No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Januar
1875
fünfundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1875 Nr. 1 Seite 1]

Beim Jahreswechsel sagen wir allen unsern Lesern und Leserinnen unsern herzlichsten Glückwunsch!
Schönberg. Unsere Landsmännin Frl. Langner (Langbein), die bekanntlich als Sängerin ausgebildet wurde, trat kürzlich in einem vom Prof. Stern geleiteten Concert in den Reichshallen zu Berlin auf und fand dort vom Publikum wie von der Kritik eine außerordentliche günstige Aufnahme. Der Referent der "Vossischen Ztg." schrieb: "Frl. Langner besitzt eine umfangreiche, in allen Lagen wirksame und vollklingende Altstimme und vereinigt damit eine gute, auch für die Coloratur verwendbare Technik und eine in den Grenzen des musikalisch Schönen sich bewegende, dabei aber nicht unlebendige Vortragsweise." Die "Kreuzztg." bemerkte, daß sie durch ihren schönen großen Ton Aufsehen erregt habe, und die "N. Berl. Musikzeitung" schieb: "Eine gewaltige Stimme, vereint mit guter Schule, sind Vorzüge, welche die Altistin, Frl. Langner, auszeichnen."
- Die Karlisten haben auf ein Mecklenburger Schiff, das bei Guetaria gegen den Sturm Schutz suchte, und sowohl die Nothflagge, wie auch die deutsche Flagge zeigte, hunderte von Schüssen gerichtet, so daß das Schiff gezwungen war, wieder in See zu gehen und bald darauf strandete. Im Auswärtigen Amte zu Berlin wurde bereits in voriger Woche über diesen neuesten Streich der Carlisten verhandelt.
- Der Mecklb. Landtag ist auf den 10. Febr. 1875 nach Malchin zusammenberufen. Unter den Propositionen der Schweriner Regierung, welche dem Landtage zur Beratung vorgelegt werden sollen, befindet sich u. A. ein Gesetzentwurf über die ordentliche und außerordentliche Contribution, sowie über die Prinzessinnensteuer der Großfürstin Marie von Rußland. Außerdem sollen die während der letzten Landtagssession begonnenen Verhandlungen über die Aenderung der Verfassung fortgesetzt werden.
- Die Prinzessinnensteuer, über welche im bevorstehenden Mecklb. Landtage verhandelt werden soll, wurde zuletzt wegen der Vermählung der Prinzessin Louise mit dem Prinzen von Windischgrätz, vorher bei der Vermählung der Prinzessin Caroline von Mecklenburg=Strelitz mit dem damaligen Kronprinz von Dänemark erhoben. Als Belag derselben wurde ein für allemal die Summe von 20,000 Thlr. festgesetzt, welche zu gleichen Theilen von der Ritterschaft, dem Domanium und den Städten des Landes aufgebracht werden muß.
- Der Staatsanzeiger veröffentliche am 29. December von den bisher noch geheim gehaltenen Schriftstücken des Arnim'schen Processes denjenigen Erlaß, welchen der Reichskanzler im Mai 1872 an die deutschen Vertreter im Auslande über die Angelegenheit einer kirchlichen Papstwahl richtete. Die übrigen Schriftstücke dieser Serie betrafen mehr die Rückäußerungen der einzelnen Regierungen auf die Note, die dem Grafen Arnim zur dienstlichen Kenntnißnahme mitgetheilt worden waren. Das jetzt veröffentlichte Circularschreiben bestätigt die im Grunde schon bekannte Thatsache, daß Fürst Bismarck die weltlichen Regierungen für berechtigt, ja verpflichtet hält, die Gültigkeit der nächsten Papstwahl zu prüfen, und es von dem Character abhängen lassen will, ob dem Gewählten die von ihm beanspruchten Rechte in den einzelnen Ländern einzuräumen oder nicht. Der Reichskanzler hält die Regierungen für verpflichtet zu prüfen, ob die Wahl und die Person des neuen Papstes genügende Garantien gegen einen Mißbrauch der Gewalt bieten. Die jetzt erfolgte Veröffentlichung dieses Documents ist deswegen bemerkenswerth, weil sich mit ziemlicher Sicherheit daraus schließen läßt, daß die auf deutsche Anregung hin stattgehabten Unterhandlungen zu einem günstigen Ziele geführt haben und dem Wunsche des Kanzlers gemäß aufgefallen sind.
- Am 29. December , Abends spät, ist auch von Seiten des Grafen Arnim gegen das Urtheil in seinem Proceß Beschwerde eingelegt, nachdem schon früher von der Staatsanwaltschaft das Rechtsmittel der Appelation wider das Urtheil eingelegt war.
- Im neuen Jahre wird den Geistlichen im deutschen Reich der Himmel voll Geigen hängen, es wird ein Wettlauf nach dem Traualtar und dem Taufstein stattfinden; denn alle, denen die Civilehe etc. ein Stein des Anstoßes ist, werden eilen, noch im Jahre 1875 zu heirathen, taufen zu lassen u. s. w. Mit dem 1. Januar 1876 tritt auch im Deutschen Reiche, wie seit 1. October d. J. in Preußen, die Civilehe etc. ein; der betreffende Gesetzentwurf ist vom Bundesrathe bereits angenommen. Hoffentlich werden aber noch vor 1876 die Anstöße des Gesetzes, z. B. die Entschädigung der Geistlichen, beseitigt.
- Der russische Großfürst Nicolaus Constantin (16 Jahre alt) ist als gemüthskrank unter die Curatel seines Vaters, des Kaisers, gestellt worden.
- Das ist auch noch nicht dagewesen in Preußen, daß ein Oberpräsident einem Oberbürgermeister an der Tafel eines Kaisers und Königs hat Platz machen müssen. Freilich heißt der Oberpräsident Herr v. Nordenflycht und der Oberbürgermeister Herr von Forckenbeck. Als Kaiser Wilhelm neulich durch Schlesien reiste, schrieb der Oberhofmarschall die einzuladenden Gäste auf und legte die Liste dem Oberpräsidenten zur Prüfung vor. Der Oberpräsident nahm die Feder und Strich den Breslauer Oberbürgermeister v. Forckenbeck, den Präsidenten des Reichstages, aus der Liste. Als aber andern Tages der Kaiser die Liste las und den Strich sah, machte er selber einen dicken Strich, nämlich durch den Namen des Oberpräsidenten und schrieb dafür eigenhändig den Namen Forckenbecks auf. Tags darauf saß Forckenbeck als Ehrengast an der kaiserlichen Tafel und Nordenflycht glänzte durch seine Abwesenheit. Seit vierzehn Tagen ist er auch nicht mehr Oberpräsident: denn er machte Bismarck und Falk den Kampf mit den Schwarzen gar zu schwer.
- Der Papst soll die goldene Rose wieder zu Ehren bringen und sie der Königin Marie von Bayern verleihen wollen.
- Ein von dem Deutschen Kaiser für den König Victor Emanuel bestimmtes Geschenk: Das Bildniß des Kaisers in ganzer Figur, gemalt vom Hofmaler C. Arnold, ist gegenwärtig vollendet. Der Kaiser ist in der großen Generalsuniform mit der Kette des Annunciata=Ordens abgebildet.

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- Die Stadt Paris hat noch im alten Jahre eine kleine Anleihe von 220 Mill. Fr. gemacht.
- Auf der Ostbahn in London ist ein Extrazug entgleist und in den Kanal gestürzt, 30-50 Passagiere sind ertrunken und umgekommen.
- In Würzburg ist der bekannte Componist Ham gestorben.
- Nichts ist bildender als das Studieren der Lebensbeschreibungen großer Männer z. B. des Master Holloway. Er lebte vor 30 Jahren in einem Städtlein Englands und erfand Pillen, die er eigenhändig drehte. Er zeigte sie um ein Billiges in dem Blättlein seines Städtleins an und verkaufte wöchentlich, wenn das Geschäft gut ging, ein Dutzend Schachteln voll Pillen; denn mehr konnten seine dankbaren Mitbürger beim besten Willen nicht verbrauchen. Da kam Master Holloway, der höher hinaus wollte, eine Erleuchtung. Holloway, fragte er sich, bist Du nicht ein Esel? Warum zeigst Du die Pillen, welche der leidenden Menschheit das Leben erleichtern, nicht in einem Blatte an, das von hunderttausend Leuten gelesen wird, wenns auch etwas mehr kostet? Bist Du's nicht eigentlich der Menschheit schuldig? Gesagt, gethan. Master Holloway begann seine Pillen in einer vielgelesenen Zeitung anzuzeigen, zuerst einmal wöchentlich dann zweimal und bald täglich. Nicht lange, so drehte er keine Pillen mehr, sondern ließ sie drehen von hundert und von tausend Menschenhänden und nicht lange darauf von Maschinen, eine Million in der Stunde. Master Hollowaye wurde nicht nur ein grundreicher, sondern auch ein weltberühmter Mann und die Menschheit segnete seine Pillen. Er vergaß aber nie, daß er sein Glück weniger seinen Pillen als den Zeitungen verdankte und sagte sich immer, was wärst Du sammt Deinem Pillen=Genie ohne die Zeitungen? Aus Dankbarkeit gab er den Zeitungen jährlich wenigstens 100,000 Pf. Sterling für Anzeigen zu verdienen und strich die Millionen Pfunde, die sie ihm eintrugen, dankbar ein. Aber er that dieser Tage noch mehr, (denn der kluge und brave Mann lebt heute noch), er ließ für 150,000 Pfd. Sterl. ein Irrenhaus für arme Kranke bauen (durchaus nicht als Anspielung an Pillenkäufer) und eine Hochschule für Frauen, welche 200,000 Pfd. Sterl. kostet, alles aus dem Ertrage seiner Pillen. Und wenn er besonders guter Laune ist, dann erzählt er seinen Kindern und Enkeln, mein Glück fing an, als ich mich fragte: Bist Du ein Esel, Holloway? und mir selber antwortete: ja Du bist ein Esel; denn der größte Esel unter den Geschäftsleuten ist der Geizhals. Man sieht, daß Master Holloway etwas derb ist, dafür ist er ein Millionär und zwar ein englischer, der so schwer wiegt wie ein Duzend deutscher Millionär.
- Von der in Wallis (Schweiz) gefallenen Schneemenge bekommt man, wie dem "Bern. Intell.=Bl." geschrieben wird, jetzt erst , nachdem die Berichte von Augenzeugen eingelaufen sind, einen richtigen Begriff. Bei vielen Berggemeinden, so bei Gamsen, liegt über 10 Schuh Schnee, der noch dazu ganz weich. Das Salz kann natürlich nicht hinaufgetragen werden; so sind bereits über 8 Gemeinden ohne Salz, ein Mangel, der besonders dem Viehbesitzer äußerst beängstigend ist. Das Tränken des Viehes ist natürlich unter diesen Umständen ebenfalls unmöglich, auch sind an manchen Orten die leicht gebauten Stalldächer durch die Wucht des Schnees eingedrückt worden. Doch auch bei den Thieren des Feldes beginnt sich ein drückender Mangel fühlbar zu machen. Die Feldhühner nähern sich in größeren Truppen den Eisenbahnlinien und den Dörfern; sie und die Hasen gehen selbst bis mitten in dieselben hinein, wo sie eine leichte Beute des Jägers werden. Von noch höheren Punkten, so vom Hotel Eggischhorn, wo der Wächter täglich die Fenster des 4. Stockes als Thüre benutzt, lauten die Berichte noch trauriger. - Eine romantische Zeitung berichtet nachträglich über Vorfälle während der beiden Schneestürme in Graubünden im November und December. Das klingt fast wie ein Märchen und ist doch Wahrheit. Es sind, so schreibt man dem "Bunde", Thaten des Heroismus. Hoch oben in den Bergen von Morissen (Lungnetz) sitzen, rings von Schneemassen umschlossen, Bauern mit ihrer Viehhabe. Sie wissen nicht, wo aus noch ein und doch strebt das Häuflein heimwärts. Von Hause eilt man zur Befreiung der Ringenden. Es geht bergan, und wie durch ein Wunder begegnen sich beide Schaaren in dem Augenblicke, wo Aller Kräfte nachließen und Retter und Erretter in das kalte Schneegrab sinken zu müssen glaubten. Nicht minder gefahrvoll gestaltete sich der Gang einiger Landleute aus der nämlichen Gemeinde nach den anmuthigen, jetzt verderbenwinkenden Höhen des Oberländer Rigi, des Piz Mundann. Galt es auch nur der Rettung einer Schafheerde, zweimal ging es doch hinan und wenn auch der Schnee über die Häupter der Männer hinaufragte. In Truns mußten sich Tapfere bis zu einer drei Stunden entfernten Gadenstatt einen Weg durch ungeheure Schneemassen brechen, um Eingeschneite zu entsetzen und das Ziel ward erreicht.
- Eine furchtbare Meerestragödie, in welcher leider ein Deutscher, Namens Müller, eine traurige Rolle spielt, wird aus Singapur gemeldet. Das Schiff "Euxine" mit einer Kohlenladung an Bord, gerieth am 1. August auf dem Wege von Schields nach Aden in Brand und acht Tage bemühte die Mannschaft sich vergebens des auf dem Ocean desto grausigeren Elements Herr zu werden. Am neunten Tage nach Ausbruch der Feuersbrunst sah die Mannschaft sich genöthigt das Schiff seinem Schicksale zu überlassen, griff zu den Booten und steuerte nach St. Helena. Bald wurden die Boote von einander getrennt, und von zweien ist bisher nichts gehört worden. Zweiundzwanzig Tage nachdem das Schiff verlassen worden war, wurde das dritte Boot von einem holländischen Dampfer aufgefunden. Die Geschichte dieses Bootes ist recht traurig. Ursprünglich hatten acht Menschen sich in dasselbe geflüchtet, zwei wurden bei hochgehender See über Bord geschwemmt, und über das Schicksal des achten Unglücklichen, eines italienischen Knaben Namens Francisco Shufus, lautet die eidliche Aussage vor dem brittischen Consul in Singapur, wie folgt: "Am Sonntag, den 30. war unser Hunger und Durst furchtbar und wir fingen an Seewasser zu trinken, und einer von der Mannschaft Namens Müller, trank mehr als die andern. Am 31. fing Müller zu toben an und bat die andern ihn zu tödten und zu verzehren; er legte dabei unter wüthenden Geberden das Messer an seine Kehle. An demselben Morgen fingen wir unter uns davon zu sprechen an, daß es an der Zeit sei, daß einer von uns für die andern sterbe. Wir machten eine Lotterie aus Holzstücken von verschiedener Länge; derjenige, dem das kürzeste Holzstückchen zufiel, sollte sterben. Damit waren alle einverstanden, das Loos fiel auf den Knaben Shufus. Ich bemerkte nicht, daß das Gesicht des Knaben irgendwelche Veränderung zeigte, er blieb ruhig. Wir wußten nicht was eine Stunde darauf anfangen. Der Italiener kniete nieder und betete. Ich hörte ihn die Worte "Ave Maria" wiederholen. Fünf Stunden später kam der holländische Dampfer zur Hülfe, aber "der Kapitän hätte ein Stückchen Leber und Blutflecken im Boote sehen können."


Anzeigen.

Der alte Schweinestall bei der Baracke Nr. 1 auf der Meierei Röggelin soll auf Abbruch öffentlich meistbietend verkauft werden und ist dazu an Ort und Stelle Termin auf Montag, den 11. Januar 1875, Vormittags 11 Uhr, angesetzt, wozu Kaufliebhaber hiedurch mit dem Bemerken eingeladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Verkaufs bekannt gemacht werden, auch in der hiesigen Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 22. December 1874.

Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


In Sachen betreffend den Concurs des Handelsmanns und Büdners Jochen Beckman zu Ollndorf sieht zum Zwecke der Erklärung der Gläubiger über das Honorar des interimistischen curator bonorum und über die Liquidate, in specie über

[ => Original lesen: 1875 Nr. 1 Seite 3]

den Werth des von der Wittwe Burmeister liquidirten Altentheils, welchen dieselbe, abgesehen von der dem Käufer auferlegten Prästation der Wohnung und des Taschengeldes auf pro Jahr 50 Thlr. berechnet und welche Rente sie zu 300 Thlr. capitalisirt, ein Termin auf Sonnabend, den 9. Januar 1875, Vormittags 11 1/2 Uhr, vor dem unterzeichneten Concursgerichte an, zu welchem die nicht präcludirten Beckmann'schen Gläubiger unter dem Nachtheil des Ausschlusses und resp. Zugeständnisses hiermit geladen werden.
Schönberg, den 19. December 1874.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Holzverkauf.

Am Freitag, den 8. Januar, Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Lüdersdorf bei freier Concurrenz gegen baare Zahlung meistbietend verkauft werden

aus den Lenschower Tannen:

7 größere Tannen,
70 Classenbäume,

aus den Duvenester Tannen:

180 tannen Schleete und
86 Hopfenstangen.

Das Holz kann vor der Auction nachgewiesen und besichtigt werden.
Schönberg, den 31. Dec. 1874.

Danckwarth.     


Auctions=Anzeige.

Am Sonnabend, den 2. Januar 1875, Vormittags von 10 Uhr an, sollen beim Gastwirth Kreutzfeldt hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:

5 Bolzen flächsen Leinen , 4 Bolzen heeden Leinen, 3 Bettlaken, 2 Schränke mit Aufsatz, 1 eichener Koffer, 1 eichene Lade, 1 tannener Klapptisch, 1 zweischläfrige Bettstelle, gute Frauenkleidungsstücke und allerlei Haus= und Küchengeräthe.
Carlow, den 22. December 1874.

Struck, Landreiter.     


In der Untersuchungssache gegen den Bernhard Winkenwerder zu Lüdersdorf und den Arbeitsmann Joachim Gieseler zu Pahlingen, wegen öffentlicher Beleidigung des Schulzen Lühr zu Lüdersdorf erkennt das

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg

auf Grund der verhandelten Akten, sowie in Beihalt der hieneben angehefteten Entscheidungsgründe hiedurch für

Recht:

1) der Inculpat Bernhard Winkenwerder ist schuldig, wegen öffentlicher, mittelst einer Thätlichkeit begangenen Beleidigung des Schulzen Lühr zu Lüdersdorf eine Gefängnißstrafe von zwei Tagen zu erleiden, auch die Kosten der gegen ihn und den p. Giseler geführten Untersuchung, mit Ausnahme der durch die Vernehmung des Knechts Giseler erwachsenen, zur Hälfte zu bezahlen, sowie die Kosten der Strafvollstreckung zu tragen.
2) Der Inculpat Arbeitsmann Gieseler ist schuldig, wegen öffentlicher, mittelst einer Thätlichkeit begangenen Beleidigung des Schulzen Lühr in Lüdersdorf eine Gefängnißstrafe von 8 Tagen zu erleiden, von den Untersuchungskosten die Kosten der Vernehmung des Knechts Gieseler allein, und von den übrigen die Hälfte zu bezahlen, auch die Kosten der Strafvollstreckung zu tragen.
3) Dem Schulzen Lühr in Lüdersdorf wird in Gemäßheit des § 200 des Strafgesetzbuches die Befugniß zuerkannt, vorstehendes Erkenntniß binnen 14 Tagen nach eingetretener Rechtskraft durch einmaligen Abdruck in den hiesigen Wöchentlichen Anzeigen auf Kosten der Schuldigen veröffentlichen zu lassen, und wird ihm zu diesem Zwecke nach eingetretener Rechtskraft auf Kosten der Schuldigen eine Ausfertigung des Erkenntnisses zugestellt.

Von Rechts Wegen.

Schönberg, den 5. December 1874.

Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.)                                         gez. v. Arnim.
Publicatum Schönberg, den 19. Decbr. 1874.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
gez. H. Götze.
(L. S.)                                         gegez. Arndt.
In fidem copiae
A. Dufft.
I. A. Actuar.


Todes=Anzeige.

Gestern Vormittag 11 1/2 Uhr entschlief sanft und ruhig nach längerem Leiden mein lieber Mann und unser lieber Vater der

Gastwirth J. Köster

in seinem nicht vollendeten 64. Lebensjahre. Um stille Theilnahme bitten

die tiefbetrübte Wittwe und Kinder.

Die Beerdigung findet am Montag, den 4. Januar k. J., Nachmittags 3 Uhr statt.
Schönberg, den 30. December 1874.


Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen=Krankenkasse findet am Sonntag nach Neujahr den 3. Januar Nachmittags, 3 Uhr, im Locale der Gastwirthin Krüger statt. Sämmtliche Mitglieder werden hierdurch aufgefordert, persönlich zu erscheinen, oder aber ihre Beiträge bis zum genannten Tage pünktlich einzuliefern unter Androhung executivischer Eintreibung.

Der Vorstand.


Surinam=Rum pro Liter 50 Pf.
Demarara=Rum pro Liter 75 Pf. u. 1 Mk.
Jamaica=Rum pro Flasche 1 Mk. 25 Pf.
fein Jamaica=Rum pro Flasche 1 Mk. 50 Pf.
ff. alter Jamaica=Rum Flasch 2 Mk. 25 Pf.
Sehr alter ff. Jamaica=Rum pr. Flasche 3 Mk.
Sehr alter weißer Jamaica=Rum Flasche 4 Mk.
Goa Arrac pro Flasche 1 Mk. 25 Pf.
ff. Batavia Arrac pro Flasche 1 Mk. 50 Pf.
Cognac pro Flasche 1 Mk.
fein Pale Cognac pro Flasche 2 Mk. 25 Pf.
Punsch=Extract Pro Flasche 1 Mk.
empfiehlt

Aug. Spehr.


Auf dem Wege vom Markte bis zum Amtsplatze ist am Sonntag Abend ein Portemonnaie mit etwas Geld von einem Dienstmädchen verloren worden. Der Finder wird gebeten, dasselbe gegen eine Belohnung abzugeben in der Expedition dieses Blattes.


Wichtig für Alle!
Als untrüglicher Beweis
sende ich Kranken und Leidenden auf portofreies Verlangen unentgeltlich und franco den Gratis=Auszug meiner großen Brochüre (29. Auflage):
Die einzig wahre
Naturheilkraft.
Derselbe bietet: Tausendfach bewährte Hülfe u. Heilung bei allen Krankheiten, selbst in d. schwierigst. Fällen (auch bei Geschlechtsleiden).
Gustav German in Braunschweig.
Gratis!


[ => Original lesen: 1875 Nr. 1 Seite 4]

Dem geehrten Publikum mache ich hiedurch die ergebene Anzeige, daß ich von dem 1. Januar 1875 an, für alle bei mir gemachten Einkäufe bei comptanter Zahlung 4 pCt. (von jedem Thaler 2 Schill.) Rabatt geben werde und sichere ich die billigsten Preise zu.

Heinrich Creutzfeldt.

Schönberg, den 1. Januar 1875.

Preis-Courant des grössten Handschuh -Lagers in Lübeck.
Angebot Herm. Hermberg     [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Herm. Hermberg & Comp.
Lübeck, Breitestrasse 948. 949,
dem Rathhause gegenüber.


Unterleibs-Bruchleidende

finden in der durchaus unschädlich wirkenden Bruchsalbe von Gottlieb Sturzenegger in Herisau, Schweiz, ein überraschendes Heilmittel. Zahlreiche Zeugnisse und Dankschreiben sind der Gebrauchsanweisung beigefügt. Zu beziehen in Töpfen zu Thlr. 120 Sgr., sowohl durch G. Sturzenegger selbst als durch A. Günther, Löwenapotheke, Jerusalemerstraße 16 in Berlin.      3220-Qu.


Wir vergüten für bei uns belegte Gelder bis auf Weiteres
4 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
3 1/2 bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 % bei dreimonatlicher Kündigung

Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als Ct. Mark (Lübeck) 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1874.

Lübecker Bank.   


Die Kaiserl Königl.
Hof-Chocoladen-Fabrik
von Gebrüder Stollwerk

in Köln übergab den Verkauf ihrer vorzüglichen Fabrikate in Schönberg Herrn J. L. Petersen, in Dassow Herrn Kaufmann Sterly, in Herrnburg Frau Wwe. Mette, in Schlagsdorf Herrn H. Siebenmark, in Selmsdorf Herrn P. Buschow.


Böhmische Pflaumen

in schöner diesjähriger Frucht, à Pfund 30 Pfg. oder 10 Pfund für 1 Thlr.
(H. 02719 b.)
Lübeck.

Otto Dräger,
gr. Burgstraße Nr. 630.


Mein diesjähriger

Ball

wird am Donnerstag nach Neujahr, den 7. Januar, stattfinden, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde hierdurch ergebenst einlade.

J. Michaelsen in Selmsdorf.


Apfelwein, erste Qualität, einzeln 3 1/2 Sgr., 10 Fl. 1 Thlr., in Fässern à Liter 4 Sgr.excl.
Apfelwein, zweite Qualität, einzeln 3 Sgr., 12 Fl. 1 Thlr., pro Liter 3 Sgr., exclusive Flaschen und Gebinde, empfiehlt Berlin J. W. Wolf's Weinhandlung, Grüner Weg 89.


Ueber 50 Jahre erfreut sich das Dr. med. Doeck'sche Mittel gegen Magenkrampf und Verdauungsschwäche des besten Rufes und wird allen derartig Leidenden auf's Wärmste empfohlen. Zeichen des Magenkrampfs etc.: Unbehagliches Gefühl, Vollsein nach Speisen und Getränken, belegte Zunge, Blähungen, saures Aufstoßen, Kopfweh, unregelmäßiger Stuhlgang etc., später schmerzhaft nagendes Gefühl, Druck in der Herzgrube, kurzes Athmen, Erstickungs=Anfälle, reizbare Gemüthsstimmung.

Ganze Curen (6 Wochen) à 6 Taler (Mecklenburg),
halbe Curen (3 Wochen) à 3 Taler (Mecklenburg)
sowie Prospect gratis und franco, allein zu beziehen durch den Apotheker Doecks in Harpstedt bei Bremen.


Zahnschmerzen jeder Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitig. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruhm erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke,
Bandagist.


Kirchliche Nachrichten.

Am Neujahrstage.
Früh=Kirche: fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Sonntag, den 3. Januar.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: fällt aus.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. pr. 500 Gr.16 - 17 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.40 - 48 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.18 - 22 Schilling (Mecklenburg),
Schinken pr. 500 Gr.10 Schilling (Mecklenburg),
Wurst pr. 500 Gr.14 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 6 Schilling (Mecklenburg),
Eier 3 - 4 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln pr. 10 Lit.8 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.48 Schilling (Mecklenburg),
Gänse pr. 500 Gr.10 - 11 Schilling (Mecklenburg),
Spickgans2 - 3 Mark.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen14 1/2 - 15Mark (Lübeck) 12 Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/4 - 13Mark (Lübeck) 10 Schilling (Mecklenburg)
Gerste13 1/2 - 13Mark (Lübeck) 12 Schilling (Mecklenburg)
Hafer13 1/2 - 14 Mark (Lübeck) 4 Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 1/2- 15Mark (Lübeck) 4 Schilling (Mecklenburg)
Wicken - Mark (Lübeck) - Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 1/2 - 13Mark (Lübeck) 4 Schilling (Mecklenburg)
Winter=Raps - Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübs. - Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleins.18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1875 Nr. 1 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 1 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 1. Januar 1875.


Volksgerichte.
Ein Sittengemälde aus Bayerns Hochland
von Emil Tiefenbach.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1875 Nr. 1 Seite 6]

Volksgerichte.
Ein Sittengemälde aus Bayerns Hochland
von Emil Tiefenbach.
[Fortsetzung.]


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