No. 80
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Oktober
1871
einundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1871 Nr. 80 Seite 1]

Anzeigen.

Nachdem der Kaufmann Ludwig Creutzfeldt zu Schönberg (Siemzerstraße) unter dem Erbieten zur Güterabtretung sich heute insolvent erklärt hat, ist unter Vorbehalt der creditorischen Rechte der formelle Concurs über sein Vermögen eröffnet worden.
Es ist daher ein Liquidations-Termin auf Donnerstag den 14. December d. J., Vormittags 10 Uhr, vor dem Großherz. Justizamte hierselbst angesetzt, zu welchem Alle, welche aus irgend einem Grunde Ansprüche und Forderungen an den Cridar und dessenVermögen, in specie an das zur Concursmasse gehörige Waarenlager zu haben vermeinen, zwecks Anmeldung ihrer Ansprüche und Vorlegung ihrer schriftlichen Beweismittel unter dem hierdurch ein für alle Mal angedroheten Nachtheile der Abweisung von der vorhandenen Masse und des Ausschlusses mit ihren Beweismitteln hiermit premtorisch geladen werden.
Zugleich ist auch ein Termin auf Donnerstag den 11. Januar 1872, Vormittags 10 Uhr, vor dem Großherzoglichen Justizamte hieselbst anberaumt zum Versuche gütlicher Aufgreifung des Debitwesens und event. zur Prioritätsausführung, zu welchem die Ludwig Creutzfeldt'schen Gläubiger unter dem ein für allemal angekündigten Nachtheile der Einwilligung in die Gerichtswegen zu machenden Vergleichsvorschläge - wobei etwanige Ablehnungen oder Fristgesuche von Bevollmächtigten nur im Falle einer auf Widerspruch gerichteten Specialvollmacht, bloße schriftliche Erklärtungen aber überall nicht berücksichtigt werden können - und der Ausschließung mit der Prioritätsdeduction hiedurch geladen werden.
Schließlich wird bemerkt, daß die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln in dieser Concurssache getroffen sind, und wird den etwanigen Ludwig Creutzfeldt'schen Schuldnern hierdurch bei Strafe doppelter Zahlung aufgegeben, fortan nicht an den Cridar, sondern an die zu interimistischen Curatores bonorum bestellten Männer, den Kaufmann und Senator A. Spehr zu Schönberg und den Tabacksfabrikanten F. Stüve zu Schönberg oder an das unterzeichnete Justizamt Zahlung zu leisten.
Schönberg, den 2. Oktober 1871.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
W. Saur.
(L. S.) A. Dufft.


Verkaufs-Anzeige.

Am Mittwoch den 11. Oktober, von Morgens 9 1/2 Uhr an, soll im Hause der Gastwirthin Wittwe Boye hieselbst öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden, als:

1 Koffer, 4 Laden, 11 Bolzen heden und 14 Bolzen flächsen Lein, 1 Bolzen Tischzeug, 2 Bolzen Beiderwand, 1 Bolzen und mehrere Resten Wollzeug und verschiedenes Leinenzeug, 1 Bolzen Brattenzeug, einige Bettstücke, 1 Paar goldene Ohrringe und 1 Brosche, gute Manns- und Frauenkleidungsstücke und andere Sachen mehr, auch ein gut erhaltenes Klavier.
Schönberg, den 5. Oktober 1871.
Seegert, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

Gelder werden gesucht zu Michaelis: 1 Posten von 1000 Taler (Mecklenburg), 2 à 600 Taler (Mecklenburg), 1 à 200 Taler (Mecklenburg). Zu Antoni ca. 16,000 Taler (Mecklenburg) in verschiedenen Pösten, sämmtlich vorzügliche Hypotheken, zu 4 %. Anmeldungen erbittet bald möglichst Carl Bade.


Zu Antoni 1872 werden in Grundstücke des hiesigen Fürstenthums, über die bereits Hypothekenbücher niedergelegt sind, ca. 10,000 Taler (Mecklenburg) Pr. Crt. in beliebigen Pösten von 100 M und mehr gesucht.
Für alle Pöste wird die beste Priorität gewährt und ertheile nähere Auskunft.
Schönberg, den 18. September 1871.
W. Schacht.


Für die Sparcasse des Schweriner Vorschuß-Vereins nehme ich zu jeder Zeit Gelder zu 4 pCt. und für größere Hypothekenposten zu der bekannten Sicherheit zu 5 pCt. entgegen.
Schönberg.
Kindler, Advocat.


Nicht zu übersehen!
Sämmtliche Arten neuer Maaße sind seit Monaten auf hiesigem Großherzoglichen Aichungsamte vorräthig, jedoch nur in vereinzelten Fällen gekauft worden. Um nun annähernd den Bedarf überschlagen zu können, bitte ich die Bewohner des Fürstenthums die vorräthigen Maaße in Augenschein zu nehmen. Die Hauptaufgabe war mir, genau nach den Bestimmungen der Aichordnung dauerhafte Maaße zu den billigten Preisen zu liefern, und das glaube ich erreicht zu haben; ich ersuche demnach die Bewohner von Stadt und Land in ihrem eigenen Interesse, recht bald mit der Anschaffung oder Bestellung von Scheffeln, Litern, Metern etc. zu beginnen. Diejenigen Herren Landleute, die mir schon Bestellung machten, können ihre Gegenstände zu jeder Zeit in Empfang nehmen.
Auch verbinde ich hiermit in Betreff der Umstempelung von Waagen und Gewichten die Aufforderung, nicht bis zum letzten Monat zu warten; jetzt können die Gegenstände schnell zurückgeliefert werden, später geht's nach der Reihe, und wäre es dann leicht möglich, daß Jemand durch die Entbehrung wochenlang in Verlegenheit käme, zumal die Benutzung des hiesigen Aichamtes den Bewohnern außerhalb des Fürstenthums freisteht und schon mehr wie hier wahrgenommen wird.
Ergebenst Ludwig Vogel, Aichmeister.
Schönberg, den 24. September 1871.


Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Nachricht, daß ich mein Tuch- und Manufacturwaaren-Geschäft wieder in meinem neu erbauten Laden eingerichtet habe.
Hochachtungsvoll Heinrich Creutzfeldt.
Schönberg, den 22. September 1871.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 80 Seite 2]

Zum Winterbedarf empfiehlt Unterzeichneter: rothen und weißen Winter-Kopfkohl (das Schock große Köpfe 36 ßl.), prachtvolle Eßrüben d. Faß 8 ßl., prachtvolle märkische und Teltower kleine d. Faß 12 ßl., sowie Suppenkraut, Wurzeln etc. etc.
Alles frei in's Haus geliefert.
C. Sörensen, Handelsgärtner.


Am Sonntag den 15. October d. J. findet die Abrechnung der Krankenkasse der Zimmerleute statt, und werden sämmtliche Mitglieder aufgefordert, wegen einer Besprechung sich persönlich Nachmittags 2 Uhr auf der Herberge einzufinden.
Schönberg den 5. October 1871.
Der Vorstand.


Einem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend mache ich die ergebene Anzeige, daß ich mit dem heutigen Tage eine Bäckerei eröffnet habe und bitte um geneigten Zuspruch.
Schönberg, den 6. October 1871.
Ergebenst H. Oldenburg, vor dem Siemzerthore.


Bitte zu beachten!
Daß ich jetzt meinen Laden nach Kräften ausgestattet habe und von den kleinsten und billigsten bis zu den größten und elegantesten Lampen in reichster Auswahl zu soliden Preisen vorräthig halte.
Ferner empfehle ich zu der bevorstehenden Maaße-Aenderung als Trocken-Maaße:
von 1/2 Hectoliter (annähernd 1 Scheffel) bis hinunter zu den kleinsten Maaßen nach Vorschrift aus starkem Eisen gearbeitet. Flüssigkeitsmaaße von Blech, Messing und Zinn, letztere empfehle ich besonders den Herren Kaufleuten, indem ich mich zugleich erbiete, alte Zinn-Maaße zum höchsten Werthpreis entgegen zu nehmen.
Ich bitte nun um recht zahlreiche und baldige Bestellung, damit es mir möglich wird, dieselben rechtzeitig auszuführen.
Sämmtliche Maaße sind geaicht!
Proben stehen bei mir zur Ansicht.
Achtungsvoll W. Wieschendorf, Klempner, Sabowerstraße, nahe am Markt.


Jungen Bau-Eleven, wie Zimmerern, Maurern, Schlossern, Tischlern, ertheile ich in diesem Winter-Semester unterricht in der darstellenden Geometrie, im Bau- und Freihandzeichnen, in der Arithmetik und Algebra, wie in der Geometrie.
Am Unterricht Teilnehmende mögen sich gefälligst bald melden bei S. Egert, Zimmermeister.


Zwei oder drei junge Leute, die Lust haben, das Zimmerhandwerk zu erlernen, können jeztz oder zu Ostern in die lehre treten bei S. Egert, Zimmermeister.


Sonnabend Abend Bairisch-Bier vom Faß aus der freiherrlich von Tucher'schen, vormals Königlichen Brauerei in Nürnberg, sowie frische Knoblauch- und Bierwürstel bei A. Schwiesow, Gastwirth.


Schwiesow's Garten.
Am Markttage Tanz-Musik im großen Zelte.


Bauplätze nebst Baumaterial habe ich in der Nähe der Bahn hieselbst, höhere Genehmigung vorbehalten, zu verkaufen.
Dieselben sind, besonders zum Anbau, für Handwerker und Productenhändler geeignet.
J. Köhncke.
Lüdersdorf.


Kränze.
Hübsche Todtenkränze in allen Größen empfiehlt sehr billig und stets zu haben bei C. Sörensen, Handelsgärtner.


Da ich mein Geschäft in dem Jahrmarkt für Schönberg aufgegeben, so sage ich Allen für das Wohlwollen, welches ich seit so vielen Jahren genoß, meinen besten dank, und bitte ich, dasselbe auf meinen langjährigen Mitarbeiter,
Herrn Heinrich Rogge, von dem ich überzeugt bin, daß ergute und reelle Waare liefert, zu übertragen.
Hochachtungsvoll Wilhelm Prahl, Lübeck.
Bezugnehmend auf Obiges empfehle ich mich mit allen Kuchenwaaren und Pfeffernüssen, Macronen, Pariser Pflastersteinen, Zuckerplätzchen, sowie mit allen in dieser Branche vorkommenden Artikeln.
Stand der Bude: Ecke der Marienstraße, mit Firma versehen.
Heinrich Rogge aus Lübeck.


Meinen geehrten Kunden und Gönnern hiedurch die ergebene Anzeige, daß ich seit Michaelis d. J. in dem Hause des Herrn Heincke in der Siemzerstraße wohne.
Zugleich empfehle ich mein Lager fertiger reell und dauerhaft gearbeiteter Herren-, Damen- und Kinderschuhzeuge.
A. F. Kirstein, Herren- und Damen-Schuhmacher.


Einem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich nicht mehr in der Siemzerstraße bei dem Herrn Töpfermeister Weinrebe, sondern am Markt, Ecke Marienstraße im Burmeisterschen Hause wohne.
F. Hülsemann, Klempner.


Seit Michaelis wohne ich nicht mehr bei dem Arbeitsmann Barkenthien in der Siemzerstraße, sondern beim Maschinenbauer Kleinfeldt am Kaltendamm. Indem ich meinen geehrten Kunden in der Stadt und auf dem Lande dies anzeige, bitte ich ergebenst um ferneren Zuspruch.
Schneider Grevsmühl.


Wohnungsveränderung.
Ich wohne von jetzt ab im Hause des Herrn Bäckermeisters Greiff, und erlaube mir, mein Tapisseriegeschäft, als: eine große Auswahl von Stickmustern, angefangenen Stickereien, Zephyr- und Castorwolle in allen Farben, sowie alle in dieses Fach schlagende Artikel, den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend bestens zu empfehlen.
Auguste Baumast.


Wohnungsveränderung.
Ich erlaube mir, die ergebenste Anzeige zu machen, daß ich nicht mehr vor der Marienstraße wohne, sondern im Hause des Chirurgen Leichert, Lübecker-Straße.
Hochachtungsvoll J. Behnke.
Tabacksfabrikant.


Donnerstag den 12. Oktober Wiederbeginn der Club-Abende bei J. Bunge in Mummendorf.


Regenschirme in Seide, Wolle und Baumwolle empfehle bestens. Auch werden Schirme mit obigen Stoffen überzogen sowie alle vorkommenden Reparaturen prompt und billig ausgeführt von H. Scheer, Schirmmacher.


Ich beabsichtige meinen am Petersberger Wege belegenen Acker auf 6 hintereinander folgende Jahre in 14 Parcelen am Sonntag den 8. Oktober, Nachmittags 4 Uhr, meistbietend zu verpachten. Pachtliebhaber wollen sich gefälligst an Ort und Stelle einfinden.
M. Threms Wittwe.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 80 Seite 3]

Dem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend zeige hiermit an, daß ich mein Gold- und Silber-Waaren-Geschäft mit dem heutigen Tage von der Siemzerstraße 95 nach der Siemzerstraße Nr. 87, dem früheren Kunau'schen Hause verlegt habe.
Für das mir bisher erwiesene Wohlwollen dankend, bitte ich mir dasselbe auch ferner zu erhalten.
Hochachtungsvoll Theodor Creutzfeldt, Gold- und Silberarbeiter.


Seit Michaelis wohne ich nicht mehr am Markt, sondern in der Sabowerstraße beim Schuhmacher F. Kleinfeldt, dem Pfarrackerpächter Bielefeldt gegenüber.
H. Krellenberg, Tabacksfabrikant.


Ausverkauf meines Lagers von Eisenwaaren zu Einkaufspreisen, als: emaillirte Kochgeschirre der verschiedensten Art, messingene Kessel und Töpfe, Grabkreuze u. dgl. m.
J. Hagen, Schlössermeister.


Ausverkauf sämmtlicher Manufactur-, Porcellan- & Eisenwaaren zu bedeutend herabgesetzten Preisen gegen compt. Zahlung bei H. Kallmeyer.
Ratzeburg.
Proben werden nicht versandt.


Durch persönlich vortheilhafte Einkäufe auf der jüngsten Leipziger Messe und in Berlin ist unser Lager in allen gangbaren Artikeln auf's reichhaltigste sortirt. Da wir Mode-Waaren sowie Waaren des täglichen Bedarfs mit dem kleinsten verdienst verkaufen, geben wir den uns beehrenden Einwohnern der Stadt und Umgegend Gelegenheit zu sehr preiswürdigen Einkäufen.
Achtungsvoll ergebenst Gebrüder Burchard.


Einrahmung von Bildern in den geschmackvollsten Gold-, Schwarz- und Jacaraudaleisten, Spiegeln in braunen, Baroque- und vergoldeten Rähmen zu billigsten Preisen bei E. H. Peters, Glasermeister.


Zur bevorstehenden Wintersaison empfehle ich mich mit Tuchen, Buckskins, Düffel, Ratines und Baumwollzeugen, sowie mit Bettzeugen, Bettstouts und Bettüberzügen.
J. J. Schäper.


Zur Herbst- und Winter-Saison empfehle mein wohlassortirtes Lager von Kleiderstoffen, Mänteln, Châles und Tüchern etc. in den neuesten Genre's zu den billigsten Preisen einem geehrten Publikum angelegentlichst.
Lübeck, Holstenstraße Nr. 301.
Rud. Fromm.


Frischen Seifenstein empfiehlt C. F. W. Burmeister.


H. Kock, Schönberg.
Lager von goldenen und silbernen Herren- und Damenuhren, Wand- und Setzuhren.
Reelle Garantie.


Möbel-Magazin.
Hierdurch machen wir dem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß das bisher beim Kaufmann Herrn Wieschendorf befindliche Möbel-Magazin heute nach dem Hause des Herrn Gastwirth Fick verlegt ist.
Schönberg den 1. October 1871.
Die vereinigten Tischlermeister.


Oefen.
Säulenöfen, Circuliröfen, Kochöfen, Unteröfen, Mantelöfen mit Gitterthüren, Ofenthüren mit Kniee, Kochöfen, Rosten, Roststäbe etc.,
Sparheerde u. Sparheerdtheile empfiehlt in größter Auswahl zu billigsten Preisen Heinr. Pagels, Lübeck, 945. Breitestraße am Markt 945.


Prof. Dr. Lapiérre's Einspritzung heilt *) innerhalb von 3 Tagen jeden Ausfluss der Harnröhre sowie weiss Fluß, selbst ganz veralteten. Preis pro Flasche mit Gebrauchsanweis. 1 Thlr. 20 Sgr. Gegen Einsend. des Betrages streng discret zu beziehen durch A. Witt, Linden-Strasse 18, Berlin.
*) Hunderte geheilt.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 80 Seite 4]

Bilanz der Mecklenburgischen Lebensversicherungs- und Spar-Bank
in Schwerin pro ultimo September 1871.

Activa. Passiva.
Lebensversicherungs-Prämien und Einlagen 18,437 40 3   148,833 42 6
Spar-Bank-Einlagen 1,147,100 12 3   2,617,797 4 9
Belegungen 4,226,775 7 -   2,398,273 1 -
Konto pro Diverse 466,019 15 9   435,153 23 -
Agenturen-Konto 1,848,628 36 -   1,816,647 6 6
Kasse 1,863,3982 25 9   1,769,1740 47 3
Fonds, Gewinn- und Verlust-Konto 101,598 20 9   486,078 32 -
---------- ----------- ---- --   ------------ ---- --
Crt. Taler (Mecklenburg) 9,671,958 13 9   9,671,958 13 9
Umsatz und Bestände.1870.
Am Schluß des Jahres.
 1871.
Am Schluß des September.
Gesammt-Umsatz 20,723,815 11 -   17,097,467 9 6
Werbendes Kapital 1,883,336 2 6   1,987,760 32 6
Zinstragendes Kapital 1,786,671 39 6   1,861,555 24 6
Lebens-, Sterbekassen- und Leibrenten-Versicherungen 2,089,223 9 6   2,107,025 40 9

Schwerin, den 3. October 1871.

Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank.
C. A. Schwerdtfeger, Director. C. L. F. Soltau, General-Agent.


Bestes weißes Petroleum à Pfd 4 ßl. empfiehlt J. Lenschow, Klempnermeister.


Hierdurch erlaube ich mir die ergebene Anzeige, daß ich am Schönberger Markttage mit meinem Tuch-, Manufactur- und Modewaaren-Lager eintreffe und empfehle die reichhaltige Auswahl von Neuheiten für jetzige Saison so angelegentlichst als ergebenst.
H. Rhode, Rehna.
Mein Stand vor dem hause des Hrn. Gastwirth Fick.


Unterzeichneter empfiehlt sich zum bevorstehenden Jahrmarkt einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend ganz ergebenst mit allen Sorten Kuchen, Pfeffernüssen, Macronen und Pariser Pflastersteinen.
Da ich 12 Jahre in der Prahl'schen Kuchenbäckerei in Lübeck thätig gewesen, so werde ich auch in meinem Geschäfte dafür sorgen, stets gute und wohlschmeckende Waare zu liefern und verspreche reelle Bedienung.
Hochachtungsvoll J. F. Schildt., Kuchenbäcker aus Lübeck.
Stand der Bude vor dem Hause des Ackerbürgers Spehr; dieselbe ist mit der Firma versehen.


Pferdehaare, vom Schweif gestutzt, werden zu hohen Preisen bezahlt bei J. Licht, Bürstenmacher.


Zum bevorstehenden Jahrmarkt empfehle ich meine Conditorei- und Kuchen-Waaren, bestehend in schmackhaften Kuchen, Makronen, Pariser Pflastersteinen, verschiedenem Backwerk, frische Apfeltorte, Berliner Pfannkuchen, sowie sonstige in dieser Branche vorkommenden Artikel. Meine Bude steht wie früher vor dem Hause des Herrn Buchdruckereibesitzers Bicker.
Wittwe Greiff, Conditor.


In Gr. Voigtshagen bei Dassow finden Arbeiter zur Drainage dauernde Beschäftigung.


Die Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Spar-Bank in Schwerin schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital-Einlage-, Darlehns- und alle sonstigen Geld-, Inkasso- und Commissions-Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts-Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar-Bank-Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte näherer Auskunft bereitwillig ertheilt. Die von der Gesellschaft an die Lebensversicherten zur Vertheilung disponirten mittleren Dividenden betragen für die drei letzten Jahre resp. 36, 36 und 32 Procent der eingezahlten Prämie.
Haupt-Agentur Schönberg.
Carl Bade.


Sämmtliche neuen Gewichte, Längen- und Hohl-Maaße, Waagen und Waagenbalken, geaicht, empfehlen billigst Suhr & Heick, Eisen- und Kurzwaaren-Handlung, Lübeck, Klingberg 927.


Saat-Weizen und -Roggen, frei von Radel und Trespe, und aufgeschloss. Peru-Guano, sowie aufgeschloss. Knochenmehl bei Thiele in Ratzeburg.


Epileptische Krämpfe (Fallsucht) heilt brieflich mit hundertfach bewährten Mittel A. Witt, Linden-Strasse 18. Berlin.


Gesucht sogleich ein Sohn rechtschaffener Eltern als Lehrling für ein Krämergeschäft in Hamburg. Näheres zu erfragen bei H. Lenschow, Webermeister.


(Hiezu eine Beilage)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1871 Nr. 80 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 80 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 6. October 1871.


Zur Herbst- und Winter-Saison halte ich mein, durch neue Einkäufe reich assortirtes Tuch- und Manufacturwaaren-Lager, sowie mein Lager von Shawls, Mäntel, Paletots, Jaquets und Jacken angelegentlichst empfohlen.
Schlagsdorf.
H. Siebenmark.


Zum bevorstehenden Markt empfehle ich den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend mein Lager von Tuch- und Manufacturwaaren, fertigen Damen-Mänteln, Jacken und Herren-Röcken.
Sehr vortheilhafte Einkäufe in Tuch- und Wollenwaaren, sowie die große Auswahl in allen Mustersachen, städtischen und Landgeschmacks, setzen mich in den Stand, jedem Anspruch genügen zu können und bitte daher um recht zahlreichen Zuspruch.
Hochachtungsvoll G. A. Levissohn, aus Rehna.
vor dem Hause des Herrn Gastwirths Fick.


Zur Nachricht!
Allen meinen werthen Kunden mache ich die ergebene Anzeige, daß ich nicht mit meinem Rehnaer Geschäft den bevorstehenden Markt bereise; für alle meine Gönner und Freunde bin im Markte in unserem Schönberger Gaschäfte, in Firma Gebr. Burchard, Siemzer-Straße bei Herrn Tischler Holz, und bitte mich dort zu besuchen.
Hochachtungsvoll J. Burchard.


Frischen Seifenstein empfehle zur gefälligen Abnahme bestens.
Schönberg.
F. C. Wolgast.


Mit ganz besonders schönem Schweine-Schmalz empfiehlt sich F. C. Wolgast.
Schönberg.


K. Preuss. Lotterie-Loose zur Hauptziehung versendet gegen baar Originale: 1/1 80 Thlr., 1/2 37 Thlr., 1/4 18 Thlr., Antheile: 1/8 9 Thlr., 1/16 4 1/2 Thlr., 1/32 2 1/4 Thlr.
C. Hahn in Berlin, Jerusalemerstr. 11.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren:
24. August. Dem Arbeitsmann Ehmke zu Gr. Siemz ein Sohn.
25. Aug. Dem Zimmergesell Grevsmühl hieselbst eine Tochter.
28. Aug. Dem Böttchermeister Müller vor Schönberg eine Tochter.
29. Aug. Dem Arbeitsmann Jacobs hieselbst eine Tochter.
30. Aug. Dem Arbeitsmann Freitag a. d. Bauhofe ein Sohn.
31. Aug. Dem Bauunternehmer Oldenburg vor Schönberg ein Sohn.
6. Sept. Dem Anerben Wigger zu Gr. Siemz, p. t. zu Törpt, Drillingstöchter.
7. Sept. Dem Maschinenarbeiter Stier hieselbst eine Tochter.
9. Sept. Dem Arbeitsm. Olhöft zu Torriesdorf ein Sohn.
11. Sept. Dem Arbeitsm. Trilck zu Westerbeck eine Tochter.
20. Sept. Dem Maurergesell Vitense vor Schönberg ein Sohn.
Dem Arbeitsm. Stender vor Schönberg ein Sohn.
21. Sept. Dem Realschullehrer Dr. Juling vor Schönberg ein Sohn.
22. Sept. Dem Kiepenmacher Möller vor Schönberg eine Tochter.
23. Sept. Dem Arbeitsm. Creutzfeldt zu Niendorf ein Sohn.
24. Sept. Dem Bahnwärter Holm bei Lockwisch eine Tochter.
Dem Hauswirth Arndt zu Gr. Siemz ein Sohn.
25. Sept. Dem Webermeister Kähler vor Schönberg ein Sohn.
Dem Domänenpächter von Hobe zu Hof Lockwisch eine Tochter.
Dem Arbeitsm. Ollmann zu Niendorf ein Sohn.
27. Sept. Dem Arbeitsm. Blomberg hies. eine Tochter.
3. Oct. Dem Arbeitsm. Voß a. d. hies. Bauhofe eine Tochter.

Gestorben:
25. August. Cathar. Mar. Elis. Metscher, Schuhmachermeisters-Tochter hieselbst, 2 J. 2 M. alt.
6. Sept. Des Anerben Wigger zu Gr. Siemz, p. t. zu Törpt, Drillingstöchter.
8. Sept. Johannes Heinrich Franz Freitag, Zimmergesellen-Sohn zu Rupensdorf, 2 J. 11 M. alt.
9. Sept. Wilhelm Heinrich Johannes Nothdurft, Tischlers-Sohn vor Schönberg, 8 Mon. alt.
10. Sept. Wilh. Auguste Mar. Johanna Creutzfeldt, Glasermeisters-Tochter, 21 T. alt.
24. Sept. Justizrath Kammerherr von Oertzen vor Schönberg, 70 J. 7 M. alt.
25. Sept. Maria Dähling Arbeitsm-Wittwe vor Schönberg, geb. Eckmann aus Lindow, 71 J. 2 M. alt.
Johann Pet. C. Asmus Jacobs, Arbeitsm.-Sohn hieselbst, 7 M. alt.
Wilhelm Heinrich Pfeifer hieselbst geb. zu Schwarteu, 4 J. alt.
26. Sept. Anna Margareta Christiana Klatt, unverheirathet, Schneidermeist.-Tochter hies., 74. J 9 M. alt.
1. Oct. Fritz Wigger, Schulzen-Sohn aus Sahmkow, Realschüler hies., angebl. 10 J. alt.
2. Oct. Johann Heinrich Wigger, p. t. zu Kl. Bünsdorf, Hausw.-Sohn von dort, Musicus in Cassel, 3 J. 3 M. alt.

Copulirt:
1. Sept. Der hiesige Bürger und Klempner Wilhelm Ludwig Joachim Wieschendorf und Wilhelmine Magdalena Catharina Bohnhoff hieselbst.
3. Sept. Hans Heinrich Heitmann aus Klocksdorf, verwittw. Arbeitsmann zu Lockwisch, und Arbeitsm.-Wittwe Catharina Elisabet Jacobs zu Lockwisch, geb. Warnemünde aus Wendorf.
5. Sept. Adolf Johann Wilh. Paulus Friedrichs aus Schwaan, Eisenbahnwärter vor Schönberg, und Wilhelmine Christine Justine Rebeski aus Rukieten, geb. zu Hohen-Sprenz.
22. Sept. Johann Ernst Gottfried Rindfleisch aus Ranis, hies. Bürger und Tischler, und Helene Catharine Margarete Kiel hieselbst.
24. Sept. Joachim Asmus Busch aus Carlow, Arbeitsm. zu Torriesdorf, und Catharina Luise Dunkelmann zu Carlow, geb. zu Warnekow.

Sonntag den 8. October
Früh-Kirche: Pastor: Kämpffer.
Vormittags-Kirche: Pastor Fischer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pf.14 1/2 - 15Schilling (Mecklenburg),
Holst. d. Pf.15 - 16 Schilling (Mecklenburg),
Hasen d. St.40 Schilling (Mecklenburg),
Enten d. St.20 Schilling (Mecklenburg),
Hühner d. St.16 - 18 Schilling (Mecklenburg),
Küken d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg),
Tauben d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg),
Wurst d. Pf.11Schilling (Mecklenburg),
Eier 6-7 St.4 Schilling (Mecklenburg),
Kartoffeln d. Faß.7 - 8 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(Alles per 200 Pfund in Lüb. Cour.)
Weizen19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 1/2 - 13Mark (Lübeck)14Schilling (Mecklenburg)
Gerste12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 1/2 - 11Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapssaat 30 - 30Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rübsen29 - 29Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Meteorologische Beobachtungen.
Oct.
1871.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
3.
4.
5.
31.78
36.24
37.15
3.0
3.3
2.8
5.7
7.6
5.6
O
O
OSO
2
1
2
trübe.
zieml. heit.
trübe.


- Ueber die Zusammenberufung des Reichstages melden jetzt mehrere Blätter, daß dieselbe bereits für den 10. October in Aussicht genommen sei, während bisher der 15. oder 20. October angegeben wurde. Diese Beschleunigung sei möglich geworden, weil die Reichsregierung sich entschlossen habe, bezüglich des Militäretats eine Verlängerung des Provisoriums von 1868 noch für 1872 zu beantragen. Die süddeutschen Staaten nämlich sollen mit ihren Etatsaufstellungen noch weit im Rückstande sein und sich aus diesem Grunde ein specialisirter Etat für das Reichsheer in diesem Jahre noch nicht aufstellen lassen.
- Die Einführung des neuen Münzsystems scheint näher zu sein als man bisher glaubte. Das Reichskanzleramt soll sich über eine von ihm dem Bundesrath zu machende Vorlage entschieden und auch mit dem preußischen Finanzministerium bereits verständigt haben. Danach sollen künftig die Drittelthaler unter der Benennung Gulden die gemeinschaftliche Rechnungseinheit bilden, in 10 Groschen und diese in 10 Pfennige zerfallen, und an Goldmünzen wahrscheinlich 10- und 20-Guldenstücke, also zu 3 1/3 und 6 2/3 Thlr., vielleicht aber auch 15- und 20 Guldenstücke zu 5 und 10 Thlr. geschlagen werden. Die Vorlage soll noch in diesem Herbst an den Reichstag gelangen. - Für Süddeutschland würde der Uebergang ein ziemlich unbequemer. Der dringende Wunsch nach einem festen und einheitlichen Münzsystem dürfte aber auch bei den süddeutschen Staaten überwiegend sein.
- In Frankreich warnen viele Stimmen die Regierung vor der Gefahr eines bonapartistischen Putsches. Sie erinnern daran, daß viele höhere

[ => Original lesen: 1871 Nr. 80 Seite 6]

und niedere und selbst höchste Offiziere Napoleon persönlich zu Dank verpflichtet sind und aus ihrer Anhänglichkeit für denselben noch jetzt kein Hehl machen, daß ein großer Theil der Armee ganz dem Einfluß der Offiziere folge und daß namentlich auch beinahe das ganze Personal der zahl- und einflußreichen Pariser Polizei schon unter Napoleon dieselben Stellen eingenommen habe und von ihm mit allen Mitteln in gute Stimmung versetzt worden sei.
- Noch in den letzten Tagen sind wieder Führer der Commune von Paris verhaftet worden. Einer von ihnen, Amouroux, war unter falschem Namen verhaftet und bereits Befehl zu seiner Entlassung als nichtverdächtig ertheilt. Ohne diesen Befehl zu kennen, machte er einen Fluchtversuch, wurde festgehalten und dabei sein wahrer Name entdeckt.
- Rochefort hat ein Revisionsgesuch seines Processes eingereicht. Er wollte dies anfangs nicht, hat sich aber noch zureden lassen, denn ein furchtsamer Hase bleibt er doch.
- General v. Blumenthal hat den Herbstmanövern in England beigewohnt und bei dem Festdiner, das in London gegeben wurde, mit beredtem Munde in englischer Sprache das Hoch erwiedert, das auf die fremden Gäste ausgebracht wurde.
- Eines angenehmen Styls befleißigt sich die ultramontane "Donauzeitung". In ihrer Nummer 228 findet sich wörtlich folgender Satz: "Die ganze Bande der "offiziösen Schweinhunde" ist abgekoppelt und bellt in einer Weise gegen uns, daß ihr bereits der Geifer vertrocknet."
- In neuerer Zeit ist mehrfach die Frage erörtert worden, ob vom 1. Januar k. J. an, mit welchem die neue Maaß- und Gewichtsordnung in Kraft tritt, auch Schankgefäße wie Bierseidel, Flaschen etc. geaicht sein müssen. Die Frage ist bald bejaht, bald verneint worden. Bei dem allgemeinen Interesse, welches sie darbietet, möchte es nicht überflüssig sein, das Sachverhältniß darzulegen. Die Maaß- und Gewichtsordnung enthält keine Vorschriften über Schankgefäße. Auch fallen dieselben nicht in die Kategorie der unter § 10 daselbst für aichungspflichtig erklärten Maaße. Die Maaß- und Gewichtsordnung hindert daher Niemand, wie bisher, Schankgefäße von beliebiger Form und Größe anzuwenden. In einigen deutschen Staaten sind allerdings durch die Landesgesetzgebung oder durch Verordnungen der Polizeibehörden Bestimmungen hierüber erlassen worden, welche im Wesentlichen übereinstimmend vorschreiben, daß Schankgefäße in ihrem Gehalt mit dem Liter und dessen Theilungen im Einklange stehen, und mit einer die Normal-Füllung bezeichnenden Marke, die übrigens nicht durch ein Aichungsamt angebracht zu werden braucht, versehen sein müssen.
- Kürzlich sollte in einer Kirche zu Teschen eine Trauung vollzogen werden. Schon auf dem Wege zur Kirche geriethen Braut und Bräutigam in einen Zank, doch traten sie noch in in die Kirche ein. Als aber das Brautpaar sich hätte zum Altare begeben sollen, da mag der Braut plötzlich der Gedanke aufgetaucht sein, daß Zänkereien am Hochzeitstage gerade nicht die sichersten Bürgschaften für ein friedliches Zusammenleben nach der Hochzeit bieten. Sie erklärte den sie umgebenden Hochzeitsgästen ganz resolut, sie habe sich die Sache überlegt und werde vorläufig noch im ledigen Stande bleiben. Sprach's und ging am Arme einer Brautjungfer aus der Kirche, ohne sich weiter mehr um den verblüfft zurückbleibenden Bräutigam zu kümmern.
- In Persien sieht es sehr traurig aus. Da gestaltet sich die Lage des Landes durch Cholera, Pest, Hungersnoth und Mißerndte immer entsetzlicher. In Medschad, einer Stadt mit 120,000 Menschen, sind im vorigen Monat nahezu ein Drittel an der Hungersnoth gestorben. In Schiras hat sich die Bevölkerung gegen die Erpressungen des Gouverneurs aufgelehnt. In der Residenz Teheran hat die Bevölkerung eine Monstrepetition eingereicht, um Abhülfe gegen die unerträglichen Zustände herbeizuführen. Der Schah ließ die heulenden Weiber, die ihre Häupter mit Asche bestreut hatten und sich ihm nahen wollten, durch Prügelknechte zurückweisen. Am andern Tage ließ der Schah den Vezir der Stadt in Ketten schlagen, an den Schwanz eines Esels binden und in der heißen Mittagssonne in der Stadt herumschleifen, dem Oberbäckermeister den Bauch aufschlitzen und einigen andern Bäckern, weil sie kein Brod mehr backen konnten, Nasen und Ohren abschneiden.


Ein Ehestifter wider Willen.

Auf dem Comptoir eines Hamburger Kaufmannes arbeitete seit mehreren Jahren ein junger Mann, der ein ebenso pflichtgetreuer Diener wie liebenswürdiger Gesellschafter war, weshalb ihn sein Chef, Herr v. H . . ., sehr schätzte. Seit einiger Zeit aber ließ der junge George Koningh den Kopf hängen, blickte ernst und trübe darein und nahm an keinem Vergnügen seiner Altersgenossen Theil. Herr v. H . . . bemerkte diese Veränderung in seinem Wesen bald und da er für den jungen Mann ein lebhaftes Interesse fühlte, so forderte er ihn eines Mittags, als die übrigen Commis das Comptoir verlassen hatten, auf, ihm auf sein Zimmer zu folgen.
Hier angekommen sprach er zu ihm: "Mein lieber junger Freund, was ist mit Ihnen vorgegangen? Sie haben seit einiger Zeit ihre frühere Heiterkeit verloren. Sind Sie krank oder haben Sie eine unglückliche Liebe?"
George senkte erröthend den Blick zu Boden.
"Nun, und was steht der Erfüllung ihres höchsten Wunsches im Wege?" fragte von H . . . "Sie sind ein netter, gebildeter Mann und besitzen eine angenehme Erscheinung. Ich erbiete mich, Ihnen eine Aussteuer von 500 Thlr. zu geben und Ihr Gehalt zu erhöhen."
"Ach," erwiederte der junge Mann, "der Vater meiner Geliebten ist ein reicher, angesehener Mann, und wird nie in die Verbindung seiner einzigen Tochter mit einem Commis willigen."
"Lieben Sie das Mädchen?"
"O, über Alles!"
"Nun," versetzte der ältliche Herr, der in seiner Jugend selbst schon manche Abenteuer überstanden, und noch jetzt gern an jene Zeit zurückdachte, - "warum entführen Sie den Schatz Ihres Herzens nicht?" Ich will Ihnen etwas sagen. Ich werde Sie für den Sonntag und die folgenden Tage beurlauben. Verabreden Sie sich mit der Geliebten, miethen Sie einen geschlossenen Wagen und halten Sie am Sonntag Vormittag mit demselben zur Zeit des Gottesdienstes an einem entlegenen Platze. Dort nehmen Sie die junge Dame, die zu Hause zur Kirche zu gehen vorgab, in Empfang, und fahren mit ihr nach einer entfernten Stadt. Von dort aus erbitten Sie die Einwilligung ihrer Eltern, die zum bösen Spiele gute Miene machen werden. Sollten Sie sich aber dann noch weigern, so schreiben Sie an mich."
"Sie flößen mir Muth zu einem Schritte ein, den ich bisher nicht zu thun wagte," erwiederte George.
"Ei was, den Muthigen gehört die Welt," erwiederte der joviale Prinzipal. "Ich selbst will am Sonntag früh am Thore harren, um zu sehen, ob Ihnen Ihr Abenteuer gelungen ist. Wohin werden Sie fahren?"
"Nach Bergedorf, dort habe ich Verwandte."
"Gut, so erwarte ich Sie am Bergedorfer Thor."
Und sich vergnügt die Hände reibend schritt Herr v. H . . . zur Tafel.
Der Sonntag kam. Die Gläubigen wandelten zur Kirche, unter ihnen auch die liebliche Braut von George Koningh. Am Bergedorfer Thor patroullirte der dicke Herr v. H . . . lächelnd auf und ab. Es schlug 11 Uhr. Da kommt ein geschlossener Wagen heran, der zum Thore hinausfahren will. Aus dem Fenster beugt sich George Koningh und ruft fröhlich: "Guten Morgen, Herr von H . . .!"
"Glückliche Reise!"
Und sich abermals vergnügt die Hände reibend eilt er in ein Weinhaus, um mit einem guten Bekannten ein Gläschen zu trinken, und von da nach Hause.
Zur Tischzeit sucht man nach der Tochter des Hauses. Sie sei noch nicht aus der Kirche zurück, versicherte das Dienstmädchen, Stunde um Stunde vergeht; der Vater befindet sich in der peinlichsten Unruhe; endlich gegen Abend langt ein Brief von der nächsten Poststation an, in welchem George, genau nach der Vorschrift, Herrn v. H . . . um die Einwilligung zu seiner Verbindung mit dessen einziger Tochter Henrietta, und diese mit herzinnigen Worten den Vater um Verzeihung für ihre Flucht bittet.
Diesmal rieb sich der reiche Hamburger nicht die Hände, aber er sprach: "Was man sich eingebrockt hat, muß man ausessen." Er machte sich schleunig auf den Weg nach Bergedorf, schalt die Liebenden erst aus und ertheilte ihnen schließlich seinen Segen."


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