No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. August
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 66 Seite 1]

- Neustrelitz, 14. August. Soeben verbreitet sich die Nachricht, daß unser Militair (Infanterie und Artillerie) morgen früh zwischen 6 und 7 Uhr nach Mirow abmarschirt, um von dort nach Wittemberge und dann auf der Eisenbahn nach Leipzig zu gehen. (N. Z.)
- Die französische Eifersucht fängt an, sich in der Armee, in der Presse und in dem Volke zu regen. Sie kann Preußen sammt Deutschland nicht stärker und mächtiger werden sehen, ohne an eine Entschädigung durch Land und Leute für Frankreich zu denken. Mit den Franzosen, selbst den sonst aufgeklärtesten, ist hierüber nicht zu reden, sie haben in diesem Punkte ihre eigene Logik. Sie verlangen die bayerische Rheinpfalz und die südwestliche Ecke von Rheinpreußen mit dem mächtigen Kohlenbecken der Saar. Wie weit Napoleon mit dieser merkwürdigen Anmaßung seiner Franzosen einverstanden ist oder wie weit er ihr zur Erhaltung seiner Dynastie nachgeben zu müssen glaubt, ist noch gänzlich unbekannt. Auch die französischen Bäume werden nicht in den Himmel wachsen. Möglich, daß die alte französische Eifersucht gegen Deutschland als ein Gewitter aufsteige, sicher aber, daß die rasche Einigung ganz Deutschlands der beste Blitzableiter sein wird.
- Es kommt eine doppelte Bestätigung der französischen Gelüste, nämlich aus Berlin und Wien. Bismarck bringt sie in seiner "Nordd. Allg. Ztg." zur Sprache, indem er sagt, das französische Ansinnen lasse sich nur erklären, wenn die französische Politik einen totalen Umschwung erlitten habe. Frankreich könne unmöglich in den Veränderungen des deutschen Besitzbestandes eine Gefährdung erblicken. Ganz anders äußert sich eine Wiener Zeitung, die "Presse". Sie zählt schadenfroh die Gründe Frankreichs, in Deutschland einzuschreiten, an den Fingern her und versteigt sich schließlich zu dem Rathe: Wenn Napoleon die Interessen Frankreichs gegen ein vergrößertes Preußen wahren wolle, so müsse er rasch handeln. (Heißt das vielleicht, in die eben in Prag begonnenen Friedensverhandlungen eingreifen?)
- In amtlichen Kreisen Berlins werden die Angaben auswärtiger (französischer) Blätter, Frankreich verlange die Abtretung deutschen Gebiets, als grundlos bezeichnet.
- Die Bewegungen in Süddeutschland zu Gunsten einer Einigung Deutschlands unter der Führung Preußens wachsen. In Württemberg hat sich eine "Deutsche Partei" gebildet mit dem Programm: "Keine Trennung Deutschlands durch die Mainlinie!" - In München machen sich lebhafte Bestrebungen kund, 1) für Unterordnung Bayerns unter die Führung Preußens, 2) für schleunige freundschaftliche Annäherung an Preußen, 3) für Herstellung eines Parlaments. In zahlreichen anderen bayerischen Städten zeigt sich dieselbe Agitation. "Es liegt in der Hand Preußens, das bayerische Volk zu seinem aufrichtigen Bundes=Genossen zu machen, die Sympathieen für Preußen sind im Wachsen", sagt die "A. A. Ztg."
- Die Preußen haben in ihren Zeughäusern etwa 500 eroberte Kanonen, 38 Fahnen und acht Standarten eingeheimst.
- Den Frankfurtern ist die Contribution von 25 Millionen Gulden zwar nicht erlassen, aber doch die Zahlung bis dahin vertagt worden, wo über das Schicksal der Stadt entschieden sein wird.
- Der Abschluß des Friedens mit Württemberg und Baden steht nahe bevor. Dagegen sind die Friedensverhandlungen mit Bayern in's Stocken gerathen.
- Der Bündnißvertrag, welcher von Preußen den ihm befreundeten deutschen Regierungen vorgelegt wurde, ist von den Bevollmächtigten derselben theils schon unterzeichnet, theils wird dieser Act in den nächsten Tagen stattfinden.
- Die Berliner "Bank= und Handels=Zeitung" hört, daß schon in den nächsten Tagen die Annexion von Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt durch die preußische Regierung förmlich ausgesprochen werden soll. Wahrscheinlich wird dem Landtage schon am 14. August die darauf bezügliche Vorlage gemacht werden.
- Unter den 345 Mitgliedern des preußischen Abgeordneten=Hauses befinden sich die Minister v. d. Heydt, v. Roon, v. Selchow und Graf Eulenburg, sowie die Minister a. D. v. Bonin, v. Patow, Graf Schwerin und der ehemals sächsische Minister v. Carlowitz, ferner 57 Justiz= und Gerichts=Beamte, 11 Rechts=Anwälte, 30 Ministerial=, Regierungs= und sonstige Verwaltungs=Beamte, 40 Landräthe, 5 Amtleute und Schulzen, 14 Bürgermeister und Mitglieder städtischer Behörden, 12 Professoren, Lehrer, Gelehrte und Künstler, 20 Pensionirte, ausgeschiedene oder zur Disposition gestellte Beamte, 3 Geistliche, 7 Aerzte, 7 pensionirte Offiziere, 4 Zeitungs=Redacteure, 1 Commerzienrath, 1 Commissionsrath, 26 Kaufleute, Fabrikanten und Gewerbetreibende, 5 Kammerherren, 62 Ritterguts=Besitzer, 26 Guts=Besitzer und 9 Bankiers und Rentiers. Durch in Berlin ansässige Abgeordnete werden 33 auswärtige Wahl=Bezirke vertreten. Ueberwiegend wird der ländliche Grundbesitz und darin der Adel repräsentirt. Das Haus zählt 132 Adelige, worunter der Prinz von Hohenlohe=Ingelfingen und 21 Grafen.
- Die nach London entführten 19 Millionen hannoverscher Staatsobligationen sollen von der preuß. Regierung für ungültig erklärt werden.
- Wie eine Bombe kam die Kaiserin von Mexiko nach Paris geflogen, sie war nicht erwartet, aber sie war da, eine kluge und energische Frau, ganz allein über's Meer. Napoleon stampfte mit dem kranken Fuß auf und mußte sie doch höflich

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und freundlich empfangen. Was will die Kaiserin? Den Kaiser Napoleon bitten, daß er seine Franzosen in Mexiko lasse. Wenn er sie aber abruft, dann will sie und ihr Gemahl, Kaiser Max, Mexiko noch eher verlassen und zusehen, wie sich Napoleon mit Ehren oder Unehren aus dem mexikanischen Abenteuer herauszieht.
- In den bis jetzt veröffentlichten Verlust=Listen der preußischen Armee sind namhaft gemacht: 2472 Todte, 5341 Schwer=, 8885 Leichtverwundete und 2559 Vermißte; im Ganzen also 19,257.
- Die Zerstörung und Beschädigung von Privat=Eigenthum in Böhmen, Mähren, Nieder=Oesterreich und Oesterreichisch=Schlesien, welche der Krieg mit sich brachte, wird auf 300 Millionen Gulden geschätzt. Es sollen diese Verluste auf das ganze Reich vertheilt werden und sind Commissionen zur näheren Ermittelung der Beschädigungen bereits in Thätigkeit.
- Die angeblich jetzt von Frankreich beanspruchte Grenze ist die, welche am 23. April 1814 zwischen Ludwig dem Achtzehnten und den Alliirten in Paris festgestellt worden war. Kraft dieser Convention sollte Frankreich alles von ihm am 1. Januar 1792 besessene Gebiet wiedererhalten, mit Ausnahme einiger kleinen Landstriche, die es benachbarten deutschen Fürsten abtrat, für die es aber anderweitig so überreich entschädigt wurde, daß es einen Zuwachs von 450,000 Einwohnern erhielt. Als Napoleon von Elba heimkehrte, ist diese Grenz=Convention aber wieder verworfen worden und Frankreich mußte sich nun mit seinen Grenzen von 1790 begnügen, in Folge dessen ihm die Festungen Landau, Saarlouis, Philippeville und Marienburg mit deren Umgebungen abhanden kamen. Diese Gebietstheile sind es, auf die Kaiser Napoleon Ansprüche erhebt.
- Die Berliner wünschen die siegreich zurückkehrenden tapferen preußischen Truppen nicht in Parade=Uniform, sondern in den auf dem Felde der Ehre abgetragenen Monturen in die Residenz einziehen zu sehen.
- Heiter auch in ernster Zeit! Die Wiener Humoristen sagen von der Seeschlacht bei Lissa: "Wir brauchten einen Sieg, aber er ist zu Wasser geworden!"
- Der Erfinder des Zündnadelgewehres, der 78jährige v. Dreyse, beabsichtigt in Kurzem die Welt mit einer Schußwaffe zu überraschen, von welcher man annimmt, daß sie dieselbe Revolution bei der Artillerie hervorbringen wird, welche das Zündnadelgewehr bei der Infanterie erzeugte. Er soll auch außerdem noch ein neues, ganz von Eisen gefertigtes Gewehr construirt haben, welches dem Zündnadelgewehr ähnlich, aber drei Pfund leichter und besser zu handhaben ist. Dasselbe soll dem Regen und der Nässe vollkommen widerstehen.
- Unter den zur Fahne einberufenen verheiratheten Soldaten des Großherzoglich Mecklenburg=Strelitzschen Militairs befinden sich viele, in den Städten wohnhaft, deren zurückbleibende Frauen und Kinder der Unterstützung bedürfen. Drei Neustrelitzer Damen, Frau v. Gagern, Frau v. Pentz und Frau v. Matthiessen, haben hiervon Anlaß zu einer Aufforderung genommen, welche die Linderung der Noth dieser Frauen und Kinder bezweckt und sich namentlich an die Frauen und Jungfrauen richtet. Als Beiträge werden Geld, Nahrungsmittel, Frauen= und Kinderkleidungsstücke gewünscht.
- Allen Theilnehmern an dem diesjährigen preußischen Feldzuge soll eine Medaille verliehen werden, die aus der Bronce der eroberten vernagelten österreichischen Geschütze gegossen werden. Daneben will die preußische Regierung besondere Tapferkeit mit dem "eisernen Kreuze" belohnen, diesem alten, in den Befreiungskriegen mit Strömen von Blut erkauften Weihezeichen.
- Am 10. August ist der S. K. H der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin im besten Wohlsein vom Kriegsschauplatze in Schwerin eingetroffen. S. K. Hoheit, der äußerst wohl aussieht und einen Vollbart und Feldmütze trug, beabsichtigt demnächst in's Hauptquartier zurückzukehren.
- Das Dampfschiff "Havre" ist auf der Reise von Havre nach Hamburg total verunglückt; die Mannschaft ist gerettet.
- Am 14. August ist das längst erwartete neueste Werk Fritz Reuters: "Dörchläuchting" 6. Theil von Ollen Kamellen, erschienen.
- Die preußischen Schanzen bei Dresden sind jetzt vollendet.
- In Neustrelitz ist der Verkauf unreifen Obstes, namentlich der sg. Hundspflaumen und Kreken, bei Strafe verboten.
- In Lübeck sind amtlich Vorbeugungsmittel gegen die Cholera und deren Verbreitung bekannt gemacht.
- In Hannover bleibt das Hoftheater im Winter geschlossen, da der unbedingt nöthige Zuschuß von 100,000 Thalern aus der Kasse des Königs wegfällt.
- In Hessen=Cassel soll die Aufhebung des Verbots der Freimaurer=Logen bevorstehen.
- Der Kronprinz von Preußen fordert im "Staats=Anzeiger" zur Bildung einer allgemeinen National=Invaliden=Stiftung auf. Es soll nicht mehr sein, daß die Männer, welche im Dienste des Vaterlandes Krüppel und unfähig zu vielen bürgerlichen Arbeiten geworden sind, hungern und darben und je länger, je mehr sich und Anderen zur Last fallen.
- In Antwerpen hat mehrere Tage hindurch ein ungemein heftiges Feuer gewüthet und enormen Schaden verursacht. Der Brand bedrohte ein ganzes Stadtviertel; mehrere Speicher mit Wolle, Baumwolle, Hanf, Zucker etc. standen in hellen Flammen und außerdem brannten noch circa 8000 Faß Petroleum in verschiedenen Kellern. Die Flammen schlugen "bis zum Himmel" empor; die ganze Stadt war in einen dicken schwarzen Rauch gehüllt; beständig hörte man Petroleum=Explosionen unter der Erde in den Kellern. Etwa zwanzig Häuser wurden zerstört und dadurch Hunderte von Menschen obdachlos, was um so trauriger ist, als in der Stadt auch noch Cholera und Typhus täglich ungefähr fünfzig Opfer fordern.
- Verbrannt sind bei der Feuersbrunst in Antwerpen unter Anderem 10,000 bis 12,000 Faß Petroleum, 1000 bis 1500 Ballen Wolle, 10,000 Ballen Guano, 14,000 Blöcke Palisander=, gegen 6000 Stück Palm= und 10,000 Stämme afrikanisches Tannenholz, ferner große Vorräthe von Reis und Caffee, sowie eine Masse Schiffs=Material, im Ganzen einen Werth von circa sechs Millionen Francs betragend.
- Die Leistungsfähigkeit des atlantischen Kabels beträgt durch die Begünstigung der gleichmäßigen Temperatur in der bedeutenden Tiefe des Oceans 14 Worte per Minute. Es können daher alltäglich Telegramme direkt von Newyork in einer halben Stunde in London erwartet werden. Die Benützung dieses Telegraphen zu Privat=Depeschen ist erstaunlich. Am 8. August war der Draht den ganzen Tag in Bewegung. Die preußische Thron=Rede wurde vom Londoner Correspondenten des "Newyork =Herald" vollständig zu einem Kosten=Betrage von ungefähr 1000 Pfd. Sterling (gleich 6858 Thaler) nach Newyork telegraphirt. Wenn der Verkehr so fortdauert, wird das Kabel, nur drei Worte auf die Minute gerechnet, die ungeheure Summe von ungefähr anderthalb Millionen Pfund Sterling (10,287,000 Thaler) jährlich eintragen.
- Die Abgabe von 1 Cent auf jede Schachtel Streichhölzchen hat im vergangenen Jahre der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika die Summe von 1,500,000 Dollars eingebracht, wonach also 150 Millionen Schachteln verkauft wurden.
- Von Nikolsburg in Wien eingetroffene Reisende erzählen folgenden Vorfall: Bei der erregten Stimmung der Einwohner ersterer Stadt fehlte es namentlich unmittelbar nach der Besetzung derselben durch die Preußen auch nicht an heftigen Aeußerungen gegen deren Commandanten in Rücksicht der Requisitionen und anderer Bedrückungen. Ein Jude war sogar unklug genug, diesem Unmuthe auf offener Straße Ausdruck zu geben und in nicht

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sehr gewählten Worten gegen die Preußen loszuziehen. Einige "Sieger", welche vorbeimarschirten, hielten es nicht unter ihrer Würde, den Mann sofort zu ergreifen und - ohne jede Anwendung des Zündnadelgewehres - so gründlich zu schlagen, daß er in jämmerliches Geschrei ausbrach. Sofort sammelte sich eine große Menge der Einwohner um den Mann und seine Gegner; Soldaten traten hinzu und die Scene drohte in einen allgemeineren Kampf überzugehen, als Graf Bismarck in der Landwehr=Majors=Uniform auf dem Schauplatze erschien. "Was gibt es hier?" fragte er die salutirenden Soldaten. - "Der Mann hat auf die Preußen geschimpft und - -" - "Es ist nicht wahr", schrie der Geprügelte, der den Premier nicht kannte, "ich habe nicht die Armee, ich habe nur den Bismarck geschimpft." - Schallendes Gelächter begrüßte die fatale Antwort, während Alles fragend nach dem Grafen sah. Dieser sagte jedoch ruhig: "Laßt ihn laufen, das haben schon ganz Andere gethan."
- Im Hospital in Bayreuth liegen bayerische und preußische Verwundete. Eine vornehme Dame schickte allerlei Leckerbissen mit der Weisung, sie nur preußischen Verwundeten zu geben. Die Preußen schickten aber Alles zurück und schrieben auf einen Zettel mit Bleistift: "Hier gibts keine Preußen und keine Bayern, sondern nur Verwundete." Und wer erzählt das? Der "Volksbote" in München, der alle Preußen mit Haut und Haar fr--- möchte. Sein eigener Sohn liegt im Hospital und hat's ihm erzählt.
- Man berichtet aus Jungbunzlau in Böhmen folgenden schönen Zug des preußischen Stabsoffiziers Baron v. Molywort. In einem nicht weit von genannter Stadt gelegenem Pachthofe, welcher von den Preußen besetzt wurde, sind von diesen zwei Knaben im Alter von acht und zehn Jahren aufgefunden worden, die laut weinend ihre Eltern, welche sie auf der Flucht bei Annäherung der Preußen verloren hatten, suchten. Man wollte nun dieselben zum nächsten Bürgermeister=Amte bringen um sie dort bis zur Auffindung ihrer Eltern zur Versorgung zu übergeben. Als jedoch der commandirende Baron v. Molywort die Sache erfuhr, ließ er die beiden Knaben vor sich bringen und da ihm dieselben gefielen, erbot er sich, sie seiner kinderlosen Gattin nach Magdeburg zu schicken, wo für die armen Verlassenen bestens gesorgt werden soll. Er traf auch zugleich die nöthigen Vorkehrungen, daß die Eltern der Kinder, im Falle sie sich vorfinden sollten, von dem Schicksale der Kleinen in Kenntniß gesetzt werden, damit ihnen solche auf Verlangen zugestellt werden können.
- Einem Berliner Privatirrenhause ward kürzlich eine junge, schöne Frau - die Wittwe eines Gutsbesitzers aus der Umgegend von Storkow -in rasendem Zustande übergeben. Der Gemahl der Dame gehörte zu denjenigen, welche sich auf den ersten Ruf des Königs zu den Fahnen stellen mußten. Schwer ward den jungen Leuten, welche sich noch in den Honigmonaten der Ehe befanden, die gegentheilige Trennung, zumal da ihre Vereinigung erst nach jahrelangen Hindernissen stattgefunden hatte. Das Verhängniß wollte es, daß dem jungen Manne bei Königsgrätz beide Füße abgeschossen wurden; Dank seiner kräftigen Constitution überstand er jedoch die gräßliche Operation und ward auf seinen und seiner Gemahlin Wunsch nach seiner Heimath transportirt. Dieser letzteren hatte man auf die schonendste Weise das ihrem Gatten Betroffene beigebracht, sie versprach, mit Fassung sich in das harte Geschick zu ergeben - doch als sie statt ihres blühenden Gemahls den abgezehrten Rumpf eines Sterbenden erblickte, stieß sie ein so gellendes Geschrei der Verzweiflung aus, daß der in der höchsten Erschöpfung daliegende Kranke sofort verschied. Nun packten die Furien des Wahnsinns das liebende Weib, und da alle privaten Mittel nicht im Stande waren, sie zur Vernunft zurückzuführen, mußte sie, wie erwähnt, nach einer Heilanstalt gebracht werden - doch auch hier scheinen alle Bestrebungen erfolglos zu sein.
- Eine amerikanische Zeitung bringt die folgende, jedenfalls seltene Heirathsgeschichte: Obadiah Browne und Cora Browne wurden unlängst in New Haven zum zweiten Male ehelich verbunden. Sie waren zum ersten Male vor ca. 25 Jahren verheirathet und lebten mehrere Jahre glücklich zusammen, in welcher Zeit sie zwei noch am Leben befindliche Kinder erhielten. Mißhelligkeiten entstanden, und sie wurden geschieden, worauf sich Mr. Browne mit einer andern Frau vermählte, von der er nach einigen Jahren gleichfalls geschieden wurde. Schließlich erneuerte er die Bekanntschaft seiner ersten Frau, und das Endresultat war, daß er sie zum zweiten Male zum Traualtare führte.


Verkaufsanzeige.

Auction über Planken und Bretter.
Am Donnerstag, den 23. August d. Jahres, Vormittags präcise 10 1/2 Uhr, sollen am neuen Hafen, Holzplatz 3b., in Lübeck durch den unten benannten beeidigten Makler für Rechnung, wen es angeht, öffentlich meistbietend verkauft werden:
541 Zwölfter, 1 Stück Planken und Bretter in bequemen Cavelingen.
Joh. Havemann.


Vermischte Anzeigen.

Nachdem es gelungen , den Landkasten in Rostock dazu zu bestimmen, mir für Einzahlungen aus hiesigem Fürstenthume, statt seiner früheren 3 1/2 pCt., jetzt vier pro Cent zu bewilligen, bin ich soeben bevollmächtigt worden, auch nach Ablauf des jetzigen Johannis=Termins Gelder für den Landkasten in Empfang zu nehmen und dieselben vom Tage der Einzahlung an mit vier pCt. zu verzinsen. Da nun gesetzlich jeder Mecklenburg=Schwerinsche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und städtischen Besitzungen für Zahlung der Zinsen und Rückzahlung des zu Landeshülfen, für Chaussee=, Canal= und Eisenbahnbauten verwendeten Capitals nach halbjähriger Kündigung mit ihrem gesammten Besitz zur ersten Hypothek haften; so gewähren diese Landkasten=Obligationen die allergrößte Sicherheit und werden deshalb auch vorzugsweise von hiesigen Kirchen, Vormundschaften und selbst auswärtigen Sparcassen benutzt. Landkasten=Obligationen liegen bei mir zur Ansicht bereit und Kosten sind mit den Belegungen, Zinszahlungen und Rückzahlungen überall nicht verbunden, weshalb ich jetzigen Einzahlungen oder auch nur Anmeldungen zu späteren Einzahlungen entgegensehe.
Von meiner Ferien=Reise kehre ich zum Mittwoch, den 22. August zurück.
Schönberg, den 13. August 1866. Kindler, Advokat.


Eine Wohnung, bestehend aus zwei heizbaren Zimmern, einer geräumigen Schlafstube, einer Küche, Dielen= und Kellerraum, sowie Balkenplatz, der zehn Fuder Getreide zu halten vermag, mit angemessenem Hofplatz und einem Garten von circa zwanzig []Ruthen Größe,
sowie
am Petersberger Wege allhier belegenes Ackerland von etwa 230 []Ruthen Größe mit einer darauf stehenden geräumigen Scheune soll entweder zusammen oder getrennt von Michaelis, d. J., event. von Ostern k. J. an auf acht hinter einander folgende Jahre unter der Hand preiswürdig vermiethet resp. verpachtet werden und werden Pachtliebhaber ersucht, sich ehebaldigst an den Unterzeichneten zu wenden, zur Besichtigung der Grundstücke qu., event. zwecks der sofortigen Abschließung des Mieth= resp. Pacht=Contracts.
Schönberg, den 12. August 1866.
Lenschow, Schornsteinfegermeister.


[ => Original lesen: 1866 Nr. 66 Seite 4]

Unter Bezugnahme auf unsere frühere Annonce zeigen wir hiedurch an, daß der diesjährige Königschuß mit dem Schießen nach Silbergewinnen am Montag und Dienstag den 27. und 28. August, stattfindet.
Die Ziehung der damit verbundenen Tombola findet am 28. August Nachmittags statt.
Wir laden zu diesem Volksfeste sowohl die Bewohner der Stadt Schönberg, wie vornehmlich auch die Landbewohner hiedurch freundlichst ein.
Schönberg, den 13. August 1866.
Die Aeltesten der Schützen-Zunft.
Den Schützen, welche sich ihrer eigenen Büchse bedienen, wird noch bemerkt, daß ihnen an beiden Tagen das Schießen nach Silbergewinnen frei sieht und die Distance der zweiten Scheibe 320 Fuß beträgt. Probe=Schüsse können nicht gestattet werden.


Versammlung des Imker-Vereins
am Sonntag, den 19. August, Nachmittags 2 Uhr im Locale der Gastwirthin Boye hieselbst.
Es wird auf dieser Versammlung die für den Verein angeschaffte Maschine zur Entleerung des Honigs aus den Waben ausgestellt und ihr Gebrauch gezeigt. Außerdem wird hauptsächlich die Frage zur Besprechung kommen: "Wie bringt man seine Bienen nach einem für die Bienenzucht schlechten Sommer am billigsten durch den Winter?"
D. Hempel.


Bergmann's Zahnwolle zum augenblicklichen Stillen jeder Zahnschmerzen, empfiehlt à Hülse 4 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Der Dynamon, galvano=elektrischer Heil=Apparat
zur Selbstanwendung ohne fremde Hülfe auf fast jede Körperstelle, heilt laut vielen Zeugnissen und Dankschreiben schnell und sicher auf naturgemäße Weise: Gicht, Rheuma, Hämorrhoiden, Lähmung, Folgen von Verwundungen, wie Gelenksteifigkeit, Geschwüre und Nervenschmerzen, Asthma, Zittern, Krämpfe, Congestionen, Leberleiden, Hüftweh, Kopfschmerz, Rückenleiden, Hautkrankheiten, Flechten, Harthörigkeit, Haarausfällen, Nervenleiden, angehende Schwindsucht, Pollutionen, Impotenz, Schwäche=Zustände u. s. w., sowie alle Störungen des Organismus, sofern dieselben überhaupt durch Anregung der Naturheilkraft noch heilbar sind.
Die Anwendung des Dynamons, dessen Heil=Wirkung oft augenblicklich, oft nach mehrmaliger Application erfolgt, stellt Wärme, Beweglichkeit und Empfindung in allen Theilen des Körpers wieder her und ertheilt ihm neue Fähigkeit zur Assimilirung und Absonderung, ohne welche Krankheiten eintreten, welche die Zerstörung des menschlichen Körpers zu Folge haben.
Dieser sinnreich construirte, in seiner Handhabung höchst bequeme und im Vergleiche mit seiner Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit höchst wohlfeile Apparat ist nebst Gebrauchsanweisung zum Preise von 6 Thlr. pr. Cour. zu beziehen vom Erfinder Professor J. Momma, Naturforscher in Düsseldorf. - Frankiren.


Verloren wurde ein Regenschirm auf dem Wege von Schönberg - Petersberg - Westerbeck bis zur Wahrsower Grenze am 6. d. Mts. Abends. Abzugeben gegen Belohnung in der Expedition der "Anzeigen."


Lübeck. Zu Michaelis d. J. finden zwei Mädchen, welche bis zu ihrer Confirmation hiesige Schulen besuchen sollen, freundliche Aufnahme bei einer Familie, die seit längerer Zeit bereits mit Kostgängern vertraut geworden ist. Näheres in der Expedition d. Bl.


Wer Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Malermeisters Schultze zu haben vermeint, wird hiedurch aufgefordert, sich binnen vier Wochen bei dem unterzeichneten Vormunde zu melden.
B. Schleuß.


Zum Reinigen von Getreide zu Saatkorn habe ich eine Maschine auf meinem Gehöfte aufgestellt und nehme dafür, wenn Interessenten die Arbeit selbst schaffen, pro Scheffel 2 Schillinge.
Korn=Säemaschinen, Dreschmaschinen, sowie andere landwirthschaftliche Maschinen habe fertig stehen und verkaufe dieselben billig.
Schönberg, den 13. August 1866.
Chr. Egert.


Brönner's Fleckenwasser
namentlich zum Waschen der Glacé=Handschuhe, in Gläsern à 10 Schilling (Mecklenburg) und 4 Schilling (Mecklenburg) und in Weinflaschen à Taler (Mecklenburg) . - ächt bei C. Sievers im Sattler Bohnhoff'schen Hause.


Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.

Sonntage den 19. August.
Frühkirche: Pastor Fischer.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
14.
15.
16.
32.85
34.36
35.20
8.5
9.0
10.3
13.7
16.2
15.4
WNW
SW
SSW
2
1
1
trübe.
wolkig.
-


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund13 1/2 - 14 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. - - Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.8 - 12 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Blumenkohl d. Kopf3 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Kirschen d. Pfund - Schilling (Mecklenburg). -


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen19 - 20Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)12Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen13 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat22 - 22Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen21 - 21Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat19 - 20Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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