[ => Original lesen: 1874 Nr. 73 Seite 1] Schönberg. Mit dem 16. September sind die Manövertage beendet; dieser Tag war der interessanteste der ganzen Zeit. Nachdem sämmtliche Truppen am 15. Bivouak bezogen (die 17. Division bei Schönberg, die 18. zwischen Petersberg und Lockwisch, ein kleiner Theil, der am 16. September den Feind markiren sollte, bei der Hohenmeile), brachen dieselben am 16. Morgens 5 Uhr von ihrem Lager auf; die 17. Division zog nach Selmsdorf, die 18. über Wahrsow. Nicht lange dauerte es bis die Vorposten auf einander stießen und der Kampf begonnen wurde. Der markirte Feind wurde von Position zu Position nach Schlutup zurückgedrängt, wobei sich in dem an Deckungen so reichen Terrain viele interessante Momente zeigten, namentlich in den Hohenmeiler Tannen und bei Lauen. Die Schlußaction, unbestritten die imposanteste des Tages, fand bei Schlutup statt. Hierher wurde der Feind zurückgeworfen, und besetzte dort die Höhen. Gegen Norden die Trave, vertheidigte er sich stundenlang mit größter Hartnäckigkeit gegen die ihn immer mehr einschließenden Divisionen, bis endlich gegen Mittag dieselben ihn vollständig umzingelt und kampfunfähig gemacht hatten. Es war ein prachtvoller Anblick, von den Höhen bei Schlutup aus, diesem für den Feind so verhängnisvollen Drama zuzusehen, wie sich, nach dem allmähligen Vorschreiten der Vorpostenlinien, in weiter Ferne im ganzen Umkreise das Gros der beiden sich jetzt vereinigenden Divisionen entwickelte und durch unausgesetztes Vorschreiten die Einschließungslinien immer mehr verengten. Es war ein feierlicher Augenblick, wie der geschlagene Feind den Rest seiner Bataillone Sammeln und vor dem Sieger das Gewehr präsentiren ließ, während rund umher die Musikchöre der Sieger das "Heil dir im Siegerkranz" spielten. Der markirte Feind wurde durch den General von Goltz kommandirt, während der General von Treskow die Bewegungen der beiden Divisionen als Corps=Commandeur persönlich leitete. II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg=Schwerin wohnten mit Gefolge dem Manöver gleichfalls bei. Die ursprünglich angesetzte Schlußparade bei Palingen unterblieb, weil die Truppen ohnehin schon enorme Anstrengungen zu ertragen hatten. Von Schlutup aus gingen die verschiedenen Regimenter zurück in ihre Garnisonen. Ein sehr großer Theil zog nach Lübeck, das Strelitzer Bataillon nach Schönberg, wo es auf einen Tag blieb, um am 17. September pr. Bahn weiter befördert zu werden. 3 Batterien zogen gleichfalls nach Schönberg, wo sie Ruhetag hatten und am 18. Sept. uns verlassen werden.
Das war ein kurzer Umriß des Krieges im Frieden, wie wir ihn hier jüngst erlebten. An Stadt und Land wurden große Anforderungen gestellt; beide haben denselben, wie wir glauben, bereitwillig genügt, wenngleich nicht zu verkennen ist, daß sie für beide nicht geringe Opfer zur Folge hatten.
- Schönberg hat wohl nie einen solchen Zufluß von Fremden erblickt, wie am 15. September, wo dieselben nach vielen Tausenden zählten. Aus nah und fern waren dieselben herbeigeströmt, um unsere militärischen Gäste zu sehen. Es verlohnte sich übrigens der Mühe, deswegen ein Opfer an Zeit und Geld zu bringen. Um Mittag traf die 17. Division, sowie die sämmtlichen Stäbe des Armeecorps bis auf den Generalstab, der auf Hof Selmsdorf Quartier nahm, in Schönberg ein. Der Durchzug dauerte ca. 4 Stunden ununterbrochen. Die Division ging in's Bivouak auf dem Bauhoffelde bei Schönberg. Die Stäbe wurden in der Stadt einquartiert. Am Nachmittage und Abends strömte Alles ins Bivouak, um das militärische Treiben auch hier durch den Augenschein kennen zu lernen. Um 5 Uhr traf S. K. H. der Großherzog von Mecklenburg Schwerin mit Gemahlin und Gefolge von Schloß Wedendorf ein. Der Großherzog inspicirte das Lager, gefolgt von der gesammten Generalität, zu Pferde, die Großherzogin durchfuhr das Lager, das ein buntes und prachtvolles Ansehen darbot, namentlich Abends beim Leuchten der Wachtfeuer. Abends 7 Uhr fuhren die Allerhöchsten Herrschaften zurück nach Schloß Wedendorf, wo dann beim Landrath Graf von Bernstorff ein Ball stattfinden sollte.
- Schönberg. Die Stadt Mölln ist am 15. Sept. von einem schweren Brandunglücke heimgesucht. Den Bürgermeister von Mölln, der in Schönberg an diesem Tage anwesend war, ereilte hier telegraphisch Abends 7 Uhr die Unglücksbotschaft von dem Brande der Stadt, von dem man die gewaltige Rauchsäule von hier aus sehen konnte. Wie wir jetzt hören, ist das Feuer Nachmittags 2 1/2 Uhr in der Seestraße ausgebrochen und hat rasch um sich gegriffen, trotzdem die Spritzen der Stadt sowohl wie die der Umgegend schleunigst zur Stelle waren. Man erbat, wie das Feuer immer weiter um sich griff, telegraphisch Hülfe aus Lübeck, von wo aus dann auch sofort ein Extrazug mit Spritzen und Wasserwagen abgelassen wurde. Spät Abends wurde man endlich des Brandes Herr. Zerstört sind 32 meist kleinere Gebäude und einige siebenzig Familien obdachlos geworden.
- Neustrelitz, 12. September. Nach hier eingetroffenen Nachrichten haben Ihre Königliche Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin Schloß Rumpenheim am 9. d. Mts. verlassen und sind in Brüssel mit dem Erbgroßherzoge, Königliche Hoheit, zusammengetroffen, von wo der Großherzog über Paris nach dem Seebade Biarritz bei Bayonne, die Großherzogin nach London zum Besuch der noch immer leidenden Herzogin von Cambridge, und der Erbgroßherzog nach Schloß Rumpenheim sich begeben haben. N. Z.
- Den deutschen Regierungshauptkassen sind von Berlin aus ansehnliche Beträge neuer Reichsscheidemünze in Ein= und Zweipfennigstücken zugegangen. In Beträgen von 20 und 50 Mark in Beuteln und zu 180 Mark in Fässern verpackt, sind die neuen Münzen auch für das Publikum in Süddeutschland schon jetzt zu haben.
- Wie es heißt, soll dem Reichstage ein Gesetz vorgelegt werden, das die Naturalleistung für das Militär im Frieden zum Gegenstande hat. Der Entwurf schlägt vor, den Ersatz für die Verpflegung pro Mann und Tag den 50 auf 65 Pf. zu erhöhen. Außerdem soll es dem Bundesrathe freistehen, diese Ansätze bei außergewöhnlicher Höhe der Lebensmittel zu erhöhen. Wir können nur wünschen, daß dies Gesetz vom Reichstage die Zustimmung erhält; haben doch wir gerade in den letz=
[ => Original lesen: 1874 Nr. 73 Seite 2]ten Tagen die Erfahrung gemacht, daß es einem unmöglich ist, einen Soldaten für 50 Pfennige täglich zu beköstigen.
- In Frankreich sind 5=Frankstücke mit dem Bildniß Napoleon IV. "Kaiser der Franzosen" in Umlauf. Dieser Kaiser lebt einstweilen am Cap der guten Hoffnung.
- Fürst Bismarck lebt in Varzin wie ein Landedelmann der alten guten Zeit. Letzthin nahm er auch mit seiner Familie an dem Tanzvergnügen des Erndtefestes persönlich Theil. Während die Fürstin nur den Großknecht mit einem Walzer begnadige, tanzte Bismarck mit den Mädchen des Hofes der Reihe nach, freilich erst, nachdem die zum Tanze aufgeforderte Großmagd von ihm ermahnt worden war, nicht allzugewaltig zu traben. Die Tochter des Hauses, Comtesse Bismarck, ging als flotte Tänzerin den Mägden mit gutem Beispiel voran. Und an gutem und reichlichem Erndtebier und was alles dazu gehört, hats auch nicht gefehlt.
- Weiland Elihu Burrits Friedensblätter sind längst verdorrt, während E. Krupps Kanonenfabrik in höchster Blüthe steht. Der arme Krupp konnte vor lauter Arbeit nicht einmal den Sedantag feiern; denn er muß Tag und Nacht arbeiten lassen, um den Bestellungen und den Verträgen zu genügen. Er ließ telegraphiren von der Reise: "Morgen werde ich zur Fabrik kommen, um dieselbe, mit Flaggen geschmückt, überall in voller Kraft arbeiten zu sehen. So fördern wir die Ausrüstung für Deutschland und feiern den Tag von Sedan voll Dank durch Arbeit zugleich zu des Landes und der Arbeiter Nutzen." Hoffentlich sind es wenigstens deutsche Kanonen, die ihn an der Feier gehindert haben!
- In Baden sind 100 Hauptlehrerstellen an den Volksschulen neu zu besetzen.
- In New=York ist der Direktor der Culmer Bank, Kirstein, verhaftet worden; er war der Bank mit 180,000 Thaler durchgegangen.
- Am 15. September ist in Bern der Weltpost=Congreß eröffnet worden.
- Aus Frankreich nach England sind im vorigen Jahre mehr als 500 Millionen Eier gebracht worden, welche mit 2 Mill. Pfd. Sterling = 14 Mill. Thlr bezahlt wurden. Die Engländer versuchten französische Hühner, die im Eierlegen sehr stark sind, bei sich einzuführen, die Versuche schlugen aber fehl, weil die betr. Hühner in England, durchaus nicht so viel Eier legen mochten als daheim. Woran lag das? Einfach an dem Boden. Der Boden um Calais, Amiens und andern Orten deren Hühner die fleißigsten Eierleger sind, enthält sehr viel Kieselerde und diese macht die Hühner so fruchtbar. Die Engländer wollen nun Kieselerde in Massen einführen.
- Die schnellste Reise von Hamburg nach Newyork hat kürzlich das Hamburger Postdampfschiff "Schiller" von der Adlerlinie über den Ocean gemacht. Dasselbe verließ am 20. August Abends 6 1/2 Uhr die Erbmündung und traf bereits am 31. August, Nachmittags gegen 6 Uhr - also nach kaum 11 Tagen - in Newyork ein.
- In Petersburg hat der Gymnasiast Skatschkow seinen Direktor ermordet, indem er ihm aus Rache 5 Schüsse beibrachte. - In London fand ein armer Drechsler 10 Banknoten à 1000 Pf. Sterling und überbrachte sie dem Verlierer, einem Bankier. Seine Belohnung waren 100 Pf. Sterling.
- Die Spitzen der Behörden der Stadt Roubaix gaben neulich dem Congreß zu Verbreitung der Wissenschaften ein Festmahl, welchem auch Damen beiwohnten. Zum Nachtisch brachte ein Herr den Damen einen Trinkspruch und dann wurden die Cigarren herumgereicht. Schon stieg der bläuliche Duft der Havanna auf, als sich die schönste Dame erhob und um das Wort bat. Großer Jubel und tiefe Stille; denn alle glaubten, die Dame wollte auf den Trinkspruch antworten. Die Dame lächelte aber und sagte: Meine Herren! Die Damen erlauben Ihnen zu rauchen!
- Wer keine seidene Angströhre, sondern einen Filzhut trägt, der hat für dieses Jahr die Wahl zwischen Ferdinand, Max, Philipp und Heinrich Nach diesen Namen haben die deutschen Hutmacher die gangbarsten Hutformen benannt. Diese Hüte sind etwas hoch, gesteift und theils schwarz theils dunkelgrau melirt. Sie sind die deutschen Nationalhüte und haben die englische und französische Mode zum guten Theil verdrängt. Die "Illustrirte Zeitung" bringt die Abbildungen.
- Zu einem Pfandleiher in Berlin, der auch Geld auf Wechsel, natürlich gegen hohe Zinsen, ausleiht, kam dieser Tage ein Student, dem der Wechsel zu früh ausgegangen war, und bat um ein Darlehen. Da der Pfandleiher ihn als sicher kannte, trug er kein Bedenken, ihm 50 Thlr. auf 3 Monate vorzustrecken, wofür der Musensohn 80 Thlr. schreiben mußte. Als dies geschehen war, theilt der edle Mann jenem mit, daß er an baarem Gelde nur 4 Thlr. besitze und der Student sich gefallen lassen müsse, den Rest in - Kindersärgen - anzunehmen. Indessen wolle er ihm für dieselben gleich einen Käufer in der Person eines im Hause wohnenden Handelsmanns nachweisen. Der Studio wurde durch die Dreistigkeit dieses Ansinnens so überrascht, daß er nichts zu erwidern wußte, sondern sich ruhig die 4 Thlr. in die Hand stecken und sich zu dem "Kindersargkäufer" führen ließ. Derselbe bot sofort als dieser Waare sehr bedürftig 15 Thlr. für die Parthie und endlich 20 Thlr., welches Gebot der Studio annahm. Er hatte somit für 80 Thlr. 24 Thaler erhalten, und wird erst nach drei Monaten empfinden, in welches Unglück er sich gestürzt hat.
- Eine Kaufmannsfrau in der Wilhelmsstraße in Berlin erhielt dieser Tage durch die Post folgendes Ultimatum: "Madame!" Wir zeigen Sie hierdurch an, daß wir nicht mehr länger mit Ihrer Beköstigung zufrieden sein. Eine anständige Herrschaft legt doch was Anständiges in den Topp und das wollen Sie doch sein. Sollten Sie deshalb keine andere Kost geben, so ziehen wir hiermit am 15. kommenden Monats ab." Unterschrieben ist der Brief von den beiden Dienstmädchen und deren Liebhabern, zwei Musikern eines Berliner Regiments. Madame ist daher doch unterrichtet, wer seither gratis mitgespeist hat.
- Wie tief die Wiederauffrischung längst vergessener Thaten in das Familienglück einschneiden kann, beweist nachstehende, von der "Tribüne" erzählte Thatsache. Paul P., der Sohn bemittelter Eltern trat als Lehrling in ein renommirtes Breslauer Handelshaus ein. Der Vater des jungen Mannes huldigte dem Grundsatze, daß der Mensch nur mit dem Gelde umzugehen verstehe, welches er selber verdient hat; Paul bekam deshalb nie einen Groschen Taschengeld von zu Hause, und nachdem er von seinen Lehrkollegen wegen seiner Mittellosigkeit wiederholt gehänselt worden, ließ er sich in einem unglücklichem Augenblick verleiten, aus der Geschäftskasse einen Thaler zu stehlen. Der Diebstahl wurde noch am nämlichen Tage entdeckt und die Folge davon war die Verurtheilung des Z. zu 7 Tagen Gefängniß, da der Prinzipal den übrigen jungen Leuten gegenüber ein Exempel statuiren zu müssen glaubte. Paul bereute den bösen Streich aus vollem Herzen. Nach Verbüßung der Strafe ging er nach Berlin, beendete seine Lehrzeit zur vollen Zufriedenheit des neuen Prinzipals, der ihn mit hohem Gehalt als Buchhalter auch nach Beendigung der Lehre an sich fesselte; er wurde sodann Soldat, erwarb sich 1866 die silberne Verdienstmedaille, 1870 das eiserne Kreuz, und als er im Sommer 1871 wieder bei seinem Lehrprinzipal eintrat, gab dieser mit Stolz seine Einwilligung zu der Verlobung seiner einzigen Tochter mit Z. Da geschah im Sommer 1873 ein Diebstahl im Hause des Schwiegervaters. Z. mußte als Zeuge gegen den ungetreuen Hausdiener auftreten, und dabei kam seine längst vergessene Bestrafung an die Oeffentlichkeit. Der Schwiegervater wurde davon auf's Höchste alterirt; einen "bestraften Dieb" so lange im Hause geduldet zu haben, kam ihm schier unglaublich vor. Sofort wurde die Verlobung aufgehoben, der zum Disponenten ernannte Schwiegersohn schimpflich aus dem Hause gejagt und ihm seine Existenz in Berlin dadurch unmöglich gemacht, daß der alte Herr in den weitestem Kreisen die Ursache des Bruches verbreitete. Die Tochter erklärte nämlich mit voller Bestimmtheit, sie werde trotz des jugendlichen Fehltritts ihres Bräutigams treu und fest zu ihm halten, bis über den Vater ein milderer Sinn gekommen, und letzterer bezweckte deshalb, den
[ => Original lesen: 1874 Nr. 73 Seite 3]jungen Mann zur Auswanderung nach Amerika zu veranlassen. Z. wies alle dahin gehenden Anerbietungen, die ihm von dritter Hand gemacht wurden, entschieden zurück; er nahm eine Stelle in Stettin an und als die Rachsucht des alten Herrn ihn auch dorthin verfolgte, fand man seine Leiche eines Tages im Damm'schen See. Seine Braut überlebte ihn nicht lange; sie gab sich selbst den Tod durch Gift, und seit jener Zeit litt der übertrieben "rechtlich" denkende Vater an einer Gemüthskrankheit, welche seine Kräfte schnell aufzehrte. An einem der letzten Sommer begruben ihn fremde mitleidlose Hände, die nur an der Hinterlassenschaft ein Interesse haben.
Des Müllers Sohn. Eine Geschichte aus dem schwäbischen Volksleben. (Schluß in der Beilage.)
Anzeigen.
In der Concurssache des Handelsmanns Jochen Beckmann zu Ollndorf stehet zum Verkaufe der zur Masse gehörigen, zu Ollndorf belegenen Büdnerstelle c. p.
1) der Verkaufstermin auf Sonnabend, den 10. October d. J., Vormittags 11 Uhr,
2) der Ueberbotstermin auf Sonnabend, den 31. October d. J., Vormittags 11 Uhr,
vor dem unterzeichneten Justizamte an, wozu Kaufliehaber hiemit geladen werden.
Aus den Verkaufsbedingungen, welche 3 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichts=Registratur zur Einsicht ausliegen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind, wird hierher vermerkt, daß die Büdnerei ca. 6 Scheffel Aussaat groß und an das noch neue massive Wohnhaus eine Scheune mit Stallung angebauet ist, daß als Conventionalpoen die Summe von 600 RM. sofort im Verkaufstermin zu erlegen und das Kaufgeld zur einen Hälfte, unter An= und Abrechnung der als Conventionalpoen gezahlten Summe, bei der Uebergabe und zur andern Hälfte mit Zinsen à 4 % vom Tage der Uebergabe an zu Ostern 1875 zu erlegen ist.
Die Besichtigung des Grundstücks steht, nach zuvoriger Meldung bei dem Curator bonorum Hauswirth Bade in Ollndorf, frei.
Schönberg, den 23. Juli 1874.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
In Sachen betreffend den gerichtlichen Zwangsverkauf des der Curatel der Ehefrau des Schlossers Bauermeister hieselbst gehörigen Hauses Nr. 136 c. p. wird der auf Dienstag, den 29. d. Mts., Vormittags 11 Uhr, anstehende Ueberbotstermin mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß im heutigen ersten Termin 3000 Rm. geboten sind.
Patrimonialgericht Lütgenhof zu Dassow,
den 8. September 1874.
Auctions=Anzeige.
Am Montag, den 21. September d. J., von Morgens 9 Uhr an, soll im Hause der Gastwirthin Boye hieselbst öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden, als:
3 Wurststopfmaschinen, 1 Ladenschrank, 1 Lehnstuhl, Uhren, Kisten, sämmtliches Klempner=Werkzeug, 1 großes Schwungrad, Blei, englisches Zinn, diverse Klempner=Waaren, Tische, Stühle, Bettstellen, 1 Schleifstein, Buckskin, Gesangbücher, Gesetzblätter und andere Sachen mehr.
Schönberg, den 15. September 1874.
Seegert, Landreiter.
Aufruf für Mölln i. L.
Gestern wurde unsere Stadt durch ein schweres Brandunglück heimgesucht. An 32 Wohnhäuser sind in Flammen aufgegangen und dadurch über 70 Familien obdachlos geworden, welche theilweise ihre gesammte Habe eingebüßt haben. Schnelle Hülfe ist dringend erwünscht und bittet das Hülfskomitee für die Nothleidenden in Mölln, Beiträge an einen der Unterzeichneten gelangen zu lassen.
Mölln, den 16. September 1874.
Das Hülfskomitee.
Bürgermeister Rauch. Senator Michelsen. Senator Vollrath. Senator Burmester. Senator Schwaarcke. Stadtrath Dahm. Pastor Morath. Pastor Burmester Schuldirektor Thiele. Stadtverordneten= Vorsteher Greßmann. Kaufmann L. Schröder. Carl Rubenow. Tischlermeister Hubel.
Eine große Auswahl von
Lampen
in geschmackvollsten Muster, zu den billigsten Preisen empfiehlt
W. Wieschendorf,
Klempner.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 73 Seite 4]"Nordstern,"
Lebens-Versicherungs-Actien-Gesellschaft zu Berlin.
(Berlin, W., Morenstraße 36)
Grund=Kapital: 1,250,000 Thaler Pr. Crt.
------------------
Der Nordstern schließt Versicherungen auf den Todesfall, Versicherung von Aussteuer= und Studiengeldern, Altersversorgung, Leibrenten. Versicherungen auf den Todesfall können nach Wahl ohne oder mit Gewinn=Antheil abgeschlossen werden.
Die Dividende aus 1873 für die am Gewinn betheiligten Versicherten beträgt neunzehn Procent; dieselbe kommt zur Auszahlung durch Anrechnung auf die Prämien des Jahres 1875 und stellt sich dadurch die im Jahre 1875 zu zahlende Prämie beispielsweise für die gewöhnliche Versicherung auf den Todesfall und für eine Versicherungssumme von 1000 Thlr. wie folgt:
Für das Beitrittsalter von 25 Jahren auf Thaler 16. 8. - .
Für das Beitrittsalter von 30 Jahren auf Thaler 18. 21. - .
Für das Beitrittsalter von 35 Jahren auf Thaler 21. 20. - .
Für das Beitrittsalter von 40 Jahren auf Thaler 25. 19. - .
----------------
Wir haben Herrn
Lehrer Wolberg in Rehna
unsere Agentur übertragen.
Berlin, den 24. August 1874.
Die Direction.
Unter Bezugnahme auf obige Anzeige erkläre ich mich hierdurch zur Annahme von Versicherungen und Ertheilung jeder gewünschten Auskunft bereit. Prospecte und Declarationen gratis.
Rehna, den 31. August 1874.
A. Wolberg.
Gesucht wird zu Michaelis in Schönberg ein junger Hausknecht, der auch zwei Kühe zu füttern hat. Reflectanten wollen sich melden in der Exped. d. Bl.
Gefunden wurde vor einiger Zeit ein Portemonnaie mit Geld auf der Ratzeburger Ratzeburger Chaussee. Abzufordern in der Exped. d. Bl.
Auf dem Gute Neuenhagen bei Dassow können zum 24. Oktober d. J. 4 tüchtige Tagelöhner=Familien gegen jährliche Miethe Wohnung erhalten.
Entlaufen: Am 14. d. Mts. ist mir in der Gegend von Grevismühlen ein schwarzer glatthaariger Pinscher mit braunen Beinen entlaufen. Derselbe trägt ein ledernes Halsband gez. Seip Dragoner Regiment Nr. 17. Nachrichten über diesen Hund bitte ich eventl. nach Ludwigslust unter meiner Adresse zu senden. Alle entstehenden Unkosten werden bezahlt
Seip
Premier Lieutenant.
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bestehend in 2 Stuben, 2 Kammern, Küche, Keller, Stall und Garten an ruhige Leute, ist sogleich preiswürdig zu vermiethen. Näheres bei
J. H. Boye
am Kaltendamm 2.
Stallaternen zu Oel und Petroleum,
Sturmlaterne ohne Glas recht hell brennend und vom stärksten Wind nicht auszulöschen empfiehlt
W. Wieschendorf,
Klempner.
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via Liverpool mittelst der Königl. engl. Postdampfschiffe
der "Inman" Linie
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Abfahrt von Hamburg: jeden Freitag und Sonnabend. Nähere Auskunft ertheilen Wm. Inman, 50 Quai du Rhin, Antwerpen und die obrigkeitlich befugten General=Agenten
Falck & Co in Hamburg,
Admiralitätsstraße No. 38.
P. S. Respectable und cautionsfähige Leute werden zur Uebernahme der Agentur gesucht.
Künstliche Zähne, schön und billig, empfiehlt Ludwig Vogel.
Am Freitag den 18. und Sonnabend den 19. d. Mts. werden auf dem Gute Neuhof Rappspahlen verbrannt.
Kirchliche Nachrichten.
Geboren: D. 4. Sept. dem Arbm. Krüger vor Schönberg eine Tochter. - D. 12. dem Arbm. Maaß vor Schönberg ein Sohn. - D. 15. eine uneheliche Tochter zu Niendorf. - D. 15. dem Arbm. Wienk vor Schönberg eine Tochter. - D. 15. dem Hauswirth Maaß zu Lindow eine Tochter.
Gestorben: D. 4. Sept. Johann Joachim Bockwoldt, verwittw. Webergesell und Musikus hieselbst, 77 J. alt. - D. 6. Anna Luise Wilhelmine Grewsmühl, Hauswirths=Tochter zu Sabow, 3 M. alt. - D. 15. Catharina Maria Busch, geb. Schlatow, Maurergesellen=Frau zu Malzow, fast 26 J. alt.
Copulirt: D. 8. Sept. Johann Friedrich Boye von Schwanbeck, bisher zu Malzow, künftiger Arbeitsmann zu Bechelsdorf, und Catharina Elisabet Oldörp von B. Resdorf zu Malzow.
Proclamirt: Der hiesige Zimmermeister Simon Friedrich Theodor Egert, und Helene Elise Catharina Luise Kallies zu Lübseerhagen.
Sonntag, den 20. September.
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Weizen | 15 - 16 | | 8 | |
Roggen | 13 - 14 | | - | |
Gerste | 13 1/4 - 14 | | - | |
Hafer | 13 - 13 | | 8 | |
Erbsen | 14 - 16 | | 4 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 12 - 12 | | 8 | |
Winter=Raps | 20 - 20 | | 8 | |
Winter=Rübs. | 19 3/4 - 20 | | - | |
Schlagleins. | 18 - 19 | | - | |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. pr. 500 Gr. | 17 - 18 , |
Enten d. St. | 20 - 24 , |
Hühner d. St. | 18 - 20 , |
Kücken d. St. | 8 - 10 , |
Tauben d. St. | 4 - 5 , |
Eier 5 - 6 St. | 4 , |
Kartoffeln pr. 10 Lit. | 6 - 7 . |
(Hiezu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1874 Nr. 73 Seite 5]Beilage
zu Nr. 73 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 15. September 1874.
Des Müllers Sohn. Eine Geschichte aus dem schwäbischen Volksleben. (Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1874 Nr. 73 Seite 6]Des Müllers Sohn. Eine Geschichte aus dem schwäbischen Volksleben. [Schluß.]
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