No. 69
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. August
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 69 Seite 1]

Alle im Jahre 1845, und zwar vom 1. Januar bis 31. Dezember, beide Tage einschließlich, gebornen jungen Leute männlichen Geschlechts werden, um Zwecks der bevorstehenden Militär=Aushebung angeschrieben zu werden, hiermit geladen, am

Freitag, den 14. September,
Morgens 9 Uhr,

vor Großherzoglicher Landvogtei zu erscheinen, zugleich auch angewiesen, unfehlbar ihre Taufscheine mitzubringen.
Für diejenigen jungen Leute, welche auf Wanderung oder sonst behindert sind, am gedachten Tage persönlich zu erscheinen, muß einer der Angehörigen oder der Vormund sich einfinden und den Taufschein produciren.

Schönberg, den 27. August 1866.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. C. L. v. Oertzen. Seip.


- Der Friedensvertrag zwischen Preußen und Oesterreich wurde am 23. d. unterzeichnet und ist nach Berlin und Wien zur Ratification abgegangen. Sofort nach erfolgter Auswechselung der Ratification beginnt die Räumung der von den preußischen Truppen besetzten Landestheile. Für die gänzliche Räumung Böhmens ist eine dreiwöchentliche Frist festgesetzt worden.
- Die Verhandlungen Preußens mit Sachsen haben dieser Tage begonnen. An Kriegskosten soll Letzteres 20 Millionen Thaler bezahlen und sollen die befestigten Punkte des Landes, zu welchen jetzt auch Dresden gehört, von Preußen besetzt bleiben.
Schwerin, 25. Aug. Wie verlautet, werden die Allerhöchsten Landesherren binnen Kurzem einen außerordentlichen Landtag berufen, um demselben einen am 21. d. mit der preußischen Regierung abgeschlossenen Vertrag zur verfassungsmäßigen Berathung vorzulegen.
- Durch Vermittelung des Präsidenten ist ein neuer Adreß=Entwurf (der neunte) im Abgeordnetenhause zu Berlin aufgestellt worden, in welchem theils Weglassungen, theils Aufnahmen von Stellen der Altliberalen, theils ein neuer Schluß gegeben ist. Derselbe sollte am 23. August debattenlos angenommen werden, um so die Sache nicht noch länger zum großen Verdruß Vieler hinauszuschieben. Als Antragsteller fungirten die beiden Vicepräsidenten Stavenhagen und Bonin. Die Adresse wurde endlich mit großer Majorität (gegen 25 Stimmen) angenommen. Von der Linken waren Jakoby und noch drei (Polen und Katholiken) dagegen. Zwanzig abgeordnete sollen dem König die Adresse überreichen, welcher durch den Grafen Bismarck dem Hause anzeigen ließ, daß er diese Deputation empfangen wolle.
- Am 21. August ist das Mecklenburg=Strelitzer Contingent in Leipzig eingerückt und dort und in Probstheide einquartiert worden.
- Man hat alle Hoffnung, daß im preußischen Abgeordnetenhause sowohl das Indemnitäts=Gesetz als auch die Credit=Forderung durchgehen werden, da in der Budget=Commission beide Vorlagen eine bedeutende Majorität für sich haben.
- König Georg von Hannover hat sich noch einmal an Napoleon gewendet und den Antrag gestellt, daß man das Volk abstimmen lassen soll, ob es künftig dem Welfenhause oder den Hohenzollern angehören will. Napoleon soll auch in Hannover Erkundigungen eingezogen und die Antwort erhalten haben, daß sich die Bevölkerung gern in die neue Lage fügen werde. Dieselbe Nachricht soll auch die Königin von England erhalten haben.
- Die Württemberger haben ihre 8 Millionen Gulden Kriegskosten sofort in guten Werthpapieren bezahlt und schon ziehen die preußischen Truppen aus Hall etc. sich zurück.
- In Berlin werden großartige Anstalten zum Sieges=Einzug der preußischen Armee, welcher in einigen Tagen beginnen soll, gemacht. Der Ober=Bürgermeister Seydel läßt Denkmünzen prägen, will ein kolossales Sieges=Monument errichten und einen besonderen Hymnus zur Verherrlichung des tapferen Kriegsheeres einstudiren lassen.
- Auf ihrer Reise nach Coblenz ist die Königin von Preußen zu Limburg an der Lahn als Landesmutter begrüßt worden. Der katholische Stadtpfarrer und Dom=Vicar Ibach hielt die Anrede. Die Königin hinterließ eine Schenkung zu einer kirchlichen milden Anstalt.
- Die "Berliner Börsenzeitung" bringt die Nachricht, daß Graf Bismarck in den nächsten Tagen zum Großkanzler ernannt werde.
- Die sächsische Landes=Regierung sucht 7000 inländische Schanzarbeiter, da von Seite Preußens weitere Befestigungen bei Dresden angeordnet wurden. Die Arbeiten beginnen am 3. September.
- Bei dem am 27. August stattgehabten diesjährigen Königschießen der Schönberger Schützenzunft hat der Ackerbürger P. Burmeister vor Schönberg den Königsschuß gethan und marschirte als Schützenkönig ein.

[ => Original lesen: 1866 Nr. 69 Seite 2]

- Was sich die Dänen nicht einbilden! Sie sind der festen Meinung, daß sie Alsen wieder bekommen würden und haben sich vorgenommen, die daselbst wohnenden Deutschen in jeder Weise so lange zu quälen, bis sie auswandern.
- Es hat den Anschein, als wollte es bald hinten in der Türkei wieder losgehen. Auf der Insel Candia (Kreta) und auf Cypern hat das Volk sich bereits erhoben, die türkischen Fesseln abzuwerfen. Die Türken wurden vertrieben und der König von Griechenland als Landesherr ausgerufen.
- Die Aufhebung des Salz=Monopols in Preußen soll schon zum 1. April nächsten Jahres in Aussicht genommen sein. Der Eingangs=Zoll, bez. die Verbrauchssteuer, soll 2 Thlr. pro Centner betragen.
- Der landesherrliche Vorstand der Stadt Ratzeburg soll künftig nicht mehr den Titel Stadt=Commissär, sondern Stadt=Hauptmann führen.
- Die von Oesterreich an Preußen zu zahlende Kriegsentschädigung von 20 Millionen Thaler in Silber ist am 21. d. mittelst eines Extra=Güter=Zuges von Wien abgegangen. Dieselbe ist in Fässern verpackt und von 10 Beamten, 12 Dienern und 36 Feldjägern begleitet. Das Zahlen dieses Geldes, welches von 20 Beamten vorgenommen wurde, erforderte sechs Tage.
- In dem ehemaligen Bundespalast in der Eschenheimer Gasse zu Frankfurt am Main ist Niemand zurückgeblieben als der alte Portier.
- Die Kaiserin von Mexiko hat keinen großen Trost in Paris gefunden. Sie ist nach Brüssel abgereist und wird von da nach Miramare sich begeben und in Ischl die Eltern ihres Gemahls aufsuchen. Ihre Rückkehr nach Mexiko wird vielfach in Zweifel gezogen.
- In Interlaken (Schweiz) ist der Bruder des Vicekönigs von Egypten, Mustapha Pascha, eingetroffen und hat im Victoria=Hotel Wohnung genommen.
- Am Napoleonstage (15. d.) fand in Paris gelegentlich des Feuerwerkes auf der Concordiabrücke und auf dem Concordiaplatz ein entsetzliches Unglück statt. Die Polizei hatte nämlich auf der rechten Seite die Brücke absperren lassen. Die Soldaten, welche dort aufgestellt waren, ließen Niemand durch und als nach dem Abbrennen des Feuerwerkes die Menge des linken Seine=Ufers sich nach der Brücke wälzte, um die Illumination auf dem Concordiaplatze anzusehen, wurde das Gedränge auf der Brücke so groß, daß Niemand mehr durchkam. Die Tausende von Leuten, welche dort Posto gefaßt, von den Soldaten auf der einen Seite zurückgeworfen, auf der anderen von einer heranstürmenden Menge fast erdrückt, wußten sich kaum noch zu helfen, als plötzlich ein Pöbelhaufe mitten in die Menge hineinstürzte. Nun stieg die Verwirrung auf's Höchste. Zuerst ertönte ein gellender weiblicher Angstschrei, dann furchtbares Hülferufen, durch welches das Aechzen der Sterbenden und das Wimmern der Verwundeten schauerlich hindurchdrang. Jeder bemühte sich, sein Leben zu retten. Es folgte ein wilder Kampf, wobei Keiner mehr an seinen Nächsten dachte. Wer niederstürzte, wurde unbarmherzig zertreten. Die Schreckens=Scene dauerte etwa zehn Minuten und nachdem die Menge zurückgewichen war, bot die Brücke einen traurigen Anblick dar. Gegen 60 Leichen von Männern, Frauen und Kindern lagen unter mehr als 100 Schwerverwundeten umher. Es sollen über 300 Personen verwundet worden sein, viele hatten aber noch die Kraft, sich fortzuschleppen. Der Kaiser, welcher sofort den Verwundeten Unterstützung zukommen ließ, soll von diesem traurigen Zwischenfall tief ergriffen worden sein. Es ist das erste Unglück, das seit seiner Thronbesteigung an seinem Namenstage vorkam. Seine Reise nach Chalons ist aufgegeben.
- In Cherbourg wird eine Anzahl Transport=Schiffe ausgerüstet, womit die französischen Truppen aus Mexiko geholt werden sollen.
- Zu dem großen Liebeswerk der National=Stiftung, die auf Anregen des Kronprinzen von Preußen für invalide Krieger gemacht werden soll, wollen vor allen Anderen die reichen Hamburger ihre Geldsäcke aufthun, sie wollen sich nicht von den Bürgern von Bremen beschämen lassen, die für Besorgung und Pflege der Verwundeten sehr große Opfer dargebracht haben.
- Die mit Preußen verbündeten beiden Mecklenburg, beiden Lippe, Oldenburg etc. beabsichtigen je einen Orden, bestehend aus einem Kreuz am Bande, sämmtlichen Kriegern, die an den ewig denkwürdigen und glorreichen Siegen theilgenommen, zu verleihen.
- Die in der großen österreichischen Tabaks=Fabrik von den Preußen erbeuten 30,000 Centner Tabak und 80 Millionen Cigarren wurden nicht unter die Soldaten vertheilt, sondern von der preußischen Militärverwaltung verkauft.
- Die Besetzung der Festung Mainz durch preußische Truppen erfolgte am 26. d. Mts.
- Böhmen soll bis zum 15. September von den preußischen Truppen vollständig geräumt sein.
- In der preußischen Münze werden gegenwärtig sogenannte "Sieges=Thaler" geprägt. Auf denselben erscheint das Bildniß des Königs mit einem Lorbeerkranz geschmückt.
- Nach der bis zum 19. d. reichenden Zusammenstellung hat die preußische Armee 283 Offiziere verloren, darunter 5 Generale.
- Die preußischen Krieger sind die echten Söhne Derer, die bei Waterloo zu unserer Hülfe erschienen; die preußische Armee tritt wieder ein in den Rang, den sie vor hundert Jahren einnahm, wo Friedrich der Große sie zur ersten Armee der Welt gemacht hatte. So schreiben die Times.
- Der deutsche Zollverein soll nicht aufhören. Er soll vielmehr in der bisherigen Weise allenthalben aufrecht erhalten werden. Auch der Vertrag mit Oesterreich soll nicht fallen.
- Der Herzog Friedrich von Augustenburg will die Holsteiner ihres ihm geleisteten Huldigungs=Eides entbinden. Er scheint sich in das Unvermeidliche zu fügen.
- Die sächsische Division, die seit dem Waffenstillstand in der Umgebung von Wien concentrirt stand, hat ihren Rückmarsch in die Heimath angetreten.
- In Sibirien haben etwa 1000 dort in der Verbannung schmachtende Polen Revolution angefangen, mehrere russische Aufseher getödtet und sich in die Wälder geflüchtet, wurden aber von nachgeschickten Truppen größtentheils wieder eingefangen.
- Dieser Sommer ist für Reisende in der Schweiz nicht günstig. Nebel, Regen, Kälte und Schnee sind seit Wochen an der Tagesordnung. Am 11. August schneite es fast den ganzen Tag auf dem Rigi und Abends hatte es Eis auf dem Culm. Es wird alle Tage eingeheizt. Daß die Gäste gering an Zahl sind, versteht sich von selbst.
- Die neue Synagoge in Berlin, welche an Glanz und Pracht die zu Leipzig und Cöln weit übertrifft und ein zweiter Salomonischer Tempel sein soll, wird am 5. September feierlich eingeweiht werden.
- Der Marschall Forey hat in Nancy bei der Schulprämien=Vertheilung die Jugend mit dem Charakter des "Kindes von Frankreich" bekannt gemacht. Der kaiserliche Prinz, sagte er, ist ein Sohn seiner Zeit, dessen größter Ehrgeiz darin besteht, erstens den Degen der Napoleoniden zu tragen, denn er habe sich geäußert: "Was soll aus mir werden, wenn ich nicht Soldat bin?"
- In New=Orleans (Amerika) ist einige Tage nach dem Schluß des Kongresses eine grauenvolle Metzelei vorgekommen. Es wurden sechs weiße und vierzig schwarze Republikaner ermordet. Man will behaupten, die Greuelthat sei nicht ohne Mitwissen des Präsidenten Johnson geschehen.
- Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten von Nordamerika betrug am 1. August 2750 Mill. Dollars, der Baarvorrath im Staatsschatz 137 Millionen.
- Die Nachricht, es werde schon im September die Huldigung in den von Preußen annectirten Ländern stattfinden, ist verfrüht.

[ => Original lesen: 1866 Nr. 69 Seite 3]

- In einem Garten zu Aschaffenburg wurden am 16. d. die ersten Trauben geschnitten.
- In der Schweiz, in Frankreich und in Ungarn fällt die Getreide=Ernte gering aus.
- Die Schneekoppe will auch im Sommer ihrem Namen Ehre machen. Sie war am 16, d. über und über mit Schnee bedeckt.
- Auf der Insel Corsika steht der große Fichtenwald seit acht Tagen in hellen Flammen. Man weiß zur Stunde nicht, wodurch der Brand ausgekommen ist.
- Zwischen dem Tigris und dem Euphrat in einem Umkreis von 15 Meilen sollen in Folge eines plötzlichen Zusammensturzes des Erdbodens 16 Dörfer mit allen ihren Bewohnern versunken und verschwunden sein.
- Feldmarschall Wrangel erhielt am Tage seines 70jährigen Dienst=Jubiläums von unbekannter Hand folgendes Telegramm:

Ein donnernd Hoch dem Jubilar
Der 70 Jahre Preußens Aar
Gefolgt im Siegesscheine!
Erhalte Gott Dich braven Mann
Und Deinen König obenan
Zum Schutz dem deutschen Rheine!
- In dem Berner Oberlande (Schweiz) sieht man in Folge des anhaltenden Regens während der letzten Tage großen Überschwemmungen entgegen. Von allen Bergen strömt Wasser herunter, jeder Graben ist ein Bach, jeder Bach ein Strom geworden. Schwarz, wie Dinte, schnellt der Gießbach seine Wellen in den Brienzer See hinaus. In selten gesehener Größe donnert der Plalany=Bach über die Felsen am Fuße des Rothhorns herab. Trotz des noch immer anhaltenden Regens ist der Anblick imposant. Aber auch Furchtbares und Verderbliches bringen diese Wasserströme. Bereits ertönen die Sturmglocken und rufen zum Kampf gegen das wilde Element, welches die Ufer des Lombachs überschritten hat und sich über die Felder ergießt. Aehnliches schreibt man auch aus anderen Cantonen. Auf dem Rigi soll der Schnee mehrere Fuß hoch liegen, so daß die dort anwesenden Fremden förmliche eingeschneit sind, wie im Winter.
- Benedek, der österreichische Feldzeugmeister, ist in Brück an der Mur eingetroffen, um in stiller Zurückgezogenheit über sein Schicksal, wenn auch nicht zu murren, doch nachzudenken.
- (Erstlingsbrod.) Wenn die Garben einige Tage in der Scheune gelegen haben, werden sie bekanntlich warm und feucht. Man sagt dann: Das Korn schwitzt. Wenn die Garben aber sofort gedroschen werden, wie sie vom Felde kommen, und das neue Getreide, nachdem es vielleicht noch etwas an der Sonne gedörrt ist, frisch gemahlen wird, so macht das Korn den Schwitzproceß nicht durch. Nimmt man ausgesiebtes Mehl von ungeschwitztem Roggen und säuert es mit lauwarmer Dickmilch und etwas Gest (Hefe) an, so erhält man ein ganz ausgezeichnetes Brod, sehr locker, gelblich weiß und überaus wohlschmeckend. Man muß es aber erst am andern oder dritten Tage nach dem Backen aufschneiden. In vielen Haushaltungen verbackt man jetzt Mehl von überjährigem Roggen und hat daher nie Gelegenheit, den Wohlgeschmack des Erstlingsbrodes zu kosten. Um deßwillen machen wir die Hausfrauen hierauf aufmerksam.
- Ein gewisser Herr L., der eine bescheidene Anstellung in einem Pariser Bankhause hatte, wurde eines Morgens auf dem Wege in sein Comptoir von einer alten Schreibrequisiten=Händlerin mit den Worten angerufen: "Kaufen Sie einen Bleistift um einen Sou, das wird Ihnen Glück bringen! - "Meinetwegen", sagte L. lachend, nahm den Bleistift und bezahlte ihn. Diese Scene wiederholte sich nun längere Zeit täglich, ohne daß L. von dem verheißenen Glücke etwas verspürte. Eines Morgens fand er die alte Frau nicht mehr an ihrem Platze und kam sie auch nicht wieder. Er hatte ihr Verschwinden anfänglich bedauert, weil sie ihm jeden Morgen so herzlich Glück wünschte, endlich aber vergaß er sie. Da bekam er dieser Tage ein Schreiben, worin ihm ein Notar mittheilte, daß er von der verstorbenen alten Schreibrequisiten=Händlerin zum Universal=Erben ihres, in einem Landhause, mehreren Weingärten etc. und 173,000 Francs in baarem Gelde bestehenden Vermögens eingesetzt worden sei.
- Ein bayerischer Soldat, der im Gefecht einen preußischen Landwehrmann mit dem Bajonnet durchbohrte, ist wahnsinnig geworden und mußte in's Irrenhaus gebracht werden. Immer wiederholte er die Worte, mit denen der Landwehrmann umsank und starb: "Ach Gott, meine Frau und meine armen Kinder."
- Ein amerikanisches Blatt enthält folgende Mittheilung: "Reisende, die des Lebens müde sind und damit zu Ende zu kommen wünschen, denen rathen wir, mit der Alexandria=Eisenbahn zu fahren. Man verläßt Washington Abends und kommt am andern Morgen entweder in Richmond oder im Himmel an. Jeder Zug ist mit einem Chirurgen, Amputirtisch, Leichenbesorger und den schönsten Särgen von der Welt versehen. Sollte ein Unfall passiren, so können Leichen in den längs der Bahn befindlichen Spitälern sofort einbalsamirt werden."
- Drei Knaben im Alter von 12-15 Jahren, achtbaren Berliner Bürgern gehörig, faßten vor etwa vier Wochen den begeisterten Entschluß, sich gemeinschaftlich an dem Kriege zu betheiligen. Mit etwas Geld, Proviant und einem Kistchen Cigarren versehen, entfernten sie sich heimlich, befreundeten sich auf dem Anhalt'schen Bahnhofe mit den Soldaten eines daselbst abgehenden Bataillons, fanden Aufnahme in einem Coupee und erreichten in solcher Cameradschaft den Kriegsschauplatz, wo sie alle Strapazen des Feldzugs theilten, bis sie endlich in Folge Requisition ihrer geängstigten Eltern auf Befehl des Prinzen Friedrich Carl mit Reisegeld versehen heimgeschickt wurden.
- Ein mit seiner jungen Frau von der Hochzeit heimfahrender böhmischer Jude wurde hinter Piatra in einem Walde von vier Zigeunern angefallen. An der von dem Kutscher, welcher sich durch die Flucht rettete, bezeichneten Stelle fand man den Juden mit halb ausgerissenem Barte und zerschlagenem Schädel, seiner in 200 Dukaten (über 600 Thlr.) bestehenden Baarschaft beraubt. Neben ihm lag seine mißhandelte und sodann durch Erdrosseln getödtete Frau entblößt und ihres Schmuckes beraubt. Der Wagen lag in mehreren Stücken herum; die Pferde sind wahrscheinlich von den Räubern mit weggeführt worden.


Anzeigen.

Vorladung.

Antragsmäßig soll über die dem Rademachermeister Johann Friedrich Hartwig Oldenburg gehörende, zu Gr. Mist belegene Büdnerstelle c. pert. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das anzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag, den 4. September 1866, Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderung auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 14. Juni 1866.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. von Oertzen.
(L.S.) O. Reinhardt.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 69 Seite 4]

Sonntag, den 2. September:
Kirchen=Concert
Zum Besten der preußischen Invaliden und der Familien gefallener Krieger in der Kirche zu Schönberg.
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Programm:
1) Fest=Präludium für die Orgel von Volkmer, vorgetragen von Herrn Organisten Meyer.
2) Arie für Alt aus "Elias" von Mendelssohn=Bartholdy, vorgetragen von Frau Schoeps aus Schlesien.
3) Adagio für Violine von Beethoven, vorgetragen von Herrn Weißensee aus Ratzeburg.
4) Terzett aus "Elias", gesungen von den Damen: Frau Schoeps, Frau Rector Groth, Fräulein Glaser, Fräulein Louise und Emilie Rusch.
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5) Fantasie und Fuge für die Orgel, componirt und vorgetragen von Herrn Meyer.
6) Arie für Alt, comp. von A. Stradella, vorgetragen von Frau Schoeps.
7) Adagio für Violine von Mozart, vorgetragen von Herrn Weißensee.
8) Recitativ und Arie für Alt aus "Paulus" von Mendelssohn=Bartholdy, vorgetragen von Frau Schoeps.
9) Präludium und Fuge für Orgel von J. S. Bach, vorgetragen von Herrn Meyer.
Anfang 5 Uhr Nachmittags.
Entrée nach Belieben.


Bergmann's Zahnwolle zum augenblicklichen Stillen jeder Zahnschmerzen, empfiehlt à Hülse 4 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Die Gewinn=Liste zur Tombola
wird am Dienstag Nachmittag, eine Stunde nach Beendigung der Ziehung, auf dem Festplatze und in meinem Hause für einen Schilling zu haben sein.
L. Bicker.


Der Dynamon, galvano=elektrischer Heil=Apparat
zur Selbstanwendung ohne fremde Hülfe auf fast jede Körperstelle, heilt laut vielen Zeugnissen und Dankschreiben schnell und sicher auf naturgemäße Weise: Gicht, Rheuma, Hämorrhoiden, Lähmung, Folgen von Verwundungen, wie Gelenksteifigkeit, Geschwüre und Nervenschmerzen, Asthma, Zittern, Krämpfe, Congestionen, Leberleiden, Hüftweh, Kopfschmerz, Rückenleiden, Hautkrankheiten, Flechten, Harthörigkeit, Haarausfällen, Nervenleiden, angehende Schwindsucht, Pollutionen, Impotenz, Schwäche=Zustände u. s. w., sowie alle Störungen des Organismus, sofern dieselben überhaupt durch Anregung der Naturheilkraft noch heilbar sind.
Die Anwendung des Dynamons, dessen Heil=Wirkung oft augenblicklich, oft nach mehrmaliger Application erfolgt, stellt Wärme, Beweglichkeit und Empfindung in allen Theilen des Körpers wieder her und ertheilt ihm neue Fähigkeit zur Assimilirung und Absonderung, ohne welche Krankheiten eintreten, welche die Zerstörung des menschlichen Körpers zu Folge haben.
Dieser sinnreich construirte, in seiner Handhabung höchst bequeme und im Vergleiche mit seiner Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit höchst wohlfeile Apparat ist nebst Gebrauchsanweisung zum Preise von 6 Thlr. pr. Cour. zu beziehen vom Erfinder Professor J. Momma, Naturforscher in Düsseldorf. - Frankiren.


Concert=Anzeige.
Unter Leitung des Herrn Mette und unter gütiger Mitwirkung der "Ratzeburger Liedertafel", des "Feierabend" und der hiesigen Musiker wird der hiesige Gesang=Verein am
Sonntag, den 2. September, in der Domkirche ein Concert zur Aufführung bringen.
Der Ertrag desselben ist zum Besten solcher bestimmt, die durch den Krieg hülfsbedürftig geworden!
Programm.
1) Orgelsatz.
2) Arie aus "Paulus" für Sopran mit Orgel=Begleitung von Mendelssohn.
3) Choral: "Ein feste Burg" für gemischten Chor.
4) Solo=Quartett aus "Requiem" von Mozart.
5) Der 24ste Psalm für Männer=Stimmen von H. Mette.
6) Sopran=Solo: "Ich suche dich, Herr!" mit Orgel=Begleitung von A. Hesse.
7) Der 42ste Psalm für gemischten Chor mit Instrumental=Begleitung von Mendelssohn.
Anfang des Concerts Nachmittags 4 1/2 Uhr. Eintritts=Karten à 8 Schillinge sind bei Herrn Mette und dem Unterzeichneten, sowie an der Eingangsthür des Domes vor Beginn des Concerts zu haben.
Domhof=Ratzeburg, den 28. August 1866.
Im Auftrag: Hennies.


Pferdehändler Beckmann von Probst=Jesar wird mit einem Transporte Hannoverscher Füllen am 28. dieses Monats in Sahmkow bei Herrn L. Seeler und am 29. in Schönberg bei Madame Boye eintreffen.


Der Dorf=Schäfer in Zarnewenz hat in der vorigen Woche ein Fernrohr gefunden, das der Eigenthümer beim Arbeitsmann Räsenhöft in Zarnewenz gegen die Kosten zurückerhalten kann.


Am 3. und 4. September dieses Jahres findet ein Scheibenschießen "nach Gewinnen" statt, wozu Unterzeichneter ergebenst einladet.
Campow, den 25. August 1866.
Knabjohann, Krüger.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
24.
25.
26.
27.
38.32
38.29
38.32
35.88
8.5
11.2
10.8
12.3
17.9
19.8
21.5
22.1
NNO
OSO
SSW
S
0
0
1
1
trübe.
wolkig.
-
zieml. heiter.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. - - Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Blumenkohl d. Kopf3 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Kirschen d. Pfund - Schilling (Mecklenburg). -


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Gerste12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 14Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat22 - 23Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 18Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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