger Artikel: Die Artikel 15, 16 und 18 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 sind aufgehoben. Die Rechtsordnung der evangelischen und katholischen Kirche, sowie der andern Religionsgesellschaften im Staate, regelt sich nach den Gesetzen des Staates." Artikel 15 garantirt der Kirche die selbstständige Verwaltung ihrer Angelegenheiten; durch Artikel 16 wird der Verkehr der Religionsgesellschaften mit ihren Oberen freigegeben, und Artikel 18 hebt das Ernennungs=, Vorschlags=, Wahl= und Bestätigungsrecht des Staates bei Besetzung kirchlicher Stellen auf und sichert es der Kirche. Die Artikel 15 und 18 waren schon für die neue Gesetzgebung erweitert worden: jetzt sollen diese Artikel ganz aufgehoben
[ => Original lesen: 1875 Nr. 30 Seite 2]und die Kirchen der Willkür einer zeitweiligen Majorität der Landtagshäuser preisgegeben werden; und daß der neue Gesetzentwurf auch diesmal die Majorität beider Häuser finden wird, ist nicht zweifelhaft. Da fragen wir doch billig, wohin soll das führen? Allerdings die evangelische Kirche Preußens hat wenig Interesse an diesen unklaren, inhaltlosen Verfaßungsparagraphen, die einst das Ideal des Liberalismus waren; aber schlimm ist es, daß immer wieder und wieder die evangelische Kirche mit gleichem Maß gemessen wird, wie die römische, als hätte sie sich gleicherweise wie jene an dem allmächtigen Staate versündigt.
Die in Fulda versammelt gewesenen 9 preußischen Bischöfe haben eine Immediateingabe an Se. Maj. den König von Preußen gerichtet mit der Bitte, dem Staatsleistungsgesetz "als einer Verletzung wohlerworbener Rechte und einer Quelle unsäglicher Trauer und friedestörender Verwirrung" die Sanktion zu versagen. Die im Allerhöchsten Auftrage vom Staatsministerium verfaßte Antwort weist die Eingabe als erstaunlich und bedauerlich, in vielem Behauptungen unwahr, und befremdlich zurück.
Das Herrenhaus verhandelte am 13. d. M. über das Sperrgesetz und lehnte einen Antrag auf Verweisung desselben an eine Kommission ab.
Aus Wronka in Posen wird vom letzten Sonntag berichtet: Heute wurde in der Pfarrkirche zu Kwilcz, Nachbarort von Kähme, durch einen beim Gottesdienst erschienenen unbekannten Priester im Namen des Geheimdelegaten die große päpstliche Exkommunikation über (den staatskatholischen) Pfarrer Kick verkündigt. (Tel. d. "Germania".)
In Posen, wo bisher fast nur die Dekane wegen des päpstlichen Delegaten befragt und ins Gefängniß gesteckt wurden, sind nunmehr auch schon mehrere Domherren vor Gericht gefordert, um Auskunft über jenen Delegaten zu geben; doch ohne Erfolg.
Am 8. April feierte der kommandirende General des 15. Armeecorps v. Fransecky in Straßburg sein 50jähriges Dienstjubiläum. Dasselbe Fest feierten am 10. April der General=Lieutenant v. Treskow und am 11. April der Director der vereinigten Königl. Schulanstalten in Berlin, Professor Dr. Ferd. Ranke.
Aus dem Elsaß kommt die erfreuliche Nachricht, daß seit kurzem viele ehemalige elsäßer Familien aus Frankreich in ihre Heimath zurückkehrten.
Spanien. Die beiden liberalen Universitätslehrer Professor Figuerola und Professor Marayta sind des Landes verwiesen worden. Wie versichert wird, soll dem General Concha, der gegen den Kriegsminister Jovellar eine schwere Anklage gerichtet hat, ein gleiches bevorstehen.
England. Der amerikanische Kapitän Boyton hat mittelst eines von ihm erfundenen Schwimmapparates in einer Zeit von 17 Stunden die Meerenge von Calais glücklich durchschwommen.
Frankreich. In Paris soll ein internationales Bureau für Maße und Gewichte auf gemeinsame Kosten der betheiligten Regierungen eingesetzt werden.
Landesnachrichten.
- Unsere Großherzogin ist am Montag in Berlin angekommen, wo dieselbe von der Kaiserin=Königin auf dem Bahnhofe begrüßt wurde, und ist nach zweistündigem Aufenthalte nach Frankfurt a. Main weitergereist.
- Se. K. H. der Erbgroßherzog wird dem Vernehmen nach eine Reise nach Italien unternehmen und bis Ende Mai wieder heimkehren.
- Die mecklenburgischen Mitglieder der Kerguelen=Expedition sind vom Großherzog von Schwerin dekorirt worden, und zwar hat der Astronom Dr. Werneck die goldene Medaille "den Künsten und Wissenschaften" der Kammerphotograph Bobsin und der Hofmechanikus Krille dieselbe Medaille in Silber erhalten.
Anzeigen.
Am 25. März d. J. hat sich ein Mensch, der sich für einen Müller M. Brackau aus der Gegend von Bergedorf, wo ein solcher aber unbekannt ist, durch Hinterlegung eines falschen Wechsels über 300 M. und eines Postscheins über 150 M. zu Lüdersdorf hiesigen Fürstenthums 7 betrügerischer Weise verschafft; auch ist er dringend verdächtig, aus der Wohnung des Krügers Fahrenkrug daselbst eine graugestreifte Bucksking=Hose und eine Weste entwendet zu haben.
Wir bitten, da gegen den p. Brackau das Vergehen des Betrugs und des Diebstahls strafbar nach den §§ 263 und 242 des St.=G.=B., indicirt ist, unter Bezugnahme auf das nachstehende Signalement alle Gerichts= und Polizeibehörden dienstergebenst, auf denselben zu vigiliren und ihn im Falle der Betretung zu arretiren und hierher abzuliefern.
Schönberg, den 8. April 1875.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Signalement:
Alter: einige 40 Jahre.
Statur: mittelgroß, schlank.
Bart: röthlicher Backenbart und Schnurrbart.
Besondere Kennzeichen: der Kopf ist vorn von Haaren sehr entblößt.
Bekleidung: 1) Ein dunkler Ueberzieher, auf der einen Schulter etwas aufgerissen.
2) brauner Tuchrock
3) Dunkle Hose und dunkle Weste.
4) Platt herabfallende Mütze.
5) Graues Halstuch.
6) Halbstiefel.
In Sachen betreffend den Concurs über die Verlassenschaft des Buchbinders Carl Bade zu Schönberg steht zur Publikation des abgesetzten Prioritätserkenntnisses ein Termin auf Sonnabend den 1. Mai d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Concursgerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Bade'schen Gläubiger unter dem Nachtheile hiermit geladen werden, daß auch ohne ihr Erscheinen mit der Publication wird verfahren werden.
Schönberg, den 15. April 1875.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Oeffentl. meistbietender Zwangs=Verkauf eines Grundstücks.
Das in der Stadt Ratzeburg belegene Wohnhaus neben Zubehör des Tischlers Johann Carl Christian Peters in Ratzeburg (Fischergang Nro. 274, Schuld= und Pfandprotoll vol. VI fol. 271) soll, ausgeklagter Forderung wegen, im Wege der Hülfsvollstreckung öffentlich meistbietend verkauft werden; und ist zu diesem Ende
erster Termin auf
den 20. April 1875 Vormittags 11 Uhr
zweiter Termin auf
den 18. Mai 1875 Vormittags 11 Uhr
dritter und letzter Termin auf
den 15. Juni 1875 Vormittags 11 Uhr
angesetzt. Kaufliebhaber wollen sich alsdann vor dem Unterzeichneten Amtsgericht einfinden. Alle und Jede, welche Ansprüche und Foderungen irgend welcher Art an das zu verkaufende Grundstück zu haben vermeinen, haben dieselben zur Vermeidung des Ausschlusses
am 18. Mai 1875 Vormittags 11 Uhr
anzumelden und zu bescheinigen, Auswärtige auch Bevollmächtigte am Gerichtsort zu bestellen.
Der Ausschließungsbescheid wird nur an der Gerichtsstelle angeheftet werden.
Ratzeburg, den 16. März 1875.
Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
(H.0766b.) Bodmer.
Holzverkauf.
Es sollen am Sonnabend den 17. April, aus den Hohenmeiler Tannen meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:
[ => Original lesen: 1875 Nr. 30 Seite 3]1750 kiefern Schleete und Latten,
1200 Hopfenstangen,
50 fichten Wese= und Leiterbäume und
11 Classentannen;
ferner aus dem Heidenholze:
16 eichen Deichsel.
Die Auction findet Morgens um 10 Uhr im Saale des Gastwirths Lenschow zu Selmsdorf statt.
Das Holz kann vor der Auction nachgewiesen werden.
Hohemeile, den 10. April 1875.
J. Lentzkow.
Verspätet.
Gestern Morgen 3 1/2 Uhr endete ein sanfter Tod die langen und schweren Leiden meines theuren Mannes, des Lehrers Carl Georg Fick.
Allen Theilnehmenden diese Traueranzeige statt jeder besonderen Meldung durch die tiefbetrübte Gattin
Dora Fick geb. Hersen
nebst Eltern und Geschwistern beiderseits.
Schönberg, den 13. April 1875.
Die Beerdigung findet am Freitag Nachmittag 3 Uhr statt.
Spanische Pflaumen schöne große Frucht empfiehlt
Heinrich Otto.
Schönberg.
Besten Limburger Käse hält empfohlen
Heinrich Otto.
Schönberg.
Ein Portemonnaie mit Geld
ist in Kösters Hotel zu Schönberg gefunden worden; gegen Erstattung der Insertionskosten kann Eigenthümer Selbiges zurückerhalten.
De Gratulanten för den Wunsch und Fatt vull schönes Bier segt besten Dank de
Schaustermeister Johann Möller
in Schönbarg.
Zu sogleich suche ich ein Mädchen an Stelle eines erkrankten.
Schönberg, den 15. April 1875.
G. Breuel.
Meinen vereinten Freunden und Gönnern die ergebende Anzeige, daß ich meinen
Schuh- & Stiefel-Laden
von der Fleischhauerstraße nach der
Beckergrube 136, Ecke vom Fünfhausen,
verlegt habe. Indem ich für das mir bewiesene Wohlwollen danke, bitte ich, mir solches in meinem neuen Hause auch zu erhalten.
Lübeck, den 8. April 1875.
Hochachtungsvoll
J. Schleuss, Schuhmachermeister.
Neue Erfindung
von Stroh=Schuhen u. Pantoffeln, deren Sohlen wasserdicht und deren obere Blätter aus Zeug und Leder, auch indischen Sohlen, verfertigt sind, und namentlich für Die gut sind, welche an Rheumatismus und kalten Füßen leiden. Holzpantoffel, auf Ballen beweglich, wie Lederstiefel und Fußmatten in allen Farben sind zu sehen und zum alleinigen Verkauf für Schönberg und Umgegend bei Herrn Kaufmann W. Kühn.
Schönberg. Der Fabrikant C. Kiel.
Moderne Filzhüte empfiehlt Julius Schweigmann.
Auf dem Gute Neuenhagen bei Dassow werden zum 24. Oktober d. J. Miethstagelöhner eingerichtet und können ordentliche Leute, die hierzu Lust haben, das Nähere hierüber erfahren, sowie den Contract einsehen, jederzeit bei Herrn Inspector Zimmermann zu Neuenhagen.
Kattun=Rohrhüte werden gemacht von
Frau Zellinsky,
Schönberg, Schlauentrift Nr. 17
Lockwischer Brodverkauf.
Den hochgeehrten Bewohnern der Stadt und der Umgegend hiermit zur Anzeige, daß ich nach mehrmaliger Aufforderung den Entschluß gefaßt, den bisher bestandenen Brod=Niederlagen, Herrn Brüchmann und Herrn Schwie, noch eine dritte folgen zu lassen, habe diese dem Herrn Bockwoldt, früher Zieglermeister, wohnhaft Siemzer Straße in dem Hause der Schornsteinfegerwittwe Schulz neben Kupferschmied Meß, überwiesen mit der Bitte, daß dem früheren sowie meinem Geschäfte durch Schwie und Brüchmann geschenkte Vertrauen auch auf den p. Bockwoldt übertragen zu wollen.
Die Eröffnung findet am Freitag den 9. April dieser Woche statt.
Indem ich stets reelle Waare und mit Hülfe eines tüchtigen Werkmeisters ein. wohlschmeckendes Brod verspreche, bitte ich meine geehrten Kunden um geneigtes Wohlwollen und empfehle mich
Hochachtungsvoll und ergebenst
G. Creutzfeldt.
Lockwisch, den 4. April 1875.
Fremde Tagelöhner erhalten in dieser Woche auf dem Gute Neuenhagen 30 Schill. Tagelohn.
Durch den Unterzeichneten ist eine gut erhaltene Kutsche zu verkaufen.
W. Holldorf.
Chirurgische- und Augen-Klinik
in Lübeck.
Kranke der I. Klasse zahlen 6 M pro Tag.
Kranke der II. Klasse zahlen 3 M pro Tag.
Commünen, Krankenkassen und Vereine zahlen für Kranke täglich 1 M 80 incl. ärztlicher Behandlung.
Sprechstunden: Morgens von 9-11 Uhr,
Sprechstunden: Nachmittags von 2-3 Uhr,
C. Schorer,
Dr. med. u. chirurg.
(H.0711b.)
Zum 1. Mai gesucht:
Eine Mamsell für eine feinere Gastwithschaft.
Ein Mädchen für häusliche Arbeiten, und
Ein Knecht für die Landwirthschaft, der mit Pferden Bescheid weiß.
Näheres am: Dienstag den 20. April zu erfahren beim
Feldwebel Nötzel
in Ratzeburg.
(H.c.0838b.)
C. Pätsch,
Opticus aus Rostock.
wird in dieser Woche in Schönberg bei Herrn Senator Spehr und in Rehna bei Herrn Schreiber vertreten sein, und empfiehlt besonders seine vortrefflichen Brillen mit Crystallgläsern zur Erhaltung der Sehkraft. Meldungen nimmt Herr Senator Spehr, sowie Herr Schreiber entgegen.
Herren-Garderoben-Geschäft
von Heinr. Rubin.
Lübeck, obere Alfstraße 54, Lübeck,
Lager deutscher, englischer u. französischem Stoffe. Bestellungen nach Maaß werden prompt u. modern ausgeführt.
Braune Steingutwaaren, Porcellan, emaill. Milchsatten und Eisenwaaren, Koch= und Maschinentöpfe
empfiehlt in bedeutender Auswahl
H. C. Weinrebe,
Töpfermeister.
Schönberg, April 1875.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 30 Seite 4]Sämmtliche Neuheiten für den Sommer
in ganz und halbenwollenen Kleiderzeugen, Cattunen, Piques, Ripps und Jaconetts, weißen und gestreiften Unterrockzeugen, gestreiften und anderen Umschlagtüchern, Jaquetts, Gardinen u. s. w.
Sommer=Buckskins u. Paletot=Stoffen
sind in reicher, schöner Auswahl eingetroffen, worauf ein geehrtes Publikum besonders aufmerksam mache.
Ergebenst
Schönberg. August Cretzfeldt.
Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin.
Das unterzeichnete Directorium bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß nach dem Abgange des Herrn Lehrer J. Bösch, Herr Chirurgius
F. Bühring in Dassow
wiederum mit der Führung der Agentur der Mecklenburgischen Lebensversicherungs= und Spar=Bank für
Dassow und Umgegend
Zwecks Uebernahme von Lebensversicherungen und Leibrentenversicherungen, sowie aller statutenmäßigen Geld=Inkasso und Bank=Kommissions=Geschäfte in Grundlage der Bedingungen betraut ist, und wollen Interessenten, welche mit der Bank in Geschäftsverbindungen zu treten geneigt sind, sich an genannte, zu jeder gewünschten näheren Auskunft instruirte Agentur gefälligst wenden.
Schwerin, den 27. März 1875.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank in Schwerin
schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=, Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=Inkasso= und Bank=Kommissions=Geschäfte durch Vermittelung der unterzeichneten Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospecte für Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen und Sparbank=Geschäfte sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.
Agentur Dassow:
F. Bühring.
Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei
Emil Jannicke,
Bandagist.
Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung
Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct. 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1874.
Lübecker Bank.
Dr. Pattison's
Gichtwatte
lindert sofort und heilt schnell (H. 61.)
Gicht und Rheumatismen
aller Art, als: Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Kniegicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
In Paketen zu Rmk. 1 und halben zu 60 Pf. bei
Wilh. Heincke in Schönberg.
H. Kock,
Uhrmacher & Goldarbeiter in Schönberg,
Lager
von goldenen und silbernen Taschenuhren, goldenen und silbernen Ketten, Medaillons, Brochen und Ohrringen, Verlobungs= und Siegelringen, silberner Potage, Eß= und Theelöffeln, Fisch= und Kuchenhebern, Theesieben u. s. w.
Bestellungen u. Reparaturen prompt.
Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk
in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.
Kirchliche Nachrichten.
Geboren. 31. März dem Tischler Nothdurft vor Schönberg ein S. 1. April ein unehel. Sohn in Petersberg. D. 3. ein unehel. Sohn in Sabow. D. 2. dem Maler Herzberg vor Schönberg eine T. D. 9. ein unehel. S. vor Schönberg. D. 13. dem Böttcher Möller vor Schönberg eine T.
Gestorben. D. 6. April Anna Elifabet Möller, Cassenwächterswittwe hieselbst, geb. Oldenburg von Bechelsdorf, 72 J. 2 M. a. - Mathias Peter Heinrich Möller hies., Böttcherges., geb. zu Sabow, fast 21 J. a. - D. 12. Carl Georg Fick aus Schlagsdorf, Lehrer an der hies. Mädchenschule, 37 J. 7 M. a.
Copulirt. D. 9. April Heinrich Wilhelm Bade, Hauswirth zu Olndorf, und Catharina Maria Maaß zu Törpt.
Sonntag den 18. April.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,08 - 1,12 . |
Hühner d. St. M | 1,35 - 1,80 . |
Tauben d. St. M | 0,38 - 0,45 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,75 - 0,85 . |
Schweinskopf pr. 500 Gr. M | 0,45 - 0,48 . |
Wurst pr. 500 Gr. M | 0,90 - 1,05 . |
Eier 6 - 7 St. für M | 0,30 . |
Kartoffeln pr. 10 Lit. M | 0,52 . |
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 17 | M | 50 | |
bis | 18 | M | 30 | . |
Roggen | 14 | M | 75 | |
bis | 15 | M | 60 | . |
Gerste | 14 | M | 50 | |
bis | 15 | M | 60 | . |
Hafer | 16 | M | 80 | |
bis | 17 | M | 40 | . |
Erbsen | 16 | M | - | |
bis | 19 | M | 50 | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | 14 | M | - | |
bis | 15 | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | 21 | M | - | |
bis | 22 | M | 30 | . |
(Hiezu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 30 Seite 5]Beilage
zu Nr. 30 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 16. April 1875.
Mit Bewilligung des Verlegers.
Nachdruck verboten.
Im Vorzimmer des Arztes. [Erzählung]
[ => Original lesen: 1875 Nr. 30 Seite 6]Im Vorzimmer des Arztes. [Erzählung] [Fortsetzung.]
- Im öffentlichen Interesse sei darauf aufmerksam gemacht, daß nach § 11 des Bankgesetzes, welches mit dem 1. April in Kraft getreten ist, ausländische Banknoten, wenn sie auf eine deutsche Landeswährung oder die Reichswährung ausgestellt sind, als Zahlungen nicht mehr benutzt werden dürfen. Dieses Verbot trifft hauptsächlich die in Deutschland sehr verbreiteten Luxemburger Noten.
- Die in Frankenthal gegossene Kaiserglocke muß erst noch eine strenge Prüfung bestehen, ehe sie vollen Anspruch auf ihre hohe Stellung erlangte. Erst wenn sie im Thurme aufgehängt und 6 Wochen lang jeden Tag dreimal je eine Stunde lang geläutet worden ist, wird die betr. Behörde über ihre Annahme entscheiden. Der Transport nach Köln geschieht auf Rechnung und Gefahr des Gießers Hamm in Frankenthal.
- Die Signalordnung für die deutschen Eisenbahnen bestimmt, daß von jetzt ab die Abfahrt der Züge wie folgt bezeichnet werden soll. 1) Kurzes Läuten mit der Stationsglocke und ein kurzer Schlag: "Abfahrtszeit naht - Einsteigen gestattet." 2) Zwei kurze Schläge: "Es muß eingestiegen werden." 3) Drei kurze Schläge: "Abfahrt, Niemand darf mehr einsteigen."
- Was stehen die Leute in Straßburg und gucken hinauf nach dem Thurme des Münsters? Da oben in schwindelnder Höhe von 360 Fuß hängt ein Gerüst, das sich wie ein Vogelnest ausnimmt und auf ihnen stehen Steinhauer und nehmen die im Bombardement von 1870 zerschossenen Zierrathen ab, um sie wieder anzusetzen, wenn sie in den Werkstätten hergestellt worden sind. Später werden auch Kaiserstatuen da oben aufgestellt, die nichts von Schwindel wissen.
- In Wien hat der durch eigenen Leichtsinn herabgekommene Schneider Pokorny seine 5 Kinder und dann sich selbst erhängt. Er hatte seine Frau fortgeschickt, um ein Gansviertel zu holen und dann zuerst seinen ältesten 9jährigen Sohn Karl, dann den 8jährigen Heinrich, dann nacheinander die 6jährige Hermine, die 2jährige Pauline und den 8 Monate alten Robert an eigens in verschiedene Theilen der Wohnung eingeschlagenen Nägeln aufgehängt und zuletzt sich selbst an der Thürschnalle erdrosselt. Die Stricke hatte er den Kindern zuerst unter dem Vorwande eines Spiels um den Hals gelegt. Als die Mutter heimkam, war die Thüre geschlossen, und sie hörte ein leises Wimmern. Es war dies der 8jährige Heinrich, dessen Nagel etwas zu tief eingeschlagen war, und der in Folge dessen mit den Zehen noch den Boden berührte. Nachdem er abgeschnitten war, erholte er sich bald, bei den übrigen aber waren alle Wiederbelebungsversuche fruchtlos.
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