[ => Original lesen: 1875 Nr. 4 Seite 1]Publicandum.
Zur Vermeidung der zur Winterzeit durch Schnee und Glätte erschwerten Passage auf den Bürgersteigen der Straßen und um der dadurch den Fußgängern drohenden Gefahr vorzubeugen, wird hierdurch angeordnet:
1) Sämmtliche Hausbesitzer in der Stadt und auf dem Amtsgebiet sind verpflichtet, die Bürgersteige und Hauseingänge bei Schneefall von allem Schnee zu reinigen und die Wasserrinnen gehörig aufzueisen, auch bei Frostwetter die Fußsteige mit Sand oder Asche zu bestreuen, und dies Bestreuen, so lange der Frost anhält, täglich Morgens zu erneuern.
2) In denjenigen Straßen, wo wegen mangelnder oder ungenügender Breite der Bürgersteige die Fußpassage auf die Fahrbahn angewiesen ist, hat jeder Hausbesitzer einen genügend breiten Weg in der Fahrbahn täglich Morgens mit Sand oder Asche zu bestreuen, und zwar so, daß jeder Hausbesitzer die Bahn seines Nachbarn in möglichst gerader Linie fortführt.
3) Zugleich wird das Publicandum vom 4. December 1855 in Erinnerung gebracht, wonach das Stehenlassen von Wagen, außer auf dem Markte, wo dieselben dann aber von eintretender Dunkelheit an bis zum Tagesanbruch mit einer brennenden Laterne versehen sein müssen, jedes Lagern von Holz, Steinen und anderen die Passage hindernden Gegenständen auf den Straßen und Bürgersteigen verboten ist.
Etwaige Contraventionen werden mit 1 M., im Wiederholungsfalle zu verschärfender Strafe geahndet werden, und ist nach Maßgabe des § 20 des Stadt=Reglements vom 26. April 1822 die Handhabung dieser Straßen=Polizei im Gebiete der Stadt dem Magistrate der Stadt Schönberg übertragen, während Contraventionen auf dem Amtsgebiete von Großherzoglicher Landvogtei werden bestraft werden.
Schönberg, den 4. Januar 1875.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. H. Wohlfahrt.
Publicandum.
In weiterer Ausführung des Publicandi vom 17. December v. J. und um etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen, wird zur Benachrichtigung derjenigen Hauswirthe im hiesigen Fürstenthum, welche sich der Vereinbarung vom 9. December v. J. wegen der künftig zu erlegenden Grundzinse anschließen wollen, hiedurch bekannt gemacht, daß jede Beitrittserklärung innerhalb des vorgeschriebenen Zeitraums von jedem Hauswirthe persönlich auf der Registratur Großherzoglicher Landvogtei abzugeben ist.
Schönberg, den 2. Januar 1875.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
- Am 6. Januar Nachmittags 3 Uhr ist in Prag im Exil der Kurfürst von Hessen gestorben. Er starb unerwartet; denn er schien sich von schwerer Krankheit erholt zu halben und machte Pläne des besseren Klima's halber nach Italien überzusiedeln. Um 12 Uhr hatte er anscheinend ziemlich wohl ein Frühstück genommen und war dann zu Bette gegangen; als ihn sein Kammerdiener um 3 Uhr zum Mittagstisch wecken wollte, war er todt. (Nach andern Nachrichten hat er beim Mittagessen gesessen, als er plötzlich von Unwohlsein ergriffen wurde und seinen drei Söhnen und seiner Gemahlin zurief: Bringt mich zu Bette!) Der Kurfürst hat in seinem Testamente angeordnet, daß sein Leichnam ohne jeden Pomp und uneinbalsamirt nach Cassel gebracht und auf dem alten Friedhofe beigesetzt werde; er wünschte in hessischer Gardeuniform neben seiner Mutter begraben zu werden, der Leichenwagen soll von den berühmten Isabellpferden gezogen werden. Der Tag des Leichenbegängnisses konnte noch nicht festgesetzt werden, weil darüber mit der preußischen Regierung Verhandlungen im Gange sind. Eine Deputation hessischer Edelleute will sich zum Geleite der kurfürstlichen Leiche nach Prag begeben.
Kurfürst Friedrich Wilhelm wurde am 20. August 1802 geboren als Sohn des Kurfürsten Wilhelm und der Prinzessin Auguste von Preußen. Am 30. September 1830 übertrug ihm sein Vater die Mitregentschaft; am 20. November 1847 trat er nach dem Tode seines Vaters die Regierung an. Hartnäckige Verfassungskämpfe füllten dieselbe aus, we=
[ => Original lesen: 1875 Nr. 4 Seite 2]der er noch sein Volk wurden des Lebend froh. In den ernsten Verwickelungen zwischen Preußen und Oesterreich trat der Kurfürst auf die Seite Oesterreichs und wurde depossedirt, sein Land annectirt. Von da an lebte er in Prag und Horzowitz in Böhmen. Vermählt war er mit Gertrud Lehmann, der geschiedenen Frau eines preußischen Lieutenants, welche er 1831 zur Gräfin v. Schaumburg und 1833 zur Fürstin von Hanau erhob. Dieser Ehe ist eine zahlreiche Nachkommenschaft entsprossen.
- Der preußische Landtag ist auf den 16. Januar einberufen und wird eine Zeitlang gleichzeitig mit dem Reichstage tagen.
- Nach einer Mittheilung der Times aus Savanna hat auch der General=Capitän von Cuba, General Concha, den Prinzen Alfons als König proclamirt.
- Hoffentlich wird die deutsche Schreibweise bald auch keine bunte Musterkarte mehr sein. Es ist wenigstens der erste Schritt zur Einigung gethan, indem der Reichskanzler den Professor Rudolf v. Raumer in Erlangen beauftragt hat, die Grundsätze einer gleichmäßigen deutschen Rechtschreibung aufzustellen.
- Neuerdings sind bei einem Theil der auf der Mecklenburgischen Friedrich=Franz=Eisenbahn gehenden Personenwagen 3. Classe die einzelnen Coupes mit besonderen Buchstaben in alphabetischer Ordnung wie A. B. C. D. etc. bezeichnet worden, Es ist diese Neuerung auf Anordnung des Reichseisenbahnamts getroffen, um den Reisenden bei etwaigem Verlassen des Coupes, ein leichteres Wiederfinden desselben zu ermöglichen, indem man sich nur den Buchstaben des Coupes, welches man benutzt, neben der Wagennummer zu merken braucht, um ohne Schwierigkeit den bisher eingenommenen Platz wieder zu finden. (M. Z.)
- Stuttgarter Aerzte machen's so, um zu ihrem Gelde zu kommen. Sie zeigen in den Zeitungen an, daß sie den und den Rechtsanwalt beauftragt haben, das fällige Honorar in Empfang zu nehmen.
- In den großen Zeitungen werden die neuen Noten der preußischen Bank zu 100 Mark und andere neue Noten weitläufig beschrieben. Man weiß, wie's geht, die Beschreibung wird gelesen und vergessen. Sicherer wäre es, wenn die Bank jedem deutschen Reichsbürger eine Originalnote als Neujahrsgeschenk zuschickte, damit er sie hübsch aufheben und, wenn die andern nachkommen, vergleichen und nöthigenfalls die Schafe von den Böcken sondern kann. Der gute König Heinrich VI. wünschte jedem Franzosen ein Huhn im Topfe; wir wollen noch besser sein und jedem Deutschen wünschen, daß er immer eine 100 Mark=Note in der Tasche habe.
- Die in Preußen angestellten Telegraphistinnen tragen statt Dienstmützen schwarze Sammtschleifen mit Blitz und Pfeil im Haar. - Das deutsche Uebungsgeschwader wird in diesem Jahre aus den Panzerfregatten "König Wilhelm", "Kronprinz", "Hansa" und "Kaiser" und dem Aviso "Falk" bestehen.
- Längst vor seinem Tode hat man gewußt, daß der Dichter Fritz Reuter unter dem Banne einer krankhaften Neigung für geistige Getränke stand, die sein Leben untergrub, seine körperlichen und geistigen Kräfte schwächte. Die furchtbar einsamen sieben Festungsjahre hatten ihm diese traurige Krankheit auf den Weg gegeben, eine Krankheit, die ihm Freiheit und Leben vergiftete. Eine Neurose, eine krampfhafte Verstimmung der Nerven, des Magens und der Speiseröhre bildete sich aus: eine Begierde, die nicht eher gestillt wird, als bis mit Erbrechen und Ekel die qualvolle aber rettende Krisis eintritt. Mit dieser traurigen, Mitleid erregenden Krankheit kehrte der Unglückliche in die Welt zurück. Wilbrandt in seiner Biographie des Dichters erzählt darüber: Die Perioden, in denen die wilden Anfälle wiederkehrten, waren ungleich wie ihre Dauer. Zuweilen war der ganze Anfall in ein paar Tagen überstanden, zuweilen kam die Krisis erst nach langem Ringen herbei. In solchen Fällen begann Reuter damit, oft unter künstlichen Veranstaltungen, bis zur Erschöpfung zu trinken; mitunter erst am vierten, am fünften Tage kam der Unglückliche so weit, daß er das Bett nicht mehr verlassen konnte, aber auch dann noch weigerte sich die Natur, befreiend zu reagiren, er mußte trinken, bis endlich unter unaussprechlichen Qualen das Erbrechen erfolgte. Doch dieses Erbrechen hielt dann oft tagelang an; furchtbare Todesangst marterte den Gequälten, er war jedesmal des sichern Glaubens, zu sterben, und wer ihn sah, glaubte, er habe Recht. Kam er dann zu sich, so war sein Gemüth verwüstet, sein Magen krank; er nahm nichts an als Sodawasser, gekochtes Backobst, etwas schleimige Nahrung, später Bouillon. Plötzlich entwickelte sich dann aber die ganze Heilkraft seiner riesigen Natur. Um sich von seinem unglückseligen Leiden zu befreien, unternahm Reuter im Winter 1847 auf 1848 eine Kur in der Wasserheilanstalt zu Stur am Plauersee. Aber er kam ungeheilt zurück. Im Jahre 1850 gab er das Landleben auf und versuchte es zu Treptow an der Tollense mit dem trockenen Brote des Schulmeisters; für zwei gute Groschen die Stunde ertheilte er Unterricht in allen Fächern. Die Liebe trieb ihn zu diesem verzweifelten Schritt. Jahrelang hatte die Geliebte Neigung, Hoffnungen, Pläne mit ihm getheilt und immer wieder geschwankt. Ein Grauen vor der Krankheit, scheint es, benahm ihr stets von neuem den Muth. Endlich entschloß sich Freund Peters zu einem seltsamen Schritt. Er führte sie eines Tages nach Treptow in Fritz Reuters Zimmer, als er an seiner Krankheit daniederlag. Fürchterlich war ihr der Anblick: sie litt lange und viel. Da auf einmal - so scheint es - kam der Glaube über sie, sie werde als sein Weib so viel Einfluß über den Kranken gewinnen, als erforderlich, um endlich das Uebel zu besiegen. Und sie ward sein Weib. Im Frühjahr 1851 gründeten sie in Treptow ihren eigenen Heerd. Sie hat es nicht erreicht - die Krankheit blieb. Gegen die Freunde auch die nächsten schwieg Reuter von seinem Uebel und verlangte Schweigen; seiner Frau dagegen erschloß er sich in rührenden Klagen über das grausame Unglück seines Lebens, doch auch in heiligen Entschlüssen, feierlichen Gelöbnissen verdoppelter Liebe. Alles Beste, was er je geschrieben, entstand nach solch einer Leidenszeit. Schon während dieser Zeiten, in schlaflosen Nächten, schuf sein Geist. Es blieb oft unzerstörbare Klarheit in ihm, nicht nur, daß er im Bette las und im Gedächtniß behielt, auch glückliche Gedanken, furchtbare Phantasien suchten ihn auf. Er sah zuweilen die Gestalten seiner Dichtungen so lebendig vor sich, daß er rief: "Sieh', sieh', sieh', Du mußt sie sehen! Mit Händen könnt' ich sie greifen!"
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Sabowerstraßr sub Nr. 45a belegene Wohnhaus c. p. des Schuhmachermeisters J. Schmalfeldt hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag, den 26. Januar 1875, Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 7. November 1874.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Holzauction.
Mittwoch, den 13. Januar d. J., sollen im Cordshäger Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:
[ => Original lesen: 1875 Nr. 4 Seite 3]einige eichen Bau= und Nutzholz=Drümme,
Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz tauglich,
eichen Zweigholz,
buchen Klafterholz,
Zweigholz,
Fichten von Rüstbaum= und Bauholz=Stärke.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich beim Fichtenabraum einfinden.
Vitense, den 6. Januar 1875.
L. Wiegandt.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert, ihre Beiträge fördersamst an die resp. Armenvorsteher einzuzahlen.
Schönberg, den 11. Januar 1875.
Die Armenbehörde.
Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt
Während des Antoniitermines vom 17. bis 24. Januar d. J. ist die Anstalt an jedem Wochentage vom 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.
Das Directorium.
Die Schulgelderhebung findet in den nächsten beiden Wochen - vom 18. bis 30. Januar - statt; die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.
J. Wegner,
beauftragter Erheber.
Feuer-Versicherungs-Bank für Deutschland in Gotha.
Zufolge der Mittheilung der Feuer=Versicherungs=Bank für Deutschland zu Gotha wird dieselbe nach vorläufiger Berechnung ihren Theilnehmern für 1874 ca. 66 2/3 Procent ihrer Prämieneinlagen als Ersparniß zurückgeben.
Die genaue Berechnung des Antheils für jeden Theilnehmer der Bank, sowie der vollständige Rechnungsabschluß derselben für 1874 wird am Ende des Monats Mai d. J. erfolgen.
Zur Annahme von Versicherungen für die Feuer=Versicherungs=Bank bin ich jederzeit bereit.
Schönberg den 11. Januar 1875.
Wilh. Schrep,
Agent der Feuerversicherungsbank f. D.
Ein Schneiderlehrling
wird zu Ostern 1875 gesucht von
F. J. Klempau, Schneidermeister,
Lübeck, Fegefeuer 888.
H 05b
Das Tischler=Amt macht bekannt, daß sämmtliche Meister verpflichtet sind, von Neujahr 1875 für die Gesellen=Auflage zu haften und alle Vierteljahr an die Ladenmeister oder Herbergswirth pünktlich einzuliefern; auch hat jeder Geselle einen Arbeitsschein zu lösen, sobald er in Arbeit tritt.
Schönberg, den 6. Januar 1875.
Das Tischler=Amt.
Ein ordentlicher Knabe, der Lust hat Maler zu werden, kann zu Ostern in die Lehre treten bei
Theodor Rütz,
Maler.
Sonnabend-Verein.
Gesellschafts=Abend am Freitag, den 15. Januar.
Kampfgenossen=Verein
1870/71.
Am Sonntag den 17. Januar d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,
Versammlung im Vereinslokale.
Der Vorstand.
Herren-, Damen- und Kinder- Gummischuhe, um damit zu räumen, hat unterm Einkaufspreis zu verkaufen.
F. Kleinfeldt,
Siemzerstraße Nr. 110.
Am Donnerstag v. W. ist eine gestrickte grüne und schwarze Reisedecke auf dem Wege zwischen Schönberg und Zarnewenz verloren worden. Der Finder wird gebeten, dieselbe in der Exped. d. Bl. gegen eine Belohnung abzugeben.
Im Dorfe Lockwisch habe ich zu Ostern d. J. eine Wohnung für einen freien Arbeiter mit Familie zu vermiethen.
A. Russwurm, Lockwisch.
Zu verkaufen:
ein wenig gebrauchter offener
Phaeton=Wagen
bei A. Russwurm, in Lockwisch.
Gesetzlich autorisirte
Braunschweiger Loose,
Hauptgewinn:
ev. 450,000 Mark.
Beginn der Ziehungen:
am 21. Januar d. J.
Originalloose: Viertel 4 Mark, Halbe 8 Mark, Ganze 16 Mark, versendet unter Beifügung des amtlichen Planes
L. Oppenheim jun.
in Braunschweig.
NB. Amtliche Ziehungslisten und Gewinngelder sofort nach jeder Ziehung.
Zum Concert und Ball
am Freitag den 22. Januar
lade ich alle meine Freunde und Gönner ergebenst ein und bitte um recht zahlreichen Besuch.
Carlow.
W. Creutzfeldt.
Unterleibs-Bruchleidende
finden in der durchaus unschädlich wirkenden Bruchsalbe von Gottlieb Sturzenegger in Herisau, Schweiz, ein überraschendes Heilmittel. Zahlreiche Zeugnisse und Dankschreiben sind der Gebrauchsanweisung beigefügt. Zu beziehen in Töpfen zu Thlr. 1 20 Sgr., sowohl durch G. Sturzenegger selbst als durch A. Günther, Löwenapotheke, Jerusalemerstaße 16 in Berlin. 3220-Qu.
Petroleum-Sicherheits-Laternen,
welche kein Sturm verlöschen kann und ohne Cylinder schön weiß und hell brennen, auch durchaus nicht feuergefährlich sind, da sie beim Umfallen langsam verlöschen, empfiehlt à St. 1 3/4
Oscar Krobitzsch, Leipzig, Klostergasse 13.
Treibriemen und Gummi=Lager.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 4 Seite 4]Dem geehrten Publikum mache ich hiedurch die ergebene Anzeige, daß ich von dem 1. Januar 1875 an, für alle bei mir gemachten Einkäufe bei comptanter Zahlung 4 pCt. (von jedem Thaler 2 Schill.) Rabatt geben werde und sichere ich die billigsten Preise zu.
Heinrich Creutzfeldt.
Schönberg, den 1. Januar 1875.
Die Delicatessen=Handlung
von
H. Dittmer in Lübeck,
Trave bei der Holstenbrücke 372.
empfiehlt ein reichhaltiges Lager von allen Arten Delicatessen, Conserven, Südfrüchten, Caviar, Anchovis, Sardellen u. d. m.
Wiederverkäufer erhalten angemessenen Rabatt.
Auswärtige Aufträge werden prompt ausgeführt.
Grosse Maskerade
der
Schönberger "Liederkrone"
am Donnerstag, den 21. Januar 1875
im Saale der Frau Gastwirthin Boye.
Anfang 7 Uhr Abends.
Billets für Masken à 1 M. und für nummerirte Sitzplätze à 1 M. 50 Pf. sind vorher zu haben bei den Herren H. Peters, Glasermeister und E. Hempel, Buchbinder.
Die neue uns sehr elegante Masken=Garderobe des Herrn Vitense in Lübeck steht bereits vom Dienstag, den 19. d. M., Nachmittags, an, im Boye'schen Locale zur Verfügung.
Das Comite.
Perm. Maschinen=Ausstellung und Maschinen=Fabrik
von
Scharrer & Gross
in
Nürnberg.
Wir empfehlen unsere
Handdreschmaschinen
ganz von Eisen,
welche sich durch solide dauerhafte Arbeit, leichtern Gang und große Leistung auszeichnen, sowie unsere dazu passenden einpferdigen Göpel, ferner Säulen=Göpel mit Dreschmaschinen, alles eigenes Fabrikat zu Fabrikpreisen.
Von Futterschneidemaschinen halten wir großes Lager in verschiedenen Sorten.
Illustrirte Cataloge stehen gratis zu Diensten. Wiederverkäufer sind wir in der Lage, äußerst vortheilhaft zu bedienen.
Perm. Maschinen-Ausstellung & Maschinen-Fabrik
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Scharrer & Gross in Nürnberg.
Ein illustrirter Preis=Courant liegt in der Expedition dieses Blattes zur Ansicht aus.
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. pr. 500 Gr. | 14 - 15 , |
Enten d. St. | 22 - 35 , |
Hühner d. St. | 18 - 22 , |
Schinken pr. 500 Gr. | 10 , |
Wurst pr. 500 Gr. | 14 , |
Tauben d. St. | 4 - 6 , |
Eier 3 St. | 4 , |
Kartoffeln pr. 10 Lit. | 8 , |
Hasen d. St. | 48 , |
Spickgans | 2 - 3 . |
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 14 1/2 - 15 | | 12 | |
Roggen | 13 1/4 - 13 | | 10 | |
Gerste | 13 1/2 - 13 | | 12 | |
Hafer | 13 1/2 - 14 | | 4 | |
Erbsen | 14 - 16 | | 4 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 12 1/2 - 13 | | 4 | |
Winter=Raps | - | | - | |
Winter=Rübs. | - | | - | |
Schlagleins. | 18 - 18 | | 8 | |
Hiezu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 4 Seite 5]Beilage
zu Nr. 4 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 12. Januar 1875.
Das Sparcassenbüchlein.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 4 Seite 6]Das Sparcassenbüchlein. [Fortsetzung.]
- Kartoffel=Segen. Amtsrichter Heine in Vienhorst bei Hannover pflanzte im Frühjahr vorigen Jahres in seinem Garten 7 sogen. Riesenkartoffeln, von denen die eine aus Worms stammte. Das Land, leichter Lehm mit losem Untergrunde, war in schwacher Kraft, im Herbste gegraben und mit Kuhdünger gedüngt; vor dem Pflanzen wurde der Strohdünger abgeharkt und der feine untergegraben. Die Knollen wurden in etwa 36 Stücke zerschnitten, in Asche gelegt und als sie genügend abgetrocknet, in ebensoviel Löcher in 1 1/3 füßigen Abständen gelegt und in jedes Loch ein kleiner Eßlöffel voll Knochenmehl gegeben. Die kräftigen 2 Fuß hohen Pflanzen vegetirten von Anfang April bis Anfang October. Die Aufnahme geschah am 24. October und ergab einen Ertrag von reichlich 250 Pfund. Die schwerste Knolle wog über 800 Gramm. Von den Pflanzkartoffeln wird keine mehr als 1 Pfund gewogen haben, die kleinste war kaum so groß als ein Gänseei.
- Das Jahr 1874 war für Wien ein Weinjahr. Niemals hat die lustige Kaiserstadt so viele Selbstmörder gehabt, nämlich 216. Wie es dem Krach=Jahr zukommt, ist die Mehrzahl der Selbstmorde - ein so schlechtes Wort, wie die Sache selbst - auf "zerrüttete Vermögensverhältnisse" zurückzuführen, dann kommen die "häuslichen Zerwürfnisse" und endlich, fast lauter Doppelselbstmorde, "unglückliche Liebe." Erhängt haben sich 70 Leute, vergiftet 62, erschossen 48 (darunter 7 Frauen), erstickt und auf die Schienen gelegt je 1.
- Eine tragische Geschichte: Ein Herr stieg in einen Omnibus; ihm gegenüber; saß eine Dame, die, wie er im Halbdunkel durch den Schleier zu erkennen glaubte, jung und hübsch war. "Weshalb tragen Sie den Schleier?" meinte er, nachdem es ihm gelungen, ein Gespräch mit der Dame zu beginnen. "Um mich vor den Blicken der Männer zu schützen." - "Aber es ist doch unser höchster Genuß, eine Schönheit bewundern zu dürfen." - "So lange man nicht verheirathet ist." - Nun, ich bin nicht verheirathet," sagte er fest. "Wirklich?" meinte sie, schlug den Schleier zurück, - - - es war seine Schwiegermutter. Man zweifelt an seinem Aufkommen.
- Eine Wette gingen in Königsberg zwei junge Leute, ein Jurist und ein Mediciner, beim Eintritt des starken Frostes von 15 bis 20 Grad mit einer anderen Gesellschaft von Freunden dahin ein, daß sie ohne Pelze bis nach Cranz und von dort 4 Meilen über das kurische Haff nach Rossiten und Nidden fahren und nach 3-3 1/2 Tagen wieder retourniren wollten. Die Wette galt 15 Flaschen Champagner und wurde mit Förmlichkeiten abgeschlossen. Die beiden Ersteren mietheten daher für 15 Thlr. ein Fuhrwerk und fuhren von dannen. Trotz der fürchterlichen Kälte gelangten sie dennoch wohlbehalten nach Cranz, restaurirten sich wacker und begaben sich auf das Haff. Hier jedoch begannen ihre Leiden. In Nebel gehüllt verloren sie sehr bald die Richtung und kutschirten 10 Stunden lang bis in die tiefe Nacht hinein auf dem Eise umher, bis sie endlich durch Fischer nach einem Dorfe gebracht wurden. Aber die Courage hatten sie dennoch nicht verloren; sie nahmen Tags darauf einen Führer an und erreichten richtig Rossitten und Nidden. Die Rückfahrt war fast noch beschwerlicher, denn wiederum fuhren sie irre und trafen erst am Morgen des vierten Tages mit angefrorenen Füßen und Gesichtern in Cranz ein.
- Ein Dorfschullehrer in der Nähe von Teschen machte die in überfüllten Volksschulen nicht gerade seltene Entdeckung, daß seiner geistigen Pflanzstätte durch mehrere seiner dichtbehaarten Schulbuben eine allzureichliche Zufuhr von jenen mißliebigen Insekten zu Theil wurde, mit denen die Kinder unreinlicher Leute in der Regel reich gesegnet sind. Da man seiner Anordnung, das Haar zu Hause kurz scheeren zu lassen, nicht nachkam, so machte er kurzen Prozeß und ließ die Haaroperation in seiner Schule durch einige ältere Schüler ausführen. Alle Eltern fügten sich bis auf einen Vater, der seinen Liebling um keinen Preis der bedenklichen Zierde seines wildreichen Haarbusches beraubt sehen wollte. Der Lehrer wendete sich an die Schulbehörde um Rath und diese gab ihm die Anweisung im Interesse der ganzen Schule dem Buben die Haare abschneiden zu lassen. Dieser "amtlichen" Weisung wurde sofort Folge gegeben; doch was geschah? Der erboste Vater verklagte den Lehrer bei Gericht und erlebte die Genugthuung, daß der Lehrer wegen Eingriffs in fremdes Eigenthum mit einer Strafe von 5 Gulden belegt wurde.
- In Chemnitz saß kürzlich ein älterer Herr Abends im Gasthause bei seiner gewöhnlichen Gesellschaft, als die neueste Gewinnliste gebracht wurde woraus er ersah, daß seine Nummer 82,566 10,000 Thaler gewonnen hatte. Erfreut hierüber, gab er einen Korb Sekt zum Besten. Als er am nächsten Abend wieder an seinem Platze saß und wiederum das neueste Blatt gebracht wurde, las einer der Anwesenden eine darin enthaltene Berichtigung vor, nach welchem nicht auf Rummer 82,566, sondern auf 82,569 der Gewinn von 10,000 Thaler gefallen war. Alle bedauerten den getäuschten Gewinner vom vorigen Tage oder lachten ihn im Stillen aus. Dieser sagte aber Vollkommen ruhig : "Noch einen Korb Sekt, Herr Wirth - diese Nummer hab' ich auch!"
- Vor ungefähr 6 Wochen brachte ein fremd herzugelaufener Hund die Schafheerde eines Herrn Rogers in Ober=Hayesden in England in Allarm, wobei er einige Schafe derart in die Gegend des Maules biß, daß sie nicht mit weiden konnten. Jene gebissenen Schafe wurden dann in sorgfältige Kur genommen und waren denn auch nach einiger Zeit so weit wieder hergestellt, daß man sie mit den übrigen Schafen wieder auf die Weide lassen konnte. Sie gediehen danach auch scheinbar ganz gut, bis sie auf einmal vor wenigen Tagen ganz ungewohnte Symptome zeigten; sie bellten ähnlich wie ein Hund und gingen auf jeden los, der in ihre Nähe kam. Ein herbeigerufener Thierarzt ordnete sofort ihre Tödtung an und ließ dann ihre Kadaver begraben. Man fürchtet, daß noch mehrere andere Schaafe getödtet werden müssen, weil jener tolle Hund eine Menge derselben gebissen hatte. So meldet der "Kent and Sussex Courier."
- Der Pächter einer Eisbahn in Berlin sucht dem schlittschuhlaufenden Publikum die völlige Gefahrlosigkeit derselben durch ein großes Placat neben dem Eingange zur Kasse zu beweisen, worauf in handhohen Buchstaben die verlockende Anzeige zu lesen ist: "1000 Thaler Belohnung Demjenigen, der auf meiner Eisbahn einbricht - und ertrinkt."
- In einem Londoner Omnibus vermißte eine junge Dame plötzlich ihr Portemonnaie, das glücklicherweise nur 12 Schillinge enthielt. Der Verdacht zur Entwendung fiel auf einen elegant gekleideten Herrn, welcher neben der Dame gesessen hatte; und wie gegründet dieser Verdacht war, erwies sich durch den Umstand, daß die Dame bei nochmaliger Durchsuchung der Tasche ihres Kleides einen massiven Ring mit schimmerndem Steine fand, der vorher an dem Finger des augenscheinlichen Taschendiebes bemerkt worden war. Ein zu Rath gezogener Juwelier erklärte den anfangs für werthlos gehaltenen Stein für einen ächten Brillanten und bot dafür die Summe von 80 Pfund Sterling. Es muß ein bitteres Gefühl für den Dieb gewesen sein, für seine Mühe und Gefahr auch noch an sich selbst zum Spitzbuben zu werden.
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