[ => Original lesen: 1866 Nr. 90 Seite 1] - Sicherem Vernehmen nach ist der Direction der Lübeck=Kleinen=Eisenbahn=Gesellschaft, nachdem dieselbe den Zehnten und Zahlschilling für das von der Herrnburger Feldmark zum Zweck der Bahnanlage beanspruchte Terrain deponirt hat, der Beginn der Erdarbeiten auf der Herrnburger Feldmark nunmehr gestattet werden, und dürften dieselben in den nächsten Tagen bereits in Angriff genommen werden.
- Preußen muß eine Kriegsgefahr im Westen nicht für nahe halten; denn die Festungen Saarlouis, Coblenz, Köln und Mainz werden auf Befehl des Königs abgerüstet.
- Ueber den Verbrauch von Munition des preußischen Heeres im letzten Kriege bringt die Prov.=Corr. folgende interessante Angaben. Man ersieht daraus, daß die Preußen lange nicht so viel geschossen haben als seither angenommen wurde und daß der Erfolg des Krieges nicht durch die neuen Gewehre allein herbeigeführt worden ist. "Bei der Infanterie der ersten Armee (mit der Elbarmee) der zweiten und der Mainarmee, welche in Summa 268,000 Gewehre führten, beträgt der gesammte Munitionsverbrauch (mit Einschluß der verlorenen und unbrauchbar gewordenen Munition) in runder Zahl 1,850,000 Patronen. - Es kommt daher auf jeden Infanteristen nur ein Verbrauch von 7 Patronen während des ganzen Krieges, wobei zu bemerken bleibt, daß der durchschnittliche Munitionsverbrauch bei der Infanterie der Main=Armee, welche 40,000 Mann an Fußtruppen zählte, sich fast doppelt so hoch (11 Patronen pro Mann) beläuft, als bei der Infanterie der 1. und 2. Armee (6 Patronen pro Mann), von denen erstere 109,000 Mann, letztere 119,000 Mann an Fußtruppen stark war. - Selbst bei denjenigen Bataillonen, welche stundenlang im Feuergefecht ausharren mußten, findet sich kein erheblicher Munitionsverbrauch vor. - So verschoß bei Nachod und Skalitz z. B. ein Bataillon ungefähr 23,000, ein anderes bei Nachod 22,000 und ein drittes bei Trautenau 22,000 Patronen, woraus sich ein durchschnittlicher Verbrauch von 22 und 23 Patronen pro Mann ergiebt. - Zahlen, welche in Anbetracht der längeren Dauer jener Gefechte, sowie mit Rücksicht auf die dabei mitberechnete, durch zahlreiche Todte und Verwundete verloren gegangene oder unbrauchbar gewordene Munition, noch immer nicht beträchtlich genannt werden können, da sie kaum ein Drittel desjenigen Quantums ausmachen, welches jeder Infanterist als Taschenmunition, die sich nach jedem Gefecht ergänzen läßt, bei sich führt." - Von verläßlicher Seite wird ferner mitgetheilt, daß in der Schlacht bei Königsgrätz im Durchschnitt nicht ganz 2 Schuß auf den Mann kamen.
- Rußland hat eine Truppenaushebung von 4 Köpfen, in einigen Gegenden des Reichs von 5 Köpfen auf 1000 im ganzen Reiche angeordnet.
- Der Kronprinz von Preußen hat sich zur Vermählungsfeier des russischen Thronfolgers nach Petersburg begeben. Auf dem Bahnhofe daselbst empfing ihn der Kaiser in preußischer Generals=Uniform.
- Königin Victoria von England hat ihrem Vetter, dem König von Hannover ihre Gastfreundschaft und den St. James=Palast in London angeboten. König Georg soll für sich und seine Tochter Friederike das Anerbieten angenommen haben, während seine Gemahlin im Lande Hannover verbleiben soll, dort die Souveränetätsrechte des Welfenhauses zu vertreten.
- Die Leiter der Politik in Spanien sind Claret, der Beichtvater der Königin, die berüchtigte Nonne Patrocinia und endlich Meneses, der Günstling des Königs. Königin Isabella und die Minister sind nur ihre Instrumente.
- Der Kaffeehauswirth Urban in München verabreicht, nur um das Geschäft zu heben, 14 Tage lang unentgeltlichen Mittagstisch.
- In Berlin ist ein Tischler wegen Doppelehe zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden.
- In Drontheim ist bei einer Kälte von 2 Graden am 19. October so viel Schnee gefallen, daß die Reisenden sich der Schlitten bedienen mußten.
- In Wien gingen jüngst ein paar Juden über die Straße, in ihrer Art laut sprechend und lebhaft hantirend. Ein paar österreichische Officiere folgten ihnen, ahmten ihrer Aussprache und ihren Geberden nach. Da sah sich der eine Sohn Israels um, sprechend: "Haißt ä Kunst, wenn de Herren Officiers uns wollen machen nach! Machen se nach de preußischen Officiers!"
(Egs.) Verfälschte Butter. Außer Mehl, Kartoffeln, Erbsen etc. bedienen sich die Butterfälscher eines leichter gebotenen Mittels zu solchem Betruge, nämlich Wasser. - Der Betrogene merkt weiter nichts, als daß die Butter mager ist und fetter aufgestrichen werden muß. Wird aber so behandelte Butter geschmolzen und in ein Glas gegossen, so merkt man den Betrug; es zeigt sich nämlich am Boden des Glases ein dicker Niederschlag, welcher aussieht wie geronnene Milch. Daher liest man zuweilen in Berichten über gerichtliche Verhandlungen größerer Städte die Annahme, daß ein solcher Niederschlag aus Mehl oder dergl. bestehe. An und für sich ist das Wirkungsmittel, das die Butter empfänglich zur Annahme des Wassers macht, der Gesundheit zwar nicht nachtheilig, dasselbe jedoch der Oeffentlichkeit zu übergeben, scheint dem Schreiber dieses nicht rathsam, weil dies den Betrug unterstützen hieße. Diese Zeilen sollten nur dazu dienen, das in Nr. 88 dieser Blätter empfohlene Mittel, zu Erkennung gefälschter Butter, zu ergänzen. Wie groß übrigens die Vortheile sind, die dem Butterfälscher aus solcher Procedur erwachsen, erhellt daraus, daß ein Pfund dafür empfänglich gemachter Butter 1/4 Pfund Wasser in sich aufnimmt.
- In Paris haben sich zwei vornehme Freunde um Mitternacht auf offener Straße duellirt; der Eine rannte sich des Andern Degen in den Leib und war in wenigen Stunden eine Leiche. Die Veranlassung ist unbekannt.
[ => Original lesen: 1866 Nr. 90 Seite 2]- Das Landes=Consistorium zu Hannover hat verordnet, folgende Fürbitte in das allgemeine Kirchen=Gebet einzuschalten: Vornämlich laß deine Gnade groß werden über den König, unsern Herrn, über die Königin, seine Gemahlin, über die Königin=Wittwe, über den Kronprinzen und seine Gemahlin, über sämmtliche königliche Prinzen und Prinzessinnen und Alle, die dem königlichen Hause anverwandt und zugethan sind.
- In Hannover haben am vorletzten Sonntag sehr viele vornehme Frauen in dem Augenblick mit großem Geräusch die Kirche verlassen, als der Prediger sich anschickte, das Gebet für den König und das königliche Haus zu verlesen.
- In Prag glaubt man nicht daran, daß Schneider Pust, so hieß der vermeintliche Attentäter, nach dem Kaiser habe schießen wollen. Master Palmer, der so etwas gesehen haben will, soll vielmehr zu tief in's Glas geguckt haben.
- Ein Jude in Pfungstadt hatte den Rabbiner L. in Darmstadt beschuldigt, in einer Frankfurter Restauration Schweinebraten gegessen zu haben und wurde deshalb von dem Rabbiner wegen Ehrenkränkung verklagt. Vom Hofgericht in Darmstadt wurde der Verklagte freigesprochen; drei fremde Rabbiner wohnten der Verhandlung als geladene Sachverständige bei.
- Man spricht bereits von drei neuen Weltmeertelegraphen: Eine Linie über Lissabon; eine andere von Fallmouth nach Halifax; eine dritte von Kanada nach einem schottischen Hafen. Zwei amerikanische Compagnien haben sich für diese letzteren Linien gebildet.
- Die Directoren des atlantischen Telegraphen haben beschlossen, vom 1. November an den Tarif um die Hälfte zu reduciren. Sie beabsichtigen, später noch weitere Ermäßigungen eintreten zu lassen.
- Auf dem Berliner Markte werden ungarische Weintrauben, das zu 4-8 Sgr. verkauft.
- In Tuchel, weit oben in Ostpreußen, wurde ein Kathengrundstück von dem Gericht subhastirt. Da weder der Extrahent noch die Interessenten der Subhastation erschienen, so wurde das Grundstück für "einen Silbergroschen" verkauft und dem Käufer zugeschlagen.
- In London wachsen 150,000 Kinder ohne jeden Schulunterricht auf.
- In einem Hause in Breslau wohnten zwei arme Familien, die seit längerer Zeit mit einander in Feindschaft lebten. Besonders war zwischen den beiden Ehefrauen der Haß auf's Höchste gestiegen. Da starb plötzlich eine von diesen an der Cholera und als Abends der Sarg mit der Leiche abgeholt wurde, ergriff die Feindin der Verstorbenen eine Ziehharmonica, auf welcher sie ein lustiges Tanzstück spielte. Aber noch in derselben Nacht erkrankte auch die erbitterte Feindin an der Cholera und starb am andern Tage.
Der Hof zu Neustrelitz vor hundert Jahren.
(Fortsetzung.)
Neustrelitz, 8. Nov. 1766.
Bald nach meiner Zusammenkunft mit Buchholz und Pistorius zu Altstrelitz nöthigte mich Herr v. Bredow, daß ich ihn auf seinem Landgut Prillwiz besuchen möchte. Man hatte mir schon viel von der angenehmen Lage dieses Ortes erzählt, allein meine Neugierde ward doch dadurch noch mehr gereizt, daß ich hier Gelegenheit haben würde, die Rudera eines alten Tempels des heidnischen Gottes Radegast zu besehen. Ich machte mich also an einem Sonnabend Nachmittag mit Hauptmann Pleß auf den Weg. Anfangs ist der Weg überaus sandig. Wir fuhren durch Weisdin, Blumenholz und Usadel und in etwa anderthalb Stunden erreichten wir Prillwiz, das ohngefähr zwei Meilen von Strelitz gerechnet wird. Prillwiz ist ein feines Dorf und hat eine schöne Lage an der Tollense. Man hat hier einen überaus reizenden Prospect: rechts und links läuft eine Reihe von Hügeln ununterbrochen fort und am andern Ende des See's liegt Neubrandenburg, gleichsam im Hintergrunde der Landschaft. Herr v. Bredow empfing uns überaus gütig. Nie habe ich indessen einen solchen Contrast zwischen Mann und Weib gesehen; er ist von colossaler Größe, sie hingegen überaus klein. Uebrigens ist er ein sehr munterer Mann, freigebig und gastfrei im höchsten Grade. Dreimal hinter einander hat er durch die Viehseuche seinen ganzen Viehstand verloren, allein dies bringt ihn nicht im mindesten aus seiner Fassung, sondern er bleibt immer so aufgeweckt wie zuvor. Seine Gemahlin ersetzt das, was ihr an körperlicher Größe abgeht, vollkommen durch ihre feine Erziehung und reizende Bildung. Sie spricht überaus fertig französisch und ihr sanftes Temperament macht gewiß nicht den kleinsten Theil ihrer Vollkommenheiten aus. Hauptmann Pleß fuhr diesen Abend wieder zu Hause und ich brachte die übrige Zeit in Gesellschaft des Herrn v. Bredow und seiner Gemahlin zu. Das Wohnhaus ist groß und bequem, aber nicht schön, denn es ist ein sehr altes Gebäude; indessen war es sehr gut und mit Geschmack möblirt.
Den andern Morgen schlug Herr v. Bredow einen Spaziergang nach den berühmten Ruinen vor. Es war diesen Morgen schönes heiteres Frostwetter, daher präsentirte sich die Tollense mit den angrenzenden Wäldern, die auf den Seiten der Hügel zu schweben schienen, überaus prächtig. Der Berg, den wir hinauf zu steigen hatten, war so steil, daß ich beinahe müde ward, ehe wir die Spitze erreichten. Herr v. Bredow sowohl, als auch andere Gelehrte dieses Landes behaupten, daß die alte Stadt Rhetra auf eben der Stelle gestanden, wo jetzt Prillwitz liegt, und daß auf diesem Berge der Tempel des Radegast gestanden. So viel ich indessen aus der ganzen Gestalt des Berges urtheilen konnte, schien er mir nicht die mindeste Spur eines vormaligen Tempels zu zeigen, vielmehr schienen mir die verfallenen Gräben, Wälle und Mauern sichtbare Ueberbleibsel eines alten Schlosses zu sein. Ich sagte meine Meinung offenherzig, welches dem Herrn v. Bredow gar nicht zu behagen schien, denn er war zu sehr für die Ansicht eingenommen, daß dies vormals ein Tempel gewesen; überdies wollte er noch aus gewissen Merkmalen behaupten, daß hier ein Schatz vergraben wäre, den er schon längst gehoben haben würde, wenn er nicht befürchten müßte, daß der Herzog als Lehensherr mit daran participiren wollte.
Gegen Abend kam ein herrschaftlicher Wagen, mich abzuholen, und so fuhr ich um 6 Uhr wieder nach Strelitz zurück. Es war gerade diese Nacht Ball und ich ward nicht wenig überrascht, als ich hier zugleich die beiden Söhne des Herrn v. Jasmund vorfand, die eben von Straßburg zurückgekommen waren. Beide junge Herren sind wohlgewachsen und von überaus angenehmem Anstand. Wir unterhielten uns lange Zeit mit einander und bei der Gelegenheit erfuhr ich, daß sie in meinem Quartier beim Bürgermeister Strübing logirten. Bald nachher mußte ich dem Herzog einen völligen Bericht von meiner Reise abstatten und dieser ergötzte sich nicht wenig über den Hrn. v. Bredow, daß er aus Furcht vor ihm den im Berge verborgenen Schatz nicht heben wollte.
Den folgenden Tag war Jahrmarkt zu Strelitz. Der Herzog hatte sich vorgenommen, dahin zu reisen und bat mich, Gesellschaft zu machen; wir machten uns also gleich nach Tische auf den Weg. Da der Herzog unterwegs Fasanen schießen wollte, so fuhr er in der Gesellschaft der Capitaine Normann, Schmalensee und Pleß; Canzleirath Reinhard und ich, wir fuhren in einem andern Wagen. Bei der Fasanerie, die etwa nur eine Viertelmeile von Neustrelitz ist, hielten wir still. Dies ist ein großer Platz, gleich einem Park, von allen Seiten eingeschlossen, in welchem eine ganze Menge von Fasanen ist. Nachdem wir einige Male auf= und niedergegangen waren, fuhren wir weiter. Bald nachher stieg der Herzog aus und ging in Gesellschaft vorbenannter Cavaliere in's Gehölz, um sich mit Schießen zu amüsiren. Reinhard und ich sahen diesem Vergnügen nur in der Ferne zu, weil keiner von uns beiden Liebhaber von der Jagd ist. Binnen einer Stunde kam der Herzog zurück und so fuhren wir weiter nach Altstrelitz. Seine Durchlaucht wurden vom Bürgermeister Tangoz nach seinem Hause invitirt, allein sie wollten lieber im Post=
[ => Original lesen: 1866 Nr. 90 Seite 3]hause abtreten. Wir gingen darauf in der Stadt herum und der Herzog selbst, hatte keine anderen Bedienten als zwei Heiducken bei sich. Wir fanden es allenthalben geschäftig genug, die Straßen waren gedrängt voll Menschen und es wurden, ebenso wie in England, alle Sorten von Waaren feil geboten. Ohngeachtet der großen Menschenmenge ging doch Alles ohne Völlerei und Lärm zu.
Nachdem der Herzog seine Neugierde befriedigt hatte, gingen wir wieder nach dem Posthause, tranken dort Caffee und fuhren in der Dämmerung wieder nach Strelitz zurück. Ich stieg in Reinhards Hause ab, mit dem ich mich den größten Theil dieses Abends aus der Literatur unterhielt.
Ich hatte schon vor einigen Tagen mit dem Herrn v. Dewiz wegen meiner Abreise gesprochen; er antwortete mir: der Herzog wünschte, daß ich mich so lange verweilen möchte, bis ich seinen und unserer Königin Geburtsort Mirow gesehen hätte. Se. Durchlaucht würden übrigens bald dahin reisen und mich mitnehmen. Eigentlich gab die Ankunft der beiden Prinzen Carl und Ernst zu dieser Reise Gelegenheit, denen der Herzog bis Mirow entgegen reisen wollte.
Meine Reise ging also in Gesellschaft des Hauptmann Pleß vor sich, nachdem der Herzog Tags vorher schon abgereist war. Den Vormittag vor meiner Abreise brachte ich größtentheils beim Herrn v. Dewiz zu, indem wir uns wegen meiner Rückreise nach England besprachen. Den Mittag speisten wir zwar bei Hofe, allein da der Herzog sowohl als die Prinzessin nicht zugegen war, so war die Gesellschaft auch nur sehr klein. Nachmittags legte ich bei der Frau v. Kospoth, Fräulein v. Rauchbar und v. Dewiz meine Visite ab. Bei dieser Gelegenheit lernte ich eine alte Frau v. Pitkan kennen, die sowohl bei unserer Königin, als auch bei den übrigen Herrschaften Französin gewesen. Sie hatte unglücklicher Weise ihr Gesicht verloren, allein der Herzog ist so gnädig und gibt ihr in Betracht ihrer vieljährigen Dienste freie Wohnung und Tafel im Schlosse. Ihre Hochachtung gegen die Königin geht so weit, daß sie in eine Art von Entzückung geräth, wenn von ihr die Rede ist. Ueberhaupt aber wird der Name unserer vortrefflichen Königin hier noch durchgehends von hohen und niedrigen Personen, die vormals Zeugen ihrer fürstlichen Tugend waren, mit der tiefsten Verehrung genannt. Vom Schloß ging ich darauf zum Capitain Normann, dessen Gemahlin gerade das Wochenbett verlassen hatte. Es war hier ziemlich starke Gesellschaft, wurde Thee und Punsch gereicht und darauf bis um 7 Uhr Karten gespielt. Von hier gingen wir zum Herrn v. Oerzen, wo wir den Abend zubrachten.
(Fortsetzung folgt.)
Anzeigen.
Auf Antrag Dris. Hach für den Buchhalter Gottfried Wilhelm Wessendorff als cur. her. des weil. Jochim Hinrich Veidt, wird hiedurch
I. zur öffentlichen Kunde gebracht, daß der am 12. Juni 1785 als ehelicher Sohn des Taglöhners Hans Jochim Veit und der Anna Maria Veit, geborenen Möller in Wesloe, zu Schlutup getaufte hiesige Bürger, der frühere Brauer und Branntweinbrenner Jochim Hinrich Veidt (alias Veit, Veith oder Viet) hieselbst am 2. August 1866 unverehelicht verstorben ist, und werden
II. alle diejenigen, welche ein Erbrecht, sei es ex testamento oder ab intestato an dem Nachlasse dieses genannten Jochim Hinrich Veidt zu haben vermeinen und desfallsige Ansprüche geltend machen wollen, nicht minder alle Diejenigen, die sonstige Forderungen und Ansprüche an den Erblasser oder die in dem Nachlasse befindlichen Gegenstände erheben zu können glauben, und endlich alle Schuldner des Erblassers, sowie diejenigen, welche noch zum Nachlasse gehörende Sachen in Händen haben, aufgefordert und schuldig erkannt, binnen Jahres und Tages vom Todestage des Erblassers an gerechnet, mithin spätestens am 17. September 1867,
1) die Erben und Gläubiger unter ordnungsmäßiger Legitimation, und zwar auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Bevollmächtigten, ihre Erb= und sonstigen Ansprüche im hiesigen Stadt= und Land=Gerichte bei Vermeidung des Ausschlusses mit diesen Ansprüchen anzumelden;
2) die Schuldner bei Vermeidung abermaliger Zahlung nur an den implorirenden Curator hereditatis Gottfried Wilhelm Wessendorff Zahlung zu leisten;
3) diejenigen, welche zum Nachlasse gehörige Gegenstände in Händen haben, dieselben an den Imploranten auszuliefern oder ihre Ansprüche darauf bei Verlust derselben geltend zu machen und zu verfolgen.
Lübeck, den 21. September 1866.
Das Stadt= und Landgericht.
Zur Beglaubigung: W. Gädeke Dr.
Meine Verlobung mit Fräulein Therese Boege, Tochter des Königlichen Justizraths Herrn Boege zu Neumarkt in Schlesien, beehre ich mich hiedurch ergebenst anzuzeigen.
Schönberg, 2. November 1866.
Iwan Seip, Grossherzogl. Justizamts-Assessor.
Der Landkasten in Rostock vergütet für die ihm gemachten Anleihen vier Procent vom Tage der Einzahlung des Geldes und gibt dadurch, daß sämmtliche Mecklenburg=Schwerin'sche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und die städtischen Besitzungen zur ersten Hypothek für die Rückzahlung des Kapitals nach halbjähriger Kündigung gesetzlich verhaftet sind, die größte Sicherheit für diese überdies kostenfreien Anleihen.
Schönberg, den 22. August 1866.
Kindler, Advokat.
J. H. Hannemann,
Lübeck, Breite Strasse Nro. 787,
im Hause des Herrn Kaibel, empfiehlt sein reichhaltiges Lager von angefangenen, fertigen und garnirten Stickereien, sämmtliches Material zur Anfertigung derselben, sowie eine große Auswahl zur Stickerei eingerichteter Gegenstände.
Bergmann's Zahnwolle zum augenblicklichen Stillen jeder Zahnschmerzen, empfiehlt à Hülse 4
J. F. Eckmann.
Decimalwaagen von besonderer Güte empfiehlt zu nachstehenden billigsten Preisen ergebenst Ludwig Vogel.
Eine Decimalwaage von
100 Tragkraft, gestempelt, 6 32
200 Tragkraft, gestempelt, 8 -
300 Tragkraft, gestempelt, 9 -
400 Tragkraft, gestempelt, 10 -
500 Tragkraft, gestempelt, 11 -
600 Tragkraft, gestempelt, 12 -
800 Tragkraft, gestempelt, 14 -
10 Thaler Belohnung.
In der Nacht vom 1. zum 2. d. Mts. sind mir aus meinem Garten von der Leine gestohlen worden:
2 neue flächsene Bettlaken,
6 neue heden Bettlaken,
16 Mannshemden, verschieden gezeichnet, mit I.H., P.I.H. und H.H.,
3 große Frauenhemden,
2 kleine Frauenhemden.
Wer mir so auf die Spur des Diebes hilft, daß ich denselben gerichtlich belangen kann, erhält obige Belohnung.
Hauswirth Harm in Pogetz.
[ => Original lesen: 1866 Nr. 90 Seite 4]Geschäfts=Eröffnung.
Wilhelm Masch,
791, Breite Straße 791, Lübeck,
erlaubt sich sein am heutigen tage eröffnetes Geschäft von Leinen, Drell und Weißwaaren, sowie fertiger Damen= und Herren=Wäsche einem geehrten Publikum gehorsamst zu empfehlen.
Die Krankheit raubt dem Körper die Kraft, das Hoff'sche Malz=Extract=Gesundheits=Bier gibt sie ihm wieder.
Herrn Hof=Lieferanten Johann Hoff in Berlin, Neue Wilhelmsstraße 1. (Filiale: Hamburg.)
Doberan, den 24. Mai 1866.
"Seit einem Jahre von fortwährender Beklemmung in der Brust heimgesucht und an großer Abspannung und Ermattung leidend, wandte ich zur Hebung dieser Uebelstände, die mitunter fast unerträglich wurden und mich bei meinen Geschäften benachtheiligten, verschiedene Mittel an, jedoch ohne Erfolg. Da ich nun vor mehreren Jahren durch den Gebrauch des Hoff'schen Malz=Extract=Gesundheits=Bieres von einem ähnlichen Leiden befreit wurde, so entschloß ich mich vor einiger Zeit, dieses Mittel wiederum anzuwenden, und muß bekennen, daß, wenn ich auch in Rücksicht auf die Brustleiden nach dem Gebrauch einer größeren Quantität dieses Gesundheits=Bieres nur erst Linderung erfahren habe, ich in Bezug des andern Uebels jedoch bedeutende Kräftigung gefunden, und hoffe, bei fortgesetztem Gebrauch meine Leiden beseitigt zu sehen."
J. S. Weber, Amts=Secretär."
Niederlage in Schönberg bei Herrn Wilh. Heincke.
Eisenwaaren,
als: alle emaill. Kochgeschirre, gußeiserne Ofenthüren, Ofenrohre, Rosten, Dachfenstern, Schornsteinschieber, gläserne Dachpfannen, gewöhnliche Heiz= und Aschthüren. Sämmtliche Waaren sind aus einer größten Fabriken Deutschlands bezogen, daher es mir möglich ist, die Preise billigst zu stellen.
C. Schwedt.
Am Dassower Markttage, Dienstag den 6. d,, Abends spät, ist von einem nach Schönberg zurückkehrenden Dienstmädchen ein Packet, verschiedene, theils neue Kleidungsstücke enthaltend, verloren worden. Der Finder wird dringend um Zurückgabe der Sachen gegen eine Belohnung gebeten. Näheres in der Expedition dieser Blätter.
Die Nr. 253 der "Mecklenburgischen Zeitung" vom 29. October d. J. enthält folgende, auch wohl hier zutreffende Danksagung.
Den edlen Verwaltern der hiesigen Lebensversicherungs= und Sparbank erstatten wir hiemit schuldigst unsern besten Dank, daß sie uns in diesem und früheren Jahren geholfen haben, als uns von Privaten sichere Hypotheken in unseren Grundstücken gekündigt waren.
Da derzeit allein hievon unsere ganze Existenz abhing, es Lebensfragen für uns waren, so fühlen wir uns um so mehr zum Dank gegen diese edlen Männer verpflichtet. Möge der Ewige unsern Rettern in der Noth reichlich vergelten, was sie an uns gethan, daß sie noch lange zu unserem und dem allgemeinen Wohl wirken und schaffen können.
Schwerin, den 29. October 1866.
Mehrere Hausbesitzer.
Zu den am Mittwoch, den 21. November, bei mir stattfindenden Ball lade ich meine Freunde und Bekannten hiedurch freundlichst ein.
Krüger Böttcher in Rieps.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Sonntag, 11. November.
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amts=Woche: Pastor Kämpffer.
Meteorologische Beobachtungen. |
1866 Nov. |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
6. 7. 8. |
34.96 35.91 35.40 |
7.5 4.8 5.0 |
9.6 9.4 9.5 |
WSW SSW SSW |
3 2 1 |
wolkig. trübe. - |
Jede Nacht stürmisch; am 6. Abends starke Blitze; am 7. auf 1 Quadratfuß 16 Cubikzoll Regen.
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 12 1/2 - 13 . |
Holst. d. | 13 1/2 - 14 . |
Hasen, d. St. | 32 - 40 . |
Hühner, d. St. | 12 - 16 . |
Küken d. St. | 7 - 9 . |
Tauben, d. St. | 4 - 5 . |
Gänse, d. | 7 - 7 1/2 . |
Schinken, d. | 9 - 10 . |
Wurst d. | 9 - 10 . |
Eier 6 St. für | 4 . |
Kartoffeln, d. Faß | 5 - 6 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (per Sack in Lüb. Crt.) |
Weitzen | 21 - 22 | | 8 | |
Roggen | 15 - 15 | | 8 | |
Gerste | 14 - 14 | | 10 | |
Hafer | 9 1/2 - 10 | | - | |
Erbsen | 14 - 16 | | - | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 10 - 12 | | - | |
W.=Rapsaat | 25 | | - | |
Wint.=Rübsen | 24 | | - | |
Schlagleinsaat | 20 - 21 | | - | |
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
|