[ => Original lesen: 1875 Nr. 15 Seite 1] - Viele Blicke sind auf die große Arbeitseinstellung in Südwales in England gerichtet. 120-140,000 Kohlen= u. Eisenarbeiter feiern seit 14 Tagen sammt ihren Familien, weil sie in eine Ermäßigung ihrer Löhne um 10 Procent nicht willigen wollten. Sie hatten die Arbeitsfluth der letzten Jahre benutzt, um die Löhne bis zu 50 Proc. hinaufzutreiben und wollen nun der jetzigen Ebbe auf dem großen Markte nicht nachgeben. Die Arbeitsgeber haben sich geeinigt und ihre sämmtlichen Werke geschlossen. Die Stimme der Erfahrung und der Billigkeit fällt folgendes Urtheil:
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Arbeiter im letzten Jahrzehnt sich eine mächtigere soziale Stellung erobert haben, als sie je in der Geschichte auf die Dauer eingenommen; allein nicht minder zeigt sich, daß ihre Ansprüche auch ihre Grenzen haben, namentlich ganz und gar von dem allgem. Stande der Volkswirthschaft abhängig sind. Besonders die Erfahrungen des letzten Jahres müssen die Ueberzeugung reifen, daß es ein selbstmörderisches Beginnen ist, alle Aenderungen in den Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern, welche durch die Schwankungen der Arbeit und des Marktes verursacht werden, stets durch gewaltsamen Streik zu lösen. Es muß die Ueberzeugung immer lebendiger um sich greifen, daß der Stillstand der Fabriken und Werke, mag derselbe durch Arbeitseinstellung oder Arbeitssperre hervorgerufen sein, außer dem vorübergehenden Schaden, welchen er den Werken und Arbeitern zufügt, schließlich die Industrie des betr. Landet selber schädigt zu Gunsten ihrer auswärtigen Concurrenten. Es muß daher mit immer größerer Bestimmtheit der Wunsch nach der Wiederherstellung eines freundlichen Einvernehmen zwischen Meistern und Arbeitern sich geltend machen, bis einmal die Schiedsgerichte zu friedlicher Beilegung von Lohnfragen sich ebenso als eine bleibende Anstalt eingebürgert haben werden, wie längst bei anderen bürgerlichen Streitigkeiten der Friedensrichter die Selbsthülfe verdrängt hat.
- Das deutsche Reichsgesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Civil=Ehe ist in Nr. 4 des Reichsgesetzblattes veröffentlicht.
- Mit dem Cultusminister Falk hebt für die preußischen Geistlichen eine neue Aera an. Er hat dem Landtag eine Vorlage gemacht, nach welcher die geringste Pfarrstelle in der evangelischen Kirche 800 Thaler, in der katholischen 600 Thaler tragen soll. Für Altarszulagen und Aufhebung der Stolgebühren wird ein bedeutendes Capital zur Verfügung gestellt. (Wenn ein katholischer Geistlicher nach dem Civilehegesetz heirathet, so bekommt er natürlich auch 800 Thaler.)
- Der Sultan lebt nur noch von Schulden und wenn ihm weder Christ und Jude mehr borgt, dann geht die Lösung der orientalischen Frage an, d. h. die Frage, wer und wie man sich in die Türkei theilen soll. Kaiser Alexander ists, der das gesagt hat.
- Die ungarischen Zigeuner sind durch ihr Geigenspiel berühmt, keiner aber hat je so gegeigt wie der Schriftsteller Jokay im Landtag, nämlich die Wahrheit. Von den Vollblut Politikern wird er daher als ein Zigeuner verhöhnt. Wißt ihr denn, rief er, woher unsere Schulden und unsere Finanznöthen kommen? - Von unserer Liederlichkeit und Großmannssucht. Wir wollen immer mit Vieren fahren und den großen Herrn spielen, daheim und in der Welt; wir geben immer mehr aus als wir haben, halten uns ein Honved=Heer doppelt so groß, als wir's brauchen und haben müssen, und Beamte dreimal so viel, als nöthig, die meisten thun nichts und die andern helfen ihnen. Wir bauen Eisenbahnen und Landstraßen, um Dem und Jenem zu gefallen; wir wollen ein großes Wort in der Welt drein reden und machen nur Schulden. Mancher große Staat ist durch Schulden klein geworden, aber keiner durch Schulden groß. Lernen wir bescheiden und sparsam sein und verlernen wir, die Staatskasse als Melkkuh für Alle zu behandeln.
- In Nordamerika ist der Winter d. J. der strengste seit 40 Jahren; der öffentliche Verkehr ist vielfach gehemmt und unterbrochen.
- Nichts ist der Gesundheit des Menschen so nachtheilig als Kohlenoxydgas. Von der größten Gefahr sind Töpfe oder Pfannen mit glühenden Kohlen in einem geschlossenen Raume. Ebenso gefährlich sind die in neuerer Zeit so gewöhnlichen Kohlenplätteisen. Sie sind so reinlich, so bequem, und so billig und doch sind sie Vergiftungsinstrumente. Jeder verständige Mann sollte dagegen protestiren, jeder Hausvater, dem die Gesundheit der Seinigen lieb ist, sollte sie aus dem Hause werfen. Bei dem Glühen der Kohlen in dem Eisen entsteht, da keine Luft dazu tritt, Kohlenoxydgas. Mit jedem Athemzuge, den die Plätterin über dem Eisen thut, dringt das Gift in ihren Körper und richtet dort Verderben an. Fort darum mit den modernen Kohlenplätteisen.
- Die beiden ältesten Generale sind der alte Wrangel in Berlin und Pater Beckx, der Jesuiten=General in Rom. Das Alter ist aber ihre einzige Aehnlichkeit. Pater Beckx ist am 8. Februar 80 Jahre geworden und führt sich und seine schwarze Cohorte noch so stramm wie ein Junger. Jesuit wurde er im October 1819 und General=Jesuit am 2. Juli 1853.
- Die garstige Reblaus (phylloxera vastatrix) hat ihren Einzug auch schon in der Nähe von Worms und zwar in dem benachbarten Dorfe Hochheim gehalten, wo sie durch den Ankauf amerikanischer Reben eingeschleppt wurde. Mikroscopische Untersuchungen lassen über ihre Anwesenheit keinen Zweifel. Es fehlte nur noch der Coloradokäfer für unsere Kartoffeln!
- Die große Kaiserglocke, die zum drittenmal von dem Glockengießer Hamm in Frankenthal umgegossen wurde, ist nach Form und Ton diesmal vollständig gelungen. Sie soll in diesen Tagen nach Köln gebracht werden und dort die Probe auf dem Dome bestehen.
- Seltene Schafe sind in Australien zu finden. Dr. Janke, Kreisgerichtsrath in Kottbus, hat sie nach Europa gebracht und Glück mit ihnen gehabt. Bei ausgiebigem Fleisch besitzen sie eine prachtvolle Seidenwolle, die nach allen Urtheilen
[ => Original lesen: 1875 Nr. 15 Seite 2]der Fachkenner das Möglichste in Bezug auf Vollkommenheit erreicht.
- Die schärfste Strafe für Metzger, die ungesundes Fleisch oder schlechte Wurst verkaufen, ist die Veröffentlichung ihrer Namen. So geschah es zwei Metzgern in Görlitz : ihre Läden sind seit Wochen verödet und kein Inserat bringt die Kundschaft zurück. Die Polizei dort ist sehr streng. Auch jeder Fleischverkäufer auf dem Markte muß seinen Namen auf einer Tafel ausstellen. Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffel, Obst, Stroh etc. dürfen nur nach dem Gewichte verkauft werden. Die Bäcker müssen ebenfalls nach dem Gewichte verkaufen, das Gewicht ihrer Waaren von Zeit zu Zeit bekannt machen und auf dem Laden eine Waage mit geaichten Gewichten aufstellen, damit Jedermann auf der Stelle nachwiegen kann.
Die Hundertpfundnote. Erzählung von Guido Weiß. (Fortsetzung.)
Anzeigen.
Auf den Antrag des hiesigen Advokaten Dr. jur. Robert Peacock als curator hereditatis der Wittwe des Trägers Matthias Friedrich Ahrens, Sophia Maria Elisabeth, geb. Karsten (alias Carstens) hieselbst wird hiedurch zur öffentlichen Kunde gebracht
a) daß der Träger Matthias Friedrich Ahrens am 15. Januar 1868 und seine Ehefrau Sophia Maria Elisabeth geb. Karsten (alias Carstens) am 16. August 1874 hieselbst, und zwar angeblich als unbeerbte Eheleute verstorben sind;
b) daß die gedachten Eheleute Ahrens am 4. September 1856 als unbeerbte Eheleute einander ihre gesammten wohlgewonnenen Güter, ihren nächsten Erben die gesetzlichen Acht Schillinge vier Pfennige vorbehältlich, gegenseitig geschenkt und aufgelassen haben mit dem Anhange, daß nach des Längstlebenden Tode der alsdann vorhandene Nachlaß zur Hälfte an die Erben des Mannes und zur Hälfte an die Erben der Frau fallen solle,
und werden alle Erben, Gläubiger und Schuldner des gedachten Nachlasses aufgefordert und schuldig erkannt, und zwar
1) alle Diejenigen, welche an die gesetzlichen Acht Schillinge vier Pfennige Ansprüche haben, sowie alle diejenigen, welche an der den Erben des Ehemannes und der Ehefrau Ahrens je zur Hälfte anfallenden Nachlaß Erbansprüche zu haben vermeinen, ihre Ansprüche und zwar Auswärtige durch einen gehörig legitimirten hiesigen Bevollmächtigten im Stadt= und Landgerichte hieselbst innerhalb Jahres und Tages vom Todestage der Wittwe Ahrens angerechnet mithin spätestens am 30. September 1875 schriftlich anzumelden, unter dem Rechtsnachtheile, daß sie mit ihren Ansprüchen ausgeschlossen werden sollen,
2) die etwaigen Gläubiger des Nachlasses sowie diejenigen, welche Pfänder oder Sachen der Erbmasse in Händen haben, innerhalb gleicher Frist ihre Forderungen resp. ihre Pfand= oder Retentionsrechte bei dem implorantischen Nachlaßcurator Dr. Peacock gegen Empfang eines Anmeldescheines, im Falle des Widerspruchs aber gleichfalls im hiesigen Stadt= und Landgerichte, bei Vermeidung des Verlustes ihrer Forderungen anzumelden.
3) die Schuldner, ihre Schuld nur an den implorantischen Nachlaßcurator Dr. Peacock bei Vermeidung nochmaliger Zahlung zu entrichten.
Lübeck, den 23. October 1874.
Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung Funk Dr., Act.
Holzverkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen am Montag, den 22. Februar, Morgens 10 Uhr, im Hotel der Wittwe Köster in Schönberg aus dem Rupensdorfer Holze
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4 Raummeter kiefern Knüppel=
und bei freier Concurrenz
56 Fuder eichen Durchforstungsholz
meistbietend verkauft werden.
Das Holz kann vor der Auction nachgewiesen und besichtigt werden.
In Vacanz des Oberförsters
Förster Joachimi.
Am 17. ds. Mts. machte der Tod den Leiden meines vielgeliebten Mannes in seinem beinahe vollendeten 82. Jahre ein Ende. Um stille Theilnahme bittet die trauernde Wittwe
Louise Fischer, geb. Schröder.
Die Beeidigung findet am Sonnabend, Nachmittags um 3 Uhr, statt.
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 15 Seite 3]Die Delicatessen=Handlung
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Einem geehrten Publikum zeige ich hiermit ergebenst an, daß ich nach dem Tode meines Mannes das
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mit Hülfe eines Werkführers fortführen werde. Indem ich dies zur geneigten Kenntniß bringe, bitte ich zugleich das meinem verstorbenen Manne erwiesene Wohlwollen auch mir nicht entziehen zu wollen.
Theodor Creutzfeldt Wwe.
Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk
in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.
Nachdem ich in der Hebammenlehranstalt zu Rostock mich als Hebamme ausgebildet habe und als solche von der Großherzoglichen Landvogtei hierselbst vereidigt bin, erlaube ich mir, hiermit mich einem hochgeehrten Publikum Schönbergs und Umgegend ergebenst zu empfehlen.
Meine Wohnung ist bei Herrn Peters, Glasermeister, Siemzerstraße.
Schönberg, den 19. Februar 1875
Hochachtungsvoll
Louise Sievers, geb. Spehr.
Hebamme.
Roggen= und Weizenkleie
hat zu verkaufen
H. Vielhaack,
Bäckermeister in Schönberg.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 15 Seite 4]Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo December 1874.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die in den letzten 10 Jahren an die Lebensversicherten zurückgezahlte Dividende beiträgt durchschnittlich 33 Prozent der tarifmäßigen Prämie und ist nach dem statutenmäßigen Vertheilungsmodus für die jüngeren Lebensalter noch progressiv höher.
Schwerin, im Januar 1875.
Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.
Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin
schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt.
Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan. W. H. Schacht.
Gesucht zu Ostern ein Malerlehrling.
Conrad Schultze, Maler.
Schönberg.
Gesucht wird zu Ostern dieses Jahres ein ordentlicher Knecht zu allen vorkommenden Arbeiten, der auch mit Pferden umzugehen weiß, gegen guten Lohn nach Uebereinkunft von
Mühlenpächter G. Creutzfeldt.
Lockwischer Mühle.
Ein in aller Hausarbeit erfahrenes, gewandtes Hausmädchen zu Ostern gesucht. Lohn 36 Thlr.
Hof Demern.
Amtmann Wicke.
Zu verkaufen ist eine fast neue, sehr gute Kornsäemaschine auf dem Hofe Römnitz bei Ratzeburg.
Mein hiesiges Gehöft, welches für den gastwirthschaftlichen und Bäckerei=Betrieb sehr gut eingerichtet ist, sich auch für jedes andere Geschäft eignet, wünsche ich zu verkaufen. Der Kaufpreis ist niedrig, die Bedingungen können sehr günstig gestellt werden.
Dassow. J. Bösch.
Auf Ostern oder 1. Mai suche ich eine
Wirthschafterin,
die kochen, backen, waschen und Handarbeiten versteht. Reflectirende wollen sich wenden an
Bacmeister, Domainenpächter.
Steinhorst bei Mölln.
Kirchliche Nachrichten.
Geboren: D. 10. Febr. dem Bäckermeister Retelsdorf hieselbst eine T. - D. 11. dem Arbm. Robrahn zu Gr. Bünsdorf ein S. - D. 11. dem Arbm. Lenschow zu Ollndorf eine T. -D. 12. dem Hauswirth Renzow zu Gr. Bünsdorf ein S.
Gestorben: D. 9. Febr. Peter Heinrich Grevsmühl, Ackerbürger vor Schönberg, 75 J. alt. - D. 11. Anna Maria Elisabeth Beck, Arbm.=Frau vor Schönberg, geb. Dunkelgoth von Lockwisch, 43 J. 7 M. alt. - D. 13. Hans Joachim Peter Heinrich Lohse, Hauswirthssohn zu Törpt, 1 J. 7 M. alt. - D. 13. Anna Maria Soll, Arbm.=Frau vor Schönberg, geb. Lohse von Selmsdorf, angebl. 51 1/2 J. alt. - D. 14. Wilhelm Joachim Heinrich Renzow, Hauswirthssohn zu Gr. Bünsdorf, 2 Tage alt. - D. 14. Maria Mühlphort, Arbm.=Frau vor Schönberg, geb. Mußfelt von Zarnevenz, 54 J. alt. - D. 17. Gottlieb Daniel Fischer, Goldschmied hieselbst. 81 J. 9 M. alt.
Copulirt: D. 7. Februar. Joachim Heinrich Martin Alwardt von Carlow, Arbm. hieselbst, und Maria Sofie Luise Oldenburg hieselbst. - D. 9. Hans Heinrich Holst von Sahmkow, Arbm. zu Retelsdorf, und Lina Maria Elisabet Wigger von Gr. Siemz zu Retelsdorf.
Bußtag, den 19. Februar.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.
Sonntag, den 21. Februar.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 16 | M | 30 | |
bis | 17 | M | 40 | . |
Roggen | 14 | M | 30 | |
bis | 15 | M | - | . |
Gerste | 15 | M | 50 | |
bis | 17 | M | - | . |
Hafer | 16 | M | 50 | |
bis | 17 | M | 30 | . |
Erbsen | 16 | M | 50 | |
bis | 19 | M | 20 | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | 14 | M | - | |
bis | 15 | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | 21 | M | - | |
bis | 22 | M | 20 | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,08 - 1,10 . |
Hasen das Stück M | 3,00 . |
Enten d. S. M | 2,40 - 3,00 . |
Hühner d. St. M | 1,20 - 2,80 . |
Tauben d. St. M | 0,30 - 0,45 . |
Spickgans d. St. M | 2,50 - 3,50 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,75 - 0,82 . |
Schweinskopf pr. 500 Gr. M | 0,40 - 0,50 . |
Wurst pr. 500 Gr. M | 0,40 - 1,05 . |
Eier 5 - 6 St. für M | 0,30 . |
Kartoffeln pr. 10 Lit. M | 0,60 . |
(Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 5 u. eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 15 Seite 5]Beilage
zu Nr. 15 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 19. Februar 1875.
Die Hundertpfundnote. Erzählung von Guido Weiß. (Schluß.)
[ => Original lesen: 1875 Nr. 15 Seite 6]Die Hundertpfundnote. Erzählung von Guido Weiß. [Schluß.]
Aus Bismarcks Jugend.*) Von Linden und Kastanien beschattet, einen reichen Park hinter sich, steht ein massiver zweistöckiger Bau, einfach im Aeußern und Innern, auf den Grundmauern des im Jahre 1842 ausgebrannten Schlosses neu aufgerichtet, Bismarcks Geburtshaus. Hier wohnten die Vorfahren seit der Mitte des 16. Jahrhunderts, wo sie ihr früheres jagdreiches Besitzthum Burgstall dem Kurfürsten Georg gegen Schönhausen abgetreten hatten. Wie viel übrigens der aufmunternden Vorbilder der Stolz der Familie gewesen sein mögen, sie sind es nicht, welche den Fürsten Bismarck auf die glänzende Bahn geführt haben. Obwohl seine Mutter den Knaben zum Diplomaten bestimmt haben wollte, so verrieth er doch viel mehr Neigung zu dem unabhängigen zurückgezogenen Leben eines Landedelmannes, wie es sein Vater führte. Dieser, Karl Wilhelm Ferdinand v. Bismarck, geboren 1771 hatte sich mit einer um 19 Jahre jüngern Tochter des geheimem Cabinetsraths Anastasius Ludwig Menken im Jahre 1806 vermäht. Von ihren 6 Kindern starben drei frühzeitig, das vierte war Otto Eduard Leopold. Sein Bruder Bernhard ist um fünf Jahre älter, seine Schwester Malvine um zwölf Jahre jünger, als Otto. Die Mutter war eine feine und unterrichtete Dame. Sie waltete als Herrin in ihrer Umgebung. Sie liebte Gesellschaft, wo sie durch Geist und Schönheit glänzte, in politischen Dingen die freisinnigen Ansichten ihres Vaters bekannte. "Sie war", wird gesagt, "der Verstand, der Vater das Herz des Hauses." Gemüth und guter Humor werden dem Vater nachgerühmt, einem stattlichen Manne, welcher den rauhen Gewohnheiten des Soldaten, der er gewesen, fernab von der beengenden Hauptstadt auf seinen pommerschen Gütern Kniephof, Jarchelin, Külz treu blieb. Ein Brief seines Lohnes aus dem Jahr 1844, an seine Schwester geschrieben, giebt von dem Vater und seiner Art die deutlichste Vorstellung. "Nächstdem" heißt es in diesem Brief, "lebe ich hier mit dem Vater lesend, rauchend, spazieren gehend, helfe ihm Neunaugen essen und spiele zuweilen Komödie mit ihm, die es ihm gefällt Fuchsjagd zu nennen; wir gehen nämlich bei starkem Regen, oder jetzt sechs Grad Frost, mit Ihle, Bellin und Karl hinaus, umstellen mit aller jägermäßigen Vorsicht, lautlos, unter sorgfältiger Beachtung des Windes einen Kiefernbusch, von dem wir Alle, vielleicht auch der Vater, unumstößlich überzeugt sind, daß außer einigen holzsuchenden Weibern, kein lebendes Geschöpf darin ist. Darauf gehen Ihle, Karl und 2 Hunde unter Ausstoßung der seltsamsten und schrecklichsten Töne durch den Busch, der Vater steht regungslos und aufmerksam mit schußfertigem Gewehr, genau als wenn er wirklich ein Thier erwartete, bis Ihle dicht vor ihm schreit: Hu, la, la, he, he, saß, häh, hä!" in den sonderbarsten Kehllauten. Dann fragt mich der Vater ganz unbefangen, ob ich nichts gesehen habe? und ich sage mit einem möglichst natürlich gegebenen Anflug von Bewunderung im Ton: "Nein, nicht das Mindeste." Dann gehen wir, auf das Wetter schimpfend, zu einem andern Busch, dessen vermuthliche Ergiebigkeit an Wild Ihle mit einer recht natürlich gespielten Zuversicht zu rühmen pflegt. So geht es drei oder vier Stunden lang, ohne daß in Vater, Ihle und Fingal die Passion einen Augenblick zu erkalten scheint. Außerdem besehen wir täglich zweimal das Orangeriehaus, und einmal die Schäferei, stündlich die vier Thermometer in der Stube, rücken die Zeiger des Wetterglases, und haben, seit das Wetter klar ist, die Uhren nach der Sonne in solche Uebereinstimmung gebracht, daß nur die an der Bibliothek noch einen einzigen Schlag nachthut, wenn die anderen a tempo ausgeschlagen haben. - Kaiser Karl V. war ein dummer Kerl . . . . Die Elbe geht mit Eis. Der Wind ist Ostsüdost . . . . . Ich theile Dir dies mit, um Dir ein Beispiel zu geben, wie Du dem Vater in Deinen Briefen mehr von den kleinen Begebenheiten Deines Lebens schreiben möchtest, die ihm unendlich viel mehr Spaß machen; wer bei Euch und Curts gewesen ist, wen Ihr besucht, was Ihr gegessen habt, was die Pferde machen, wie die Bedienung sich aufführt, ob die Thüren knarren und die Fenster dicht sind, kurz Thatsachen, Facta. Ferner mag er's nicht leiden, daß er Papa genannt wird, er liebt den Ausdruck nicht" u. s. w. Auf dem Kniephof in Pommern wohnte der Rittmeister mit seiner Familie seit dem Jahr 1816. In seinem sechsten Jahre wurde Otto nach Berlin in eine Erziehungsanstalt gebracht, deren übermäßige Strenge das weiche Gemüth des Knaben verletzte. Zwar hatte er seinen Bruder Bernhard dort gefunden. Aber trotzdem, wird überliefert, litt er sehr an Heimweh, und konnte nicht pflügen sehen, ohne zu weinen. Dem Fortgang der Erziehung und dem Alter entsprechend, wurden die Gymnasien und Pensionen Berlins gewechselt, und während die Knaben im elterlichen Hause wohnten, ward die Aufsicht u. Leitung ihrer Studien Hauslehrern anvertraut.
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*) Aus dem Werke Wilhelm Gerlachs: "Fürst Bismarck, eine biographische Skizze" dessen 2ter Band, welcher mit dem Kissinger Attentat schließt, soeben die Presse verlassen hat (Stuttgart bei W. Kohlhammer.)
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