No. 63
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. August
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 63 Seite 1]

- Am 4. August, Abends 10 1/2 Uhr, sind der König und der Kronprinz von Preußen im besten Wohlsein und begrüßt von nicht enden wollendem Jubel der Bevölkerung in Berlin eingetroffen. - Tags darauf wurde der preuß. Landtag vom Könige, in Gegenwart der königlichen Prinzen, mit folgender Rede eröffnet:

"Erlauchte, edle und liebe Herren von beiden Häusern des Landtages!"

Indem Ich die Vertretung des Landes um Mich versammelt sehe, drängt Mich Mein Gefühl vor Allem, auch von dieser Stelle Meinen und Meines Volkes Dank für Gottes Gnade auszusprechen, welche Preußen geholfen hat, unter schweren aber erfolgreichen Opfern nicht nur die Gefahren feindlicher Angriffe von unsern Grenzen abzuwenden, sondern im raschen Siegeslauf des vaterländischen Heeres dem ererbten Ruhme neue Lorbeeren hinzuzufügen und der nationalen Entwickelung Deutschlands die Bahn zu ebnen.
Unter dem siegreichen Segen Gottes folgte die waffenfähige Nation mit Begeisterung dem Rufe in den heiligen Kampf für die Unabhängigkeit des Vaterlandes, und schritt unser heldenmüthiges Heer, unterstützt von wenigen aber treuen Bundesgenossen, von Erfolg zu Erfolg, von Sieg zu Sieg, im Osten wie im Westen. Viel theures Blut ist geflossen, viele Tapfere betrauert das Vaterland, die siegesfroh den Heldentod starben, bis unsere Fahnen sich in einer Linie von den Karpathen bis zum Rheine entfalteten. In einträchtigem Zusammenwirken werden Regierung und Volksvertretung die Früchte zur Reife zu bringen haben, die aus der blutigen Saat, soll sie nicht umsonst gestreut sein, erwachsen müssen.

Liebe Herren von beiden Häusern des Landtags!

Auf die Finanzlage des Staates kann Meine Regierung den Blick mit Befriedigung wenden. Sorgliche Vorsicht und gewissenhafte Sparsamkeit haben sie in den Stand gesetzt, die großen finanziellen Schwierigkeiten zu überwinden, welche die gegenwärtigen Zeitverhältnisse in naturgemäßem Gefolge haben.
Obwohl schon in den letzten Jahren durch den Krieg mit Dänemark, der Staatskasse beträchtliche Opfer auferlegt worden sind, ist es doch gelungen, die bisher erwachsenen Kosten des gegenwärtigen Krieges aus den Staatseinnahmen und vorhandenen Beständen, ohne andere Belastung des Landes, als die durch die gesetzlichen Natural=Leistungen für Kriegszwecke erwachsenden bereit zu stellen. Um so zuversichtlicher hoffe Ich, daß die Mittel, welche zur erfolgreichen Beendigung des Krieges und Bezahlung der Naturalleistungen, bei Aufrechthaltung der Ordnung und Sicherheit in den Finanzen, erforderlich sind, von Ihnen bereitwillig werden gewährt werden.
Ueber die Feststellung des Staatshaushalts=Etats hat eine Vereinbarung mit der Landes=Vertretung in den letzten Jahren nicht herbeigeführt werden können. Die Staats=Ausgaben, welche in dieser Zeit geleistet sind, entbehren daher der gesetzlichen Grundlage, welche der Staatshaushalt, wie Ich wiederholt anerkenne, nur durch das nach Artikel 99 der Verfassungs=Urkunde alljährlich zwischen Meiner Regierung und den beiden Häusern des Landtags zu vereinbarende Gesetz erhält.
Wenn Meine Regierung gleichwohl den Staats=Haushalt ohne diese gesetzliche Grundlage mehrere Jahre geführt hat, so ist dies nach gewissenhafter Prüfung in der pflichtmäßigen Ueberzeugung geschehen, daß die Fortführung einer geregelten Verwaltung, die Erfüllung der gesetzlichen Verpflichtungen gegen die Gläubiger und die Beamten des Staates, die Erhaltung des Heeres und der Staats=Institute Existenzfragen des Staates waren, und daß daher jenes Verfahren eine der unabweisbaren Nothwendigkeiten wurde, denen sich eine Regierung im Interesse des Landes nicht entziehen kann und darf. Ich hege das Vertrauen, daß die jüngsten Ereignisse dazu beitragen werden, die unerläßliche Verständigung in so weit zu erzielen, daß Meiner Regierung in Bezug auf die ohne Staatshaushalts=Gesetz geführte Verwaltung die Indemnität, um welche die Landes=Vertretung angegangen werden soll, bereitwillig ertheilt und damit der bisherige Conflikt für alle Zeit um so sicherer zum Abschluß gebracht werden wird, als erwartet werden darf, daß die politische Lage des Vaterlandes eine Erweiterung der Grenzen des Staates und die Einrichtung eines einheitlichen Bundes=Heeres unter Preußens Führung gestatten werde, dessen Lasten von allen Genossen des Bundes gleichmäßig werden getragen werden.
Die Vorlagen, welche in dieser Beziehung behufs Einberufung einer Volks=Vertretung der Bundes=Staaten erforderlich sind, werden dem Landtage unverzüglich zugehen.
Meine Herren! Mit Mir fühlen sie, fühlt das ganze Vaterland die große Wichtigkeit des Augenblicks, der Mich in die Heimath zurückführt. Möge die Vorsehung eben so gnadenreich Preußens Zukunft segnen, wie sie sichtlich die jüngste Vergangenheit segnete. Das walte Gott!"

Bei den Stellen, welche von der Nothwendigkeit der Fortführung des Staatshaushaltes und von der Erweiterung des Staates sprachen, erscholl freudiger Zuruf von der Versammlung. Se. Majestät begrüßten dieselbe sodann auf das Freundlichste und verließen unter den nicht endenden Hochs den Saal, nachdem der Minister=Präsident den Landtag für eröffnet erklärt hatte.
- Der König von Preußen soll den General v. Steinmetz aufgefordert haben, sich für sein braves Armee=Corps eine Gnade auszubitten. Derselbe

[ => Original lesen: 1866 Nr. 63 Seite 2]

habe darauf die Verlegung seines Corps in eine andere Provinz erbeten, worauf der König erwidert habe, daß sich hierzu im Königreich Sachsen Gelegenheit bieten dürfte. Hiernach scheint die Besetzung Sachsens durch preußische Truppen für die Zukunft in sicherer Aussicht zu stehen, während die sächsische Armee, resp. das sächsische Contingent, in preußischen Provinzen Verwendung finden dürfte.
- Das Hauptquartier der preußischen Main=Armee ist nun in Würzburg, welche Stadt für die Dauer des Waffenstillstandes mit Ausnahme des Mainviertels und Marienberges den preußischen Truppen überlassen ist.
- Preußische Truppen haben, mit Jubel von der Bevölkerung empfangen, im Laufe des 2. d. Heidelberg und Mannheim besetzt.
- Die badischen Truppen sind in ihre Heimath zurückberufen, nachdem der preußisch=bayerische Waffenstillstand zum Abschluß gelangt ist. Ein großer Theil derselben befindet sich bereits auf dem Rückmarsch.
- Wie der englische Gesandte, so haben nunmehr auch die Gesandten Frankreichs, Spaniens und Belgiens Augsburg verlassen. Nur der russische Gesandte ist noch dort geblieben, der einzige von sämmtlichen fremden Repräsentanten am früheren Bundestage.
- Während des Waffenstillstandes zahlt Oesterreich zwanzig Millionen als Beitrag zur Erhaltung des preußischen Heeres. Sachsen tritt der norddeutschen Union bei. Von den Südstaaten werden 27 Millionen Thaler gefordert.
- Aus Wien verlautet gerüchtsweise, daß Erzherzog Albrecht, der Commandant der gesammten österreichischen Armee, seine Entlassung genommen habe.
- Der König von Preußen wird, wie es aus Berlin heißt, alle Heerführer, Generale und Commandeure, die sich in dem letzten Kriege hervorgethan haben, ganz besonders auszeichnen. Bismarck soll zu dem Range eines Herzogs erhoben werden und wird bereits als "Herzog von Lauenburg" bezeichnet.
- Das unmittelbare Staatsgebiet Preußens würde nach der Einverleibung Schleswig=Holsteins, Hannovers, Nassau's, Hessen=Kassels, Oberhessens und Frankfurt a. M. 6475 Quadrat=Meilen mit 24 Millionen Einwohnern umfassen. Das Gebiet des ganzen norddeutschen Bundes=Staates, wenn die nordwärts des Main liegenden Theile Bayerns mit zu demselben gezählt werden, würde auf 7470 Quadrat=Meilen 29,150,000 Einwohner haben. Träten diesem Bundes= Staate alle süddeutschen Staaten bei, wie dies nach der Stimmung der Bevölkerungen und der gesammten politischen Lage dieser Länder anzunehmen ist, so würde das neue deutsche Reich einen Umfang von 9566 Quadrat=Meilen mit 37,744,000 Einwohnern haben, also an Gebiet und Volkszahl dem europäischen Frankreich gleich sein, das im Jahre 1861 auf 9880 Quadrat=Meilen 37,472,732 Einwohner zählte.
- So weit man in Berlin von der Stimmung der Bevölkerung in Nord=Schleswig Kenntniß hat, glaubt man einer etwaigen Volks=Abstimmung, wenn sie wirklich dem Kaiser Napoleon zugestanden werden sollte, mit Ruhe entgegen sehen zu können. Man meint, diese Abstimmung werde entschieden zu Gunsten Preußens und gegen einen Anschluß an Dänemark ausfallen.
- Aus Wien wird berichtet, daß unter den nachträglich in kriegsgerichtliche Untersuchung gezogenen höheren Offizieren sich auch der bereits in Wien eingetroffene FZM. Benedek befindet.
- Die Zahl der bis jetzt aus Böhmen durch Görlitz passirten eroberten österreichischen Geschütze beläuft sich auf 194.
- Von den hannover'schen Militär=Musikern wird ein großer Theil nach Amerika auswandern. Dieselben haben bereits um ihren Abschied nachgesucht.
- Graf Bismarck soll erklärt haben, mit Hrn. v. Beust unter keinen Umständen verhandeln zu wollen, nachdem er die Ueberzeugung gewonnen,
daß derselbe in Paris französische Hülfe gegen Preußen nachgesucht habe.
- Die Kaserne am Frauenthor in Stettin hat des von den österreichischen Kriegs=Gefangenen zurückgebliebenen Ungeziefers wegen von den dort hingelegten Rekruten wieder geräumt werden müssen.
- Als der österreichische Gesandte in Rom dem Papste die Abtretung Venetiens anzeigte, war der heilige Vater tief bewegt. Gott sei Dank, sagte er endlich, so wird ja bald Alles aus sein! Dann legte er sich in den Stuhl zurück und bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen.
- Eine schätzenswerthe Beute machte eine Abtheilung preußischer Truppen in dem verlassenen Benediktiner=Kloster zu Braunau in Böhmen; dieselben fanden dort über 4000 Flaschen Tokayer und Malaga.
- Das mexikanische Kaiserreich geht seinem Ende entgegen. Der ganze Norden, also der größte Theil Mexiko's, befindet sich in den Händen der Juaristen und es wird großer Anstrengungen bedürfen, um den Thron noch ein Jahr aufrecht zu erhalten. Jetzt schon ist die Kaiserin nach Europa abgereist. Der französische Marschall Bazaine gesteht zu, er werde sich von Mexiko bis Vera Cruz mit seinen Soldaten durchschlagen müssen, um sich in letzterem Orte nach Frankreich einschiffen zu können.
- In Spandau wird bekanntlich allein die Munition für die Zündnadel=Gewehre gearbeitet und waren bisher die Räume, in denen gearbeitet und die Munition aufbewahrt wurde, ausnahmsweise auch für Fremde zugänglich, namentlich ist auch der Besuch der in Spandau befindlichen österreichischen Offiziere bei ihren innerhalb der Citadelle wohnenden preußischen Cameraden nicht beanstandet oder überwacht worden. Seit letzter Woche aber ist jeder Besuch einer unberufenen Person innerhalb der Citadelle und namentlich jede Annäherung Fremder an die Räume, in denen die Munition verwahrt ist, auf das Strengste verboten worden. Ueber die Gründe dieses Verbots erzählt man sich, daß in den Wänden des Munitions=Gebäudes Brand=Raketen gefunden wurden, die zum Glück nicht gezündet haben, so daß unzweifelhaft die Absicht vorgelegen hat, dies Haus in die Luft zu sprengen und damit die ganze preußische Armee um die Munition, wenigstens für geraume Zeit, zu bringen. Vor einigen Tagen ist übrigens der Befehl ergangen, daß mit weiterer Verfertigung von Munition aufzuhören sei, ein Beweis, daß man in maßgebenden Kreisen ernstlich an einen nahen Frieden glaubt.
- Die Pariser "Medicinische Zeitung" gibt ein Mittel an, um das Fleisch weich zu machen. Wenn das Letztere abgeschäumt ist und das Wasser kräftig siedet, fügt man etwa zwei Löffel Branntwein auf drei Pfund Fleisch hinzu. Dasselbe, so zähe es auch sein mag, wird augenblicklich weich, ohne auch nur den geringsten Branntwein= Geschmack zu behalten.
- Ein auf dem Schlachtfelde bei Königsgrätz zum Offizier beförderter Musketier passirte, von einer großen Menschenmenge begleitet, am letzten Mittwoch die Leipziger=Straße in Berlin. Derselbe, welcher eben vom Schlachtfelde kam, war noch in seine Musketier=Uniform gekleidet, nur trug er als Abzeichen einen Offizier=Degen und an Stelle der abgetrennten Achselklappen silberne Passanten. Der beförderte Offizier soll vom 27. Regiment sein. In der Schlacht, als eine Position genommen werden sollte, hatte sein Bataillon bei dem Sturm auf dieselbe alle Offiziere und Unteroffiziere verloren; da stürzte sich der brave Musketier, die Fahne hoch emporhaltend, mit den Trümmern des um sich gesammelten Bataillons verzweiflungsvoll auf den Feind und wurde derselbe, trotz seiner zehnfachen Ueberlegenheit, unter Anführung des Musketiers so total geschlagen, daß er acht Geschütze in den Händen der Sieger lassen mußte.
- In dem "Leipziger Kriegs=Tagebuch" der "Voss. Ztg." wird nachstehende kleine Geschichte erzählt, welche auf dem Marsch des preußischen

[ => Original lesen: 1866 Nr. 63 Seite 3]

zweiten Reserve=Armee=Corps von Leipzig nach Hof in Reichenbach sich zugetragen hat. Die Fürstin Caroline von Reuß hatte, um dem Conflikt, in welchen ihre Regierung sie mit Preußen gebracht hatte, einen möglichst befriedigenden Verlauf zu geben, ihr Contingent aufgelöst und die Mannschaft nach Hause geschickt. Dennoch mußte sie erleben, daß man sie nach Kriegsrecht behandelte und ihr wenigstens "einen" Gefangenen abnahm. Ein wißbegieriger Feldwebel vom reuß'schen Bataillon wollte nämlich die Mecklenburger nach Bayern gehen sehen und begab sich zu dem Zwecke auf den Reichenbacher Bahnhof. Sein böser Genius rieth ihm, dort in Uniform zu erscheinen. Als der Zug mit Sr. K. Hoheit dem Großherzog und seinem Stabe ankam, bemerkte ein Adjutant den ihm unbekannten Rock, fragte und ward belehrt, daß es ein reuß'scher Feldwebel sei. Hm, denkt er, ich dächte, mit der Macht wären wir im Kriege und meldet die Sache Sr. K. Hoheit. Dieser läßt sich den Mann kommen und nach einigem Hin= und Herreden wird derselbe benachrichtigt, daß er Gefangener sei und in dem Zuge mit weiter müsse. So dampfte er wirklich mit bis Hof, wo man ihn endlich entließ und mit einem der nächsten Züge wieder nach Reichenbach zurück brachte. Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen. Auf dem Reichenbacher Bahnhof hätte sich das an unserem Feldwebel bewährt und so bat er, ihn bis Werdau mitzunehmen, von wo aus er sich bei Nacht heimbegeben wolle, was ihm denn auch zugestanden wurde.
- Nicht geringes Aufsehen erregte dieser Tage in Wien der Transport von acht gefangenen preußischen Musikanten. Dieselben waren noch mit ihren Instrumenten versehen und wurden in die Salzgries=Kaserne gebracht. Ueber die eigenthümliche Gefangennahme derselben erfährt der "Wanderer" Folgendes: In einem von Preußen besetzten Orte nächst Znaim wurde ein Hochzeitsfest abgehalten und da nirgends österreichische Musikanten aufzutreiben waren, so begab sich der Bräutigam zu dem preußischen Corps=Commandanten und bat, ihm acht Mann der Regiments=Musik gegen Bezahlung zu überlassen. Der Bitte wurde willfahrt und die Musikanten dahin beordert. Sie spielten während der Nacht recht wacker auf und entfernten sich erst gegen Morgen in stark benebeltem Zustande. Sie verfehlten den Weg und geriethen in den nahe gelegenen Wald, wo sie von einer eben streifenden, nur zwei Mann starken Husaren=Patrouille gefangen genommen wurden.
- Als die Königin von Preußen vor einiger Zeit ein Lazareth in Berlin besuchte, beklagte sich bei ihr ein österreichischer Verwundeter, den sie nach seinem Befinden fragte, darüber, daß die Aerzte ihm sein Bein zu weit abgeschnitten hätten. "Nun werde ich", jammerte er, "wohl nie mehr ordentlich gehen können; denn mein Kaiser gibt mir höchstens eine Krücke und einen Tritt und ich selbst habe kein Geld, um mir ein neues Bein machen zu lassen." Die Königin, gerührt von dem Unglück des Oesterreichers, versprach ihm, daß er das beste künstliche Bein bekommen solle, was aufzutreiben sei. Sie rief auch sogleich einen Adjutanten herbei und ließ den Namen des Verwundeten notiren. Hoch erfreut, erzählte derselbe Jedem, der ihn nachher besuchte, von dem Glück, das ihm bevorstehe; der Aermste sollte desselben aber nicht theilhaftig werden, denn einige Tage darauf starb er an den Folgen der Amputation.
- Unter der Rubrik "Neue Erfindungen" berichtet der "Erzgebirgische Anzeiger" in Schneeberg schon am 30. August 1811 Folgendes: "Der Mechanikus Nagel in Meißen arbeitet jetzt an einer Flinte, die von hinten geladen wird und mit der man in kurzen Zwischenräumen viel schneller zu schießen vermag, als mit den bisherigen." So alt ist also schon der erste Gedanke an das Zündnadel=Gewehr, welches nun, im Jahre 1866, erst seinen Triumph gefeiert hat.
- In einem Kölner Bier=Locale befand sich vor einigen Tagen ein mit einem ziemlich großen Schnurrbart versehener Gast. Ein anderer Gast machte scherzhaft die Aeußerung, daß er acht Thaler zahle, wenn gedachter Herr sich seine Lippen=Zierde abrasiren lassen wolle. Zum Erstaunen der Anwesenden erklärte derselbe sich hiemit sofort einverstanden, wenn die acht Thaler zur Unterstützung der Hinterbliebenen preußischer Krieger verwandt werden sollten. Sofort beim Worte genommen, erklärte unser jovialer Gast, daß es ihm vollkommen Ernst damit sei. Ein Barbier, der, nebenbei bemerkt, für seine Arbeit einen Thaler erhielt, führte die Operation aus und die acht Thaler sind richtig zu dem wohlthätigen Zwecke verwendet worden. Der Wirth zahlte noch einen Thaler für den dem Messer verfallenen Schnurrbart, um ihn der Curiosität wegen aufzubewahren.


Einnahme und Ausgabe des Missions=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg pro Johannis 1865/66.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg.
Kämpffer.


Für die im Felde verwundeten Krieger sind vom 20. v. M. bis heute ferner bei mir eingegangen: Aus Schönberg 3 Thlr., Selmsdorf 2 Thlr., Schwanbeck 2 Thlr., Wahrsow 4 Thlr. 8 Sch., Lüdersdorf 2 Thlr., von der Schule in Herrnburg 2 Thlr. 36 Sch., ferner aus Herrnburg 4 Sch., 8 Sch. und 16 Sch., und aus Palingen 2 Thlr. Summa 18 Thlr. 24 Sch. - Sonstige Gaben: Von der Stover Mühle ein Paquet Charpie, aus Selmsdorf desgleichen und Binden, aus Wahrsow ein Paquet mit leinenen Laken und aus Herrnburg Charpie.
Schönberg, 6. Aug. 1866.
G. Grapow.


Für die verwundeten Krieger sind noch weitere Gaben bei mir eingegangen: Aus Schönberg 23 Thlr. 40 Sch., Grieben 10 Thlr. 16 Sch., Neschow 6 Thlr., Falkenhagen 17 Thlr., Demern 4 Thlr, Gr. Bünsdorf 1 Thlr., Cronscamp 6 Thlr., Carlow 10 Thlr. 8 Sch., Kloksdorf 2 Thlr., Kuhlrade 6 Thlr., Raddingsdorf 1 Thlr., Palingen 8 Thlr. 32 Sch., Rüschenbeck 4 Thlr., Hohemiele 1 Thlr., Petersberg 1 Thlr., Lockwisch 3 Thlr.
Schönberg, 6. Aug. 1866.
August Spehr.


Anzeigen.

Verkaufsanzeigen.

Das alte Ziegler=Wohnhaus zu Kröppelin soll auf Abbruch öffentlich meistbietend, jedoch mit Vorbehalt der höheren Genehmigung des Zuschlages, verkauft werden und ist dazu Termin auf hiesiger Amtsstube auf

[ => Original lesen: 1866 Nr. 63 Seite 4]

Sonnabend, den 18. August, Mittags 11 Uhr angesetzt worden, wozu Kaufliebhaber sich einfinden wollen.
Die Bedingungen werden im Termin bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 2. August 1866.
Großherzoglich Mecklenburgisches Domainen=Amt.
F. Graf v. Eyben.


Vermischte Anzeigen.

Die Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich am Montag den 13. August, Nachmittags 3 Uhr, zur Rechnungsablage und Vorstandswahl beim Lagerhalter J. Wagner hieselbst einzufinden.
Schönberg den 6. August 1866.
Der Vorstand des hiesigen Leder=Vereins.


Am Dienstag den 7. August werde ich auf dem Bauhoffelde bei Schönberg Rappsschoten verbrennen lassen.
Drevs.


Am Mittwoch den 8. August werden auf dem Hoffelde bei Kl. Rünz Rappspahlen verbrannt.


Auf dem Hoffelde von Mechow und Wietingsbeck werden am Donnerstag den 9. August Rappspahlen verbrannt.


Am Donnerstag den 9. August werde ich auf dem Schlagsdorfer Hoffelde Rappschoten verbrennen lassen.
Sick.


Lübeck. Zu Michaelis d. J. finden 2 Mädchen, welche bis zu ihrer Confirmation hiesige Schulen besuchen sollen, freundliche Aufnahme bei einer Familie, die seit längerer Zeit bereits mit Kostgängern vertraut geworden ist. Näheres in der Expedition d. Bl.


Vom 1. April bis heute sind nachstehende Schäden bei unserem Verein angemeldet:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 24 Schillingen pro 100 Thaler Versicherungs=Summe am Sonnabend, den 11. August d. J., Morgens 10 Uhr im Gasthause der Madame Boye hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 1. August 1866.
Direction des Vieh=Versicherungs=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Nachdem es gelungen , den Landkasten in Rostock dazu zu bestimmen, mir für Einzahlungen aus hiesigem Fürstenthume, statt seiner früheren 3 1/2 pCt., jetzt vier pro Cent zu bewilligen, bin ich soeben bevollmächtigt worden, auch nach Ablauf des jetzigen Johannis=Termins Gelder für den Landkasten in Empfang zu nehmen und dieselben vom Tage der Einzahlung an mit vier pCt. zu verzinsen. Da nun gesetzlich jeder Mecklenburg=Schwerinsche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und städtischen Besitzungen für Zahlung der Zinsen und Rückzahlung des zu Landeshülfen, für Chaussee=, Canal= und Eisenbahnbauten verwendeten Capitals nach halbjähriger Kündigung mit ihrem gesammten Besitz zur ersten Hypothek haften; so gewähren diese Landkasten=Obligationen die allergrößte Sicherheit und werden deshalb auch vorzugsweise von hiesigen Kirchen, Vormundschaften und selbst auswärtigen Sparcassen benutzt. Landkasten=Obligationen liegen bei mir zur Ansicht bereit und Kosten sind mit den Belegungen, Zinszahlungen und Rückzahlungen überall nicht verbunden, weshalb ich jetzigen Einzahlungen oder auch nur Anmeldungen zu späteren Einzahlungen entgegensehe.
Während der jetzigen Gerichts=Ferien bin ich verreist, jedoch am Montag Nachmittag und Dienstag Früh jeder Woche hier zu sprechen.
Schönberg, den 26. Juli 1866. Kindler, Advokat.


Erntehandschuhe sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Schönberg.


Eisenwaaren,
als: alle emaill. Kochgeschirre, gußeiserne Ofenthüren, Ofenrohre, Rosten, Dachfenstern, Schornsteinschieber, gläserne Dachpfannen, gewöhnliche Heiz= und Aschthüren. Sämmtliche Waaren sind aus einer größten Fabriken Deutschlands bezogen, daher es mir möglich ist, die Preise billigst zu stellen.
C. Schwedt.


Theerseife, wirksames Mittel gegen alle Arten Hautunreinigkeiten, empfiehlt à Stück 8 Schilling (Mecklenburg) J. F. Eckmann.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Aug.
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
3.
4.
5.
6.
32.95
32.23
31.55
33.83
10.0
9.6
9.5
8.0
16.4
14.4
12.6
13.0
SSW
SW
WNW
SW
1
1
2
1
trübe.
wolkig.
-
zieml. heiter.

Am 3., 4. u. 5. fielen 31, 12 u. 17 Cz. Regen auf 1 Qf.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund14 - 14 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund15 - 15 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St. - - Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.8 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pfund4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 8 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß5 - 6 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Blumenkohl d. Kopf3 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Hambg. Kirschen d. Pfund2 - 3 Schilling (Mecklenburg). -


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen18 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Hafer10 1/2 - 11 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen14 - 16Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen11 - 12Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
W.=Rapsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wint.=Rübsen19 - 19Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat18 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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