No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Mai
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 39 Seite 1]

Bei der am Dienstag abgehaltenen Bataillons=Vorstellung des 4. Garderegiments z. F. in Spandau hat das unter dem Major v. Arnim stehende 1. Bataillon, in welchem die neue Formation nach Maßgabe der 2jährigen Dienstzeit eingeführt ist, sich vortrefflich bewährt, was der Kaiser in seiner Kritik auch anerkannte. Eine Freude bereitete der Kaiser aus Anlaß der Besichtigung der Schuljugend. Vom Exerzierplatz aus sandte er einen Adjutanten zur Stadt, welcher im Rathhause dem Bürgermeister den Wunsch aussprach, daß die Schulen geschlossen werden möchten. Letzteres geschah auch, und in Schaaren strömten die Kinder zu dem Platze hinaus.
Wie die "Post" hört sind für den Aufenthalt des deutschen Kaisers in Pröckelwitz bei dem Grafen Dohna vierzehn Tage in Aussicht genommen. Der Kaiser trifft am 30. Mai früh in Berlin ein, abends wird der Besuch der Königin und der Königin=Regentin der Niederlande erwartet.
Die Arbeiten der Reichskommission für das bürgerliche Gesetzbuch werden, wie man hört, bis zum 1. Juli fortgesetzt werden. Dann sollen bis zum Oktober Ferien eintreten; nach dem jetzigen Stand der Arbeiten ist mit Sicherheit anzunehmen, daß dieselben frühestens am 1. Juli 1895 ihren völligen Abschluß finden können, also zu einem viel späteren Zeitpunkt, als man bisher angenommen hatte.
Der "Staatsanzeiger" veröffentlicht eine Verfügung des Kultusministers an die Provinzialschulkollegien gegen Schülerverbindungen an Lehranstalten, worin den Direktoren und Lehrerkollegien die genauste Beachtung der bezüglichen Vorschriften eingeschärft wird.
Von der deutschen Schutztruppe verlassen mit Schluß des Jahres ca. 30 Mann den Dienst, sämtlich mit der Absicht sich im neuen Lande niederzulassen. die ausscheidenden Soldaten verheirathen sich viel mit Eingeborenen.
Gegenüber den Zeitungsberichten von angeblichen Aeußerungen des Finanzministers über die Valutaregulierung erklärt die "Wien. Abdp.": Der Minister sagte blos, bei der Durchführung der Valutaregelung werde darauf Bedacht zu nehmen sein, daß die Baarzahlung nicht unvorsichtig oder voreilig aufgenommen werden. Er werde bemüht sein, Gold nicht abfließen zu lassen. Gegenwärtig sei überall das Bestreben vorherrschend, Gold in den Staatskassen zurückzuhalten. Vom Kriegsschatze war nicht die Rede.
Den neuesten Mittheilungen des russischen Finanzministeriums zufolge ist der Stand des Weizenkorns in Polen dem Nordwestgebiet und Südwestgebiet, in Mittelrußland, der Krim und dem Kaukasus günstig; teilweise jedoch unbefriedigend in Cherson, etwas besser in Jekaterinoslaw Poltava und dem Dongebiet. In Nordrußland und Ostrußland ist die Wintersaat meistens noch nicht aufgegangen.
Französische Zeitungen wollen wissen, daß die Gesamtkriegsstärke der Republik - den Landsturm einbegriffen - auf etwa drei Millionen Mann zu schätzen sei. Deutschland hat mehr.
Von dem Mordbuben Ravachol werden immer schönere Thaten bekannt. Nicht nur der Raubmord am dem Einsiedler, wegen dessen er nächstens aufs Neue vor das Gericht kommen wird, lastet auf ihm, sondern auch eine am 2. Februar 1890 an zwei Frauen begangene Mordthat, wie sich jetzt herausgestellt hat.
Aus Budapest verlautet, Kaiser Franz Joseph werde den vorjährigen Manöverbesuch des deutschen Kaisers erwiedern und den nächsten deutschen Waffenübungen beiwohnen.
Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, ist der Sultan von einer besonderen Liebenswürdigkeit für den Erbprinzen von Meiningen und seine hohe Gemahlin, die sich gegenwärtig in der türkischen Hauptstadt aufhalten. Im Verlaufe dieser Woche hat der Großherr seine hohen Gäste nicht weniger als dreimal zu sich geladen. Nach dem letzten am Mittwoch im Thildiz Kiosk stattgehabten Essen zu Ehren des Erbprinzen und seiner Gemahlin zeigte der Sultan der Erbprinzessin seinen Harem, wobei er selbst den Führer machte.
Aus Madrid wird mitgetheilt, daß die Verhandlungen über einen Handelsvertrag zwischen dem deutschen Reiche und Spanien nicht in Gange kommen, weil die spanische Regierung sich weigere, Deutschland die Meistbegünstigung zuzugestehen.


- Schönberg. Am Donnerstag abend wurden in Schlagresdorf 8 Gebäude in Asche gelegt (das Wohnhaus, die Scheune und ein Stallgebäude des Hauswirths Fischer, das Wohnhaus und die Scheune des Büdners Clasen, die Scheune des Hauswirths A. Jabs und ein Kathen nebst Stall des Hauswirths Hecht), ebenso sind die sämmtlichen Schafe und 7 Kälber des Hauswirths Fischer in den Flammen umgekommen. Das Feuer ging in der Scheune des Hauswirths Fischer auf und verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit über sämmtliche Gebäude, so daß an ein Retten nicht zu denken war, obgleich Spritzen rasch zur Stelle waren. Am Freitag vormittag wurde durch die Polizei ein 15jähriger Dienstjunge im hiesigen Amtsgerichtsgefängniß eingeliefert, der aus Rache gegen seinen Herrn (Hausw. Fischer) in dessen Scheune das Feuer angelegt haben soll. - Ein zweites Feuer wurde hier am Donnerstag Nachmittag in der Richtung nach Grevesmühlen beobachtet, wo in dem Dorfe Köselow 2 Bauerstellen eingeäschert sind, bei welcher Gelegenheit der Altentheiler Felling in den Flammen umgekommen ist. Man fand den Leichnam ganz verkohlt unter den Trümmern. In Veranlassung dieses Feuers verunglückte der Inspector Marcus von Kasendorf, der so unglücklich vom Pferde stürzte, daß er am folgenden Tage verstarb.
- Schönberg. Von dem hieselbst schon vor längerer Zeit unter Zurücklassung von Frau und Kindern verschwundenen Kaufmann A. fehlt jede Spur, so daß man annimmt, daß derselbe nach Amerika entkommen sei.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 39 Seite 2]

- Aus Gadebusch wird dem "M. T." berichtet: Beim Spielen erzürnten sich am Montag zwei zwölfjährige Knaben. Der eine derselben, der Sohn eines hiesigen Handwerkers, zog alsbald bei der Rauferei sein Taschenmesser und stieß es seinem Gegner in die Brust. Letzterer, ein Sohn eines hiesigen Beamten, wurde erheblich, wenn auch nicht lebensgefährlich, durch den Stich verletzt.
- Der Schützenhof in Grevesmühlen ist mit dem Inventar für 47 000 M. an den früheren Gastwirth Stein in Marlow verkauft.
- Auf dem in Ludwigslust abgehaltenen Pferdemarkt ereignete sich ein Unfall. Der Pferde Händler Hester aus Ratzeburg wurde von einem angekauften Hengste so in das Handgelenk gebissen, daß die beiden Hauptknochen am Gelenk zerbrochen wurden und sofort ein Gypsverband angelegt werden mußte.
- Am 12. Mai hielt der junge Graf von Bothmer mit seiner Gemahlin seinen Einzug in sein Gut Brook. Für die Klützer Gegend war dies die Veranlassung zu einem Festtag.
In Berlin stellten der Chef der Firma Loewe und Oberlieutenant Kuehn, Direktor der Loeweschen Gewehrfabrik, Strafantrag gegen den Rektor Ahlwardt.
Die Ahlwardtschen Angriffe auf die deutschen Gewehre werden übrigens bereits von den Feinden des deutschen Reiches kräftig ausgebeutet. Die spanische Militärverwaltung plante eine große Gewehrbestellung im deutschen Reiche, und die französischen Journale suchen nun unter maßlosen Uebertreibungen der Ahlwardtschen Ausführungen diese Bestellung der französischen Industrie zuzuwenden. An den deutschen Waffen wird kein gutes Haar gelassen. Hoffentlich läßt die spanische Militärverwaltung sich dadurch nicht beeinflussen.
In München sind in der letzten Woche keine weiteren Blatternerkrankungen vorgekommen, dagegen sind in Endenich bei Bonn unter den dortigen Ziegelarbeitern die schwarzen Pocken ausgebrochen. Die ganze Gegend ist polizeilich abgesperrt worden.
Dem "Reuterschen Bureau" wird aus Sansibar gemeldet, von dem Tode Emin Paschas sei dort nicht das Geringste bekannt; gerüchtweise habe nur verlautet, daß Emin Pascha erkrankt gewesen sei.
An Reichsmünzen gelangten im Laufe des Aprilmonats 8,033,000 Mark in Doppelkronen (auf Privatrechnung) und 24,344,47 Mark in Einpfennigstücken zur Ausprägung.
Das deutsche Heer hat im Februar 112 Mann durch den Tod verloren; davon sind 19 durch Selbstmord umgekommen.
In Harrar (Somaliküste) herrschen Hunger und Cholera ganz fürchterlich; die täglichen Todesfälle werden auf 150 bis 300 angegeben.
Die Stadt Düren in der Rheinprovinz ist eine der reichsten in der gesamten preußischen Monarchie. Diese Thatsache erhält einen deutlichen Beleg durch das Ergebnis der Selbsteinschätzung, demzufolge man dort nicht weniger als 45 Einwohner zählt, die in der angenehmen Lage sind, Millionäre zu sein. Dieselben zahlen das hübsche Sümmchen von 215 700 Mk. Staatseinkommensteuer.
In Vevey am Genfer See hat der kalte Mai in den Weinbergen großen Schaden angerichtet.
- In Königsberg i. Pr. hat das dortige Kürassier=Regiment in diesen Tagen sein 175jähriges Jubiläum gefeiert.
Der Kronprinz reitet jetzt täglich in der auf der Südseite des Neuen Palais zu Potsdam vor der Fasanerie eingerichteten Reitbahn den ihm vom Kaiser zu seinem letzten Geburtstag zum Geschenk gemachten Schimmel "Abdul". Hierbei hatte er am Freitag, wie die "Allg. R. Corr." mittheilt, das Unglück, bei einer unverhofften Seitenbewegung des Thieres recht unsanft den Erdboden zu berühren, erfreulicherweise aber ohne irgend einen Schaden zu nehmen. Zum Wiederbesteigen des Pfades war der jugendliche Reiter allerdings nicht zu bewegen.
- Aus Freude über die Verlobung seines Sohnes, des Grafen Herbert Bismarck, hat Fürst Bismarck an die auf seinem Stammgut Schönhausen beschäftigten Arbeiter tausend Mark vertheilen lassen.
Es wird bestätigt, daß die Entscheidung des Kaisers für die Errichtung des Nationaldenkmals auf der Schloßfreiheit für Kaiser Wilhelm I. dahin ausgefallen ist, daß Prof. Reinhold Begas das Reiterdenkmal und der Hofarchitekt Ihne die architektonische Umgebung desselben ausführen solle.


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Anzeigen.

Auf den Antrag der Vormünder der minderjährigen Kinder des verstorbenen Erbpächters Heinrich Roxin von Hufe Nr. 2 zu Roxin Abbau wird ein öffentlicher Bietungs=Termin angesetzt zur Verpachtung des Erbpachtgehöfts mit dem lebenden und einem Theil des todten Inventarium auf

den 30. Mai 1892,
Vormittags 11 Uhr,

an hiesiger Gerichtsstelle.
Das Gehöft und die Hufe mit dem Inventarium können nach Meldung bei dem Schulzen Roxin zu Roxin besichtigt werden, bei welchem auch vom 25. dieses Monats ab die Verpachtungsbedingungen zur Kenntnißnahme ausliegen werden.
Die Grundfläche des bezeichneten Bauerguts beträgt in früherem Landesmaaß 22 894 []R bonitirt zu 185 3/16 Scheffel, darunter 2094 []R unbrauchbar, 504 []R Weide bonitirt zu 113 Sch., 2096 []R Wiesen bon. zu 911 Fuder, 18 000[]R Acker bon. zu 1623 Sch., 200 []R Garten bon. zu 113 Sch. Die vorhandenen 7 Gebäude sind bei der Domanialbrandversicherungs=Anstalt zu 16 175 Mark versichert.
Grevesmühlen, den 4. April 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.


Holz=Auction Nr. 33.

Am Freitag den 27. Mai Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen öffentlich meistbietend folgende Holzsortimente bei freier Concurrenz verkauft werden:

1. Aus dem Schlagbrügger Holz.

  53 Rmet. Nadelholz Kluft u. Knüppel.

2. Aus dem Lankower Holze.

100 Rmet. Nadelholz Kluft u. Knüppel.

3. Aus dem Bahlen.

297 Rmet. Nadelholz Kluft u. Knüppel,
    2 Fuder Nadelholz Durchforstholz II. Cl.

4. Aus dem Garnseerholze.

209 Rmet. Nadelholz Kluft u. Knüppel,
    3 Fuder Nadelholz Durchforstholz III. Cl.
Schönberg, den 16. Mai 1892.

                                                    Der Oberförster. C. Hottelet.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Mittwoch den 18. Mai d. J. Vorm. 10 Uhr soll in Schönberg

1 Kuh

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer beim Gastwirth Boye in Schönberg.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Gartenbau-Verein.
Versammlung bei Herrn Gastwirth Boye

Freitag den 20. Mai:
        1. Vortrag über Befruchtung u. Samenbildung.
        2. Besprechung der Ausstellung und des Obstmarktes.

Der Vorstand.


Allen denen, welche uns bei dem Tode unserer geliebten Tochter so herzliche Theilnahme entgegengebracht, sagen wir unseren innigsten Dank.

F. Eckmann u. Frau.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 39 Seite 3]

In unserer heutigen Vereinssitzung zur Erhebung des Beitrages ist beschlossen worden:

"von jetzt an alle vorkommendem Viehverluste gegen eine Vergütung von 2 pro Cent der Entschädigungssumme zu Gunsten der Vereinskasse auf Wunsch der Versicherten sofort nach eingetretenem Schadenfall zu bezahlen."
Wir bringen solchen Beschluß hiermit ergebenst zur Kenntniß unserer Mitglieder.
Schönberg, den 13. Mai 1892.

Direktion des Vieh=Versicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Logo der Hagelassekuranz

Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg.

gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847, gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafteste Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre von nur 20 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. haben wir einen Sicherheitsfonds von

30,275 Mark,

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

Schönberg im April 1892.                                                    
Die Direction.
J. Kröger-Lockwisch.                                                     Wilh. Heincke.


Geschäfts=Uebernahme

Einem geehrten Publikum der Stadt Schönberg und der Umgebung zur Nachricht, daß ich am 15. Mai das photographische Atelier des Herrn G. Frey käuflich übernommen habe.
Ich bin der festen Hoffnung, daß das in Herrn Frey gesetzte Vertrauen auch auf mich übertragen wird, und sichere ich jedem Auftraggeber die saubersten und künstlerischsten Photographien zu.

                                                    Heinr. Albrecht, Photograph.
                                                    Schönberg i/M.


Neu!     Vorläufige Anzeige.     Neu!

Einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend zur Kenntniß, daß ich zum bevorstehenden Jahrmarkte mit ganz neuen Artikeln von

Pfefferkuchen und Konditoreiwaaren

eintreffen werde: ff. türkischen Chokoladen=Leckerli, Baseler und Nürnberger Lebkuchen, Leipziger Schlosen, echt türkisch gebrannte Cacao=Mandeln, Thorner Cartachinchen, gefüllte Thorner, Liegnitzer Bomben, italienische Spitzkugeln, japanische Rosenüsse, Waldenburger Zuckernüsse u. a. m.
Als ganz neu empfehle ich mein

echt tyroler Mandelbrod.

Um gütigen Zuspruch bittend, zeichnet hochachtungsvoll

                                                    H. Denker,
                                                    Konditor, Ratzeburg.


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Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892.                                                    Stamer.


Wer durch einen Anstrich mit
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sicheren u. dauernden Schutz d. Holzes erzielen will, wähle nur die echte, seit 16 Jahren bewährte Originalmarke
Avenarius
D. R.-Patent No. 46021.
Prospekte durch die Fabrikniederlage
Aug. Spehr, Schönberg.


Zum                                
Schönberger=Markt
werde ich mit meinen Schuhwaaren wieder eintreffen.
Stand vor der Thür des Herrn Gastw. Wieschendorf.
                                                    Johannes Rohwedder.


Lübecker Braunbier
auf Gebinden zu 1 M. 20 Pfennig (Mecklenburg). und 2 M. 40 Pfennig (Mecklenburg).
empfiehlt
                                                    Max C. Sass.
= Bekanntlich das beste Bier vor Ort. =


Montag, den 23. Mai 1892.
Konzert

des Rehnaer Gemischten Chors unter gütiger Mitwirkung der Kapelle des Herrn Musikdirektor Kronas im Saale des Herrn Gastwirts Kohs zu Menzendorf. Anfang 4 1/2 Uhr. Eintrittsgeld 50 Pf. Kinder 25 Pf.

Nach dem Konzert Ball.
Menzendorf.                                                     J. P. Kohs.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann Bandagist.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 39 Seite 4]

Einige Centner ausgesuchte                          
Magnum bonum Eßkartoffeln
sind in Schönberg zu verkaufen.                                                    
à Ctr. 4 M. 50 Pfg.
Näheres in der Expedition dieses Blattes.


Stadt Lübeck.
Am Markttage                          
TANZMUSIK,
Im kleine Saale:                          
Conzert und Vorstellung
der Gesellschaft G. Lewertoff
aus Hamburg.


Bruteier
von sehr schönen schwarzen Minorka, à 10 Pfennig (Mecklenburg).                          
verkauft
Schönberg.                                                     D. Hempel.


Zu Hof Selmsdorf wird zu Johannis resp. 24. October

ein Hoftagelöhner
gesucht.                                                    
                                                    Engell.


Habe 350                                  
gute, gebrauchte Dachpfannen
billig abzugeben.                                                    
                                                    Heinr. Böse,
                                                    Petersberg.


Morgenthau-Parfüm
von der Parfümerie Union, Berlin
ist lieblich und zart, erfrischend, belebend und der beliebteste Wohlgeruch der Haute-volèe
Flasche Mk. 1,00 und 1,50 zu haben bei                          
                                                    C. Schwedt.


Der Verkauf

der zur Ammon'schen Konkursmasse gehörigen Manufaktur= und Kolonialwaaren wird zu noch mehr herabgesetzten Preisen fortgesetzt.
Ratzeburg, den 10. April 1892.

Der Konkursverwalter.


Zum 24. Oktober wird zu Hof Warsow
ein Deputatknecht und
ein Hoftagelöhner
gesucht.                                                    


Zu Michaelis oder zum 24. October werden zu Hof Molzahn

3 Hoftagelöhner und
1 Deputatknecht
gesucht.                                                    
                                                    Röper.


Carl Rahn
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Dr. med. Roth
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Lübeck, Königstrasse 7.
Sprechstunden: 8-10 Uhr, 3-5 Uhr, Sonntags 9-11 Uhr.


Im Jahre 1889 ist mir meine Torfkarre auf dem Moore entliehen. Wer hat sie?
                                                    C. Egert.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten.)

Gestorben:

d.   6. April Hans Hartwig Heinrich Kleinfeldt, Arbeiter zu Ollndorf, 34 J. 4 M. alt.
d. 13. Anna Elisabeth Lenschow geb. Meyer, Schulzenfrau zu Gr. Bünsdorf, 59 J. 5 M. alt.
d. 16. Mathias Heinrich Wilms, Maurergeselle zu Schönberg, 61 J. 1 M. alt.
d. 21. Johannes Peter Wilhelm Fick, Arbeitersohn zu Törpt 5 Monate alt.
d. 21. Wilhelm Peter Emil Nehring, Arbeitersohn zu Niendorf 2 Monate alt.
d. 29. Heinrich Duve, Arbeitersohn zu Schönberg, 1 Tag alt.
d. 29. Johann Christian Heinrich Hauschild, Töpfer zu Schönberg, 80 J. 3 M. alt.
d.   3. Mai Marie Cathr. Elisab. Ollrogge, Arbeitertochter zu Schönberg, 15 J. 5 M. alt.
d.   4. Johann Jochen Hundt, Hauswirthsaltentheiler zu Kl. Siemz, 80 J. 2 M. alt.
d.   9. Anna Marie Louise Eckmann, Maschinenbauertochter zu Schönberg, 13 J. 2 M alt.

Eheschließungen:

d. 22. April Arbeiter Franz Johann Joachim Heinrich Groth zu Niendorf und Alma Constantia Nielsson zu Niendorf.
d. 22. Kaufmann Joach. Adolph Siebenmark zu Schönberg und Maria Louise Caroline Elisab. Kleinfeldt zu Lockwisch.
d. 22. Arbeiter Joach. Heinr. Ernst Kreutzfeld zu Kl. Siemz und Marg. Marie Elise Clasen zu Schönberg.
d. 26. Kutscher Joach. Friedr. Ludw. Putensen zu Schönberg und Marie Cath. Rieckhoff zu Schönberg.
d. 29. Knecht Joach. Heinr. August Schütt zu Ollndorf und Cath. Maria Pöhls zu Ollndorf.
d.   6. Mai Kaufmann Heinr. Peter Carl Schünemann zu Lübeck und Cath. Marie Sophie Oldenburg zu Lockwisch.
d. 1[Fehlstelle] Privatier Wittwer Joh. Friedr. Woisin zu Kleinfeld und Cath. Engel Louise Wulf zu Kleinfeld.

Geburten:

d.   2. April dem Arbeiter Frahm zu Schönberg ein Sohn.
d. 30. März dem Arbeiter Johannesson zu Schönberg eine Tochter.
d. 31. dem Arbeiter Steinfeld zu Lindow eine Tochter.
d.   3 April dem Tischler Petersen zu Schönberg ein Sohn.
d.   8. dem Bahnhofsrestaurateur Richter zu Schönberg ein Sohn.
d.   8. dem Hauswirth H. Oldenburg zu Raddingsdorf eine Tochter.
d.   7. dem Zimmergesellen J. Freitag zu Schönberg eine Tochter.
d.   7. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
d. 11. dem Bäckerm. J. Hagen zu Schönberg ein Sohn.
d. 20. dem Arbeiter J. Peters zu Petersberg ein Sohn.
d. 20. dem Arbeiter J. Wiese zu Schönberg ein Sohn.
d. 27. dem Arbeiter H. Duve zu Schönberg ein Sohn.
d. 25. dem Hauswirth A. Schleuß zu Lockwisch eine Tochter.
d. 24. dem Kaufmann Saß zu Schönberg ein Sohn.
d.   4. Mai dem Arbeiter H. Bockwoldt zu Schönberg eine Tochter.
d. 11. dem Ackerbürger Maack zu Schönberg ein Sohn.


Eintragungen in das Familien=Register des Standesamts=Bezirks Carlow
pro Monat März und April 1892.

a. Geburten:

Dem Arbeiter Heinrich Koops zu Klocksdorf 1 T.
Dem Schuster Asmus Kaven zu Carlow 1 T.
Dem Gastwirth Peter Schlatow zu Pogez 1 T.
Dem Rademacher Heinrich Mewe zu Dorf Stove 1 T.
Dem Zimmergesellen Joachim Harms zu Samkow 1 S.
Der unverehelichten Johanna Kähler zu Cronscamp 1 S.
Dem Arbeiter Heinrich Meyborg zu Klocksdorf 1 T.
Dem Arbeiter Joachim Freitag zu Neschow 1 T.
Dem Schlosser Johann Wienck zu Carlow 1 T.
Der unverehelichten Wilhelmine Bruhn zu Carlow 1 T.
Dem Maurergesellen Heinrich Robrahn zu Samkow 1 T.

b). Eheschließungen:

Der Arbeiter Carl Gustav Kosegard zu Rehna mit Catharina Magdalena Sefke zu Carlow.

c. Sterbefälle:

Heinrich Wilhelm Rudolph Kähler zu Carlow 10 M. alt.
Maria Dierck, geb. Seeler zu Samkow todtgeb. Sohn.
Der Gastwirth Johann Krellenberg zu Carlow 39 J. alt.
Der Arbeiter Johann Vierig zu Samkow 69 J. alt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 39 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 39 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Mai 1892.


Jahres-Bericht des Herbergs-Vereins des Fürstenthums Ratzeburg
über die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1891, 2. Geschäftsjahr des Vereins, abgestattet auf der Generalversammlung am 26. März 1892 durch Pastor Krüger, 2. Vorsitzenden.

Geehrte Herren! Mit Dank und Freude können wir auf das 2. Geschäftsjahr des Vereins zurückblicken, und wenn es auch an Sorgen und Schwierigkeiten nicht gefehlt hat und auch heute nicht fehlt, so sind wir doch der guten Zuversicht, daß die Verpflegungsstation sich weiter halten und noch lange unserm Lande zum Segen sein wird.
Auf der vorigen Generalversammlung waren die statutenmäßig ausscheidenden Mitglieder wiedergewählt, so daß sich der Vorstand wie im vorigen Jahre zusammensetzte aus den Herren: Kammerherr Drost von Oertzen, 1. Vorsitzender, Pastor Langbein, 2. Vorsitzender, Rektor Krüger, Schriftführer, Kaufmann Heitmann, Kassenführer, Hauswirt Ahrend in Gr. Siemz, Bürgermeister Bicker, Domainenpächter Diercking=Hof Lockwisch, Hofschmied Dräger, Hauswirt Freitag in Gr. Rünz, Schulze Grieben in Herrnburg, Hauswirt Hecht in Schlag Resdorf, Amtsrichter Horn, Pastor Horn in Selmsdorf, Domainenpächter Kaiser in Stove, Schulze Lenschow in Gr. Bünsdorf, Schulze Ollmann in Schlagsdorf. Der Vorstand hielt im vergangenen Jahre drei Sitzungen ab, und eben so oft trat der aus den Vorstandsmitgliedern Langbein, Krüger, Heitmann, Amtsrichter Horn, Lenschow gebildete geschäftsführende Ausschuß zusammen. Leider verließ uns Herr Pastor Langbein im Dezember, um als Präpositus nach Stargard zu gehen. Der Herbergsverein verdankt ihm sehr viel. Hauptsächlich durch seine aufopfernde Tätigkeit ist das Schiffklein des Vereins gebaut und flott gemacht. Er hat es aus dem Hafen gesteuert, an mancher Untiefe und Klippe vorbeigelenkt, so daß es nun auf offener See in sicherem Wasser dahinfahren und zur Noth einem Sturme trotzen kann. An Stelle des Scheidenden wählte der Vorstand den bisherigen Schriftführer Pastor Krüger zum 2. Vorsitzenden, und Herr Rektor Schinn trat als Schriftführer in den Vorstand und Ausschuß ein.
Wie Ihnen schon die geringe Zahl der Vorstandssitzungen gezeigt hat, ist das Geschäftsjahr sehr ruhig verlaufen. Die hiesige Station blieb in den Händen des Herbergsvaters Hagen, und der Distriktshusar Lübke fungierte als Stationsaufseher, während Herr Hofschmied Dräger auch in diesem Jahre gütigst die Station mehrfach revidierte. Die Filiale zu Carlow mußte freilich am Ende des Jahres dem bisherigen Herbergsvater, der sich als ungeeignet erwiesen hatte, abgenommen werden, doch hoffen wir in dem dortigen Gastwirt Borchert eine geeignete Persönlichkeit und in seinem Hause ein passendes Lokal gefunden zu haben. Herr Pfarrackerpächter Pumplün unterzog sich wieder der Mühe, die Filiale zu beaufsichtigen. - Als das Weihnachtsfest herannahte, wurden in der Zeitung zu Gaben für eine Bescheerung aufgefordert, neben verschiedenen Kleidungsstücken liefen 40 M. in Geld ein, von denen 25,90 M. verbraucht sind, da zufällig die Zahl der Zugewanderten gerade am heiligen Abende ziemlich gering war, die übrigen 14,10 M. sind für die nächste Weihnachtsfeier hinterlegt. Ueber das Betragen der Leute auf der Station kann im allgemeinen nicht geklagt werden. Verhaftet sind 7 Mann als steckbrieflich verfolgt, 1 Mann, weil er ohne Papiere war, 5 Mann wegen Ruhestörung aber was will das sagen im Verhältniß zu den Tausenden, die im Laufe des Jahres auf der Station eingekehrt sind. Auch Nachbarn haben mir versichert, daß es stets ordentlich und ruhig auf der Station hergehe.
Der Verein ist im vergangenen Jahre erheblich gewachsen. 16 Ortschaften und 153 Mitglieder sind hinzugekommen, so daß der Verein in Schönberg und 76 Ortschaften 715 Mitglieder am Ende des Jahres zählte. Ortstafeln sind in Stadt und Land aufgestellt auch haben auf dem Lande sämtliche Mitglieder, in der Stadt wenigstens alle Hausbesitzer ein metallenes Mitgliedschild erhalten können. Wir haben also vielen Grund zur Freude. Dank sagen wir allen Freunden unserer Sache, die Mitglieder gewonnen oder sonst unser Werk unterstützt haben. Dank sagen wir auch den Vereinen, Korporationen und Kassen, die uns mit Beiträgen geholfen haben.
Es bedurfte allerdings auch großer Mittel, denn die Station ist von sehr vielen Wanderern in Anspruch genommen worden. An 5797 Gäste sind auf der hiesigen Station 5978 Nachtmarken und 1264 Mittagsmarken ausgegeben worden, während die Filiale in Carlow 318 Zuwandernde verpflegte. Das sind große Zahlen. In der Berechnung, die wir gestützt auf die Erfahrungen anderer Stationen gemacht hatten, daß die Zahl der in den acht Sommermonaten zu verpflegenden der Zahl der Gäste in den vier Wintermonaten gleichkomme, haben wir uns getäuscht. Wir haben in den einzelnen Monaten verpflegt: Januar 527, Februar 463, März 390, April 383, Mai 448, Juni 417, Juli 495, August 471, September 481, Oktober 489, November 568, Dezember 665.
Sehr sticht ab gegen diese Zahlen, daß im ganzen Jahre nur 475 Gäste auf der Herberge zur Heimat eingekehrt sind, um sich für eigene Rechnung verpflegen zu lassen. Es waren das 27 Arbeiter, 28 Bäcker, 9 Brauer, 1 Bahnmeister, 3 Buchbinder, 22 Buchdrucker, 2 Böttcher, 2 Bildhauer, 4 Barbiere, 3 Bürstenmacher, 2 Bergleute, 3 Cigarrenmacher, 2 Conditoren, 2 Dachdecker, 4 Drechsler, 2 Dreher, 1 Eisendreher, 1 Eisenhauer, 7 Former, 12 Gärtner, 4 Gelbgießer, 3 Gerber, 12 Glaser, 1 Goldschläger, 8 Goldschmiede, 1 Gürtler, 1 Handschuhmacher, 1 Heizer, 22 Kaufleute, 9 Kellner, 1 Kesselschmied, 4 Knechte, 3 Kürschner, 2 Kutscher, 1 Kolporteur, 1 Lackierer, 1 Lehrer, 15 Maler, 1 Markthelfer, 1 Maschinist, 2 Maurer, 1 Molkereigehülfe, 1 Musiker, 1 Oekonom, 1 Photograph, 1 Postgehülfe, 13 Sattler, 1 Schäfer, 41 Schlachter, 32 Schlosser, 35 Schmiede, 62 Schneider, 10 Schornsteinfeger, 44 Schuhmacher, 2 Seifensieder, 2 Seiler, 4 Steinmetzen, 2 Steinsetzer, 1 Steinschläger, 9 Stellmacher, 2 Uhrmacher, 3 Weber.
Wie erklärt sich die große Inanspruchnahme der Station? Gewiß es war im Sommer allgemeine Arbeitslosigkeit. Berufsgenossen wanderten, die man sonst im Sommer nie auf der Landstraße fand. Aber der Hauptgrund suche ich in etwas anderem. Wir konnten die Stationsgäste nicht genügend beschäftigen. Die Enge der Räumlichkeiten machte es unmöglich, die Leute auf der Station selbst arbeiten zu lassen. Wohl haben wir auf Verlangen Arbeiter in die Häuser gesandt, wofür der Vereinskasse 10 Pf. pro Stunde vergütet wurde, und es ist hiervon ziemlich viel Gebrauch gemacht worden, so daß dafür 160,05 M. eingegangen sind, aber es ist eben doch Thatsache, daß von 20 Leuten nur 2-3 beschäftigt wurden. Die übrigen mußten morgens ohne Arbeitsleistung weitergeschickt werden. Auf die Gefahr hin, daß ihn das Loos der Arbeit treffe, läßt es aber mancher ankommen und nimmt Verpflegung in Anspruch, wenn er auch genügend Mittel besitzt. Auch glaube ich nicht irre zu gehen mit der Annahme, daß wegen der geringen Arbeitsleistung unsere Station unter den Wandernden bereits eines gewissen Rufes genießt. (NB. Generalversammlung beschloß die Stationsgäste in Zukunft Straßen kehren zu lassen, auch sollen diejenigen Innungsgesellen in Zukunft nicht mehr verpflegt werden, welche von ihrer Innung ein Geschenk erhalten, sie

[ => Original lesen: 1892 Nr. 39 Seite 6]

müßten denn die Innungsmarke auf der Station abliefern.)
Erfreulicheres können wir über den Erfolg unserer Arbeit berichten. Im ganzen Lande ist nur eine Stimme darüber, daß seit dem Bestehen der Station die Bettelei und Landstreicherei aufgehört hat. Auch haben durch Vermittelung des Herbergsvaters an 70 Leute dauernde Arbeit auf dem Lande gefunden.
Es liegt mir noch ob, den Kassenbericht abzustatten. Der Bestand von 574,17 Mark, mit dem wir in das Jahr hineingingen, die Zunahme der Beiträge und einige außerordentliche Gaben ermöglichten es uns, ohne Deficit das Jahr zu schließen. Freilich behielten wir nur einen Bestand von 6,12 Mark. Wir haben daher im laufendem Jahre 1892 aus unserem Reservefonds 1000,00 Mark entleihen müssen. Es ist aber dringend nötig, daß diese Anleihe im Laufe des Jahres wieder zurückgezahlt werde. Solche Zeiten der Ebbe können unserer Kasse immer wieder kommen und was dann machen, wenn keine Quelle da ist, sie wieder zu füllen? Auch wohnen wir in fremdem Hause, und es könnte sich die Notwendigkeit ergeben, ein eigenes Heim erwerben zu müssen. Es ist uns aber auch bereits eine Staatsbeihülfe von fast 1400,00 Mark für dies Jahr bewilligt, auch hoffen wir, daß die Zahl der Mitglieder weiter wachsen und daß manche Ortschaften auch ihre Beiträge erhöhen werden. Ebenso erwarten wir, daß die Ausgaben geringer werden. Getrosten Mutes sehen wir der Zukunft entgegen.

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I. Reservefonds.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

II. Jahresrechnung der Verpflegungs=Station vom 1. Januar bis 31. Dezember 1891.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

[ => Original lesen: 1892 Nr. 39 Seite 7]

[Fortsetzung: Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Die Rechnung ist durch die Herren Hauswirt Ahrendt, Bürgermeister Bicker und Domänenpächter Dierking revidiert und richtig befunden worden. Bedauerlicher Weise hat Herr Kaufmann Heitmann das Amt eines Kassenführers, dessen mühevoller Arbeit er sich bisher in aufopfernder Weise unterzogen hatte, jetzt niedergelegt. An seine Stelle wählte die Generalversammlung den Stadtsekretär Schrep als Kassenführer in den Vorstand. An ihn bitten wir die demnächst einzufordernden Beiträge für das Jahr 1892 einzusenden.


- Ein wackerer Kämpe aus dem deutsch=französischen Krieg ist dieser Tage zur großen Armee abberufen worden. Es ist der Landbriefträger Eduard Heidler in Leipzig. Der Verstorbene vollführte das zu den hervorragenden heldenhafte Einzel=Episoden des 1870er Krieges zählende brave Reiterstückchen in dem Reitergefecht bei Busancy am 29. August 1870. Heidler machte, den Feldzug beim zweiten sächsischen Reiterregiment mit. Bei Busancy sprengte er seinem Rittmeister in den Händen der Feinde sehend, mitten in den feindlichen Reitertroß hinein, befreite seinen Eskadron=Chef, geriet aber hierbei selbst in die äußerste Bedrängniß, hieb fünf auf ihn einhauende Chasseurs à cheval aus dem Sattel und kehrte schließlich, aus zahlreichen und schweren Wunden blutend, und, da ihm das Pferd unter dem Leibe weggeschossen war, zu Fuß zu seiner Truppe zurück. Dem tapferen Reiter wurde für diese Heldenthat die St. Heinrichsmedaille und das eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.
- Ein seltsamer Leckerbissen ist in den letzten Tagen in den Pariser Markthallen von einem Restarateur gekauft worden, nämlich ein 15 Fuß langer Walfisch, der an der bretonischen Küste gefangen worden ist und dessen Fleisch sehr gut schmecken soll.
- Ein menschenfreundliches Herz gegen seine Arbeiter hat ein Fabrikant in Zwickau gezeigt, indem er in seiner neuen Fabrikordnung bestimmt hat, daß jedem Arbeiter, der ein volles Jahr ununterbrochen in der Fabrik beschäftigt war, eine achttägige Ferienzeit unter Weiterzahlung des Lohnes gewährt werden soll. Mögen auch andere so denken und handeln, das wäre ein wichtiger Beitrag zur Lösung der Arbeiterfrage.
- Eine unliebsame Störung erlitt am Freitag eine Hochzeitsfeier in der Kirche zu Gadebusch dadurch, daß einer der Trauzeugen, ein Erbpächtersohn K. aus Passow, ohnmächtig wurde, zu Boden fiel und sich eine nicht unbedeutende Kopfverletzung zuzog.
- Die ehemaligen Einjährig=Freiwilligen der Reserve der Infanterie, die nicht Officier=Aspiranten und noch übungspflichtig sind, werden vom 8. Juni d. J. ab zu den gesetzlichen Uebungen eingezogen.
- Die Hochzeit des Grafen Herbert Bismark mit der Comtesse Hoyos findet bereits am 22. Mai statt.
- Ein eigenartiger Unfall ereignete sich Montag Vormittags auf dem Exerzierplatz zu Oberwiesenfeld. Ein Pferd des 1. schweren Reiterregiments rannte bei einer Attaque mit solcher Vehemenz in eine Lanze, daß diese dem Pferde durch den ganzen Leib drang und 20 Centimeter aus demselben herausragte. Das Pferd wurde von einem Soldaten durch einen Schuß in den Kopf getötet.
- Gelehrte werden es wohl selten zu einem so schönen Vermögen bringen, wie der verstorbene Professor v. Hofmann in Berlin, der nicht weniger als 20 Millionen hinterlassen hat, wohl als Frucht seiner großen chemischen Leistungen und Entdeckungen.
- In München ist der durch seine kirchenhistorischen Arbeiten bekannte Konventual der Benediktinerabtei Gams gestorben.
- In Berlin ist am Donnerstag ein durchgebrannter Bankbeamter, der Kassier der "Deutschen Bank", Frank, der s. Z. an den bekannten betrügerischen Rubelspekulationen zum Nachteil der deutschen Bank teilgenommen hatte, verhaftet worden.
- Der von Professor Löffler aus Greifswald in Thessalien gemachte Versuch, die Mäuseplage durch Vergiftung mit den von ihm erfundenen Mäusetyphusbacillen auszurotten, soll, wie der "National=Ztg." aus Athen gemeldet wird, gelungen sein.
- Ein Geschenk, das dem deutschen Kronprinzen an seinem Geburtstag ganz besondere Freude bereitet hat, ist der Schimmel "Abdul" ein feuriges schönes Pferd, das s. Z. mit anderen Rossen vom Sultan an den Kaiser gesandt worden war. Der Kronprinz, ein guter Reiter, hat schon lange seine Freude an dem prächtigen Tier gehabt, das ihm jetzt, nachdem es gut zugeritten ist, sein Vater als Geburtstagsgeschenk mit neuem Zaumzeug zum Gebrauch überwiesen hat.
- Die sämtlichen Berliner Kriegervereine wollen sich, einem Wunsche des Kaisers gemäß, zu einem einzigen Kriegerbunde zusammenschließen und einheitlich organisiren. Bisher bestanden zwei Verbände, von denen der größere fast 13 000 Mitglieder umfaßt. Von den mehr als 200 Kriegervereinen gehörten etwa dreißig bislang noch keinem Verbande an.
- Eine aufregende Raubthierjagd fand am Sonntag in Nagyenyed in Siebenbürgen statt. In Folge plötzlich hereinbrechenden Hochwassers war dort ein Menageriewagen umgestürzt, wobei drei Leoparden, ein Puma und mehrere Affen aus ihren Käfigen entkamen. Ein Leopard verwundete eine Frau am Kopfe. Nach lebhafter Jagd wurden die Leoparden von Gendarmen erschossen, die anderen Thiere wurden lebendig eingefangen. Ein Gendarm ist leicht verwundet.
- Eine dankbare Leserin muß eine in Rom verstorbene Dame genannt werden, die dem Redakteur ihres Lieblingsjournals 50 000 Frks vermachte. Derselbe hat die Summe wohlthätigen Anstalten zugewiesen.
- Ueber das schwere Eisenbahnunglück auf der Atchison=Topeka und Santa Fé=Eisenbahn werden folgende Einzelheiten gemeldet: Als der Kurierzug von San Francisco früh in der Nähe der Station Revere eine Gitter=Brücke über den Des Moines, einen Nebenfluß des Missouri, fuhr, stürzte die durch eine Ueberschwemmung unterwaschene Brücke ein und der mittlere Theil des Zuges fiel aus einer Höhe von 36 Fuß in den Fluß. Der Zug bestand aus 5 Wagen und der Zusammenbruch erfolgte gerade in dem Augenblicke, als die Lokomotive fast über die Brücke gelangt war und der letzte Wagen ein Pullmann über dem andern Ende stand. 4 Männer, 1 Frau und 2 Kinder wurden sofort getötet, 15 Personen aber verletzt. Dieselben wurden nach Fort Madison gebracht.
- Zufolge Verfügung der Regierung ist die Fracht für Vieh auf den schwed. Staatsbahnen, das nach den Fettviehmärkten in Malmö behufs Ausfuhr nach Deutschland transportirt werden soll, für ein Rind auf ein Achtel einer vollen Wagenladung und für ein Schaf oder ein Schwein auf zwei Drittel des geltenden Tarifs herabgesetzt worden.
- Die spanische Felucke "Goleta", die mit bedeutender Fracht von Gibraltar abgegangen war, wurde vor einigen Tagen in der Bucht von Quilata an der afrikanischen Küste von Mauren überfallen und geplündert. Die gesamte Bemannung der Felucke - außer dem Kapitän befanden sich noch 8 Matrosen auf dem Schiffe - wurde von den Mauren erschossen und gräßlich verstümmelt.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 39 Seite 8]

- Der letzte Bericht der Staatsirrenanstalt in Friedrichsberg bei Hamburg liefert eine traurige Uebersicht über die statistisch festgestellte Erblichkeit des Wahnsinns. Unter den am Ende des letzten Jahres im Bestand gebliebenen 1265 Kranken befanden sich nicht weniger als 379 Geisteskranke, bei denen die unmittelbare Vererbung des Leidens von den Eltern auf die Kinder nachgewiesen werden konnte.
- Die Schulstelle zu Reudomatschen, eine der bestdotirten in Ostpreußen, ist zur Erledigung gekommen. Interessant geschichtliche Erinnerungen knüpfen sich an diese Schulstelle. Der Vater des Lieutenants Katte, des Jugendfreundes Friedrichs des Großen, war Bester der Ortsherrschaft. Als der alte Katte die Hinrichtung seines Sohnes erfuhr, wollte er sich in der Verzweiflung erschießen. Im entscheidenden Moment entriß ihm sein Diener Senhausen die todbringende Waffe. War Herr v. Katte ob dieser Lebensrettung auch anfangs sehr erzürnt, so fügte er sich schließlich doch auf die dringenden Bitten seines Dieners in sein Schicksal. Aus Dankbarkeit ernannte er denselben zum Gutslehrer und stattete die Schule mit einer Hufe = 60 Morgen besten Weizenackers aus. Diese Dotation ist heute noch der Stelle verblieben.
- Der an der deutschen Schule zu Tago wirkende Lehrer Köbele faßt den Eindruck, den er bis jetzt von seinen Schülern bekommen hat, dahin zusammen: "Die Negerkinder stehen im Durchschnitt hinter unsern deutschen Schülerinnen zurück, doch bei weitem nicht in dem Maaße, wie man gewöhnlich annimmt. Nicht wenige können es mit den begabtesten deutschen Schülern aufnehmen und zeigen namentlich ein sehr bedeutendes Auffassungsvermögen. Soweit ich bis jetzt bei einer kleinen Anzahl Mädchen urtheilen kann, stehen diese hinsichtlich der Begabung hinter den Knaben zurück. Die Knaben zeigen einen stärkeren Hang zum Stehlen und Lügen, für Gesang und Turnen bekunden sie dagegen das größte Interesse."
- Vor einigen Tagen wurden in Antwerpen 32 000 Kilo Elfenbein für Rechnung des Kongostaates zum Verkauf gestellt, nachdem bereits kurz vorher eine fast ebenso große Quantität in Hamburg für Rechnung des Kongostaates verkauft worden war. Infolge dieses zweideutigen Vorgehens herrscht eine große Mißstimmung in den Kreisen, welche sich mit den Angelegenheiten des Kongos befassen. Seit lange wird schon darüber geklagt, daß die Verwaltung des Kongostaates für ihre eigene Rechnung in dem größten Theil des Kongogebietes den Elfenbeinhandel betreibt und nur den kleinsten Theil dem freien Handel überläßt.
- Eine recht bedenkliche Beilage enthielt ein Lachs, der in der Central=Markthalle zu Berlin gekauft worden war. Der fünfzehn Pfund schwere Fisch barg nämlich, wie sich beim Ausnehmen ergab, in seinem Innern einen eisernen Schiffsbolzen von nahezu einem Pfund Gewicht. Wenn der Lachs bekanntlich auch sehr beutegierig ist, so erscheint es doch ausgeschlossen, daß er den schweren eisernen Bolzen selbst verschlungen hat; es darf vielmehr angenommen werden, daß derselbe ihm erst nach dem Verenden durch den Schlund geschoben worden ist, und zwar von den biederen Fischerleuten, welche dadurch das Gewicht des kostbaren Fisches erhöhen wollten.
- Ein gefährlicher Verbrecher Namens Jens Nielsen, der vor einigen Jahren mehrere Gebäude in den Docks von London in Brand gesteckt hat und zweimal zum Tode verurtheilt, jedoch immer wieder begnadigt worden ist, hat im Zuchthaus in Horsens in Dänemark, wo er jetzt seine Strafe abbüßt, den Gefängnißarzt und einen Aufseher mit einem Beil überfallen und sie schwer verwundet; das Leben derselben ist jedoch nicht in Gefahr. Der Mann hat die That ausgeführt, weil er endlich wirklich hingerichtet werden will.
- Was kostet die Fahrt nach Chicago: Ein Newyorker Correspondent schreibt den deutschen Blättern: Für diejenigen Deutschen, die nach Chicago zu fahren beabsichtigen, sei es in ihrer Eigenschaft als Aussteller, zum Vergnügen oder, das Nützliche mit dem Angenehmen verbindend, um Verwandte und die Ausstellung zu besuchen, dürfte ein einfacher Kostenüberschlag heute schon willkommen sein. Nehme ich Frankfurt a. M. als Ausgangspunkt meiner Reise nach Chicago, so stellt sich die Rechnung folgendermaßen: Die Fahrt via Antwerpen, Bremen oder Hamburg kostet, eine 30prozentige Ermäßigung der Schiffahrtkarten und eine 50prozentige auf den hiesigen Eisenbahnen vorausgesetzt (beide werden mit Sicherheit eintreten), Rundreise erster Klasse 680 bis 800 M. Die Differenz wird durch die an Bord des Schiffes zu bewohnende Kabine bestimmt. In zweiter Klasse 480 M., im Zwischendeck ungefähr 300 M. Diese Preise gelten für Personenzüge von Frankfurt a. M. bis zum Hafenplatz, dann per Schnelldampfer bis Newyork und von da mittelst Expreßzugs nach Chicago. Die Fahrtdauer beträgt via Hamburg und Bremen neun, via Antwerpen zehn bis elf Tage. Mit den übrigen Passagierdampfern wird die Reise etwas billiger, dauert aber vierzehn bis sechzehn Tage. Zehrgeld benöthigen wir je nach unseren Bedürfnissen, mindestens aber 40 Mark. In Chicago miethen wir uns ein möblirtes Zimmer zu 14 Mark per Woche und speisen nach Belieben in Restaurations zu 4 M. per Tag. Im Hotel kostet uns das Leben mindestens 10 M. per Tag. Rechnen wir noch täglich 6 M. Auslagen in der Ausstellung, so ergiebt sich, daß wir einschließlich aller erdenklichen Auslage, ohne uns im geringsten einschränken zu müssen, für die Summe von rund 1400 Mark in der zweiten Klasse eine Vergnügungsreise in der Dauer von zwei und einem halben Monat und auf eine Entfernung von Tausenden von Meilen machen. Die Fahrt von hier (Newyork) nach Chicago bietet eine große Fülle von Naturschönheiten, die wir ohne Zwang, ohne Störung unserer Bequemlichkeiten genießen können. Eisenbahnkasten, enge Kopëes kennen wir hier nicht. Man sitzt im großen Salon in einem weich gepolsterten geräumigen Armstuhl; man kann spazieren gehen, im weichen Bett schlafen, rauchen und essen, ohne den Zug auf einen Augenblick verlassen zu müssen. Natürlich kann man die Reise auch billiger machen, wenn man sich einschränken will. Wer es aber leisten kann, der rechne auf 1500 bis 2000 Mark, fahre erster Klasse und genieße die herrliche Fahrt und die Columbus=Ausstellung mit ganzer Seele.
- Milch als chirurgisches Verbandsmittel hat kürzlich ein englischer Arzt, Dr. D. Dale, mit auffallend günstigem Erfolg angewendet. In einem Falle handelte es sich um ausgedehnte Verbrennungswunden. Die mit Milch gesättigte Leinen=Kompresse wurde abends und morgens erneuert; am zweiten Tage war mindestens die Hälfte der Oberfläche verheilt und trocken, während drei Tage später die ursprünglich 14 cm große Wunde bis auf eine Stelle von 2 1/2 cm vernarbt war.
Eine Ueberraschung. Die Kinder eines Landgutsbesitzers wollten ihre Mama zum Geburtstage überraschen und bestellten daher in der nahegelegenen Stadt beim Konditor eine Torte, indem sie demselben heimlich durch die Botin einen Zettel schickten, auf welchem sie angaben, was auf die Torte geschrieben werden soll. Am Festtage morgens kommt die ersehnte Torte endlich und wird, da es höchste Zeit ist, ohne nähere Betrachtung überreicht. Die Mutter ist zuerst gerührt; wie sie aber die Aufschrift liest, lachte sie hell auf, denn der unglückselige Konditor hatte, den Zettel beachtend, auf die Torte gespritzt: "Zum Geburtstage unserer lieben Mutter Glück und Segen! Für höchstens 3 Mark."
- Der aus Rußland nach Paris zurückgekehrte Präsident der "Gesellschaft der Freunde Rußlands", Fery d' Esclands, rühmte die Leutseligkeit des Czaren bei Ueberreichung eines genealogischen Schildes; er war ferner entzückt über den enthusiastischen Empfang in Rußland, namentlich bei dem russischen Militär. Er sprach auch den General Gurko in Warschau; derselbe sagte ihm wörtlich: "Ich bin eine ständig auf der Brust Deutschlands liegende Faust (?), ein Befehl und ich schlage es nieder!" (Das Gurko ein politischer Schwadroneur ist, der solche Aeußerungen, wie sie ihm hier in den Mund gelegt sind, sehr wohl gethan haben kann, ist eine bekannte Thatsache.)
- Der Grubenbrand von Anderlues, welchen man für völlig gelöscht hielt, ist plötzlich in Schacht drei wieder ausgebrochen. Die Arbeiter wurden sofort aus dem Schachte zurückgezogen.


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