[ => Original lesen: 1866 Nr. 54 Seite 1] - Als die wichtigste der bis jetzt vom Kriegsschauplatze eingegangenen neuesten Nachrichten muß diejenige bezeichnet werden, welche unter dem Datum des 2. Juli meldet: "Die wichtige Vereinigung der beiden Armeen des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Carl ist in Folge des glücklichen Sturmes der preußischen Truppen gegen Gitschin als vollständig hergestellt zu betrachten." - Zugleich wird versichert, daß trotz der anstrengenden und blutigen Kämpfe der Geist der in Böhmen vorrückenden preußischen Armee, gestärkt durch die günstigen Erfolge, ganz vortrefflich sei.
- Ueber Paris kommt aus Wien vom 1. Juli folgende Nachricht, bei der nur auffällig ist, daß sie aus Wien und nicht aus dem preußischen Hauptquartier stammt: "Das erste österreichische Armeecorps, sowie die sächsischen Truppen wurden gestern von den Preußen zurückgeworfen. Die österreichische Armee zieht sich in Folge davon in der Richtung gegen Königsgrätz zurück."
- Aller Welt Augen richten sich auf Benedek und seinen Plan; Benedek mit seinem Plane beschäftigt die Strategen in Frankreich, in England, in Deutschland - kurz überall. Wenn der "Temps" sagt, Benedek habe gar keinen Plan, sonst würde er ihn zeigen, so antwortet die "France": Benedek ist und bleibt ein Schlaukopf, und in einem Athem verräth dies Organ der österreichischen Gesandtschaft in Paris den ganzen Plan, freilich erst, nachdem er mißlungen ist. Das von Gablenz dargebrachte heroische Opfer hatte demgemäß nur den Zweck, dem schlauen Benedek die freie Disposition über die Eisenbahn zu bewahren, welche ihm gestattet, in drei Tagen seine Armee zu concentriren und so zu verproviantiren, daß er die Entscheidungsschlacht wagen kann. - Anders denkt man in Süddeutschland über Benedek. Dort meint man, seine Kriegführung sei nicht, wie sie sein soll; sonst hätte er, um nur Eins herauszugreifen, die Besetzung Reichenbergs, der ersten Industriestadt und der ersten deutschen Stadt in Böhmen, durch die Preußen verhindern müssen. Eine Strategie, die auf politische Demoralisation und auf nationalökonomische Verluste keine Rücksicht nimmt, sei zu beklagen.
- Die preußische Armee rückt also mit Willen und Wissen Benedek's, wenn auch langsam, vor; die Vereinigung der Elb= mit der Oder=Armee ist durch die Erstürmung Gitschins bewerkstelligt - der blutige Kampf wird bald in noch größerem Maßstabe, als bisher, fortgesetzt werden. Hierbei spricht die "Times" die Hoffnung aus, daß, wenn Preußen nur das festhalte, was es bereits errungen habe, es der wirkliche Sieger in diesem Kriege sein werde.
- Alle drei Armeen der Preußen sind jetzt vereinigt und bilden eine Stärke von circa 280,000 Mann. Bunzlau soll in ihrem Besitze sein und der Marsch nach Prag liegt offen vor ihnen. Die Oesterreicher haben mit der verzweifeltsten Tapferkeit gefochten, die Offiziere sind heldenmüthig ihren Leuten mit dem Säbel in der Hand vorausgeeilt, allein Alles vergeblich, denn gegen die überlegene Manövrirkunst und das furchtbare Zündnadelgewehrfeuer der Preußen konnte diese bloße Tapferkeit nichts ausrichten. Die preußischen Offiziere lassen, um das voreilige Feuern zu verhindern, die Leute erst im letzten Augenblicke laden; allein dann erfolgen auch fünf bis sechs Salven mit solcher Gedankenschnelligkeit, Ruhe und Sicherheit, daß jeder und selbst der ungestümste Sturmangriff vollständig abgeschlagen wird. Oesterreichische Gefangene, alte, gediente, vielfach decorirte Soldaten, sind ganz entmuthigt und sagen: "Es hilft Alles nichts; wir können ja gegen die Preußen nichts ausrichten; sie schießen fünfmal, während wir kaum einmal laden und dabei stehen bleiben müssen." Auch die Cavallerie hat mit dem Zündnadel=Carabiner immer erst 2-3 Salven auf die feindliche Reiterei gegeben, sie dadurch in Unordnung gebracht und dann mit dem Säbel in der Hand vollständig zersprengt. Die preußischen Verluste lassen sich noch nicht übersehen, sollen aber nicht unbedeutend sein. Bei den vielen kleinen Reitergefechten sind manche preußische Offiziere durch Säbelhiebe gefallen. Es soll von beiden Seiten stets mit der größten Erbitterung gekämpft worden sein. Es herrscht ein Jubel bei allen preußischen Soldaten, der sich gar nicht mit Worten beschreiben läßt.
- Aus Berlin heißt es unterm 4. Juli. Die gestern hier eingegangenen Nachrichten weisen darauf hin, daß die vereinigten Armeen Preußens sich in Bewegung gesetzt hatten, um einen Hauptschlag gegen die Gesammt=Streitkraft Oesterreichs zu führen. Die einzelnen Abtheilungen des oesterreichischen Heeres waren im Laufe der vorhergehenden Tage von den Preußen wiederholt geschlagen und zum Rückzuge genöthigt worden. Der General=Feldzeugmeister Benedek hatte in Folge dessen seine Truppen in einer festen Stellung zwischen Josefstadt und Königsgrätz zusammengezogen, welche nach Süden und Norden durch die weittragenden Festungsgeschütze beider Festungen eine starke Deckung fand. In dieser starken Stellung wurde das österreichische Heer am 3. Juli von den preußischen Truppen angegriffen und nach 8stündiger heißer Schlacht unter bedeutenden Verlusten in die Flucht geschlagen. Die erste Nachricht von diesem ruhmvollen Ergebniß der gelieferten Schlacht gelangte nach Berlin durch das Telegramm des Königs an die Königin Augusta:
Horzitz, 3. Juli. Vollständiger Sieg über die österreichische Armee nahe der Festung Königsgrätz, zwischen Elbe und Bistritz, heute in achtstündiger Schlacht. Verlust des Feindes und Trophäen noch
[ => Original lesen: 1866 Nr. 54 Seite 2]nicht gezählt; aber bedeutend, einige 20 Kanonen. Alle acht Corps haben gefochten; aber große, schmerzliche Verluste. Ich preise Gott für seine Gnade. Wir sind alle wohl. Wilhelm.
Zur Veröffentlichung. Der Gouverneur soll Victoria schießen.
- Weitere Berichte, welche aus dem preußischen Hauptquartier Horzitz vom 4. d. Vormittags in Berlin eingetroffen sind, melden folgende Einzelheiten: Die Garde=Füsiliere nahmen dem Feind 20 Geschütze, das Regiment Elisabeth erbeutete 10, das 1. Garde=Regiment 8, das 12. Husaren=Regiment 4 Geschütze. Von den übrigen Truppen liegen noch keine näheren Angaben über die eroberten Trophäen vor. Das 12. Husaren=Regiment hat zwei feindliche Quarre's gesprengt. Die Oesterreicher fliehen in völliger Auflösung nach der Festung Königsgrätz und geben die wichtige Stellung von Parduwitz auf. Die fliehenden Feinde werden von der preußischen Cavallerie verfolgt, welche den Weg von abgeworfenen Waffen und Gepäck bedeckt findet. Der Kampf hat auf beiden Seiten große Opfer gekostet, über welche bei der Ausdehnung der Stellung bis jetzt noch keine gewisse Uebersicht gewonnen werden konnte. Der Verlust der Oesterreicher ist ungeheuer; in Horzitz allein waren bis jetzt 10,000 Gefangene eingebracht.
- Amtliche Berichtigung einer amtlichen Angabe: "Der Gesammtverlust der Oesterreicher in den dreitägigen Gefechten vom 27., 28. und 29. Juni beträgt an Todten, Verwundeten und Gefangenen nicht, wie irrig gemeldet, bloß 2000, sondern 20,000 Mann, was auch schon daraus ersichtlich ist, daß thatsächlich 8000 Gefangene sich bereits auf dem Wege nach preußischen Festungen befinden."
- Aus Skalitz bei Nachod wird unterm 30. Juni geschrieben: Die blutigen Ereignisse überstürzen sich und es ist selbst in der unmittelbarsten Nähe der Truppen schwer, auch nur einigermaßen einen Ueberblick über die sich ununterbrochen im Gang erhaltenden Operationen zu gewinnen. Das Eine aber steht fest, die Bravour der preußischen Truppen ist außerordentlich, ihre Aufopferung, ihre Führung ist bewundernswerth und die durch eine Kette blutiger Siege errungenen Erfolge sind bedeutend und in ihrer Wirkung begeisternd. Wer das Glück hat, die preußische Armee im Siege zu sehen, wer diese Krieger in der Nähe bewundern kann, löwenmuthig in der Schlachte bescheiden nach dem Siege, durchweht von einem ächten Gefühl der Zuversicht auf die Offiziere, ihre Waffen und sich selbst, gehoben von reinem Patriotismus und einer glühenden Begeisterung für den König und Preußen, wer staunend ihre Mannszucht in Feindesland, ihr Benehmen gegen Verwundete und Gefangene beobachtet, den überkömmt unwillkürlich eine fröhliche Siegeszuversicht. Das 5. und eine Brigade des 6. Armeecorps hatten blutige Arbeit am 28. Juni bei Skalitz. Der Feind, am Tage zuvor von den Höhen von Wisoky hierher vertrieben, wurde kühn angegriffen. Die Helden des vorigen Tages, die Westphalen vom 37. hatten die Ehre des Anfangs; es war ein schweres Werk, der Feind war stark und brav, und stundenlang stockte das mehr und mehr sich erweiternde Gefecht, es wurde zur Schlacht. Der österreichische General v. Ramming führte drei Brigaden und drei Jägerbataillone nebst zwei Cavallerie=Regimentern und etwa 24 Geschütze ins Feuer. Das Dorf Skalitz gerieth in Brand und wurde von den Preußen erobert. Bis dahin war der ganze Kampf ein Siegesmarsch für die Letzteren, aber ein langsamer und blutiger, namentlich am Eisenbahndamm und auf der Chaussee stauten sich die Massen und es kam zum wüthendsten Handgemenge. Der Feind versuchte zweimal, sich durch Barrikadirungen daselbst zu halten, aber vergeblich, eben so vergeblich sandte er seine Cavallerie gegen die preußischen Bataillone und eben so vergeblich griff er zum Bajonnet; ganze Rotten sanken nieder oder wurden gefangen. Das Zündnadelgewehr bewährte seine staunenswerthe Ueberlegenheit. Die österreichischen Batterien donnerten herüber, aber sie trafen schlecht, indeß selbst die wenigen Treffer erzeugten große Verluste; die Geschütze der Preußen blieben ihnen keine Antwort schuldig und wirkten Verheerend. Erst gegen Abend war der Sieg auf preußischer Seite errungen. Es sind circa 4000 Gefangene gemacht, acht Kanonen, drei Munitionswagen und drei Fahnen erbeutet worden. An Todten ließen die Oesterreicher gegen 500, an Verwundeten wohl 7-800 zurück. Allein theuer war der Preis, die Gefangenen und Trophäen abgerechnet, wird der Verlust der Preußen nur wenig geringer sein. In Nachod ist beinahe jedes Haus ein Lazareth, dessen traurige Bestimmung an einer weißen Fahne kenntlich ist. Der ziemlich große Markt ist vollständig gefüllt mit Proviantwagen und Pferden; rings um die Kirche lagern auf Stroh Hunderte von Verwundeten, an deren Unterbringung man noch nicht hat denken können. Die blessirten Feinde ertragen ihr Loos mit resignirter Standhaftigkeit, sie reden alle in Oesterreich existirenden Sprachen, kennen einander nicht und verstehen sich zum Theil nicht einmal. Wie nahe tritt uns das Loos dieser einsamen verlassenen Krieger, doch bald wird sie die Gastfreundschaft ihrer Ueberwinder trösten und mit ihrem Schicksal aussöhnen. Die preußischen Verwundeten liegen meist in Wisoky und Skalitz, während die Leichtverwundeten bereits nach Reinerz und Glatz dirigirt sind; Hunderte schlummern leider auch schon unter der Erde. Einige Regimenter haben schwer gelitten, so z. B. das 7. und 37. Regiment, von denen einzelne Compagnien bis zu 80 und 85 Mann einbüßten. Das Schlachtfeld, obwohl befreit von den allermeisten Todten und Verwundeten, gewährt noch jetzt einen traurigen Anblick. Ueber hundert Pferdekörper verbreiten einen pestilenzialischen Geruch. Mitten auf der Chaussee vor Skalitz gewährt eine Gruppe einen entsetzlichen Anblick. Ein kaiserlicher Artillerist liegt hier mit seinen beiden noch voll angeschirrten Pferden, die zerbrochene Deichsel des Geschützes noch zwischen ihnen; dem Menschen hat eine Granate den Kopf weggerissen, den Pferden Leib und Brust zerwühlt; nicht weit davon steht Geschütz und Protze. Eine Meile weit rechts und links der Chaussee liegen todte Pferde und Menschen, überall zerstörtes Material und Vorräthe. Die Zäune und die Gehöfte, die Bäume am Wege, die Häuser der verlassenen Dörfer selbst haben tüchtig gelitten, ein Kirschwäldchen in der Nähe von Skalitz trägt noch die Spuren des verheerenden Kartätschenfeuers, das durch seine Bäume dahingeflogen ist. Die Trümmer des halben Skalitz rauchen noch.
- Ein Correspondent schreibt über die Haltung der Preußen in Böhmen: "Die preußische Armee hat sich aufs Würdigste benommen. Nicht eine Aehre ward muthwillig geknickt oder abgerissen, kein Glas Bier ohne baare Bezahlung genommen. Die Leute im nördlichen Böhmen trauten ihren Augen kaum. Die Reichen sind entflohen, weil sie glaubten, die Preußen würden auch stehlen wie die Croaten; die Armen sind geblieben und die Frauen erscheinen mit zitternder Hand auf der Schwelle ihres Hauses mit Wasserkrügen; sie bieten den erschöpften Soldaten Trinkwasser, um so ihr Mitleid zu erflehen. Der Anblick solcher furchtsamen alten Großmütterchen, welche den erhitzten Soldaten zu trinken gaben, hat mich oft fast zu Thränen gerührt . . ."
- Die preußischen Zeitungen werden jetzt in Oesterreich fast mit Banknoten aufgewogen; besonders auf Exemplare der "Breslauer Ztg." macht man Jagd. So wurde dieser Tage in Ludgjerzowitz ein Mann verhaftet, der den Zeitungsdiebstahl gewerbsmäßig betrieben haben soll. Man hat sich nämlich bereits überzeugt, daß die österreichischen Zeitungen, von der Regierung durch Verwarnungen dazu veranlaßt, über die Kriegsereignisse die unverschämtesten Lügen zu Gunsten Oesterreichs veröffentlichen; und da man aus Erfahrung weiß, daß die preußischen Zeitungen bei ihrer Opposition gegen die Regierung in den inneren Fragen wohl
[ => Original lesen: 1866 Nr. 54 Seite 3]im Aeußern patriotisch, nicht aber aus Liebedienerei lügenhaft sein können, so steigt bei den wahrheitsliebenden Deutsch=Oesterreichern, deren es eine große Menge gibt, sehr.
- Man weiß jetzt auch in Wien, daß die Preußen vor Josefstadt stehen. Dem "Pays" wird aus Wien telegraphirt: "Die Preußen haben die Umgebungen der Festung Josefstadt verheert."
- Jetzt erklärt die Wiener "Presse" unumwunden, Preußen habe zwei Feinde in Deutschland: erstlich die Katholiken, die in ihm immer noch den entschiedenen Vorkämpfer des Protestantismus sehen, und zweitens die liberale Partei, die es als den Feind der bürgerlichen Freiheit betrachtet! (Das so siegreiche Preußen wird auch diese beiden Feinde zu bekämpfen wissen!)
- Von glaubwürdiger Seite wird fort und fort wiederholt, daß auf verschiedenem Wege und mit verschiedenen Mitteln an einer Aussöhnung zwischen Preußen und Oesterreich gearbeitet wird, bisher allerdings ohne irgend welchen Erfolg, weil Oesterreich Preußen die angestrebte Stellung in Deutschland nicht zuerkennen will. Es soll nunmehr das Resultat der ersten großen Schlacht abgewartet werden, ehe das Vermittlungswerk wieder aufgenommen wird. Selbst in nichtdeutschen diplomatischen Kreisen begreift man die Hartnäckigkeit Oesterreichs nicht, zumal die Erfolge auf dem Schlachtfeld den gehegten Erwartungen so wenig entsprechen, daß Benedek sich wahrscheinlich gezwungen sehen wird, seine Operationslinie schon in den nächsten Tagen weiter rückwärts zu verlegen.
- Auch im Südwesten Deutschlands naht die Entscheidung. Nassau ist in die Operationslinie Preußens mit aufgenommen und die Bewegungen beginnen gegen die Armee des Rumpfbundestages von verschiedenen Seiten her. Stimmen vom Rhein sagen der zusammengewürfelten Bundesarmee und der Stadt Frankfurt schlimme Tage vorher und hierauf bereiten auch die Operationen in Nassau schon vor.
- Im Ganzen genommen können wir auch heute nur das bereits Gesagte wiederholen: nach dem Urtheile Aller gestalten sich die Chancen in militärischer Hinsicht für Preußen besser und besser, und Hand in Hand mit dieser Wendung geht auch der Umschlag in der öffentlichen Meinung in Betreff der Preußen zugemutheten Umwälzungspläne.
- Die Bescheerung, welche Hannover, Hessen und Sachsen geworden, wird auch dem Süden zu Theil werden, weissagt der "Stuttg. Beobachter".
- Das preußische Hohenzollern ist von Württemberg besetzt worden. Von den dortigen Beamten wurde verlangt, den mit Oesterreich verbündeten Staaten den Eid der Treue zu leisten, was diese jedoch entschieden ablehnten. Darauf wurde ihnen bedeutet, das Ländchen in 24 Stunden zu verlassen; aber auch hierzu wollen sich die preußischen Beamten nicht verstehen, sondern es auf das Weitere ankommen lassen.
- In Lübeck und Hamburg hat die Bürgerschaft zu dem Abschlusse des Bündnisses mit Preußen ihre Zustimmung ertheilt und die zur Mobilmachung erforderlichen Geldmittel bewilligt, die nun mit großer Beschleunigung vor sich geht.
- Eine in den letzten Gefechten von den Preußen eroberte Fahne soll diejenige sein, welche Friedrich der Große in der Schlacht bei Kollin an die Oesterreicher verlor.
- In einer böhmischen Stadt hatte ein Wirth preußischen Soldaten in seinem Keller Bier, Wein etc. vorgesetzt. Während sie tranken ging er abseits nach der Thüre zu, öffnete dort ein Faß mit Spiritus und zündete, rasch hinauslaufend, denselben an. Die herauseilenden Soldaten haben bedeutende Brandwunden erhalten.
- Den Berliner Polizei=Bureaux ist die Weisung zugegangen, sämmtlichen Arbeitern, welche sich augenblicklich ohne Beschäftigung befinden, Arbeit nachzuweisen, und zwar sollen dieselben zu diesem Behuf nach Dresden gesendet werden, wo es an Arbeitern zu den Befestigungsarbeiten sehr mangelt. Die Leute sollen freie Hin= und Rückfahrt, täglich 1 Thlr. Löhnung und außerdem noch freies Quartier erhalten, so lange die Beschäftigung dort dauert.
- Sachsens Regierungsverwaltung zahlt täglich 10,000 Thlr. an Preußen und erhält dagegen die Einkünfte des Landes zurück.
- In Bayern ist die Ausfuhr von Proviant, Schlachtvieh etc. nach Preußen etc. verboten.
- Die überaus werthvolle Bildergallerie in Dresden steht unter dem Schutze des englischen Gesandten.
- Am Rhein ist der Fremdenverkehr wie ausgestorben; seit 50 Jahren war's nicht so arg.
- Aus Lübeck heißt es, daß der Bau der Lübeck=Kleinen Eisenbahn nach dem Bericht der Direction in Angriff genommen ist. Das Wo? ist jedoch nicht angegeben.
- Die Verwaltung der Spielbank in Wiesbaden hat das Geschäft bereits, ehe die Preußen eingerückt sind, freiwillig eingestellt und die Gelder nach Frankreich gebracht.
- In Solingen hat Victor Emanuel drei Cavallerie=Säbel fertigen lassen, sie sind einfach, aber solid mit einer Stahlschneide und einem Griff aus Elfenbein. Auf der einen Seite der Klinge steht (ital.): "Frei leben oder sterben!" auf der andern: "Es lebe die Einheit und Unabhängigkeit Italiens!"
- Major Pope, einer der Ingenieure der russisch=amerikanischen Telegraphen, hat das Land vom Tatla=See bis zum Oberlauf des Steeping River, Britisch=Columbia, eine Strecke von 300 Meilen, untersucht und sie zum Legen des Telegraphen zweckmäßig befunden. Der Major reiste 500 Meilen auf Schneeschuhen und erreichte den Ocean 700 Meilen nördlich von Victoria. Die Indianer wollen das Unternehmen unterstützen.
- Vor Kurzem hütete der zehnjährige Sohn des Bahnwärters Hübner zwischen Aue und Lauter in der Nähe der Station seines Vaters ein paar Ziegen. Während die Thiere ruhig am Felsen herumkletterten, hatte sich der Knabe auf das Schienengeleis gelegt und war dort eingeschlafen. Da kommt von Schwarzenberg gegen 5 Uhr Nachmittags der Personenzug angebraust; kurz vor sich, da die Bahn an dieser Strecke gerade eine Curve macht, sieht der Locomotivführer den schlafenden Knaben, der unrettbar überfahren werden muß; er gibt das Nothsignal, der Knabe erschrickt, macht eine Bewegung und liegt mitten auf der Bahn zwischen dem Geleise. Der Zug braust darüber hin, wird durch starkes Bremsen zum Stehen gebracht und der Knabe kriecht unversehrt unter einem der letzten Wagen hervor.
Anzeigen.
Vorladung.
Antragsmäßig soll über die Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Schneidermeisters Grevsmühl, Catharina geb. Lenschow, zu Sabow ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das anzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag, den 24. Juli d. J., Morgens 10 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige als künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Posten=
[ => Original lesen: 1866 Nr. 54 Seite 4]zettel richtig und vollständig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. Mai 1866.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) O. Reinhardt.
Vermischte Anzeigen.
Die diesjährige General=Impfung der Schutzblattern findet in folgender Ordnung statt:
I. Im Schönberger Kirchspiel
1) für die in der Stadt Schönberg gebornen Kinder am Sonnabend, den 7. Juli, Morgens 10 Uhr, im Hause der Frau Gastwirthin Boye;
2) für die in den zur Schönberger Gemeinde gehörenden Dorfschaften gebornen Kinder ebendaselbst am Sonnabend, den 14. Juli, Morgens 10 Uhr.
II. Im Selmsdorfer Kirchspiel am Sonnabend, den 21. Juli, Nachmittags 4 Uhr, im Hause des Herrn Gastwirths Michaelsen.
III. In den nach Mummendorf, Lübsee und Rehna eingepfarrten Ortschaften am Sonnabend, den 14. Juli, Morgens 10 Uhr, im Hause der Frau Gastwirthin Boye zu Schönberg.
IV. Im Herrnburger Kirchspiel am Sonnabend, den 14. Juli, Nachmittags 4 Uhr, im Schulhause.
V. Im Carlower Kirchspiel am Sonnabend, den 14. Juli, Nachmittags 4 Uhr, im Hause des Herrn Gastwirths Robrahn.
VI. Im Schlagsdorfer Kirchspiel am Sonnabend, den 28. Juli, Nachmittags 4 Uhr, im Hause des Herrn Gastwirths Siebenmark.
VII. Im Demern'schen Kirchspiel am Sonnabend, den 21. Juli, Nachmittags 4 Uhr, im Schulhause zu Demern.
VIII. Im Ziethener Kirchspiel mit Einschluß des Dorfes Lankow, in der Domgemeinde und in der Vogtei Manhagen nach Bestimmung des Herrn Dr. Arndt zu Ratzeburg.
Schönberg, den 1. Juli 1866.
Dr. Marung. Dr. Liebenow.
Bekanntmachung.
Unser diesjähriges Missionsfest wird zum Andenken an den h. Ansverus, der vor 800 Jahren, am 15. Juli 1066, auf dem St. Georgsberge bei Ratzeburg den Märtyrertodt erduldet hat, am Mittwoch, den 11. Juli, zu Ratzeburg gefeiert werden und zwar gemeinschaftlich mit den Gemeinden des Herzogthums Lauenburg, Vormittags in der Stadtkirche zu Ratzeburg, Nachmittags in der Domkirche. Der Gottesdienst beginnt Vormittags um 11 Uhr, Nachmittags um 3 Uhr.
In der Zwischenzeit wird für sämmtliche Festgenossen auf dem "Großen Keller" in Ratzeburg ein einfaches Mittagsessen (à Person 12 ßl.) bereitet sein.
Der Vorstand des Missionsvereins im Fürstenthum Ratzeburg.
Nachdem es gelungen , den Landkasten in Rostock dazu zu bestimmen, mir für Einzahlungen aus hiesigem Fürstenthume, statt seiner früheren 3 1/2 pCt., jetzt vier pro Cent zu bewilligen, bin ich soeben bevollmächtigt worden, auch nach Ablauf des jetzigen Johannis=Termins Gelder für den Landkasten in Empfang zu nehmen und dieselben vom Tage der Einzahlung an mit vier pCt. zu verzinsen. Da nun gesetzlich jeder Mecklenburg=Schwerinsche Gutsbesitzer, sowie die Großherzoglichen Domainen und städtischen Besitzungen für Zahlung der Zinsen und Rückzahlung des zu Landeshülfen, für Chaussee=, Canal= und Eisenbahnbauten verwendeten Capitals nach halbjähriger Kündigung mit ihrem gesammten Besitz zur ersten Hypothek haften; so gewähren diese Landkasten=Obligationen die allergrößte Sicherheit und werden deshalb auch vorzugsweise von hiesigen Kirchen, Vormundschaften und selbst auswärtigen Sparcassen benutzt. Landkasten=Obligationen liegen bei mir zur Ansicht bereit und Kosten sind mit den Belegungen, Zinszahlungen und Rückzahlungen überall nicht verbunden, weshalb ich jetzigen Einzahlungen oder auch nur Anmeldungen zu späteren Einzahlungen entgegensehe.
Die bis Sonnabend nächste Woche, den 7. Juli, erfolgenden Einzahlungen erhalten übrigens im nächsten Antoni=Termine noch ihre vollen halbjährigen Zinsen.
Schönberg, den 28. Juni 1866.
Kindler, Advokat.
Die Mecklenburgische Lebensversicherungs= und Spar=Bank in Schwerin
schließt Lebensversicherungen, Leibrentenversicherungen, Kapital=Einlage=, Darlehns= und alle sonstigen Geld=, Inkasso= und Kommissions=Geschäfte durch die unterzeichnete Agentur zu den vortheilhaftesten Bedingungen ab. Die Geschäfts=Prospekte (Nr. I. für Lebensversicherungen, Nr. II. für Leibrentenversicherungen, Nr. III. für Spar=Bank=Geschäfte) sind bei derselben unentgeltlich zu entnehmen und wird jede gewünschte nähere Auskunft bereitwilligst ertheilt. Die in den letzten drei Jahren zur Vertheilung zurückgestellten, mittleren Dividenden der Lebensversicherten betragen respective 36 %, 40 % und 36 % der eingezahlten Prämie.
Agentur Schönberg.
J. P. Bade.
Bei meiner Niederlassung hieselbst als Malermeister empfehle ich mich allen geehrten Herrschaften in Schönberg sowohl, wie denen auf dem Lande zur Ausführung aller in mein Fach gehörenden Arbeiten, die ich prompt ausführen werde.
Heinrich Stein.
Möbel-Magazin.
Das Möbel=Magazin im Hause des Kaufmanns Wieschendorff empfiehlt den geehrten Landbewohnern und einem geschätzten Publicum Schönbergs eine Auswahl modern und dauerhaft gearbeiteter Tischler= und Stuhlmacher=Arbeiten zu möglichst billigen und festen Preisen, auch nimmt das Magazin Bestellungen auf Aussteuern und einzelne Arbeiten jeder Art an, welche prompt und reell ausgeführt werden.
Schönberg 1866.
Das Tischleramt.
Eisenwaaren,
als: alle emaill. Kochgeschirre, gußeiserne Ofenthüren, Ofenrohre, Rosten, Dachfenstern, Schornsteinschieber, gläserne Dachpfannen, gewöhnliche Heiz= und Aschthüren. Sämmtliche Waaren sind aus einer größten Fabriken Deutschlands bezogen, daher es mir möglich ist, die Preise billigst zu stellen.
C. Schwedt.
(Nebst Beilage.)
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1866 Nr. 54 Seite 5]Beilage
zu den Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 6. Juli 1866.
Beste holländische Dachpfannen und Holfter bei Chr. Egert.
Frischer Gothl. Kalk empfiehlt zum billigen Preis A. Wigger.
Einfache und doppelte Bruchbänder, Suspensorien (Tragbeutel), Fontanellbinden, Wundspritzen in Glas, Horn und Gummi zu jeglichem Gebrauch, Milchpumpen, sehr zweckmäßig bei wunder Warze, die Muttermilch im Glase aufzufangen, um das Kind damit zu stillen, Warzenzieher, zum gewöhnlichen Gebrauch, um die Warze hervorzuholen und zugleich die Milch aufzufangen, Warzendeckel, Mutterkränze, runde, sowie auch mir Flügel, Gummi=Zahnkitt. Sehr gut zum Gebrauch für hohle Zähne, Gummi=Wundpapier, zweckmäßig bei offenen Wunden, um dadurch das Durchnässen zu verhüten, sowie giftfreie Milchsauger von reinem Gummi sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Bandagist u. Handschuhmacher. Schönberg.
NB. Auch mache ich darauf aufmerksam, daß ich von jetzt an Warzenzieher zum täglichen Gebrauch ausleihe.
Am 23. und 24. k. M. Juli feiert die hiesige Schützenzunft ihren diesjährigen Königschuß, wozu wir alle auswärtigen Mitglieder und sonstigen Freunde unserer Zunft hiedurch ergebenst einladen.
Rehna, den 28. Juni 1866.
Die Aelterleute der Schützenzunft.
Zum Besten der verwundeten Krieger haben einige meiner Gäste angefangen, Beiträge zu sammeln, deren Beförderung in die preußischen Lazarethe ich übernehmen werde. Wer aus Stadt und Land noch Liebesgaben beitragen will, wird freundlichst ersucht, dieselben baldigst zur Mitbeförderung bei mir abzugeben.
Schönberg d. 5. Juli 1866.
Aug. Spehr.
Erntehandschuhe sind stets zu haben bei Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Schönberg.
Auf dem Wege von Sabow nach Rabensdorf ist am Sonntag den 1. Juli ein graues Umschlagtuch mit lila Kante verloren worden. Der ehrliche Finder wird dringend ersucht, dasselbe in die Expedition d. Bl. zurückzugeben.
Gesucht wird zu sogleich ein junges Mädchen für einen kleinen Hausstand, das zu milchen versteht. Wo? erfährt man in der Exped. d. Ztg.
Auf dem Wege vom Hause des Färbermeisters Breuel bis nach Kl. Siemz sind 2 Färberzeichen verloren. Der ehrliche Finder wird ersucht, dieselben beim Färbermeister Breuel abzugeben.
Karten vom Kriegsschauplatz, Sachsen, Böhmen, und Schlesien, Preis 5 ßl., colorirt 8 ßl., sind zu haben bei J. P. Bade.
Drathgewebe zu Fliegen=Schränken bei C. Schwedt.
Tivoli-Theater in Schönberg.
Im Garten der Frau Wittwe Boye.
Sonntag den 8. Juli 1866 zum Erstenmale: Die beiden Waisen, oder: des Schicksals Wechselfälle, Lebensbild in 3 Abtheilungen und 4 Akten nach dem Französischen von Blum.
Dienstag den 10. Juli, zum Benefiz für Fräulein Knoch, zum Erstenmale: Freundestreue, oder: das Fenster im ersten Stock, dramatisches Gemälde in 3 Akten von Franz Winter. Hierauf zum Erstenmale: Lorenz und seine Schwester, Vaudeville in 1 Akt.
Nächste Woche zum Beschluß.
H. L. Schaeffer Wittwe.
Backtafel für die Stadt Schönberg
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Schönberg, den 4. Juli 1866.
Bürgermeister und Rath.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Sonntag, den 8. Juli.
Frühkirche: Pastor Fischer.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kampfer.
Meteorologische Beobachtungen. |
1866 Juli |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
3. 4. 5. |
30.35 29.92 31.84 |
10.0 8.7 10.3 |
14.0 14.2 15.3 |
SW W SSW |
2 2 2 |
wolkig. - trübe. |
Täglich Regen: 25, 13, 4 Cubikzoll auf 1 Quadratfuß. Am 2. Juli 133 Cubikzoll.
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 12 1/2 - 13 . |
Holst. d. | 13 - 14 . |
Enten, d. St. | 16 - 20 . |
Hühner, d. St. | 12 - 16 . |
Küken d. St. | 6 - 8 . |
Tauben, d. St. | 4 - 5 . |
Schinken, d. | 7 1/2 - 8 . |
Schweinskopf, d. | 4 1/2 - 5 . |
Wurst d. | 9 - 10 . |
Eier 8 St. für | 4 . |
Kartoffeln, d. Faß | 7 - 8 . |
Hambg. Blumenkohl d. Kopf | 6 - 7 . |
Hambg. Kirschen d. | 7 - 8 . |
Geräuch. Stöhr, d. Pf. | 8 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (per Sack in Lüb. Crt.) |
Weitzen | 18 - 19 | | 4 | |
Roggen | 13 - 13 | | 8 | |
Gerste | 11 - 12 | | - | |
Hafer | 10 - 11 | | 4 | |
Erbsen | 14 - 16 | | 8 | |
Wicken | - | | - | |
Buchweizen | 11 - 12 | | - | |
Winter=Rapsaat | - | | - | |
Rübsen. | - | | - | |
Schlagleinsaat | 18 - 20 | | - | |
|