No. 29
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. April
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 29 Seite 1]

Politische Rundschau.

Deutschland. Se. Majestät der deutsche Kaiser hat die beabsichtigte Reise nach Italien nunmehr definitiv aufgegeben, wie verlaut, auf ärztlichen Rath. Dagegen haben II. KK. HH. der Kronprinz und seine Gemahlin ihre Reise nach Italien schon gestern angetreten, während die jüngeren Kinder derselben am selben Tage nach England abgereist sind.
Dem deutschen Reichstag steht, wie officiös versichert wird, eine Herbstsession bevor.
Am Donnerstag feierte der kommandirende General der Infanterie v. Fransecki sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum.
Das preußische Abgeordnetenhaus berieth seit Donnerstag über die Provinzialordnung in zweiter Lesung und hatte bis Sonnabend schon die ersten 10 Paragraphen fast ganz nach den Vorschlägen der Kommission angenommen. Die Theilung der Provinz Preußen in Ost= und Westpreußen wurde abgelehnt. Dagegen wurde in den §§ 9 bis 13 trotz des Wiederspruchs der Regierung, in Bezug auf die Zahl und Vertheilung der Abgeordneten zum Provinziallandtag, eine bedenkliche Bevorzugung der größeren Städte genehmigt. In § 2 wird die Haupt= und Residenzstadt Berlin aus dem Communalverbande der Provinz Brandenburg ausgeschieden, während die Regierungsvorlage Berlin, Charlottenburg und die umgebenden ländlichen Ortschaften zu einem besonderen Provinzialverbande vereinigt wissen wollte.
Das Herrenhaus beräth heute über das s. g. Sperrgesetz.
Die allgemeine deutsche Lehrerversammlung sollte in diesem Jahre in Darmstadt stattfinden; da aber die Darmstädter sich nicht recht bereitwillig gezeigt haben, was wir ihnen beiläufig nicht verdenken, so wird eine andere Stadt gesucht werden müssen.
Der Protestantenverein, der augenblicklich wieder äußerst geschäftig ist, seine destruktiven kirchenfeindlichen Grundsätze zu verbreiten und Anhänger zu gewinnen, will den diesjährigen Protestantentag vom 14. bis 16. September in Breslau abhalten, um namentlich über die preußische Kirchenverfassungsfrage zu verhandeln. Zuvor aber soll noch ein südwestdeutscher Protestantentag in Mannheim in der Woche nach Pfingsten und ein nordwestdeutscher Protestantentag wahrscheinlich in Hannover stattfinden. Möchte unsere Kirche von der Rührigkeit ihrer Feinde lernen!
An Stelle des aus dem Kultusministerium ausgeschiedenen Dr. Wiese, dessen in der Leitung des Gelehrtenschulwesens in Preußen erworbenen Verdienste auch seine Feinde nicht leugnen können, wenn sie ihn auch mit Spott und Schmähungen überschütten, scheint man durchaus einen möglichst kirchenfeindlichen Nachfolger gewinnen zu wollen. Doch hat die Sache trotzdem ihre Schwierigkeit, denn der Gymnasial=Director Dr. Wendt in Karlsruhe hat den Ruf nach Berlin abgelehnt, und den übrigen in Aussicht genommenen Persönlichkeiten fehlt mehr oder weniger das wichtigste Erforderniß. Ebenso hat auch, wie rheinische Blätter mittheilen, der Provinzial=Schulrath Dr. Stauder in Koblenz es abgelehnt, die Stelle des gleichfalls aus dem Kultus=Ministerium scheidenden Geh. Regierungsrathes Dr. Stieve zu übernehmen.
Die Ostd. Z. weiß von einer Ministerial=Verfügung an die Regierungsbehörden, wonach gegen ultramontane Straßenaufläufe, wie sie zumal bei Abführung oder Entlassung katholischer Geistlichen aus den Gefängnissen vielfach stattfinden. Sofort energisch eingeschritten werden soll. Auch sind schon an verschiedenen Orten derartige Demonstrationen mit Gefängniß und Geldstrafen geahndet.
Der Grund, weswegen gegen den greisen Fürstbischof Förster in Breslau, der am 17. d. M. sein goldenes Amtsjubiläum feiert, das gerichtliche Verfahren wegen Amtsentsetzung eingeleitet werden soll, ist wahrscheinlich, daß derselbe die päpstliche Enzyklika in Nr. 211 der "Verordnungen des fürstbischöfl. General= Vikariatsamts zu Breslau" u. zw. an der Spitze des Blattes in lateinischer Sprache hat abdrucken lassen.
Die in Deutschland stattfindenden Sammlungen für die Karlisten sollen der katholischen "Germania" zufolge zum Besten der verwundeten Karlisten geschehen.
In Preußen ist der Theologenmangel schon so groß, daß nach den neuesten Berechnungen von jetzt ab ein Viertel aller preußischen Pfarrstellen unbesetzt bleiben muß. Man will den Grund davon in der notorisch sehr geringen Besoldung der kirchlichen Aemter finden; aber wohl mit Unrecht; der Grund liegt sicher in der unklaren bekenntnißlosen preußischen Union selber, die nicht ja und nicht nein ist und mit Phrasen sich aushilft, sowie in dem Winde, der da weht und mit dem der Protestantenverein segelt. Das sollte man doch lernen aus der Verödung der bekenntnißfeindlichen Universitäten, wie Berlin, Gießen, Heidelberg, deren letztere augenblicklich neun, während Gießen acht Theologie Studirende zählt. Dagegen sind die bekenntnißtreuen Universitäten wie Leipzig, Erlangen, Rostock noch reichlich besucht.
Wichtig ist ein Erkenntniß des Königl. Kreisgerichts zu Marburg, wodurch ein Lehrer in zweiter Instanz freigesprochen wurde, der seine Tochter, nachdem er selber wegen Renitenz, wie viele andere, abgesetzt war, nicht mehr in die Schule geschickt sondern selbst unterrichtet hatte. Das Kreisgericht zu Treysa verurtheilte ihn deswegen, die Schulversäumnißstrafen zu zahlen. Dagegen gründet sich das freisprechende Erkenntniß der Appellations=Instanz auf die §§ 21 und 22 der Verfassungsurkunde, wonach es den Eltern freisteht ihren Kindern den für die öffentlichen Schulen vorgeschriebenen Unterricht in einer öffentlichen oder in einer Privatschule ertheilen, welcher seine Befähigung der betreffenden Staatsbehörde nachgewiesen hat. Letzteres gethan zu haben, konnte dem abgesetzten Lehrer nicht bestritten werden.
In Bayern ist den katholischen Theologen staatlich untersagt, in das Collegium Germanicum in Rom einzutreten, so lange den Jesuiten oder einem derselben verwandten Orden dessen Leitung unterstellt ist, widrigenfalls sie von allen inländischen kirchlichen Pfründen ausgeschlossen werden.
In Hamburg hat die Bürgerschaft beschlossen,

[ => Original lesen: 1875 Nr. 29 Seite 2]

den Senat zu ersuchen, das Commissorium, durch welches das verfassungsmäßig dem Senat zustehende Begnadigungsrecht dem Chef der Polizeibehörde theilweise übertragen worden, wieder zurückzunehmen.
Der Landgraf von Hessen wird seinen Wohnsitz in Philippsruhe nehmen, wohin in voriger Woche eine große Menge werthvoller Gegenstände von Silber und Porcellan aus dem kurfürstlichen Fideikommiß geschafft wurde, die dem Landgrafen als Eigenthum überwiesen worden sind.
Der von 1848 her bekannte, jetzt fast vergessene revolutionäre Dichter Herwegh ist am 7. April in Baden=Baden gestorben.
Österreich. Der Kaiser Franz Joseph hat am 7. April Italien wieder verlassen und sich von da nach Pola in Istrien begeben, von wo derselbe am Sonnabend nach Zara abgereist ist.
Der Kongreß der österreichischen Volkswirthe hat sich für Wiedereinführung des Schutzzolles oder wie sie es nennen, Ausgleichzolles in Höhe von 10 bis 20 Prozent des Werthes der Waaren erklärt.
Italien. Aus Rom kommt die Nachricht, daß in Venedig die Grundlagen zu einem neuen österreichisch=italienischen Handelsvertrag endgültig festgestellt worden seien.
Schweiz. Die Volksabstimmung über die neuen Bundesgesetze betr. Civilehe und politische Stimmberechtigung wird nach Beschluß des schweizerischen Bundesraths am 23. Mai stattfinden.
Frankreich. Am 5. d. M. haben die Generalrathssitzungen begonnen.
Der neue in Creuzot aus Eisensteinen, die aus Algier kommen, gefertigte Stahl soll so ausgezeichnet sein, daß man mit den neuen aus demselben hergestellten Kanonen bisher ganz unbekannte Tragweiten erzielt. - Die Nachtübungen der Armee von Paris sind wieder aufgenommen. - Der Kriegsminister hat ein Reglement über Einführung der österr. Cavallerie=Manöver erlassen; und das Amtsblatt veröffentlicht zwei Dekrete, welche die Forst= und Zollpersonale für Kriegszeiten der Armee einverleiben. - Den "neuen militärischen Blättern" zufolge wendet die französische Regierung alle Mittel an, um die Neubewaffnung der Armee bis zum Frühjahr 1876 vollständig ins Werk zu setzen. Für die Infanterie sollen bis dahin zwei Millionen Gras=Gewehre beschafft werden. Auch sollen zwei französische Etablissements bis Ende Februar 1876 eine Lieferung von 100 Millionen Metallpatronen bereits übernommen haben.
England. Der Prinz von Wales ist von seiner Reise ins südliche Frankreich nach London zurückgekehrt. Derselbe soll an Rheumatismus leiden.
In der Sitzung des Unterhauses am 7. April wurde der Gesetzentwurf über das Stimmrecht der Frauen mit 187 gegen 152 Stimmen abgelehnt. Der Ministerpräsident stimmte mit der Minorität.
Am Freitag wurde die katholische Universität in Kensington in West=London feierlich eröffnet, wobei der neuernannte Kardinal Manning zum ersten Mal in seiner neuen Würde öffentlich auftrat.
Spanien. Die Nachricht von dem Uebertritt Saballs scheint sich nicht zu bestätigen. Vielmehr soll derselbe mit Lizarraga an Don Karlos eine Adresse gerichtet haben, worin sie ihn der Treue der katalonischen Armee versichern. Dagegen sind die beiden Generale Aguirre und Velasko der Sache des Don Karlos untreu geworden und zum König Alfons übergegangen.
Die Post vom Auslande, welche am 20. März in Barcelona eintreffen sollte, sowie am selben Tage von Barcelona nach Perpignan abgegangene Post ist von Karlistenbanden unterwegs abgefangen und zerstört, was vom Kaiserlichen General=Postamt zur Öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Aus der Türkei bringen die "Times" die Nachricht, daß am 9. März in Beirut von fanatischen Muhamedanern ein arger Angriff auf die dort wohnenden Christen und einige Tage zuvor ein Mordversuch gegen den englischen Konsul verübt worden ist.
In Jerusalem hat der dortige deutsche Verein beschlossen, ein deutsches Palästina=Museum zu gründen, für welches schon nicht unbedeutende Anfänge von Sammlungen gemacht sind, und welches gewiß das Interesse jedes Deutschen besitzt. Da aber die dortige deutsche Kolonie zu wenig zahlreich und zu unbemittelt ist, um die Kosten der Errichtung, Erhaltung, Bereicherung und Ueberwachung dieser Anstalt zu tragen, so wenden sich die mit der Sache betrauten Comite=Mitglieder an alle Freunde des Unternehmens mit der Bitte, durch Geldbeiträge den bereits zusammengebrachten Fonds zu vermehren.


Landesnachrichten.

S. K. H. der Erbgroßherzog ist auf Wunsch seines Vaters, unseres Großherzogs, aus seinem bisherigen Verhältniß als Major à la suite des 2. Garde=Ulanen=Regiments ausgeschieden und gleichzeitig mit der Uniform dieses Regiments zu den Officieren à la suite der Armee versetzt. Wie wir hören, wird Höchstderselbe nunmehr dauerndem Aufenthalt in Neustrelitz nehmen, um sich namentlich den Regierungsgeschäften zu widmen.
- In Schwerin ist der Staatsrath v. Bülow zum Mitglied des Staatsministeriums und Vorstand des Finanzministeriums ernannt und am 3. d. M. in sein neues Amt eingeführt.
- Am 7. d. M. sind die beiden Schweriner, welche an der deutschen Expedition zur Beobachtung des Venusdurchganges nach den Kerguelen=Inseln theilgenommen haben, Kammer=Photograph Bobsien und Mechanikus Krille, wieder in Schwerin eingetroffen.
- Den Vernehmen nach wird auch die mecklenburgische Artillerie an den Mitte Mai auf der Lockstedter Haide stattfindenden Artillerie=Schießübungen des 9. Armee=Korps theilnehmen.


Anzeigen.

Am 25. März d. J. hat sich ein Mensch, der sich für einen Müller M. Brackau aus der Gegend von Bergedorf, wo ein solcher aber unbekannt ist, durch Hinterlegung eines falschen Wechsels über 300 M. und eines Postscheins über 150 M. zu Lüdersdorf hiesigen Fürstenthums 7 Taler (Mecklenburg) betrügerischer Weise verschafft; auch ist er dringend verdächtig, aus der Wohnung des Krügers Fahrenkrug daselbst eine graugestreifte Bucksking=Hose und eine Weste entwendet zu haben.
Wir bitten, da gegen den p. Brackau das Vergehen des Betrugs und des Diebstahls strafbar nach den §§ 263 und 242 des St.=G.=B., indicirt ist, unter Bezugnahme auf das nachstehende Signalement alle Gerichts= und Polizeibehörden dienstergebenst, auf denselben zu vigiliren und ihn im Falle der Betretung zu arretiren und hierher abzuliefern.
Schönberg, den 8. April 1875.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     

Signalement:

Alter: einige 40 Jahre.
Statur: mittelgroß, schlank.
Bart: röthlicher Backenbart und Schnurrbart.
Besondere Kennzeichen: der Kopf ist vorn von Haaren sehr entblößt.
Bekleidung: 1) Ein dunkler Ueberzieher, auf der einen Schulter etwas aufgerissen.
               2) brauner Tuchrock
               3) Dunkle Hose und dunkle Weste.
               4) Platt herabfallende Mütze.
               5) Graues Halstuch.
               6) Halbstiefel.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg vor dem Sabower Thore sub Nr. 24 - früher Nr. 13k - belegene Wohnhaus c. p. des Arbeitsmanns Friedrich Thormann allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am 6. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid abgefaßt und publicirt worden ist.
Schönberg, den 6. April 1875.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


[ => Original lesen: 1875 Nr. 29 Seite 3]

In der Nacht vom 4./5. d. M. sind zu Hof Rabensdorf nach der desfallsigen Anzeige aus der Knechtskammer im Pferdestalle aus den gewaltsam erbrochenen Laden:

A. 3 Zwanzig=Markstücke und 49 Thlr. 24 ßl. Pr. Cour. in verschiedenen Münzsorten,
B. 32 Thlr. Pr. Cour. in harten Thalerstücken gestohlen.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Auskunft über den Thäter oder die Thäter, sowie über den Verbleib des Geldes geben können, aufgefordert, unverzüglich davon hierher Anzeige zu machen, ebenso wie alle resp. Gerichts= und Polizei=Behörden um Vigilanz ersucht werden.
Schönberg, den 7. April 1875.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.


Oeffentl. meistbietender Zwangs=Verkauf eines Grundstücks.

Das in der Stadt Ratzeburg belegene Wohnhaus neben Zubehör des Tischlers Johann Carl Christian Peters in Ratzeburg (Fischergang Nro. 274,

Schuld= und Pfandprotoll vol. VI fol. 271) soll, ausgeklagter Forderung wegen, im Wege der Hülfsvollstreckung öffentlich meistbietend verkauft werden; und ist zu diesem Ende

erster Termin auf
den 20. April 1875 Vormittags 11 Uhr
zweiter Termin auf
den 18. Mai 1875 Vormittags 11 Uhr
dritter und letzter Termin auf
den 15. Juni 1875 Vormittags 11 Uhr

angesetzt. Kaufliebhaber wollen sich alsdann vor dem Unterzeichneten Amtsgericht einfinden. Alle und Jede, welche Ansprüche und Foderungen irgend welcher Art an das zu verkaufende Grundstück zu haben vermeinen, haben dieselben zur Vermeidung des Ausschlusses

am 18. Mai 1875 Vormittags 11 Uhr

anzumelden und zu bescheinigen, Auswärtige auch Bevollmächtigte am Gerichtsort zu bestellen.
Der Ausschließungsbescheid wird nur an der Gerichtsstelle angeheftet werden.
Ratzeburg, den 16. März 1875.

Königlich Herzogliches Amtsgericht.
Sachau.
(H.0766b.)                                             Bodmer.


Holzverkauf.

Es sollen am Sonnabend den 17. April, aus den Hohenmeiler Tannen meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

1750 kiefern Schleete und Latten,
1200 Hopfenstangen,
50 fichten Wese= und Leiterbäume und
11 Classentannen;
ferner aus dem Heidenholze:
16 eichen Deichsel.
Die Auction findet Morgens um 10 Uhr im Saale des Gastwirths Lenschow zu Selmsdorf statt.
Das Holz kann vor der Auction nachgewiesen werden.
Hohemeile, den 10. April 1875.

J. Lentzow.     


Verkaufs=Anzeige.
Am Mittwoch, den 14. d. Mts.,
von Morgens 10 Uhr an,

sollen im Hause des Schulzen Siebenmark zu Schwanbeck öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

10 Schafe und 1 Chatulle;
an demselben Tage, Nachmittags 3 Uhr, im Kruge zu Zarnevenz:
8 Schafe, 1 Schinken, 13 Pfd. schwer, 1 schwarzer Tuchrock und 1 Düffelrock.
Schönberg, den 8. April 1875.

Seegert, Landreiter.     


Wegen Aufgabe des Geschäfts verkaufe ich nachfolgende Gegenstände billig:
einen Theil meines Ladens, darüber eine Rocoll, 11 Fuß lang, 8 Fuß hoch, eignet sich sehr gut als Milchborte, auch passend für Manufacturisten, 1 Decimalwaage, Tragkraft 8 Ctr. nebst eisernen Gewichten, 1 Ladentischwaage, Tragkraft 25 Pfd., Balken und Schaalen von Messing, 2 Handwaageschaalen, Balken, Ketten und Schaalen von Messing, 1 Allkoholometer, in Lederfutteral, 2 eiserne Mörser, 1 große, 1 kleine, 1 starke Kuhlleiter und sonstige zum Geschäft gehörende Utensilien.
Schönberg April 1875. H. Wieschendorf.


Die Schulgelderhebung

findet in den nächsten beiden Wochen - vom 19. bis 30. d. M. - statt; die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.
Schönberg, den 13. April 1875.

J. Wegner,
beauftragter Erheber.


Heute wurden wir durch die Geburt eines gesunden Knaben hoch erfreut.
Ribnitz, den 10. April 1875.

Paul Niemann und Frau
geb. Rusch.


Am Dienstag den 13. April findet im Saale der Wwe. Köste r zu Schönberg ein

Schützen=Ball

statt, zu welchem die Unterzeichnete alle Ehren= Uund Schützenmitglieder hiedurch ergebenst einladen.

Entree für jedes Mitglied 50 Pf.

Der Ball wird präcise um 8 Uhr mit der Polonaise eröffnet.
Schönberg, den 5. April 1875.

Die Aeltesten der Schützenzunft.


Meinen vereinten Freunden und Gönnern die ergebende Anzeige, daß ich meinen

Schuh- & Stiefel-Laden

von der Fleischhauerstraße nach der

Beckergrube 136, Ecke vom Fünfhausen,

verlegt habe. Indem ich für das mir bewiesene Wohlwollen danke, bitte ich, mir solches in meinem neuen Hause auch zu erhalten.
Lübeck, den 8. April 1875.

Hochachtungsvoll
J. Schleuss, Schuhmachermeister.


Kattun=Rohrhüte werden gemacht von
Frau Zellinsky,
Schönberg, Schlauentrift Nr. 17


Lockwischer Brodverkauf.

Den hochgeehrten Bewohnern der Stadt und der Umgegend hiermit zur Anzeige, daß ich nach mehrmaliger Aufforderung den Entschluß gefaßt, den bisher bestandenen Brod=Niederlagen, Herrn Brüchmann und Herrn Schwie, noch eine dritte folgen zu lassen, habe diese dem Herrn Bockwoldt, früher Zieglermeister, wohnhaft Siemzer Straße in dem Hause der Schornsteinfegerwittwe Schulz neben Kupferschmied Meß, überwiesen mit der Bitte, daß dem früheren sowie meinem Geschäfte durch Schwie und Brüchmann geschenkte Vertrauen auch auf den p. Bockwoldt übertragen zu wollen.
Die Eröffnung findet am Freitag den 9. April dieser Woche statt. Indem ich stets reelle Waare und mit Hülfe eines tüchtigen Werkmeisters ein. wohlschmeckendes Brod verspreche, bitte ich meine geehrten Kunden um geneigtes Wohlwollen und empfehle mich

Hochachtungsvoll und ergebenst
G. Creutzfeldt.

Lockwisch, den 4. April 1875.


Eduard Levissohn
in Rehna

erlaubt sich, den Empfang der neuen, in Berlin und Leipzig eingekauften Waaren anzuzeigen und damit sein Tuch= und Modewaaren=Lager bestens zu empfehlen. Die Auswahl ist eine vorzüglich schöne und die Preise billigst berechnet.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 29 Seite 4]

Nähmaschinen

verschiedener Systeme aus den renommirtesten Fabriken zu Fabrikpreisen,

Handnähmaschinen vorzüglicher Construction,

ferner Lager von Maschinenöl, Garnen und Seide empfiehlt

Julius Schweigmann in Schönberg.     


Für die Frühjahrs=Saison

halte mein durch neue Einkäufe gut assortirtes Lager bestens empfohlen.

Vorzügliche Auswahl an Bucksking und Kleiderstoffen.
Neue Sendung von Jacquets und Talmas soeben eingetroffen.

Julius Schweigmann.     


E. Stiller's Maschinen-Niederlage in Lübeck,
Nr. 483 an der Trave bei der Engelsgrube,
hält vorräthig und empfiehlt:
Universal-Säemaschinen, 3 schaarige Saat- und Acker-Pflüge, verbesserte Royal-Mähmaschinen, Kirby, Grasmäher, und Stahl-Hungerharken.
Viehwagen mit Gallerie, Häcksel- und Rübenschneider, Lawrencer Milchkühler, Lefeldts rotirende Butterfässer- und Käsepressen, Dänische Butterkneter, Radelsortir-Cylinder, verstellbare Korncylinder, Kalbfütterer, eiserne Ferkel- und Schweinetröge, sämmtliche neuester Construction.


Braune Steingutwaaren, Porcellan, emaill. Milchsatten und Eisenwaaren, Koch= und Maschinentöpfe

empfiehlt in bedeutender Auswahl

H. C. Weinrebe,
Töpfermeister.

Schönberg, April 1875.


Hiesiges als Rigaer
Kron=Säeleinsaat

empfiehlt zu den billigsten Preisen Aug. Spehr, Schönberg.


Moderne Filzhüte empfiehlt Julius Schweigmann.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Spanische Pflaumen empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Schönberg.


Rigaer Säeleinsaat empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Schönberg.


Rothen,weißen u. Steinklee=Saamen, Raygrassaat u. Thymote empfiehlt billigst
J. Ludw. D. Petersen.
Schönberg.


Sein Lager von
Tapeten und Borden
in den neuesten Mustern
empfiehlt                H. E. Peters, Glasermeister.


Fertige
Oelfarbe und Fußbodenfirniß
empfiehlt                H. E. Peters, Glasermeister.


Spiegel, Photographierähmen, und geschweifte Gardinenleisten
empfiehlt                H. E. Peters, Glasermeister.


Ich bin von meiner Krankheit wieder hergestellt und kann mein Geschäft nun fortsetzen. Zugleich bitte ich die Stadt= und Landbewohner, welche Zutrauen zu mir haben, sich an mich wenden zu wollen
Schönberg.

J. Callies, Viehverschneider.


Fremde Tagelöhner erhalten in dieser Woche auf dem Gute Neuenhagen 30 Schill. Tagelohn.


Gesucht zum 1. Mai 2 Mädchen zu allen häuslichen Arbeiten und 2 Hausknechte für die Wirthschaft im Colosseum in Lübeck.

(H. 0556 b.)       
Johs. Friedr. Wilms.       


Am Sonnabend=Nachmittag dieser Woche habe ich eine Anzahl 6 Wochen alter Ferkel,zu verkaufen, wozu ich Kaufliebhaber ergebenst einlade.

J. Koth,
Viehhändler.


Arco Mein kleiner, brauner, langhaariger Hund ist mir am 7. d. Mts. entlaufen. Dem Wiederbringer eine Belohnung. Eigenthumsrecht vorbehalten.

Schönberg.                                            J. Pöhls.


Durch den Unterzeichneten ist eine gut erhaltene Kutsche zu verkaufen.
W. Holldorf.


Verloren.

Auf dem Wege von Rottensdorf nach Schönberg ist am Sonntag Abend eine goldene Broche verloren und wird der ehrliche Finder gebeten, dieselbe gegen eine gute Belohnung beim Schuhmacher Godknecht in Schönberg abzugeben.


Wohnungs=Veränderung.

Seit Ostern wohne ich nicht mehr beim Tischlermeister Brockmüller, sondern im Hause des Zimmermeisters Herrn Egert, Marienstraße, früher Schwiesow'schen Hause.

Wilh. Michel, Tischlermeister.


Lef Schauster Johann Möller!

Wie gratuliren Di ok all ganz bannig tau Dinen äbermorgenden 39sten Geburtstag, dat de ganze Siemzer=Strat bäwert und all de Siden up de Fidel springen.
Aewer dii Fatt, watt in Sicht is, is gewiß ken lütt Fatt.


Von Ostern wohne ich nicht mehr beim Töpfer Hauschild, sondern beim Kaufmann Wieschendorff Siemzerstraße.

Schönberg.                                               H. Claasen,Schneider.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M 50Pfennig  bis 18 M 30Pfennig.
Roggen14 M 75Pfennig  bis 15 M 60Pfennig.
Gerste14 M 75Pfennig  bis 15 M 60Pfennig.
Hafer16 M 50Pfennig  bis 17 M 40Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M 40Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat21 M -Pfennig  bis 22 M 30Pfennig.


(Hiezu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 29 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 29 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. April 1875.


Ein Freiwilliger.
[Erzählung]
(Fortsetzung und Schluß.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 29 Seite 6]

Ein Freiwilliger.
[Erzählung]
[Schluß.]


- Bei der feierlichen Beisetzung der jüngst verstorbenen Prinzessin Torlonia in Rom hatte man Gelegenheit, zu beachten, daß eine alte römische Sitte, die auf den ersten Blick vielleicht kindisch erscheinen mag, der es aber doch nicht an einem eigenthümlichen poetischen Reize fehlte noch immer nicht außer Gebrauch gekommen ist. Als nämlich der prunkvoll geschmückte Sarg in der Kirche von SS. Apostoli beigesetzt war, als alle Leidtragenden, die Priester und die gaffende Volksmenge sich entfernt hatten, da schritt der alte Haushofmeister der Familie Torlonia ernsten und gemessenen Schrittes bis zum Sarge, verbeugte sich und sprach ehrerbietig: "Exzellenz, befehlt ihr noch Etwas?" Eine Weile wartete er dann in gebeugter Stellung und als die todte Exzellenz ihr trübseliges Schweigen nicht brechen wollte, da beugte sich der Haushofmeister abermals und verließ die Kirche ebenso ernst und gemessen, als er sie betreten hatte. Draußen vor dem Thore stand der Wagen der Prinzessin, die Diener in großer Gala, einer von ihnen am Schlage, die Klinke in der Hand. Der Haushofmeister näherte sich ihm, ließ mit eigener Hand die Vorhänge herab, nahm dann dem Kutscher die golddurchwirkte Peitsche aus der Hand, brach sie über dem Knie und rief dann der Dienerschaft zu: "Ihre Hoheit befiehlt nichts weiter, Ihr könnt nach Hause fahren!" Langsam setzten sich die Pferde in Bewegung und im Schritte rollte der Wagen dem Palaste der Torlonia zu, den seine Herrin nimmer betreten wird. - In jedem fürstlichen Hause Italiens wird diese Sitte beim Tode eines der Mitglieder beobachtet.
- Ein Aprilscherz. Die Wormser Zeitungen vom 1. April enthalten folgendes drollige "Eingesandt": "Den Bewohnern von Worms und Umgegend wird heute (Donnerstag) Gelegenheit geboten, die für den Zoologischen Garten in Frankfurt angekauften Nilpferde zu sehen. Dieselben kommen in Begleitung des bekannten Dr. Bodinus schwimmend (der Doctor schwimmt also auch mit!) den Rhein herunter und werden so per Wasser nach ihrem Bestimmungsorte geführt. In Worms findet in der Behausung des Gastwirths Mees die Fütterung statt, während welcher Zeit es dem Publikum vergönnt ist, diese seltenen Thiere, wovon bisher nur Exemplare in London und Amsterdam zu sehen waren, genau in Augenschein zu nehmen. Es wird jedoch das Publikum höflichst gebeten, keine Hunde mitzubringen, indem Nilpferde bekanntlich bei deren Anblick in eine oft Tage lang anhaltende Wuth versetzt werden. Die Thiere werden gegen 10 Uhr ankommen und Nachmittags ihre Reise fortsetzen." Darauf hin fand sich nun bei genanntem Gastwirth eine gewaltige Menschenmenge ein, "um das Rhinoceros zu sehen." und werden sicher, um den Aerger über die erlittene Enttäuschung hinunterzuspülen, recht viele Schoppen vertilgt worden sein.
- Die deutschen Blecharbeiter, die manches stille Ehrenmitglied haben, veranstalten am 11. September eine Ausstellung in Cassel.


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