[ => Original lesen: 1875 Nr. 2 Seite 1]Publicandum.
In weiterer Ausführung des Publicandi vom 17. December v. J. und um etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen, wird zur Benachrichtigung derjenigen Hauswirthe im hiesigen Fürstenthum, welche sich der Vereinbarung vom 9. December v. J. wegen der künftig zu erlegenden Grundzinse anschließen wollen, hiedurch bekannt gemacht, daß jede Beitrittserklärung innerhalb des vorgeschriebenen Zeitraums von jedem Hauswirthe persönlich auf der Registratur Großherzoglicher Landvogtei abzugeben ist.
Schönberg, den 2. Januar 1875.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Publicandum.
An Stelle des aus seinem Amte ausgeschiedenen Hauswirths Lühr in Kl. Mist ist der Hauswirth Rieckhoff in Bechelsdorf zum Districts=Vorstands=Mitgliede für die Aushebung der Mobilmachungspferde im Districte der Vogtei Rupensdorf wiederbestellt worden, wie hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird.
Schönberg, den 1. Januar 1875.
Der Großherzogl. Bezirks=Commisiarius für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Bekanntmachung.
Am 1. Januar 1875 werden im Reichs=Telegraphen=Gebiete neue, auf die Reichsmark=Währung lautende Telegraphen=Freimarken zu den Werth=Beträgen von
3, 5, 10, 25, 40, 50 und 80 Pfennigen,
sowie von
1, 2 und 3 Mark
eingeführt.
Der Verkauf dieser neuen Telegraphen=Freimarken beginnt bei den Reichstelegraphen=Stationen am 1. Januar 1875 und können von diesem Tage ab die bisherigen Telegraphen=Freimarken seitens der Correspondenten zur Frankirung der Depeschen nicht mehr benutzt werden.
Dem Publikum soll jedoch gestattet sein, die nach Ablauf dieses Jahres noch in seinen Händen befindlichen bisherigen Telegraphen=Freimarken vom 1. Januar bis incl. 15. Februar 1875 gegen neue Freimarken umzutauschen, wobei
eine der bisherigen Marken zu 6 Pf. gleich einer neuen Marke zu 5 Pf.,
eine der bisherigen Marken zu 1 1/4 Sgr. gleich je einer neuen Marke zu 10 Pf. u. zu 3 Pf.,
eine der bisherigen Marken zu 2 1/2 Sgr. gleich einer neuen Marke zu 25 Pf.,
eine der bisherigen Marken zu 4 Sgr. gleich einer neuen Marke zu 40 Pf.,
eine der bisherigen Marken zu 5 Sgr. gleich einer neuen Marke zu 50 Pf.,
eine der bisherigen Marken zu 8 Sgr. gleich einer neuen Marke zu 80 Pf.,
eine der bisherigen Marken zu 10 Sgr. gleich einer neuen Marke zu 1 Mark,
eine der bisherigen Marken zu 30 Sgr. gleich einer neuen Marke zu 3 Mark
zu rechnen ist.
Eine Einlösung der bisherigen Marken gegen Baarzahlung findet nicht statt.
Berlin, den 12. December 1874.
Kaiserliche General=Direction der Telegraphen.
Schönberg. Die Districtshusaren, welche früher halbjährlich, am 1. Mai und 1. November, gewechselt wurden, werden künftig sowohl hier wie im Herzogthume dauernd stationirt sein.
- Am 1. Januar, Mittags 12 Uhr, fand zu Berlin, bei Sr. M. dem Kaiser der Empfang der Generale zur Neujahrsgratulation statt. General=Feldmarschall Graf Wrangel hielt folgende Ansprache: "Ew. Kaiserliche Königliche Majestät!
Heute am Neujahrstage flehen wir vereint zum Allmächtigen, Er wolle Ew. Majestät auch fernerhin in voller Lebensfrische und Thatkraft zum Heil und
[ => Original lesen: 1875 Nr. 2 Seite 2]Segen von Deutschland bis in die fernsten, fernsten Zeiten gnädiglich erhalten." Auf die Ansprache des General=Feldmarschalls, Grafen Wrangel, antwortete Se. M. der Kaiser: "Ich danke Ihnen für die Wünsche, welche Sie und im Namen der Armee für mich ausgesprochen und gebe sie aus vollem Herzen den hier Versammelten besonders demüthig dankbar dafür zurück, daß der Allmächtige mich im Laufe des verflossenen Jahres wieder so weit gestärkt, Meinem schweren Berufe und auch dem Theile Meiner Pflichten, welche Sie, meine Herren, repräsentiren, mit voller Hingabe genügen zu können." - Bei der Neujahrsgratulation der Generale sind die Flügeladjutanten, Oberst Graf Lehndorff und Oberst Fürst Radziwill, zu Brigadiers mit Belassung in ihrer Stellung als Flügeladjutanten ernannt worden.
- In Spanien ist Don Alfonso am letzten Tage des vorigen Jahres zum Könige ausgerufen worden und sämmtliche Herren der Regierung, sowie die republikanische Armee haben ihn anerkannt. - Don Alfonso ist der Sohn der verjagten Königin Isabella und hat sich seither bei seiner Mutter in Paris aufgehalten. Am 2. Januar wollte er nach Madrid abreisen. Ob das unglückliche Spanien jetzt endlich zur Ruhe kommt, wird die Zeit lehren.
- Wir haben reine Wäsche, sagte Bismarck, als viele seiner Freunde der Veröffentlichung seiner geheimsten Depeschen im Arnim=Prozesse mit Sorge entgegen sahen. Bismarck hat Recht gehabt. Das Bekanntwerden dieser geheimen Actenstücke hat nicht nur den Ruf seines staatsmännischen Talent, sondern auch seiner Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit bedeutend erhöht, die gescheidteren Franzosen zuckten wohl auf, als sie sich und ihr Treiben portraitähnlich geschildert lasen, die klügsten setzten aber sogleich hinzu: wenn wir uns doch selber so kennten wie dieser Deutsche. Der Kaiser von Rußland war von der aufrichtigen Friedensliebe und der freundlichen Gesinnung Bismarcks für Rußland so entzückt, daß er dem Kaiser Wilhelm in einem eigenhändigen Brief gedankt hat. So haben diese vertraulichen Briefe Bismarcks, die für keines Dritten Auge bestimmt waren, der deutschen Politik sehr genützt. Sie haben das gute Einvernehmen zwischen Deutschland und Rußland gestärkt, dessen Untergrabung die Bemühung aller Gegner Deutschlands war und ist.
- Es bestätigt sich nicht, daß dem Grafen Arnim von seiner hinterlegten Caution von 100,000 Thalern für Gerichtskosten ein Abzug gemacht worden ist. Er hat vielmehr die ganze Summe bei Heller und Pfennig persönlich auf der Depositenkasse des Stadtgerichts in Empfang genommen, nachdem sein Gesuch, dieselbe durch einen Bevollmächtigten erheben zu lasset als unstatthaft zurückgewiesen worden war.
- Die zuerst von dem "Univers" in Paris mit vielen frommen Betrachtungen als eine sehr erfreuliche Nachricht gebrachte Neuigkeit , daß die Tochter des deutschen Botschafters bei der Pforte, Freiherrn von Werther, zum Katholicismus übergetreten sei, beschränkt sich nach Berliner Berichten auf ein sehr einfaches wenn auch in Constantinopel vielbesprochenes Vorkommniß. Als nämlich die Familie des deutschen Botschafters vor einige Zeit durch eine der Straßen Peras fuhr. Sah sie im dichten Menschengewühl einen Franziskanermönch neben dem langsam fahrenden Wagen dahinschreiten. Die Tochter des Botschafters öffnete den Wagenschlag, um auf Geheiß ihrer Eltern den Klosterbruder zu ersuchen, im Wagen Platz zu nehmen. Dieser nahm die Einladung an und wurde, da das Kloster, dem er angehörte, ganz in der Nähe lag, von der Familie des Botschafters dorthin gebracht. Der Vorgang wurde einige Tage in der öffentlichen Welt Constantinopels besprochen, ging in die Zeitungen über und wurde endlich bis zu einem Confessionswechsel aufgeblasen.
- Die französischen Abgeordneten, welche erst seit 3 Wochen von einem 4monatlichen Aufenthalte in den Provinzen nach Versailles zurückgekehrt sind, wissen in der Nationalversammlung nichts mit einander anzufangen und haben nur mit Mühe dazu bestimmt werden können, wegen des Weihnachtsfestes und Jahreswechsels nicht langer als bis zum 5. Januar Ferien zu machen. Alle Risse sind tiefer, alle Spaltungen sind breiter gewogen. Im Juli wußte die Kammer wenigstens, was sie nicht wollte (keine Republik, keine Auflösung); heute weiß sie weder, was sie will, noch was sie nicht will. In den 3 Wochen ist man allen Gesetzen, deren Dringlichkeit anerkannt und deren Berathung für den Monat December fast feierlich versprochen worden war, vorsichtig aus dem Wege gegangen. Am zuversichtlichsten sind immer noch die Bonapartisten aufgetreten, deren Wortführer Rouher in einer Rede das Programm der bonapartistischen Verschwörung vor derselben Nationalversammlung entrollte, welche das Kaiserreich verurtheilt und die Absetzung der kaiserl. Dynastie ausgesprochen hat.
- Der preußische Landtag hat wieder 1 Million Thaler bewilligt, um die Lehrerstellen im Durchs Schnitt auf 300 Thaler zu bringen. Von den Zulagen wird zwischen billigeren und theuren Gegenden unterschieden werden. Eine Lehrerfamilie am Niederrhein z. B. braucht zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts mehr als eine Familie in Hinterpommern, wo die Preise der Nahrungsmittel, des Korns, der Kartoffeln, des Fleisches beträchtlich geringer sind. Indessen auch in dem Regierunsbezirk Köslin, der zu den billigsten gerechnet wird, soll das Mindestgehalt des Lehrers in Zukunft 280 Thaler betragen. - Bekanntlich wurden im vorigen Jahr auf den Antrag des Abgeordnetenhauses 500,000 Thlr. für die Lehrer zur Erhöhung der Alterszulagen ausgeworfen. In einer Session vorher waren zu demselben Zweck 700,000 Thlr. bestimmt. Die Mehrausgabe, welche der preußische Staat innerhalb dreier Jahre zu Gunsten der Volksschullehrer über sich genommen hat, beträgt also etwa 2 1/4 Millionen Thaler.
- In Bezug auf die Uebungen des Beurlaubtenstandes für 1875 ist durch Ordre vom 24. December bestimmt worden: 1) Bei der Infanterie, den Jägern und Schützen werden die zur Disposition der Truppen beurlaubten, beziehungsweise der Reserve angehörenden übungspflichtigen Mannschaften, welche mit dem Gewehr (der Büchse) M/71. (Mauser=Gewehr) noch nicht ausgebildet sind, zum Zwecke dieser Ausbildung auf die Dauer von 12 Tagen einberufen. Die Einberufung erfolgt im Allgemeinen zu Truppentheilen derjenigen Armeecorps, in deren Bezirken die Betreffenden controlirt weiden. Der Zeitpunkt der Uebungen ist in der ersten Hälfte des Jahres unter besonderer Rücksichtnahme auf die ländlichen Arbeiter zu wählen. 2) Bei den übrigen Waffengattungen werden Reserven nur in dem Maaße eingezogen, als Manquements durch die zur Disposition Beurlaubten nicht gedeckt werden können. 3) Zur Disposition Beurlaubte, welche nach Passus 1 geübt haben, sind unter gewöhnlichen Friedensverhältnissen im Jahre 1875 nicht wieder einzuziehen. Etwaige, hiernach nicht zu deckende Manquements werden offen gelassen. 4) Reserve=Officiere aller Waffengattungen üben innerhalb der bestimmungsmäßigen Grenzen insoweit als er zu ihrer dienstlichem Ausbildung für erforderlich erachtet wird. 5) Uebungen der Landwehr finden nicht statt. Das Kriegs=Ministerium hat hiernach alles Weitere zu veranlassen.
- Niemand anders als Fürst Bismarck ist daran schuld, daß die Amerikaner jetzt Geschmack daran finden, die deutsche Sprache zu erlernen, wozu sie sich früher zu gut dünkten. In allen öffentlichen Schulen größerer und selbst vieler kleineren Städte, in den meisten Hochschulen und Seminarien wird jetzt drauf und dran deutsch gelehrt und gelernt. Von 1150 Seminaristinnen des Lehrerinnen=Seminars in New=York, welchen es freigestellt ist, als zweite Unterrichtssprache entweder die deutsche oder die französische zu wählen, haben sich 918 für die schwerer zu erlernende deutsche Sprache entschieden. Früher hatte das Französische drüben unbestritten das Uebergewicht, weil es in der vornehmen Welt Modesache war, man auch wohl darauf rechnete, sich eine Zeit lang in Pariser Kreisen herumzutreiben. Das ist anders geworden, und es wäre nicht uninteressant zu hören, was die Franzosen zu diesem Umschwung sagen.
- Ein Glückauf wollen wir vor Allem der redlichen Arbeit wünschen. Der Anfang des neuen
[ => Original lesen: 1875 Nr. 2 Seite 3]Jahres ist nicht gut. Namhafte Arbeiter=Entlassungen werden aus den größten deutschen Fabriken gemeldet. In Österreich sieht es noch schlimmer aus, dort sind manche Fabriken ganz geschlossen.
- In Rostock hatte am Sylvesterabend ein in der Kröpelinerthor=Vorstadt wohnender Mann seine Hausthür verschlossen gefunden und sich unbedachterweise im Freien hingesetzt, wo er eingeschlafen und erstarrt war. Als er am Morgen aufgefunden wurde, waren Belebungsversuche erfolglos.
- Das Weihnachtsfest in London hat uns mit einer traurigen Bescheerung bedacht. Einen Unglücksfall auf den anderen meldete der Telegraph in den Feiertagen und das Gesammtresultat dieser Katastrophen ist 49 Todte und etwa 150 Verletzte. Das gräßlichste Unglück ereignete sich auf der Great=Western Eisenbahn bei Shipton in der Nähe von Oxford. Der verunglückte Zug war von ungewöhnlicher Länge und mit einer sehr großen Anzahl Passagiere besetzt. Der Zug bewegte sich nur mit einer Schnelligkeit von 40 englischen Meilen per Stunde, also nach englischen Begriffen nicht gar zu schnell. Aber trotzdem genügten das Brechen einer Radschiene und das dadurch erfolgte Losgehen des Rades, den ganzen Zug über den Damm auf die Wiesen hinunter und in den Kanal hinein zu schleudern. Das Schauspiel, das sich jetzt darbot, war entsetzlich. 26 Personen waren auf der Stelle getödtet und Viele bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden. Die Zahl der Verletzten, von denen jetzt schon 5 ihren Schmerzen erlegen sind, andere, wie befürchtet wird, noch erliegen werden, belief sich auf mehr denn 100. Die Blätter berichten ausführlich über den Schmerz, den die in großen Schaaren ankommenden Verwandten und Freunde der Verunglückten an den Tag legen. Andere Berichte wissen von Wundern zu erzählen, durch welche dieser oder jener dem Unglück entgangen ist. Bei Wigan stießen Freitag früh ein Passagier= und ein Kohlenzug zusammen und ein Passagier wurde getödtet, während 20 mehr oder minder schwere Verletzungen erlitten. Bei Wolverhampton ereignete sich auf derselben Bahn, nämlich der North=Western, auch Tags vorher ein Unglück, daß 25 Personen verletzte. Derselbe Tag erlebte eine furchtbare Kohlengruben=Explosion, durch welche von den 21 in der Grube beschäftigten Arbeitern 17 umkamen. Während der letzten Stürme sind nicht weniger als 21 Schiffer aus Greenwich allein umgekommen. Es ist ein Comitee zusammengetreten, um den zahlreichen Wittwen und Waisen der so plötzlich Entrafften beizustehen und ihnen namentlich über den Winter wegzuhelfen.
- Eine in Berlin auf frischer Tat erwischte Ladendiebin wollte die eskamotirten Waaren reuevoll zurückgeben. "Denk' nicht d'ran!" sagte der Kaufmann, "zahlen müssen Sie!" Entrüstet griff die Dame in ihr Portemonnaie und rief: "Eine solche Prellerei ist mir noch nicht vorgekommen."
- Zur Umwandlung des Kreuzergeldes in neues Reichsgeld finden wir in einer Bayr. Ztg. ein Recept, welches nach Art der gereimten Geschlechtsregeln in der lateinischen Grammatik also lautet: "Seht Euch die Zahl der Kreuzer an - Und hänget eine Null daran - Und theilt mit sieben dann hinein, - Was da herauskommt, das wird sein, - Wenn Ihr's verdoppelt allemal, - Genau der Mark und Pfennig Zahl. - Den Bruch laßt fallen, ist er klein: - den großen laßt ein Ganzes sein."
Anzeigen.
Der alte Schweinestall bei der Baracke Nr. 1 auf der Meierei Röggelin soll auf Abbruch öffentlich meistbietend verkauft werden und ist dazu an Ort und Stelle Termin auf Montag, den 11. Januar 1875, Vormittags 11 Uhr, angesetzt, wozu Kaufliebhaber hiedurch mit dem Bemerken eingeladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Verkaufs bekannt gemacht werden, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 22. December 1874.
Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
In Sachen betreffend den Concurs des Handelsmanns und Büdners Jochen Beckman zu Ollndorf sieht zum Zwecke der Erklärung der Gläubiger über das Honorar des interimistischen curator bonorum und über die Liquidate, in specie über den Werth des von der Wittwe Burmeister liquidirten Altentheils, welchen dieselbe, abgesehen von der dem Käufer auferlegten Prästation der Wohnung und des Taschengeldes auf pro Jahr 50 Thlr. berechnet und welche Rente sie zu 300 Thlr. capitalisirt, ein Termin auf Sonnabend, den 9. Januar 1875, Vormittags 11 1/2 Uhr, vor dem unterzeichneten Concursgerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Beckmann'schen Gläubiger unter dem Nachtheil des Ausschlusses und resp. Zugeständnisses hiermit geladen werden.
Schönberg, den 19. December 1874.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.
Die zu Antoni 1875 auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegten Capitalien fällig werdenden halbjährigen Zinsen werden schon vor dem Antonitermine ausgezahlt werden und die Anstalt zu diesem Zweck
am Sonnabend den 2ten,
Montag den 4ten,
Dienstag den 5ten,
Donnerstag den 7ten,
Freitag den 8ten,
und Sonnabend den 9ten Januar 1875
jedesmal von 8 Uhr Morg. bis 12 Uhr Mittags geöffnet sein.
Wir bitten , die Zinsen im Locale der Anstalt an den genannten Tagen in Empfang zu nehmen, da eine Auszahlung derselben während des Antonitermines der Regel nach nicht mehr stattfinden soll.
Das Direktorium.
Lübecker Bank.
Status am 31. December 1874.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
In einem detail-Geschäft verbunden mit Comptoir=Arbeiten, findet zu Ostern 1875 oder früher ein Lehrling unter günstigen Bedingungen Platz. Nähere Auskunft ertheilt die Expedition dieses Blattes.
Kampfgenossen=Verein
1870/71.
Am Sonntag den 17. Januar d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,
Versammlung im Vereinslokale.
Der Vorstand.
Herren-, Damen- und Kinder- Gummischuhe, um damit zu räumen, hat unterm Einkaufspreis zu verkaufen.
F. Kleinfeldt,
Siemzerstraße Nr. 110.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 2 Seite 4]Dem geehrten Publikum mache ich hiedurch die ergebene Anzeige, daß ich von dem 1. Januar 1875 an, für alle bei mir gemachten Einkäufe bei comptanter Zahlung 4 pCt. (von jedem Thaler 2 Schill.) Rabatt geben werde und sichere ich die billigsten Preise zu.
Heinrich Creutzfeldt.
Schönberg, den 1. Januar 1875.
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gegen hohen Lohn für einen kleinen Hausstand von
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W. Longerich, Lübeck.
Bei unserer plötzlichen Abberufung aus dem Fürstenthum Ratzeburg, zwecks Stationirung, sagen wir denjenigen Schulzen, Hauswirthen und Krügern, wo wir stets freundliche Aufnahme gefunden, unsern besten Dank und zu gleicher Zeit, sowie allen Freunden und Bekannten ein herzliches Lebewohl.
Schönberg, den 4. Januar 1875.
Köster, Tabbert und Garz.
Districts=Husaren.
Ein Schneiderlehrling
wird zu Ostern 1875 gesucht von
F. J. Klempau, Schneidermeister,
Lübeck, Fegefeuer 888.
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Böhmische Pflaumen
in schöner diesjähriger Frucht, à 30 Pfg. oder 10 für 1 Thlr.
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Lübeck.
Otto Dräger,
gr. Burgstraße Nr. 630.
Mein diesjähriger
Ball
wird am Donnerstag nach Neujahr, den 7. Januar, stattfinden, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde hierdurch ergebenst einlade.
J. Michaelsen in Selmsdorf.
Zinszahlung
für freiwillige Anleihe in Lübeck:
Dienstag den 5. Januar,
Freitag den 8. Januar,
Dienstag den 12. Januar.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 14 1/2 - 15 | | 12 | |
Roggen | 13 1/4 - 13 | | 10 | |
Gerste | 13 1/2 - 13 | | 12 | |
Hafer | 13 1/2 - 14 | | 4 | |
Erbsen | 14 1/2- 16 | | 4 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 12 1/2 - 13 | | 4 | |
Winter=Raps | - | | - | |
Winter=Rübs. | - | | - | |
Schlagleins. | 18 - 18 | | 8 | |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. pr. 500 Gr. | 16 - 17 , |
Enten d. St. | 40 - 48 , |
Hühner d. St. | 18 - 22 , |
Schinken pr. 500 Gr. | 10 , |
Wurst pr. 500 Gr. | 14 , |
Tauben d. St. | 4 - 6 , |
Eier 3 - 4 St. | 4 , |
Kartoffeln pr. 10 Lit. | 8 , |
Hasen d. St. | 48 , |
Gänse pr. 500 Gr. | 10 - 11 , |
Spickgans | 2 - 3 . |
Hiezu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1875 Nr. 2 Seite 5]Beilage
zu Nr. 2 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 5. Januar 1875.
Volksgerichte. Ein Sittengemälde aus Bayerns Hochland von Emil Tiefenbach. (Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1875 Nr. 2 Seite 6]Volksgerichte. Ein Sittengemälde aus Bayerns Hochland von Emil Tiefenbach. [Fortsetzung.]
- Beispiele von hohen Alter in England und Frankreich sind nicht so selten. 1873 starb im Departement der Gironde ein Landmann, welcher bei kräftigster Gesundheit das 112. Jahr erreichte. Aehnliche Beispiele sollen dort öfters vorgekommen sein und die Normanen vor allen anderen Volksstämmen sich hohen Alters erfreuen. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, noch vor den Stürmen der großen Revolution, starb in der Normandie ein Fischer im 111. Jahre. Er hatte bis zu seinem 99. Lebensjahre 4 Frauen und 22 Kinder besessen. Im Augenblick, als er sein 100. Jahr auf den Rücken nahm, war seine größte Sorge nicht etwa der nahe Tod, sondern das Auffinden einer 5. Frau. Am merkwürdigsten ist das lange Leben des Engländers Parre. Er hatte 9 Könige auf dem Throne Großbritanniens sich folgen sehen. Mit 105 Jahren verrichtete er noch alle landwirthschaftlichen Arbeiten und drosch lustig mit den Knechten in der Scheune. Er verehelichte sich zum letzten Male im 120. Jahre. Im Alter von 152 Jahren ließ ihn König Georg nach London kommen und zeichnete ihn auf alle Weise aus. Dort starb er plötzlich inmitten seiner Triumphe, und die Oeffnung der Leiche durch den berühmten Dr. Harvey ergab, daß sämmtliche Organe sich im kräftigsten Zustande befanden und der Tod nicht durch Krankheit oder Altersschwäche, sondern durch Unmäßigkeit im Essen und Trinken durch das Abweichen von seiner streng geregelten Lebensweise herbeigeführt worden war. Er wurde in der Westminsterkirche begraben, und dort kann man heute noch sein einfaches Grabmal sehen. Ueber sein Leben und Streben erschienen damals mehrere Schriften. Henri Jenkings, ebenfalls Engländer, starb mit 169 Jahren. Thomas Damme, englischer Matrose, mit 155 Jahren. Vor ungefähr 10 Jahren wurde aus Algier der Tod eines Arabers gemeldet, welcher ebenfalls das dort ganz besonders auffallende Alter von 110 Jahren erreicht hatte. Im Ganzen zeichnen sich nämlich, als natürliche Folge klimatischer Einflüsse, nur die nördlichen, und zwar besonders Gebirgsgegenden, vortheilhaft in dieser Richtung aus, und will ich versuchen, die hervorragendsten Fälle, wie sie im Laufe der letzten Jahrhunderte konstatirt werden konnten, zusammenzustellen.
Im Jahre 1801 starb bei Gothenburg ein schwedischer Soldat, welcher den 30 jährigen Krieg (1618-48) mitgemacht und sein Alter auf fast 200 Jahr gebracht hatte; Samit Mungo, ein Schotte, starb 185 Jahr alt, Peter Czartek, ein Ungar, 184, Joseph Surrington, Norweger, 160, Fr. Drakenborg, Däne, 146, Georg Wunder, Deutscher, 136, Xaver Mittelstadt, Deutscher, 125, Douglas Gurgen, Schwede, 130, und Marie Karfat, Russin, 115 Jahr alt. Einige unter diesen bemosten Häuptern bieten die interessantesten Wahrnehmungen. Joseph Surrington behielt bis zu seinem Tode den freien Gebrauch seiner Sinne und Glieder. Er hinterließ bei seinem Scheiden eine trauernde junge Wittwe und mehrere Kinder aus früheren Ehen, deren ältestes 103 und jüngstes 90 Jahr alt war. Douglas Gurgen nahm im Alter von 88 Jahren noch ein Weib und Mittelstadt verheirathete sich sogar noch mit 110 Jahren. Marie Karfat (aus dem Ural) verlor den ersten Zahn im Alter von 100 Jahren; er wurde jedoch ersetzt. Mit 103 Jahren verlor sie einen zweiten, welcher gleichfalls wieder wuchs. Die Behauptungen medicinischer Autoritäten: daß der Mensch ein Alter von 200 Jahren erreichen könne, ist nach den vorliegenden Fällen nicht zu gewagt, nur hat in den letzten Jahrhunderten und soweit man in der Statistik zurückblicken kann, leider kein Fall unumstößlich sicher nachgewiesen werden können. Der Mensch scheint hinter dem Thiere zurückzustehen, welches im einzelnen Species diese Lebensdauer noch überschreitet.
Bescheidene Bitte an die Menschen.
Bitte, stillet unsere Noth,
Bitte, bitte, gebt uns Brot!
Alle Dächer Hecken, Wälder,
Alle Wege, alle Felder,
Wo ein Futterkörnchen steckt,
Alles ist mit Schnee bedeckt.
Alle Nahrung ist verschüttet,
Und ein hungernd Völkchen bittet:
Bitte, bitte, gebt uns Brot,
Bitte, stillet unsre Noth.
Bitte, stillet unsre Noth,
Bitte, bitte, gebt uns Brot!
Kehrt der schöne Frühling wieder,
Singen wir Euch frohe Lieder,
Hüpfen frisch von Ast zu Ast
Picken ohne Ruh und Rast
Raupen, Frucht= und Blüthenfresser,
Daß sich füllen Scheun und Fässer,
Bitte, bitte, gebt uns Brot,
Bitte, stillet unsre Noth!
Namens des Hülfsvereins für befiederte Sänger:
Mons. Spatz. Mad. Fink.
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