No. 43
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Mai
1866
sechsunddreißigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1866 Nr. 43 Seite 1]

- An den Zusammentritt der europäischen Friedens=Conferenz in Paris ist jetzt wohl nicht mehr zu zweifeln, aber es herrscht nur eine Stimme darüber, daß, wenn die Mächte wirklich die Einladung zu einer programmlosen Conferenz annehmen, sie es mit dem sichern Vorgefühl der Erfolglosigkeit thun. Das ursprüngliche Congreßprogramm ist übrigens in allen Punkten abgeschwächt worden. - Wann der Congreß zusammentritt ist noch unbestimmt; Napoleons Moniteur meinte am 23. Mai, vor 20 Tagen sei wohl nicht daran zu denken! - eine schwere Prüfungszeit der sich schlagfertig gegenüber stehenden Heere.
- Den städtischen Behörden Breslau's hat der König von Preußen geantwortet: Sein Königswort möge dafür bürgen, daß er nicht aus Ehrgeiz, sondern nur, um Preußen zu vertheidigen, sein Heer einberufen habe. Die Verständigung über die zwischen Regierung und Landtag streitigen Fragen sei sein Wunsch und Streben.
- Benedek stellte, ehe er das Oberkommando der österreichischen Nordarmee übernahm, mehrere Bedingungen; 1) daß er wenigstens 300,000 Mann zum Angriff erhalte, 2) daß kein Erzherzog unter ihm diene, 3) daß er im Falle des Sieges nicht verhindert werde, in Berlin einzuziehen. Die zweite Bedingung scheint ihm nur zum Theil zugestanden zu sein. Benedek ist ein Ungar, hat von der Pike auf gedient und hat erst spät seinen Rang bekommen. Er ist ein arger Deutschenhasser und hat nur nichtdeutsche Offiziere in seiner Umgebung angestellt.
- Den Proviant für die jetzt mobilen preußischen Armee=Corps berechnet man für je zehn Tage auf: 36,324 Ctr. Brod, 9082 Ctr. Zwieback, 5838 Ctr. Reis, 1460 Ctr. Salz, 973 Ctr. Kaffee. 97,664 Ctr. Hafer, 26,290 Ctr. Heu und 30,672 Ctr. Stroh. Außerdem Schlachtvieh 18,480 Ctr., oder 2310 Ochsen, die 14,575 Ctr. Fleisch liefern. Der Transport des Proviants wird durch die Proviant=Colonnen bewerkstelligt, deren jedes Armeecorps auf 5 hat. Um die Verpflegung eines Armeecorps auf 5 Tage sicher zu stellen, brauchen die 5 Proviant=Colonnen 3554 Ctr. Proviant und zu dessen Transport 159 4-6 spännige Wagen, und außerdem an lebendigem Vieh 86 Ochsen und 287 Schweine.
- An einem der letzten Empfangsabende in den Tuilerien wagte es ein Abgeordneter, Napoleon zu sagen: Hüten Sie sich, Sire, vor den Rheinprovinzen; sie würden uns vielleicht nach außen einen Machtzuwachs bringen, nach innen würden sie uns schwächen, sie würden unser Venetien sein.! - Der Kaiser sah dem kühnen Sprecher einen Augenblick scharf in die Augen, dann sagte er mit tonloser Stimme: Ich danke für Ihren guten Rath und werde desselben gedenken.
- Die Russen und Türken sind nicht damit einverstanden, daß der Prinz von Hohenzollern Fürst der Moldau und Walachei geworden ist, sie haben ihre Truppen in die Moldau einrücken lassen.
- In der Königl. Münze werden jetzt täglich 100,000 Thlr. geprägt.
- Fürst Metternich läßt in seinem Schlosse Königsmark in Böhmen die kostbaren Dinge einpacken und nach Wien schaffen. - Kaiser Ferdinand in Prag hat schon vor einigen Wochen mit seinen Schätzen dasselbe gethan.
- Am 19. Mai hielt der Londoner deutsche Turnverein ein Schauturnen, dem ein zahlreiches Publikum beiwohnte. Die Times berichtet darüber und sagt, daß vor allem sich die Springer hervorthaten. Das größte Staunen erregte ein Sprung in's Prelltuch aus einer Höhe von 40 Fuß. Der beste Weitsprung war 19 Fuß 4 Zoll und den Hochsprung von 64 Zoll führte eine ganze Rotte von 12 Mann hintereinander mit spielender Leichtigkeit aus.
- In Schneidemühl im preußischen ging's drunter und drüber, die Reservisten und der Pöbel waren trunken und plünderten Häuser und Läden; die telegraphisch erbetenen Füseliere blieben lange aus. Da rückte der beherzte Stadtmusikus mit seinen Musikern auf den Markt und ließ dort lustige Tänze blasen; die Menge stutzte, kam herbei und bald schwenkten sich Männlein und Weiblein im lustigen Tanze.
- Eine Bauersfrau, welche bei einem Banquier in Stettin 100 Thaler stehen hatte, forderte ihr Geld zurück. Als ihr das Geld aufgezählt wurde, sagte sie ruhig: "Na ick seh, se hebben dat Geld noch, dann behollen se't man."
- Närrische Leute die Mainzer. Am Holzthore läßt sich täglich eine Drossel hören, die durch unermüdlichen und herrlichen Schlag die Leute um sich sammelt. Die Mainzer streiten sich nun, ob ihr Schlag ein natürlicher oder künstlicher ist; denn Jedermann hört aus ihm deutlich heraus: Eieieiei! - - Jesuit! - - mit! - - fort mit! -
- Der Crösus der Deportirten von Botany=Bay, Mr. Terry, ist gestorben und hat nicht weniger als 1 Million Pfund hinterlassen; seiner Frau hat er eine Rente von 10,000 Pfund vermacht. Dieser Mensch hat in seiner Jugend ein paar Gänse gestohlen und war darum deportirt worden; drüben, auf Neu=Süd=Wales, legte er ein Pfandleihgeschäft an und gewann in zwanzig Jahren sein colossales Vermögen. Dabei war er geizig und hart; einen Diener, der ihn bestohlen, lieferte er an den Galgen, und obwohl er zuletzt 300,000 Pfd. zu 10 pCt. umsetzte und sich seine Einnahmen aus der Miethe seiner Häuser, deren er eine ganze Straße zu Sidney besaß, auf 70,000 Pfund beliefen, gab er doch jährlich nicht mehr als 5 bis 600 Pfund aus.
- Herr v. Beust saß in seinem Stuhle und

[ => Original lesen: 1866 Nr. 43 Seite 2]

wurde eingeseift; der junge Barbier zieht noch einmal sein Messer ab und sagt: Excellenz, heut' ist's das letztemal. - Wie so? - Ich bin ein preußischer Landwehrmann und zur Fahne einberufen. - Excellenz fährt in die Höhe: So hat mich ein Preuße barbirt? - Nein, Excellenz, vor der Hand nur eingeseift! -
- Ein geheimnißvoller Mord, dessen Urheber so wenig bekannt als seine Motive, so daß man sogar einen Selbstmord hat annehmen wollen, hat sich vor 14 Tagen in der Nähe von Liverpool begeben. Das Opfer desselben ist ein Deutscher, Jacob J. Blum, Lehrer an der Realschule zu Bradford, dessen Mutter und Schwester in Preußen leben. Ein Bruder besucht eine Londoner Schule, ein anderer Bruder, der sich Paul Bloomfield nennt, ist ein Matrose, der im amerikanischen Kriege gedient hat und zu Ende des verflossenen Jahres in Bradford war, wo ihn sein Bruder mit Geld unterstützte, um nach Australien auszuwandeln. Er ist jedoch seitdem in London gesehen worden, wo er erklärte, Schiffbruch gelitten zu haben. Ueber den Ermordeten, dessen Leiche man am 30. April an einer einsamen Stelle am Ufer des Mersey auffand, sind bis jetzt folgende Umstände bekannt geworden: Am 28., dem Tage, wo er aus Bradford verschwand, hatte er noch bis 12 Uhr die Schule besucht und darauf in einer Buchhandlung mehrere Bücher bestellt; am 29. gegen 8 Uhr wurde er am Ufer des Mersey gesehen, nicht weit von der Stelle, wo am folgenden Tage seine Leiche aufgefunden wurde. Er sah häufig nach der Uhr, wie einer, der eine Zusammenkunft erwartet. Seitdem hatte niemand etwas von ihm erfahren, bis man am folgenden Tage seine Leiche zwischen den Felsen des Ufers fand. Die Kehle war unter beiden Kinnbacken zerschnitten und es fehlte die goldene Uhr und die Börse, die, wie man weiß, einen Betrag von mehreren Pfund enthielt. Ein Selbstmord ist höchst unwahrscheinlich. Das Einzige, was einigen Aufschluß über seine Entfernung aus Bradfort geben kann, ist ein an seine Verlobte in London gerichteter Brief vom 24. April, worin er derselben mittheilt, daß er einen seltsamen Brief von einem Fremden erhalten, der aus Hamburg komme, sich in Leeds Geschäfte halber aufhalte und ihn dort zu sprechen wünsche. Es sei ihm jedoch unmöglich, an dem bestimmten Tage nach Leeds zu reisen, und er müsse daher sehen was zu thun sei. Von dem Briefe des Unbekannten hat man keine Spur entdeckt. Wahrscheinlich hatte der Ermordete ihn bei sich; der zur Zusammenkunft bestimmte Ort Leeds mag nachher mit Liverpool vertauscht worden sein. Am Morgen des Tages, wo die Leiche aufgefunden war, wurden zwei Menschen zwischen den Uferklippen mit einander ringend von Weitem gesehen und nur einen sah man später von dort zurückkehren.


Ueber Cholera und Typhus

heißt es in einem Artikel J. v. Liebig's in der "Augsb. Allg. Ztg."
Die Cholera=Spore kommt von einer Pflanze, die zu ihrer dauernden Erhaltung eines heißen Klima's bedarf. Sie wird daher bis zu einer gewissen Grenze hinaus nicht durch die Luft verbreitet, weil dort die Cholera=Spore in kurzem abstirbt. Wohl aber wird dieselbe mit den inficirten Personen verschleppt und breitet sich dann auch, je nach den günstigen oder weniger günstigen Umständen, weiter aus. Zuletzt erlischt dieselbe und nur durch eine neue abermalige Einschleppung aus der Heimath kann sie wieder auftreten. Die Cholera kann nie ein ständiger Gast bei uns werden.
Die Typhus=Spore hingegen ist eine europäische Pflanze und erzeugt und erhält sich dauernd bei uns, wie die Cholera in Indien.
Von der Cholera wissen wir, daß dieselbe in Indien mit der Regenzeit, welche in Indien die gesündere Jahreszeit ist, regelmäßig an Intensität abnimmt und zuletzt vorübergehend erlischt. Trockene Jahre sind warme Jahre, tiefer Grundwasserstand erlaubt das tiefere Eindringen der Luft und des Sauerstoffs in den Boden und gestattet eine weit höhere Erwärmung des Bodens, beides für die Bildung der Pilze günstige Momente, insbesondere für den Indischen Gast.
Die Cholera=Spore kann nun sowohl durch die Luft, als unter Umständen auch durch das Trinkwasser in den Körper gelangen. Um aber eine Wirkung hervorzubringen, muß sich dieselbe vorerst zur Zelle oder zur Mutterpflanze, zum Schimmel, entwickeln.
Fast scheint es, als beginne die Cholera=Spore schon im Magen ihre Entwickelung. Doch kann das Erbrechen auch eine Rückwirkung aus den Vorgängen im Dünndarm sein. Der eigentliche Boden zur Entwickelung der Cholera=Hefe ist aber im Dünndarm. Sie findet dort eine von dem Magenferment bereits auf's Beste vorbereitete Maische, die Dünndarmflüssigkeit, vor. Wärme und Feuchtigkeit begünstigen die Hefenbildung auf's Beste. Hefebildung und Wirkung gehen aber, wie wir wissen, gleichzeitig vor sich und die Zersetzungsprodukte gelangen gleichzeitig in den Kreislauf des Blutes. Wenn die Cholera erkannt ist, so ist die Blutvergiftung bereits geschehen, weswegen jedes Mittel unwirksam bleiben muß; es hängt einzig nur von der Constitution des Menschen und der Menge der aufgenommenen Zersetzungsprodukte ab, ob die Krankheit einen tödlichen Verlauf nimmt oder nicht.
Die Bemerkungen Pettenkofers in seinem neulichen Schlußartikel: ob nicht vielleicht ein gewisser Ernährungszustand die Disposition zur Cholera vermehrt, halte ich für ausgemacht. schlechtgenährte Personen, die in ihren Geweben mehr Wasser führen, resorbiren höchst wahrscheinlich mehr und verbreiten das Gift rascher. Daß dieselben bei der geringen Menge aufgespeicherten Fettes und wirklicher Fleischsubstanz die Körperwärme weit kürzer aus ihrem Vorrath zu drängen vermögen, ist selbstverständlich.
Ein weiteres wesentlich günstiges Moment oder vielleicht eine Bedingung für die Bildung von Cholera=Hefe ist, wenn das Individuum von Magen= oder Darmkatarrh befallen war, da jede Entzündung der Schleimhäute von einer anomalen Zersetzung begleitet ist.
Obgleich der Unbemittelte in der Regel nicht im Stande ist, seine Diät zu ändern, so muß er doch, wie auch der besser Genährte, alle diejenigen Speisen meiden, von denen er bestimmt weiß, daß sie eine Verdauungsstörung bei ihm hervorzurufen im Stande sind. Eine bestimmte Diät vorzuschreiben, wird wohl kaum den Zweck erfüllen, da dieselben Speisen und Getränke bei verschiedenen Personen verschiedene Wirkung äußern. Für mich z. B. würde rother Wein eben so schädlich sein wie weißer.
Ich komme auf die Vorgänge im Dünndarm ihrer Wichtigkeit halber zurück.
Der Abschluß von Sauerstoff, der sich nicht im Dünndarm vorfindet und das Bedecktsein der Spore von Flüssigkeit verhindert, wie ich bemerkt habe, die Bildung des Pilzes, begünstigt aber außerordentlich die Hefebildung. Wir werden daher bei Untersuchungen nicht nach Pilzen zu forschen haben, sondern nach Hefezellen.
Daß diese Aufgabe besonderer Aufmerksamkeit bedarf, erhellt schon daraus, daß noch bei normalem Zustand größere und kleinere Zellen in der Dünndarmflüssigkeit sich unter dem Mikroskop darstellen. Das Charakteristische der verschiedenen Zellen ist wohl schwierig zu erkennen, doch dürfte schon aus der vorhandenen Menge derselben sich ein Schluß ziehen lassen.
Remack und Mitscherlich haben auch Fadenpilze in der Dünndarmflüssigkeit gefunden, doch können dieselben nicht darin entstanden, wohl aber von außen hereingekommen sein.
Ich habe oben schon bemerkt, daß, wenn wir die Symptome der Cholera wahrnehmen, auch schon eine Vergiftung des Blutes stattgefunden hat, auf die wir keinen Einfluß mehr üben können. Dem Arzte bleibt aber immer noch eine wichtige Aufgabe, nämlich die noch fortdauernde Bildung von Hefe und Giftstoffen zu verhindern.

[ => Original lesen: 1866 Nr. 43 Seite 3]

Es ist daher sehr wichtig, gerade bei der Cholera festzuhalten, daß eine wirkliche Gährung im Körper die Ursache ist. Wir müssen daher Mittel geben, die vor allen Dingen der Gährung Einhalt thun, andererseits so rasch als möglich alle Stoffe aus den Gedärmen zu schaffen suchen. Eine ganze Classe von Arzneimitteln ist hierdurch schon ausgeschlossen.
Das Reichen von sauren Flüssigkeiten im Verlauf der Krankheit selbst sollte bei der Behandlung gänzlich vermieden werden. Hingegen verhindern Metallsalze, wie Calomel, Eisensalze, ebenso Gerbstoffe und das den Kranken so wohltätige Eis und Eiswasser die Gährung. Opium zum Schmerzstillen und größere Menge von Gummi arabicum, welches nicht gährungsfähig ist, im Getränke, um den vorhandenen Vorrath von Flüssigkeit verdrängen zu helfen und um einzuhüllen, erfüllen einen ganz bestimmten Zweck auf rationelle Weise.
Das Reichen von Schwefelsäure kann nur dann die Gährung hindern , wenn es in größerer Menge gegeben wird, wo es aber wohl häufig mehr Nachtheil bringt. Es ist eine Pferdekur, wie dieselbe beiden Engländern häufig beliebt ist. Ich erinnere nur an das von Indien aus empfohlene wirksame Mittel gegen Cholera: das Reichen von Gummigut mit Opium. Seine Wirkung läßt sich allerdings begreifen, indem es als eines der heftigst wirkenden Abführmittel die Herausschaffung des vorhandenen Darminhalts beschleunigt. Nur werden die Patienten, wie dies häufig geschieht, nicht an der Cholera, wohl aber an den Arzneimitteln sterben.
Entschieden vorzuziehen sind die kohlensauren Alkalien, Kali, Natron. Mit Gummi arabicum wären vielleicht auch schwache Aetznatron=Lösungen zu versuchen.
Das wichtigste Mittel aber, die Cholera zu bekämpfen, bleibt die sofortige gründliche Desinficirung der Cholerastühle.
Die Gase, wie Ammoniak= und Schwefelwasserstoff, welche die Nasen des Publikums am meisten empören, sind gar nicht das schädliche, sondern die in dem Auswurfstoffe befindlichen organischen Gebilde, die Zelle und der entstehende Pilz. Diese werden am sichersten nur durch das alles Leben tödtende Clor oder durch schweflige Säure bewirkt.
Das alleinige Desinficiren mit schwefelsaurem Eisen reicht in allen Fällen nicht aus, und man verwendet darum auch gleichzeitig Chlorkalk. Von gewichtiger Seite empfohlen sind: Chlormagnan und carbolsaurer Kalk, die eine arkalische Gährung der Fräces verhindern.
Bei der Verbreitung der Cholera ist folgendes im Auge zu behalten. Der inficirte Cholerakranke bringt keine Spore mit, sondern er führt nur in den Gedärmen und den Fäces Cholerahefezellen mit. Bedeckt von Wasser kann die Zelle nur wieder eine Zelle hervorbringen; an den Wänden der Abtrittröhren bei Gegenwart von Luft entwickelt sich aus der Zelle eben so leicht wie aus der Spore die Mutterpflanze. Diese wären daher mit Desinfectionsflüssigkeit zu bespülen, wenn zur Zeit der Cholera Diarrhöen in den Häusern herrschen. Die Fäces der Cholerakranken bedürfen an freier Luft nicht der Befeuchtung durch Sporen aus der Luft, sie erzeugen den Choleraschimmel aus der vorhandenen Zelle, und verbreiten dann auch die Spore.
Dringt die Cloakenflüssigkeit durch die Umfassungswände, so kann sich bei einer gewissen Temperatur, wenn das Wasser versitzt und die Luft statt dessen zur zurückgebliebenen Cholerazelle herantritt, der Pilz entwickeln, was er auch thut, wie wir aus den von Pettenkofer beobachteten Erscheinungen schließen können. Die Sporen des in den Zwischenräumen des Bodens Wachsenden Pilzes werden wohl weniger durch die Luft verbreitet, wohl aber können dieselben durch das atmosphärische Wasser in die Brunnen gelangen. In den Wohnungen verbreitet sich die Cholera durch Sporen in der Luft.
Je durchlassender und kiesiger der Boden, desto gefährlicher. Wo Lehm und Thon vorherrscht, ist diese Gefahr weit geringer, weil beide, als sehr vortreffliche Filter wirken und die Sporen oder Zellen jedenfalls festhalten. Dies wird um so begreiflicher für Jedermann sein, wenn ich bemerke, daß die Luft, wenn dieselbe durch eine Schicht Baumwolle gestrichen, frei von Sporen ist, die Baumwolle dieselben aber festgehalten hat.
Ich glaube wohl, daß die bereits von Professor Thiersch früher angestellten Versuche, bei Mäusen mit Fütterung von Cholerafäces und den daraus entstandenen Pilzen Cholera=Erscheinungen und Tod herbeizuführen, im größeren Maßstab wiederholt zu werden verdienten.
Isolirung der Pilze von den Fäces wäre dringend geboten, die mikroskopische Untersuchung der Dünndarmflüssigkeit damit zu verbinden. Wenn möglich aber, die Dünndarmflüssigkeit frisch geschlachteter Thiere unter Abschluß der Luft mit Cholerasporen zu versetzen, und zu sehen, ob und wie viel Hefe sich bildet.


Anzeigen.

Ordnung
für die Thierschau, Maschinen=, Producten= und Gewerbe=Ausstellung des Meckl. patriotischen Vereins zu Schwerin

am 30. Mai bis 2. Juni 1866.

Mittwoch den 30. Mai.

Morgens 9 Uhr: Eröffnung der Maschinen=Producten= und Gewerbe=Ausstellungen auf dem neuen Exercierplatze und in den dort befindlichen Gebäuden.

Dem Besuche des Publikums ist die Maschinen= und Producten=Ausstellung bis zum Sonnabend d. 2. Juni, die Gewerbe=Ausstellung bis Sonntag d. 3. Juni täglich von Morgens 9 Uhr bis Abends 7 Uhr geöffnet.
Für die im großen Exercierhause stattfindende Gewerbe=Ausstellung werden Eintrittskarten für 8 ßl. am Eingange in dieselbe ausgegeben; auch sind daselbst für die ganze Dauer der Gewerbe=Ausstellung gültige Eintrittskarten für 24 ßl. Kataloge für 4 ßl. und Loose zu der mit der Ausstellung verbundenen Lotterie zu 1 Thlr. zu haben.
(Wegen des Eintritte zur Maschinen= und Producten=Ausstellung siehe unter "Freitag".)
Mittags 2 Uhr: Diner in Stern's Hotel und im Hotel du Nord.
Abends 6 Uhr: Reunion beim Pavillon im Schloßgarten; Concert und Illumination des Schloßgartens.

Donnerstag den 31. Mai.

Morgens 7 Uhr Beginn der Schafschau auf dem alten Exercierplatze.
11 Uhr: Hauptversammlung des Mecklenburgischen patriotischen Vereins im Concert=Saale des Großherzoglichen Schauspielhauses.
1 1/2 Uhr Nachmittags: Festessen in der Ton=Halle.
Karten zum Diner à 1 Thlr. sind bis 12 Uhr im Rathhaussaale und in der Ton=Halle zu lösen.
5 Uhr: Rennen auf der Bahn im Haselholze.
Karten zum Sattelplatze für beide Renntage gültig à 1 Ld'or, zur Tribüne für beide Tage gültig à 1 Thlr., für einen Tag à 32 ßl. und zum Eintritt in die äußere Bahn à 4 ßl. sind vom 24. Mai an bei den Herren H. Burth, Schultze & Sandrock und Gebr. Pineus, sowie an der Rennbahn selbst zu haben.
8 Uhr Abends: Reunion in den Räumen des Großherzoglichen Schauspielhauses.
Familien=Billets zu 2 Thlr. und Eintrittskarten für eine Person zu 1 Thlr. sind bis 6 Uhr im Rathhaussaale und bei Herren Gebrüder Pincus oder an der Casse im Schauspielhause zu lösen.

Freitag, den 1. Juni.

Morgens 8 Uhr: Gesammt=Thierschau auf beiden, durch einen Gang längst der Eisenbahn verbundenen Exercierplätzen.

Partoutkarten für alle Ausstellungen (außer der Gewerbe=Ausstellung), während der ganzen Dauer derselben gültig, sind vom Dienstag Mittag, den 29. Mai, an im Rathaussaale zu haben. Außer=

[ => Original lesen: 1866 Nr. 43 Seite 4]

dem werden an den Eingängen Karten à 8 ßl. für die Person ausgegeben, die nur für den einmaligen Besuch gelten und beim Eintritt in den Platz abgeliefert werden. Wer seine Karte der einen oder andern Art verliert, muß eine andere lösen, wenn er Zutritt haben will.
Während der Ermittelung der Preisthiere durch die Preisrichter ist Niemandem der Zutritt zu den Thieren gestattet.
Diejenigen welche bei der etwaigen Prüfung der Maschinen zugegen zu sein wünschen, müssen dazu auf dem Rathhaussaale eine besondere Karte für 1 Thlr. lösen.
1 1/2 Uhr Nachmittags: Festzug der prämirten Thiere vom alten Exercierplatze aus über den Louisenplatz, durch die Wilhelmsstraße, Alexandrinenstraße, Heinrichsstraße, Wismarsche=Straße nach dem Louisenplatze zurück, woselbst die Austheilung der Preise an die Aussteller stattfindet.
2 1/2 Uhr: Diner im Hotel du Nord und in Stern's Hotel.
5 Uhr: Rennen auf der Bahn im Haselholze. Eintrittskarten wie am Tage vorher.
8 Uhr Abends: Reunion und Concert in der Ton=Halle.
Eintrittspreis, für die einzelne Person 16 ßl. für Familien 32 ßl., ist an der Casse daselbst zu zahlen.
Etwaige Anfragen wegen der Thierschau sind an die Herrn Louis Jahn, Hotel Louisenhof, und B. Lechler Blücherstraße Nr. 1a, zu richten.


Geburts=Anzeige.
Die heute Morgen 5 Uhr erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau Helene geb. Fischer von einer gesunden Tochter zeige ich hierdurch ergebenst an.
Gr. Dratow den 25. Mai 1866.
C. Lemcke.


Ludwig Vogel, Uhrmacher.
empfehle ergebenst mein stets assortirtes Lager von allen Sorten Uhren zu billigen Preisen, indem ich für die Güte der Werke dauernd garantire.
(Cylinderuhren schon von 7 Thlrn. an.)
Ferner: goldene, silberne, Talmi= und sehr viele andere Sorten Ketten und Medaillons, Schlüsseln mit Gegengesperr etc. etc., Barometer, Thermometer (besonders zum Buttern nöthig), Alkoholometer, Wasserwaagen (das beste Werkzeug beim Drainiren) Fernrohre, Lupen und Trichinenlupen etc. etc.
Reparaturen billigst und gut.


U. Beermann & Co., Lübeck, Klingberg 927,
empfehlen ihr sehr reichhaltig sortirtes Lager der modernsten Frühjahrs=Umhänge, Paletots und Jaquetts in Wolle und Seide, wie auch eine eben so schöne Auswahl gewirkter französischer und deutscher Long=Chales zu billigen und festen Preisen.


Neue Tapeten u. Borden=Proben, sowie 30 Sorten billige Tapeten von 4 Schilling (Mecklenburg) an pr. Stück u. gute Auswahl billiger Borden auf Lager.
Bunte braune graue Landschafts= und gestreifte Rouleaux auf Lager bei C. Schwedt.


Ein Haus in Lübeck, worin seit Jahren die Höckerei und Schenkwirthschaft mit Nutzen betrieben wurde, soll wegen Geschäftsveränderung unter der Hand verkauft werden. Kaufpreis 7500 Mark (Lübeck), mit 3000 Mark (Lübeck) Anzahlung. Näheres beim Handelsmann Törber vor Schönberg.


Wegen Neubau der Brücke über die Maurine, ist der Weg zwischen Pogez und Carlow, für die Dauer von 4 Wochen für Fuhrwerk nicht zu passiren.
Die Dorfschaft Carlow.


Frischen Gothl. Kalk wie auch engl. Milchsatten empfiehlt A. Wigger.


Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Nach dem Rechnungsabschlusse der Bank für 1865 beträgt die Ersparniß für das vergangene Jahr 63 Procent der eingezahlten Prämien.
Jeder Banktheilnehmer in hiesiger Agentur empfängt diesen Antheil nebst einem Exemplar des Abschlusses vom Unterzeichneten, bei dem auch die ausführlichen Nachweisungen zum Rechnungsabschlusse zu jedes Versicherten Einsicht offen liegen.
Denjenigen, welche beabsichtigen, dieser gegenseitigen Feuerversicherungs=Gesellschaft beizutreten, giebt der Unterzeichnete bereitwilligst deßfallige Auskunft und vermittelt die Versicherung.
Schönberg den 12. Mai 1866.
Chr. Schrep Agent der Feuerversicherungsbank f. D. in Gotha.


Hiedurch die ergebene Anzeige, daß ich von Herren Kollmann & Schetelich die Niederlage von:
Pflugbeschlag erhalten habe, womit ich mich zum Fabrikpreise bestens empfohlen halte.
Heinrich Pless, Lübeck, Große Burgstraße Nr. 606.


Guten Rothwein, d. Fl. 8 Schilling (Mecklenburg), das Viertel=Anker oder 11 Flaschen 1 Taler (Mecklenburg) 24 Schilling (Mecklenburg), und frischen Kalk empfiehlt Heinr. Schrep.


- Am Mittwoch voriger Woche ist in dem letzten der neuen Gärten am Bauhofswege oder auf dem Wege von da bis zur Marienstraße ein braunseidener Sonnenschirm mit weiß seidenem Futter verloren gegangen. Der ehrliche Finder wird ersucht, denselben gegen ein gutes Trinkgeld in der Expedition d. Bl. abzugeben.


Den geehrten Bewohnern Ratzeburgs und Umgegend empfehle ich meine Wollspinnerei, und indem ich um gütige Aufträge bitte, verspreche ich reelle und prompte Bedienung.
Ratzeburg im Mai 1866.
J. Weiß.


Meteorologische Beobachtungen.
1866
Mai
Barometer   Wärme   Wind Stärke  
Paris. Lin.
300 +
niedrigste
°R.
höchste
°R.
       
25.
26.
27.
28.
36.98
35.00
33.62
35.32
1.8
2.9
7.7
7.6
11.7
13.8
16.4
15.2
NO
ONO
WSW
SW
1
1
1
2
heiter.
zieml. heit.
trübe.
wolkig.

Am 26. Gew. und Reg. 5 Kbz. auf 1 Qf.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter, Meckl. d. Pfund12 - 12 1/2 Schilling (Mecklenburg).
Holst. d. Pfund13 Schilling (Mecklenburg).
Enten, d. St.16 - 20 Schilling (Mecklenburg).
Hühner, d. St.12 - 16 Schilling (Mecklenburg).
Tauben, d. St.4 Schilling (Mecklenburg).
Schinken, d. Pfund7 1/2 - 8 Schilling (Mecklenburg).
Schweinskopf, d. Pf.4 1/2 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Wurst d. Pfund9 - 10 Schilling (Mecklenburg).
Eier 9 St. für4 Schilling (Mecklenburg).
Häringe 4 St. für2 Schilling (Mecklenburg).
Kartoffeln, d. Faß.4 - 5 Schilling (Mecklenburg).
Küken d. St.9 - 10 Schilling (Mecklenburg).


Getreide=Preise in Lübeck.
(per Sack in Lüb. Crt.)
Weitzen17 - 19Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Roggen13 - 13Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Gerste12 - 12Mark (Lübeck)8Schilling (Mecklenburg)
Hafer11 - 11 Mark (Lübeck)4Schilling (Mecklenburg)
Erbsen15 - 17Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Wicken16Mark (Lübeck)18Schilling (Mecklenburg)
Buchweizen12 - 13Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Winter=Rapsaat-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Rübsen.-Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)
Schlagleinsaat20 - 21Mark (Lübeck)-Schilling (Mecklenburg)


Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.


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