- Wenn der preuß. Regierung nahestehende Leute auf nahe bevorstehende wichtige Ereignisse in Frankreich hindeuten. So werden sie dazu wohl ihre guten Gründe haben. Von außen betrachtet bietet Frankreich einen höchst sonderbaren Anblick dar: bei aller Veränderung keine Veränderung, es gleicht einem Kessel voll glatter Aale. Fortwährend schlingen sich diese glitscherigen, schwer zu greifenden Thiere in den mannigfachsten Windungen durcheinander, bald ist dieses oben, bald jenes und im Ganzen ist es immer dasselbe Bild. Seit dem Sturze Thiers und der Ernennung Mac Mahons zum Präsidenten verzehrt sich die französische Politik in einem kleinen Ränkespiel. Keine Woche vergeht, ohne daß etwas Neues und Außerordentliches mit allerlei Gezischel angekündigt wird, während das europäische Publikum dieser Comödie der Aale im Wasserkübel ziemlich müde geworden ist.
- Das deutsche Reichsheer hat einen Präsenzstand von 401,000 Mann, das Heer Oesterreichs einen Präsenzstand von nur 241,000 Mann. Dennoch wollen die Ungarn um ihrer Finanznöthe willen 60,000 Mann davon streichen. Der Gesammtminister Andrassy ist eiligst von Wien nach Pesth geeilt, um diesen Strich, der ein Strich durch Oesterreichs Ansehen und Sicherheit wäre, zu widerrathen.
- In Madrid ist großer Jubel. Die Carlisten sind aus den besten Stellungen vor der unglücklichen Stadt Bilbao verdrängt worden und in vollem Rückzuge. Marschall Serrano und General Concha sind an der Spitze der Regierungstruppen unter ungeheurem Jubel bereits in die Stadt eingezogen.
- Die Hungersnoth in Indien ist furchtbar, Alle Schönfärbereien der Regierung in London können die ganz anders lautenden Berichte der Londoner Zeitungen nicht vertuschen.
- Die deutschen Zündnadelgewehre werden bekanntlich durch das Mausergewehr beim Militair verdrängt und wandern nach China, wohin sie von der preuß. Regierung an die dortige Regierung verkauft sind.
- Das Lübecker Allgemeine Scheibenschießen wird in diesem Jahre am 19. und 20. Juli stattfinden.
- Um die Ehre, das künftige oberste Reichsgericht in seinen Mauern aufzunehmen, bewirbt sich neben Leipzig auch Frankfurt a. M., aber ohne Aussicht. Die Entscheidung schwankt nur noch zwischen Berlin und Leipzig.
- Wenn Du reist, thu' Geld in Deinen Beutel. Als Victor Emanuel im vorigen Jahr nach Wien und Berlin reiste, that er sehr viel Geld in seinen Beutel; denn er wollte sich nicht lumpen lassen, er mußte es nur leider von Jud' und Christ borgen. Seine Kasse hat ein Loch, durch welches die 18 Mill. Francs seiner Civilliste sich verkrümelt hatten. Die Lazzaroni in Neapel und die anderen Italiener sollen nun durch Erhöhung der Civilliste das Loch stopfen helfen.
- Am Geburtstage des deutschen Kaisers wurde, wie in vielen deutschen Städten, auch in Leipzig ein Bankett abgehalten, welches mit einem Toast auf Kaiser Wilhelm eröffnet wurde. Einer der Theilnehmer an dem Feste, der Premier=Lieutenant von Uslar=Gleichen, (ehemals hannöverscher Offizier) weigerte sich, als der Toast ausgebracht wurde, demselben durch Erheben des Glases Folge zu leisten. Das Leipziger Tageblatt erfährt nun, daß der König von Sachsen, als die Handlungsweise des genannten Offizieres zu seiner Kenntniß gelangt war, alsbald die Ausschließung desselben aus der Armee verfügte, und als Herr von Uslar=Gleichen und dessen Bruder um eine Audienz baten, es ablehnte, dieselben zu empfangen.
- Fürst Starhemberg in Wien, ein Nachkomme des berühmten Vertheidigers der Stadt gegen die Türken, heirathet nun doch noch seine Lori Stubel und hat sich von seiner Frau scheiden lassen. Die Lori war Sängerin und Tänzerin und nächste Woche ist Hochzeit die natürlich viel Staub aufwirbelt.
- Der alte Gellert könnte, wenn er noch lebte, wieder ein Gedicht auf den grünen Esel machen, den zu sehen die Berliner in Schaaren nach dem Zoologischen Garten strömen. Dieser Dschiggatai oder Wildesel der mittelasiatischen Steppen ist ein Prachtthier und eine der größten Seltenheiten. Er ist in seiner Heimath äußerst vorsichtig und flüchtig und daher schwer zu schießen und noch schwerer lebendig zu fangen. Er hält in Figur und Größe die Mitte zwischen Pferd und Esel und sieht in seinem isabellgrauen Fell mit schwarzem Rückenstreifen und starkem Schweif und dichter Mähne recht schmuck aus.
- Da die seit 2 Jahren in's Werk gesetzte Verfolgung resp. Ausrottung der Elstern zu Gunsten der Vermehrung der Singvögel sich als sehr wirksam erwiesen hat, so beabsichtigt der Vorstand des Thierschutz=Vereins zu Schwerin auch in diesem Frühjahr eine Verfolgung der Elstern anzuordnen und wird für jede in Schwerin und der nächsten Umgegend getödtete "alte" Elster, die an das Bureau des Thierschutz=Vereins abgeliefert wird, bis auf Weiteres eine Prämie von 50 Pfennige zahlen. Es wäre zu Wünschen, daß auch in unserer Gegend ein allgemeiner Vernichtungskrieg gegen die Elster eröffnet wurde.

Die Erbin.
Von Alexander Weiß
(Fortsetzung.)

Die Erbin.
Von Alexander Weiß
[Fortsetzung.]

Die Erbin.
Von Alexander Weiß
[Fortsetzung.]

Anzeigen.

Am Montag, den 18. und Dienstag, den 19. d. Mts., findet bei mir ein

Scheibenschießen
nach Gewinnen

statt, wozu ich meine Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Um recht zahlreichen Besuch bittet

J. Michaelsen,     
Selmsdorf.       

Sonnabend, den 9. und Sonntag, den 10. Mai bei der Gastwirthin Wittwe Krüger:

Aufnahme photographischer Bilder

zu beliebigen Preisen. Und lade ich das geehrte Publikum Schönbergs und Umgegend freundlichst dazu ein. Aufnahmezeit bei jeder Witterung. Achtungsvoll

P. H. Gottorf,
Photograph.

Für Landbewohner.
Unterzeichneter empfiehlt sich zum Wollkratzen
Spinnen und Wollenzeugmachen
H. Kollmorgen, Tuchmacher.
Rehna.

Auf eine sehr billige Parthie neuer und moderner Kleiderzeuge, die ich bedeutend unter reellen Preisen abgeben kann, macht hierdurch ein geehrtes Publikum besonders aufmerksam     August Creutzfeldt.

Gesucht wird sogleich nach Lübeck beim Conditor Niederegger ein

Laufbursche

gegen guten Lohn. Anmeldungen nimmt entgegen der Arbeitsmann Franck vor der Marienstraße.

Englische und deutsche
Zwirn=Gardinen,
neue Sendung,
empfiehlt Julius Schweigmann.

Sonnenschirme,
Cattun, Percal, Piqué, Jaconette,
empfiehlt Julius Schweigmann.

Bilanz
der
Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin
pro ultimo April 1874.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Schwerin, den 2. Mai 1874.

Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director.
C. L. F. Soltau, General=Agent.

Kampfgenossen=Verein 1870/71.
Sonntag, den 10. Mai d. J.,
Nachmittags 5 Uhr,
im Vereinslocale:
I. ordentliche Versammlung
des zweiten Vereinjahres.
Der Vorstand.

8 bis 10 Tonnen
gute Eßkartoffeln
kauft        J. Ludw. D. Petersen.

Davidis
Kochbuch
Neueste Auflage 1874 ist vorräthig bei
C. Sievers.

Jacquets und Talmas,
neuester Facon,
empfiehlt Julius Schweigmann.

Die Mecklenburgische
Lebensversicherungs= und Spar=Bank
in Schwerin

schließt Lebensversicherungen, Leibrenten=Versicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Commissions=Geschäfte durch das unterzeichnete Bureau zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.

Bureau der Mecklenburgischen Lebens=Versicherungs= und Sparbank in Schönberg.
W. Stephan.     W. H. Schacht.

Theater-Nachricht.

Endesgefertigter ist durch besonders günstiges Zusammentreffen in den Stand gesetzt, mit einer auserlesenen

Operetten-, Schau- u. Lustspiel-Gesellschaft

vorzüglicher Kräfte von Hamburg und den bedeutendsten Theatern Deutschlands einen Cyclus von 6 Vorstellungen zu veranstalten, welcher am Sonntag, den 10. d. M., eröffnet werden soll.
Hochachtungsvoll

Eduard Hensel,
k. k. Hofschauspieler und Theaterunternehmer.

Mit Bezugnahme auf Vorstehendes ergeht an die verehrten p. t. Theaterfreunde und Gönner folgende vorläufige Anzeige:

Sonntag, den 10. Mai 1874.
In Kösters Hotel:
1. Gastvorstellung der Hamburger
Operetten= und Schauspiel=Gesellschaft

unter persönlicher Mitwirkung und Leitung des k. k. Hofschauspielers und Theaterunternehmers

Eduard Hensel.

Es finden nur 6 Vorstellungen statt, in welchen sowohl die besten und neuesten Operetten zur Aufführung gelangen, als auch die vorzüglichsten Bühnenwerke der Gegenwart in bestmöglicher Darstellung geboten werden.

Alles Nähere besagen die Theater=Zettel.

Am 11. und 12. Mai 1874 wird bei mir ein

Scheibenschießen

nach folgenden Gewinnen stattfinden: 1) ein Reitsattel, 2) ein Eckschrank, 3) eine Uhr, 4) ein Tisch, 5) ein Reitzaum, 6) zwei Stühle, 7) zwei Stühle, 8) ein Waschtisch, 9) ein Stuhl.
Büchsen, Pulver und Blei wird von mir gehalten. 3 Schüsse, auf die nur ein Gewinn fallen kann, kosten 1 Mark.
Zu diesem Scheibenschießen lade ich hiedurch freundlichst ein.

Krüger Jabs in Schlagsdorf.

Am 1. Markttage ist ein Portemonnaie mit 6 Thalern und einigen kleinen Münzen verloren worden. Wer dasselbe in der Exped d. Bl. abgiebt, erhält eine angemessene Belohnung.

Kirchliche Nachrichten.

Sonntag, den 10. Mai.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.

Getreide=Preise in Lübeck.
Weizen	18 - 21		12
Roggen	16 - 16		12
Gerste	14 1/4 - 15		-
Hafer	14 1/4 - 15		8
Erbsen	14 - 16		-
Wicken	12 1/2 - 14		-
Buchweizen	13 - 14		-
Winter=Raps	-		-
Winter=Rübs.	-		-
Schlagleins.	19 - 20		4

(Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 14.)

Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.