[ => Original lesen: 1867 Nr. 60 Seite 1] Es wird hiermit bekannt gemacht, daß in Folge des Publicandi hoher Großherzoglicher Landesregierung vom 15. d. M. die Wählerlisten Zwecks der Wahl eines Abgeordneten zum Reichstage des Norddeutschen Bundes vom heutigen Tage an ausliegen, und zwar an folgenden Orten:
1) für die Stadt und die Vogtei Schönberg, sowie für die Vogtei Rupensdorf im Regisiratur=Gebäude zu Schönberg,
2) für die Vogtei Stove bei dem Landreiter Struck in Carlow,
3) für die Vogtei Schlagsdorf bei dem Landreiter Krüger in Schlagsdorf,
4) für die Vogtei Mannhagen bei dem Forstaufseher Krüger in Mannhagen.
Einsprachen gegen dieselben sind binnen 14 Tagen, also bis zum 8. August c., bei der Großherzoglichen Landvogtei hieselbst anzubringen. Dieselben werden vor der Wahl erledigt und darauf die Listen geschlossen.
Nur diejenigen sind zur Theilnahme an der Wahl berechtigt, welche in diese Listen aufgenommen sind.
Schönberg, den 25. Juli 1867.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eben. C. L. von Oertzen. Seip.
- Die täglichen Gewitter der letzten Woche sind nicht ganz ohne Schaden über unserm Fürstenthum hinweggezogen. Ein Blitz zündete nämlich am Dienstag Morgen die Scheune des Hauswirths Peters in Niendorf, die alsbald in Flammen stand und niederbrannte; die hinzueilenden Löschmannschaften konnten nicht verhindern, daß auch das Wohnhaus des Hauswirths Baars vom Feuer ergriffen und ebenfalls eingeäschert wurde. Beide Gebäude sind bei der hiesigen Feuercasse mit resp. 800 und 1200 Thalern versichert, die Mobilien aus letzterem gerettet, aber die nicht versicherte Heu= und Klee=Ernte des Hauswirths Baars und die ebenfalls unversicherten 50-60 Schafe des Hauswirths Peters leider mitverbrannt.
- Die Nordamerikaner haben den Mexikanern die Hinrichtung Kaiser Maximilians sehr übel genommen. Sie, sagen sie, hätten ihren furchtbaren Gegner Davis, den Präsidenten der Südstaaten, nach einem furchtbaren Kriege nicht hingerichtet, sondern auf freien Fuß gesetzt, das hätte ein Beispiel für die Mexikaner sein sollen. Mexiko habe der Hülfe Nordamerikas viel zu danken und habe dennoch der Fürbitte Nordamerikas kein Gehör geschenkt, das werde sich rächen.
- Einige Augenblicke vor seiner Hinrichtung bat der Kaiser Maximilian den Offizier, welcher ihn bewachte, um die Erlaubnis, zu den Soldaten der Escorte, welche ihn erschießen sollten, zu sprechen. Der Offizier gewährte diesen Wunsch und ließ die Eskorte eintreten. Als die Soldaten vor ihm standen, zog der Kaiser einige Goldstücke hervor, vertheilte sie unter die Soldaten und sprach: "Nehmt, diese Goldstücke sind der Dank für eine Gunst: Zielt gut, zittert nicht im Angesichte dessen, der gestern Euer Kaiser war." Darauf nahm er eine Cigarrentasche von getriebenem Silber, die mit Gold und Edelsteinen besetzt war; er vertheilte die Cigarren, welche dieselben enthielt, und indem er sich an einem Soldaten wandte, welcher niedergeschlagener, als die andern schien, sagte er zu ihm: Nimm diesen Gegenstand, bewahre ihn als Andenken, er hat einem Vicekönige gehört, welcher glücklicher war als ich."
- Am 23. Juli hat die Königin von Hannover und die Prinzessin Mary die Marienburg verlassen, um sich zu ihrem Gemahl nach Hietzing zu begeben.
- Der Gouverneur von Madrid hat die Zahl der öffentlichen Kirchenfeste auf 13 herabgesetzt. Er befiehlt auf's strengste, die Werkstätten und Läden an Sonn= und Festtagen geschlossen zu halten. Auch den Zeitungen ist verboten, an Sonntagen zu erscheinen.
- Am 29. d. M. soll der Rest der Luxemburger Garnison die Festung räumen.
- Der Reichstag in Wien hat die Aufhebung der Todesstrafe mit 79 gegen 56 Stimmen verworfen. Er erklärte, daß bei den zur Zeit bestehenden Umständen das Wegdecretiren der Todesstrafe lediglich eine Prämie des Verbrechens sei, das jeder andern Strafe, nur nicht der Todesstrafe, mit verhältnißmäßiger Gleichgültigkeit entgegen sehe.
- Die Hungersnoth im nördlichen Schweden kann nicht grell genug geschildert werden. Die ankommenden Schiffe werden von ausgehungerten Menschen förmlich bestürmt; einige fielen sogar auf die Kniee und bettelten um einen Schiffszwieback. Selbst in den sonst wohlhabenden Häusern hat man seit langer Zeit kein Roggenbrod geschmeckt. Einzelne schwedische Schiffsführer besuchten die abgelegneren Stellen des Uferlandes, wo die Noth am größten war, und verschenkten so viel von ihrem Proviant, daß sie sich genöthigt sahen, nach Stockholm zu telegraphiren, um mit dem Nöthigsten pr. Dampfschiff versehen zu werden. Ein junger Seemann schrieb an seine Eltern, daß er mit eignen Augen gesehen, wie ein Mann der ärmeren Classe damit
[ => Original lesen: 1867 Nr. 60 Seite 2]beschäftigt war, Brod aus Baumrinde zu kneten, während dessen sein dem Hunger geopferter Begleiter, der Hund, im Topfe kochte. Seeleute pflegen nicht sehr weichherzig zu sein, aber einige haben doch in ihren Briefen versichert, daß sie nicht wünschen möchten, nochmals Zeuge eines so schrecklichen, herzergreifenden Elendes zu werden.
- Bei der Ausstellung der Reliquien in Aachen hat's im Dome unter den frommen Wallfahrern Prügelei gegeben; die wunderlichen Heiligen hatten sich so arg in einander verbissen, daß das Militair sie trennen mußte; dann warfen sie sich auf die Kniee und beteten.
- Aus den östlichen Theilen Deutschlands wird über Wassersnoth und Ueberschwemmungen geklagt, namentlichen wüthet in den polnischen Weichselniederungen eine furchtbare Ueberschwemmung. Die Umgebung von Praga gleicht einem See, zahlreiche Städte und Hunderte von Dörfern stehen unter Wasser, selbst in Warschau sind die Fluthen in die Vorstädte getreten und haben Häuser weggerissen. In der ganzen Niederung ist die Heu= und Getreideernte vernichtet.
- Ländlich sittlich. Die Einnahme von Colorado in Nordamerika, die von den Indianern viel zu leiden haben, setzten 5000 Thaler Prämie für Indianer=Skalps aus, den Skalp (Kopfhaut) 20 Thlr., die Ohren müssen aber dran sein.
- Friedrich Gerstäcker hat wiederum eine Reise nach Amerika angetreten, um neuen Stoff für Jagdgeschichten zu sammeln.
- Admiral Tegethof will die Leiche Maximilians nach Oesterreich führen. Er ist beauftragt, jedes Lösegeld zu zahlen.
- Der preuß. Oberförster Reiff zu Nassawen bei Gumbinnen ist von Wilddieben erschossen. Einige Tage vorher hatten letztere schon seinen Tod vorausgesagt.
- Kaiserin Eugenie hat sich bemüht den Kronprinzen von Italien mit einer Tochter der Königin von Spanien zu verloben. Die Unterhandlung hat sich jedoch zerschlagen, und man weiß nicht, ob der Korb von Madrid oder von Florenz gekommen ist.
- In voriger Woche sollte in Altenstadt (Württemberg) die Leiche eines Kindes beerdigt werden. Nachdem der Sarg auf dem Kirchhofe angelangt, voran der Schulmeister mit seinen Kindern, hinterher etwa 10 Leidtragende, kam dem Todtengräber der Sarg zu leicht vor, und fand er nach einigem Rütteln, daß derselbe leer war. Plötzlich nach einigen sonstigen Vermuthungen kam ein Kind mit der Nachricht, die Leiche sei vergessen worden und liege noch im Bett, worauf der ganze Akt nochmals vorgenommen werden mußte.
- Vor einiger Zeit verschwand aus Danzig ein Kaufmann Weißstock mit etwa 20-30,000 , bald darauf folgte ihm der vielfach gefürchtete Executor vom Danziger Stadtgericht, ein sehr gewandter und von schlechten Zahlen gefürchteter Beamter. Er hinterließ nur Schulden, keine Vergehen, welche seine Verfolgung veranlassen konnten. K. hatte sich jedoch vor seiner unerwarteten Abreise einen auf Weißstock lautenden Haftbefehl des Gerichts ausgefertigt. In Newyork gelang es ihm leicht, Weißstock zu erfragen, der bereits im Besitze eines Ladengeschäfts ist. K. tritt ein in Gesellschaft einiger armer Teufel, die er auf dem Schiffe kennen gelernt, und welche er gebeten, ihn in einer wichtigen Angelegenheit zu begleiten. Als Weißstock den ihm sehr wohlbekannten Beamten seine Thür öffnen sieht, erbleicht er: "Sie hier, Herr K.!" - Ja wohl, sagte K., den Haftbefehl aus der Tasche ziehend, "und nun marsch fort - ich bin hier, Sie zu verhaften und nach Preußen zurückzuführen." - Weißstock weiß, daß dies nicht die erste Executionsreise K.'s ist, er selbst hat ihn früher auf die "Fährte entflohener Schuldner gehetzt, und K. wußte seinen Mann immer zu greifen; übrigens handelte es sich für Weißstock gar nicht um das Schuldgefängniß, sondern um das Zuchthaus; er wußte am besten, wie viele von seinen Wechseln gefälscht waren. "Aber Herr K., sagte er bittend, kann die Sache nicht mit Geld abgemacht werden?" - "Nichts da, antwortete K. mit barscher Amtsmiene, vorwärts." - Aber wenn ich 1000 Dollar gebe! - 1000 Dollars! was sind die! So viel kostet ja beinahe unsere Reise hin und zurück - jetzt machen Sie ein Ende, lieber Weißstock, oder" - "Aber 2000 Dollar, 2000 Dollar baares Geld, ruft Weißstock in Verzweiflung, seien Sie gnädig, lieber Herr K., haben Sie Mitleid mit einem armen ruinirten Mann." - "Ich sage Ihnen, daß es nicht geht, machen Sie, daß wir fortkommen." - "Nun, sagte Weißstock mit den hellen Schweißtropfen auf der Stirne, 3000 Dollar ist mein Alles, ich will sie geben, ich will geben 3000 Dollars, Herr K., aber retten Sie mich!" - Da fühlt K. ein menschliches Rühren: "Und ich, sagte er schwankend, fühlen Sie nicht, daß ich ruinirt bin, wenn ich das Geld nehme, daß ich nicht nach Preußen zurück kann, daß ich mein Amt und meine ganze Stellung aufgeben muß?" - Weißstock athmete auf: "Hier, hier, da sind 3000 Dollar, damit können Sie in Amerika Alles werden, was Sie wollen, und Alles erreichen!" K. griff endlich zu und verließ mit seinen Freunden den Laden, Weißstock den Haftbefehl zurücklassend. K. ließ sofort seine Frau nachkommen, und soll zur Zeit einen schwunghaften Hausirhandel mit Schreibmaterialien betreiben. Aber wer beschreibt des guten Weinstock's Zorn, als er einige Wochen später von einem Danziger nicht geprellten Freunde einen Brief erhielt, in welchem als interessante Neuigkeit beiläufig die Worte standen: "Auch der Executions=Inspector K. ist durchgebrannt und hat viele Schulden hinterlassen."
Eugenie. Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln. Erstes Capitel. Der Flüchtling. [Erzählung]
[ => Original lesen: 1867 Nr. 60 Seite 3]Eugenie. Eine Mittheilung aus dem Leben in drei Capiteln. Erstes Capitel. Der Flüchtling. [Erzählung] [Fortsetzung.]
Anzeigen.
Institut für schwedische Heilgymnastik.
In dieser Anstalt, welche seit mehreren Jahren hier besteht, werden chronische Krankheiten, theils innere, theils äußere, wie z. B. allgemeine oder locale Lähmungen und Schwächezustände, Unterleibs=Beschwerden und mancherlei nervöse, hysterische und hypochondrische Affectionen, bei Behandlung von Asthma, Bleichsucht, Veitstanz, Skropheln, sowie Gelenksteifheiten und Verkrümmungen (des Rückgrats, Kopfes, der Kniee, Füße, Ellenbogen, Hände und Finger) mit dem besten Erfolge behandelt.
Schwerin. L. E. d. Gröben.
Vielfachen Anfragern zur Nachricht daß am Freitag den 3. August wieder ein Brand mit Drainröhren aller Weiten fertig wird.
Zieglermeister Tretow vor Schönberg.
Ein Umschlagetuch ist an den Königschußtagen in meinem Zelte liegen geblieben, den die Eigenthümerin gegen die Insertionsgebühren wieder erhalten kann.
Gastwirthin Krüger.
[ => Original lesen: 1867 Nr. 60 Seite 4]Herrn Hoflieferanten Johann Hoff in Berlin.
Hirschberg, den 14. November 1866. "Seit einer Reihe von Jahren habe ich mich hinreichend von der außerordentlichen Wirksamkeit Ihres Malzextract=Gesundheitsbieres in der Reconvalescenz der verschiedensten Krankheiten genau überzeugt und bin dadurch ein eifriger Bekenner nicht allein dieses Präparates, sondern auch aller von Ihnen erfundenen neuen Ernährungspräparate (Malz=Gesundheits=Chocolade, Brustmalzzucker und Bonbons) geworden. Alljährlich im Herbst und Frühjahr leide ich selbst an, einen Monat lang anhaltendem Katarrh, bei dem ich jedoch seit 36 Jahren meine Praxis Tag und Nacht fortsetze. Seit einigen Wochen bin ich jedoch angegriffener als in anderen Jahren, weil ich in dem königlichen Kriegs=Lazareth hieselbst drei Monate als ordinirender Arzt gewirkt habe. Aus diesem Grunde ersuche ich Sie um Zusendung von (u. s. w.) nebst Liquidation.
Dr. Tscherner, Sanitätsrath."
"Die vorzügliche Wirkung, welche Ihr Malzextract auf meine Nervosität ausgeübt hat, veranlaßt mich, Sie zu ersuchen, mir abermals 6 Flaschen von Ihrem Malzbier heute noch zukommen zulassen.
Hamburg, den 13. December. Margarethe de Grahl, geb. von Voß."
Niederlage in Schönberg bei Wilh. Heincke.
Einnahme und Ausgabe des Missons=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg pro Johannis 1866/67.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Brücke bei der Pfaffenmühle ist jetzt wieder zu passiren.
H. Penckow.
Am Sonntag den 20. Juli ist mir von meiner Kuhkoppel an der Chaussee nach Selmsdorf beim Heckloch ein Pfahl herausgezogen, wodurch die Koppel undicht gemacht und den Kühen zum Ausbrechen Gelegenheit gegeben ist. Ich verbiete in Folge dessen alles unbefugte Betreten der Koppel bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Hauswirth Klatt in Sülsdorf.
Backtafel für die Stadt Schönberg
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 24. Juli 1867.
Bürgermeister und Rath.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Sonntag, den 28. Juli 1867.
Früh=Kirche fällt aus.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Amts=Woche: Pastor Fischer.
Meteorologische Beobachtungen. |
1867 Juli |
Barometer |
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Wärme |
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Wind |
Stärke |
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Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
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23. 24. 25. |
34.10 33.85 35.80 |
12.0 11.9 10.8 |
17.3 16.5 17.8 |
SW WSW SSW |
1 1 1 |
wolkig. - zieml. heiter. |
Am 23. Vormitt. 10 Uhr Gewitter mit 139 Kubikzoll Regen auf 1 []' innerhalb einer einzigen Stunde; es regneten aber während des ganzen Tages 249 Kubikzoll auf 1 []' nieder; am 24. wieder 48 Kubikzoll.
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 10 1/2 - 11 . |
Holst. d. | 11 - 11 1/2 . |
Hühner, d. St. | 14 - 16 . |
Küken, d. St. | 8 - 10 . |
Tauben, d. St. | 3 - 4 . |
Schinken, d. | 9 . |
Wurst d. | 10 . |
Schweinskopf, d. | 5 . |
Häringe, - St. | - . |
Eier 7 - 8 St. für | 4 . |
Alte Kartoffeln, d. Faß | 7 - 8 . |
neue | 11 . |
Hamburger Blumenkohl, d. Kopf | 8 . |
Hamb. Kirschen, d. | 2 . |
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
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