[ => Original lesen: 1872 Nr. 1 Seite 1] Es wird bekannt gemacht, daß der Schleifer Jürgens hieselbst an den natürlichen Menschenblattern erkrankt ist und deshalb vor dem Verkehr mit den Bewohnern des betreffenden Hauses gewarnt wird.
Dagegen ist die Arbeitsfrau Busch vor Schönberg von der Blattern-Krankheit genesen und sind die desfallsigen Vorsichtsmaßregeln aufgehoben. Schönberg, den 1. Januar 1872.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg. F. Graf Eyben.
Zum Jahreswechsel wünschen wir allen unseren verehrten Lesern und Leserinnen in Stadt und Land ein gesegnetes, fröhliches neues Jahr! - Seit einigen Tagen ist eine Anzahl der neuen Reichsmünzen in Berlin in den Verkehr gebracht; es heißt, die ersten Tausend Zwanzig-Markstücke habe der Kaiser erhalten. Die Ausführung und Prägung der neuen Münzen wird allgemein gelobt. Es gilt als ziemlich zweifellos, daß das Gesetz, welches den gemeinsamen Münzverkehr in ganz Deutschland regeln soll, in der Frühjahrssession des Reichstages vorgelegt werden wird Die Ausarbeitung des Entwurfes wird indessen, obschon die Grundlinien durch die Bestimmung über die Goldmünzen vorgezeichnet sind, große Schwierigkeiten darbieten, da in Bezug auf die Einziehung der alten Münzen die Umgestaltung der Zahlungsfrist, das Verhältniß der neuen Münzen zu den Staatspapieren etc. eine Menge complicierter Fragen hervortreten, welche schon in der Vorlage gelöst sein sollen und jedenfalls bei der Verhandlung im Reichstage zu sehr umfassenden Debatten der Fachmänner führen werden. - Der alte Döllinger ist zum Rector der Universität München gewählt worden und hat sein hohes Amt mit einer Rede (23. Dec.) angetreten, die ein neuer Blitzstrahl gegen die Unfehlbarkeit und das Ereignis dieser Tage ist. Sein Gedankengang ist folgender: Am 18 Juni 1870 sind zwei Kriegserklärungen gegen Deutschland geschleudert worden, die eine von Frankreich, die andere von Rom (durch die Unfehlbarkeit). Beide sind eingegeben von der Lügenhaftigkeit und von der Herrschsucht. Seine Herrscher und seine Geschichtschreiber hatten Frankreich so lange eingeredet: 1) daß Frankreich die vollkommenste Nation sei, 2) daß es ein Recht an Deutschland habe bis an den Rhein, 3) daß sein Heer unbesiegbar sei, - bis es losschlug. - An demselben 18. Juli hat der Papst und sein Concil der deutschen Wissenschaft den Krieg erklärt durch die Verkündigung der Unfehlbarkeit. Dieser Glaubenssatz ist auch eine Lüge und wider alle Geschichte. Diese Lüge ist vorbereitet worden durch die Jesuiten, durch ihre Lehre vom unbedingten Gehorsam gegen Eine Person und durch absichtliche Fälschung der theologischen Lehrbücher (d. h. durch ihren Einfluß auf die Erziehung der Jugend. Früher hat Rom Krieg geführt gegen die Naturwissenschaft, jetzt führt es ihn gegen die Geschichte. Die deutschen Universitäten mit ihrem freien wissenschaftlichen und Wahrheitsgeiste sind den Jesuiten (nach ihrem eigenen Ausdrucke) "stinkende Gebeine". - Die deutsche Frage hat nur durch das Schwert (gegen Frankreich) gelöst werden können, die freie deutsche Wissenschaft muß das Schwert sein, welches auch die römische Frage löst. Die deutsche Theologie unserer großen Zeit muß für eine Vereinigung oder doch Versöhnung der kirchlichen Bekenntnisse wirken; denn diese ist es, nach welcher sich die guten Geister aller gebildeten Volker sehnen. Das ist die neueste und höchste Aufgabe der deutschen Theologen und der deutschen Nation. - Die Franzosen haben wieder einmal etwas, was sie wurmt. 1. hat ihnen Fürst Bismarck den Text gelesen, daß französ. Richter und Geschworene die Mörder deutscher Soldaten freigesprochen haben, nur weil die Mörder Franzosen und die Ermordeten Deutsche sind. Die Engländer haben zwar dem deutschen Kanzler einstimmig Recht gegeben, thut aber nichts, die Franzosen schreien doch über deutsche Anmaßung und daß der Deutsche den Befehlenden spielen wolle, 2. aber ärgert es sie noch mehr, daß Bismarck seine Depesche nicht nur in ehrlichem Deutsch geschrieben hat, sondern auch in deutscher Sprache hat übergeben lassen. Das sei unerhört, sagen sie, die deutsche Sprache an die Stelle der französischen im diplomatischen Verkehr zu setzen. Es ist aber keineswegs unerhört, die Engländer und Nordamerikaner schreiben ihre Depeschen schon lange nur englisch und brauchen die französische Sprache nur im mündlichen diplomatischen Verkehr. Was diesen erlaubt ist, wird auch dem neuen deutschen Reiche erlaubt sein müssen und Fürst Bismarck ist ganz der Mann, Deutschland kein Recht zu vergeben. - Die bayerische Cavallerie bezieht jetzt viele Pferde aus Norddeutschland, da die in Bayern gezüchteten Pferde sich nicht so gut wie die norddeutsche Race bewähren. - Fürst Bismarck, Graf Roon und Graf Moltke haben am Weihnachts-Abend eine Büste des Kaisers mit einem eigenhändigen Schreiben desselben erhalten. - Die Stadt Hamburg hat jetzt eine Bevölkerung von 235,000 Einwohner. - Der Zug, mit welchem der Erbgroßherzog von Weimar von Petersburg zurückkehrte, ist zwischen Kowno und Wilna entgleist. Mehrere Wagen sind einen Damm hinuntergestürzt, und die Passagiere theils contustonirt, theils leicht verwundet. Der Erbgroßherzog und sein Gefolge blieben, laut in Weimar eingetroffener Depesche, wohlbehalten. - Man schreibt der "Kreuzztg." aus Halberstadt, den 24 December: Den Lesern dieser Zeitung wird vielleicht noch eine rührende Episode aus dem vorigjährigen Kriege in Erinnerung sein, wo ein schwerverwundeter Officier dem vorüberfahrenden König aus seinem Bauerstübchen als Siegesgruß eine Rose zusendete. Auch unser erhabener Kaiser hat diesen Augenblick nicht vergessen und jetzt, zu Weihnachten, dem damaligen Rosenspender, seinen fürstlichen Dank in zartester Weise ausgedrückt. Am 23. erhielt der jetzt in Halberstadt als Bezirkscommandeur fungirende Officier, der Hauptmann von Zedtwitz vom 72. Inf.-Reg. einen eigenhändigen Brief des Kaisers, welcher also lautet: "In dankbarer Erinnerung an den mir unvergeßlichen Augenblick, wo sie, schwer verwundet, in Gorce am 18. August 1870 eine Rose nachsendeten, als ich, Sie nicht
[ => Original lesen: 1872 Nr. 1 Seite 2]kennend, an Ihrem "Schmerzenslager vorübergefahren war, - sende ich das beikommende Bild, damit man noch in späteren Zeiten wisse, wie sie in solchem Momente Ihres Königs gedachten, und wie dankbar er Ihnen bleibt! - Weihnachten 1871. Wilhelm, Rex. 22. December 1871. - In den Niederlanden ist unter dem Rindvieh die Lungenseuche ausgebrochen. - Ein gern gesehener Gast, der sich seit dem Anfang dieses Jahrhunderts nicht mehr an Norwegens Küsten blicken ließ, ist dieser Tage dort wieder eingetroffen. Es ist dies der "Graupengrätenhäring", der sich an der Küste von Bohuslän zeigt, und in den Gewässern zwischen dem schwedischen Festlande und den norwegischen Wallfisch-Inseln so dicht aneinander durchdrängt, daß er "wie eine Wand" stellenweise zum stehen kommt. Der Fang ist ein so bedeutender, daß ein kleines Boot oft in der Nacht für 150 Thlr. Häringe fängt. Die früheren Bewohner hatten den gesuchten Fisch durch kleinmaschige Netze verdrängt, in dem sie die junge Brut mitfingen und dadurch die Quelle ihres Reichtums erschöpften. - Die schwedische Regierung hat neuerdings die auffällige Verordnung erlassen, daß bei Strafe von 2 bis 500 Thlrn. kein Ausländer als Gehilfe beim Handel verwandt werden darf, sofern er nicht die Erlaubniß des Königs zum Aufenthalt im Lande, und der Kaufmann, der ihn verwenden will, nicht die Zustimmung dazu von dem königlichen Amtmann an seinem Wohnorte auf eingereichtes Gesuch erhalten hat. - Um des Kaisers Bart streiten sie sich in Berlin nicht mehr, aber mit dem Barte einer Frau Klempnermeisterin haben die Advocaten und Gerichte viel zu thun. Madame ließ sich am Sonntag zweimal rasiren, einmal am Mittwoch und einmal am Sonntag, den Barbier aber, ihren Nachbar, bezahlte sie keinmal. Den Barbier muß der Mann bezahlen, sagte sie. Für den Bart einer Frau zahle ich nichts, sagte er. Da der Barbier sogar die schöne Wendung der Madame, daß man einer Frau umsonst um den Bart herumgehen müsse, nicht als Zahlung annehmen wollte, so hat er einen Proceß angehoben. - Man merkt es, daß die Sonne auch älter wird, denn von ihrem Feuer ist jetzt wenig zu spüren. Dazu kommt, daß die Herren Astronomen, die ihr durch Fernrohre näher kommen, als andere Leute, Flecken an ihrem Gesichte entdeckt haben, die immer größer und schwärzer werden.
Das Resultat der Volkszählung am 1. December c. im Fürstenthume Ratzeburg ist in folgendem zusammengestellt:
Vogtei Schönberg. |
Namen der Ortschaften. | Zahl d. Haushalt. | männl. | weibl. | zus. |
1. | Bardowick | 12 | 34 | 35 | 69 |
2. | Blüssen | 15 | 48 | 43 | 91 |
3. | Gr. Bünsdorf | 12 | 45 | 38 | 83 |
4. | Kl. Bünsdorf | 11 | 39 | 36 | 75 |
5. | Falkenhagen | 21 | 73 | 64 | 137 |
6. | Grieben | 23 | 89 | 74 | 163 |
7. | Kleinfeld | 8 | 36 | 21 | 57 |
8. | Lindow | 19 | 48 | 54 | 102 |
9. | Lübseerhagen | 12 | 34 | 30 | 64 |
10. | Dorf Menzendorf | 25 | 58 | 62 | 120 |
11. | Pachthof Menzendorf | 18 | 45 | 43 | 88 |
12. | Mahlzow | 21 | 59 | 54 | 104 |
13. | Papenhusen | 3 | 12 | 15 | 27 |
14. | Dorf Rabensdorf | 13 | 34 | 30 | 64 |
15. | Hof Rabensdorf | 8 | 21 | 21 | 42 |
16. | Retelsdorf | 14 | 51 | 45 | 96 |
17. | Rodenberg | 5 | 29 | 25 | 54 |
18. | Rottensdorf | 10 | 29 | 27 | 56 |
19. | Rüschenbeck | 3 | 18 | 17 | 35 |
20. | Sabow | 26 | 63 | 70 | 137 |
21. | Amtsgebiet Schönberg | 27 | 47 | 68 | 115 |
22. | Bauhof Schönberg nebst Bahnhof | 23 | 70 | 55 | 125 |
23. | Stadt Schönberg | 729 | 1548 | 1471 | 3019 |
24. | Schwanbeck mit Siechenhaus | 26 | 70 | 79 | 149 |
25. | Pachthof Selmsdorf | 12 | 32 | 27 | 59 |
26. | Dorf Selmsdorf | 201 | 352 | 400 | 752 |
27. | Gr. Siemz | 18 | 51 | 47 | 98 |
28. | Kl. Siemz | 19 | 58 | 51 | 109 |
29. | Sülsdorf | 34 | 108 | 94 | 202 |
30. | Techow | 32 | 80 | 79 | 159 |
31. | Törpt | 14 | 38 | 30 | 68 |
32. | Pachthof Zarnewenz | 11 | 22 | 28 | 50 |
33. | Dorf Zarnewenz | 28 | 66 | 58 | 124 |
---------------------------------------------------- |
| 1456 | 3407 | 3287 | 6694 |
Vogtei Rupensdorf. |
1. | Bechelsdorf | 12 | 40 | 38 | 78 |
2. | Boitin-Resdorf | 27 | 83 | 66 | 149 |
3. | Duvennest | 22 | 61 | 50 | 111 |
4. | Herrnburg | 134 | 287 | 282 | 569 |
5. | Lauen | 23 | 41 | 51 | 92 |
6. | Lenschow | 9 | 18 | 17 | 35 |
7. | Pachthof Lockwisch incl. Westerbeck | 16 | 44 | 41 | 85 |
8. | Dorf Lockwisch | 38 | 110 | 120 | 230 |
9. | Lüdersdorf | 45 | 103 | 106 | 209 |
10. | Kl. Mist | 18 | 55 | 48 | 103 |
11. | Niendorf | 16 | 49 | 41 | 90 |
12. | Ollndorf | 28 | 64 | 67 | 131 |
13. | Pahlingen | 79 | 180 | 177 | 357 |
14. | Petersberg | 24 | 75 | 64 | 139 |
15. | Rupensdorf | 27 | 54 | 72 | 126 |
16. | Wahlsdorf | 11 | 40 | 25 | 65 |
17. | Pachthof Wahrsow | 19 | 42 | 37 | 79 |
18. | Dorf Wahrsow | 33 | 76 | 69 | 145 |
---------------------------------------------------- |
| 581 | 1422 | 1371 | 2793 |
Voigtei Stove. |
1. | Carlow | 134 | 302 | 293 | 595 |
2. | Cronscamp | 39 | 87 | 89 | 176 |
3. | Pachthof Demern | 16 | 45 | 56 | 101 |
4. | Dorf Demern | 34 | 77 | 86 | 163 |
5. | Klocksdorf | 53 | 124 | 137 | 201 |
6. | Kuhlrade | 27 | 57 | 58 | 115 |
7. | Maurinmühle | 4 | 4 | 7 | 11 |
8. | Neschow | 25 | 74 | 62 | 136 |
9. | Pogez | 42 | 102 | 100 | 202 |
10. | Röggeliner Ziegelei | 1 | 7 | 2 | 9 |
11. | Meierei Röggelin | 9 | 21 | 24 | 45 |
12. | Pachthof Kl. Rünz | 15 | 33 | 40 | 73 |
13. | Gr. Rünz | 33 | 94 | 74 | 168 |
14. | Sahmkow | 29 | 74 | 73 | 147 |
15. | Schaddigsdorf | 41 | 72 | 73 | 145 |
16. | Pachthof Stove mit Schmiede und Mühle | 28 | 69 | 83 | 152 |
---------------------------------------------------- |
| 530 | 1242 | 1257 | 2499 |
Voigtei Schlagsdorf. |
1. | Bäk | 90 | 175 | 188 | 363 |
2. | Campow u. Hoheleuchte | 32 | 84 | 82 | 166 |
3. | Domhof | 49 | 91 | 147 | 239 |
4. | Heiligeland | 27 | 49 | 53 | 102 |
5. | Lankow | 25 | 74 | 61 | 135 |
6. | Pachthof Mechow | 20 | 64 | 73 | 137 |
7. | Dorf Mechow | 10 | 35 | 26 | 61 |
8. | Gr. Mist. | 30 | 85 | 73 | 157 |
9. | Pachthof Gr. Molzahn | 25 | 75 | 87 | 162 |
10. | Kl. Molzahn | 19 | 52 | 47 | 99 |
11. | Pachthof Neuhof | 18 | 55 | 52 | 107 |
12. | Raddingsdorf | 9 | 37 | 26 | 63 |
13. | Rieps | 35 | 104 | 84 | 188 |
14. | Pachthof Römnitz | 19 | 39 | 45 | 84 |
15. | Schlagbrügge | 36 | 93 | 87 | 180 |
16. | Schlagresdorf mit Perrückenkrug | 36 | 100 | 81 | 181 |
17. | Pachthof Schlagsdorf | 8 | 21 | 24 | 45 |
18. | Dorf Schlagsdorf | 120 | 258 | 253 | 511 |
19. | Sülsdorf | 19 | 56 | 57 | 113 |
20. | Thandorf | 44 | 131 | 121 | 252 |
21. | Wendorf | 15 | 42 | 37 | 79 |
22. | Wietingsbeck | 13 | 34 | 32 | 66 |
23. | Ziethen | 72 | 154 | 173 | 327 |
---------------------------------------------------- |
| 771 | 1909 | 1908 | 3817 |
Voigtei Mannhagen. |
1. | Hammer | 48 | 89 | 87 | 176 |
2. | Mannhagen | 54 | 112 | 122 | 231 |
3. | Panten | 44 | 100 | 91 | 191 |
4. | Walksfelde | 29 | 56 | 65 | 121 |
---------------------------------------------------- |
| 175 | 357 | 365 | 722 |
Allodialgut | Torriesdorf | 19 | 59 | 54 | 113 |
do. | Horst | 41 | 119 | 118 | 237 |
do. | Dodow | 23 | 69 | 52 | 131 |
Das Fürstenthum Ratzeburg hatte demnach am 1. December 1871 17,006 Einwohner, davon 8384 männliche und 8422 weibliche.
Liebig's Kumys-Extrakt.
(Exportable Steppenmilch.)
Wie es häufig vorkommt, daß Schätze, die Jahrhunderte lang verborgen gelegen durch einen unscheinbaren Zufall entdeckt und zu Tage gefördert werden, so hat der Zufall der Heilkunde neuerer Zeit ein Heilmittel für eine Anzahl Krankheiten zugeführt, welche die Wissenschaft bisher meistens vergeblich bekämpfte: für Lungenschwindsucht, Bluthusten, Asthma,, chronische Lungencatarrhe, Ab-
[ => Original lesen: 1872 Nr. 1 Seite 3]zehrung, Rückenmarksdarre, Blutarmuth und Nervenschwäche. Dieses vortreffliche Mittel, welches von der schwächsten Verdauung vertragen wird und nie schaden kann, ist der Kumys oder die Steppenmilch. Die rohen Nomadenhorden der russischen und asiatischen Steppen, die Baschkiren, Kirgisen, Rogaien und Turkomanen, bereiten aus Stutenmilch ein Getränk, Namens Kumys, welches von ihnen seit alten Zeiten als Volksheilmittel bei Zehrkrankheiten angewendet wird, und auf das russische Aerzte, welche sich in unmittelbarer Nähe der genannten Völkerschaften aufhielten, zuerst aufmerksam wurden; - sie sahen sich nämlich vergeblich bei denselben nach Lungenkrankheiten, Abgezehrtheiten oder Blutarmen um und fanden die Ursache in dem Genusse des Kumys. Es wurden deshalb in Petersburg, Moskau, Kiew, Samara X Kumys-Institute gegründet, in welchen Kranke der erwähnten Art lediglich mit Kumys behandelt wurden, und der Erfolg war durchgehends außerordentlich, ein Beweis, daß die Heilkräftigkeit des Kumys durch ein anderes als das Steppenklima nicht beeinflußt wird. - Es ist nun auch in Berlin ein Kumys-Institut gegründet worden (worüber uns eine Broschüre des dortigen Instituts-Arztes Dr. Weil vorliegt) das ihren Kumys auch nach außerhalb, durch das General-Depot (Gneisenaustraße 7a) versenden läßt und zwar in Extrakt-Form nach Liebig's Vorschrift bereitet, wodurch der Versandt bequem und ohne große Kosten ermöglicht wird.
Anzeigen.
Nachdem der Webermeister Heinrich Kähler zu Schönberg unter dem Erbieten zur Güterabtretung sich am gestrigen Tage insolvent erklärt hat, ist unter Vorbehalt der creditorischen Rechte der formelle Concurs über sein Vermögen eröffnet. Es ist daher ein Liquidations-Termin auf Dienstag den 9. Januar 1872, Morgens 10 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessen Vermögen, in specie an das zur Concursmasse gehörige, zu Schönberg in der Neuenwallstraße sub Nr. 128 belegene Wohnhaus c. p. zu haben verneinen, Zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel, unterdem hiedurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln hiermit peremtorisch geladen werden. Zugleich ist auch ein Termin auf Freitag den 2. Februar 1872, Morgens 10 Uhr, vor dem hiesigen Justizamte anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und event. zur Prioritätsausführung, zu welchem die Heinrich Kähler'schen Gläubiger unter dem ein für alle Mal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduction hiedurch geladen werden. Gleichzeitig sind auch Termine vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst anberaumt,
1) zum Verkaufe des zur Masse gehörigen, zu Schönberg an der Neuenwallstraße sub Nr. 128 belegenen Wohnhauses c. p. auf Dienstag den 9. Januar 1872, Vormittags 11 Uhr,
2) zum Ueberbot auf Freitag den 2. Februar 1872, Vormittags 11 Uhr,
wozu Kaufliebhaber hierdurch mit der Bemerkung geladen werden, daß die Besichtigung des Grundstücks nach voraufgegangener Meldung bei dem zum curator bonorum bestellten Photographen Schacht zu Schönberg jeder Zeit freisteht und die Verkaufsbedingungen 14 Tage vor dem Verkaufstermine auf der Registratur des unterzeichneten Gerichts einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind. Das zu veräußernde Grundstück besteht aus einem zu Schönberg an der Neuenwallstraße sub Nr. 128 belegenen einstöckigen Wohnhause mit dahinter befindlichen Hofplatz und Garten. Die Höhe der Conventionalpön beträgt 150 Thlr. Sämmtlichen Gläubigern wird freigelassen, in dem zur endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen auf Dienstag den 9. Januar 1872, Morgens 10 1/2 Uhr, anberaumten Termine zu erscheinen. Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwanigen Heinrich Kählerschen Schuldnern hiedurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern nur an das unterzeichnete Justizamt oder den curator bonorum, Photographen Schacht zu Schönberg, Zahlung zu leisten. Schönberg, den 12. October 1871.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
W. Saur.
(L. S.) A. Dufft.
Holzverkauf.
Bei freier Concurrenz sollen am Donnerstag den 4. Januar, morgens 10 Uhr, im Saale des Gastwirths Leuschow zu Selmsdorf:
417 tannen Schleete, 260 runde Latten und 1876 Hopfenstangen
in passenden Cavelingen meistbietend verkauft werden. Das Holz kann auf Verlangen vor der Auction vom Förster zu Hohenmeile nachgewiesen werden und wird noch bemerkt, daß ein freihändiger Verkauf von Schleeten u. s. w. ferner nicht mehr stattfindet. Schönberg den 25. Decbr. 1871. Danckwarth.
Die Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt ist während des Antoni-Termines vom 17. bis 24. Januar 1872 täglich von 8 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet. Die Ersparniß-Anstalt berechnet auf jeden eingelegten Thaler alljährlich ein und drei viertel Schilling Zinsen. Die Vorschuß-Anstalt verzinst die ihr anvertrauten Capitalien mit 4 % aufs Jahr. Schönberg, den 23. December 1871. Das Directorium der Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt. Burmeister. Aug. Spehr. C. Drevs. W. Gartz. Wigger. Secretär: R. Rackow, Adv.
Großherzogl. Friedrich-Franz-Eisenbahnen.
Vom 1. Januar k. J. ab werden außer den bereits für den Privat-Depeschenverkehr eingerichteten Stationen der Bahnstrecke Güstrow-Strasburg auch die weiteren Stationen der Großherzoglichen Friedrich-Franz-Eisenbahnen:
Lübeck, Schönberg, Grevesmühlen, Bobitz, Kleinen, Hagenow, Schwerin, Wismar, Blankenberg, Bützow, Güstrow, Schwaan und Rostock
für den Privat-Depeschenverkehr eröffnet werden, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Schwerin, den 27. December 1871. Großherzogl. Eisenbahn-Direction.
Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termine Gelder und Sparcassen-Bücher durch mich an die Sparcasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis spätestens zum 21. Januar bei mir abzugeben. J. P. Bade, Buchbinder.
Die Verlobung ihrer Tochter Elise mit dem Herrn Oberförster Wentzel in Glambeck zeigen hiemit allen theilnehmenden Freunden ergebenst an Bernhard Drenkhahn und Frau. Schönberg den 31. Dec. 1871.
[ => Original lesen: 1872 Nr. 1 Seite 4]Die Eisenbahn-Zeitung wird im Jahre 1872 zunächst folgende größere höchst interessante Erzählungen bringen:
Fr. Gerstäcker: "Im Eckfenster", Ernst Wichert: "Erlöst", Egon Fels: "Das Geheimnis der vier Tage", Dr. Herm. Ed. Fritze: "Christian Klebauer & Co." Sophie Schwartz: "Die Jugendgefährten".
Die Eisenbahn-Zeitung wird nicht minder ihren Leitartikeln, die ihren Ruf begründen halfen, auch ferner die sorgfältigste Aufmerksamkeit widmen. Die Eisenbahn-Zeitung erscheint täglich, Sonntags ausgenommen, und kostet vierteljährlich bei den Postämtern 1 Thlr. Laut Verordnung des kaiserl. General-Postamtes in Berlin wird für das Inshausbringen täglicher Zeitungen vom Abonnenten 3 3/4 Sgr. Bestellgebühr quartaliter erhoben. Wer sein Exemplar von der Post holen läßt, bezahlt diese Bestellgebühr nicht. In Preußen sind auch 10 Sgr. Zeitungssteuer zu entrichten.
Zur Erleichterung der Termins-Geschäfte und um zu großen, oft nicht zu bewältigenden Andrang in den Termins-Tagen zu vermeiden, ersuchen wir Alle, welche pro Antoni 1872 Bankzinsen zu erheben haben, diese schon jetzt an jedem beliebigen Tage bei uns abfordern zu wollen. Die Haupt-Agentur der Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin Carl Bade. W. Stephans. Schönberg, den 21. December 1871.
Zwischen Bardowick und Lauen ist ein weißes Hammellamm aufgegriffen, das der Eigenthümer gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten kann beim Arbeitsmann Eckmann in Lauen.
Wissenschaftliches Gutachten über die so beliebten und äußerst billigen C. L. Mohr'schen Kräuter-Brust-Bonbons. Die Beschaffenheit der Mohr'schen Brust-Bonbons muß, vom wissenschaftlichen Standpunkte aus betrachtet, als eine höchst zweckentsprechende und ganz ausgezeichnete bezeichnet werden, so daß dieselben als ein herrliches diätisches Haus- und Gesundheitmittel in keiner Haushaltung fehlen sollten und gegen Husten, Heiserkeit, Verschleimung, Katarrh, Schnupfen, Auswurf, Brust- und Halsschmerzen u. s. w. unbedingt und mit Recht bestens zu empfehlen sind, was ich, auf Grund der von mir damit vorgenommenen Prüfung hierdurch gutachtlich, der Wissenschaft und Wahrheit gemäß, bestätige und beglaubige. Berlin, den 8. Juli 1870. (L. S.) Dr. Hess, königl. preuß. approbirter Apotheker und Chemiker 1. Classe, Director des polyt.-chem. Instituts in Berlin. Zu haben in Schönberg bei J. F. Eckmann.
Am Mittwoch den 3. Januar Großes Militair-Concert, im Köster'schen Saale, ausgeführt von dem Musikchor (21 Mann) des Jäger-Bataillons in Schwerin unter Leitung des Stabshornisten Hrn. Reckling. 1. und 2. Abtheilung Streichmusik, 3. Abtheilung Militairmusik. Entrée à Person 8 , Familienbillets für 3 Personen 20 , sind vorher in meinem Hause zu haben; es werden aber Familienbillets an der Casse nicht ausgegeben. Anfang 7 1/2 Uhr. Programme sind an der Casse zu haben. Hiezu ladet das geehrte Publikum Schönbergs und Umgegend ergebenst ein J. Köster. Nach dem Concert Ball.
Den Schleichsteig über meine Koppel, von der Bünsdorfer Scheide nach der Eisenbahn führend, verbiete ich hiermit, indem ich Jeden, der künftig darauf betroffen wird, dem Gerichte zur Bestrafung anzeigen werde. Pfarrackerpächter Bielfeldt.
Die Rechnungsvorlage der allgemeinen Gesellen-Krankenkasse findet am Sonntag den 7. Januar, Nachmittags 4 Uhr, im Locale der Gastwirthin Krüger statt. Sämmtliche Mitglieder werden hierdurch aufgefordert, persönlich zu erscheinen, oder aber ihre Beiträge bis zum genannten Tage pünktlich einzuliefern unter Androhung executivistischer Eintreibung. Der Vorstand.
Meinen herzlichen Dank Allen, die meinen theuren Sohn Johannes zur Ruhestätte begleitet haben. Schönberg, den 2. Januar 1871. Joseph Schweigmann.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Geboren. 14. Dec. Eine uneheliche Tochter in Lockwisch. - 15. Dec. Dem Cigarrenfabrikant Behnke hieselbst ein Sohn. - 22. Dec. Dem Fuhrmann Fanzelow hieselbst eine Tochter. - 24. Dec. Dem Hauswirth Grevsmühl zu Sabow eine Tochter. 26. Dec. Dem Anerben Grevsmühl vor Schönberg eine Tochter. - Dem Schneidermeister Stree vor Schönberg eine Tochter. - Dem Schlachtermeister Heinrich Ladendorf hieselbst ein Sohn.
Gestorben. 15. Dec. Maria Cath. Elisabet Lüth, Arbeitsm.-Tochter zu Lockwisch, 6 J. 8 M. alt. - 16. Dec. Des Cigarrenfabrikant Behnke Söhnlein hieselbst, 4 Stunden alt. - 18. Dec. Anna Maria Elisabet Beck, Arbeitsm.-Tochter a. d. hies. Bauhofe, 2 J. 9 M. alt. - 19. Dec. Maria Lindemann a. d. hies. Bauhofe, Arbeitsm.-Wittwe aus Roxien, geb. Lenschow aus Lübsee, 71 J. 8 M. alt - 20. Dec. Anna Maria Catharina Elise Laudahn, Arbeitsm.-Tochter vor Schönberg, 1 J. 6 M. alt. - 22. Dec. August Friedrich Christoph Boye vor Schönberg, geb. zu Kalkhorst, früher Webermeister zu Klocksdorf, 74 J. 9 M. alt. - 23. Dec. Johanne Sofie Christine Siebenmark hieselbst, Krämers-Frau aus Carlow, geb. Bade von hier, 35 J. 10 M. alt. - Jochen Asmus Ludwig Holst, im Dienst zu Kleinfeld, Arbeitsm.-Sohn aus Torriesdorf, 15 J. 9 M. alt. - Margareta Elisbet Lüth, Arbeitsm.-Witwe aus Lindow, geb. Sterly aus Kl. Siemz, den 21. Dec. zu Kronscamp gestorben, den 28. hier beerdigt. - 24. Dec. Johannes Schweigmann, Commis hieselbst, 23 J. 5 M. alt. - 26. Dec. Johann Heinrich Christoph Riemann aus Mechow, Arbeitsmann vor Schönberg, 49 J. alt. - 28. Dec. Trina Maria Voß, Arbeitsm.-Tochter a. d. hies. Bauhofe 10 M. alt.
Meteorologische Beobachtungen. |
1872 Jan. |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
31. 1. 2. |
37.34 36.10 41.22 |
-3.0 0.0 -1.7 |
1.8 2.2 1.2 |
WSW WSW S |
1 2 1 |
trübe. bedeckt. heiter. |
Getreide=Preise in Lübeck. |
Weizen | 19 - 19 | | 12 | |
Roggen | 13 1/2 - 14 | | - | |
Gerste | 12 1/2 - 13 | | - | |
Hafer | 10 1/2 - 11 | | 4 | |
Erbsen | 12 - 14 | | 4 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 11 - 12 | | - | |
Winter=Rapssaat | - | | - | |
Winter=Rübsen | - | | - | |
Schlagleinsaat | 20 - 20 | | 8 | |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. Pf. | 12 - 14 1/2, |
Holst. d. Pf. | 14 - 14 1/2 , |
Hasen d. St. | 44 - 48 , |
Enten d. St. | 20 - 32 , |
Hühner d. St. | 14 - 18 , |
Küken d. St. | 8 - 12 , |
Tauben d. St. | 4 - 5 , |
Gänse d. Pf. | 7 1/2 - 9 , |
Spickgans d. St. | 28 - 36 , |
Schinken d. Pf. | 10 - 11 , |
Schweinskopf d. Pf. | 5 , |
Wurst d. Pf. | 12 , |
Eier 4 - 5 St. | 4 , |
Kartoffeln d. Faß. | 8 - 9 . |
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
|