[ => Original lesen: 1869 Nr. 16 Seite 1] - Im Etat des Bundeskanzleramts pro 1870 ist zum ersten Male auch das Gehalt für den Bundeskanzler aufgeführt, und zwar in der Höhe von 18,000 Thalern. Es ist diese Summe entsprechend dem Gehalte, welches Graf Bismarck als Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Preußen bezieht (10,000 Thaler Gehalt und 8000 Thaler Repräsentationskosten). Es scheint dies anzudeuten, daß die bereits früher angekündigte Uebertragung des preußischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten auf den norddeutschen Bund pro 1870 wirklich vorgehen werde. - Ein stehendes Kapitel in den Zeitungen bildet gegenwärtig der französisch=belgische Eisenbahnstreit, mit dem es folgendes Bewandtniß hat. Durch die Ostbahn macht Frankreich den Versuch, die belgischen Eisenbahnen in seine leitende Hand zu bekommen, der aber scheiterte, weil Regierung und Kammer in Belgien durch ein neues Gesetz rasch einen Riegel vorschoben. Darob Wuthgeschrei in den Pariser Blättern: Belgien zeige ein beleidigendes Mißtrauen gegen Frankreich, Belgien habe sich von Preußen verführen lassen u. s. w. Der Franzose guckt hinter jede Thür, ob nicht Bismarck dahinter steckt. - Bei der mit der in England erbauten preußischen Panzerfregatte "König Wilhelm" abgehaltenen Probefahrt hat dieselbe 14,7 Knoten in der Stunde gelaufen. - Der Unterrichtsminister Zorrilla in Spanien macht bekannt, daß die Erwartungen von großen Schätzen, die in den Archiven und Bibliotheken im Besitze der Geistlichkeit verwahrt wären, sich durchaus bestätigen. Am allermeisten biete jedoch die Stadt Toledo, deren Bibliotheken, geistliche und weltliche Archive einen unberechenbaren Reichtum aufwiesen. Die Untersuchung und Ordnung der selben soll unverzüglich vorgenommen werden. - Der Kassirer der Personenkasse der Kaiser Ferdinand=Nordbahn in Wien ist seit Dienstag verschwunden. Die Nachforschungen in der Kasse weisen einen Kassenabgang von 260,000 Gulden nach. - Der französische Kronprinz hat von der Prinzessin Bacciochi 7 Millionen Franks vermacht bekommen. - Die französische Regierung hat im vergangenen Jahre einen Gelehrten des landwirthschaftlichen Fachs nach Preußen geschickt, um sich von den dort bestehenden landwirtschaftlichen Versuchsstationen zu unterrichten. Im Auftrage der französischen Regierung wird derselbe in Nancy eine derartige Versuchsstation errichten, es wird dies die erste in Frankreich sein. - Vor neun Monaten entführte Baron Künsberg in München die Frau des Grafen Arco, die Mutter dreier Kinder, und lebte mit ihr auf seinem Schlosse. In diesen Tagen haben sich die beiden Herren im Kapuzinerhölzel bei Nymphenburg auf Pistolen duellirt, Baron Künsberg erhielt einen Schuß in den Oberarm und starb nach wenigen Tagen. Die streitige Gräfin lebt in einem großen Hause in Wien. - Die Prinzessin Kozlovsky in Moskau erlebte das Unglück, das ihr Vater sein ganzes Vermögen verlor. Seine Freunde erboten sich zwar, die Familie jährlich zu unterstützen, die tapfere Tochter aber sagte: nein! Kurz darauf eröffnete sie einen Cigarrenladen und verdient damit reichlich genug, um ihren Vater und sich zu erhalten. - In Berlin hat sich ein "Verein für natürliche Lebensweise" gebildet, dessen Zweck der Pflege der Gesundheit durch Enthalten der Fleischspeisen, der Spirituosen (Bier einschließlich) des Tabacks etc. und ausschließliches Halten an Pflanzenkost erreicht werden soll. (Guten Appetit!) - Im Sommer v. J. reiste ein junger, reicher Mann, Dr. Lemm, von Berlin nach Copenhagen, um dort eine Gemäldesammlung zu studiren. Am 8. August, Abends 10 Uhr, eine Stunde vor Abgang des Dampfbootes nach Copenhagen, wurde er in Kiel zum letztenmal gesehen, seitdem ist er spurlos verschwunden, man fürchtet ermordet und beraubt. - Die Amerikaner betrachten mit Sorge das Ausbleiben oder Verkümmern vieler Petroleumquellen. - Den Wallfischen wird von den Grönlandfahrern der Krieg mit allen Zerstörungsmitteln erklärt. Sie vergiften nämlich neuester Zeit die Harpune mit Strychnin, um schneller zum Ziele zu kommen, andere bringen die Harpune mit einer elektrischen Batterie in Verbindung, so daß die Wallfische am Schlage sterben. - Ein Getreidehändler in Leipzig erhielt eine Getreidesendung aus ungarisch Detta, hart an der türkischen Grenze. Als in Leipzig ausgeladen wird, flog aus einem Wagen gackernd ein türkisches Huhn. Dasselbe war 14 Tage ununterbrochen auf der Fahrt gewesen und hatte während dieser Zeit ohne ein Tröpfchen Wasser zugebracht; auch hatte die Henne im Wagen mehrere Eier gelegt. - In keiner Stadt Europas wohnen die Leute so theuer wie in Wien. In Wien verschlingen, wie die Statistiker behaupten, die Kosten der Wohnung 1/4 - 1/3 des Jahreseinkommens, in London 1/10 - 1/8, in Berlin 1/5 - 1/4, obgleich in Wien 55 Bewohner auf ein Haus kommen, in London 8, in Berlin 32, in Paris 35 und in Petersburg 52. Unter allen Hauptstädten ist seit 15 Jahren in Wien und Paris am meisten gebaut. - Das Tagesgespräch in Posen bildet die Entführung einer jungen, schönen, reichen, achtzehnjährigen polnischen Dame durch einen mehr als 40 Jahre zählenden Edelmann. Derselbe hatte vorher bei der dort wohnenden Mutter der Dame um die Hand ihrer Tochter angehalten, war aber abgewiesen worden. Zwar wurde der Telegraph nach allen Richtungen hin sofort in Bewegung gesetzt, doch ohne Erfolg, was zu der Vermuthung Anlaß giebt, daß das Pärchen sich in der Nähe im Verborgenen aufhält. - In Springe kam eine Extrapost von Hameln an und fuhr bei dem Posthause vor, der Postillion auf dem Bocke war aber todt. Der Kopf des Mannes war arg verletzt und wie sich später herausstellte, vom Chausseeschlagbaum in Altenhagen bei Herunterlassen getroffen worden. - Zum Schlüsse einer Abendgesellschaft reichte Fürst Metternich in Paris Cigarren herum, die Damen griffen wacker zu, und die Fürstin ging mit gutem Beispiele voran. Sie rauchten eine ganze Stunde und zwar ohne üble Folgen, woraus man
[ => Original lesen: 1869 Nr. 16 Seite 2]schließt, daß diese Damen öfter eine Cigarre rauchen. - Als in Eltmann ein Leichenzug auf den Gottesacker ankam, saß der Todtengräber in dem frischen Grabe und war todt. Es hatte ihn beim Ausschöpfen des Wassers der Schlag getroffen.
Der Zigeuner.
(Erzählung von Friedrich Friedrich.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1869 Nr. 16 Seite 3]Der Zigeuner.
(Erzählung von Friedrich Friedrich.)
(Fortsetzung.)
Anzeigen.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hyothekenbuches über dasjenige Wohnhaus c. p. des Bauunternehmers Carl Oldenburg, welches vor Schönberg an der Rottensdorfer Chaussee belegen ist, von Rottensdorf kommend links an der Chaussee steht und der Stadt Schönberg zunächst liegt, giebt das Großherzogliche Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 12. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den Bescheid:
daß alle weder in dem Liquidationstermine am 12 Februar d. J., noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 15. Februar 1869.
Seip.
(L. S.) A. Dufft.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hyothekenbuches über dasjenige Wohnhaus c. p. des Bauunternehmers Carl Oldenburg, welches vor Schönberg im Schlauencamp an der Rottensdorfer Chaussee belegen ist, von Rottensdorf kommend links an der Chaussee steht und dem Dorfe Rottensdorf zunächst liegt, giebt das Großherzogliche Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg auf das am 12. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll, nachdem die öffentliche gehörige Bekanntmachung dieses Termins zu den Acten docirt worden, hierdurch den Bescheid:
daß alle weder in dem Liquidationstermine am 12 Februar d. J., noch bis jetzt angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 15. Februar 1869.
Seip.
(L. S.) A. Dufft.
Holz=Auction.
Freitag, den 26. Februar d. J., sollen im Cordshäger Holze, Vitenser Forste, meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:
60 Faden 3.7.7' Buchenholz,
50 Haufen buchen Zweigholz,
Eichhester und etwas 3.7.7' eichen Fadenholz,
einige Bauholz=Fichten, und
fichten Durchforstungsholz von Hopfenstangen= und Schleet=Stärke.
Käufer wollen sich Morgens 10 Uhr im Cordshäger Holze, im hohen Bucherorte auf der Kreuzschneiße einfinden.
Vitense, den 17. Februar 1869.
Wiegandt, Förster.
Am Donnerstag den 25. Februar, Nachmittags von 2 Uhr an, soll im Hause des Krügers Hecht in Schlagsdorf in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
2 kleine Schränke, 2 Tische, 1 Wanduhr, 2 Stühle, 1 Borte, 1 Bank, etwas Küchengeräth, 1 Sense, 1 Beil, 1 Bettlaken, 5 1/4 Scheffel Kartoffeln.
Schlagsdorf den 20. Februar 1869.
Krüger.
Gegen solche bankmäßige Sicherheit, die auch für Kindergelder genügt, kann ich jederzeit Kapitalien zu 5 Prozent jährlicher Zinsen unterbringen.
Schönberg.
Kindler, Advokat.
2. musikalische Abendunterhaltung des Schönberger Gesangvereins
Dienstag, den 2. März, im Spehr'schen Saale.
"Erlkönigs Tochter" Ballade.
Componiert von Niels W. Gade.
Abends 7 Uhr.
Der Vorstand.
Auf dem Hofe Demern wird zu Ostern d. J. ein Nähmädchen gesucht, das im Waschen, Plätten und in Handarbeit erfahren ist.
G. Wicke.
Seit einiger Zeit wird hier von Auswärtigen mit Sensen hausirt und dieselben theilweise zu übermäßigen Preisen verkauft. Ich mache ein geehrtes Publikum hiedurch darauf aufmerksam, daß auch bei mir wirklich gute Sensen zu haben sind, die ich unter Garantie verkaufe, so daß man sicher geht, von mir nicht übervortheilt zu werden. Ich verkaufe Gußstahl= und Schmiede=Sensen zum Preise von 1 bis 1 40 das Stück und mache zugleich bekannt, daß ich um Pfingsten aus, mit Erlaubniß Großherzoglicher Landvogtei, damit auf dem Lande hausiren werde. Im vorigen Jahre habe ich bereits 185 Stück dieser Sensen hier im Lande verkauft, von denen nur 3 Stück wegen unbedeutender Fehler zurückgegeben sind, während die andern 182 Stück als vorzüglich brauchbar anerkannt wurden.
Schönberg, Praefke, Schmied,
wohnhaft bei Bäckermeister Hrn. Vielhack v. d. Sabowerthore.
Den geehrten Herren der Stadt und des Landes halte ich meine neuesten Artikel in fertiger Herrengarderobe bestens empfohlen.
Namentlich hebe ich hervor besonders preiswürdige und geschmackvoll gearbeitete Röcke, Paletots, Beinkleider und Westen in den verschiedensten Mustern und Preisen.
Für Confirmanden sind ganze Anzüge von 6 Thlr. an vorräthig.
Schönberg. H. J. Lange.
Verloren wurde am letzten Dienstag Abend vom Amtsplatze bis zur Kirche ein mit brauner Seide gefütterter schwarzer Pelzkragen. Der ehrliche Finder wird ersucht, denselben gegen eine Belohnung in der Exped. d. Bl. abzugeben.
[ => Original lesen: 1869 Nr. 16 Seite 4]Die Dampf=Chocoladen=, Bonbons=, Dragées=, Marzipan=, Traganth= und Zuckerwaaren=Fabrik von Franz Stollwerk & Söhne, Hoflieferant a. Rh., beehrt sich ihre reiche Auswahl anerkannt feiner und feinster Confitüren angelegentlichst zu empfehlen.
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Meine Wohnung ist vorläufig noch beim Herrn Hauswirth Blanck in Wahrsow.
C. Stoffers, Maler.
100 Pfd. Flachs hat noch zu verkaufen
J. H. Sterly.
Dassow, 1869.
Heeden und flächsen Leinen kauft und zahlt die höchsten Preise
J. H. Sterly.
in Dassow.
Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat, das Barbiergeschäft zu erlernen, kann zu Ostern in die Lehre treten bei H. Mecklenburg in Ratzeburg.
Mein brauner 3jähriger Hengst steht in diesem Jahre bereit zum Decken.
Hauswirth Oldenburg in Rieps.
Meteorologische Beobachtungen |
Feb. 1869. |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
19. 20. 21. 22. |
36.35 37.17 39.98 39.66 |
3.2 1.5 -1.0 -1.4 |
5.5 5.4 2.0 -0.6 |
WNW WSW ONO O |
1 1 1 1 |
trübe. wolkig. - - |
Getreide=Preise in Lübeck. (pro Sack in Lüb. Crt.) |
Weizen | 19 1/2 - 20 | | 4 | |
Roggen | 15 1/2 - 16 | | - | |
Gerste | 15 - 15 | | 12 | |
Hafer | 12 - 12 | | 8 | |
Erbsen | 16 - 17 | | 8 | |
Wicken | 17 - 18 | | 8 | |
Buchweizen | 14 - 15 | | - | |
Winter=Rapssaat | - | | - | |
Winter=Rübsen | - | | - | |
Schlagleinsaat | 20 - 20 | | 4 | |
|
Weizenmehl | Nr.0: 26 | | - | , |
| Nr.1: 24 | | - | , |
| Nr.2: 19 | | 8 | , |
pr. 200 Netto zum Consum. |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. Pf. | 14 - 15 , |
Holst. d. Pf. | 15 - 15 1/2 , |
Hasen d. St. | 32 - 40 , |
Enten d. St. | 20 - 24 , |
Hühner d. St. | 12 - 16 , |
Tauben d. St. | 4 - 5 , |
Spickgans d. St. | 24 - 32 , |
Flickgans d. St. | 20 - 24 , |
Schinken d. Pf. | 9 - 10 , |
Schweinskopf d. Pf. | 5 1/2 - 6 , |
Wurst d. Pf. | 10 , |
Eier 6 St. | 4 , |
Kartoffeln d. Faß. | 6 . |
Hiezu Officieller Anzeiger Nr. 6.
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit von L. Bicker in Schönberg.
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