[ => Original lesen: 1866 Nr. 42 Seite 1] - Neustrelitz den 19. Mai. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist heute Morgen nach Dessau abgereist, um dort mit dem Seit Ostern in Dresden sich aufhaltenden Erbgroßherzoge, Königl. Hoheit, die Pfingsttage zuzubringen; Seine Königliche Hoheit der Großherzog wird vermuthlich bald nach dem Feste wieder heimkehren. Von Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin, welche Anfangs voriger Woche in London eingetroffen ist und dem Vernehmen nach bis zu der im nächsten Monate bevorstehenden Vermählung ihrer Schwester, der Princeß Mary von Großbritannien, vielleicht noch etwas länger, in England einzutreffen gedenkt, sind die besten Nachrichten eingegangen.
- Zu Anfang dieser Woche war der Kriegslärm durch die Nachricht unterbrochen, daß Ende dieser Woche der Congreß in Paris zusammentreten werde. Dieselbe wurde gleich mit Mißtrauen aufgenommen, und die folgenden Tage zeigten, daß sie unrichtig sei. Die vermittelnden Mächte, England, Frankreich und Rußland sind sich unter einander noch nicht einmal einig über die den streitenden Theilen zu machenden Vorschläge, noch viel weniger haben die gerüsteten Mächte diese Vorschläge schon angenommen. Freilich sind die Verhandlungen wegen des Congreß noch im vollen Gange, und zumal soll es Rußland sein, das besonders den Frieden erhalten sehen möchte, doch glauben nur Wenige, daß dem Congreß, kömmt er wirklich zu Stande, dies gelingen wird.
- Preußen will, für den Fall, daß es zum Kriege kömmt, die Handelsschiffe seines Gegners durch seine Kriegsschiffe nicht wegnehmen lassen, wenn dieser Preußen dasselbe verspricht.
- Die süddeutschen Regierungen, darunter Baiern und Württemberg, stellten in der letzten Bundestagssitzung den Antrag: der Bund möge an diejenigen deutschen Regierungen, die gerüstet haben, die Anfrage richten, ob und unter welchen Bedingungen sie bereit wären, gleichzeitig an einem näher zu bestimmenden Tage abzurüsten. Sachsen schloß sich diesem Antrage ebenfalls an.
- Der Prinz Carl von Hohenzollern hat sich die Fürstenkrone der Rumänen doch nicht nehmen lassen. Er ist bereits an der Walachischen Grenze eingetroffen, um sich von einer Deputation der Statthalterschaft nach Bukarest geleiten zu lassen. - Bei seinem Einzuge läuteten die Glocken; vor der Stadt wurden dem Prinzen Brod und Salz gereicht. Er fuhr sofort nach dem Abgeordnetenhause und dann in die Kirche. Abends war die Stadt illuminirt.
- Aus Preußen klagt man darüber, daß die österreichischen Postanstalten Briefe nach Preußen amtlich öffnen lassen.
- Acht fürstliche Grundbesitzer in Preußen wollen auf ihre Kosten 3 Husaren=Regimenter und 3 Jäger=Bataillone zum Kriege stellen.
- Der Nordd. C. widerlegt die Nachricht, daß die Mecklenburgischen Truppen beim Ausbruch des Krieges Preußen zur Verfügung gestellt würden. Mecklenburg würde, heißt es weiter, neutral bleiben.
- Am 29. Mai wird die Thierschau, sowie die Maschinen= und Gewerbe=Ausstellung in Schwerin eröffnet und bis zum 2. Juni währen. Nach der voraufgegangenen Pferdeschau beginnt die Schafschau am Donnerstag den 31. Mai. Die Schauen für Rindvieh, Schweine, Ziegen und Federvieh nehmen am Freitag den 1. Juni ihren Anfang und dauern neben der Ausstellung landwirthschaftlicher Producte den ganzen Tag. Von Mittwoch den 30. Mai bis Sonnabend den 2. Juni findet die Maschinen=Ausstellung auf den Exercierplätzen statt, wo auch die Gesammt=Thierschau abgehalten wird.
- Die Ausfuhr von Getreide, sowie von Heu und Stroh über die preußischen Grenzen hinaus nach Oesterreich und Sachsen ist vom 22. Mai verboten.
- In einem preußischen Dorfe traf es sich, daß von sieben Söhnen einer Wittwe vier von der Mobilmachung betroffen wurden, während zwei andere sich noch im Dienste befinden und der letzte gegenwärtig in der Aushebung ist.
- Ende voriger Woche fand in London eine Pferdeausstellung statt, bei der 17 Pferdearten prämirt wurden; 300 Pferde wurden ausgestellt. Am zahlreichsten vertreten waren die beliebten Ponies, von denen mehrere eine Höhe von weniger als 9 bis 8 Faust haben, einer sogar nur 32 Zoll mißt.
- In Grevesmühlen brannten am 22. d. sieben in einer Reihe vor der Stadt belegene Scheunen ab, die fast sämmtlich unversichert waren. Wenige Fuhr Stroh und Lohe verbrannten mit.
- Das diesjährige allgemeine Scheibenschießen in Lübeck findet am 15. und 16. Juli in gewohnter Weise mit Feuerwerk und Tombola statt. Zwei Schüsse kosten 1 12 und gewähren ein Anrecht auf 5 Tombola=Loose, deren jedes 4 kosten wird.
Am ersten Pfingsttage wurde das Tivoli=Theater in Lübeck eröffnet. Bühne und Halle sind neu gebaut und zwar größer wie früher. Der unermüdliche Eifer des jetzigen Inhabers hat das Tivoli zu einem der liebsten Sommer=Vergnügungsorte Lübecks gemacht.
- Beim Abbruch eines Hauses in Hamburg fand man im Keller einen ringsum eingemauerten eisernen Geldschrank, von dem Niemand etwas wußte. Der Behörde wurde Anzeige davon gemacht, und man ist gespannt, wie groß der Schatz den man heben wird.
- In Wien herrscht volle Preßfreiheit, d. h. in der Staatsdruckerei, wo die neuen Banknoten gedruckt werden.
- In mancher Stadt Englands sieht man den Himmel vor lauter Kohlendampf nicht, und das ist nicht nur schad um den Himmel, sondern auch
[ => Original lesen: 1866 Nr. 42 Seite 2]um die Kohlen. Ein Sachverständiger, Sir Armstrong, rechnet den Engländern vor, daß sie furchtbare Kohlenverschwender sind, daß sie 10-30mal So viel Kohlen verbrauchen, als nothwendig wäre, wenn sie bessere Maschinen erfänden. Z. B. Die Summe der in England und Irland verwendeten Dampfkraft wird der Kraft von 400 Mill. Mann gleichgeschätzt. Die Verbrennung von 2 Kohle gibt eine hinreichende Kraft, um einen Menschen auf die Spitze des höchsten Berges in Europa zu heben; 1 Kohle in den jetzigen Maschinen bester Construction würde 1 Mill. Pfund 1 Fuß hoch heben, während die wirkliche mechanische Kraft, die in dieser Menge entbunden wird, zweckmäßig verwendet, hinreichen würde, um das Zehnfache jenes Gewichts auf dieselbe Höhe zu heben. Bei den Oefen finde eine ähnliche Verschwendung statt; die Verbrennung sei so unvollständig, daß zwei Drittel der Heizkraft unentwickelt bleiben und Wolken von Kohle in der Form von Rauch den Himmel verfinstern, statt nutzbar zu werden. Und was von England gelte, gelte vielleicht noch mehr von andern Ländern.
- Die sechs reichsten Mitglieder der englischen Aristokratie sind die Herzöge von Northumberland, von Cleveland, von Bedford, von Sutherland, der Marquis von Westminster und der Graf von Dudley, deren jährliche Einkünfte je 5-7 Millionen Franks betragen.
- In Benrath trug ein Dienstmädchen, von einem Neufundländer Hund begleitet, das 2 1/2 jährige Kind seiner Herrschaft aus; das leichtsinnige Mädchen setzt sich in's Grüne, schläft ein und das Kind kriecht spielend auf der Wiese herum. Es kommt an einen nahen Teich und stürzt kopfüber hinein, daß nur die Füßchen herausragen; sofort aber springt der Hund nach und bringt das Kind unverletzt an das Ufer.
- Frau Clopet in Paris lebte schon seit 10 Jahren von ihrem Manne getrennt, wollte aber gerichtlich geschieden sein. Ihr Mann war Advocat und führte seinen Prozeß selbst, die Frau führte die mündlichen Verhandlungen vor dem Appelhofe auch persönlich und zwar so scharfsinnig und beredt, daß sie ihren Proceß gewann und ihren Mann verlor.
- In Baden ging ein Bräutigam über die nahe französische Grenze, um einige Verwandte persönlich zur Hochzeit die zwei Tage darauf stattfinden sollte, einzuladen. Als er andern Tags nicht zurückkehrte, suchte ihn die ganze Heimathgemeinde und fand ihn am 5. Tage in einsamer Waldgegend. Er war seines Geldes und seiner Kleider beraubt, die Hände waren ihm auf den Rücken, die Beine gebunden und in dem Mund steckte ein Knebel, der Regen hatte ihn vor dem Verschmachten gerettet. Er erzählt, daß ihn drei Männer überfallen und in diesen Zustand versetzt hatten. Die Aerzte hoffen ihn zu retten.
- Am 15. d. Mts., als sich die Mannschaften des dritten niederschlesischen Infanterie=Regiments nach dem Freiburger Bahnhof zu Breslau begaben, wurde ein Reservist von seiner Gattin hinausbegleidet. Die kleine, kugelrunde Frau ließ es sich nicht nehmen, dem Gemahl Mantel und Muskete zu tragen. Da sieht der Gemahl, kaum 20 schritte vor ihm, den Major des Bataillons in einer offenen Droschke angefahren kommen. seine Bemühungen, der Gattin das Gewehr zu entreißen, sind fruchtlos. Rasch - denn eben fährt die Droschke vorüber - stellt er sich in Positur und macht vorschriftsmäßig Honneur; neben ihn aber steht die kleine kugelrunde Frau und schultert reglementsmäßig das Kriegsinstrument. Der Major fühlte seine Lachmuskeln in colosale Aufregung versetzt, ebenso Diejenigen, welche Zeugen dieser Scene waren.
Ein Duell zwischen Frauen.
Zwei Frauen aus Dublin, von denen die Eine aus Gründen, die weiter unten erklärt werden, auf die Andere eifersüchtig war, trafen sich eines Tages auf dem Marktplatze der Stadt. Da die eine von ihnen sich von ihrem Zorn so weit fortreißen ließ, ihrer Nebenbuhlerin eine Ohrfeige zu geben, so verlangte diese von ihr in einem Zweikampf Genugthuung und stellte ihr die Wahl der Waffe frei. Einige Zeit nachher wurde der Todtenschauer gerufen, um den Leichnam einer Frau zu besichtigen, und er entdeckte unter dem Busen an der rechten Seite eine tiefe, drei und einen halben Zoll lange Wunde, die schief bis in's Herz gedrungen war. Es war Margaretha Sylvain, die geschworne Feindin der Jessy Rosa Crauby. Auf die Letztere richtete sich aber die Aufmerksamkeit der Justizbehörde. Es fand eine Untersuchung statt und in Folge derselben erschien Frau Crauby vor dem Geschwornengericht von Leinster.
Rosa Crauby antwortet auf die an sie gerichteten Fragen mit Sicherheit und zeigt bei dem Anblick der blutigen Kleidungsstücke ihres Opfers, die auf der Tafel des Gerichtshofes niedergelegt sind, gar keine Aufregung.
Präsident. Wie alt sind Sie?
Angeklagte. Die Frage ist nicht sehr galant.
Präs. Es handelt sich hier nicht um Galanterie; ein viel ernsterer Gegenstand beschäftigt uns. Denken Sie an die Anklage, welche auf Ihnen lastet.
Angekl. Da die Antworten, wie ich weiß, nicht verpflichtet sind, so werden Sie, Herr Präsident, mir erlauben, von der Freiheit Nutzen zu ziehen, deren ich mich in dieser Beziehung erfreuen kann.
Präs. Sie wollen mich also Ihr Alter durchaus nicht wissen lassen?
Angekl. Ich weigere mich nicht, es Sie wissen zu lassen, ich habe das nicht gesagt; ich sehe aber durchaus die Nothwendigkeit nicht ein, es allen Neugierigen, die hier gegenwärtig sind, mitzutheilen. Schicken Sie Ihren Gerichtsschreiber hierher; ich will es ihm heimlich ins Ohr sagen.
Um dem Eigensinn der Angeklagten genugzuthun, erhob sich der Gerichtsschreiber von seinem Platze, um das Geheimniß zu vernehmen, das er dann dem Präsidenten mittheilt, der es niederschreibt. Das Verhör wird dann fortgesetzt.
Präs. Was ist das Geschäft Ihres Mannes?
Angekl. Er hat gar keins.
Präs. Er beschäftigt sich doch wohl mit etwas?
Angekl. Nein, mein Herr; er beschäftigt sich mit nichts; Sie müßten denn die Qualen, die er seine arme Frau leiden läßt, und die Aufmerksamkeiten, die er für andere Frauen hat, als eine Beschäftigung betrachten.
Eduard Crauby, über die Gründe der Eifersucht, zu der er seiner Frau Veranlassung gegeben hat, befragt, weigert sich zu antworten, und eine von seinem Vertheidiger hervorgerufene Entscheidung des Gerichtshofes entbindet ihn wegen des engen Bandes, das ihn an die Anklage knüpft, der Antwort.
Die Angeklagte zieht sich zurück und man schreitet zum Zeugenverhör.
Ein Gerichtsvollzieher: Im Namen des Gesetzes, James Nick Hervey und Arthur Ned Dickon, erscheint.
Die Aussage Ned Dickon's lautete: Ich weiß, daß die Eheleute Crauby seit langer Zeit in einem sehr schlechten Einverständniß lebten; der Mann gilt für ausschweifend, die Frau für eifersüchtig. Als ich am 6. über den Marktplatz ging, sah ich die Letztere, gegen einen Haufen von Säcken mit Weizen gestützt, in der lebhaftesten Weise mit der Wittwe Sylvain sprechen. Neugierig, den Inhalt ihrer Unterredung kennen zu lernen, denn sie waren geschworne Feindinnen, stellte ich mich hinter die Säcke. Es war ungefähr des Abend halb sieben Uhr; die Verkäufer hatten sich schon entfernt und der Platz war an dieser Seite ganz leer."
"Ihr habt mir ihn entrissen", sagte die Erstere; - "er ist mein Mann; jetzt liebt er mich nicht mehr; er sieht meine Kinder nicht mehr an. Wenn er zu Hause kommt, hat er eine traurige Miene; wenn ich mit ihm spreche, antwortet er mir nicht mehr; wenn ich ihn umarmen will, stößt er mich zurück. Ihr habt mich zur unglücklichsten Frau gemacht
[ => Original lesen: 1866 Nr. 42 Seite 3]und Ihr seid mir für so viel Uebel einen Ersatz schuldig."
"Es ist nicht meine Schuld," antwortete ihre Nebenbuhlerin, "wenn Euer Mann mich nach seinem Geschmack findet und wenn mein Charakter ihm besser gefällt, als der Eurige."
"Schämt Ihr Euch nicht," entgegnete Rosa Crauby, "einen Familienvater von seinen Pflichten und der Liebe abwendig zu machen, die er seiner Frau und den armen Unschuldigen, die ihm das Leben verdanken, schuldig ist?"
In diesem Ton fuhr sie einige Minuten fort. Auf alle ihre Vorwürfe antwortete die Wittwe Sylvain nur mit einem verächtlichen Stillschweigen oder mit einem höhnischen Lachen. - Endlich rief Rosa: "So kann ich nicht länger leben; entweder Ihr verlaßt die Stadt, oder ich tödte Euch. Wählt!?
"Ich lasse mir von Niemandem befehlen," antwortete die Wittwe stolz.
"Nun gut," erwiderte Rosa, - "vielleicht werdet Ihr die Sorge Eurer Erhaltung hören. - Ich erkläre Euch, finde ich Euch in acht Tagen noch in Dublin, so werdet Ihr am neunten nicht mehr athmen!"
"Wie, wollt Ihr mich meuchelmorden?"
"Ich bin zu Allem bereit; ich kenne nichts mehr; ich wäre im Stande, Euch in seinen Armen zu erwürgen."
"Ich werde den Gerichtshof davon in Kenntniß setzen."
"Thut es nicht, oder ich erdroßle Euch mit meinen eigenen Händen." - "Ich habe nie ähnliche Drohungen gehört!" - Habt Ihr mich nicht in dem verletzt, was mir das Theuerste ist? Und glaubt Ihr, daß ich die Lasten der Qualen, mit der Ihr mich niederdrückt, länger ertragen kann, ohne zu murren, ohne mich zu beklagen, ohne mich zu rächen? Es giebt nur ein vernünftiges Mittel uns zu Verständigen. Ihr wollt nicht auf Eure Ansprüche auf meinen Mann verzichten und ich will ihn nicht aufgeben. Ihr habt das Fechten gelernt; ich verstehe nichts davon, aber der Unwille wird meinen Muth unterstützen, und der Himmel wird mir zu Gunsten der Gerechtigkeit meiner Sache Geschicklichkeit geben. Entschließt Euch schnell. Wenn Ihr einwilligt, wollen wir uns morgen ganz früh eine Viertelstunde von Leilig auf dem Felde der beiden Pfeiler finden. Wenn es sein muß, so werde ich Euch bitten, mir dieses Mittel, unserm Streite ein Ende zu machen, nicht zu verweigern: ich würde vor Euch niederknieen und Euch um Gotteswillen bitten, mir einen Mord zu ersparen, denn jetzt ist mein Kopf halb verkehrt und ich weiß nicht, wozu die Verzweiflung mich treiben könnte."
Die Angeklagte kehrt zurück; ihre Augen sind ganz roth und angeschwollen; sie hat viel geweint. Der Präsident ermahnt sie, sich zu beruhigen.
"Sie haben uns eben versprochen," sagt er zu ihr, "uns die Mittel zu offenbaren, die Sie anzuwenden gedachten, um sich von Ihrer Nebenbuhlerin zu befreien. Thun Sie das jetzt."
Angekl. Ich wollte sie Anfangs in der Straße mit einem Pistolenschuß tödten und dann meinem Leben ein Ende machen, aber ich gab die Idee auf.
Präs. Aus welchem Grunde?
Angekl. Weil die Schmach und die Schande dann auf meine Kinder gefallen wäre.
Präs. Welchen Entschluß faßten Sie dann?
Angekl. Den eines Duells; die Männer, sagte ich zu mir, duelliren sich aus weit kleinlichern Ursachen; weshalb sollten sich die Frauen nicht auch schlagen, besonders wenn sie den wichtigsten Grund dazu haben? Es fehlt ihnen nicht an Muth, nur die Sonderbarkeit der Thatsache erschreckt sie.
Präs. Können Sie fechten?
Angekl. Nein, mein Herr.
Präs. Sie haben sich aber mit den Degen duellirt?
Angekl. Das ist wahr.
Präs. Warum wählten Sie eine Waffe, die Sie nicht zu handhaben wußten?
Angekl. Wenn man nur den Tod geben oder empfangen will, so ist es ganz nutzlos, dies mit Anstand und Grazie zu thun.
Präs. Weshalb zogen Sie nicht das Pistol vor, das man viel leichter losschießen, als den Degen führen kann?
Angekl. Ich liebe die Feuerwaffen nicht.
Präs. Wie? Um mich Ihrer eigenen Worte zu bedienen, Sie fürchten weder den Tod zu geben noch zu empfangen, und Sie hatten Furcht, sich eines Pistols zu bedienen?
Die Angeklagte schweigt.
Präs. Wer hat den ersten Stoß versetzt?
Angekl. Das vermag ich Ihnen nicht zu sagen; ich war zu aufgeregt - ich sah Nichts.
Der Generalprocurator suchte in einer langen Rede nachzuweisen, daß es sich offenbar um einen Meuchelmord handle, weil dem Morde eine lange Ueberlegung vorangegangen sei und weil die Angeklagte selbst erklärt habe, sie habe sich von ihrer Nebenbuhlerin, der Wittwe Sylvain, um jeden Preis befreien wollen.
Der Vertheidiger der Angeklagten machte die Aufrichtigkeit der Geständnisse Seiner Clientin und die zu ihren Gunsten sprechenden Umstände geltend. Er bewies, daß sie des Mordes nicht angeklagt werden könne, weil sie sich ebenso viel und vielleicht noch mehr der Todesgefahr ausgesetzt habe, als ihre Gegnerin, da diese das Fechten verstand, Rosa dagegen vorher nie einen Degen in der Hand gehabt hatte. Zwischen den beiden Frauen habe es sich einfach um ein Duell gehandelt, und in England gebe es kein Gesetz, welches das Duell unter Frauen verbiete.
Der nach einer kurzen Berathung mit 10 gegen 2 Stimmen gefaßte Wahrspruch der Jury lautete: Nicht schuldig
Dieses Urtheil wurde von der vor dem Gerichtshofe versammelten Volksmenge mit großem Enthusiasmus aufgenommen.
Anzeigen.
Vorladung.
In Sachen des Schulzen Borchert zu Raddingsdorf, Vormundes des Anerben Peter Baars zu Neschow, Klägers, wider den Bäckermeister Wehmer zu Schlagsdorf, Beklagten, wegen Schuld, ist der öffentlich meistbietende Verkauf der dem Bäckermeister Wehmer gehörenden, zu Schlagsdorf belegenen Büdnerei c. p. verfügt worden und der Verkaufstermin auf Feitag, den 8. Juni d. J., Morgens 10 Uhr, der Ueberbotstermin auf Freitag, den 6. Juli d. J., Morgens 11 Uhr, vor dem Großherzogl. Justiz=Amte angesetzt, wozu Kaufliebhaber hierdurch geladen werden.
Dem Bäckermeister Wehmer, sowie dessen Gläubigern wird freigelassen, in dem Verkaufstermin zur Regulirung der Verkaufsbedingungen bei Strafe anzunehmender Zustimmung zu erscheinen.
Gleichzeitig ist zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die vorgedachte Wehmer'sche Büdnerstelle c. p., zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel und zur etwaigen Prioritäts=Ausführung Termin auf Freitag, den 8. Juni d. J., Morgens 11 Uhr, anberaumt, wozu die Wehmer'schen Gläubiger, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, unter dem Nachtheil der Abweisung und des Ausschlusses hiedurch vorgeladen werden.
Schönberg, den 3. März 1866.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) A. Dufft.
[ => Original lesen: 1866 Nr. 42 Seite 4]Verkaufsanzeigen.
In Sachen, betreffend die Subhastation der zum Nachlasse des Webers Friedrich Schwarz zur Baeck gehörenden Büdnerstelle c. pert. wird der am
Dienstag, den 29. Mai d. J., Morgens 11 Uhr, statthabende Ueberbotstermin mit dem Bemerken, daß im Termin am 24. April d J. nur ein Gebot von 725 Thaler Pr. Courant erreicht worden ist, hierdurch in Erinnerung gebracht.
Schönberg, den 26. April 1866.
Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
C. L. v. Oertzen.
(L.S.) O. Reinhardt.
Am Montag den 28 Mai d. J. von Morgens 9 Uhr an, soll im Hause der Ackerbürger Wittwe Boye hieselbst, in öffentlicher Auction, gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
1 eisenaxiger Bauwagen, 1 eiserner Pflug, 1 Kartoffelpflug, 2 eiserne Eggen. 1 Schreibechatulle mit Aufsatz. 1 Eckschrank. Bettstellen, Tische, diverse Bügeleisen, Wassertonne und Eimer, 1 Handnähmaschine, etwas Küchengeräth, und was sich sonst noch vorfindet.
Seegert, Landreiter.
Vermischte Anzeigen.
Großherzog-Georg-Stiftung.
Altersversorgung.
Nachdem es bisher nur Personen vom 27. bis zum 50. Lebensjahre gestattet war, an dieser Stiftung Theil zu nehmen, können nach einem Nachtrag zu den Statuten auch Personen unter 27 Jahren in dieselbe aufgenommen werden. Diese zahlen eine verhätnißmäßig geringe, durch Tarif festgestellte Summe und erhalten hierdurch, ohne jemals zu weiteren Beiträgen verpflichtet zu sein, vom 60 Jahre ab auf ihre Lebensdauer jährlich den vollen Antheil der Dividende der Großherzog=Georg=Stiftung. von den tarifmäßig für die verschiedenen Altersklassen eingezahlten Summe, welche durch Zins auf Zins mit 4 % p. a. anwächst, erhält jeder Theilnehmer nach vollendetem 59. Lebensjahre 20 Thlr. baar zurückgezahlt, da nur ein geringer Beitrag zu dem Fonds und den Verwaltungskosten von dem aufgesammelten Capital in Abzug gebracht wird.
Hiernach empfiehlt es sich nun sehr, auch Kindern jeglichem Alters, für welche das Eintrittsgeld nur geringe ist, in diese Stiftung einzukaufen, und bin ich zu jeder Zeit gern bereit, Eintrittszahlungen anzunehmen, wie auch die betreffenden Statuten und weitere Auskunft zu ertheilen.
Schönberg den 23. Mai 1866.
G. Grapow.
Eisenwaaren,
als: alle emaill. Kochgeschirre, gußeiserne Ofenthüren, Ofenrohre, Rosten, Dachfenstern, Schornsteinschieber, gläserne Dachpfannen, gewöhnliche Heiz= und Aschthüren. Sämmtliche Waaren sind aus einer größten Fabriken Deutschlands bezogen, daher es mir möglich ist, die Preise billigst zu stellen.
C. Schwedt.
Mit Putz= und Waschleder, sehr schön, um Fenster und Wagen zu waschen und damit nachzupoliren, ferner um Gold= und Silbersachen, Spiegel, Möbel und dergleichen zu poliren, empfiehlt sich bestens Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Schönberg.
Alle Sorten Kohlpflanzen sind zu haben bei Oldenburg, Bäckermeister.
Ein Haus in Lübeck, worin seit Jahren die Höckerei und Schenkwirthschaft mit Nutzen betrieben wurde, soll wegen Geschäftsveränderung unter der Hand verkauft werden. Kaufpreis 7500 , mit 3000 Anzahlung. Näheres beim Handelsmann Törber vor Schönberg.
Zu beachten:
Da mein Handschuhlager, in Glaceehandschuhen sowohl, wie in Wild=, Waschleder= und dänischen Handschuhen auf das reichhaltigste completirt ist, so kann ich daher meinen geehrten Gönnern dieselben in einer schönen Auswahl darbieten, ebenso eine große Auswahl in Hosenträgern, Strumpfbändern in zwanzig verschiedenen Sorten, Gürteln u. dgl. m.
Schönberg.
Emil Jannicke, Handschuhmacher.
Apotheker Schauffert's Haarbalsam
ein untrügliches Haarwuchsmittel, nach dessen zwei= bis dreiwöchentlichem Gebrauche das Haar nicht mehr ausfällt und der neue Wachsthum der Haare selbst an kahlen Stellen unbedingt erfolgt, à Flasche 15 Sgr, bei J. F. Eckmann.
Gesucht wird sogleich ein Knabe, der Lust hat, Tischler zu werden, als Lehrling. Näheres in der Expedition d. Bl.
Guten Rothwein, d. Fl. 8 , das Viertel=Anker oder 11 Flaschen 1 24 , und frischen Kalk empfiehlt Heinr. Schrep.
- Am Mittwoch voriger Woche ist in dem letzten der neuen Gärten am Bauhofswege oder auf dem Wege von da bis zur Marienstraße ein braunseidener Sonnenschirm mit weiß seidenem Futter verloren gegangen. Der ehrliche Finder wird ersucht, denselben gegen ein gutes Trinkgeld in der Expedition d. Bl. abzugeben.
Seit Ende vorigen Jahres wird ein kleines Ratzeburger Gesangbuch mit Goldschnitt und auf dem vordem Deckel mit Namen der Eigenthümerin in Gold bezeichnet, vermißt. Der jetzige Inhaber oder wer darüber Auskunft geben kann, wird dringend ersucht sich in der Expedition d. B. zu melden.
Kirchliche Nachrichten. Schönberger Gemeinde.
Sonntag, den 27. Mai.
Frühkirche: Fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kämpffer.
Meteorologische Beobachtungen. |
1866 Mai |
Barometer |
|
Wärme |
|
Wind |
Stärke |
|
Paris. Lin. 300 + |
niedrigste °R. |
höchste °R. |
|
|
|
|
22. 23. 24. |
40.96 34.76 37.76 |
2.0 3.0 2.6 |
10.5 8.0 10.0 |
NO NNO ONO |
1 1 1 |
zieml. heit. wolkig. - |
Am 23. Gew. und Reg. 24 Kbz. auf 1 Qf.
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter, Meckl. d. | 12 - 13 . |
Holst. d. | 13 1/2 . |
Enten, d. St. | 16 - 20 . |
Hühner, d. St. | 12 - 16 . |
Tauben, d. St. | 4 . |
Schinken, d. | 7 1/2 - 8 . |
Schweinskopf, d. Pf. | 4 1/2 - 5 . |
Wurst d. | 8 - 10 . |
Eier 9 St. für | 4 . |
Häringe 4 St. für | 2 . |
Kartoffeln, d. Faß. | 4 - 5 . |
Karpfen d. | 8 - 10 . |
Getreide=Preise in Lübeck. (per Sack in Lüb. Crt.) |
Weitzen | 17 - 19 | | - | |
Roggen | 13 - 13 | | 8 | |
Gerste | 12 - 12 | | 8 | |
Hafer | 11 - 11 | | 4 | |
Erbsen | 15 - 17 | | - | |
Wicken | 16 | | 18 | |
Buchweizen | 12 - 13 | | - | |
Winter=Rapsaat | - | | - | |
Rübsen. | - | | - | |
Schlagleinsaat | 20 - 21 | | - | |
Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Buchdruckerei von L. Bicker in Schönberg.
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