[ => Original lesen: 1894 Nr. 20 Seite 1] Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das III. Bataillon Hanseatischen Infanterie=Regiments Nr. 76 am
Dienstag, den 13. d. M.
Mittags von 1215 bis 1245 Uhr
Schießübungen mit scharfen Patronen auf der Palinger Haide abhalten wird.
Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains hiermit bei Strafe verboten. Wieweit dasselbe gefährdet ist und also nicht betreten werden darf, darüber ertheilen die aufgestellten Sicherheitsposten Auskunft und ist deren Anordnungen unbedingt Folge zu leisten.
Schönberg, den 8. März 1894.
Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 27 belegene Büdnerstelle c. p. des Bäckermeisters Hermann Neumann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf
Sonnabend, den 26. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr
vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermine anzumelden, widrigenfalls sie soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präkludirt sein sollen.
Schönberg, den 3. März 1894.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Auf den Antrag der Vormünder des August Willhoeft zu Walcksfelde soll über dessen daselbst sub Nr. 11 belegene Vollstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf
Sonnabend, den 26. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr
vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. März 1894.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Der von mir gegen den Knecht Adolf Friedrich Ludwig Carl August Gierke, geboren am 23. April 1869 zu Schwerin i. M., zuletzt zu Müsselmow, wegen Betrugs und Unterschlagung unter dem 28. Februar d. J. erlassene Steckbrief ist durch die Ergreifung des p. Gierke erledigt.
Schönberg, den 7. März 1894.
Der Amtsanwalt.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 25.
Am Mittwoch, den 14. März, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirt Spolert auf der Bäck bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.
1. Aus dem Hasselholze.
91 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Olm.
7 Fuder buchen Pollholz.
2. Aus dem Steinort.
56 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Olm.
8 1/2 Fuder buchen Pollholz.
3. Aus dem Seebruch.
20 fichten Leiterbäume III. Cl.
80 fichten Hopfenstangen.
4. Aus dem Mechower Holze.
11 Rmtr. buchen Kluft und Olm.
2 Rmtr. buchen Knüppel.
8 Rmtr. kiefern Kluft.
5. Aus dem Bahlen.
10 Rmtr. buchen Kluft und Olm.
2 Fuder buchen Pollholz.
3 Rmtr. aspen Kluft II. Cl. und Knüppel.
6. Aus dem Garnseerholze.
2 Rmtr. eichen Knüppel.
2 Rmtr. buchen Kluft und Olm.
2 Rmtr. birken Kluft II. Cl.
Schönberg i/M., den 7. März 1894.
Der Oberförster: C. Hottelet.
[ => Original lesen: 1894 Nr. 20 Seite 2]Holzauktion Nr. 26.
Am Donnerstag den 25. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug=Lüdersdorf bei beschränkter Concurrenz öffentlich meistbietend verkauft werden:
1. Aus den Lenschower Tannen.
140 Rmtr. kiefern Kluft und Knüppel.
7 Rmtr. eichen Knüppel I. und II. Cl.
2. Aus den Duvennester Tannen.
130 Rmtr. kiefern Kluft und Knüppel.
3. Aus den Herrnburger Tannen.
ca. 100 Fuder kiefern Durchforstholz I. bis III. Cl.
Schönberg, den 7. März 1894.
Der Oberförster, C. Hottelet.
Auctionsabkündigung.
Der auf Sonnabend, den 10. d. Mts. in Gr. Siemz angesetzte Verkauf von
Pfandsachen
findet auf Antrag der Gläubiger einstweilen
nicht
statt.
Schönberg, den 8. März 1894.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Auction.
Am Mittwoch, den 14. März morgens 10 Uhr sollen wegen Wohnungs=Veränderung in meiner Wohnung sämmtliche Schlachtergeräthschaften, sowie
Mobilien, 1 Sopha, Tische, Stühle, 1 Küchenschrank, 1 Lade, 1 Kinderbettstelle, ein Reisekoffer
und was sich sonst noch vorfindet meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.
Marie Ohls Ww., Wallstraße 114a.
Holz-Auction in Lübeck.
Sonnabend, den 17. März, Vormittags 11 Uhr
im Restaurant Appelberg Untertrave Nr. 75 verkaufe ich öffentlich meistbietend, "für Rechnung wen es angeht" in bequemen Cavelingen, die mit dem Schiffe "Charlotte" von Fagervik Sundswall hier angebrachte Ladung:
4648 Zwölfter 5/8 zöllige ebenkantige föhren und gran Bretter
lagernd bei der Eutiner Eisenbahn=Brücke. Verzeichnisse sind an meinem Comptoir Breitestr. Nr. 18 zu haben.
Ferner kommen zum Aufgebot:
ca. 1500 Zwölfter ebenkantige & Wahlbretter
Lübeck, den 27. Februar 1894,
Emil Tesschau,
beeidigter Auctionator.
Holzauction
im Kneeser Forst
Schutzbezirk Breesen
am Sonnabend, den 10. März d. Js.
über etwa:
5 Rmtr. buchen Kluft II.
9 Rmtr. buchen Kluft Nutzholz 1,20 m lang.
16 Rmtr. buchen Kluft I.
100 Rmtr. buchen Kluft II.
138 Rmtr. buchen Buschholz.
600 Stück fichten Stangen, wie Latten, Leiterbäume, Wesebäume.
Versammlung des Morgens 9 Uhr in den großen Buchen an der Woitendorfer Grenze.
J. Müller, Großhl. Revierförster.
Bund der Landwirthe.
Im Auftrage des Kreisvorsitzenden für Meckl. Strelitz und um Confusion zu vermeiden ersuche ich diejenigen Mitglieder des Bezirks Schönberg, welche ihre Beiträge pro 1894 noch nicht bezahlt haben, dieselben bei Ueberreichung der Mitgliederlisten durch den Ortsvertrauensmann an mich zu entrichten.
Der Vorsitzende des Bez. Schönberg.
Kaiser Stove.
2 Knaben oder Mädchen,
welche in Schwerin die Schule besuchen sollen, finden gute und billige Pension in besserem bürgerl. Hause. Anmeldungen an die Agentur der Rostocker Ztg. zu Schwerin i./M.
Gesucht zu sofort ein möglichst militärfreier
Knecht
bei Pferden. Näheres
G. Westphal, Schlutup.
Grundstücks=Verkauf!
Wegen anderweit, Unterneh. beabsich. ich mein in der Sabowerstr. Nr. 27 belegenes Grundstück mit Scheune nach Wunsch mit Länderei u. Wiesen zu verkaufen, oder auch die Parterre Wohnungen rechter Hand zu Ostern linker Hand zu Michaelis zu vermiethen.
Johanna Creutzfeldt.
Zu verkaufen ein sehr schöner
2 jähr. Zuchtbolle.
Lockwisch. A. Russwurm.
Mein schwarzer
Hengst "Granit"
deckt von jetzt fremde Stuten, Deckgeld 13 M.
Hr. Oldenburg,
Hauswirth in Rieps.
Reisfuttermehl,
von M. 3. - an nur waggonweise.
G. & O. Lüders, Dampfreismühle, Hamburg.
Petroleumkochöfen
neuester Construktion, in größter Auswahl
empfiehlt billigst
Rud. Tietgen.
Wegen Mangel an Raum verkaufe ich meine sämmtlichen
Lampen
zu jedem annehmbaren Preise.
Klempner Munckelberg,
Wallstraße 128.
Hemdentuche, Bettzeuge, Kattune, Blaudrucks, Schürzenstoffe, Buckskins, Kleiderparchend, fertige Wäsche, Oberhemden, Kragen, Manschetten, Slipse, Schürzen, Handschuhe, Besätze, fertige Unterröcke, Schirme und
Corsetts
sind in großer Auswahl neu eingetroffen und empfehle zu außerordentlich billigen Preisen.
Hugo Heincke.
Von jetzt an verkaufe ich
prima kernfettes junges Rindfleisch
à Pfund 50 Pf.
H. W. Ladendorf.
[ => Original lesen: 1894 Nr. 20 Seite 3]Bilanz der Jahresinventur ult. Dec. 1893
der Molkerei=Genossenschaft zu Niendorf,
eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die Zahl der Genossen beträgt 14.
Eingetreten : keine.
Die Bilanz der Jahresinventur pro ult. Dec. 1893 erkennen wir für richtig an:
Molkerei=Genossenschaft zu Niendorf, einget. Genossenschaft m. unbeschränkter Haftpflicht.
Aufsichtsrath. |
Vorstand. |
W. Bade. |
W. Burmeister. |
W. Maass. |
J. Ollrogge. |
W. Oldörp. |
J. Oldenburg. |
Die Revisoren. |
H. Peters. |
|
W. Baars. |
Vermögens=Bilanz
der Gr.-Mist, Kl.-Mist, Schlag-Sülsdorfer
Genossenschaftsmeierei Ultimo December 1893.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Bestand der Mitglieder am 11. Januar 1894. 13.
Aufgenommen -. Ausgetreten -.
Gr.=Mist, den 16. Februar 1894.
Der Aufsichtsrath. |
Der Vorstand. |
J. Oldenburg. |
H. Lühr. |
Hr. Mustin. |
Hr. Retelsdorf. |
J. Oldenburg. |
H. Möller. |
Hiermit fordere ich alle meine Gläubiger, mit Ausnahme der Hypothekgläubiger auf, ihre Forderungen bis zum
Freitag, den 10. März d. Js.
beim Kaufmann Franz Lundwall in Schönberg einzureichen, da spätere Ansprüche nicht berücksichtigt werden können.
Gr.=Siemz, 8. März 1894.
A. Ahrend.
Das älteste und grösste
Bettfedernlager
Wiliam Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute, neue
Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1 M. 25 Pfg.
prima Halbdaunen nur 1,60 M. und 2 M.
reiner Flaum nur 2,50 M. und 3 M.
Bei Abnahme von 50 Pfd. 5% Rabatt.
Umtausch bereitwilligst.
Fertige Betten (Oberbett, Unterbett und 2 Kissen)
prima Inlettstoff auf's Beste gefüllt
einschläfig 20, 25, 30 u. 40 M. 2schläfig 30, 40, 45, & 50 M.
Durch Zufall habe ich 25 Stück gebr. gut erhalt getheerte u. imprägn.
Presennige,
Flächenmaß ca. 25 []Mtr. z. d. auß. bill. Preise v. M. 20 pro Stück abzugeben.
Simon Valk, Lübeck, Mengstr. 41.
Aepfel
Backbirnen, Backäpfel, gr. und kl. Pflaumen, weiße Bohnen
empfiehlt billigst J. Koopmann.
Schleifsteine
in allen Größen
vorrätig bei
Rud. Tietgen.
Für Confirmanden
empfehle mein reichhaltiges Lager von
Glacé-Handschuhen,
sowie Shlipse u. Cravatten in großer Auswahl
zu billigsten Preisen.
H. Böckmann,
Handschuhmacher.
Alte noch brauchbare Bretter zu kaufen gesucht. Wo? sagt die Expedition.
[ => Original lesen: 1894 Nr. 20 Seite 4]
H. Brüchmann |
|
empfiehlt seine langjährig beliebten echten Anilin-Zeug-Farben in bester Qualität
für Wolle, Baumwolle, Leinen, Seide u. s. w.,
sowie Aufbürstfarben zur Wiederherstellung verblichener Kleider und Möbelstoffe. |
Lange & Wilms,
Schönberg, vor dem Siemzerthor.
Hiermit beehren wir uns, den Eingang von sämmtlichen Neuheiten für
Frühjahr und Sommer
ganz ergebenst anzuzeigen, und halten eine großartige sortierte Musterkollection von
Kammgarn=, Cheviot=, Diagonal=, Buckskin=,
sowie
Englische Stoffe
von den feinsten bis zu den billigsten Waaren bestens empfohlen.
Sämmtliche Sachen werden unter Garantie des elegantesten Schnitts und vorzüglichen Gutsitzens angefertigt.
Wringmaschinen, ;
Mangelmaschinen
empfiehlt
Rud. Tietgen.
Zu verkaufen eine kleine
Dampfmaschine
von 1 1/4 Pferdekraft mit vollständiger Einrichtung zum Sägen für 150 M.
A. Lenschow.
Soeben erschien in fünfter, neubearbeiteter Auflage:
Gibt in mehr als 70,000 Artikeln auf jede Frage kurzen und richtigen Bescheid.
MEYERS
HAND-LEXIKON
des
allgemeinen Wissens.
"Von allen nützlichen Büchern kenne ich kein so unentbehrliches wie dieses," (Dr. Jul. Rodenberg.)
Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig u. Wien.
Kl.-Oktav-Format.
In Halbleder geb.
Prospekte gratis.
Preis 10 Mark.
Bruteier,
schwarze Minorka Stck. 25 Pfg.
Schönberg. W. Maack.
Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 9. März
Vormittags 10 Uhr: Passionspredigt, Consistorialrath Kaempffer.
Sonntag, 11. März.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Viehmarkt in Hamburg.
Es kosten: kleine Schweine 55-56 M., große Schweine 55-58 M., Sauen 43-50 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.
Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 8. [9.]
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1894 Nr. 20 Seite 5]Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. März 1894.
- Neustrelitz. S. K. H. der Erbgroßherzog hat Sich am Sonnabend Abend nach Berlin begeben, wo I. K. H. die Erbgroßherzogin, von Dessau kommend, auch eintraf. Die hohen Herrschaften nahmen Wohnung bei S. H. dem Prinzen Aribert, einem Bruder I. K. H. der Erbgroßherzogin. Am Sonntag waren die Herrschaften bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin zum Frühstück gebeten. Ihre Königlichen Hoheiten gedenken am Montag Abend hier wieder einzutreffen. - I. K. H. die Großherzogin, die am Sonntag nach ihrer Krankheit zum ersten Male wieder die Schloßkirche in Begleitung der Prinzessinnen besuchte, machte mit den fürstlichen Kindern am Nachmittage eine Spazierfahrt nach Weisdin hinaus.
- Schönberg. In voriger Wische ist es dem Revierjäger zu Schlagbrügge gelungen auf der Thandorfer Feldmark einen Schäfer abzufassen, der gerade aus einer Drahtschlinge einen Hasen gelöst hatte. Die Habhaftwerdung dieses heimlichen Jägers gereicht dem Schlagbrügger Schutzpersonal zur großen Freude, da schon seit Jahren auf denselben gefahndet worden, und hunderte von Drahtschlingen nach und nach aus den Knicks gelöst waren sind, ohne den Aufsteller derselben auf der That zu erwischen.
- Schönberg. Am 5. März hielt der Bund der Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg hieselbst im großen Boye'schen Saale seine 2. General=Versammlung ab, die nicht sehr stark besucht war, weil Anfangs diese Versammlung auf den 3. März angesetzt war, aber einige Tage hinausgeschoben werden mußte, weil der aus Berlin erwartete Reder, v. Breese, früher zu erscheinen verhindert war. Die Versammlung wurde durch den Bezirksvorsitzenden des Bundes, Amtmann Kaiser=Stove, eröffnet, und derselbe darauf auch für die folgenden Jahre als solcher wiedergewählt. Sodann sprach Herr v. Breese eingehend über die Zwecke des Bundes, soweit dieselben für unsere Landleute von Interesse waren. Nach Schluß der Versammlung fand ein gemeinschaftliches Mittagessen im Boye'schen Locale statt.
- Aus dem Fürstenthum Ratzeburg erhalten die "Meckl. Nachr." das folgende Eingesandt: Das an den ersten Beamten gerichtete Schreiben der elf bäuerlichen Vertreter, in dem sie ablehnen, ihrerseits dazu beizutragen, daß die Verfassung vom 6. November 1869 in Wirksamkeit tritt, geht durch viele Zeitungen, und war von vornherein für die Veröffentlichung bestimmt, um die Aufmerksamkeit aller "constitutionell" gesinnten Männer, namentlich zu Berlin, auf diese Angelegenheit zu lenken. Dem entsprach die kühle Abfertigung Seitens des Adressaten, von dem wir sonst wissen, daß er durchaus an der Hoffnung festhält, die Mehrzahl der Landesvertreter werde mit der Zeit unter Aufgabe oder wenigstens unter Hintenansetzung der constitutionellen Doctrin sich ihrer schweren Verantwortung bewußt werden; werde erwägen, was es heißt, die Regelung und Verbesserung unserer seit 1869 stagnirenden communalen Verhältnisse und jedes Eingehen auf die wohlwollendsten Absichten des Allerhöchsten Landesherrn und auf eine vom hohen Bundesrathe anerkannte Verfassung dauernd abzulehnen.
Die "constitutionelle" Doctrin paßt in unser kleines Fürstenthum wie die Faust auf's Auge. Daß ihre Anhänger innerhalb der leitenden Kreise zu Berlin abgenommen haben, giebt selbst die "Eisenbahnzeitung" in dem letzen Satz ihres "Aus Mecklenburg" überschriebenen Artikels der letzten Sonntagsnummer zu. Das Fürstenthum Ratzeburg, das sich bis dahin in seiner ihm durchaus eigenthümlichen und naturwüchsigen Weise entwickelt hatte, würde durch einen Erfolg dieser Theorie am schwersten betroffen und in ein mit dem Mecklenburgischen Domanio verschmolzenes Land verwandelt werden, in dessen constitutioneller Vertretung vielleicht Freisinnige, vielleicht auch Socialdemokraten, ganz gewiß aber nicht, wie bisher, Ratzeburger Bauern die Majorität bilden würden. Auch dürfte feststehen, daß in solchem Fall nach allen constitutionellen Erfahrungen die Einwohner und speciell die Bauern das Dreifache an Steuern bezahlen müßten, wie jetzt.
Und was hofften denn die bäuerlichen Vertreter auf dem bisher eingeschlagenen Wege reiner Negation zu erreichen? Es wäre ungleich richtiger, erfüllbare Wünsche ordnungsmäßig vorzutragen, als in mehr oder weniger strafbarer (§ 105 des Str.=G.=B.) Weise die eigene Partie der des Landesherrn gegenüber nicht verloren geben zu wollen.
Die "Rostocker Zeitung" in ihrer letzten Sonntags=Morgennummer schreibt sehr lang und sehr breit über diese Sache. Sie scheint unter anderem das Bedürfniß zu haben, auch die Grenzen des Fürstenthums zu reguliren, wenigstens die Enclaven von der Vertretung auszuschließen; "sie hätten" - genannt sind allerdings nur die ritterschaftlichen Güter - "kein hervorragendes Interesse an der Sache." Ob die "Rostocker Zeitung" diese Landestheile abtreten oder auf andere Weise darüber verfügen will, wird nicht gesagt. Wir gehen auf die Bemühungen des freisinnigen Blattes nicht weiter ein und heben nur noch hervor, daß sie für die Vertretung anscheinend einen sehr theuren und complicirten Apparat mit Bureau, Regierungscommissarius etc. verlangt, wie solcher unseres Wissens in keinem Kreistage fungirt.
Auf den erwähnten politischen Kernpunkt der Sache kommt die "Rostocker Zeitung" wohlweislich nicht. Die Macher hinter den Coulissen wissen ganz gut, daß ihrer zu Gunsten nicht des Fürstenthums, sondern der constitutionellen Doctrin angestellten Mache die Ader unterbunden ist, sobald die Vertretung dieserthalb Verhandlungen anbahnt.
- Am Real=Gymnasium zu Schwerin erhielten am 6. d. M. sechs Schüler das Zeugniß der Reife, unter denen sich Ludwig Seeler aus Sahmkow befand, der sich dem Steuerfach widmen will.
- Der Lehrling eines Geschäftsmannes in Güstrow, welcher von seinem Lehrherrn auf dem Hausboden beschäftigt wurde, hatte, wie die "G. Z." mittheilt, seine ihm aufgetragene Arbeit verlassen und sich durch eine auf dem Boden befindliche Lücke auf ein angrenzendes sehr steiles Steindach begeben, um dort in der Dachfirst einen Staarkasten aufzuhängen. Als er bereits die Dachfirst erreicht hatte, glitt er aus, rutschte rücklings vom Dach und stürzte dann aus einer beträchtlichen Höhe auf das Hofpflaster, wodurch er so erhebliche Verletzungen erlitt, daß sich seine Ueberführung in das Krankenhaus vernothwendigte.
- Zu den Einjährig=Freiwilligen=Prüfungen, welche vom 21. Febr. bis 3. März in Schwerin gehalten wurden, waren 42 Meldungen eingegangen. Von diesen wollten 29 junge Leute die Berechtigung zum Einjährig=Freiwilligen=Dienst durch Bestehen der vollen Prüfung erwerben, 13 Techniker auf Grund der Wehrordnung § 89,6 sich einer Prüfung in den Elementar=Kenntnissen unterwerfen. Von den genannten 29 jungen Leuten haben 2 die Meldung zurückgezogen, 11 die Prüfung bestanden, 16 sind nicht bestanden. Von den Technikern bestanden 10, 3 nicht. Ueber die Ertheilung des Berechtigungsscheins an die Techniker hat die Ersatzbehörde dritter Instanz zu entscheiden.
- Nach den Bestimmungen für die Uebungen des Beurlaubtenstandes werden in diesem Jahre im 9. Armeecorps bei der Infanterie etwa 1800 Reservisten auf 14 Tage, etwa 1600 Reservisten auf 20 Tage (während der Manöver) und 5000 Landwehrleute zur Uebung einberufen werden. Bei der Feldartillerie üben 900 Mann des Beurlaubtenstandes der Feldartillerie oder Cavallerie, beim Train 200 Mann der Reserve und Landwehr des Trains auf 14 Tage und 50 Mann der Cavallerie auf 20 Tage. Die zur Feldartillerie einzuberufen=
[ => Original lesen: 1894 Nr. 20 Seite 6]den Mannschaften der Cavallerie werden den jüngsten Jahresclassen der Reserve entnommen. Die Landwehrleute der Infanterie werden zu besonderen Compagnien bei den 4 Bataillonen formirt. Außer den aufgeführten Uebungsstärken werden zu Uebungen herangezogen: Volksschullehrer der Reserve, ehemalige Einjährig=Freiwillige und die Offizier=Aspiranten aller Waffen, Bäcker und Schlachter der Reserve zu den Herbstübungen, Lazarethgehülfen, Krankenwärter und die nicht zum Waffendienst heranzuziehenden Geistlichen für die Garnison=Lazarethe, Unteroffiziere und Gemeine für den Magazin=Verwaltungs= und Sanitätsdienst, Militärtelegraphisten und Arbeitssoldaten.
- Aleuronat=Brod. Den "Mecklenb. Nachr." geht von einer Leserin folgende eingehendere Beschreibung von Aleuronat=Brod zu: Die Phisiologie hat dargethan, daß der menschliche Körper in seinen wichtigsten Teilen aus Eiweißstoffen besteht, geformtem Eiweiß, welches mit circulirendem durchtränkt ist. Und ferner, daß, indem sich in der Aufnahme und Umwandlung dieses Stoffes das Spiel des Lebens vollzieht, ein stetiger Verbrauch an Eiweiß stattfindet, welcher stetigen Ersatz fordert. Dieser Eiweißverbrauch des menschlichen Körpers beträgt nach den neuesten Ermittelungen durchschnittlich 118 Gramm pro Tag. Werden diese nicht ersetzt, so zehrt das Leben von dem Eiweiß des Körpers, dessen Festigkeit dadurch erschüttert, dessen Gesundheit gefährdet wird. Die seit Jahrzehnten rühmlichst bekannte Fabrik von R. Hundhausen in Hamm, Westfalen, liefert in dem ihr patentirten Fabrikat "Aleuronat" ein Präparat von 80 pCt. Eiweiß in haltbarem, wohlschmeckendem und zuträglichem Zustande als zartes, grauweißes Pulver. Die Fabrik liefert an einem Tage mehr Eiweis in dieser Form, wie 25 Mastochsen innerhalb 3 Jahren in der Form von Fleisch. Das Aleuronat ist jedoch erst in den Handel gebracht worden, nachdem bereits vor 5 Jahren im Laboratorium des als erste Autorität auf dem Gebiet der Ernährungslehre bekannten Professors v. Voit in München die vorzügliche, dem Thiereiweiß gleichstehende Ausnutzung dieses Pflanzeneiweißes im menschlichen Körper erwiesen und dieses Resultat in andauernden praktischen Versuchen bestätigt, auch die mit eigenthümlichen Schwierigkeiten verbundene Fabrikation immer weiter und fertiger ausgebildet worden ist. Aleuronat=Brod, =Zwibäcke, =Bisquits, =Confecte etc. der Luxemburger Hofbäckerei wurden auf der Kölner Nahrungsmittelausstellung 1893 mit höchstem Preise prämiirt und werden seither von den Aerzten empfohlen. Das Brod wird seines Nährwerthes sowie der Bekömmlichkeit wegen für Kinder, Wöchnerinnen und Reconvalescenten ganz besonders empfohlen.
- Nach der ,"L.=Z." sind nach ziemlich genauer Schätzung rund 150 000 Festmeter Holz in den Großherzoglich mecklenburg=strelitzschen Forsten durch den vor einiger Zeit herrschenden Orkan gestürzt. Von den 150 000 Festmetern Holz fallen etwa 70 000 Festmeter auf die Waldungen der Rowaer Oberförsterei.
- Mit der Bedachung der Domkirche in Ratzeburg wird demnächst begonnen werden. Wie es heißt, soll der Dachreiter etwas mehr östlich zu stehen kommen. Die Kirchen=Uhr wird im Hauptthurm, dessen Bau erst für das nächste Jahr vorgesehen ist, Platz finden. - Das beim letzten Sturm herabgeschleuderte Nothdach des Turmes ist inzwischen durch ein anderes ersetzt worden, das im Innern des Mauerwerks angebracht ist.
- Elb=Trave=Canal. Die Vorlage, betr. den Bau des Elb=Trave=Canals, ist von der Budgetcommission des preußischen Abgeordnetenhauses angenommen worden.
- Apotheker sind nach einem Urteil des Reichsgerichts als Kaufleute im Sinne des Handelsgesetzbuchs zu erachten und zur Führung von Handelsbüchern sowie zur rechtzeitigen Ziehung von Bilanzen verpflichtet.
- Die Reise der Kaiserin und der kaiserlichen Kinder nach Abazzia ist auf den 12. d. M. verschoben worden.
- Der Kaiser ist am Freitag Morgen beim Reichskanzler Grafen Caprivi erschienen, um einen Vortrag desselben entgegenzunehmen. Der Monarch hat bei dieser Gelegenheit dem Kanzler für seine energische Vertretung des Handelsvertrags im Reichstag gedankt und ihm mitgetheilt, daß er ihm seine Büste zum Geschenk machen werde. Der Kaiser hat am Freitag auch während 3 Stunden der Sitzung des Landesökonomie=Collegiums beigewohnt, in der über die Einwirkung des Zuckersteuergesetzes und über das Kleinbahnwesen verhandelt wurde.
- Gegenüber der Meldung eines Berliner Blattes, wonach in politischen Kreisen das Gerücht auftreten soll, daß es bei dem Besuch des Kaisers in Friedrichsruh zu politischen Erörterungen gekommen sei, die zu einem scharfen Disput mit dem Fürsten Bismarck geführt hätten, erfährt die "Nat.=Ztg." von zuverlässiger Seite, daß dieses Gerücht völlig unbegründet ist.
- Bezüglich der Schießauszeichnungen für die Marine=Infanterie ist jetzt vom Kaiser nachstehende Ordre erlassen worden: Ich bestimme, daß die Marine=Infanterie an Stelle der bisherigen Schützenabzeichen Fangschnüre nach der für meine Armee festgesetzten Probe, jedoch mit der Kaiserkrone statt der Königskrone, anzulegen hat. Die Gewährung von Abzeichen für gutes Schießen mit dem Geschütz, der Schnellladekanone, Revolverkanone und dem Maschinengewehr behalte ich mir vor.
- Der Reichstag und das preußische Abgeordnetenhaus werden sich einer Berliner Meldung zufolge gleichzeitig am 16. März vertagen, und am 3. April ihre Sitzungen wieder aufnehmen.
- Der Commandant der österreichisch=ungarischen Marine, Admiral Frhr. v. Sterneck, hat aus Anlaß der Katastrophe auf der "Brandenburg" folgendes Telegramm an den kommandirenden Admiral Freiherrn von der Goltz gerichtet: "Von innigster Trauer über die Katastrophe auf dem Schiff "Brandenburg" erfüllt, bringe ich Ew. Excellenz in meinem und im Namen der kaiserlichen und königlichen Kriegsmarine die Gefühle treuer, kameradschaftlicher Theilnahme tiefbewegt zum Ausdruck mit der Versicherung, daß wir in Leid und Freud mit unseren deutschen Waffenbrüdern eines Herzens sind."
- Die Commission des Reichstages für den russischen Handelsvertrag hat in der am Sonnabend abgehaltenen Sitzung die ersten 18 Artikel des Vertrags außer Artikel 7, meist mit 13 gegen 8 Stimmen, angenommen. Von den 7 fehlenden Mitgliedern sind noch 3 Freunde des Vertrages. Die Commission wird jedenfalls ihre Arbeiten noch schneller beenden, als man geglaubt hat, denn die Opposition vermindert sich, je mehr die Aussichtslosigkeit des Widerstandes erkennbar wird.
- Wie der "Politischen Correspondenz" aus St. Petersburg gemeldet wird, beendigt das russische Finanzministerium soeben die Redaktion des russischen Textes des russisch=deutschen Handelsvertrages, der noch in dieser Woche dem Reichsrath unterbreitet werden soll. Im Anschluß hieran theilt das genannte Blatt ferner mit, daß das Finanzministerium die Absicht hat, im Frühjahr eine eigene Commission zu ernennen, deren Aufgabe es sein wird, die Ausfuhr von solchem russischen Getreide, das zur Erhöhung des Gewichtes mit fremden Substanzen gemischt ist, zu verhindern.
- Der Kaiser von Rußland hat am Mittwoch voriger Woche auf der deutschen Botschaft in St. Petersburg einen Besuch abgestattet, was als ein Ereigniß von politischer Bedeutung erscheinen muß, wenn man berücksichtigt, daß der Zar an gedachtem Tag die deutsche Botschaft überhaupt zum ersten Mal als regierender Kaiser betreten hat. Was speziell den Kaiser zu diesem Besuch bewogen hat, ist noch nicht bekannt; die "Kölnische Ztg." meint, mit in Betracht komme wohl wie sehr das Kaiserpaar dem General v. Werder gewogen ist, der ja auch auf direkten Wunsch des Zaren auf den Botschafterposten in St. Petersburg berufen wurde. Desgleichen sei es ein offenes Geheimniß, wie wesentlich zu dem besseren Einvernehmen zwischen den beiden mächtigsten Staaten Europas gerade die beiden Botschafter General v. Werder in Petersburg und Graf Schuwalow in Berlin beigetragen haben, die sich beide des vollsten Vertrauens der beiden Kaiser zu erfreuen haben. Die Nachricht
[ => Original lesen: 1894 Nr. 20 Seite 7]muß bei uns schon deshalb Befriedigung hervorrufen, weil sie auf die französischen Revanchepolitiker etwas abkühlend wirken wird.
- Dem Vernehmen nach erhält die Fürstin Hohenlohe eine Fristverlängerung von zwei Jahren für den Verkauf der ererbten Wittgensteinschen Güter in Rußland.
- Die Königin von England hat, wie amtlich gemeldet wird, das Entlassungsgesuch Gladstones genehmigt und Lord Rosebery die Stelle des Premierministers angeboten, der sie bereits angenommen hat. Ueber die sonstigen Veränderungen im Kabinet verlautet noch nichts Bestimmtes. Nach der "Times" hat die ärztliche Untersuchung ergeben, daß Gladstone sich wahrscheinlich einer Staaroperation unterziehen muß.
- Der König von Schweden hat für die Hinterbliebenen der auf der "Brandenburg" Verunglückten der Prinzessin Heinrich in Kiel 700 M. überreichen lassen.
- Die beiden Grenadiere vom Kaiser Alexander Garde=Grenadier=Regiment, welche mit der neuen bezw. alten Adjustierung versehen, den Kaiser auf seiner Reise nach Friedrichsruh und Wilhelmshaven begleiteten, und an denen der Kaiser vor dem Fürsten Bismarck und dem Großherzog von Oldenburg das System der geplanten Gepäckerleichterung explizierte, sollen den Kaiser auch auf der bevorstehenden Reise nach Italien begleiten. Bei der beabsichtigten Zusammenkunft der Herrscher Deutschlands, Oesterreich=Ungarns und Italiens dürfen dann die beiden Grenadiere, mit alter und neuer Ausrüstung versehen, vor den genannten Monarchen die Unterschiede zwischen beiden Belastungsarten vorführen und erklären.
- Die Witwe Max Schneckenburgers, des Dichters der "Wacht am Rhein", ist am Donnerstag in Thalheim bei Tuttlingen im Alter von 75 Jahren verschieden.
- Beim Fällen eines Baumes in dem zum Rittergut Döbernitz bei Delitzsch gehörigen Park ist vor einigen Tagen der Gutsbesitzer Städter von dort durch einen abspringenden Ast so unglücklich auf dem Hinterkopf getroffen worden, daß der Tod auf der Stelle eingetreten ist.
- Im Barackenlager auf der Lockstedter Heide ist mit dem Bau einer Mannschaftsküche begonnen worden. Sämmtliche Offizierbaracken werden einer gründlichen Aenderung resp. Erneuerung unterworfen. Soweit bis jetzt bekannt, wird in diesem Jahre nur die 9. Feld=Artillerie=Brigade (die Regimenter Nr. 9 und Nr. 24) Schießübungen auf der Lockstedter Heide abhalten. Es wurden Verhandlungen über eine eventuelle Vergrößerung des Schießplatzes, wie verlautet, nicht mehr geführt, vielmehr ist man in unterrichteten Kreisen der Ansicht, daß der Artillerieschießplatz als solcher nicht lange mehr wird benutzt, sondern ein neuer bei Bramstedt wird erworben werden.
- Turnfahrt nach Italien. Eine große Turnfahrt deutscher Turner nach Italien findet von Mainz aus am 10. Mai statt. Auch österreichische Turner werden um diese Zeit eine Turnfahrt nach Italien unternehmen, so daß sich vielleicht eine Kundgebung für den Dreibund entwickeln wird.
- Der hochbetagte ungarische Freiheitskämpfer Ludwig Kossuth, der seit Jahren schon in Turin lebt, ist in den letzten Tagen von großer Altersschwäche befallen worden, sodaß sein Zustand für bedenklich gehalten wird. Kossuth ist im Jahre 1805 geboren, also jetzt 89 Jahre alt.
- Schneestürme haben in Italien große Verheerungen angerichtet. Nach Meldungen aus Palermo vom 4. d. Mts. stürzten in Frecastagne 47 Häuser und die in ganz Italien wegen ihrer Schätze an Gemälden alter Meister und werthvollen Altarstickereien berühmte Alliokirche ein. Durch den Einsturz der Kirche wurden 9 Personen getötet. Im Bezirke Nicolosi vernichtete der Sturm die ganze Olivenernte; der Schade wird auf 2 Millionen geschätzt.
- Ein sonderbares Abenteuer hatte Mittwoch Nacht ein Soldat der Spandauer Garnison zu bestehen. Während er sich auf Posten bei der Pulvermühle befand, näherte sich ihm eine in der Dunkelheit nicht recht erkennbare Masse unter furchtbarem Schnauben. Bevor er sich fassen konnte, erhielt er plötzlich einen wuchtigen Stoß, sodaß er die Böschung eines Grabens hinabrollte. Jetzt wußte er aber auch wer sein Angreifer war. Er hatte den Kampf mit einem wild gewordenen Ochsen aufzunehmen, der Miene machte, seine Angriffe zu erneuern. Der Wachtposten feuerte kurz hintereinander fünf Gewehrschüsse ab, wodurch der Ochse denn auch zurückgeschreckt wurde. Das Tier tobte noch eine Zeit lang im Freien umher und überrannte gegen Morgen auch einen Civilisten. Später brach es infolge des Blutverlustes vor Ermattung zusammen und wurde am Morgen durch Schlächtergesellen der Armeekonservenfabrik gänzlich getötet. Das Tier war einem Hofschlächter in Charlottenburg entlaufen und hatte, von Schlächtergesellen verfolgt, seinen Weg gen Spandau genommen, hier durchschwamm es die Havel und rannte auf den Posten zu.
- Das Kloster der Alexianermönche bei Löwen wurde am 18. April 1889 durch eine Feuersbrunst zerstört. Beim Wegräumen des Schuttes fand man zwei eiserne Geldschränke, von denen der eine 2 000 000 Franks in Banknoten, der andere 1 800 000 Franks in vollständig verkohlten Wertpapieren enthielt. Die Entdeckung dieses Schatzes, den der frühere Prior Demarsin während seiner 40jährigen Thätigkeit ohne Vorwissen seiner Ordensbrüder gesammelt hatte, rief im Kloster große Aufregung hervor. Zwei der Brüder verlangten ihren Anteil, und erhielten, als sie mit einem Prozesse drohten, je 100 000 Franks. Der ehemalige Prior Demarsin, welcher der gesetzmäßige Eigentümer des Schatzes war, wurde mit einer Jahresrente von 2000 Franks nach Lierre versetzt, und die übrigen Mönche ergriffen im Namen des Klosters von dem Vermögen Besitz. Ein Banquier und ein junger Rechtsanwalt wurden beauftragt, die verbrannten Wertpapiere wieder herstellen zu lassen; das Geschäft wurde im Namen des ehemaligen Priors Demarsin gemacht, obwohl derselbe schon längst nicht einmal mehr scheinbarer Eigentümer des Geldes war, und gelang vollkommen. Als aber der Rechtsanwalt 76 000 Franks und der Banquier von sämtlichen wiedergedeckten Wertpapieren 5 Prozent Provision verlangte, da weigerten die Mönche die Bezahlung, und es kam zum Prozeß, in dessen Verlauf die Staatsanwaltschaft sich näher um die Sache kümmerte und Gewißheit erlangt hatte, daß der Banquier das Kloster um mehr als 3 000 000 Franks betrogen hatte. Der Fall konnte aber nicht entschieden werden, da nur der als Helfershelfer angeklagte Rechtsanwalt vor Gericht erschienen war. Der Bankier hatte sich außer Landes begeben.
- Ein seltenes Ei. Ein Ei des großen Alk, eines nordatlantischen Tauchervogels, von welchem seit 1844 kein lebendes Exemplar mehr angetroffen worden, kam kürzlich in London auf einer Auktion zum Verkauf und erzielte den höchsten Preis, der je für ein Ei dieser Art bezahlt worden, 300 Guineen (6300 Mk.). So viel man weiß, existieren überhaupt nur noch 68 dieser Eier, von denen 19 Museen 29 und 21 Privatleute 39 besitzen. Das kürzlich zum Verkauf gekommene erstand in den dreißiger Jahren der britische Ornithologe Yarrell von einem Fischer in Boulogne, der es zusammen mit einigen Schwaneneiern auf eine Schnur gezogen hatte und auf die Frage nach dem Preise antwortete: "Einen Franken für jedes weiße und zwei für das gefleckte".
- Den Einheitspreis für Lieferung elektrischer Energie zu gewerblichen Zwecken haben die Berlin. Elektricitäts=Werke auf 18 Pfg. für 1000 Wattstunden ermäßigt. In der verhältnismäßig nur kurzen Spanne Zeit seit Einführung des elektromotorischen Betriebes sind mehr als 350 Motoren mit einer Leistungsfähigkeit von über 1200 Pferdestärken, welche sich auf alle Zweige der Gewerbthätigkeit verteilen, an das Leitungsnetz der Berliner Elektricitäts=Werke angeschlossen. Unter Berücksichtigung des ermäßigten Einheitspreises kostet bei ökonomisch arbeitenden Motoren die Pferdekraftstunde bei voller Ausnutzung des Motors ca. 15 bis 16 Pfg. Da erfahrungsgemäß jedoch die maximale Leistung nur selten beansprucht und nur die thatsächlich verbrauchte Energie verrechnet wird, so
[ => Original lesen: 1894 Nr. 20 Seite 8]stellen sich in den meisten Fällen die Betriebskosten noch wesentlich günstiger.
- Die elektrische Beleuchtung der Meere, eine Erfindung des Franzosen Basin, scheint die Aufmerksamkeit der Akademie der Wissenschaften in Paris in Anspruch nehmen zu wollen. Der Erfinder will die Fahrstraße der Paketboote in der Mitte des Ozeans durch elektrisch beleuchtete Bojen erhellen. Die Schiffe könnten so ihren Kurs wie die Wagen längs dieser elektrisch beleuchteten Fahrstraße im Meere nehmen, und die Kollisionen von Schiffen würden so unmöglich gemacht. Diese leuchtenden verankerten Bojen könnten von starken Akkumulatoren gespeist werden, und ein besonderes Schiff mit der elektrischen Maschinenanlage müßte die Akkumulatoren von neuem laden. Auf einzelnen dieser Bojen mit ihren elektrischen Lampen könnten Briefkasten angebracht werden, oder noch besser könnte eine telegraphische oder telephonische Verbindung mit dem Schiffe und dem unterseeischen Kabel an den Bojen hergestellt werden, um vom Schiffe aus mit dem Festlande sich zu unterhalten. Vielleicht wird die Zukunft dieses Problem praktisch lösen.
- Behandlung der abgeblühten Alpenveilchen. Wenn die Blätter zu welken, beginnen, stellt man die reichlichere Bewässerung ein und giebt von Zeit zu Zeit nur soviel Wasser, als nöthig ist, um die Wurzeln am Leben zu erhalten. Die Pflanzen werden ins Freie an einen schattigen Platz gestellt oder an ein Fenster, das nach Norden gerichtet ist. Wenn sich im Herbst neue Blätter zeigen, nimmt man die Knollen aus den Töpfen, schüttelt die alte Erde ab, entfernt alle abgestorbenen Wurzeln und setzt die Knollen aufs neue in 10 Centimeter große Töpfe. Die Erdmischung soll aus einem Theil Kuhdüngererde und lehmiger Rasenerde und einem Theil ziemlich stark mit Sand gemischter Lauberde bestehen. Man gießt zuerst nur wenig, reichlicher erst dann, wenn sich die Blätter mehr entwickeln. Die Töpfe werden nahe an das Fenster gestellt, aber gegen heiße Sonnenstrahlen beschattet.
- Ein ärztliches Gutachten über das Brot. In der Pariser Academie der Wissenschaften wurde die Frage erörtert, ob das Brot, die Grundlage unserer täglichen Nahrungsmittel, krankheiterregende oder schädliche Elemente enthalten könnte, und ob es gefährlich sei, sich zu dessen Herstellung irgend eines beliebigen, nicht filtrirten Wassers zu bedienen. Die Herren Ballaud und Masson beantworteten sie, gestützt auf ihre experimentellen Untersuchungen, in verneinendem Sinne. Es ist festgestellt, daß säuerliches Brot einen äußerst ungünstigen Boden für die Fortentwickelung der Mikroben darbietet und daß die zur Herstellung des Brotes nothwendige Temperatur bedeutend höher als diejenige, die die krankheiterzeugenden Organismen ungestraft ertragen können. Ein Teig, der mit schmutzigem oder etwa durch die Mikroben des Typhus verunreinigtem Wasser bereitet ist, wird nach der Ansicht der obengenannten Gelehrten vollständig sterilisirt und infolge dessen unschädlich, sofern er nur gut durchgebacken ist.
- Wie aus Kopenhagen gemeldet wird, hat der Finanzausschuß des Folkething infolge des Antrags der deutschen Reichspost= und Telegraphen=Verwaltung betreffs Herstellung einer telephonischen Verbindung zwischen Dänemark und Deutschland seine Zustimmung dazu gegeben, daß die Leitung Kopenhagen=Odense so gelegt wird, daß dieselbe als Glied einer eventuellen Leitung via Odense=Kolding=Hamburg=Berlin verwendet werden könnte.
- Die Regierung zu Schleswig gestattete den Vorständen der schleswig=holsteinischen Kriegervereine die Anlegung von Degen und Abzeichen zum Civilanzuge bei Vereinsfesten. Nur dürfen die Abzeichen den Offiziersabzeichen nicht zum Verwechseln ähnlich sein.
- In den "Höfen" in der Nähe von Rittershausen auf Langfelder Gebiet befindet sich eine sehr geräumige Höhle. In derselben entdeckte kürzlich die Polizei 180 Stück Dynamitpatronen, mehrere Waffen, darunter vier scharfgeschliffene Säbel und eine Menge anderer jedenfalls gestohlener Gegenstände. Drei Personen im Alter von 24-30 Jahren, die darin ebenfalls angetroffen wurden, wurden verhaftet und ins Gefängniß nach Elberfeld eingeliefert.
Anzeigen.
Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.
Fortbildungsschule.
Die Arbeiten der Schulen liegen für Freunde der Schule zur Besichtigung am Sonntag den 11. d. M. nachmittags von 2-4 Uhr in den Schulräumen aus.
Der Vorstand.
19. General=Versammlung
des
landwirthschaftl. Vereins kleiner Landwirthe
für das Fürstenthum Ratzeburg
am
Sonnabend, den 17. März 1894
Vormittags 10 Uhr
im Lokale des Herrn Gastwirt Boye=Schönberg.
Der Vorstand.
Am Sonntag den 11. d. Mts.
Ausspielen von Schweineköpfen auf meinem Billard, wozu freundlichst einladet
J. Böckmann, Gastwirth.
Decimalwaagen,
Tafelwaagen,
eiserne und messingne
Gewichte
empfiehlt
Rud. Tietgen.
Prima
böhmische Salonkohlen
(Zeche Saxonia)
erwarte ich in der nächsten Woche und empfehle dieselben für den Winterbedarf 1894/95 zu sehr billigen Preisen.
Aug. Spehr.
Die Eisen= und Kurzwaarenhandlung
von J. Ludw. D. Petersen,
Schönberg,
empfiehlt zu der beginnenden Saison:
prima Gußstahlspaten in bekannter Güte,
Harken, Schaufeln,
Funk'sche Forken,
Drainspaten und Schaufeln,
verzinkten Einfriedigungsdraht,
verzinkten Stacheldraht,
verzinkten Bindedachdraht,
verzinkten Drahtgeflecht,
blanken Eisendachdraht,
verkupferten Pantoffeldraht, besonders billig
Pantoffelkrampen, besonders billig,
Drahtstifte und Nagel
in allen Größen.
Eine große Parthie unsortirter und Ausschuß=
Cigarren
vorzüglich schön in Geschmack u. Brand a Stück 4 1/2 Pf.
empfiehlt Aug. Spehr.
|