No. 95
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. November
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1866 Nr. 95 Seite 1]

- Mittelst Circularschreibens der preußischen Regierung vom 22. November werden die norddeutschen Regierungen aufgefordert, Anfangs December Bevollmächtigte zur Feststellung des Verfassung=Entwurfs für den norddeutschen Bund nach Berlin zu senden und die Wahlausschreibungen für den Reichstag zum Februar vorzunehmen.
- Im neuen Finanz=Etat in Preußen sind auch 201,375 Thaler zur Verbesserung des Einkommens der Elementarlehrer aufgenommen. Der Landtag wird eher etwas zulegen als abstreichen, denn fast nirgends in Deutschland sind die Lehrer schlechter besoldet als in Preußen. - Auch die Soldaten sollen Zulage bekommen, jeder Mann täglich 1/2 Silbergroschen.
- In Folge Beschlusses des preußischen Abgeordnetenhauses ist dem Staatsministerium ein Dispositionsfonds von 31,000 Thlrn. für allgemeine politische Zwecke bewilligt. Bei der Abstimmung stimmten 146 Abgeordnete dafür, 127 dagegen.
- Kaiser Max von Mexico wird zu Weihnachten in Miramare erwartet. Die Vorbereitungen dazu sind getroffen.
- Der Marschallsrath in Paris hat folgende Vorschläge von Niel und Mac Mahon angenommen: 1) der Friedensstand des französischen Heeres wird von 4 bis 600,000 Mann gebracht, 2) jeder Franzose vom 20.-40. Jahre muß 6 Jahre in der Linie, 14 Jahre in der Reserve dienen, 3) die Reserve wird auf 400,000 Mann gebracht, 4) die Feldarmee für den Angriff besteht somit aus 1 Million Mann, 5) außerdem werden 600000 Mann Nationalgarde für die Landesvertheidigung mobilisirt und in allen Städten und Dörfern Schießanstalten errichtet, 6) zur Bestreitung der Kosten wird der Militär=Etat im ersten Jahre um 300 Millionen Franks erhöht. Die neuen Gewehre, über 1 Million Stück, sind bis Ende 1867 abzuliefern, 250,000 Stück sind im Auslande bestellt. - Ob die Augsburger Allgemeine Zeitung die Million französischer Soldaten (die Nationalgarde ungerechnet) gezählt hat, wissen wir nicht, aber erzählt hat sie's, daß im Marschallsrath so viele Soldaten aufzustellen beschlossen worden ist. Jedenfalls wird der Berliner Wahlspruch: Bange machen, gilt nicht! auf den ganzen norddeutschen Bund auszudehnen sein.
- Der Besuch des Kurfürsten von Hessen in Paris macht großes Aufsehen. Die Vermuthungen der Politiker über die Zwecke dieses Besuchs wirbeln in den Blättern wie Schneeflocken. Der alte, sonst sehr bequeme Herr sagt, er habe sich immer einmal Paris ansehen wollen, und jetzt habe er Zeit dazu.
- Spart, spart, spart! hat der Kriegsminister in Rußland allen Unterbehörden empfohlen und alle andern Minister sind ihm mit dieser Vermahnung nachgefolgt.
- Das Resultat der in den letzten Jahren vorgenommenen Zählung der Irren und Blödsinnigen in Mecklenburg=Schwerin hat ergeben, daß auf eine Bevölkerung von 552,612 Seelen 1710 Blödsinnige und Irren ermittelt worden und zwar 789 Blödsinnige und 921 Irren oder Geisteskranke, mithin 1 auf 323 (oder Geisteskranke allein 1 auf 600, Blödsinnige allein 1 auf 700).
- Die Kaiserin von Frankreich soll sich fortwährend in der größten Aufregung befinden wegen der dem Papste angeblich drohenden Gefahren. Sie soll erklärt haben, daß sie Frankreich verlassen würde, wenn der Papst noch einmal von Rom fliehen müßte.
- Großfürstin Alexandra (Prinzessin Dagmar) die Neuvermählte, soll den Typhus haben.
- Die Kosten für die Hochzeits=Feierlichkeiten des Großfürsten=Thronfolgers von Rußland mit der dänischen Prinzessin Dagmar belaufen sich auf 18 Millionen Silber=Rubel.
- Das Postporto im Königreich Preußen soll sehr ermäßigt werden. In allen Ländern des norddeutschen Bundes soll ein Brief für 20 Meilen im Umkreis 1 Sgr. und für größere Strecken 2 Sgr. kosten. Nur unfrancirte Briefe werden mit 2 resp. 3 Sgr. belegt. Auch für die Fahrpost=Sendungen soll ein neuer Tarif eingerichtet werden.
- Der Bau der Eisenbahn von Paris nach Hamburg mit einem wichtigen Knotenpunkt in Osnabrück soll gesichert sein. Die Osnabrücker versprechen sich davon eine große Hebung ihrer Industrie.
- Zur Ausmünzung kommen in Preußen im Jahre 1867: 100000 Stück Goldkronen, 9100 Stück in halben Goldkronen (zu 9 Thlr. 5 Sgr.), macht 1,000,083 Thlr. 10 Sgr., 100,000 Thlr. in Zweithalerstücken, 2,500,000 Thalerstücke, 100,000 Thlr. in 1/6, 180,000 Thlr. in 1/12 Thlr., 70,000 Thlr. in Silbergroschen, 10,000 Thlr. in 1/2 Silbergroschen, 4000 Thlr. in 3=Pfennig=, 8000 Thlr. in 2= und 14,000 Thlr. in 1=Pfennigstücken. Hauptsumme: 4,000,083 Thlr. 10 Sgr. Wir überlassen dem Leser die Auswahl.
- Man schätzt den Betrag des gemünzten Geldes auf dem ganzen Erdboden auf 31 1/2 Milliarden, von denen 22 in Silber= und der Rest in Gold=Münzen bestehen.
- In der am 20. November auf der Kriegsstube zu Lübeck vollzogenen Ausloosung von 30000 Mark zur Tilgung Lübecker freiwilliger und gezwungener Anleihen sind u. A. folgende Loosnummern, deren Inhaber in Ortschaften des Fürstenthums Ratzeburg wohnen, gezogen worden: Nr. 471 Jochen Bödtger in Wendorf 1000 Mark (Lübeck), Nr. 1132 Joch. Kleinfeldt zu Techow 1000 Mark (Lübeck), Nr. 1143 Joch. Klatt zu Selmsdorf 600 Mark (Lübeck) und Hinr. Krützfeldt zu Wendorf 100 Mark (Lübeck), Nr. 1918 Heinr. Meier zu Malzow 700 Mark (Lübeck). Die gezogenen Summen werden in denjenigen Terminen des Jahres 1867 ausbezahlt, in welchen die Zinsen zu erheben sind. Ueber den Fälligkeitstermin hinaus werden keine Zinsen vergütet.
- Mit dem Geldinstitut Credit mobilier in Paris wird's bald ein trauriges Ende nehmen. Die Obligationen, die in der Blütezeit für 1600

[ => Original lesen: 1866 Nr. 95 Seite 2]

verkauft werden, werden nicht zu 600 mehr angebracht. Man kann schon jetzt keine Dividende mehr zahlen.
- Graf Bismarck wird in diesen Tagen in Berlin zurückerwartet.
- Dreyse hat dem König von Preußen in besonderer Audienz sein neues Hinterladungsgewehr vorgelegt. Er feierte am 20. November in voller Geistesfrische seinen 80. Geburtstag.
- Die erste transatlantische Depesche in Deutschland hat ein Berliner Haus erhalten und zwar am 3. November. Die Depesche hat von Monteral in Canada bis Berlin 22 Stunden gebraucht.
- Auf der Eisenbahn in Belgien reist man 33, in Preußen 44 Procent billiger als auf den Bahnen in Frankreichs.
- In Newyork hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche gegen eine ziemlich geringe Summe das Leben der Reisenden für die Dauer der Ueberfahrt von Amerika nach Europa versichert.
- Das in der Stadt Zürich im Jahre 1865 versteuerte Vermögen betrug bei 3167 Steuerern 165,179,000 Franks; das versteuerte Einkommen von 4641 Personen 8,789,000 Franks.
- Der König von Bayern soll wirklich daran denken, seine Residenz zeitweilig zu verlegen. Die Münchener sollen außer sich darüber sein.
- Die Einwanderung aus dem westlichen China nach Rußland nimmt bedeutende Dimensionen an; bis Ende August waren 13,861 Chinesen eingewandert.
- Unsere Leser werden sich erinnern, daß vor längerer Zeit in Gr. Campen im Holstein'schen eine ganze Bauern=Familie bis auf einen erwachsenen Sohn ermordet und darauf von den Mördern das Gehöfte angezündet wurde. Vergebens sind die Gerichte bisher darüber aus gewesen, Licht in das Dunkel dieser abscheulichen That zu bringen. Nach einem Referat der "E. Z." scheint jetzt ein Anhalt gefunden zu sein. Auf der Brandstätte des Thode'schen Hofes wurde nämlich damals ein Beil gefunden, das nicht zum Inventar der Thode'schen Familie gehörte. Dieses Beil ward von der Untersuchungs=Behörde an verschiedene Gerichte in Schleswig=Holstein gesandt, um dadurch möglicherweise auf die Spur der Mörder zu kommen. So kam es in voriger Woche nach der Stadt Neustadt, wo ein dort wohnender Schmiedmeister erklärte, das Beil für einen auf dem Lande wohnenden Schlachter, dessen Name ihm entfallen, angefertigt zu haben. Es gelang bald, diesen Schlachter zu ermitteln, der in dem mit ihm angestellten Verhöre das Beil als das Seinige erkannte und behauptete, dasselbe sei vor längerer Zeit auf eine ihm unerklärliche Weise aus seinem Hause verschwunden. Nachdem von Neustadt aus hierüber Mittheilung an das Justizamt von Gr. Campen gelangt war, verlangte dieses die Auslieferung des Schlachters, welche denn auch erfolgte. Am Montag letzter Woche langte der Schlachter in Itzehoe an und wurde in das Gefängniß des Amts Steinberg geliefert. Gleichzeitig wurde ein in Breitenburg wohnender Schlachter, der bereits früher in die Untersuchung hereingezogen, aber wieder entlassen war, wieder gefänglich eingezogen.
- Die Rinderpest herrscht nach obrigkeitlichen Bekanntmachungen gegenwärtig in Niederösterreich, Böhmen, Mähren, Galizien, Ungarn und Siebenbürgen.
- Da viele Engländer Schweizer Milch nicht nur in der Schweiz, sondern auch zu Hause trinken wollen, so haben ein paar speculative Leute in Cham in Chur eine Fabrik errichtet, in welcher sie die Milch durch Verdampfung von ihrem Wasser=Gehalte befreien und den festen Rückstand versenden. In England wird dann die entsprechende Menge Wasser wieder zugesetzt.
- Wie viel Pfeifen Tabak muß Jemand rauchen, um Alles lesen zu können, was gegen das Tabakrauchen geschrieben worden ist? In Paris hat ein Sonderling eine Bibliothek von 6000 Stück Schriften gegen das Tabakrauchen gesammelt.
- Das theuere Leben in Newyork beginnt auch die Sorge der Amerikaner zu erregen und die dortigen Zeitungen wundern sich darüber, daß überall noch so viel eingenommen wird, um dasselbe durchführen zu können. Meublirte Häuser in den vornehmen Gegenden kosten 1000 Dollars monatlich. Der Durchschnittspreis für ein großes Zimmer mit Beköstigung in den verschiedenen Hotels in Newyork ist ungefähr 150- 200 Dollars in der Woche. Es wohnen deshalb viele Menschen in Brooklin, der gegenüberliegenden Insel Newyorks, von denen 137,000 in Newyork ihr Geschäft betreiben.
- In St. Etienne hat ein Herr Tracol eine Erfindung gemacht, welche den Seidenwürmern gefährlich werden kann. Er zieht nämlich Seide aus den jungen schossen der Maulbeerbäume. Personen, welche nähere Einsicht haben sind von dem Erfolge überzeugt.
- An einflußreicher Stelle ist neuerdings wieder das dringende Bedürfniß der Errichtung eines Findelhauses für Berlin angeregt. Es ist insbesondere darauf hingewiesen, daß die Kindermorde und das Aussetzen Neugeborener in bedenklicher Weise zunehmen.
- Für ein Frankfurter Geschäft hat die Einverleibung Frankfurts in Preußen bereits günstige Folgen gehabt: in Folge des vergrößerten Betriebs=Umfanges haben die Lotterie=Collecteure einen so enormen Absatz der Loose für die Frankfurter Lotterie, daß viele davon im buchstäblichen Sinne des Wortes "ausverkauft" haben und weitere Nachfragen (zum Theil sogar ihre ältere Kundschaft) nicht mehr befriedigen können.
- Vor etwa 40 Jahren lief durch Berlin ein ungeheuerer Schrecken: "Gebrüder Benecke haben Bankerott gemachte Die Gebrüder hatten das größte Bankhaus, es galt für solider als Bank und Staat, Tausende hatten ihm ihr Geld anvertraut und nun betrug der Bankerott 3-4 Millionen Thaler, die Ueberschuldung über 2 Millionen Thaler, die meisten Gläubiger verloren ihr Geld. Herr Etienne Benecke, einer der Erben, schüttelte den Staub von den Füßen und zog nach Amerika, betheuernd, er werde für die ärmsten Gläubiger thun, was er könne. Er war lange vergessen, als 1863 von ihm 20,000 Thaler bei seinem Bevollmächtigten in Berlin eintrafen. Vor einigen Wochen trafen wieder 100,000 Thaler ein und machten viele Armen glücklich, die Wittwe eines Kammergerichtsrathes erhielt allein 5000 Thlr. Dieser Ehrenmann ist in Aller Mund.
- Drei Stunden vom Städtchen Sitten in der Schweiz sah vor einigen Tagen ein Bauer auf seinem Felde einen Bären spazieren. Der Bauer eilte sofort nach Hause, ladete ein altes Soldatengewehr mit zwei Kugeln und war alsbald so glücklich, den Bären durch einen Schuß durch Hals und Kopf zu erlegen. Nachdem unser Landmann von der Behörde das übliche Schießgeld ausbezahlt erhalten hatte, verkaufte er das 2 Centner wiegende Raubtier an einen Schlachter, der wieder das Fleisch des Thieres pro Pfund zu 3 Francs (ca. 33 Schillinge) verkaufte. Seit langer Zeit hat man im Canton Wallis so nahe bei der Haupt=Stadt keinen Bären gesehen.
- Im Badeort Saxon (Canton Wallis in der Schweiz) besteht eine öffentliche Spielbank. Im Spielsaal befindet sich ein Anschlag, welcher Jedermann warnt, nicht alles Geld zu verlieren und wenigstens für die Reise zu sorgen, da die Bank keinem Verunglückten eine Unterstützung zukommen lassen kann. Auch im Hotel hat man nicht länger als zwei Tage Credit; wer nach Verlauf dieser Frist nicht bezahlen kann, wird ohne Umstände an die Luft gesetzt. - Da sind doch die Spielhalter in Deutschland "bessere Menschen."
- (Wie der Candidat die Liebe erklärt.) - Professor: "Sagen Sie, Herr Candidat, in welcher Weise erklären Sie die Liebe?" Candidat: "Im schwarzen Frack und weißen Handschuhen und sage dem Mädchen, daß ich es heirathe."
- Bei Ausbruch des Krieges mit Oesterreich hatte ein Landmann in einem nahe bei Berlin gelegenen Dorfe aus Besorgniß vor einer feindlichen Invasion sein erspartes Geld bei der königlichen Bank erhoben und dasselbe, nachdem er es in Silber umgesetzt, in seinem Garten vergraben. Nachdem die siegreiche preußische Armee immer tiefer in Böhmen eingerückt war, schwand auch bei dem vor=

[ => Original lesen: 1866 Nr. 95 Seite 3]

sichtigen Landmann die Furcht vor den Croaten und er beschloß, seinen Schatz zu heben und der Bank wieder einzuverleiben. An seinem Vorhaben wurde er jedoch durch eine plötzliche schwere Krankheit gehindert. Als er schließlich vor einigen Wochen sein Bett verlassen konnte, begab er sich nach seinem Garten, um das ersparte Geld der Erde wieder zu entreißen. Hatte nun die Krankheit sein Gedächtniß geschwächt oder hatte er sich die betreffende Stelle, wo der Schatz vergraben lag, nicht recht gemerkt, genug, alles Nachgraben nach dem Gelde, welches sich in einem eisernen Topf befand, war vergeblich, der Schatz schien verschwunden. Diese Entdeckung wirkte auf den Reconvalescenten dermaßen, daß ein Rückfall bei ihm eintrat und er wenige Tage darauf seinen Leiden erlag. Bald nach seinem Tode ließ nun der Sohn den ganzen Garten umgraben und es glückte ihm in der That, den Schatz in der Nähe eines Apfelbaumes in einer Tiefe von drei Fuß zu entdecken. Alles muß wohl in Richtigkeit gewesen sein, denn der eiserne Topf war mit Zwei= und Ein=Thalerstücken bis zum Rande gefüllt.
- Bei der Vertheidigung von Sebastopol sind einige russische Offiziere zu Krüppeln geschossen und gehauen worden, nachdem sie sich ungemein ausgezeichnet hatten. Der Kaiser hörte davon und übergab einer Commission eine hübsche Summe zur Vertheilung an die betreffenden Offiziere. Jeder erhielt fünf Rubel. Das war einem der Offiziere zu arg, er bat den Kaiser um eine Audienz und erklärte ihm, er habe sich für Kaiser und Vaterland zum Krüppel schießen lassen, aber nicht für fünf Rubel. Der Kaiser war wie aus den Wolken gefallen, schickte die Commission, welche die Gelder in die eigene Tasche gesteckt hatte, nach Sibirien und belohnte die Tapfern mit Gütern.
- Ein Militär, der längere Zeit in Indien gedient, langte vor circa vier Wochen mit seiner Familie in Berlin an, um sich einige Zeit dort aufzuhalten. Bei ihm befand sich ein Bluthund, der die ganze weite Reise mitgemacht hatte. Derselbe ging auf dem Bahnhofe bei der daselbst während des Aussteigens herrschenden Frequenz verloren und blieb jede Nachforschung nach ihm lange Zeit ohne Erfolg. Als am Montag der Hauptmann mit seiner Frau vom Theater nach seiner in der Potsdamer=Straße gelegenen Wohnung zurückkehrte, harrte der Hund an der Hausthüre des kommenden Herrn, er hatte nach vierwöchentlichem Umherirren in dem Straßen=Labyrinth der Residenz endlich die richtige Spur gefunden. Sein Zustand war in der That bejammernswerth.


Anzeigen.

Vorladung.

Mittelst eines unterem heutigen Tage erlassenen Proclams sind alle Diejenigen, welche Forderungen oder Ansprüche an die, unter der Rechtswohlthat des Gesetzes und Inventars angetretene Hinterlassenschaft des verstorbenen Schlössermeisters Schultz zu haben glauben, zur Anmeldung und Bescheinigung derselben ein= für allemal, mithin peremtorisch und unter Androhung der Präclusion, auf Freitag den 30. k. Mts., Mittags 12 Uhr, zu Rathhause hieselbst verabladet.
Auswärtige Gläubiger müssen einen Bevollmächtigten hieselbst bestellen oder gewärtigen, daß ihnen ein solcher von Gerichtswegen wird zugeordnet werden.
Ratzeburg, 14. October 1866.
Königlich, Herzoglicher Stadt=Hauptmann, Bürgermeister und Rath.
(L.S.) In fidem Richter, Stadt=Secretair.


Vermischte Anzeigen.

7200 Thaler werden zu nächstem Antoni gesucht in ein Rittergut im Mecklenburg=Schwerinschen zur ersten Hypothek, in beliebiger Posten von 500 und 1000 Thalern zu belegen, mit 4 pCt. jährlicher prompter Zinszahlung. Näheres bei Aug. Spehr.
Schönberg, 19. November 1866.


Eine Auswahl von Wurstmaschinen halte ich den geehrten Hausfrauen in Stadt und Land zum Ankauf bestens empfohlen.
Auch gebe ich Wurstmaschinen leihweise ab, pro Tag 4 Schilling (Mecklenburg).
J. Lenschow, Klempner.


Angefangene und musterfertige Stickereien in geschmackvoller Auswahl und neuen Mustern, sowie ein Sortiment der verschiedensten Galanterie=Waaren, sehr passend zu Weihnachtsgeschenken, feinste Strick= und Ringel=Wollen in den modernsten Farben empfiehlt zu billigen Preisen
Carl Bade.


Als passende Weihnachts=Geschenke eignen sich die Pfeifenköpfe und Cigarrenspitzen aus plastisch poröser Kohle. Dieselben haben die Eigenschaft, die überaus schädlichen und übelschmeckenden Bestandtheile des Tabaks (Nicotin, Ammoniak etc.) zu absorbiren, ohne den Genuß des Rauchens zu beschränken. - Neben größter Eleganz sind diese Köpfe und Spitzen äußerst billig und vorräthig in Schönberg bei J. F. Eckmann.


Größte Gewinn=Aussichten
700,000 Thaler,
zu gewinnen mit den neuen, für alle fünf Gewinn=Ziehungen gültigen Prämien=Loosen, deren Gewinn=Ziehung schon wieder am
1. Dezember 1866
beginnt. - Fernere Ziehungen: 1. März 1867, 15. April 1867, 1. Juni 1867, 1. September 1867.
Das Gesammt=Kapital von 80 Millionen Thalern wird zurückbezahlt durch Gewinne von 165,000 Thaler, 150,000 Thaler, 130,000 Thaler, 100,000 Thaler, 55,000 Thaler, 17,000 Thaler, 12,000 Thaler, 10,000 Thaler, 6000 Thaler bis abwärts 95 Thaler als geringster Gewinn.
Ein ganzes Prämien=Loos kostet zu allen 5 Ziehungen 10 Thlr.
Ein halbes Prämien=Loos kostet zu allen 5 Ziehungen 5 Thlr.
Fünf halbe Prämien=Loose kosten zu allen 5 Ziehungen 24 Thlr.
Fünf ganze Pramien=Loose kosten zu allen 5 Ziehungen 48 Thlr.
Jedes herauskommende Loos muß unfehlbar einen der Preise von 165,000 Thaler bis zum geringsten von 95 Thaler gewinnen. Man ist mit diesen Prämien=Loosen ohne weitere Zahlung auf alle fünf Gewinn=Ziehungen betheiligt und kann somit fünfmal gewinnen. Bei so billigem Preise der Loose und so großen Gewinn=Aussichten sind dieselben sehr begehrt und ersucht man daher das Publikum, Bestellungen unter Beifügung des Betrags in Cassenscheinen oder Posteinzahlung oder gegen Nachnahme baldigst und nur allein direkt zu senden an das Bankgeschäft
Anton Bing in Frankfurt a. M.
Jedermann erhält unentgeldlich sofort nach der Ziehung die Gewinn=Listen.


Am Freitag, den 30. November, wird im Gasthause des Herrn Kohs zu Menzenberg bei Grieben Concert & Ball stattfinden, wozu wir hiedurch freundlichst einladen.
Entrée für Herren 16 ßl., Damen 8 ßl.
Anfang 5 Uhr.
Die Vereins=Musiker.


Merkwürdiger Weise wurden von jeher Erfindungen durch Nichtfachmänner gemacht. So erfand den Luftballon ein Papier=Fabrikant, das Schießpulver ein Mönch, die beste See=Uhr ein Zimmermann. Ergwrigth, Erfinder der Spinnmaschine, war Barbier; Stephenson, der Erbauer der ersten Locomotive, war Bergmann. Eine Epoche machende Erfindung der neuesten Zeit ist unstreitig auch der Schlesische Fenchel=Honig=Extract von L. W. Egers in Breslau. L. W. Egers in Breslau, dem wir dieses bei Hals=, Brust= und Hämorrhoidal=Leiden so ausgezeichnet wirksame Mittel verdanken, ist aber

[ => Original lesen: 1866 Nr. 95 Seite 4]

nicht Arzt, sondern nur Kaufmann, der nach mannigfachen Versuchen, sich von einem chronischen Hals=Uebel, das keiner ärztlichen Kunst weichen wollte, zu befreien, dies endlich durch den von ihm selbst zusammengesetzten Schlesischen Fenchel=Honig=Extract vollkommen erreichte.
Der L. W. Egers'sche Fenchel=Honig=Extract wird seiner erprobten Güte wegen vielfach nachgepfuscht, deshalb achte man genau auf Siegel, Etiquette nebst Faksimile, sowie eingebrannte Firma von L. W. Egers in Breslau. Gegen alle Hals= und Brust=Uebel, Husten, Heiserkeit, Catarrh=, Stick=, Keuch= und Krampf=Husten, sowie gegen Verstopfung und Hämorrhoidal=Beschwerden ist dieser Extract von bester Wirkung und nur allein ächt zu haben bei Buchbinder C. Sievers in Schönberg.


10,000 Thaler sind zur Unterstützung deutscher Krieger oder deren Hinterbliebenen von dem Erlöse ausgesetzt.
Einlage Thlr. 1. Pr. Crt.
Hauptgewinn event. Gulden 300,000.
Kein Loos bleibt ohne Ersatz.

Pferd    Große Verloosung    Haus
von Pferden, Wagen, Capitalien und Grundbesitz.
------------------------------------

Der Verwaltungsrath des Schwefelbades Fiestel bei Pr. Minden bringt hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß das reizende Bad Fiestel mit einem Flächenraum von circa 15 Morgen Gartenlandes auf dem Wege der öffentlichen Ausloosung veräußert werden soll. - Außer obigem Gewinn als Hauptgewinn kommen noch eine große Anzahl der schönsten Pferde, Equipagen, Silberwaaren und Staats=Prämien=Loose mit Treffern von: Gulden 300,000, 250,000, 200,000, 150,000, 50,000, 46,000, 43,000, 40,000, 35,000, 30,000 etc. zur Verloosung.
Sämmtliche Gewinne müssen in bevorstehender einen Ziehung gewonnen werden und sind Original=Loose, sowie ausführliche Verloosungs=Pläne nur und allein durch unseren General=Agenten bis 15. Dezember a. c. zu beziehen.
Ein Original=Loos kostet Thlr. 1. Pr. Crt. oder fl. 1. 45.
Elf Original=Loose kosten Thlr. 10. Pr. Crt. oder fl. 17. 30.
Gefl. Aufträge mit Baar=Sendung oder Ermächtigung zur Post=Nachnahme beliebe man baldigst und nur direkt an unseren General=Agenten Herrn Carl Hensler in Frankfurt a. M. zu richten.
Der Verwaltungsrath.
Agenten zum Wiederverkauf werden gegen angemessene Provision gesucht.


Ein Schatz für Kranke und Gesunde.
Den Liebhabern von Chocolade, Caffee, namentlich aber solchen Personen, denen wegen ihrer körperlichen Disposition der Genuß dieser Getränke unzuträglich, vielleicht gar verboten ist, (z. B. denen, die an Verschleimung leiden u. s. w.), wird hiermit eine neue Chocolade dargeboten, die die feinsten Sorten, welche Frankreich und England nur zu hohen Preisen produciren, sowohl an Geschmack, Aroma und Feinheit, als durch ihre Genußfähigkeit bei jeder körperlichen Disposition - auch während der Krankheit - bei weitem hinter sich zurückläßt; es ist die
Hoff'sche Malz=Gesundheits=Chocolade,
ein Fabrikat des Herrn Hof=Lieferanten Johann Hoff zu Berlin, Neue Wilhelmsstraße Nr. 1, dessen weltberühmtes Heilnahrungsmittel - das Hoff'sche Malz=Extract=Gesundheits=Bier - dafür bürgt, daß auch hier dem Publikum ein ganz vorzügliches Fabrikat zum Genusse übergeben wird.
Die Hoff'sche Malz=Gesundheits=Chocolade hat nicht die bekannten Gewürze in sich, zieht aber durch ihren überaus angenehmen Geschmack die besten Feinschmecker unwiderstehlich an. Sie verdaut sich schnell, schleimt nicht, wird von den geschwächtesten Verdauungs=Organen vertragen und ist zu den vorzüglichsten Diätmitteln zu zählen. Als Unterstützungsmittel beim Malz=Extract=Genuß ist sie von außerordentlichem Werth. Sie ist chemisch untersucht, praktisch erprobt und statt des bisherigen Kraft=Brust=Malzes eingeführt worden.
Säuglingen, die ohne Muttermilch erzogen werden sollen, älteren aber schwächlichen Kindern, die in ihrer körperlichen Entwickelung zurückgeblieben sind, wird das Hoff'sche Malz=Gesundheits=Chocoladen=Pulver bestens empfohlen. Es hat sich bereits als ganz vorzüglich bewährt.
Wilhelm Heincke in Schönberg.
--------------------------
So eben ist wieder eine frische Sendung Hoff'sches Malz=Extract=Gesundheits=Bier angekommen, was ich dem geehrten Publikum und vorzugsweise den Leidenden zur Anzeige bringe.
Wilh. Heincke.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Nov.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
23.
24.
25.
26.
33.45
31.20
30.34
31.34
-2.8
1.4
1.8
2.5
3.5
4.6
4.0
4.3
SW
NW
SW
NNW
1
1
1
0
(Nebel) bed.
trübe.
-
-

Am 23. und 25. 36 u. 67 Cubikz. Regen auf 1 Quadratf.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund13 -13 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Hasen, d. St. 32 - 40 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. 24 - 28 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 18 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.- - Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Gänse, d. Pfund7 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Spickgans, d. Pfund- - Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 5-6 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).
Häringe 10 St. für2 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen22 1/2 - 24Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen15 - 15Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 14Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Hafer9 - 9Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat24Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen23Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD