No. 88
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. November
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 88 Seite 1]

- Der diesjährige Mecklenburger Landtag ist auf den 28. November nach Malchin einberufen.
- König Johann von Sachsen ist in sein Land zurückgekehrt, zunächst aber nicht in seine Residenz Dresden, sondern auf seinen Landsitz in Pillnitz. Es liegen verhängnißvolle Monate zwischen seinem Auszug zum Kriege im Juni und seiner Heimkehr ohne Heer als Besiegter. In einer Proclamation dankt er seinen Sachsen für ihre Treue und versichert, die geschlagenen Wunden heilen, den Wohlstand fördern, die Gerechtigkeit handhaben und die politischen Einrichtungen fortbilden zu wollen. Er verspricht, dem norddeutschen Bunde dieselbe Treue zu widmen, wie dem alten Bunde. - Am Tage seiner Rückkehr wurde die Bergfeste Königstein von preußischen Truppen besetzt und wird von ihnen besetzt bleiben.
- Nach dem Tode des Herzogs von Braunschweig, der keine directe Erben hinterläßt, besitzt Preußen bekanntlich die nächsten Erbansprüche an das Herzogthum Braunschweig. Jetzt heißt es, der greise Herzog von Braunschweig wolle noch bei Lebzeiten sein Land an Preußen abtreten.
- Das Kriegsministerium in Wien hat den höhern Militairbildungsanstalten befohlen, das "gedankenlose Auswendiglernen" einzustellen und die Zöglinge zum Denken anzuhalten. Lehrer, die selber nicht denken können, sollen pensionirt werden.
- Aus Hessen, der bayerischen Rheinpfalz und der Umgebung von Frankfurt wandern jetzt sehr viele junge Leute nach Amerika aus, um der preußischen Aushebung zu entgehen.
- In der Zeitschrift Daheim Nr. 4 steht ein prächtiger Aufsatz, überschrieben: Ein Vormittag bei Vogel v. Falkenstein, auf den wir unsere Leser aufmerksam machen, wenn sie den Lebensgang dieses preußischen Generals kennen lernen wollen.
- Auch in Salzburg haben sich die städtischen Behörden gegen die Aufnahme der Jesuiten verwahrt.
- Der Kaiser von Oestreich schwebte vor einigen Tagen in Todesgefahr. Ein englischer Capitain sieht nämlich, wie der Kaiser eben aus dem Theater in Prag trat, daß ein Individuum eine Pistole auf ihn anlegte. Der Mensch wurde sofort ergriffen; es soll ein verheiratheter Schneidergeselle sein.
- Der Pferdebändiger Rarey, dessen Auftreten vor einigen Jahren so großes Aufsehen erregte, ist jetzt eines plötzlichen Todes gestorben. Derselbe war im Jahre 1828 in Ohio geboren.
- Die Herren Pariser denken kaum mehr an etwas anderes, als an die "kalifornische Beute", welche die Weltausstellung ihnen im nächsten Jahre bringen wird. Sie rechnen auf wenigstens 2 Millionen Besucher und taxiren das Stück durchschnittlich bescheiden auf 20-30 Francs. Die Regierung muß dieser Spekulation gegenüber ihren Plänen Stillstand gebieten und die Friedensschalmei blasen. Unterdessen wird sich aber die Armee um etwa 50,000 Mann verstärken, die aus Rom und Mexiko zurückkehren.
- Das französische Kriegsministerium hatte bekanntlich im Werke, in Frankreich eine Landwehr nach preußischem Muster einzuführen. Gegen diese Projecte sind aber zahlreiche Proteste bei den Zeitungen eingelaufen. Die Studenten erklären, ihre Studien und ihr künftiger Beruf verlange anderes von ihnen als in den Kasernen herumzuliegen und sich zu Landsknechten dressiren zu lassen. Wenn's noth thue, seien sie bereit auf die Barrikaden zu steigen, aber vor militairischen Promenaden nach Mexiko und Cochinchina bedankten sie sich. Auch die ärmere Volksklasse, welche 90,000 Stellvertreter jeden zu 2000 Francs bei der Armee hat, ist mit der Einrichtung der allgemeinen Dienstpflicht nicht zufrieden. Noch unzufriedener sind diejenigen, welche Geld genug haben, um einen Einsteher für den Herrn Sohn zu kaufen.
- Der Kurfürst von Hessen wird auch als Privatmann noch ziemlich gut fahren. Von Cassel hat er sich nach Hanau seinen Marstall nachkommen lassen: 85 Pferde mit 25 Wagen. Darunter sind die vier Leibgespanne (das erste mit den 13 schönen Isabellen und das vierte mit den nicht minder schönen Rappen), mehrere Postzüge, Maulthiergespanne und 15 ausgezeichnete Reitpferde, namentlich feinste Araber.
- Die Concession der Travemünder Spielbank läuft mit dem Jahre 1872 ab. Die Inhaber der Concession, wohl mit Grund fürchtend, daß mit dem Umschwung der politischen Verhältnisse diesem Bankwesen endlich gesteuert werde, haben schleunig dem Lübecker Senat eine Bittschrift eingereicht, in der sie eine Verlängerung dieser Concession auf weitere 10 Jahre nachsuchen und sich dafür zur Erbauung eines neuen Gasometers für 4000 Thaler erbieten. Der Lübecker Senat hat jedoch abschläglich geantwortet.
- Um verfälschte Butter zu erkennen, empfiehlt sich folgendes sehr einfache Mittel. Man streiche etwas der fraglichen Butter auf ein Stück Löschpapier und lege dieses dann an einen warmen Ort. Die Butter zieht in das Papier und die Theile von Kartoffeln, Erbsen, Wurzeln, Kartoffelmehl, Roggenmehl etc. bleiben auf dem Papier zurück.
- In Rotenburg am Neckar hat eine Trauung unter Taubstummen stattgefunden. Die sonst mündlichen Verhandlungen am Traualtar wurden schriftlich und ohne irgend eine Störung abgemacht. Aus weiter Umgegend waren die Taubstummen herbeigekommen, um herzliche Zeugen der Feierlichkeit zu sein.
- In Mainz hat ein junger Commis in einer großen Weinhandlung seinem Herrn die Summe von

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13000 Gulden unterschlagen und am grünen Tisch in Homburg und Wiesbaden verspielt.
- In einem prächtigen Schlosse ist Herr Leger gestorben. Kennt der geneigte Leser Herrn Leger? Er war der Hofschneider des Kaisers Napoleon I., der Erfinder des historischen grauen Ueberrocks, der Schöpfer der grünen Uniform der Jäger von der Garde, in welcher Napoleon sich begraben ließ, er war aber auch der Mann, dessen geschickte Hand den römischen Kaisermantel aus Purpur Schnitt, in welchem Napoleon gekrönt wurde. Mit seiner Hofnadel hatte er sich große Reichthümer erworben, er verstand aber auch die Kunst, anständige Rechnungen zu machen.
- In Rhönau im baierischen Hochwalde feierte der brave Landjäger Fischer seine Hochzeit. Als Abends die Gäste im Wirthhause tanzten, drängten sich zwei berüchtigte Raufbolde ein und wurden von dem Bräutigam zurückgewiesen. Der eine schoß auf den Bräutigam mit der Pistole, ohne ihn zu treffen, der andere rannte ihm sein Messer in die Brust, daß er nach wenigen Stunden eine Leiche war.
- Ein probates Mittel gegen Frostbeulen soll das folgende sein: Zu 1 Unze höchst rectificirtem Alcohol mischt man 1 /4 Quentchen Salpetersäure. Diese Mischung kostet ca. 2 ßl. und wird mittelst eines Pinsels auf die erfrorenen oder aufgebrochenen Glieder gestrichen. Dies macht man täglich 3-5 Mal, womöglich im erwärmten Zimmer. Bei aufgerissenen Händen beißt die Mischung, thut aber später sehr gut. Binnen wenigen Tagen verliert sich die Geschwulst , die Ritzen verheilen und dem Leidenden wird große Linderung zu Theil. Alle anderen Mittel, wie Hasenfett, Bier, Gänsefett, Linsenwasser, wie auch Tischlerleim taugen nichts.
- Eine freche Heuchlerin ist in Naumburg entlarvt worden. Ihr Mann war wegen eines großen Diebstahls zu 12 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden, ohne geständig zu sein. Sie selber spielte die ehrliche unglückliche Frau. "Wenn doch der liebe Gott schickte, daß der Dieb endlich entdeckt würde, sagte sie, damit mein armer braver Mann erlöst würde und seinen ehrlichen Namen wiederbekäme." Bei der Gegenüberstellung mit einem Spießgesellen stellte sie jede Mitschuld in Abrede ja spie diesem sogar in's Gesicht. Da riß dem Mitschuldigen die Geduld, er hielt ihr eine Quittung über empfangene 1000 Thaler vor's Gesicht, die sie selber geschrieben hatte. Es war ein Theil des gestohlenen und vertheilten Geldes.


Der Hof Neustrelitz vor hundert Jahren.
(Fortsetzung.)

Stallmeister v. Bülow stammt aus einer alt=adeligen mecklenburgischen Familie. Er ist mittlerer Statur, wohlgebildet und von ernsthaftem Wesen. Seine Neigung bestimmte ihn schon früh zu den Waffen, daher er auch viele Jahre hindurch in kaiserlichen Diensten stand. Er wohnte verschiedenen Feldzügen in Italien bei und that sich besonders in der Action bei Bitonto hervor, nachmals ward er in der berühmten Schlacht bei Czaslaw in Böhmen gefährlich verwundet. Endlich aber sah er sich Alters und Schwächlichkeit halber genöthigt, seinen Abschied zu nehmen und in sein Vaterland zurückzukehren, wo er die Stelle erhielt, die er noch jetzt bekleidet. Aus einer glücklichen Ehe mit seiner vortrefflichen Gemahlin hat er zwei Söhne und drei Töchter; einer der Söhne ist beim Prinzen Ernst in Diensten und der andere studirt jetzt. Die Töchter sind alle sehr glücklich verheirathet; die älteste an einen Grafen v. Lichtenstein in Franken, die zweite an Hauptmann Normann und die dritte an einen Herrn v. Oertzen. Dieser Herr v. Bülow ist ein würdiger Mann von edlem Herzen und überaus freiem, einnehmendem Betragen. Er spricht zwar nur mittelmäßig französisch, mag sich aber doch gern in dieser Sprache unterhalten. Seinen Posten bekleidet er mit vieler Würde und scheint bei seinem Fürsten sehr in Gunst zu sein.
Frau v. Kospoth, aus Kampen im Kurfürstenthum Sachsen gebürtig, stammt aus einer berühmten adeligen Familie dieses Landes, Namens Keller. Sie kam schon jung bei der Prinzessin v. Zerbst in Diensten und war nachmals an einen mecklenburgischen Edelmann, nämlich den Jägermeister und Kammerjunker v. Kospoth, verheirathet. Jetzt ist sie schon eine ganze Reihe von Jahren Wittwe, steht aber doch noch immer in großem Ansehen bei Hofe. Trotz ihres Alters sind ihre Reize doch noch nicht völlig verblüht. Sie ist von edlem Wuchs, regelmäßiger Gesichtsbildung und einnehmendem Blick; überdies ist sie gesprächig und unterhaltend, überaus munter und sehr fein im Umgange. Da sie schon so lange an den Hof gewöhnt ist, so weiß sie sich sonder Mühe in das sonst so kritische Hofleben zu schicken und alle ihre Handlungen zeugen von ihrer vornehmen Geburt, von ihrer Beurtheilungskraft und Weltkenntniß.
Fräulein v. Rauchbar stammt aus dem Fürstenthum Waldeck. Sie war schon bei der Großmutter des jetzt regierenden Herzogs in Diensten, woraus also leicht auf ihr Alter zu schließen ist; ich schätze sie auf etwa 70 Jahre. Sie ist lang, brünett und von fester Gesundheit. Sie besitzt Vorzüge, die weit über körperliche Schönheit erhaben sind. Sie ist eine wahre Verehrerin der Religion und ein Muster der Bescheidenheit und Güte, überdies ist sie angenehmer im Umgange, als man es von einer Dame in ihrem Alter erwarten sollte. Ich spiele fast jeden Abend mit ihr Whist, wo ich dann oft genug Gelegenheit habe, mich über ihre Einfälle zu belustigen. Selbst der Herzog, ob er gleich an einem anderen Tische spielt, kann sich des Lachens nicht enthalten, wenn sie laut ausruft: "Hübsche Kerls!" - Dies ist gewöhnlich das Signal, wenn sie Honneurs in der Hand hat. Sie ist eine große Feindin des Müßiggehens und der Unthätigkeit; nie bin ich in ihr Zimmer gekommen, daß ich nicht ihre Mägde bei Näh= oder Stickarbeit beschäftigt gefunden hätte. Kurz, wie mich dünkt, ist das Fräulein v. Rauchbar keine der geringsten Zierden des Hofes.
Das Fräulein v. Dewiz ist eine Schwester meines Freundes, des Ministers, ich darf also von ihrer Herkunft nichts weiter sagen. Sie scheint etwa 33 Jahre alt zu sein, ist mittlerer Statur, schön und überaus zart, von regelmäßigem Gesicht und stets freundlichem Blicke. Kein Frauenzimmer kann besser erzogen sein und sich mit mehr Anstand hervorthun. In ihrem sanften und liebenswürdigen Temperament gleicht sie sehr ihrem Bruder. Die edle Würde ihrer Physiognomie und die stete Heiterkeit in ihrem ganzen Wesen macht sie völlig zum Hofleben geschickt. Bei allen diesen körperlichen Vollkommenheiten hat sie ebenfalls nicht verfehlt, ihre Geistesfähigkeiten zu verfeinern, daher sie in Gesellschaften äußerst unterhaltend ist.
Das Fräulein v. Selzer ist Hofdame bei der Prinzessin; vormals war sie Gouvernante bei beiden Prinzessinnen, folglich ist sie ebenfalls nicht mehr jung, ich schätze sie auf einige fünfzig Jahre. Sie stammt aus dem Württembergischen und kam jung bei der Mutter des jetzt regierenden Herzogs in Diensten. Ihr Aeußeres ist zwar nicht sehr empfehlend, indessen ist dieser Mangel hinreichend durch die Vollkommenheiten ihres Geistes ersetzt. Sie besitzt alle moralischen Tugenden und eine unnachahmliche Güte des Herzens.
Canzleirath Seip ist einer der angesehensten Männer hier am Hofe. Er ist aus einer angesehenen Familie im Fürstenthum Waldeck gebürtig. Anfangs war er außerordentlicher Professor der Rechte zu Göttingen und bald nachher erhielt er eben diese Stelle zu Rostock. Seine Geschicklichkeit erwarb ihm die Landes=Consulenten= Stelle und bald nachher den Posten, den er jetzt hier im Lande bekleidet. Er scheint etwa 50 Jahre alt zu sein, ist wohlgewachsen, offener Physiognomie und überaus angenehm im Umgange. Er ist äußerst fein und sehr gesprächig, rechtschaffen und von offenem Charakter, besitzt dabei sehr viel Lebhaftigkeit weiß sich mit ungemeiner Fertigkeit auszudrücken und arbeitet mit einer ungewöhnlichen Leichtigkeit. Die französische Sprache spricht er so fertig, wie die deutsche und ist fast mit allen Fächern der Gelehrsamkeit bekannt, doch ist das Studium der Jurisprudenz sein Hauptfach. Durch seinen unermüdeten Fleiß in Geschäften hat er sich so sehr die Gunst

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seines Fürsten erworben, daß er alle Jahre dem Landtag als fürstlicher Deputirter beiwohnt. Mit seiner Gemahlin, einer in jeder Hinsicht vortrefflichen Dame, hat er verschiedene Kinder. Sein ältester Sohn, der jetzt etwa zehn Jahre alt sein mag, ist ein wahres Genie, er spricht ganz fertig französisch, liest klassische Schriftsteller und besitzt noch viele andere Kenntnisse, die er sich alle unter der Anweisung seines Vaters erworben hat.
Hofrath Scheven ist zwar schon ziemlich bei Jahren, aber doch immer gesprächig, unterhaltend und über alle Maßen gastfreundlich. Er ist von einnehmender Statur und muß in seiner Jugend schön gewesen sein. Mit seiner Gemahlin, einer überaus angenehmen Frau, hat er eine zahlreiche Menge Kinder.
Canzleirath Gerling ist etwas zu corpulent, um schön zu sein. Er ist ein großer Jurist und besonders mit der Verfassung seines Vaterlandes und dessen Gesetzen auf's Genaueste bekannt. Seinen Posten bekleidet er mit vieler Würde, in Gesellschaften dagegen scheint er zurückhaltend zu sein, allein im Ganzen genommen ist er doch wirklich mittheilend, freundlich im Umgange und überhaupt ein würdiger, rechtschaffener Mann.
Sein Bruder ist Präpositus in Neustrelitz. In Hinsicht ihres Temperaments sind beide Brüder sehr verschieden; der Präpositus ist munter und aufgeräumt, der Canzleirath hingegen ist ernsthaft und zurückhaltend. Ueberdies ist Ersterer ein sehr feiner Mann im Umgange, besitzt viele Kenntnisse und exemplarische Frömmigkeit. Beide Brüder speisen gewöhnlich bei Hofe, wo ich das Glück habe, ihre Gesellschaft zu genießen.
Hofrath Winnemer ist in seinem Fache sehr berühmt. Das Aeußere seiner Person ist zwar nicht sehr einnehmend, aber dagegen ist er äußerst fein im Umgange besitzt eine tiefe Gelehrsamkeit, reife Beurtheilungskraft und große Fertigkeit in seinen Geschäften. Er hat ein ansehnliches Vermögen und baut sich jetzt ein neues Haus, das unstreitig das Schönste in ganz Strelitz werden wird. Seine Gemahlin ist eine feine, überaus angenehme Frau, klein von Statur, aber von sehr einnehmendem Wesen, äußerst gesprächig und besitzt viel Verstand und guten Geschmack. Sie ist eine Favorite von der Prinzessin und daher ihre stete Gesellschafterin beim Spazierengehen oder Kartenspielen.
Oberkammerjunker v. Genzkow ist lang von Statur, röthlich von Gesicht und von sehr dauerhafter Gesundheit. Aus seinem feinen und sehr gefälligen Betragen erkennt man bald den Mann von Stande. Sein Aeußerliches ist nicht sehr einnehmend, aber dagegen besitzt er viel gesunden Geschmack und reife Beurtheilungskraft. Er ist ein großer Liebhaber von körperlichen Uebungen und reitet fast täglich. Das Hofleben scheint gar nicht nach seinem Geschmacke zu sein, denn er ist eben so wenig Liebhaber vom Kartenspielen, als vom Tanzen; im Umgange ist er ernsthaft, spricht nur wenig, aber das Wenige hat dagegen völliges Gewicht.
Doctor Hempel ist außerordentlicher Leibarzt des Herzogs und Land=Physicus. Letzteres heißt nämlich so viel, daß er für ein gewisses Gehalt den armen Leuten von des Herzogs Unterthanen im Nothfall beistehen muß. Er ist ein überaus angenehmer Mann, zwischen 50 bis 60 Jahren, lang und wohlgebildet. Im Umgange ist er immer aufgeräumt, gesprächig und hat überhaupt ein sehr glückliches Temperament. Durch seine vortrefflichen medicinischen Kenntnisse hat er sich sowohl beim Herzog, als auch bei Anderen ein großes Ansehen erworben. Er hat eine schöne, zahlreiche Bibliothek, besonders reichhaltig aus dem Fache der Arznei=Kunst. Seine Kranken bedient er mit unermüdeter Sorgfalt und Treue und man sagt, daß er auch in seinen Kuren sehr glücklich sein soll. Von seiner Gattin, die schon vor einiger Zeit gestorben, hat er eine einzige Tochter, welche er zärtlich liebt, und sie verdient auch gewiß alle Liebe ihres Vaters; sie hat das beste Herz und widmet ihrem Vater die aufopferndste Sorgfalt. Sie tanzt mit reizendem Anstand, singt ausgezeichnet und spielt das Clavier vortrefflich.

(Fortsetzung folgt.)


Anzeigen.

Am Sonnabend, den 3. November d. J., findet der diesjährige Forstschreibtag zum Verkauf von Eichen= und Buchen=Blöcken, Schleeten, Latten und Hopfenstangen statt, und können Kauf=Liebhaber am gedachten Tage Mittags 12 Uhr auf der Amtsstube hieselbst sich einfinden.
Schönberg, den 26. October 1866.
Großherzoglich Mecklenburgisches Domainen=Amt und Forst.
F. Graf Eyben.


Unter dem heutigen Dato ist antragsmäßig im Handels=Register Fol. VI. Nr. 12. nachstehende Aenderung und Eintragung vorgenommen:

Columne 3: Die Firma ist in "H. Boye & Sohn" verwandelt.
Columne 5: Der Crämer Joachim Heinrich Boye zu Schönberg hat seinen Sohn Heinrich Peter Friedrich Boye daselbst seit dem 1. October d. J. 1866 in sein Handels=Geschäft als Gesellschafter aufgenommen.
Columne 6: Die seit dem 1. October 1866 bestehende Handels=Gesellschaft ist eine offene. Die Krämer Joachim Heinrich Boye und Heinrich Peter Friedrich Boye sind persönlich haftende Gesellschafter, jedoch ist vereinbarungsmäßig zur Zeit nur der Krämer Joachim Heinrich Boye zur unbedingten vollständigen Vertretung der Gesellschaft befugt.
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den 31. October 1866.
Das Handels=Gericht. W. Saur.
A. Dufft.


In Sachen der Erben des zu Herrnburg verstorbenen Producten=Händlers Lanschow, Kläger, wider den Käthner Starck zu Herrnburg, Beklagten, wegen Capital= und Zins=Schuld, wird der auf Dienstag, 6. November d. J., Morgens 11 Uhr, nunmehr angefetzte Ueberbots= Termin hierdurch Kaufliebhabern in Erinnerung gebracht mit dem Bemerken, daß in dem ersten Verkaufs=Termin kein Käufer erschienen ist.
Schönberg, den 15. October 1866.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) A. Dufft.


Der Landkasten in Rostock vergütet für die ihm gemachten Anleihen vier Procent vom Tage der Einzahlung des Geldes und gibt dadurch, daß sämmtliche Mecklenburg=Schwerin'sche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und die städtischen Besitzungen zur ersten Hypothek für die Rückzahlung des Kapitals nach halbjähriger Kündigung gesetzlich verhaftet sind, die größte Sicherheit für diese überdies kostenfreien Anleihen.
Schönberg, den 22. August 1866.
Kindler, Advokat.


Der erste Club für diesen Winter im Hause des Herrn August Spehr findet am Mittwoch, den 7. d. Mts., statt.
Mittag=Essen 3 Uhr.
Schönberg, 1. November 1866.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 88 Seite 4]

Erkältung und Verdauungslosigkeit
rufen jede für sich Krankheiten hervor und in ihrer Verbindung Epidemien. Jeder einzeln und beiden vereint wirkt der Genuß des Hoff'schen Malz=Extractes wohlthätig entgegen. Anerkennungen, wie die folgenden an den Hoflieferanten und Dampfbrauerei=Besitzer Herrn Johann Hoff in Berlin, Neue Wilhelmsstraße 1. (Filiale: Hamburg, Schauenburgerstraße 47), beweisen dies:
Berlin, den 4. Juni 1866. Da ich schon seit ein paar Jahren so sehr an Schwäche und Rheumatismus leide, daß mir mein Arzt Ihr wohlthuendes Malz=Extract=Gesundheits=Bier verordnet hat, und da ich mich sehr dadurch gestärkt fühlte, so bitte ich etc. (fortgesetzte Bestellung). Die verwittwete Lieutenant Tulodziecki.
Dessau, den 29. Juni 1866. Das Hoff'sche Malz=Extract=Gesundheits=Bier hat seine bekannte Wirkung abermals bewährt etc. Ludwig Bergen, Regisseur des Herzogl. Hof=Theaters.
Berlin, den 22. October. Durch Erkältung zog sich meine Frau Leiden zu, besonders sehr starken Husten, was schon über ein Jahr dauerte. Ihre Kräfte, obgleich durch ärztliche Hülfe sich etwas bessernd, nahmen doch sehr ab, so daß man das Schlimmste befürchten mußte. In Folge dessen ergriff ich meine Zuflucht zu dem in aller Welt berühmten Hoff'schen Malz=Extract=Gesundheits=Bier und wirklich fühlte meine Frau sich nach einiger Zeit neu gestärkt und sah auch ich ihre Kräfte täglich zunehmen. Der Wahrheit gemäß glaube ich allen Denjenigen, die an Blut= oder allgemeiner Körperschwäche leiden, dasselbe ganz besonders empfehlen zu können. (Bestellung.) Freiherr von der Bodtlenburg.
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Niederlage in Schönberg bei Herrn Wilh. Heincke.


Der Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg auf das Jahr 1867
ist bei mir, wie auch bei den Buchbindern Herren Bade und Sievers, das Stück für 3 Schillinge, zu haben.
L. Bicker.


General=Versammlung des Imker=Vereins am 11. November 1866. Nachmittags 2 Uhr im Boye'schen Locale.


J. H. Hannemann,
Lübeck, Breite Strasse Nro. 787,
im Hause des Herrn Kaibel, empfiehlt sein reichhaltiges Lager von angefangenen, fertigen und garnirten Stickereien, sämmtliches Material zur Anfertigung derselben, sowie eine große Auswahl zur Stickerei eingerichteter Gegenstände.


U. Beermann & Co.
(Lübeck, Klingberg 927)
empfehlen für den Herbst und Winter außer ihrem sehr schönen assortirten Lager von Kleiderstoffen und long Shawls eine eben so bedeutende Auswahl der modernsten Paletots, Rad-, Pellerinen- und Aermel-Mäntel, wie auch Damen- und Kinder-Jacken neuester Facon.
Sämmtliche baumwollene Waaren in sehr guten Qualitäten zu besonders billigen Preisen.


Von meiner Weide sind mir am Montag, den 29. October, Nachmittags sechs Schaafe und drei Hammel (fünf schwarzgrau und drei weiß) abhanden gekommen. Wer mir darüber Auskunft geben kann, erhält eine angemessene Belohnung.
Bauervogt Böge in Schlutup.


J. v. Liebig's Ernährungs=Pulver
für Kinder, Schwächliche und Genesende,
6 Schilling (Mecklenburg) per Paquet zu acht Portionen nebst Gebrauchs=Anweisung empfiehlt die Domhof=Apotheke zu Ratzeburg.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Geboren: 23. October dem Hauswirth Woisin zu Kleinfeld eine Tochter. - 30. October dem Arbeitsmann Franck zu Sabow ein Sohn. - 1. November dem Schmiedemeister Bremer hieselbst ein Sohn.

Gestorben: 21. October Cathar. Elisab. Luise Lenschow, Schneidermeisters=Tochter hieselbst, 1 J. alt. - 24. October Cathar. Maria Sophia Maaß vor Schönberg, 3 J. 4 M. alt. - 28. October Hermann Daniel Bade, Webermeister hieselbst, 54 J. 7 M. alt. - 29. Oktober Johann Jochen Heinrich Fick, Bürger und Baumann vor Schönberg, 48 J. 1 M. alt.

Copulirt: 26. October Peter Heinrich Reimer, Arbeitsmann hieselbst, und Catharina Maria Ahrendt hieselbst. - 26. Oktober Hans Heinrich Bade, Arbeitsmann hieselbst, und Anna Maria Catharina Voß zu Sabow. - 30. October Georg Friedrich Wilhelm Ohls, Schlachtermeister hieselbst, und Margaretha Elisab. Peters hieselbst.

Proclamirt: Friedrich Heinrich Rath, angehender Arbeitsmann zu Zehmen, und Cath. Lise Oldenburg zu Sabow.

Sonntag, 4. November.
Reformationsfest.
Frühkirche: Pastor Kämpffer.
Vormittagskirche: Pastor Fischer
(Collecte für die Bibel=Gesellschaft.)
Amtswoche: Pastor Fischer.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Okt.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
30.
31.
1.
34.45
36.19
36.73
4.8
4.5
5.0
7.6
8.2
8.4
SW
NW
SW
3
1
1
trübe.
heiter.
trübe.

Am 30. u. 31. fielen 22 u. 1 Cub.=Zoll Regen auf 1 Q.=F.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund12 1/2 - 13 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Hasen, d. St. 32 - 40 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.7 - 9 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Gänse64 - 76 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 6 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen22 - 23Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Roggen15 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste14 - 14Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 - 11Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen10 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat25Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen24Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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