No. 20
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. März
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 20 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. Aus den an den Landtag gelangten Regierungsreskripten über den an Mecklenburg fallenden Antheil an der französischen Kriegsentschädigung geht hervor, daß an Mecklenburg=Schwerin eine Summe von 2,287,454 Thlr. gezahlt ist, die sich schon um 100,000 Thlr. Zinsen vermehrt hat, während die an Mecklenburg=Strelitz gezahlte Summe 398,208 Thlr. beträgt, wovon 5/6 auf Strelitz und 1/6 auf das Fürstenthum Ratzeburg fallen. Die Regierung wünscht 1/3 dieser Summe für die herrschaftlichen Kassen, 1/3 für die Centralsteuerkasse und 1/3 für gemeinnützige Zwecke zu verwenden.
Von den 557,707 Einwohnern des Großh. Mecklenburg=Schwerin gehören nach der letzten Zählung 552,935 der ev.=lutherischen, 491 der reformirten, 1336 der römischen Kirche und 2945 dem Judenthum an.
Deutschland. Das Gesetz über das Alter der Großjährigkeit, welches am 1. Januar 1876 in Kraft tritt, ist am 17. Februar vom Kaiser vollzogen worden. § 1 desselben verordnet: "Das Alter der Großjährigkeit beginnt im ganzen Umfange des deutschen Reiches mit dem vollendeten 21. Lebensjahre."
Durch das Vorhaben der französischen Regierung, 10,000 Pferde in Deutschland ankaufen zu lassen, ist eine Kaiserliche Verordnung hervorgerufen, durch welche die Ausfuhr von Pferden über sämmtliche Grenzen des deutschen Reichs gegen das Ausland bis auf Weiteres verboten wird. Ausnahmen von dem Verbot kann das Reichskanzleramt gestatten.
Am 5. März ist das Herrenhaus wieder zusammengetreten, um mehrere vom Abgeordnetenhause durchberathene Gesetzentwürfe zu erledigen.
Die von mehreren Zeitungen gebrauchte Mittheilung, der Präsident des Bundesrathes sei ermächtigt, den mit dem Zeugniß der Reife versehenen Realschülern die Berechtigung zum Studium der Medizin, zu den medizinischen Prüfungen und zur demnächstigen Niederlassung in allen Staaten des deutschen Reiches zu ertheilen, entbehrt nach einer Bekanntmachung des Reichskanzleramtes jeder thatsächlichen Begründung.
Fürst Bismarck wird zu Ostern seinen Urlaub antreten und sich dann zunächst auf seine lauenburgischen Besitzungen begeben.
Um einem Einlenken auf den in der Kirchenpolitik eingeschlagenen Bahnen ist noch nichts zu merken. Der preußische Kultusminister hat noch eben diese Tage dem Abgeordnetenhause in Entgegnung auf die päpstliche Bulle vom 5. Februar einen Gesetzentwurf vorgelegt über die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die Bischöfe und Geistlichen der römisch=katholischen Kirche.
Die seit etwa einem halben Jahre in Preußen bestehende Civilehe hat dort schon die schlimmsten Wirren zur Folge gehabt und wird voraussichtlich noch schlimmere bewirken. Nicht nur daß vor Einführung derselben vergessen war, die Stolgebühren abzulösen, wodurch viele Geistliche in große leibliche Noth gekommen sind, sie hat die bekenntnißtreuen Geistlichen auch in die bitterste Gewissensnoth gebracht. Der berliner Oberkirchenrath, die oberste Kirchen=Behörde der preußischen Union, die nur allzu sehr mit dem Protestantenverein liebäugelt und bekanntlich vor nicht langer Zeit den durch Beschluß des brandenburgischen Konsistoriums abgesetzten Christusleugner Sydow wieder in sein Amt einsetzte, hatte in Folge des Staatsgesetzes eine Verordnung erlassen, wonach das vom Standesbeamten zusammengesprochene Ehepaar nicht mehr in der Kirche "getraut" sondern nur "gesegnet", ja wonach sogar jede, auch selbst eine gegen christliche Grundsätze geschlossene Staatsehe kirchlich "gesegnet" werden soll. Als Pastoren und Superintendenten gegen diese ihnen auferlegte unerhörte Gewissenslast protestirten, wurden sie nicht nur staatlich ihres Schulaufsichtsamtes entsetzt, sondern auch aus ihrem kirchlichen Amt entlassen und Disziplinaruntersuchung wegen Ungehorsam gegen sie eingeleitet. Ein gleiches ist kürzlich auch dem auf dem Gebiete der inneren Mission wohl bekannten und hoch verdienten Pastor Quistorp in Ducherow=Pommern geschehen.


Landesnachrichten.

- Die "Rost. Ztg." macht aufmerksam auf diejenigen Vortheile, welche durch freiwilliges vierjähriges Dienen bei der Cavallerie zu erlangen sind. Danach dienen solche, welche den vierjährigen Dienst bei der Cavallerie gethan haben, in der Landwehr nur drei Jahre, wodurch ihre gesammte Dienstzeit um zwei Jahre abgekürzt wird. Für die Zeit, in welchem sie sich im Stande der Beurlaubten befinden, gleichviel, ob sie in Reserve= oder Landwehrverhältnissen sind, bleiben sie von allen Uebungen befreit, außerdem erhalten sie noch als besondere Vergünstigung im vierten Jahr der activen Dienstzeit die Capitulanten=Löhnung.
- Die Polnischen eindrittel und einsechstel Thalerstücke (16-8 Schillingsstück) dürfen seit dem 26. Februar nicht mehr umlaufen. Man muß sich also vor ihnen in Acht nehmen. Auch die preußischen Banknoten zu 10 Thaler möge man sich genau besehen, da wie das königl. preuß. Hauptbank=Direktorium bekannt macht, Nachbildungen derselben wieder häufig zum Vorschein gekommen sind.
- Nachdem die Commision, welche ein neues Civil=Gesetzbuch für das deutsche Reich ausarbeiten soll, den Wunsch ausgesprochen hat, es möge ihr ein mit dem mecklenburgischen Recht vertrauter Jurist beigeordnet werden, ist der Canzleirath Dr. Martini hierzu von der Schweriner Regierung bestimmt, und demgemäß vom Reichskanzler nach Berlin berufen worden.


- Am 20. v. Mts. traf in Lindau, von München kommend, unter Führung des Majors von Deahna vom Generalstab ein bayrischer Eisenbahnsanitätszug mittelst Probefahrt ein und ging Nachts wieder zurück. Es handelt sich hierbei um ganz neue Einrichtungen und Verbesserungen für den Transport kranker und verwundeter Militairs und deren Erprobung.

[ => Original lesen: 1875 Nr. 20 Seite 2]

- Von allen Seiten kommen jetzt Berichte über Herabsetzung der Arbeitslöhne oder Entlassung von Arbeitern. Möchte mit diesem Sinken der Löhne nur auch zugleich ein Sinken der Preise für Lebensmittel, Kleider, Schuhe und Wohnungsmiethen Hand in Hand gehen, sonst wird diese plötzliche Lohnherabsetzung für die Arbeiter allzu empfindlich. Sie sehen übrigens jetzt, daß die Socialdemocratie ihnen nicht helfen kann.
- Im Süden von England ist die Witterung milder geworden, der Schnee verschwindet und die Frühlingsgäste machen sich bemerklich. Dagegen wird in Nordengland und Schottland fortwährend gemeldet, daß der Schneefall stark sei und die Stürme nicht nachlassen wollten.
- Was sollen wir mit unsern Töchtern thun? Hierauf antwortet Jemand in den "Chem. Nachr." treffend, wie folgt: "Gebt Ihnen eine ordentliche Schulbildung. Lehrt sie ein nahrhaftes Essen kochen. Lehrt sie waschen, bügeln, Strümpfe stopfen, Knöpfe annähen, ihre eigenen Kleider machen und ein ordentliches Hemd. Lehrt sie Brod backen, und daß eine gute Küche viel an der Apotheke spart. Lehrt ihnen, daß eine Mark hundert Pfennige werth ist, und daß nur derjenige spart, der weniger ausgiebt, als er einnimmt, und daß Alle, welche mehr ausgeben, verarmen müssen. Lehrt ihnen, daß ein bezahltes Kattunkleid besser kleidet, als ein seidenes, wenn man Schulden hat. Lehrt ihnen, daß ein rundes volles Gesicht mehr werth ist, als fünfzig schwindsüchtige Schönheiten. Lehrt sie gute starke Schuhe tragen. Lehrt sie Einkäufe machen und nachrechnen, ob die Rechnung noch stimmt. Lehrt ihnen, daß sie Gottes Ebenbild mit starkem Schnüren blos verderben können. Lehrt ihnen Selbstvertrauen, Selbsthilfe und Arbeitsamkeit. Lehrt ihnen, daß ein rechtschaffener Handwerker in Hemdsärmeln und mit der Schürze, auch ohne einen Pfennig Vermögen mehr werth ist, als ein Dutzend reich gekleideter und vornehmer Tagediebe. Lehrt ihnen Gartenarbeit und die Freuden der freien Natur. Lehrt ihnen, wenn Ihr Geld dazu habt, auch Musik, Malerei und alle Künste, bedenkt aber immer, daß es Nebensachen sind. Lehrt ihnen, daß Spaziergänge besser sind als Spazierfahrten, und daß die wilden Blumen gar schön sind für denjenigen, der sie aufmerksam betrachtet. Lehrt sie allen bloßen Schein verachten und daß, wenn man Nein oder Ja sagt, man es auch wirklich so meinen soll. Lehrt ihnen, daß das Glück in der Ehe weder von dem äußeren Aufwand noch von dem Gelde des Mannes abhängt, sondern allein von seinem Charakter. Habt Ihr ihnen das Alles beigebracht und sie haben es verstanden, dann laßt sie, wenn die Zeit gekommen ist, getrost heirathen; sie werden ihren Weg dann schon finden."


Das Geheimniß.
Erzählung von Emil Weifenbach.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 20 Seite 3]

Das Geheimniß.
Erzählung von Emil Weifenbach.
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

[ => Original lesen: 1875 Nr. 20 Seite 0]Schönberg, den 3. März 1875.

Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Verkaufs=Anzeige.

Die zum 12. März d. J. beim Hauswirth Mustin in Campow angesetzte Auction findet nicht statt.
Schlagsdorf, den 8. März 1875.

Krüger,          
Landreiter.      


Holzverkauf.

Unter den bekannten Bedingungen sollen am Freitag, den 12. März, Morgens 9 1/2 Uhr, m Locale des Gastwirths Spolert auf der Bäk gegen baare Zahlung

aus dem Seebruch

1 eichen Block,
5 eichen Classenbäume,
3 buchen Blöcke,
11 Fuder buchen Zweigholz,
37 aspen Stangen,
2 kiefern Blöcke,
9 fichten Classenbäume und

aus dem Steinort

34 Fuder ellern Wadelholz, sowie

bei Hof Römnitz

40 Fuder ellern Wadelholz
meistbietend verkauft werden.
Das Holz kann vor der Auction besichtigt werden.

In Vacanz des Oberförsters
Hinrichs.


Holz=Auction.
Mittwoch, den 10. März d. J.,

sollen im Woitendorfer Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

Eichhester, zu Nutz= und Pfahlholz tauglich,
buchen Drümme,
buchen Klafterholz,
buchen Zweigholz,
Fichten, von Leiterbaum= u. Schleet=Stärke,
birken Fuderholz.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich beim Holzwärterhause einfinden.
Vitense, den 2. März 1875.

L. Wiegandt.     


Gemüse- u. Blumensämereien
sowie später alle Sorten
Pflanzen
wie: Kohl, Sellerie, Porro, Runkelrüben, Levkojen, Aster, Phlox u. s. w., empfiehlt
H. Upahl, Handelsgärtner.


Zu vermiethen:

Zu Michaelis d. J. zwei Wohnungen entweder zusammen oder einzeln. Näheres zu erfragen beim

Tischlermeister Brockmüller.     


Junge Mädchen,

die Lust haben, das Schneidern zu lernen, werden gesucht von           J. Lohse, Damenschneider.


Mein vollständiges Lager aller Sorten

Stiefel und Schuhe

für Herren, Damen und Kinder sowohl in höchst eleganten, wie in gewöhnlichen starken Arbeiten, empfehle zu möglichst billigen festen Preisen zur geneigten Abnahme.
Auch empfehle ich Leder=Appretur, als Ersatz für Wichse und feinste wohlriechende Schmiere, für Glacee oder Kittleder, sowie für alle übrigen feinen Ledersorten.
Ratzeburg.

D. Böttcher,
Schuhmacher.


An jedem Dienstag u. Freitag

werde ich mit meinem Fuhrwerk nach Lübeck fahren und bitte ein geehrtes hiesiges und auswärtiges Publikum um geneigte Aufträge.

Heinr. Käding.
Hinterstraße Nr. 75.


Gesucht ein Mädchen für die Küche und zu häuslichen Arbeiten zum 1. Mai.

Lübeck, Joh.=Straße 31, Joh. -Qurt.


Wegen Verheirathung meines einen Mädchens suche ich zu Ostern oder 4 Wochen später ein gewandtes Stubenmädchen bei 120 Rmk. Lohn.

Chr. Wieschendorf, Schönberger Mühle.


Eine Trockenamme gegen hohen Lohn sucht

E. W. Tornquist, Lübeck,
Beckergrube.


Zu Ostern findet eine Köchin gegen hohen Lohn einen Platz zu Hof Wahrsow.

W. Hörcher.


Zum 1. April suche ich ein Stubenmädchen, welches waschen und plätten kann.
Ratzeburg.

Hofmann,
Lieutenant a. D.


Gesucht wird für eine hiesige Vollstelle zu Ostern oder etwas später ein Mädchen zu allen vorkommenden Arbeiten bei gutem Lohn nach Uebereinkunft. Näheres zu erfragen bei

Lockwischer Mühle.                                             G. Creutzfeldt.


Zu vermiethen zu Ostern:
Eine Unterwohnung in der Wallstraße bei

Chr. Egert.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 20 Seite 4]

Wegen Aufgabe meines Geschäftes gänzlicher Ausverkauf des reichhaltigen Lagers reeller Manufacturwaaren zu Einkaufspreisen und darunter.

Rud. Fromm,
Lübeck, Holstenstrasse No. 301, Lübeck.


Neuschestraße 20   Breslau   Neuschestraße 20

Stellensuchende
aller Branchen
werden im In= und Ausland per sofort oder später placirt durch
Central-Versorgungs-Bureau
"Nordstern in Breslau.
Anfragen ist eine Retourmarke beizufügen.

Für Stellenvergeber kostenfrei.


Prima grobkörn. Caviar in 1/1 Pfund Tönchen u. lose,
Prima Norw. Delicateß Anchovis ohne Gräten in 1/4 Dosen,
Prima Brab. Sardellen in Gläsern von 1 Pfund Netto, Sardinen à l'huile Philipp u. Co.
empfiehlt

H. Duve.     


Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


Verloren

vom Siemzerthore bis zur Hinterstraße ein paar lederne Damenstiefel. Der Finder wird gebeten, sie in der Exped. d. Bl. abzugeben.


Verloren

ein Schlüsselbund mit 3 Schlüsseln. Gegen Belohnung abzugeben bei Kaufmann Chr. Schreep.


Gesucht zum 1. Mai: Ein Mädchen zu häuslichen Arbeiten und das Lust hat, das Kochen mit zu erlernen. Näheres Lübeck, Johs. Str. 31. Joh. Qu.


Durch Uebereinkunft des Maurer= und Zimmer=Gewerks ist beschlossen, während der Arbeitszeit von 6-7 Uhr 1 1/2 Stunde Mittag zu machen.

Der Vorstand.     


Um mit meiner Obstbaumschule aufzuräumen, verkaufe ich die stärksten Hochstämme zu 75 Pf. (12 Schilling (Mecklenburg)).

Splitter, Lehrer.     

Lübsee, im März 1875.


Am Sonnabend d. W. erhalte ich eine Anzahl

Ferkel

in Schönberg und am Montag den 15. d. M. , Morgens um 10 Uhr, bin ich in Herrnburg bei Gastwirth Grieben mit einer Anzahl

Ferkel,

wozu ich Kaufliebhaber ergebenst einlade.
Schönberg, den 8. März 1875.

J. H. Koth,
Viehhändler.


Lehrlings=Gesuch.

Zu Ostern d. J. suche ich für mein Tuch= u. Manufacturwaaren=Geschäft einen Lehrling mit den nöthigen Schulkenntnissen.
Schönberg, im März 1875.

August Creutzfeldt.


Loose

zur 5ten Neubrandenburger Pferdeverloosung, à Stück zu 1 Thlr., 11 Stück zu 10 Thlr. oder 30 Rmk. sind zu haben bei

Johs. John,
Lübeck, Aegidienstraße 696.


Die Wormser Brau-Akademie,

im abgelaufenen Jahre von 117 Brauern besucht, beginnt ihr Sommersemester am 1. Mai. - Studienpläne und Auskunft ertheilt gerne

Der Director:
Dr. Schneider.


Am Mittwoch, den 10. März

fahre ich mit meinem Omnibus bei genügender Betheiligung nach Ratzeburg zum Viehmarkt. Abfahrt präcise 6 1/2 Uhr vom Boy'schen Gasthause.

J. Tretow.     


Sofort oder zu Ostern einen Lehrling sucht die Konditorei von

J. G. Niederegger
in Lübeck.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen16 M 50Pfennig  bis 17 M 70Pfennig.
Roggen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Gerste15 M 50Pfennig  bis 16 M 24Pfennig.
Hafer16 M 50Pfennig  bis 17 M 10Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 18 M 50Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M 60Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat21 M -Pfennig  bis 22 M 24Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,05 - 1,12 .
Hühner d. St. M1,35 - 2,80 .
Tauben d. St. M0,30 - 0,45 .
Spickgans d. St. M2,40 - 2,70 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 - 0,82 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,38 - 0,50 .
Wurst pr. 500 Gr. M0,75 - 1,05 .
Eier 5 - 6 St. für M0,30 .
Kartoffeln pr. 10 Lit. M0,60 .


Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 6 und eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 20 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 19 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 9. März 1875.


 

     Kaiserl.
    Normal=
   Eichungs=
 Commission.

 

In Erwiederung auf das gefällige Schreiben vom 6. Februar cr. beehrt sich die Commission Ew. Wohlgeboren befolgend beglaubigte Abschrift des Protokolles über die hier vorgenommene Ermittelung des Liter=Inhalts des Lübecker Normal=Scheffels zur gefälligen Kenntnißnahme ergebenst zu übersenden.
Ew. Wohlgeboren wollen aus demselben entnehmen, daß der Inhalt dieses Normalmaßes bei Anwendung des vorschriftsmäßigen Prüfungsverfahrens (Inhaltsbestimmung durch Wasserwägung) zu 34,62 Liter bei einer Temperatur des verwendeten destillirten Wassers von 6,2° C. ermittelt worden ist, wobei indeß zu bemerken bleibt, daß dieses Resultat unter entsprechender Berücksichtigung des Vorhandenseins einer nicht unmerklichen Unebenheit des Randes und einer Durchbohrung im Boden des qu. Maßes, deren Rauminhalt nicht zu dem normalen Inhalte des letzteren gehören dürfte, aus dem unmittelbar gefundenen Resultate (34,654 Liter) rechnungsmäßig abgeleitet worden ist (s. Protokoll).
Falls der Rauminhalt jener Durchborung als zu dem normalen Inhalte des qu. Maßes gehörig anzusehen sein sollte, so würde das Prüfungsresultat sich auf 34,64 Liter erhöhen. In jedem Falle kommen diese Resultate, sowie die aus dem ersteren (34,62) für die verschiedenen Normal=Temperaturen abgeleiteten der seinerzeit amtlich publicirten Verhältnißzahl für die Umrechnung des Lübeck'er Normal=Scheffels in Litermaß (34,69) so nahe, und die Grundlagen des Vergleichs vom 9. December 1874 (§ 3] werden durch dieselben so ganz unerheblich alterirt:

38,53 : 58 = 34,69 : 52,22.
38,53 : 58 = 34,62 : 52,11.
38,53 : 58 = 34,61 : 52,10.
38,53 : 58 = 34,64 : 52,14.

daß die interessirten Hauswirthe des Fürstenthums Ratzeburg sich nunmehr bei jenem Vergleiche dürften beruhigen können.
Dem Polizeiamte zu Lübeck ist von dem Resultate der diesseitigen Ermittelung gleichmäßig Kenntniß gegeben.
Berlin, den 2. März 1875.

Kaiserliche Normal=Eichungs=Commission.
Im Auftrage:
Wassow.

 

                An
den Advokaten Herrn J. F. Kindler
                          zu
                     Schönberg Fürstenthum Ratzeburg.
                                170/2  75.

[ => Original lesen: 1875 Nr. 20 Seite 6]

Beglaubigte Abschrift

 

Bestimmung des Inhaltes des Lübecker Normal=Scheffels

Der Lübecker Normal=Scheffel ist aus Bronce gegossen, über 50 Kg. schwer, und bildet einen cylindrischen Raum von im Mittel 408,0 mm Durchmesser und 258,6 mm durchschnittlicher Höhe.
Der poröse Rand desselben von 10 mm Breite ist nicht ganz eben, sondern liegt im Allgemeinen in zwei Ebenen, die in einem der Durchmesser unter einem Winkel zusammenstoßen, so daß, wenn eine plangeschliffene Glasplatte aufgelegt wird, dieselbe an einer Stelle des Randes um circa 0,65 mm absteht und erst von demjenigen Durchmesser ab, welcher rechtwinklich auf dem von dieser Stelle aus gezogenem Durchmesser steht, die andere Hälfte des Maaßes schließt. - Ferner ist in dem 10 mm starken Boden des Maaßes an einer Stelle des Umfanges eine runde Oeffnung gebohrt, von im Mittel 42,5 mm Durchmesser, und es ist eine circa 4 mm starke Platte so untergeniethet, daß eine Ausfluß=Oeffnung von 30 mm Länge und 2,5 mm Breite gebildet wird. Diese mußte, um das Normal mit Wasser auswägen zu können, mit Kitt verstrichen werden; es ist aber die Oeffnung im Boden, welche nach obigen Angaben mit 14,19 cb cm Inhalt anzunehmen ist, belassen, so daß der durch die Wägung gefundene Inhalt diesen Raum mit enthält.
Ebenso schließt das Wägungs=Resultat auch die keilartige Wassermasse ein, die durch Adhäsion an die nicht ganz schließende Glasplatte, über den eigentlichen Inhalt hinaus, mitgewogen ist, und die bei der geringen Höhe von 0,66 mm als ein Kugel=Keil angesehen werden kann, dessen Inhalt sich nach der Formel

Formel zur Inhaltsberechnung ergiebt. -

Bei einem Barometerstande von 762,8 mm, einer Lufttemperatur von 10,4° C und einer Temperatur des verwendeten destillirten Wassers von 6,2° C wog die Wasserfüllung des Gefäße 34,616 ag (= K).
[ => Original lesen: 1875 Nr. 20 Seite 14]

Formel zur Inhaltsberechnung

G das specifische Gewicht des Wägungs=Materials = 7,0
sqrt 0,001240 (nach Tafel III der Hilfstafeln zu Inhaltsbestimmungen von Gefäßen mittelst Wasserwägung) f (t) = 0,00038 (Hilfstafel I, Metronomische Beiträge Nr. 1)

daher der Rauminhalt V = 34,654 Liter.

Hiervon sind nach Obigem noch abzuziehen: 0,014 + 0,018 = 0,032 Liter, so daß also der Rauminhalt des Scheffels bei einer Temperatur von 6,2° C.

34,622 Liter beträgt. -

Je nachdem der Lübecker Normal=Scheffel seinen normalen Inhalt bei 0°, 4° C. oder 16,25° C. (13° R.) hat, worüber der Commission eine bestimmte Angabe nicht vorliegt, berechnet sich derselbe hiernach und unter Annahme eines linearen Ausdehnungscoefficienten von 0,000018 pro 1° C. zu

34,71 resp. 34,62 resp. 34,64 Liter.

Berlin, den 20. Februar 1875.

 

                 gez. Grunmach,
                 Assistent der Kaiserl. Normal=Eichungs=Commission.

 

                  Für die Richtigkeit der Abschrift
                 (L. S.)               Berlin, den 2. März 1875.                 
                                                                Walter, expedirender Sekretär.


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