No. 25
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. März
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 25 Seite 1]

Der Oster=Feiertage wegen erscheinen die "Anzeigen" am Dienstag nicht.


Politische Rundschau.

Mecklenburg. Wie in ganz Deutschland ist auch in Mecklenburg allerorten des Kaisers Geburtstag in dankbarer Freude gefeiert worden, ein echt nationales Fest, das nicht erst von oben herab hat dekretirt werden brauchen, denn nicht nur durch seine großen Siege hat sich unser Kaiser eine Stelle in dem Herzen jedes Deutschen erobert, sondern mehr noch hat er sich die achtungsvolle Ehrfurcht und Liebe wenigstens aller rechten Christen gewonnen durch seine ungeschminkte Frömmigkeit und durch sein offenes glaubensmuthiges Bekenntniß, womit er seinem Volke voranleuchtet, und es so ernst ermahnt, im Glauben an den menschgewordenen Gottessohn zu verharren und von christlicher Sitte nicht zu lassen. Möge Gott unsern Kaiser schützen und ihn seinem Volke zum Segen und zum leuchtenden Vorbild noch lange erhalten!
Unser Großherzog ist am Abend des 21. März in Berlin eingetroffen.
Deutschland. Se. K. H. der Erbgroßherzog von Mecklenburg=Strelitz, Rittmeister à la suite des 2. Garde=Ulanen=Regiments ist zum Major, Se. H. der Herzog Wilhelm von Mecklenburg=Schwerin zum General der Cavallerie ernannt worden.
Se. Majestät der Kaiser hat in Anlaß der vor kurzem geschlossenen Provinzial=Synoden eine Allerhöchste Order an den Präsidenten des preußischen Oberkirchenamtes erlassen, worin demselben der Allerhöchste "besondere Dank", dem Kollegium die Allerhöchste "Anerkennung seiner erfolgreichen Thätigkeit", sowie vollständiges Einverständniß mit den leitenden Grundsätzen desselben bekundet wird.
Am 20. März ist der Urtheilsspruch gegen die berliner Häupter der Sozialdemokraten in Betreff der Sozialistischen Arbeitervereine verkündigt. Der berliner Lokalverein des "Allgemeinen deutschen Arbeitervereins" soll definitiv geschlossen werden; ebenso der dortige Lokalverein des "Allgemeinen deutschen Maurer= und Steinhauerbundes" und der Localvereine, sowie der Gesammtverein des "Allgemeinen deutschen Zimmerervereins." Die Leiter und Vorsteher dieser Vereine, Hasenclever (Reichstagsabgeordneter) Ecks, Reimer, Hurlemann und Kapell sind zu mehr oder weniger Geldstrafe event. Gefängniß verurtheilt.
Aus Fulda wird berichtet, daß der ausgewiesene katholische Pfarrer Helfrich aus Dipperz aufs neue von Gensdarmen in der Kirche beim Messelesen verhaftet und nach Fulda gebracht worden sei.
Der "Nordd. Allg. Ztg." zufolge ist die deutsche Bark "Fürst Bismarck", Kapitän Krause aus Bremen, die an der chinesischen Küste bei Swatau (Provinz Kanton) auf Felsen gerathen war, trotz der muthigsten Gegenwehr der drei Schiffsoffiziere geplündert und eines Theils ihrer Ladung beraubt worden, bis nach 5-6 Stunden die hochgehende See die Räuber zum Abzug zwang. Der kaiserliche Konsul zu Kanton hat vom chinesischen Generalgouverneur die Bestrafung der Räuber und volle Entschädigung der deutschen Interessen verlangt. Zugleich hat sich die deutsche Korvette "Ariadne" von Hongkong nach Swatau begeben, um "unserer Handelsflagge bei der unlenksamen Bevölkerung jener von einem deutschen Kriegsschiff bisher nicht besuchten Gegend für die Folge Achtung und Sicherheit zu verschaffen.
Oesterreich. Der hochbejahrte Kaiser Ferdinand von Oesterreich, der in seiner Residenz Prag nicht unbedenklich erkrankt war, befindet sich wieder auf dem Wege der Besserung.
Bei den Ergänzungswahlen zum Landtag in den böhmischen Stadt=Wahlbezirken haben überall mit einer Ausnahme die Altczechen ihre Kandidaten durchgebracht. Doch hatten an manchen Orten die Jungczechen nicht unbedeutende Minoritäten aufzuweisen.
Schweiz. Dem Weltpostvertrage ist auch Italien beigetreten, und auch in Oesterreich wird derselbe alsbald die Ratification des Kaisers erhalten; nur in Frankreich ist der Vertrag noch nicht einmal von der Nationalversammlung berathen.
Frankreich. Die Nationalversammlung hat sich bis zum 11. Mai vertagt.
Der französische Botschafter in London Graf von Jarnac ist gestorben.
England. Für England sind in Ostindien nicht unbedenkliche Verwickelungen eingetreten, in Folge deren der Prinz von Wales sich dorthin begeben wird; doch ist die Reise desselben den neuesten Nachrichten zufolge bis zum November hinausgeschoben.
Der neuerdings vom Papst zum Kardinal ernannte englische Erzbischof Manning ist ein Proselyt und gehörte bis zum Jahre 1851 der anglikanischen Kirche an, in welcher er die Würde eines Erzdiakonus bekleidete. Man sieht, Rom belohnt nicht schlecht, und ehrgeizige Verräther ihres Glaubens finden in der römischen Kirche ihre Rechnung.
Italien. Der 19. März, als der Tag des hl. Joseph, des Schutzpatrons Garibaldis, bot Gelegenheit dem augenblicklich als Deputirten in Rom anwesenden Garibaldi eine großartige Ovation mit fast königlichen Ehrenbezeugungen darzubringen.
Der Kronprinz Humbert wird der Mailänder "Perseveranza" zufolge dem Kaiser von Oesterreich bis an die Grenze entgegenreisen.
Spanien. Mehr als Karlisten und Politik beschäftigt die Madrider die am 28. d. M. wieder zu eröffnende Saison der unmenschlichen und grausamen Stiergefechte.
Cabrera hat aufs neue eine Proclamation erlassen, worin er seine erste verunglückte Proclamation rechtfertigt und die Karlisten noch einmal auffordert, sich dem König Alfons anzuschließen.


- Aus Galizien haben sich viele katholische Geistliche nach Posen gemeldet, weil dort immer mehr Stellen vakant werden und besser dotirt sind als in Oesterreich. Dabei haben sie erklärt, daß
[ => Original lesen: 1875 Nr. 25 Seite 2]sie sich den Maigesetzen ohne Weiteres unterwerfen würden, da sie im Oesterreichischen seit länger als hundert Jahren ganz ähnliche Bestimmungen zu respektiren hätten.
- Bekanntlich hat der Papst ein Ablaßjubeljahr ausgeschrieben. Die russische Regierung hat aber ihre Erlaubniß (Placet) verweigert. So daß das päpstliche Rundschreiben im Lande nicht veröffentlich werden darf. Sie giebt als Grund an, es würden viele Leute der Arbeit entzogen, es gebe viel Unordnung und werde nur der Aberglaube gefördert.
- Der betagten Wittwe des Turnvaters Jahn, die noch in Freiburg an der Unstrut lebt, ergeht es sehr kümmerlich. Es ist zwar schon länger für sie gesammelt worden, allein das Capital beträgt nur 4500 Thlr. Ihr einziger Sohn Arnold lebt mit zahlreicher Familie in Amerika und kämpft selbst mit bitterer Noth.
- Eine englische medicinische Zeitung macht folgende Bemerkungen über das Gewicht des menschlichen Körpers in den verschiedenen Altern. Nach der Geburt wiegen im Durchschnitt die Knaben etwas mehr und die Mädchen etwas weniger als sechs englische Pfund. Während der zwölf ersten Lebensjahre ist das Gewicht beider Geschlechter fast gleich, nachher jedoch nimmt das männliche im Gewichte zu. Junge Männer in den Zwanziger=Jahren wiegen durchschnittlich 143 Pfund, während Mädchen im selben Alter nur 120 Pfund wiegen. Der Mann erreicht sein höchster Gewicht gegen 35 Jahre, das Weib nimmt hingegen an Gewicht bis zum 50. Jahre zu und ist in diesem Alter ihr Durchschnittsgewicht 128 Pfund. Im reifen Alter wiegen beide Geschlechter ungefähr 15mal mehr als bei der Geburt. Die Männer wechseln von 108 bis 229 Pfund, die Frauen von 88 bis 207 Pfund. Das natürliche Durchschnittsgewicht wird gewöhnlich mit 100 engl. Pfunden angenommen.


Bekanntmachung.

Die diesjährige Musterung der Militärpflichtigen des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg wird an den nachbenannten Tagen stattfinden, und zwar

in Schönberg
im Hause der Gastwirthin Boye
am Montag den 12. April

für die Stadt Schönberg, Vogtei Schönberg, Vogtei Rupensdorf und Vogtei Stove, sowie für die Zurückgestellten früherer Jahrgänge aus der Stadt und den obenbenannten Vogteien;

am Dienstag den 13. April

für die Vogtei Schlagsdorf, Vogtei Mannhagen, die Güter Dodow, Horst und Torriesdorf, sowie für die Zurückgestellten früherer Jahrgänge aus den gedachten Vogteien und Gütern, und das Classificationsgeschäft;

am Mittwoch den 14. April
Loosung;
jedesmal präcise von Morgens 8 Uhr an.

Es wird hierzu das Nachstehende bemerkt:

1) Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der in den §§ 176 ff. der Militär=Ersatz=Instruction angedrohten Strafen zu gestellen:
a. alle in dem Jahre 1855 Geborenen,
b. alle in den Jahren 1850 bis zum letzten December 1854 und in früheren Jahren Geborenen, welche noch keine endgültige Entscheidung über ihre Militärpflicht erhalten haben, mithin die Zurückgestellten, disponibel Gebliebenen früherer Jahrgänge u. s. w.
und haben die unter b. Bezeichneten ihre Loosungs= und Gestellungs=Atteste vorzuweisen.
2) Die Ortsbehörden haben sämmtliche im Orte anwesende und in die Stammrollen aufgenommenen resp. seit Aufstellung der Stammrollen neu zugezogenen Militärpflichtigen des laufenden Jahrganges oder früherer Jahrgänge zu dem betreffenden Tage, der festgesetzten Stunde und an den bestimmten Ort vor die Kreis=Ersatz=Commission zu beordern und dieselben entweder persönlich oder durch einen genügend instruirten Bevollmächtigten vorzustellen.
3) Auch ist Seitens der Ortsbehörden Sorge dafür zu tragen, daß im Musterungstermine die etwa noch fehlenden Geburtsscheine Auswärtiger zur Vorlage gebracht werden, und ferner, daß über alle in den Stammrollen verzeichneten Individuen, welche inzwischen den Ort oder Bezirk verlassen haben, zuverlässige Auskunft über deren gegenwärtigen Aufenthalt gegeben werden kann.
Die nach Aufstellung der Stammrollen neu zugezogenen Militärpflichtigen sind Zwecks Nachtragung in die Stammrollen sofort bei Vorlegung ihrer Legitimationspapiere namhaft zu machen.
4) Alle zur seemännischen Bevölkerung gehörenden Militärpflichtigen, nämlich
a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen oder Booten gefahren sind,
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr lang gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Flußdampfern - cfr. § 5 und § 34 der Militär=Ersatz=Instruction -
werden aufgefordert, die über ihre Fahrzeit resp. über ihre gewerbliche Qualification Auskunft gebenden Papiere etc. zu beschaffen und bei ihrer Gestellung vorzulegen.
5) Gesuche um Zurückstellung vom Militärdienst, Reclamationen - § 42 ff. der Militär=Ersatz=Instruction - werden sofort im Musterungstermine entschieden werden. Die Ortsbehörden werden aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß derartig Gesuche nach Vorschrift des § 4 Nr. 13 der Verordnung vom 2. Mai 1868 gehörig vorbereitet werden und mit den nöthigen Attesten versehen im Termine vorgelegt werden können. Auch sind in Fällen, wo die Kränklichkeit und Altersschwäche der Eltern den Reclamationsgrund bildet, oder wo erwachsene Brüder des Reclamirten zur Vertretung desselben in seinen häuslichen Verhältnissen nicht geeignet sein sollten, diese Personen mit zur Stelle zu beordern, soweit ihr Gesundheitszustand die Gestellung zuläßt, oder sonst ärztliche Atteste über ihren Gesundheitszustand beizubringen.
Wird den gesetzlichen Vorschriften über Anbringung der Reclamationen nicht genügt, oder werden derartige Gesuche erst nach dem Musterungstermine angebracht, so wird die Zurückweisung unausbleiblich erfolgen.
6) Das Vorhandensein von solchen Fehlern und Gebrechen, welche für den Arzt nicht sogleich erkennbar sind, z. B. Schwerhörigkeit, Blödsinn u. s. w. muß durch glaubhafte Atteste seitens der Ortspolizeibehörde, des Ortsgeistlichen oder sonstiger zuverlässiger Persönlichkeiten nachgewiesen werden.
Zur Nachweisung von Epilepsie wird auf die Bestimmung im § 74 Nr. 5 der Militär=Ersatz=Instruction aufmerksam gemacht.
7) Die Ortsbehörden haben die Militärpflichtigen während der Hin= und Rückreise zu den Musterungen in Aufsicht zu halten, damit Klagen über Ungehörigkeiten der Ersatz=Mannschaften vermieden werden.
8) Die Loosung der zur jüngsten Altersklasse gehörigen, der im Jahre 1855 geborenen Militärpflichtigen, findet nach beendigtem Geschäfte für sämmtliche Militärpflichtige des Aushebungsbezirks ohne Unterbrechung

am Mittwoch den 14. April
in Schönberg Morgens 8 Uhr

statt.
Wenn die Militärpflichtigen dazu nicht erscheinen, so zieht ein Mitglied der Commission für sie das Loos.

[ => Original lesen: 1875 Nr. 25 Seite 3]

Das Nichterscheinen im Loosungs=Termine hat keinerlei Nachtheile zur Folge.

9) Reservisten und Landwehrleute sowie Ersatz=Reservisten I. Kl., welche im Falle einer Mobilmachung wegen ihrer häuslichen Verhältnisse zurückgestellt zu sein wünschen, haben sich, nachdem sie ihre Gesuche rechtzeitig vor dem Ersatz=Geschäft bei den competenten Behörden angebracht, während der angesetzten Musterungstermine bei der Kreis=Ersatz=Commission zu melden.
Schönberg den 12. März 1875.

Der Civil=Vorsitzende der Kreis=Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
In Vertretung
F. v. Dewitz.


Holzauction.
Mittwoch, den 31. März d. J.,

sollen im Törber Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

Eichhester, zu Nutz= und Pfahlholz,
fichten Wagendeichsel,
fichten Klafterholz,
buchen Klafterholz,
buchen Zweigholz,
ellern Schleete, für Pantoffelmacher,
ellern Klafterholz.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich auf der Landstraße im Törber Holze einfinden.
Vitense, den 23. März 1875.

L. Wiegandt.


Am Tage nach Ostern, den 30. März sollen in der Torriesdorfer Schmiede nachbenannte Sachen gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

1 gute doppelte Jagdflinte, Tische, Stühle, Schränke, 1 großer kupferner Kessel, Stuben= und Schmiedegeräth und 2 Ambos=Blöcke.

Busch, Schmied.     


Zum Vertreter des durch Krankheit behinderten Secretairs Bruhn hat die Direction des Lübecker Feuerversicherungs=Vereins der Landbewohner den hiesigen Advokaten Dr. jur. C. Plitt erwählt.
Schönberg, den 15. März 1875.

Namens der Direktion:
Domainenrath L. von Hobe,
p. t. Präses.

H0585b)


Schul=Anzeige.

Der Sommercursus an der hiesigen Mädchenschule beginnt Montag den 5. April um 7 Uhr des Morgens. Die Aufnahme der zu Ostern d. J. schulpflichtigen Mädchen geschieht an demselben Tage um 9 1/4 Uhr des Vormittags in dem Neben=Schulgebäude der Real= und Knabenschule. Aeltere aufzunehmende Schülerinnen bitte ich vor Beginn des Cursus bei mir anzumelden. Von auswärts geborenen Kindern ist ein Geburtsschein vorzulegen.
Schönberg, den 18. Februar 1875.

Rector C. Wesemann.     


Ich, der endesunterschriebene Vieh= und Pferdehändler Carl Vock, erkläre hiedurch öffentlich der Wahrheit gemäß, daß ich am 9. Januar d. J. auf dem Schönberger Bahnhof an dem Viceschulzen C. Hagen in Rupensdorf nicht allein flegelhaft gehandelt, sondern auch den ganzen Streit mit ihm mit Vorbedacht hervorgerufen habe. Zugleich gestehe ich öffentlich zu, daß ich sowohl wie einige meiner Freunde niederträchtig genug gewesen sind, später die Thatsachen zu entstellen, und daß wir uns nicht gescheut haben, auf die öffentliche Meinung einzuwirken, um dadurch die gesellschaftliche Stellung des Viceschulzen Hagen zu untergraben.
Indem ich nun den Viceschulzen Hagen hiemit wegen der ihm gegenüber von mir begangenen Nichtswürdigkeiten öffentlich um Verzeihung bitte, verspreche ich, was mich anlangt, ihm nie wieder lästig zu fallen, und, soviel an mir ist, auch meine vorhin erwähnten Freunde zu bewegen, den Viceschulzen Hagen gleichfalls nicht weiter zu belästigen.
Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg den 21. März 1875.

Carl Vock.     


Sterbefall.

Heute Morgen, kurz vor 5 Uhr, enschlief eines sanften Todes unser inniggeliebter Gatte, Vater und Bruder, Herr Ludwig Possehl im 65. Lebensjahre, auf das Tiefste betrauert von

den Hinterbliebenen.

Lübeck, den 23. März 1875.


Heute Morgen 6 Uhr endete ein sanfter Tod die mehrjährigen Leiden meines geliebten Mannes im eben vollendeten 37. Lebensjahre. Tief betrauert von mir und allen, die ihm nahe standen.

Die tiefbetrübte Wittwe
Doris Oldenburg, geb. Wagner.

Schönberg, den 23. März 1875.
Die Beerdigung findet Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr, statt.


Gesucht zu sofort oder Mai ein Mädchen, welches in der Küche erfahren, gegen hohen Lohn von

(H. c. 0578 b.)     

Gastwirth Cartens, Lübeck, gr. Burgstr. 608.


Hiermit bringe ich dem geehrte hiesigen und auswärtigen Publikum mein

Putzgeschäft

in freundliche Erinnerung und halte eine Parthie Blumen, Federn und Band, sowie eine große Auswahl Strohhüte vorräthig.
Auch werden Strohhüte gewaschen, umgenäht, gefärbt und modernisirt gegen billige Preise.

Agnes Reinhold.     


Montag den 5. April
Großes
Militär-Concert des Schweriner Jäger=Bataillons Nr. 14 unter Leitung des Stabshornisten Herrn Reckling.
Billets zum ermäßigten Preise sind vorher beim Herrn Senator Spehr und bei mir zu haben.

Anfang 7 1/2 Uhr. Nach dem Concert Ball.
Ergebenst

J. Köster Wwe.     


Bahnhofs-Restauration
Schönberg.
An beiden Ostertagen Bockbier vom Faß.


Sein Lager von
Tapeten und Borden
in den neuesten Mustern
empfiehlt                H. E. Peters, Glasermeister.


Fertige
Oelfarbe und Fußbodenfirniß
empfiehlt                H. E. Peters, Glasermeister.


Spiegel, Photographierähmen, und geschweifte Gardinenleisten
empfiehlt                H. E. Peters, Glasermeister.


Von Ostern an wohne ich nicht mehr beim Schuhmacher Kleinfeld, sondern beim Kaufmann Wieschendorf in der Siemzerstraße.

Hebamme Söhlbrandt.     


Ein 37mal donnerndes Hoch dem Herrn Chirurgen Fick zu seinem morgenden Geburtstage, daß die ganze Siemzerstraße wackelt!
Ob he sick woll wat marken lett?


Zu vermiethen:

zu Michaelis d. J. eine Wohnung, parterre, mit allen Bequemlichkeiten. Näheres bei

H. Wieschendorff.     

Schönberg, März 1875.


Zu Michaelis ist eine nach hinten belegene billige Unter=Wohnung zu vermiethen, welche aus einer Stube, Kammer, Küche und Stall besteht.
Zu erfragen in d. Exped. d. Bl.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 25 Seite 4]

Wegen Aufgabe meines Geschäftes gänzlicher Ausverkauf des reichhaltigen Lagers reeller Manufacturwaaren zu Einkaufspreisen und darunter.

Rud. Fromm,
Lübeck, Holstenstrasse No. 301, Lübeck.


Die Delicatessen=Handlung
von
H. Dittmer in Lübeck,
Trave bei der Holstenbrücke 372.

empfiehlt ein reichhaltiges Lager von allen Arten Delicatessen, Conserven, Südfrüchten, Caviar, Anchovis, Sardellen u. d. m.

Wiederverkäufer erhalten angemessenen Rabatt.
Auswärtige Aufträge werden prompt ausgeführt.


Cigarren-Offerte.

Durch unser bedeutendes Fabrik-Etablissement, sowie unsere überseeischen Verbindungen und directen Einkäufe sind wir in den Stand gesetzt, ein so grosses Lager hiesiger und echt importirter Cigarren zu halten, dass wir daher allen Anforderungen genügen und unseren w. Kunden eine billige und doch feine Cigarre liefern können.
Ausserdem bieten wir unseren w. Auftraggebern auch noch den Vortheil, dass wir jedes Quantum franco und verzollt zu senden.
Sämmtliche von uns gelieferte Cigarren zeichnen sich durch weissen Brand, sowie guten Geschmack und feines Aroma aus.
Nachstehender Preis-Courant, dessen reichhaltige Auswahl gewiss Jedem etwas bietet, ersuchen wir freundl. beachten zu wollen und uns gefällige Aufträge baldigst zugehen zu lassen.

Krüsch & Jahn. Hamburg.
Holl. Broock 26.

P. S. Tüchtige Agenten gesucht.

Preis-Courant.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Sämmtliche Maurergesellen

Schönbergs und Umgegend werden aufgefordert, am Sonntag nach Ostern, also am 4. April, auf der Herberge zu erscheinen, dann wird der erste Krugtag abgehalten.

Der Vorstand.     


Hierdurch fordere ich Alle diejenigen, die an meinen Vater, dem verstorbenen Hauswirth Jochen Heinrich Retelsdorf zu Ollndorf, noch Forderungen geltend zu machen haben, auf, dieselben innerhalb 14 Tagen bei mir anzumelden.
Ollndorf, den 22. März 1875.

Hauswirth Retelsdorf.     


Gesucht ein Lehrling, der Lust hat, Stellmacher zu werden.
Schönberg, den 18. März 1875.

H. Badstein, Stellmacher.


Zu Ostern oder zum 1. Mai suche ich ein

Kindermädchen,

welches auch andere häusliche Arbeiten verrichten muß.

Lilly Kaiser.

Neuvorwerk bei Ratzeburg.


Einen Klempner-Lehrling
sucht                                              P. Lenschow.
Dassow, den 17. März 1875.


Kirchliche Nachrichten.

Charfreitag.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.
1. Ostertag.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
2. Ostertag.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen17 M 25Pfennig  bis 18 M -Pfennig.
Roggen14 M 50Pfennig  bis 15 M 45Pfennig.
Gerste15 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Hafer16 M 50Pfennig  bis 17 M 25Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat21 M -Pfennig  bis 22 M 24Pfennig.


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 9 und eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 25 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 25 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 26. März 1875.


- In den meisten lothringischen Dörfern herrscht noch die altheidnische Unsitte, das Andenken der Verstorbenen durch einen homerischen Leichenschmaus zu ehren. In Keskastel hörten wir einst einen Knaben beim Krämer ausrufen: "Die Mutter ist gestorben. Da wollen wir morgen fressen!" In Altsaarwerden zog eine sterbende Frau einen Geldbeutel unter ihrem Kopfkissen hervor, indem sie zu ihren Verwandten sagte: "Ich habe seit vielen Jahren gefastet und gespart, um euch Mittel zu hinterlassen, mir nach meinem Tode Ehre zu erweisen. In einem hanauischen Dorfe hörten wir eine Frau zu ihrem kranken Manne sagen: "Ach, warum begehrst du noch Fleischbrühe? Bedenke, wie viel Fleisch beim Leichenimbiß verzehrt werden muß." In ähnlicher Weise wurde einer entkräfteten Frau ein Glas alten Weines versagt, während die geistigen Getränke beim zehnstündigen Leichenschmause in Strömen fließen mußten. Bei solchen Gelagen geht es oft nach dem Sprichwort: "Ein trauriges Herz ist immer durstig." Manchmal giebt es auch blutige Köpfe wegen der Erbschaft. In anderen Gemeinden haben wir einen schöneren Gebrauch vorgefunden. Die Verstorbenen werden zur Abendstunde ohne Gepränge begraben und was durch die Abschaffung der Mahlzeiten erspart wird, kommt den Armen zu gut. In solchen Dörfern kommen Vermächtnisse zu Gunsten der Hausarmen, der Waisenhäuser, der Schulbibliothek u. s. w. häufig vor.
- In Paris ist ein Fräulein Anspach, eine nahe Verwandte Rothschilds, das Opfer eines traurigen Unfalls geworden. Als am 11. März, Abends Fran Anspach mit ihrem Sohne und ihrer Tochter um Mitternacht vom Theatre Francais nach Hause zurückkehrte, wurde Fräulein Anspach in der Nähe des Cafe de la Paix auf dem Boulevard von einem Omnibus überfahren. Beide Wagenräder gingen dem unglücklichen jungem Mädchen über den Leib. Sie erhob sich inzwischen und fühlte im Augenblick keine großen Schmerzen. Man brachte sie in einem Fiaker nach Hause. Auf dem Wege verlor sie das Bewußtsein, und als der Wagen beim Hause hielt, war sie todt. Es hatte im Innern eine Blutergießung stattgefunden. Der Vater des Mädchens war indessen unerwarteter Weise von einer Reise ins Ausland zurückgekehrt und harrte zu Hause seiner Familie. Fräulein Helene Anspach war noch nicht 20 Jahre alt und von außerordentlicher Schönheit. In den jüdischen Kreisen von Paris hat dieses traurige Ereigniß großes Aufsehen erregt.
- Die Dorfgemeinde Rixdorf bei Berlin wird sich bald rühmen können, die größte Dorfschule im ganzen deutschen Reiche zu besitzen. Nach den bereits genehmigten Bauplänen soll die Schule außer 16 Classenzimmern auch noch Wohnungen für 12 Lehrerfamilien enthalten. Mit dem Gemeindevermögen muß es nicht übel stehen, denn sämmtliche Baukosten werden aus Gemeindemitteln bestritten.
- Austerlitz ist berühmt durch seine Drei=Kaiser=Schlacht; Napoleon I. sprach mit Vorliebe von der Sonne von Austerlitz. Ems wird sich in diesem Sommer einen guten Namen machen durch den Drei=Kaiser=Frieden. Der deutsche und russische Kaiser werden dort trinken und baden und der österreichische Kaiser wird sie dort besuchen und sie werden sicher das stille Bündniß erneuern, das Europa den Frieden erhält.
- Bei der jüngsten Vereidigung der Rekruten in Dresden kam folgender drollige Vorfall vor. In der Eidesformel stehen die Worte, "treu dem Kaiser dienen zu Wasser und zu Lande". Ein Rekrut, jedenfalls der Ansicht, daß das Wasser keine Balken habe, wollte aufs Wasser durchaus nicht schwören. Als man ihm zuredete, erhob er zum andernmal die drei Finger als aber die Worte kamen: "zu Wasser," senkte sich abermals die Hand. "Nee, zu Wasser mag ich nich!" Erst als man ihm immer von neuem versicherte, daß der Eid für deutsche Land= und Seesoldaten derselbe sei und man Seinetwegen die Eidesformel nicht ändern könne, da überwand er endlich seinen Widerwillen gegen das Wasser, aber er brummte immer noch in den Bart: 'ne Amphibie werd' ich doch nicht!
- Ein merkwürdiger Versuch, dessen Erfolg ganz Europa interessirt, wird in Süd=Italien gemacht werden. Man hat gefunden (Globe in London), daß der Boden Siciliens dem Boden Japans sehr ähnlich ist, ebenso wie das Klima. In Folge dessen haben einige Gelehrte den Gedanken gefaßt, die Verpflanzung des Thees auf italienischen Boden zu versuchen. Mag das Unternehmen gelingen oder mißlingen, es ist wenigstens des Versuches werth. Der Consul von Japan schickte den italienischen Behörden Päckchen mit Samen der verschiedenen Theearten und ertheilte ihnen die besten Anweisungen über die Art ihrer Cultur. Der Versuch wird dieses Jahr gemacht werden, und zwar nicht allein in Sicilien, sondern auch auf dem Festland. Die Sachverständigen behaupten, daß Italien nicht das einzige Land sei, dessen Klima der Kultur des Thees günstig scheine; dasselbe werde auch in Spanien und Griechenland der Fall sein. Es ist wahrscheinlich, daß der aus Sicilien bezogene Thee nicht genau dieselbe Güte haben wird, wie der japanesische, wie das bei allen ausländischen Pflanzen, welche in Europa eingeführt wurden, der Fall ist. So giebt z. B. der von Madeira nach Sicilien versetzte Weinstock einen Wein, welcher zwar nicht genau den Geschmack des Madeira hat, aber nichts desto weniger vortrefflich ist.
- In Prison Cove an der Südküste von Irrland ertranken dieser Tage 7 Fischer bei dem Versuche ein Faß Wein aus der stürmischen See herauszuholen. Ihr Boot schlug um, als sie das Faß in dasselbe ziehen wollten, und alle sieben ertranken angesichts der Ihrigen am Strande. Sie hinterlassen 15 Kinder.
- Die Provinz Almeria war stets wegen ihrer Banditen berüchtigt. Keiner aber von allen Räubern kam an Verwegenheit dem Jose Benito gleich, der seit 15 Jahren sein Unwesen in dieser Provinz trieb, ohne daß ihn Jemand zu tödten oder auszuliefern wagte. Diese Straflosigkeit machte ihn über die Maßen verwegen, ein Wort von ihm war Befehl und man gehorchte blindlings allen Befehlen des Banditen. Er zeigte in der letzten Zeit einem Ansässigen in dem Flecken Goryol an, daß er in dessen Tochter verliebt sei und daß er sie ihm zuzuführen habe, widrigenfalls er seinen Ungehorsam theuer bezahlen werde. Der Vater zitterte, die Tochter aber sagte: "Laß ihn nur kommen, ihr sollt sehen, wie ich mit ihm fertig werde." Wie er es angezeigt, erschien Jose Benito zwei Tage später am hellen Mittag. Der Vater nahm Reisaus, die Tochter flüchtete auf ihre Stube, wo sie eine Hacke bereit hielt; der Bandit folgte ihr. Das 23jährige Mädchen erwartete ihn hinter der halb offenen Thür; als er in die Stube eintrat, spaltete sie ihm den Kopf mit der Hacke. Die Einwohner haben ihr eine goldene Krone mit einer Hacke an der Stirnseite gewidmet, die Regierung hat ihr das Verdienstkreuz zuerkannt.
- Die Londoner Polizei ist die höflichste, beste, aber auch theuerste, die es in der Welt giebt. Schon vor 1848 wurden 12,000 Constabler gehalten, die über 2 Millionen Thaler kosteten. Die Constabler sind unbewaffnet und nur erkenntlich, wenn sie ihr unsichtbares Stäbchen zeigen.

[ => Original lesen: 1875 Nr. 25 Seite 6]

- Nach einer Mittheilung des "Winterth. Landb." ist in den Schieferkohlen von Wetzikon das älteste directe Zeugniß von dem Alter des Menschengeschlechts gefunden worden. Es besteht in einer Art Flechtwerk von zugespitzten rothtannenen Stäben, welche mit Laubholzrinde umwickelt sind. Nach einem Urtheil von Professor Rüttimeier in Basel ist kein Zweifel, daß das Fundstück echt ist. Die Wetzikoner Schiefer= (oder Blätter=) Kohlen gehören der Periode zwischen den beiden Gletscherzeiten an; es ist also durch diesen Fund der Beweis geleistet daß der Mensch schon existirte, als zum zweitenmal die Gletscher ihre außerordentliche Ausdehnung genommen haben.


Das Geheimniß.
Erzählung von Emil Weifenbach.
(Schluß.)


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