[ => Original lesen: 1867 Nr. 3 Seite 1] - Oesterreich steht vor einem neuen Versuche zur Einigung seiner Völker. Die Regierung beruft alle Landtage auf den 12. Februar und einen außergewöhnlichen Reichsrath auf den 25. Februar ein, um über einen Ausgleich mit Ungarn etc. zu berathen.
- 225 Thaler sollen wir für jeden Soldaten, den wir stellen, in die norddeutsche Bundes= und Kriegscasse jährlich legen? Durch sämmtliche Bundesländer geht ein allgemeines Schütteln mit dem Kopfe.
- Für Bayerns deutsche Politik hat der neue Minister Fürst von Hohenlohe das Programm aufgestellt: Bündniß Bayerns und der südwestdeutschen Staaten mit Preußen und Stellung unter dessen Führung im Kriegsfalle unter Aufrechthaltung der bayerischen Souverainetät.
- Die Kriegskosten in Sachsen sind folgende: Entschädigung für Kriegslasten 3 Mill. Thaler., für die sächsische Armee 4 Mill. Thlr., Zahlung von 10,000 Thlr. täglich an Preußen 1,290,000 Thlr., andere Occupationskosten 1,454,000 Thlr. Reorganisation der Armee 2 Mill. Thlr., Kriegscontribution an Preußen 10 Mill. Thaler, in Summa 21 Mill. Thaler, daß heißt 9 Thlr., auf den Kopf.
- Die allgemeine Wehrpflicht im norddeutschen Bunde soll 12 Jahre dauern; vom vollendeten 20. Jahre an 3 Jahre im stehenden Heere, 4 Jahre in der Reserve, 5 in der Landwehr.
- Ohne zu den Propheten zu gehören, kündigt das Hofjournal in London der Königin Victoria an, daß sie im März, April und Mai Großmutter werden wird.
- Auf der Höhe von Chlum ragt seit zwei Wochen ein mächtiges eisernes Kreuz und bezeichnet die Stelle, auf welcher die Schlacht von Königsgrätz entschieden worden ist. Der Fürst von Fürstenstein hat es den Oesterreichern errichtet, die dort tapfer kämpfend fielen.
- Das amerikanische Jacht=Schiff Henrietta hat die Wettfahrt von Newyork nach Cowes in England in 13 Tagen 22 Stunden zurückgelegt; es war die schnellste Fahrt, die je ein Segelschiff gemacht hat. Von seinen Gegnern kam Flettring 8 Stunden, Vesta 17 Stunden später an. Die Wette betrug 90,000 Mark. Die Henrietta legte durchschnittlich 218 Seemeilen täglich zurück; ihre größte Schnelligkeit betrug 280, ihre geringste 113 Meilen (4 Seemeilen gleich 1 deutsche).
- Das baare Geld erhalten die preußischen Feldherren nicht; es sollen vielmehr für das Geld große Güter angekauft und diese ihnen überwiesen werden, namentlich in Posen, wo die Güter noch um erträglichen Preis zu haben sind und Preußen es gerne sieht, wenn tapfere Deutsche dort Eroberungen mit der Pflugschaar machen.
- Trotz seines Reichthums entbehrt Kalifornien des in andern Ländern zum Bedürfnisse gewordenen Luxus der Bäder. Man will aber dort nicht minder als anderswo seine Vergnügungsorte haben und schafft sie sich auf urwüchsige Weise. Die Wohlhabenden ziehen mit ihren Familien einfach in's Land hinein und schlagen irgendwo ihr Feldlager auf, wo sie dann einige Wochen lang ein wahres Zigeunerleben führen, vogelstellend, kochend, fischend, jagend. Selbst die Damen handhaben ihr Feuerrohr mit Lust und Geschick und bringen manchen Vogel mit der Sicherheit eines alten Forstmanns aus der Luft herunter. Die einzigen Gegner der neu eingeführten Sitte sind die Herren Aerzte, denn dieses umherschweifende Leben ist der Gesundheit gar zu förderlich.
- Im vorigen Jahre brachte der Viehhändler Herliman krankes Vieh nach dem Vorarlberg und in die Schweiz und richtete dadurch großes Unglück an. Er wurde dafür zu 1 Jahr Gefängniß und 800 Gulden Strafe verurtheilt. In Holland wüthet die Rinderpest seit fast einem Jahre und hat unermeßlichen Schaden gebracht.
- In Bernau ist die "Schöne Rosl" gestorben; sie war 47 Jahre alt und wog 3 Centner 20 Pfund.
- In Padua starb der Crösus Camerini; er hinterläßt 42 Millionen Francs und hat als Straßenarbeiter mit einem Tagelohn von 8 Schill. angefangen.
- Vom 15. Mai an gehen von München aus Extrazüge erster Classe nach Paris zur Industrie=Ausstellung. Der Preis für Hin= und Rückfahrt und 10tägigen Aufenthalt in Paris ist 150 Gulden. Veranstalter sind der Buchhändler Manz in Augsburg und ein Pariser Haus.
- Der Buchhändler Janke in Berlin hat in seiner Druckerei einen Saal eingerichtet, in welchem achtbare und mit guten Schulkenntnissen ausgerüstete Mädchen zu Schriftsetzerinnen ausgebildet werden.
- Die Vereinigten Staaten werden u. A. bei der Weltausstellung eine Indianergesellschaft ausstellen, etwa aus 50 Personen, Männern, Weibern und Kindern bestehend. Es wird ihr ein besonderer Platz im Pariser Marsfelde angewiesen, wo sie ihre Wigwams aufschlagen und sich ganz nach ihren heimischen Sitten einrichten kann.
- Wieder einmal hat die Mutterliebe ein Wunder vollbracht. In dem sächsischen Grenzdorfe Ponikau wurde im Pfarrhofe ein Brunnen gegraben, am 8. Decbr. stürzte die untere Verschalung ein und begrub ein Bruderpaar, Muschter, in der Tiefe von 50 Ellen. Der Jammer war groß, Maurer und Bergleute legten Hand an, die Brüder zu retten. Sie gruben und arbeiteten erfolglos bis zum 15. Decbr.; dann ordnete das benachbarte Gerichtsamt Großenhain die Verschüttung des Brunnens und eine Todtenfeier an. Nein, sagte die Mutter, ich will meine Söhne wenigstens auf dem Kirchhof beerdigt sehen. Es wurde weiter gegraben, wieder ohne Erfolg. Die Gemeinde erklärte, es macht uns zu viel Kosten, der Brunnen muß zugeworfen werden. Alle Angehörigen, sogar die Frauen der Verschütteten, stimmen zu, nur die Mutter nicht. Ich lasse meine braven Söhne auf meine
[ => Original lesen: 1867 Nr. 3 Seite 2]Kosten ausgraben, und dabei bleibt sie. Ein Maurermeister arbeitet weiter, aber nur am Tage; denn Niemand hält es für möglich, daß in der Brunnentiefe noch Leben ist: "sie sind erstickt, erdrückt oder verhungert!" Aber bei Gott ist kein Ding unmöglich. Am 19. December Nachmittags öffnet der Maurer eine kleine Spalte des untern Holzwerks und hört von unten rufen: wir leben! Ein Grausen überfällt Alle, die's hören. Alles legt Hand an und Abends werden die Brüder aus ihrem Grabe herausgewunden. "Ach Gott, das war eine lange Nacht!" war das erste Wort des Einen, der Andere war sprachlos. Die Versammelten stimmten mit gerührter Stimme das Lied an: "Nun danket alle Gott!" - Das gebrochene Schalwerk hatte ein Schutzdach über den Brüdern gebildet, in welchem sie kauernd sitzen mußten. Ihre Nahrung war während der elf Tage ein Päckchen Tabak und das von oben eindringende, im Pfeifenkopfe aufgefangene Regenwasser. Sie haben regelmäßig das Mittag= und Abendläuten und das Läuten zum Gottesdienst gehört, sie haben die Arbeiter über ihren Köpfen sprechen hören und gaben sich verloren, als diese sagten, hier ist alle Mühe vergebens, es ist am besten, den Brunnen zuzuschütten." In ihrem Grabe stärkten sie ihre Seele durch singen des Liedes: "Ach Gott, verlaß mich nicht!" Die Brüder leben und haben ihre Rettung nächst Gott der Mutterliebe zu verdanken.
- Daß die Pariser Diebe schlau sind, ist bekannt, dennoch werden sie bisweilen von der Polizei überlistet. In der Nacht vor dem Christfeste spazierte ein Koch in seiner weißen Weste und weißer Kappe auf einem Boulevard umher, scheinbar um sich von der Hitze seiner Profession abzukühlen. Dabei musterte er sorgfältig die Bänke vor den Kaffeehäuser, ob er nicht etwa einen Spätling daselbst fände, der den Hausschlüssel mitzunehmen vergessen hätte. Leider waren die Bänke noch leer. Endlich trifft er einen Schläfer an, lang auf einer Bank ausgestreckt und furchtbar schnarchend. Unter dem Rocke blinkte eine goldene Uhrkette hervor. Das war eben was er suchte. Allein während er vergebens versuchte, die Uhrkette los zu machen, erhob sich der Schläfer und faßte den Schelm beim Kragen. Ehe dieser sich der unwillkommenen Umarmung seines Gegners entwinden kann, sind zwei helfende Genien bei der Hand, die ihm Handschellen anlegen und auf die Polizei führen. Es waren drei verkleidete Polizeidiener, welche dem Vogel, der sein Geschäft schon seit einiger Zeit unter wechselndem Gefieder betrieben hatte, auflauerten und ihn jetzt richtig erwischten.
Heinrich der Arme. Eine Dorfgeschichte von Fr. Büchner. [Erzählung] (Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1867 Nr. 3 Seite 3]Heinrich der Arme. Eine Dorfgeschichte von Fr. Büchner. [Erzählung] [Fortsetzung.]
Anzeigen.
In der Nachlaßsache des Hauswirths Lohse zu Herrnburg ist zur öffentlichen Verpachtung der etc. Lohse'schen Vollstelle c. pert. ein Termin auf Dienstag, den 29. Januar 1867, Morgens 11 Uhr, anberaumt und werden dazu Pachtliebhaber mit dem Bemerken, daß die Verpachts=Bedingungen acht Tage vor dem Termin auf der Justizamts=Registratur eingesehen werden können, auch gegen Copialgebühren in Abschrift mitgetheilt werden, hierdurch vorgeladen.
Schönberg, den 20. December 1866.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) A. Dufft.
Holzverkauf.
Unter den bekannten Bedingungen sollen gegen baare Zahlung am Sonnabend, den 12. Januar, im Carlower Holze meistbietend verkauft werden:
14 Faden eichen Kluft= und Olmholz,
2 1/4 do. do. Knüppel= und 25 1/2 do. do. Klein=Knüppelholz,
und wollen sich Kaufliebhaber Morgens 1/2 10 Uhr am Schlagbaum des Carlower Holz am Carlower Felde einfinden.
Schönberg, den 7. Januar 1867.
Danckwarth.
Bekanntmachung.
Den Bewohnern des Schönberger Armendistricts wird hiermit zur Anzeige gebracht, daß die Armensteuer zum vollen Beitrag gezahlt werden soll und daß an die Armenvorsteher in Schönberg, Schlachtermeister D. Stockfisch und Tischlermeister H. Stüve, sowie in den Dörfern an die Hauswirthe Joachim Oldörp in Boitin=Resdorf, Meyer in Falkenhagen, Krüger Resenhöft in Petersberg und Asmus Lenschow in Grieben die betreffenden Beiträge sofort zu entrichten sind.
Schönberg den 7. Januar 1867.
Die Armenbehörde.
Vermischte Anzeigen.
Alle Diejenigen, welche im bevorstehenden Termin Gelder und Sparkassen=Bücher durch mich an die Sparkasse in Schwerin besorgt zu haben wünschen, werden ersucht, solche bis spätestens zum 23. Januar bei mir abzugeben.
J. P. Bade, Buchbinder.
Die heftigsten Zahnschmerzen
beseitigen augenblicklich unfehlbar die berühmten
Tooth-Ache Drops.
Verkauf in Originalgläsern à 12 od. 7 1/2 Sgr. in Schönberg bei J. P. Bade.
Aehnliche Anzeigen beruhen auf Anmaßung und Fälschung.
[ => Original lesen: 1867 Nr. 3 Seite 4]10,000 Thaler sind zur Unterstützung deutscher Krieger oder deren Hinterbliebenen von dem Erlöse ausgesetzt.
Einlage Thlr. 1 Pr. Crt. Hauptgewinn event. Gulden 300,000.
Kein Loos bleibt ohne Erfolg.
Große Verloosung
von Pferden, Wagen, Kapitalien und Grundbesitz.
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Der Verwaltungsrath des Schwefelbades Fiestel bei Pr. Minden bringt hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß das reizende Bad Fiestel mit einem Flächenraum von circa 15 Morgen Gartenlandes auf dem Wege der öffentlichen Ausloosung veräußert werden soll. - Außer obigem Gewinn als Hauptgewinn kommen noch eine große Anzahl der schönsten Pferde, Equipagen, Silberwaaren und Staats=Prämien=Loose mit Treffern von: Gulden 300,000, 250,000, 200,000, 150,000, 50,000, 46,000, 43,000, 40,000, 35,000, 30,000, etc. etc. zur Verloosung.
Die Betheiligung an diesem interessanten Unternehmen ist Jedermann gestattet und wurden zu diesem Zwecke Loose à 1 Thaler ausgegeben. Sämmtliche Gewinne müssen in der am
31. Januar 1867 öffentlich vor Notar und Zeugen
stattfindenden einzigen Ziehung gewonnen werden und kostet Ein Loos Thlr. 1. Pr. Crt.
Elf Loose Thlr. 10. Pr. Crt.
Gefl. Aufträge mit Baar=Sendung oder Ermächtigung zur Post=Nachnahme beliebe man baldigst und nur direkt an unser Verwaltungs=Mitglied
Herrn Albert Leutner, Wiesenhüttenplatz Nr. 6 in Frankfurt a. M. oder an unseren mit dem Verkaufe betrauten General=Agenten
Herrn J. C. Rinne, gr. Aegidien=Straße Nr. 7 in Hannover zu richten.
Da voraussichtlich die noch vorräthigen Loose in kürzester Frist vergriffen sein werden, so wird gebeten, francirte Bestellungen frühzeitig genug einreichen zu wollen.
Der Verwaltungsrath.
Baron von Heimburg, Ritterguts=Besitzer. L. Haarmann, Obergerichts=Anwalt.
Agenten zum Wiederverkauf werden gegen angemessene Provision gesucht.
Zauber=Palast
des 17jährigen Hof=Prestidigitateurs Ludolph Schradieck
im Salon der Madame Boye.
Zum Schluß jeder Vorstellung wird das Geheimniß der Gebrüder Davenport producirt.
NB. Derselbe wird viele neue Piecen, welche in Deutschland noch nicht bekannt sind, produciren. Erster Platz 12 , zweiter Platz 6 .
Zu jeder Vorstellung neue Piecen.
Hiezu ladet höflichst ein
Ludolph Schradieck.
Zum Antoni=Termin suche ich gegen größtentheils hypothekarische Sicherheit und 4 Prozent Zinsen
a) in hiesige Hauswirthsstellen: einen Posten von 1200 drei von 1000 , einen von 700 , zwei von 600 , drei von 500 , zwei von 400 vier von 300 , einen von 250 , einen von 160 , einen von 200 ;
b) in Grundstücke und Häuser der Stadt Schönberg: zwei Posten von 700 , einen von 600 , vier von 500 , einen von 400 , einen von 350 , drei von 200 , einen von 1000 , wovon einige zur ersten Hypothek geschrieben werden können.
Nähere Nachricht ertheilt J. P. Bade.
Nähmaschinen
aus Singer's Manufacturing in New=York - der größten Nähmaschinen=Fabrik der Welt - empfehle ich zu Original=Preisen. Unterricht durch einen Sachverständigen lasse ich gratis ertheilen. Garantie ein Jahr. Credit wird ertheilt.
Wilh. Heincke.
Backtafel für die Stadt Schönberg
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 6. Januar 1867.
Bürgermeister und Rath.
Meteorologische Beobachtungen. |
1867 Jan. |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
4. 5. 6. 7. |
33.83 40.54 37.63 32.75 |
-5.4 -11.2 -11.6 -4.8 |
0.0 -5.4 -4.2 1.2 |
WSW WSW OSO S |
1 0 2 1 |
(Neb.) trübe. heiter. wolkig. trübe. |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 11 1/2 - 12 . |
Holst. d. | 13 1/2 -13 . |
Hasen, d. St. | 32 - 40 . |
Enten, d. St. | 24 - 28 . |
Hühner, d. St. | 12 - 18 . |
Tauben, d. St. | 4 - 5 . |
Spickgans, d. St. | 32 - 40 . |
Schinken, d. | 9 - 10 . |
Wurst d. | 9 - 10 . |
Eier 5 St. für | 4 . |
Kartoffeln, d. Faß | 5 - 6 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (per Sack in Lüb. Crt.) |
Weitzen | 22 - 24 | | 4 | |
Roggen | 13 1/2 - 14 | | - | |
Gerste | 13 - 14 | | - | |
Hafer | 9 - 9 | | 8 | |
Erbsen | 14 - 16 | | 4 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 10 - 11 | | 8 | |
W.=Rapsaat | - | | - | |
Wint.=Rübsen | - | | - | |
Schlagleinsaat | 20 - 21 | | - | |
(Hiezu: Officieller Anzeiger Nr. 1.)
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
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