No. 60
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. August
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 60 Seite 1]

       Nr. 18 des "Offiziellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" enthält:
       II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung betr. die Festsetzung des Normaltages zur Erhebung der Steuer.
(2.) Bekanntmachung betr. die Statuten der organisirten Krankenkassen.
(3.) Bekanntmachung betreffend die diesjährigen Truppen=Uebungen im Fürstenthume Ratzeburg.


Der Kaiser ist am 30. Juli Nachmittags kurz vor zwei Uhr in Wilhelmshaven eingetroffen. Der kaiserliche Sonderzug fuhr direct nach der kaiserlichen Werft, wo kleiner Empfang stattfand. Kaum eine halbe Stunde später ging der Kaiser und Prinz Heinrich bei herrlichem Wetter mit den Schiffen Kaiseradler und Beowulf nach Cowes in See.
Die Worte, mit denen Kaiser Wilhelm am Mittwoch in Wilhelmshaven den Act der Taufe des Panzerfahrzeuges U begleitete, lauten: "Als jüngstes Mitglied deiner Marine stehst du stolzer Bau, um hinabzugleiten und deine ehrenvolle Aufgabe zu erfüllen. Mögen deine guten Eigenschaften dazu beitragen, die achtunggebietende Stellung Meiner Marine zu erweitern und zu vertreten, und du stets eine von Gehorsam, Disciplin und Berufstreue geleitete Besatzung führen. Es gilt jetzt, dir einen Namen zu geben, welcher der Urgeschichte unserer alten Vorfahren entnommen werden soll. Du sollst den Namen eines Gottes führen, dem die Hauptauflage oblag, die Waffe zu führen und die Thore des Göttliches offen zu halten. Er trug ein Horn, welches die Götter zum Kampfe rief und, wenn es ertönte, Verwirrung und Verderben in die Reihen der Feinde brachte. Gleite hinab, stolzes Schiff, mögtest auch du wie jener Gott, ein treuer Hüter unserer Gestade sein, im Kampfe Schrecken und Verwirrung unter die Feinde bringen und unserer Nation und Flagge Ehre und Ruhm bringen. Dein Name sei "Heimdal!"
Die deutsche Kriegsmarine besteht gegenwärtig aus 15 Panzerschiffen 17 Panzerfahrzeugen, drei Kreuzerfregatten, 9 Kreuzerkorvetten, 6 Kreuzern, 3 Kanonenbooten, 8 Avisos, 9 Schulschiffen und 8 Fahrzeugen zu anderen Zwecken mit zusammen 219 123 Tonnenrauminhalt. Im Bau befinden sich 15 Kriegsschiffe, darunter 4 große Schlachtschiffe von je 10 000 Tonneninhalt. Diese Schiffe werden sämtlich auf deutschen Werften hergestellt, und zwar in Kiel, Hamburg, Wilhelmshaven, Bremen, Stettin und Danzig. Das deutsche Marinepersonal besteht gegenwärtig aus 972 Offizieren und 17 290 Mannschaften.
Das neue Exerzier=Reglement für die Feldartillerie ist von einer zu diesem Zweck in Berlin niedergesetzten Kommission aus höheren Artillerie=Offizieren, den Anforderungen der neuen Taktik entsprechend, umgearbeitet worden. Dasselbe befindet sich bereits im Druck und wird demnächst den Truppentheilen zugehen. Bei den Garde=Regimentern sollen Versuche gemacht werden, sämmtliche Beschlagtheile des Helms, das Schloß der Säbelkoppel und die Knöpfe, kurz alle Metallbestandtheile der Montierung in Aluminium herzustellen.
Die Reichsschuld beträgt rund 15 000 Mill. Mk., sodaß auf den Kopf der Bevölkerung ein Durchschnittsbetrag von 30 Mk. entfällt. Wenn man bedenkt, daß die Schulden Englands 12 Mal soviel, diejenigen Rußlands 13 Mal, diejenigen Oesterreichs 9 1/2 Mal so viel betragen, erscheint dieser Betrag nicht zu hoch. Auch stehen den deutschen Schulden nicht unerhebliche Vermögensobjekte gegenüber, wie namentlich die Reichseisenbahnen, deren Herstellungskosten sich auf fast 415 Millionen Mark belaufen. Ebenso können die Aufwendungen für die Reichsschuld in Höhe von 48,2 Millionen Mark aus Einnahmen bestritten werden, welche sich aus Ueberschüssen der Post= und Telegraphenverwaltung, der Eisenbahnen, der Reichsdruckerei, aus dem Antheil am Gewinn der Reichsbank zusammensetzen, sodaß für die Verzinsung der Reichsschuld direkt 5,6 Mill. Mk. aufzubringen sind, nur 11 1/2 Pf. auf den Kopf der Bevölkerung. Doch ist hierbei andererseits nicht außer Acht zu lassen, daß die Reichsschulden nur einen kleinen Teil der Belastung der Bevölkerung mit Anleihen bilden, während die Einzelstaaten selbständig den bei weitem größeren Teil zu tragen haben. Preußen allein hat eine vierfach größere Schuld als das deutsche Reich. Doch gerade in Preußen sind die Anleihen in hervorragendem Maß zu werbenden Anlagen benutzt, während im Reich ihre Verwendung zu unproduktiven Zwecken vorwiegt. Behufs Tilgung der aufgenommenen Schuld ist in Deutschland bisher noch kein Schritt gethan. Ist eine Einschränkung des Ausgabeetats nicht möglich, so ist die Forderung unabweisbar, die Reichsschuld durch einen alljährlich aus den laufenden Einnahmen zu entnehmenden Betrag nach und nach zu tilgen.
Der deutsche "Reichsanzeiger" bringt einen Erlaß des Kultusministers, enthaltend eine Belehrung über das Wesen der Cholera und das während der Cholerazeit zu beobachtende Verhalten, ferner eine Anweisung zur Ausführung der Desinfektion bei der Cholera und Rathschläge an die praktischen Aerzte wegen Mitwirkung an den sanitären Maßnahmen gegen die Verbreitung der Cholera.
Die strengen Maßregeln der Reichsregierung gegen die Choleragefahr erscheinen nach dem jetzigen Vordringen der Seuche, im hohen Grade nothwendig und beachtenswerth. Jedenfalls thut die Bevölkerung des deutschen Gebietes gut, sich nicht in falsche Sicherheit zu wiegen. An ihr ist es jetzt, durch zweckmäßiges Verhalten die vorbeugenden Schutzmaßnahmen der Behörden zu unterstützen. Wie nahe uns jetzt schon die Ansteckungsgefahr gerückt ist, zeigt ein am Freitag im Pariser "Journal des Debats" von Dr. Daremberg veröffentlichter Artikel. In diesem wird ausgeführt, daß die in der Umgebung von Paris herrschende Epidemie in der That die indische Cholera sei, daß dieselbe aber keinen durch rasche Verbreitung hervortretenden Charakter habe und in merklicher Abnahme begriffen sei. Derselben seien bis zum 20. Juli 400 Personen erlegen, das Verhältniß der Sterblichkeit sei 90 pCt.
Die Cholera dürfte in diesen Tage hart an der deutschen Grenze angelangt sein, denn sie wurde

[ => Original lesen: 1892 Nr. 60 Seite 2]

schon in Orten westwärts von Warschau in einzelnen Fällen beobachtet. Auf die russischen Cholerabulletins ist garnichts zu geben, darin wird das Geringste gesagt und das Meiste verschwiegen. Die Privatnachrichten, welche in Rußland lebende deutsche Aerzte ihren Kollegen im Deutschen Reiche geben, lauten ganz anders und bringen geradezu entsetzliche Dinge. Aus ihnen ist auch der unaufhaltsame Vormarsch der Krankheit zu erkennen.
Die österreichisch=ungarische Valuta=Regulirung ist jetzt völlig gesichert. Am Mittwoch hat auch das österreichische Herrenhaus die darauf bezüglichen Vorlagen en bloc angenommen.
Eine besondere Auszeichnung wurde dem ungarischen Finanzminister aus Anlaß der Annahme der Valuta=Vorlagen in den ungarischen Parlamenten zutheil. Wie ein Wolff'sches Telegramm meldet, erhielt der Finanzminister Dr. A. Wekerle den Orden der eisernen Krone erster Klasse.
Die englische Regierung hat nun definitiv beschlossen, sofort nach der Eröffnung des Parlaments ein volles Vertrauensvotum zu fordern. Wird dasselbe, wie selbstverständlich, von der Gladstonischen Mehrheit abgelehnt so soll der Rücktritt erfolgen.
Im Lütticher Dynamitprozeß wurde am Dienstag das Urtheil verkündigt. Es erhielten: Moineau 25 Jahre Zuchthaus, Wolffs, Beaujean 20 Jahre, Lacroix, Vessant, Marcotty 15 Jahre, Hansen 10 Jahre, Matheysen 3 Jahre Gefängniß.
Den Honig des Friedens auf den Lippen denken die Yankees das alte Europa zu kirren. Shermann hat im Senat eine Bill eingebracht, welche die Herstellung eines internationalen Gerichtshofes zum Ziel, die alle internationalen Streitfragen auf gütlichem Weg zu schlichten hätte. Die Shermann'sche Bill ermächtigt den Präsidenten, zur Erreichung dieses Friedenszieles Unterhandlungen mit allen auswärtigen Staaten anzuknüpfen. Gelange, woran freilich nicht zu denken sei, das Project des amerikanischen Senators zur Verwirklichung, dann würde das scheidende Säkulum dem kommoden eine hübsche Erbschaft hinterlassen haben.
Auch die streitbaren Norweger empfinden das Bedürfnis nach sommerlicher Ausspannung. In allen Parteien wird jetzt die Notwendigkeit größerer Machtbefugnisse des jetzigen Scheinkönigthums zugegeben. Einstweilen sucht man sich zu vertragen. Nachdem die Unterhandlungen mit Stang abgebrochen sind, verlautet als mögliche Lösung der Krisis: das Ministerium Steen werde verbleiben und die Frage des norwegischen Konsulatwesens bis zum Februar vertagt werden.
Die staatliche Gewehrfabrik in Kopenhagen wurde durch ein am Freitag früh ausgebrochenes Feuer zur Hälfte eingeäschert. Die Löschung dauerte 3 Stunden. Der Schaden ist sehr bedeutend. Die Arbeiten sind für längere Zeit unterbrochen.


- Eine Reihe interessanter Reliquien von Kaiser Wilhelm I. ist von den Gebrüdern Castan erworben und der historischen Abtheilung ihres Berliner Panoptikums einverleibt worden.
- Wie aus Bern von Sonnabend geschrieben wird herrschte in den Bergen überall abscheuliches Wetter. Auf dem Gotthard und der Furka schneite es ziemlich stark und die Zimmer mußten wie im Winter geheizt werden.
- Die Zahl der eisernen Kreuze hat nach Ausweis der Rangliste für 1892 ganz erheblich abgenommen. An Großkreuzen ist nur noch eins vorhanden. Kreuze erster Klasse giebt es noch 183, zweiter am schwarzen Band 3306. Von den letzeren sind 2660 in der aktiven Armee, 66 in der Reserve und 580 in der Landwehr. Eiserne Kreuze am weißen Band zweiter Klasse giebt es noch 405 in der aktiven Armee und 59 in der Landwehr.
- Das Fernsprechwesen in Deutschland. Es haben sich mehrere Formen herausgestellt, unter welchen der Fernsprecher in den Dienst der Nachrichtenvermittelung gestellt worden ist, und zwar: 1) zum Anschluß der Landorte an das Telegraphennetz. Für diese Benutzungsart waren im Jahre 1877 nur 16 Fernsprechbetriebe vorhanden, 1885 bereits 3170 und am 1. Juni 1892 waren deren auf 6469 gestiegen. Die zweite Form finden wir in den Stadt=Fernsprecheinrichtungen. Die erste wurde am 24. Januar 1881 in Mühlhausen im Elsaß in Betrieb genommen, am 1. April 1881 erfolgte die Eröffnung der Stadt=Fernsprechleitung in Berlin. Am Ende des Jahres 1881 betrug die Zahl der mit Fernsprech=Einrichtung versehenen Orte im deutschen Reichsgebiet sieben. Sie war 1885 auf 100, im Jahre 1890 auf 223 und am 1. April 1892 auf 300 gestiegen. Was nun diese Zahl der Sprechstellen in den verschiedenen Orten anlangt, so marschiert Berlin mit 17 324 an der Spitze, es folgen Hamburg mit 6420, Dresden mit 2455 und Leipzig mit 2359. Schließlich sei noch erwähnt, das Berlin bisher mit folgenden Städten telephonisch verbunden ist: mit Breslau, Hannover, Hamburg, Dresden, Görlitz, Halle, Leipzig, Stettin und Magdeburg, Hamburg ist außer mit Berlin noch mit Magdeburg, Bremen, Kiel und Lübeck verbunden. Köln mit Aachen und Bonn, Magdeburg außer mit Berlin und Hamburg noch mit Halle und Halberstadt.
- Am Montag, 25. d. M. war der heißeste Tag, welcher in diesem Sommer in Newyork vorgekommen ist. Das Thermometer zeigte 93 Gr. F. (35 Gr. C.) im Schatten. In Philadelphia waren 100 Gr. F. (37 1/2° C.) Auch im ganzen Westen ist die Hitze außerordentlich groß gewesen.
- Bei der Bismarck=Wage in Kissingen steht das genaue Gewicht des Fürsten Bismarck seit den Jahren 1874 bis 1892 verzeichnet. Im Jahre 1874 wog der Fürst 207 Pf., in den Jahren 1875 und 1876 217 Pfund, 1877 230 Pfund, 1878 243 Pf. 1879 247 Pfund, 1880 237 Pfund, 1881 u. 1882 232 Pfund, 1883 202 Pfund, 1884 205 Pfund, 1886 und 1887 207 Pfund, 1888, 1889 und 1890 205 Pfund, 1891 207 Pfund und in diesem Jahre wiegt er 206 Pfund.
- Das Weltwunder von Chicago. Ein mit einem Aufwand von 26 Mill. Mk. zu erbauender Turm von 1492 Fuß Höhe soll in Chicago bis zum Mai 1893 vollendet sein. Als Lage ist das Seeufer in der Nähe der Weltausstellungsanlagen auserkoren, während Stahl und Eisen das Material bilden. Am Sockel soll der Riese eine Fläche von, 500 Fuß im Durchmesser bedecken, während oben in der luftigen Höhe von 1492 Fuß die Statue des Columbus thronen soll. Am Fuß des Thurmes beabsichtigt die Gesellschaft der Unternehmer vier je siebenstöckige Hotels zu errichten, welche zusammen 3000 Zimmer enthalten sollen, außerdem sollen diese Hotelgebäude Läden, Bureaus, Speisezimmer aufweisen. Auf den Dächern des Hotels beabsichtigt man "hängende Gärten von Babylon" einzurichten. Ganze Reihen solcher Terrassen sollen bis zu jenem Theil des Thurmes führen, von welchem aus sich derselbe Spiralförmig erhebt. Rings um den Hauptschacht des Thurmes wird ein Doppelgeleise angebracht, auf welchem mau mittelst einer elektrischen Eisenbahn bis zur Hohe von 1300 Fuß gelangen wild. Die Bahn wird sich spiralförmig um den Thurm winden und eine dreiprozentige Höhensteigung zu überwinden haben. Die äußere Länge der Bahn wird 7 englische Meilen betragen, so daß man im Ganzen eine lustige Fahrt von 14 Meilen beim Besteigen des Thurmes mitmachen kann. Die Gesellschaft beabsichtigt, so großartige Vorkehrungen in Bezug auf Beförderung zu treffen, daß volle 100 000 Personen die Spitze des Thurmes an einem einzigen Tag besuchen können.
- Das Schulzeugnis eines Königs. Die Lehrer des Königs Alexander von Serbien haben nach Beendigung der Prüfungen unter dem Vorsitz des Gouverneurs eine Konferenz abgehalten, in welcher das nachfolgende Zeugnis für den königl. Schüler ausgefertigt wurde: S. Majestät König Alexander hat die Prüfung aus den Studiengegenständen folgendermaßen abgelegt: 1. Moraltheologie, vorgetragen vom Seminar=Rektor Firmiliau, wöchentlich 1 Stunde, ausgezeichnet; 2. französische Sprache, Professor Magrocz, wöchentl. 1 Stunde, ausgezeichnet; 3. Stereometrie und Trigonometrie, Professor Stojkovics, wöchentlich 3 Stunden, ausgezeichnet; 4. englische Sprache, Professor Nedics, wöchentlich 1 Stunde, ausgezeichnet 5. Logik, Professor Schlivics wöchentlich 1 Stunde, ausgezeichnet; 6. deutsche Sprache, Professor Römer, wöchentlich 2 Stunden, ausgezeichnet; 7. allgemeine Litteratur=Geschichte, Professor Staatsrat P. Georgevics, 2 Stunden wöchentlich, ausgezeichnet; 8. röm. Recht, Professor Staatsrat Gerschies, 4 Stunden

[ => Original lesen: 1892 Nr. 60 Seite 3]

wöchentlich, ausgezeichnet; 9. Feldbefestigungslehre, Professor Major Stankovics, 1 Stunde wöchentlich, sehr gut; 10. serbische Litteratur=Geschichte, Prof. Voskovics, 1 Stunde wöchentlich, ausgezeichnet; 11. Taktik, Professor Major Pavlovics, 3 Stunden wöchentlich, ausgezeichnet; 12. allgemeine Weltgeschichte, Professor Lovcsevics, 2 Stunden wöch., ausgezeichnet, 13. lateinische Sprache, Professor, J. Georgevics 1 Stunde wöchentlich, ausgezeichnet. Die Prüfungen fanden in obiger Reihenfolge statt und dauerten für jeden Gegenstand 1 Stunde. Den Prüfungen wohnten bei die Regenten, der Metropolit, der Präsident des Ministerraths, der Präsident und der Vice=Präsident der Skupschtina, der Unterrichtsminister, der Justizminister, der Präsident und der Vizepräsident des Staatsraths, die Vormünder S. Majestät des Königs und der Rektor der Hochschule. Belgrad, 25. Juni (7. Juli.) 1892. Der Gouverneur S. M. des Königs: Oberst im Generalstabe Jovan Mischkovics". Also 12 "ausgezeichnet" und ein "sehr gut" ! Wacker, Alexander! Jetzt bloß noch ein bischen Feldbefestigungslehre nachgebüffelt, daß auch Major Stankovics ein Einsehen hat und die Leistungen seines Zöglings nicht bloß sehr gut, sondern ausgezeichnet findet, und die menschliche Vollkommenheit horstet im Schatten des serbischen Königsthrons.
- Ein Bienenschwarm in einem Damenhut. Ein eigenthümliches Mißgeschick ist, wie die Königsberger Blätter berichten, einer jungen Dame widerfahren, welche sich gegenwärtig am Ostseestrand in der Sommerfrische befindet. In einer größeren Gesellschaft hatte dieselbe einen Ausflug von dort aus ins Somland hinein gemacht bis in die Nähe des Dorfes Groß=Kuhren. Bei den verschiedenen Spielen wurde ihr nun der schöne neue Strandhut zu viel, sie legte ihn ab und hing denselben an den Ast eines nahen Bäumchens. Als sie nach einer Stunde den Hut wieder holen wollte, war von demselben nichts zu sehen, an dessen Stelle hing ein gewaltiger brummender "Bienenbeutel" um den Hunderte Mitglieder des unruhigen, revolutionären Immen=Völkchens herumflogen. Die Situation klärte sich bald auf: die Bienen hatten den Hut als vorzüglichen Haltepunkt auserkoren und sich in und um denselben gemächlich gesetzt. Erst am andern Tag wurde der junge Schwarm von dem Eigenthümer entdeckt, der Baumast wurde abgesägt und wandelte nebst Hut und Bienen in den Stock, wo er sich heute noch befindet.


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Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schaddingsdorf sub Nr. 3 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Hellmann ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 10. Oktober d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. Juli 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Ueber das Vermögen des Kaufmannes Johann Buschow zu Baeck ist am 28. Juli 1892 Nachmittags 5 Uhr das Konkursverfahren eröffnet.
Verwalter: Schulmeister Georg Greve auf der Baeck bei Ratzeburg.
Offener Arrest mit Anzeigefrist bis 20. August 1892 einschließlich.
Schriftlichen Anmeldungen ist Abschrift beizufügen, der Wahl= und Prüfungstermin auf

Sonnabend, den 27. August 1892
Vormittags 11 Uhr festgesetzt worden.
Schönberg, der 28. Juli 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
(gez.) G. Horn.
Veröffentlicht H. Diederich, Amtsgerichtsaktuar.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Am Sonntag, den 7. d. Mts. Nachm. 4 Uhr
Ordentliche Versammlung im Vereinslokale.
Tagesordnung:
Verschiedene Vereinsangelegenheiten.                          
                                                    Der Vorstand.


Außerordentliche Generalversammlung
der
Krankenkasse für Maurer u. s. w.
in Schönberg und Umgegend

am Sonntag, den 7. August 1892, Nachm. 2 Uhr zwecks Besprechung der Umänderung unserer Statuten im Krüger'schen Lokale.

Der Vorstand.
I. A:     Bunckelmann.

NB. Es ist nothwendig, daß alle Mitglieder erscheinen.


Der Weg von Gr. Rünz nach Bülow ist wieder frei.

                                                    Die Dorfschaft Gr. Rünz.
                                                    Schulze Rieckhoff.


Es wird hierdurch das Fischen mit Garn, Angeln und Ketschern aufwärts der Maurine, sowie in dem Siemzersee bei Strafe gerichtlicher Ahndung verboten.

                                                    Fischer Dierck.


Dr. med. A. Ahrens
Spezialarzt für Augenerkrankungen
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 60 Seite 4]
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zur Wiederherstellung des Münsters zu Freiburg i. B.
Ziehung am 6. u. 7. September 1892.

Die Loose à 3 M. sind in dem Bankhaus

Carl Heintze, Berlin W.,
Unter den Linden 3.

übernommen und von derselben gegen Einsendung des Betrages auf Postanweisung zu beziehen.
        Jeder Bestellung sind für Porto und Gewinnliste 30 Pfg. beizufügen.

Der Münsterbauverein zu Freiburg i. B.
Looseversandt auf Wunsch auch unter Nachnahme.

Baar ohne Abzug.
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1 " a 10000 = 10000 "
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10 " a 1000 = 10000 "
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100 " a 200 = 20000 "
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2500 " a 20 = 50000 "
50 Ausserdem mindestens
Kunstwerthe von
= 45000 "
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Boye's Garten.
Am 9. August d. J.                          
Gr. Cavallerie-Concert,

ausgeführt von dem auf der Kunstreise befindlichen Trompeterchor des Königl. Sächs.

Königs-Husaren-Regiments N. 18
aus Grossenhain
unter Leitung des Königl Musikdirigenten Herrn
Alwin Müller.
Nach dem Concert Ball.

Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.

~~~~~~

Specialität: Benutzung der in der Oper "Aida" vorgeschriebenen Original=Trompeten. Märsche, ausgeführt mit den nur bei der sächsischen Cavallerie geführten Feldtrompeten.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 60 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 60 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. August 1892.


- Die Schweiz wird mehr und mehr von dem amerikanischen Uhrenmarkt verdrängt. Amerikanische Fabriken stellen wöchentlich 35 000 Uhren her, von denen schon manche ins Ausland gehen. Es werden meist nur noch Repetier=Uhren und einige andere teure Uhren eingeführt.
- Einen ergötzlichen Wirrwarr hat eine Depesche hervorgerufen, in welcher ein Fragezeichen fehlte. In der Nacht zum Freitag bemerkte man in Schöneberg einen Feuerschein, welcher von Charlottenburg herzukommen schien. Als guter Nachbar gab das Kommando der Schöneberger Feuerwehr folgende Depesche an den Oberbürgermeister Fritsche nach Charlottenburg auf: "Ist Feuer=Hilfe nöthig? Kommando Schöneberg." Dieses um 12 Uhr 25 Minuten abgelassene Telegramm lief erst um 6 Uhr 5 Minuten bei dem Adressaten ein. Da aber das Fragezeichen fehlte, so lautete die Nachricht: "Ist Feuer - Hilfe nöthig." Infolgedessen wurde die Charlottenburger Feuerwehr sofort alarmiert und rasselte eiligst nach dem bedrohten Schöneberg. Als man hier anlangte, klärte sich erst der Irrthum auf.
- Vielfache Hagelschläge, so wird aus Triest gemeldet, vernichteten beinahe die ganze Ernte von Obst und Wein und die Oelpflanzungen in Istrien und dem österreichischen Friaul.
- Beim Einüben einer neuen Pistole traf am Mittwoch, wie der "Voss. Ztg." aus Hamburg gemeldet wird, im Garten des Offizierkasinos in Wandsbeck ein Sekondelieutenant des dortigen Husarenregiments einen zehnjährigen Knaben, den Sohn des Kasernenwärters Kreger, der auf der Straße spielte, in den Kopf neben der Schläfe. Der Knabe war nach kurzer Zeit tot.
- Bausteine aus Glas werden jetzt nach einem patentierten Verfahren hergestellt. Dieselben sind hohl und werden hochkantig in Cementmörtel vermauert. Auch in verschiedenen Formen und Farben werden diese Glassteine hergestellt; dieselben auf beiden Seiten den Butzenscheiben ähnlich gewölbt. Dieselben eignen sich besonders zur Anbringung von Fenstern, die sonst nach den bestehenden Bauordnungen nicht gestattet würden. Durch die Beschaffenheit der Oberfläche erhält dieses Baumaterial eine Eigenschaft ersten Ranges, die nicht genug zu schätzen ist, das Licht vermag dasselbe vollkommen zu durchdringen, ohne daß es möglich ist, durch die Wände zu sehen: man befindet sich hinter einer durchscheinenden Wand, ohne gesehen zu werden; da dieses Material dazu noch den Schall nicht leitet, so ist man vollkommen zu Hause ohne Fensterläden von außen oder Vorhänge im Innern. Zur Errichtung von Gewächshäusern dürfte es kein besseres Baumaterial geben.
- Gegengift gegen Cyankali. Das Cyankali galt bisher so ziemlich als das sicherste und am raschesten tötende Gift. Aber auch für dieses Gift ist jetzt ein Gegenmittel gefunden worden, das nur rechtzeitig angewendet zu werden braucht. Das Gegenmittel ist das übermangansaure Kali, welches als Mundwasser auf vielen Toilettentischen steht. Nach Dr. Kossas Versuchen genügt die Einflößung von einem halben Liter Wassers mit 1/2 Prozent dieses Mittels, um das Cyankali im Magen unschädlich zu machen. - Auch gegen die so häufigen Vergiftungen mit Bittermandelöl und Bittermandelwasser wird das übermangansaure Kali empfohlen.
- Ein alter Sonderling, ein Sportsmann ohne Gleichen, der 85jährige Livingston, der ganz Italien mit seinen Pferden unsicher machte und zwar stets durch die übergroße Zahl der Thiere, die er anspannte, so daß ihm eine Stadt um die andere ihr Thor verschloß, ist kürzlich in Florenz gestorben. Der passionierte Rosselenker erhielt von Livorno's Gemeinde die Bitte und den Befehl, ja nicht mehr als sechsspännig zu fahren; in Florenz war ihm der Aufenthalt gestattet nur unter der Bedingung, daß er ja nicht mehr als mit 6 Pferden in einem Zuge ausfahre. Der kühne Lenker vieler edlen Rosse hatte nämlich stets 11, 13, 17, 20 Pferde beisammen, die er alle allein mit fabelhafter Geschicklichkeit - man denke nur das Gewicht der Zügel - zu dirigieren wußte; jeden Augenblick war aber trotzdem ein Unglück passiert. Obwohl ihm selbst viel Schaden zustieß, ließ er sich nicht abspenstig machen, bis Gemeinden und Polizei auftraten. Als ihm das Zwanzigspännig=Fahren verboten wurde, half sich Livingston und fuhr mit drei sechsspännigen Mailcoatches hintereinander aus.
- Eine einheitliche Turnerkleidung einzuführen, hat die Berliner Turnerschaft in außerordentlicher Hauptversammlung beschlossen. Die neue Turnkleidung soll aus dunkelblauem Jaquet, grauer Hose und grauem, weichem Hut bestehen.
- Die Eröffnung der Messe von Nishni=Nowgorod findet am Mittwoch durch Flaggenhissung statt. Am Montag belief sich die Zahl der daselbst an der Cholera erkrankten Personen auf 28.
- Es fällt auf, daß in diesem Jahre viel weniger gereist wird als sonst. Der Verkehr in den Hotels ist viel geringer als in früheren Jahren. Die Eisenbahnzüge sind weit entfernt davon, überfüllt zu sein. Gleiche Nachrichten kommen aus Süddeutschland und vom Rhein. Daselbst führen Hotels und Geschäfte, die auf Reisende speciell angewiesen sind, bittere Klage. Die Dampfschiffe auf dem Rhein machen ebenfalls schlechte Geschäfte, die Salonboote sind kaum besetzt. - Unter den diesjährigen Reisenden sind die Amerikaner am stärksten vertreten. Dann kommen die Engländer, die aber meistens in größeren Trupps mit den Cooks=Rundreisebillets eintreffen, äußerst sparsam sind und nichts verdienen lassen.
- Der am Donnerstag von Westafrika in Hamburg angekommene englische Dampfer "Elmina" hatte siebzehn Kameruner Damen an Bord, welche ein Herr in Berlin zur Herreise bestimmt hat. Derselbe hat dem Vernehmen nach längere Zeit in Afrika gelebt und soll beabsichtigen, mit diesen schwarzen Evastöchtern (sämmtlich gesunde, hübsch gewachsene Gestalten) eine Rundreise zu veranstalten. Die weiblichen Passagiere wurden am Quai gelandet und sind bereits mit der Bahn nach Berlin befördert worden.
- In Boppard am Rhein hat die Aprikosenernte begonnen und mit dem Versand nach den großen rheinischen Städten ist der Anfang gemacht. Der Preis stellt sich für den Centner 25-30 Mk. Die Qualität ist sehr gut.
- In der berühmten Academia di Franzia in der Villa Medici in Rom brachen in einer der letzten Nächte Diebe ein und raubten sämmtliche Antiken aus getriebenem Gold und Silber, sowie Kunstgegenstände, welche der Akademie von Ludwig XV. geschenkt worden waren. Der Verlust ist auf mehrere Millionen Lire geschätzt.
- Die Brillanten der Herzogin von Beauffremont, welche seit Jahren im städtischen Leihhause zu Wiesbaden verpfändet sind und Gegenstand eines langwierigen Prozesses zwischen den Gläubigern der Herzogin und der Stadt Wiesbaden waren, den letztere gewann, kommen demnächst zur öffentlichen Versteigerung. Das auf dem Pfande lastende Kapital soll ca. 40 000 Mark betragen, während die Zinsenlast inzwischen auf rund 13 000 Mark angelaufen sein dürfte.
- Ein Riesenbauwerk. Die kolossale Schleuse des Nordostseekanals bei Brunsbüttel besteht aus zwei doppelten Kammern, welche zu gleicher Zeit zwei unserer größten Kriegsschiffe aufnehmen und durchschleusen können, zusammen also eingehend und ausgehend vier Schiffe. Großartig ist auch die fertig gestellte gigantische Bogenbrücke über den Nord=Ostseekanal bei Grünthal. Die Eröffnung des Kanals kann voraussichtlich noch vor Abschluß des Jahres 1894 erfolgen.
- Zur thunlichen Vermeidung von Quälereien der Thiere beim Schlachten verordnet das sächsische

[ => Original lesen: 1892 Nr. 60 Seite 6]

Ministerium u. a: 1. Beim Schlachten aller Thiere mit Ausnahme des Federviehs muß der Blutentziehung die Betäubigung vorausgehen. Ausgenommen bleiben die wegen Unglücksfällen und plötzlicher Erkrankung nothwendig werdenden Nothschlachtungen, sobald sich die Betäubung nach den thatsächlichen Verhältnissen nicht ausführen läßt. 2. Beim Rinde soll die Betäubung unter Benutzung der Schlachtmaske ausgeführt werden, soweit nicht beim Jungvieh die ungenügende Entwickelung des Schädels eine Ausnahme erfordert. 3. Bezüglich der Betäubung der Schweine, Kälber und Schafe durch Stirn= und Genickschlag wird den Schlächtern die Auswahl der Betäubungsapparate überlassen, doch werden als solche die Holzkeule für Kälber, der Bolzenapparat für Schweine und Schlagbolzenhammer oder ein Stumpfer Keilhammer für Schafe empfohlen. 4. Alle Schlachtungen, mit Ausnahme der nicht aufzuschiebenden Nothschlachtungen, dürfen unter Verantwortlichkeit des Schlächters nur von des Schlachtens durchaus kundigen Personen, oder doch nur unter deren Aufsicht und Mithilfe, niemals aber allein von Lehrlingen ausgeführt werden. 5. Alles Schlachten hat in geschlossenen, dem Publikum nicht zugänglichen Räumen stattzufinden. Nur wo solche nicht in genügender Weise zur Verfügung stehen, darf das nicht gewerbsmäßige Schlachten im Freien geschehen, ist aber auch dann derart vorzunehmen, daß es nicht von öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen aus zu sehen ist. Beim gewerbsmäßigen Schlachten ist die Anwesenheit von Personen unter 16 Jahren, mit Ausnahme von Fleischerlehrlingen und Gehilfen, verboten.
- In sämtlichen Pariser Stadtvierteln sollen demnächst automatische Warmwasser=Spender aufgestellt werden. Der Preis wird sich für 8 Liter 60gradiges Wasser auf 5 Centimes stellen.
- 34 Nummern der Juwelen der Herzogin von Beauffremont wurden am Mittwoch in Wiesbaden für 24 922 Mk. verkauft, zehn Stück wurden zurückgezogen.
- Die Vereine zur Erhaltung der oberbayerischen Gebirgstracht hielten jüngst am Fuß des Wendelstein unter zahlreichem Besuch ihr zweites Gaufest ab.
- Die deutschen Schutzmaßregeln gegen die Choleragefahr werden streng durchgeführt. Am Mittwoch ist ein aus Eydtkuhnen aus Rußland eingetroffener cholerakranker Reisender wieder über die Grenze zurückbefördert worden.
- Die englische Admiralität hat bei der diesmaligen Mobilisierung der Flotte eine wichtige Aenderung in der Bewaffnung der Torpedoboote vorgenommen; dieselben haben statt zweier Torpedoröhren eine Hotchkiß'sche Kanone bekommen. Es hat sich gezeigt, daß die Torpedoboote selten mehr als zwei Röhren abfeuern. Eine Hotchkiß'sche Kanone dürfte genügen, um die Maschinen eines feindlichen Schiffes leistungsunfähig zu machen.
- Eine merkwürdige Erscheinung wurde am 16. d. Mts. in Madrid wahrgenommen, um 4 Uhr nachmittags stockten auf dem Telegraphenamt plötzlich alle Apparate, sodaß die Verbindungen mit dem In= und Ausland unterbrochen wurden. Dieser Zustand dauerte bis gegen 8 Uhr abends und soll auch in Paris, Bordeaux und Lissabon bemerkt worden sein. Die Erscheinung wurde in solcher Stärke bis jetzt noch nicht beobachtet. Man führt die Erscheinung auf magnetische Störungen zurück, die mit der augenblicklich ihren höchsten Grad erreichenden Thätigkeit auf der Sonne in Zusammenhang stehen. Auch in Brüssel wurden um dieselbe Zeit starke magnetische Strömungen wahrgenommen.
- Aus Boston wird gemeldet, daß die Yacht des vielfachen Millionär Vanderbilt "Alva", nachts im Nebel von einem Dampfer angerannt wurde. Die Familie Vanderbilt, alle Gäste und 55 Mann der Besatzung befanden sich in tiefem Schlafe und mußten geweckt werden. Alle kamen einzeln und ausgekleidet auf Deck und konnten sich nur mit genauer Noth auf den Dampfer flüchten, welcher sämtliche Personen nach Boston brachte. Die Yacht ist untergegangen.
- Präsident Carnot besuchte am Sonntag die neuen Arbeiterwohnungen in Anteuil. Bei seiner Abfahrt trat ein Maurer in Arbeiterbluse an den Wagen und rief: "Bürger=Präsident" gieb mir deine Hand! Carnot drückte lächelnd die ihm entgegengestreckte gipsbestaubte Hand und die Menge brach in Hochrufe aus.
- Der Ausbruch des Aetna ließ merklich nach; nur eine einzige Krateröffnung wirft noch Steine aus. Am Montag abend und nachts fiel ein reichlicher, sehr heftiger Sandregen vulkanischen Ursprungs bis Catania.
- Am letzten Sonnabend wurden im Etablissement der Maschinenbau=Aktien=Gesellschaft (früher Cramer=Clettsche Fabrik) zu Nürnberg gegen 150 Arbeiter entlassen.
- Ein großartiger Diebstahl von Hochzeitsgeschenken wurde in Madrid verübt. Der größte Theil der Hochzeitsgeschenke, welche die Tochter des früheren Ministerpräsidenten Lagasta erhalten hatte, wurde gestohlen. Die Geschenke, die öffentlich ausgestellt waren und unter welchen sich ein von der Königin geschenkter Türkisenschmuck befand, stellten einen Wert von mehr als 200 000 Mark dar. Auf die Ergreifung des Diebes ist ein Preis von 20 000 Franks gesetzt worden.
- An einer alten Wunde starb der Kassenbote Vogt in Berlin. Nach der Erklärung des Arztes war Lungenschlag erfolgt, weil eine Kugel, die seit der Schlacht bei Mars=la=Tour in seiner Schulter steckte, sich nach der Lunge gesenkt hatte. Der Verstorbene, der Inhaber der Militärdienstauszeichnung und des eisernen Kreuzes 2. Klasse war, hatte die Kugel beinahe 21 Jahre lang mit sich herumgetragen, ohne daß sie ihm, bis auf die letzten Tage, sonderliche Schmerzen verursacht hätte.
- Einen seltenen Gast beherbergt das Amtsgerichtsgefängniß in Spandau. Dieser Insasse ist ein junger Neger; er gehörte einer Truppe von "Kannibalen" an, die sich auf dem Spandauer Schützenplatz producierte. Der heißblütige Sohn des schwarzen Erdtheils hatte einem "Kunstgenossen" aus Wuth darüber, daß derselbe beim Mittag ein größeres Stück Fleisch erhielt, als er selbst, das Messer zwischen die Rippen gejagt.
- Ein furchtbares Hagelwetter verwüstete die Weinberge von Bordeaux in großem Umfange.
- Die Schraube des unweit Queenstown gestrandeten Inman=Dampfers "City of Chicago" wurde vor einigen Tagen mittels Dynamit abgesprengt. Nach der Explosion wurde der ganze hintere Theil des Schiffes und die Felsen in Gischt eingehüllt, und die Küste hallte von dem Echo des furchtbaren Knalles wieder. Die Seevögel flogen schreiend in der Luft umher, und als der Tumult sich gelegt hatte, sah man eine Menge toter Fische auf dem Wasser schwimmen. Es war zu verwundern, daß das Schiff die Sprengung ausgehalten hatte, ohne ganz in Stücke zu gehen. Taucher überzeugten sich darauf, daß die werthvolle bronzene Schraube gerettet worden war. Man wird keinen Versuch machen, die Maschinen zu heben. Die geborgene Ladung ist so stark beschädigt, daß der Erlös nicht groß sein kann.
Eine gefährliche Wette. Aus Kopenhagen wird geschrieben: Der hier lebende russische Baron Fiercks, ein ebenso reicher als excentrischer Mann, hatte einen Löwen, der sich im dortigen zoologischen Garten in Pflege befindet. Er besuchte oft den Löwen, geht in dessen Käfig hinein und das Thier gehorchte allen seinen Befehlen. Der Kassirer des hiesigen Cirkus Schumann, Herr Müller, ein Deutscher, hatte mit dem Baron eine Wette eingegangen, er wolle mit ihm im Löwenkäfig eine Parthie "Sechsundsechzig" spielen. Die Wette wurde angenommen und ausgeführt. Die beiden Herren betraten den Käfig, in welchem ein kleiner Tisch mit Karten und einer Flasche Champagner angebracht war. Der Löwe legte sich ruhig zu den Füßen seines Herrn und das Spiel begann. Herr Müller gewann zwei Partien. Der Löwe hatte wohl versucht, den Fremden anzuschnauben, die Peitsche seines Herrn zwang ihn jedoch zur Ruhe. Herr Müller verlor nicht einen Augenblick seine Geistesgegenwart und trank, ehe er den Käfig verließ, ein Glas Champagner mit dem Baron. Er gewann 2000 Kronen.
- Diejenigen Gurkenkerne treiben Früchte, welche sich gegen den Stiel hin befinden, also in der Hälfte der Gurke, wo sie mit der Ranke zusammenhängt; die Kerne in der anderen Hälfte bringen nur Blüten, keine Früchte. Aehnlich bei Kürbis.


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