[ => Original lesen: 1860 Nr. 24 Seite 1] Neustrelitz, 5. Juni. Se. kön. Hoheit der Großherzog empfing heute den östreichischen Gesandten Grafen Karoly in besonderer Audienz und geruhten aus dessen Händen die Creditive entgegenzunehmen, durch welche derselbe auch am hiesigen großherzogl. Hofe als Gesandter accreditirt ist. - Ihre k. Hoh. die Frau Erbgroßherzogin ist auf längere Zeit zum Besuche am englischen Hofe nach London gereist. Se. kön. Hoh. der Erbgroßherzog wird mit dem Erbprinzen seiner Gemahlin nach London folgen und mit derselben alsdann in ein deutsches Bad gehen.
- Der Prinz=Regent von Preußen soll das oft wiederholte Anerbieten Louis Napoleons, ihm während seines Aufenthalts in Baden=Baden einen Besuch zu machen, angenommen haben. Es heißt, der Kaiser wünsche durch diese Zusammenkunft die in Deutschland gehegten Besorgnisse zu beruhigen. Gleichzeitig aber wird auf Anregung des Königs Max von Baiern eine Zusammenkunft deutscher Fürsten in Baden=Baden stattfinden, um die versöhnliche Stimmung, welche seit der jüngsten preußischen Thronrede unter den Fürsten eingetreten ist, zum Ausdruck zu bringen und zu stärken. Man darf sagen, daß man in Deutschland der persönlichen Besprechung des preußischen Prinz=Regenten, der Könige von Baiern und Würtemberg, der Großherzöge von Baden und Darmstadt mit großer und freudiger Theilnahme entgegensieht. Es bleibt auch nicht unbemerkt, daß Sachsen und Hannover sich zurück halten. In Wien hat man die Nachricht von der Badener Zusammenkunft ungern vernommen. - Der König von Hannover ist am 13. ganz unerwartet in Berlin angekommen. Seine Ankunft unmittelbar vor der Abreise des Prinz=Regenten nach Baden=Baden ist, wie man hört, eine Folge der Mittheilungen, die Seitens des preußischen Cabinets den deutschen Regierungen gemacht sind über die Verhandlungen wegen der Zusammenkunft mit dem Kaiser der Franzosen. Der König von Hannover will dem Prinz=Regenten selbst seinen Dank aussprechen für die bundesfreundliche Rücksichtnahme, mit welcher Se. kön. Hoheit gegen die deutschen Souveraine verfahren sei.
- Beim Bundestage ist eine Commission bezüglich Einführung eines einheitlichen Maßes und Gewichtes niedergesetzt. Preußen ist der Ansicht, daß die Verhandlung für die Verwirklichung dieses Projects nicht am Bunde zu führen, sondern auf den Weg einer freien Vereinbarung hinzulenken sei. Die Mittelstaaten beharren dagegen bei dem Vorschlage, daß die Verhandlung durch den Bund angebahnt werde.
- Die Kaiserin=Mutter von Rußland, welche auf ihrer Rückreise von Nizza nach Deutschland den französischen Boden betreten hat, soll die französischen Majestäten in Lyon sehr kalt empfangen haben. Man gab sich in Paris der Hoffnung hin, sie werde auch dorthin kommen. Die preußische Königstochter Schlug aber nicht nur diese Einladung aus, sondern auch jede in Lyon ihr angebotene Gastfreundschaft.
- In Palermo ist der Kampf nicht wieder erneuert, die Capitulation vom König angenommen, welche mit Sack und Pack abziehen und nach Messina und Neapel eingeschifft werden. In der Stadt war das Volk aufgestanden und von außen drang Garibaldi in dieselbe und leitete den fünfstündigen Kampf. Es sollen viele Frauen an dem Straßenkampfe Theil genommen haben.
- Garibaldi's Sohn kämpft in Sicilien, wie voriges Jahr in der Lombardei, an der Seite des Vaters. Er ist der Sohn einer Südamerikanerin und ward unter den Schrecken eines furchtbaren und unglücklichen Guerillakrieges geboren. Garibaldi trug den Jungen, der zwei Monate zählte, auf der Flucht, da wo schwierige Flüsse und Stellen zu überschreiten waren, in einem Taschentuche, welches er sich um den Hals befestigt hatte, und versuchte ihn mit seinem Athem zu erwärmen. Der Junge gedieh und wuchs, wurde in England gebildet und hat viele Kämpfe des Vaters durchgemacht.
- Der größte Theil der bei Hrn. Vitali in Schwerin gestohlenen Prätiosen ist in Rostock angehalten und bereits wieder nach Schwerin eingeliefert. Die Diebe, wie man sagt zwei Berliner, sind leider entwischt, werden schwerlich weit kommen und bald eingefangen sein. - Am Freitag Abend, berichtet die N. Z., trafen hier zwei Fremde ein, welche der hiesigen Policei von Güstrow aus als verdächtig signalisirt waren. Dieselben wurden in dem Gasthause, wo sie abgestiegen waren, beobachtet und am Sonnabend Morgen wurde ein Policeidiener zu ihnen geschickt, um sich nach ihren Legitimationen umzusehen. Es ergab sich, daß nur der Eine von ihnen mit einem ordnungsmäßigen Passe versehen war, während der Andere sich ohne alle Legitimationspapiere befand. Der Policeidiener erklärte ihnen nun, daß er sie vor den Policeidirector sistiren müßte und begab sich mit ihnen nach dessen Wohnung. Hier aber benutzten sie einen unbewachten Augenblick, um zu entwischen. Da dies den Verdacht gegen die Fremden nur bestätigen konnte, so schritt man zu einer Durchsuchung ihrer zurückgelassenen Effekten und hierunter fanden sich außer verschiedenen Diebsinstrumenten der größte Theil der gestohlenen Goldsachen. Das für die Untersuchung zuständige Schweriner Magistratsgericht hat Steckbriefe hinter dieselben erlassen. - Einer
[ => Original lesen: 1860 Nr. 24 Seite 2]der Diebe, der Kaufmann Verkin aus Berlin, ist dort von der Polizei in Haft gebracht worden.
- Als ein Kutscher, welcher Passagiere nach der Eisenbahn bei Hagenow gefahren hatte, wieder von dort zurückfuhr, folgten demselben 3 Handwerksburschen, von welchen der eine, ein Bäckergeselle aus Waren, den Versuch machte, hinten auf das sogenannte Kofferbrett zu klettern. Leider mißglückte dies, indem der Unglückliche ausrutschte und mit dem Unterleib in den eisernen Zacken, welche eben gegen solche Bockreisende angebracht sind, hängen blieb. Es wurde nun zwar gleich gehalten und der Unglückliche aus seiner Lage befreit, allein die Verletzungen waren so stark, daß derselbe nach wenigen Minuten seinen Geist aufgab.
- Mancher rennt sein ganzes Leben und errennt nicht so viel wie Master Thormanby, ein Rennpferd in England. Er schlug seinen Gegner im Wettrennen um eine Kopflänge und gewann seinem Herrn 70,000 Pfund Stelling oder 420,000 Thaler. In England setzt man sein Geld nicht in die Lotterie, sondern auf Pferde.
- In London ist der Plan in Anregung gebracht worden, Briefe und Packete vermittelst Luftdrucks durch unterirdische Röhren rasch von einem Orte zum andern zu befördern.
- Am 3. Juni wurde München und die Umgegend von einem fürchterlichen Unwetter heimgesucht. Die Schlossen fielen auf Dächer und Fenster wie Keulenschläge. König Ludwig fand in seinem Palais kein Fenster ganz, als er von Wien heimkehrte. Weit umher wüthete das Hagelwetter. Ganze Fluren sind zerschlagen. Es wurden Schafe auf dem Felde erschlagen. Die bekannt gewordene Fläche, welche dadurch verheert wurde, beträgt in ihrer Länge 20, in ihrer Breite 9 Stunden, wo die Kornfelder total verwüstet sind.
- Nach einem Berliner Getreidebericht der letzten Woche mehren sich die Klagen über den Stand der Roggenfelder, die in Folge der nassen Witterung zur Blüthezeit sehr gelitten haben. Die Getreidegeschäfte sind sehr lebhaft. Sowohl England, das ebenfalls durch große Nässe litt, wie Frankreich, Belgien, Holland und der Rhein waren höher gegangen in allen Getreidesorten.
Das Pferd und der Mensch.
Unter allen Hausthieren steht das Pferd dem Menschen am nächsten. In unbedingter Hingabe und Treue wird es allerdings vom Hunde übertroffen, der auch dann seinem Herrn noch die Hand leckt, wenn dieser ihm die Liebkosungen mit Schlägen und Fußtritten lohnt. - Das Pferd kriecht nicht im Staube, es fühlt die hartherzige Behandlung, das Unrecht und die Grausamkeit seines Gebieters, und wird sie ihm zu arg, so beißt und schlägt es um sich und tritt auch wohl seinen unmenschlichen Herrn selber mit Füßen. Ja man hat Fälle, wo es an Andern seinen Unwillen ausließ über deren Brutalität, von welcher es nur Augenzeuge gewesen war. Es gibt aber auch tückische, launenhafte und widerspenstige Pferde, die sich mit großer Kunst kaum bändigen lassen. Der Mensch muß das Pferd nach seiner Eigenthümlichkeit behandeln, muß sich mit ihm einleben, damit es sein Freund werde; als solcher lebt und stirbt es aber auch mit dem Menschen, kämpft mit ihm wider wilde Thiere und begleitet ihn - wo alle andern Thiere fliehen - in das Getümmel der Schlacht. Auch der Elephant, das großmächtigste aller Thiere, ist ein Krieger voll hoher, persönlicher Würde; doch des Pferdes hochherziger Muth ist größer als der Elephantenmuth, der leicht in blinde Wuth und wilde Raserei umschlägt und sein gemüthliches Verhältniß zum Menschen ist inniger. Roß und Reiter verwachsen so zu sagen zu einer Person. Die feinere, reizbare, allen Eindrücken offene und doch starke und kluge Seele des Pferdes spricht aus dem Auge, den Ohren, dem kühn gehobenen Schweif, aus dem stolzen Gang, dem Zucken jeder Fiber und Sehne. Sein Wiehern aus voller Brust ist Kampfeslust und Lebensmuth, eine Stimme, die auch das Herz des verzagten Reiters mit frischem Muth erfüllt. Der Ehrtrieb ist so mächtig im edlen Thiere, daß es, um im Wettrennen den Preis zu gewinnen, den letzten Athemzug daransetzt und auf den glücklichern Mitkämpfer, der ihm vorkommt, wohl auch beißend losstürzt, damit er den Preis nicht vor ihm gewinne.
Auf kein Thier hat der Mensch eine solche Sorgfalt in Zucht und Erziehung verwandt, wie auf das Pferd, und deshalb spielen in keinem andern Thiergeschlecht die Racenunterschiede eine solche Rolle, wie beim Pferde. Welche Gegensätze zwischen dem magern, leichtgebauten, muskel= und sehnenstarken Araber= und Berberroß, dem großen starkknochigen Friesen und Holsteiner und dem kleinen Litthauer, oder dem Klepper der Schottlandsinseln, der 8, selten 9 1/2 Fuß hoch wird! Welche Mannigfaltigkeit der Uebergänge von einer Race zur andern! Und wiederum in einer Race welche Verschiedenheit der Individuen! Alle Grade der Reizbarkeit, alle Stufen des Temperaments sind im Pferdegeschlecht fast in gleicher Fülle vorhanden, wie im Menschengeschlecht. Schon die vielen Farbentöne des Haares deuten auf die hochentwickelte Eigenthümlichkeit des Einzelwesens. Wir finden vom glänzenden Raben= und Kohlschwarz zum Milchweiß mit Atlasschimmer, vom Gelben zum Rothen und Braunen alle Farbentöne.
Auf allen Culturstufen treffen wir den Menschen verbunden mit dem Pferde; es ist mit ihm Jäger und Nomade und Ackerbauer, Soldat und Fabrikarbeiter, vornehmer Stutzer und Tagelöhner geworden. Wie der Herr, so der Knecht, das gilt ganz besonders von Pferd und Mensch. Ganze Völker könnte man charakterisiren durch das, was sie mit und aus ihren Pferden machen.
Ist es nicht die englische Beharrlichkeit und Energie, welche mit Hülfe arabischen Vollbluts den englischen Renner mit gestrecktem Halse, leichtem Kopfe, schlanken Füßen und starker Brust bildete, eine Pferderace, die an Schnelligkeit noch das Araberpferd übertrifft, wenn sie auch nicht dessen Ausdauer hat? Und dieselbe englische Beharrlichkeit und Genauigkeit, die jene Wettrenner so lange clystirt und purgirt, bis sie die erforderliche Leichtigkeit haben, weiß wieder die kolossalsten Brauer= und Kohlenpferde herzustellen, die genau dem Zwecke entsprechen, wozu man diese Thiere braucht. Der Engländer ist ein guter Cavallerist, seine Pferde sind wohlgenährt und wohlgehalten, wie er selber, aber er überspannt auch nicht selten ihre Kraft und ist auch in Bezug auf das Thierleben der grausamste Egoist, der ohne Rücksicht Alles seinen Zwecken opfert. Der Deutsche zeigt gleichfalls sein solides Wesen in der guten Behandlung seiner Pferde, und deutsche Cavallerie kann sich mit jeder andern messen. An Rohheit und Grausamkeit gegen Pferde und Thiere überhaupt fehlt es auch in Deutschland nicht, doch im Allgemeinen hat der Deutsche mehr Theilnahme und Mitgefühl für die Thierwelt, als die romanischen Völker, Italiener, Franzosen, Spanier und auch die Engländer. Die Franzosen sind zu leichtfertig für eine längere, gute Pflege ihrer Pferde; sie wissen ihr Persönchen immer recht nett herauszuputzen, für die Tüchtigkeit ihrer Pferde und deren Schule haben sie weniger Sinn. Erst seitdem die Franzosen im Besitz von Algier sind, kommt durch die vortreffliche Berberrace ihre Pferdezucht mehr in Aufnahme. Trotz seinem gerühmten Freiheitssinn läßt sich der Franzose von Gensd'armen und Polizeimännern in rohester Weise stoßen und schlagen, und mit derselben Brutalität prügelt auch der französische Reiter den unter seine Botmäßigkeit gegebenen Sclaven, sein Pferd. Der deutsche Fuhrmann, wenn er nicht vorwärts und rückwärts kann, beginnt auch wohl zu fluchen und in seinem Jähzorn auf sein liebes Vieh loszuschlagen, das ist dann aber mehr ein Act seiner Verzweiflung, die sich nicht zu helfen weiß. Wie ganz anders der
[ => Original lesen: 1860 Nr. 24 Seite 3]Russe, dem das despotische Regiment seines Czaren keineswegs den kindlich=fröhlichen Sinn, der sich überhaupt der Thierwelt (gleich allen Kindern) näher stellt, geraubt hat. Seine Karren= und Schlittenpferde müssen stundenlang im stärksten Trabe laufen, die Pferde der Fuhrleute auf ihren weitgedehnten Reisen müssen Tag und Nacht, Winter und Sommer im Geschirr bleiben und erhalten ein Obdach, das an den Seiten offen ist. Der Schweiß an ihrem rauhen Haar gefriert im Winter zum Eisklumpen, die kleinen Pferde sehen dann aus wie Eisbären - und dennoch ertragen sie solche Strapazen, weil sie von ihrem Herrn reichlich mit Hafer gefüttert werden. Schläge bekommen sie höchst selten, die Menschen in Rußland werden viel mehr geprügelt als die Pferde. Der russische Fuhrmann, Postillon, Kutscher schnalzt mit der Zunge, pfeift und spricht ohne Unterlaß liebkosend und schmeichelnd zu seinen Pferden, wie zu einem Brüderchen; hilft das nicht, so beginnt er ein ermunterndes Lied zu singen und droht höchstens mit der Peitsche. Will auch das nicht anschlagen, so geht der Gesang plötzlich in ein lautes Schimpfen über, und diesem Angriff auf seine Ehre gibt das wohlgezogene Pferd in der Regel nach.
Die prächtigsten Pferde vielleicht aller Pferderacen sind die persischen; schön gebaut und nicht so mager wie die arabischen. Sie genießen aber auch die sorgfältigste Abwartung, werden täglich zweimal gestriegelt, öfter gewaschen und darauf mit einem Filz oder groben Tuch wohl gerieben. Nach jedem Ritt führt man sie sorgsam umher und den Sattel nimmt man ihnen nicht eher ab, als bis sie zu schwitzen aufgehört haben. Unter solcher Behandlung müssen sich prachtvolle Thiere bilden.
Der Araber hat es nicht auf Putz und blendende Schönheit in der Zucht seines Pferdes abgesehen, wohl aber auf Ausdauer, Gewandheit und Schnelligkeit. Die Araber reiten fast ausschließlich Stuten und verkaufen die Hengste an Stadtbewohner oder Fellahs. Ein arabischer Hengst steht 70 bis 1000 im Preise, eine Stute kostet mindestens 450 , und die Araber haben schon selbst sich für ausgezeichnete Stuten 1400 bis 3500 bezahlt. Dem Besitzer geht seine Stute fast noch über Frau und Kinder, er kann sich kaum von ihr trennen, verkauft wohl den halben Leib, doch er bedingt sich das nächste Füllen aus, oder nachdem dies geworfen ist, die Stute selber. Verkauft er den dritten Theil seiner Stute, so muß der Käufer zwei Jahre lang das Füllen oder aber das Füllen sammt der Stute geben. Gleich nach der Geburt wird die Erziehung des jungen Pferdes damit begonnen, daß die Ohren mit einem Faden über dem Kopfe zusammengebunden werden. Der Schwanz wird nach aufwärts gedrückt; der Bauch wird fest in ein Tuch oder eine Leinwand gewickelt; doch nur auf kurze Zeit. Einige Monate läßt man das Füllen bei der Stute, dann entzieht man ihm die Muttermilch und hundert Tage lang wird es bloß mit Kameelmilch gespeist und bekommt nicht einmal Wasser, höchstens thut man einige Datteln in die Milch. Erst darauf werden kleine Portionen Weizen oder Gerste, mit Wasser verdünnt, gereicht. Nur etwa 14 Tage im Jahr gewährt man den Pferden Grünfutter; die Araber sagen, zu lange gereicht, erweiche dies die Knochen, dagegen geben sie neben der Kameelmilch noch Fleischbrühe, Mehl, Dattelnteich und selbst gekochtes Fleisch. Die Nedschidaraber bringen ihren Lieblingspferden nicht selten die Ueberbleibsel ihrer eigenen Mahlzeit, namentlich gebratenes Hammelfleisch. Durch solche Diät, die schon in kleinen Portionen bedeutend nährt, bewahren sie die Thiere vor zu großer Eßlust und gewöhnen sich an längeres Fasten. Die Araberpferde können zwei, ja drei Tage laufen, ohne zu fressen, wenn man ihnen nur Kameelsmilch gegeben hat; sie erreichen ein Alter von 35 bis 40 Jahren und mit 24 Jahren zeigen sie noch jugendliches Feuer.
Magen und Eingeweide dieser Thiere nehmen nur halb so viel Raum ein, als bei einem europäischen Pferde, das mit Heu, Stroh und Hafer gefüttert wird. Das junge Füllen ist wie die erwachsene Stute ein Glied der Familie, kennt die Kinder, die mit ihm spielen, vor Allem aber seinen Herrn, der selten ihm einen Zügel anlegt, und das er schon durch ein Wort, ein Zeichen, ein Kneipen seines Ohres zu lenken und anzufeuern vermag. Das Araberpferd ist klug, verständig, gutartig und frei von den meisten Fehlern unserer europäischen Pferde. Es ist nicht der Sclave, sondern der Freund seines Herrn, dem es auch zu theuer ist, als daß er es zu jenen gewaltsamen Reitkünsten abrichten sollte, die etwa der despotische Türke seinem Pferde zumuthet. Das Araberroß ist wie sein Herr fast das ganze Jahr in freier Luft, selbst in der Regenzeit; wird schon im zweiten Jahr zum ersten Mal geritten und nachher kommt der Sattel selten von seinem Rücken. -
In allen Erdteilen auf allen Culturstufen des Menschengeschlechts spielt das Pferd seine bedeutende Rolle. Man denke sich das Pferd weg von der Erde, und unsere ganze Geschichte würde ein anderes Gepräge erhalten: Alexander der Große wäre nicht nach Indien, Hannibal nicht über die Alpen gezogen; wir hätten keine Völkerwanderung und kein Ritterthum gehabt, und der Ackerbau wäre noch unter Botmäßigkeit der Wälder und Sümpfe selbst auf deutscher Erde.
Anzeigen.
Präclusivbescheid.
In Sachen des Herrn Justizraths von Oertzen hieselbst, als Curators der verehelichten Eckengreen zu Wahrsow, Provocanten, wider alle Diejenigen, welche aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüche und Forderungen an die verehelichte Ekengreen und deren Vermögen haben oder zu haben vermeinen, Provocaten, giebt
das Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg
reproductis ad acta proclamatibus cum documentis insertionis nec non aff- et refixionis, hierdurch den
Bescheid:
daß nunmehr alle Diejenigen, welche ihre vermeintlichen Ansprüche sowenig in dem deshalb angestandenen Termine am 4. d. M., als bisjetzt, angemeldet haben, mit denselben, wie hierdurch geschieht, von der vorhandenen Ekengreenschen Vermögensmasse abzuweisen und auszuschließen sind.
Von Rechts Wegen!
Schönberg, den 11. Juni 1860.
(L. S.) F. Boccius.
Bekanntmachung.
Alle Diejenigen, welche die Armensteuer zur ersten Hebung noch nicht berichtigt haben, werden hiermit aufgefordert, solche unfehlbar in den nächsten 8 Tagen an die resp. Armenvorsteher zu bezahlen.
Schönberg, den 14. Juni 1860.
Die Armenbehörde.
Vermischte Anzeigen.
Wir machen hiermit bekannt, daß der Krugtag der Schuhmachergesellen am zweiten Montag nach Johannis, dem 2. Juli, stattfindet, und fordern sämmtliche Mitbrüder auf, am gedachten Tage zu erscheinen.
Schönberg, 14. Juni 1860.
Die Vorsteher und Altgesell
der Schuhmacher=Gesellen=Brüderschaft.
Eine in voller Nahrung stehende Bäckerei, eine Branntweinbrennerei, ein Lohnfuhrwerk, sowie mehre andere Grundstücke und Gewese sollen preiswürdig verkauft werden.
Näheres hierüber ertheilt auf portofreie Anfrage
C. Beyerstorf, Hüxterthor.
Lübeck den 30. Mai 1860.
[ => Original lesen: 1860 Nr. 24 Seite 4]
Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesllschaft.
--------------------
Rechnungs=Abschluß von 1859.
Grundkapital |
Thlr. |
3,000,000.-- |
Prämien und Zinsen=Einnahme für 1859 (excl. der Prämien für spätere Jahre) |
Thlr. |
1,670,601.21 |
Prämien=Reserven |
Thlr. |
2,551,160.20 |
|
---------------------------- |
|
Thlr. |
7,221,762.11 |
Versicherungen in Kraft während d. J. 1859 |
Thlr. |
845,611,271.-- |
Schönberg, den 3. Juni 1860.
Die Agentur.
J. P. H. Spehr.
Ziehung 1. Juli. |
250,000 Gulden Haupt=Gewinn
der Oestreich'schen Eisenbahn-Loose. |
Ziehung 1. Juli. |
|
Haupt=Gewinne des Anlehens sind: 24mal fl. 250,000, 71mal fl. 200,000, 103mal fl. 150,000, 90mal fl. 40,000, 105mal fl. 30,000, 90mal fl. 20,000, 105mal fl. 15,000 und 2040 Gewinne von fl. 5000 bis abwärts fl. 1000. Der geringste Preis, den mindestens jedes Obligationsloos erzielen muß ist 125 Gulden. - Kein anderes Anlehen bietet so große und viele Gewinne, verbunden mit den höchsten Garantien. - Pläne werden Jedermann auf Verlangen gratis und franco übersandt, ebenso Ziehungslisten gleich nach der Ziehung. - Um überhaupt der günstigsten Bedingungen, welche Jedermann die Betheiligung ermöglichen, sowie der reellen Behandlung versichert zu sein, beliebe man sich direct zu richten an
|
Stirn & Greim,
Bank= und Staats=Effekten=Geschäft
in Frankfurt a/M., Zeil 33. |
NB. Diese Loose haben bei der Gewinn=Auszahlung keinen Abzug zu erleiden. Jede weitere Aufklärung gratis. |
|
Mit gußeisernen Ofenthüren, Röhren, Rosten, Pfannendach=Fenstern und vorzüglich schönen Gußstahl=Sensen empfiehlt sich bestens
A. Wigger.
Gußstahl=Sensen,
beste Güte,
empfiehlt Fr. C. Schlebusch.
Mit sehr schönen Flohmhäringen empfiehlt sich
C. L. Creutzfeldt, Sabowerstraße.
Alle diejenigen, welche in diesem Johannis=Termin durch mich Gelder und Sparcassenbücher an die Schweriner Sparcasse zu besorgen gedenken, wollen solche entweder an mich oder an den Herrn Buchbinder Bade in Schönberg spätestens bis zum 21. Juni abgeben lassen. Am 21. Juni Nachmittags bin ich bei meinem Neffen, Uhrmacher Meyer in Schönberg zu treffen.
Siechenhaus bei Dassow, d. 31. Mai 1860.
J. P. Oldörp,
Schul= und Siechenmeister.
Unterzeichneter erlaubt sich die Anzeige, daß derselbe von heute an
Photographien
auf Glas und Papier, von 1 an pr. Stück,
anfertigt, und empfiehlt sich dem geehrten Publikum bestens. Seine Wohnung ist beim Glasermeister
Schwiesow. W. C. Bügel,
Schönberg den 25. Mai 1860.
Verloren, am Thierschautage im Zelte der Gewerbeausstellung: Ein Portemonnais in rothem Leder, mit etwa 2 bis 3 Thaler Geld. Näheres in der Expedition dieser Anzeigen.
Im bevorstanden Johanni=Termin habe ich circa 8000 , in Pösten von 500, 1000 und 1500 in hiesigen Landstellen und gegen genügende Sicherheit zu belegen, und ersuche ich diejenigen, die Gebrauch von diesen Capitalien machen können, mit mir weitere Rücksprache zu nehmen.
J. P. Bade.
Ich zeige hiermit meinen geehrten Freunden und Bekannten an, daß meine Walkmühle verlegt ist nach dem Mühlendamm und bitte, mich auch ferner mit Ihrer Gunst zu beehren.
Lübeck den 7. Juli 1860.
G. S. Janicke, Walkmüller.
Am Thierschautage ist im Gasthaus Stadt Hamburg ein Goldschlüssel gefunden worden, den der Eigenthümer gegen die Insertionsgebühren wieder in Empfang nehmen kann. Näheres in der Expedition dieser Anzeigen.
Bei mir sind
Runkelrüben=Pflanzen,
das Schock zu 3/4 , zu haben.
Busch in Wahrsow.
Am 25. Juni wird im Kruge zu Zarnevenz
Scheibenschießen
nach Gewinnen stattfinden, wozu ich ein geehrtes Publikum ergebenst einlade. Büchsen, Pulver und Blei werden von mir gehalten. Auf einen Satz von 3 Schüssen kann nur ein Gewinn fallen.
Einsatz 16 Schillinge.
Krüger Möller in Zarnevenz.
Für die Abgebrannten in Ziercke habe ich erhalten und an die betr. Committee in Neustrelitz eingesandt: Vom Wachtmstr. Collin hies. 2 , Hsw. J. Oldenburg in Niendorf 1 , Ungen. 1 16 , Kfm. Boye 2 , d. Pastorin Marggraf 1 , Apoth. Saß 1 , Past. Gerling 1 , Amtsvw. Holste 1 , Krüger Freitag Gr. Rünz 1 , Haw. Bohnhof Malzow 1 , Past. Reincke Ziethen 2 , Mühlenmstr. L. Wieschendorf hies. 3 , 4 Hauswthe. in Rodenberg 4 , Landr. Struck Carlow 1 , Pens. Drevs Bauhof 5 , Müller Capell Lockwisch 4 , Ackerb. Böckmann hies. 4 , Lehrer Fischer hies. Kleidungsstücke u. 1 , Buchb. Bade 1 , 5 Hswthe. zu Kleinfeldt 5 , Sch. Niese in Lindow 2 , Kfm. Wigger hies. 2 , Hsw. Kock Rüschenbeck 2 , Hsw. H. J. Timcke Campow 1 , Schulze Bollow das. 32 , J. Timcke das. 32 , Wwe. Clasen das. 32 , J. Böttcher das. 16 , H. H. Böttcher Rieps 32 , Probst Rußwurm a. d. Domgemeinde 15 8 , Hsw. J. Oldenburg Raddingsdorf 1 , Pens. v. Hobe Lockwisch 5 , Pens. Rusch Kl. Rünz 5 , Krüg. Robrahn Carlow 1 , Bäcker Freitag das. 1 , 2 Ungenannten aus Menzendorf 3 , Bürgerm. Schrep hies. 1 , Executor Ollrog hies. 24 , Küster Bohn Demern 16 , Past. Kämpffer hies. 2 , Executor Roloff 1 , Ungenannten hieselbst 2 , 32 , Zusammen 91 .
Schönberg den 14. Juni 1860.
G. Grapow.
Kirchliche Nachrichten.
Schönberger Gemeinde.
In der Woche vom 7.-14. Juni
Gestorben: Den 7. Chr. Wille Arbm.Sohn aus Kl. Bünsdorf, 11 T. alt.
Proklamirt: Carl Wilh. Jul. Wolgast, Bürger u. Maler hies., und Wilh. Marg. Elis. Gerken zu Lauenburg.
Getraide und Markt=Preise in Lübeck
am 13. Juni 1860.
Weizen |
1 |
 |
32-40 |
, |
|
Wicken |
- |
 |
- - - |
, |
Roggen |
- |
 |
52-56 |
, |
|
Buchweizen |
1 |
 |
4- 8 |
, |
Gerste |
- |
 |
44-46 |
, |
|
Winter=Rapsaat |
|
|
23-24 |
 |
Hafer |
- |
 |
38-40 |
, |
|
Rübsen |
|
|
22-23 |
 |
Erbsen |
1 |
 |
4- 8 |
 |
|
Schlagleinsaat |
|
|
17-18 |
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Butter 11 pr. . Kartoffeln, d. Faß 7 u. 8 . |
Redaktion, Druck und Verlag von L. Bicker.
[ => Original lesen: 1860 Nr. 24 Seite 5]Von Elba nach St. Helena
[Förster' neuestes Werk in zweiter Auflage - Inhalt siehe im Abbild der Originalseite]]
Dittmer'sche Buchhandlung in Lübeck.
[ => Original lesen: 1860 Nr. 24 Seite 6]Von Elba nach St. Helena
[Förster' neuestes Werk in zweiter Auflage - Inhalt siehe im Abbild der Originalseite]]
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