No. 18
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. März
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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        Nr. 6 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
        II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. die Ersatzwahl des Reichstagsabgeordneten.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Bestellung eines landesherrlichen Commissarius für die Reichstags=Ersatzwahl.


(Vom Lande eingesandt.)

Am 24. Februar d. J. ist im Reichstag der Antrag der Socialdemokraten auf Beseitigung aller Zölle auf Lebensmittel, also namentlich der Kornzölle, verhandelt. Für die Abschaffung haben nur die Socialdemokraten und die Fortschrittspartei gestimmt. Daß die Abschaffung der Kornzölle die Landwirthschaft schädigt, geben die Socialdemokraten zu. Um aber sich die Freundschaft der Bauern zu erhalten, kommen sie mit der wiederholt auch vom Fortschritt vorgebrachten Unwahrheit, die Abschaffung der Kornzölle treffe nur die Großgrundbesitzer, und diese zu schützen, wäre kein Bedürfniß. Die kleineren Landwirthe, namentlich die Bauern berühre die Kornzollfrage nicht, warum? weil sie doch kein Korn etc. zu verkaufen hätten. Die Unwahrheit dieser Behauptung ist an Zahlen schlagend bewiesen auch von dem Führer der nationalliberalen Partei Dr. Buhl, der klar nachweist, daß die deutsche Landwirthschaft, auch die bäuerliche zu Grunde gehen muß, wenn die Zölle beseitigt werden und dem amerikanischen und russischen Korn die Grenze geöffnet werden. Wo bleibt unser Fürstenthum, wenn die Landwirthschaft aufhört ihren Mann zu ernähren. Wenn der Bauer, d. i. der Landmann, was hat, haben Alle was. Der Satz ist nirgends wahrer als bei uns. Wer mit Leuten stimmt, die die Landwirthschaft ruiniren wollen, ist ein Feind unsres Fürstenthums. Nur zwei Parteien, Socialdemokraten und Fortschritt haben für die Abschaffung der Kornzölle gestimmt. Wollt ihr diese unterstützen? Wollt ihr den Zweig, auf dem wir alle sitzen, der uns gut bezahlte Arbeit und Verdienst bringt, absägen helfen, und wenn wir dann unten liegen und es zu spät ist, wie die Kinder jammern: "dat harren wi nich dacht" !?


Gegen halb drei Uhr verließ am Freitag nachmittag Kaiser Wilhelm den Schloßhof. In seiner Begleitung befanden sich die Adjutanten vom Dienst und gefolgt wurde er in der üblichen Entfernung von zwei Reitknechten. Der Kaiser wurde bei seinem Erscheinen mit Hochrufen begrüßt und ritt, eine Cigarre rauchend, nach dein Tiergarten. Um 3 1/4 Uhr verließ Prinz Heinrich ohne Begleitung im offenen Wagen das Schloß. Auch er wurde von der Menge mit Hochrufen empfangen. Der Andrang Unter den Linden hatte um diese Zeit ein wenig abgenommen, war aber noch immer ziemlich bedeutend. Auch auf der Rückkehr wurde der Kaiser lebhaft begrüßt; aus der Menge wurden einige Rufe nach Arbeit laut.
Auf Grund sorgfältiger Erkundigungen kann die "Post" versichern, daß am Berliner Hofe bis zu dieser Stunde schlechterdings nichts von einem für die nächsten Monate beabsichtigten Besuch des russischen Kaiserpaares bekannt ist.
Aus Friedrichsruh theilen jetzt auch die "Hamb. Nachr." mit, daß Fürst Bismarck nicht daran denkt, in absehbarer Zeit an irgendwelchen Parlamentsverhandlungen in Berlin teilzunehmen. Die bezügliche Mittheilung der "Kreuzztg." ist unbegründet.
Wie aus dem von der Budgetcommission des Reichstags über die Beschlüsse zum Marine=Etat für 1892/93 erstatteten Berichte hervorgeht, wird die Commission beim Plenum Abstriche in der Höhe von 10,5 Millionen beantragen. Davon entfallen rund 780 000 Mk. auf die fortdauernden Ausgaben, 8,2 Millionen auf die einmaligen ordentlichen und 1,5 Million auf die einmaligen außerordentlichen Ausgaben.
Ueber den preußischen Volksschul=Gesetzentwurf veröffentlichen die "Hamburger Nachrichten" jetzt einen ihnen aus Berlin zugegangenen Artikel, der, an des Fürsten Bismarks Rede im preußischen Herrenhaus vom 7. März 1872 sich anlehnend, betont, daß der Entwurf durch Herbeiführung religiöser Zerwürfnisse schwere innere Conflikte in Deutschland hervorrufen müsse, da er Millionen freidenkender Katholiken und Protestanten der Gewalt der Orthodoxen beider Confessionen überliefern und dadurch die ultramontanen Pläne der römischen Priesterelemente fördern werde. Der Staat müsse dem Religionsunterricht seinen Platz anweisen, dürfe aber die streitende Kirche niemals zur entscheidenden Instanz machen.
Den in Angelegenheiten der Valuta=Regulierung nach Pest einberufenen Enquete=Commissionen sollen nachstehende 5 Fragen vorgelegt werden: 1) Soll die Valuta Goldvaluta oder eine doppelte sein? 2) Wenn Goldvaluta, soll neben derselben in beschränkter Qualität Courantgeld bestehen? 3) Sollen, und wenn ja, unter welchen Bedingungen auch Staatsbanknoten in Zirkulation sein, die keinen Zwangskurs besitzen und zu jeder Zeit durch Hartgeld eingelöst werden können? 4) Auf welcher Grundlage soll die Werthrelation des heutigen Guldens zur neuen Geldeinheit festgestellt werden? 5) Welches soll die neue Geldeinheit sein?
Die Neubildung des französischen Ministeriums ist auf neue Schwierigkeiten gestoßen. Rouvier hat die ihm vom Präsidenten Carnot gestellte Aufgabe ebenfalls nicht zu lösen vermocht, da zuerst Freycinet, dann Bourgeois und zuletzt Ribot ihre Bedenken erhoben und Vorbehalte gemacht hatten, an denen seine Combination gescheitert ist. Nunmehr wird Bourgeois, der der radikalen Partei angehört, mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt worden sein. Man ist in Paris sehr ungehalten darüber, daß sich die Krisis in die Länge zieht, und die Radikalen, welche die Verzögerung der Lösung hauptsächlich verschuldet haben, sind unverschämt genug, den Präsidenten Carnot zum Sündenbock zu machen, indem sie ihm vorwerfen, daß er dem neuen Kabinett anstatt der Politik des Parlaments, die seinige aufnöthigen wolle.
Die päpstliche Encyklika hat, wie aus Paris berichtet wird, im erzbischöflichen Palais und unter

[ => Original lesen: 1892 Nr. 18 Seite 2]

der Pariser Geistlichkeit sehr verstimmt. Den Herren liegt offenbar nichts daran, die Opposition gegen die Republik aufzugeben, und auf der andern Seite geht es doch auch nicht gut, dem Papst den Gehorsam zu verweigern. Bei den Republikanern findet die päpstliche Kundgebung natürlich je nach der Parteischattierung eine sehr verschiedene Beurtheilung. Einzelne Blätter gemäßigter Richtung begrüßen dieselbe als eine große politische That, die den Bruch mit der ganzen früheren Politik bedeute, wohingegen die Radikalen dabei bleiben, daß Rom mit äußerstem Mißtrauen zu behandeln und die antiklerikale Politik nun erst recht zu verschärfen sei. Da werden wir bei unseren Nachbarn immer noch ein Stückchen Kulturkampf, wenn nicht gar erst das dicke Ende zu gewärtigen haben.
Nachdem alle Versuche Rußlands, sich im Ausland einen neuen Pump anzulegen, fehlgeschlagen sind, hat sich der Herr Finanzminister wohl oder übel entschließen müssen, sein Glück in Rußland selbst zu versuchen. Es wird in diesen Tagen eine innere 4 1/2 %ige Anleihe im Betrag von 120 Millionen Rubel zum Kurs von 99% zur Subskription aufgelegt werden. Angeblich hätte eine Gruppe von Petersburger Bankiers von dieser Anleihe bereits 90 Millionen Rubel zu 97% übernommen. Man darf gespannt sein, was die Goldadern des mächtigen Zarenreichs in diesem Fall liefern werden.
Zu Rüstungszwecken haben die Russen noch immer Geld. Neuerdings ist ein Gesetz veröffentlicht worden, durch das der russischen Freiwilligen Flotte für zehn Jahre eine Regierungsbeihilfe von 600 000 Rubel jährlich unter der Bedingung bewilligt wird, daß Sie in dieser Zeit 4 neue schnellgehende Dampfer mit einem Deplacement von nicht unter 8000 Tons jedes und zwei neue Transportdampfer erwirbt, die speziell für die Handelsschiffahrt eingerichtet sein müssen.
Die Verzichtleistung Milans auf das serbische Staatsbürgerrecht giebt der Königinfrage eine ganz andere Wendung. Natalie verliert gleichfalls durch diesen Entschluß ihres Gemahls das serbische Heimrecht. Nur für den Fall, wenn die Königin die Ehescheidung anerkennt und für die Zukunft gewisse bindend feste Versprechungen macht, würde man der "geschiedenen Gräfin Takowa" das Staatsbürgerrecht aufs Neue verleihen. Sonst würde Natalie in Zukunft nur dasjenige Heimrecht besitzen, welches Milan erst noch erwerben wird.
In Deutsch=Ostafrika laufen wieder allerlei Gerüchte über Emin Pascha ein, die aber schwer zu kontrollieren sind. Das interessanteste und beachtenswertheste hiervon ist, daß Emins deutscher Begleiter, Lieutenant Stuhlmann, sich mit seinen Mannschaften von dem Pascha getrennt hat und auf dem Rückweg zur Küste begriffen ist.


- Schönberg. An den wiederum nicht zur Beschlußfähigkeit gelangten Landtag des Fürstenthums Ratzeburg ist, wie wir hören, auch eine von vielen Hauswirthen der Carlower Gegend unterschriebene Petition um Erbauung einer Chaussee von Raddingsdorf über Neschow und Stove nach Carlow - beiläufig noch gesagt, ein unbestreitbares Bedürfniß der ganzen Gegend, - eingebracht. Die Zahl der Hauswirthe, welche mit den übrigen Bewohnern hofft, daß endlich die Maschine anfängt zu arbeiten, mehrt sich von Jahr zu Jahr. Vielleicht sind sie schon in der Mehrheit. Aber freundliche Rücksicht schont noch die nicht rathenden Räthe des Landes. Das wird auch wohl noch bis zu den Neuwahlen nicht anders werden. Der Wahlcandidat der Fortschrittspartei, Herr Wilbrandt, hat ja Zeugniß abgelegt für Richtigkeit des Verhaltens. Er zittert schon vor Kampfeslust, wenn er an den Augenblick denkt, wo er von der Tribüne aus dem Reichstag die mecklenburgische Verfassungsfrage vorträgt, auch vom Ratzeburger Verfassungchen und ihren im Fernkampf ausharrenden Gegnern spricht. Wenn der Reichstag sich nur ebenso darauf freut! und nicht beim Auftauchen dieses zwanzigjährigen Hammels selbst beschlußunfähig wird. Der Herr stellt jenen Hauswirthen noch mehr Freude in Aussicht. Er hofft doch noch die Kornzölle zu beseitigen! Und wenn dann die billigen Massen von Korn aus Amerika und Rußland eintreffen, dann ist der Bauer in der glücklichen Lage, daß er kein Korn mehr zu bauen braucht, da er es viel billiger kaufen kann als bauen. Dann ist die Mühe und Arbeit nicht nöthig, er braucht keine theuern Tagelöhner und Pferde, das ganze Feld wird in Weide gelegt, und Käse und Butter und Federvieh deckt mit Hülfe der Molkereien den ganzen Ausfall. Hurrah!
- Schönberg. Die auch in unsere Anzeigen übergegangene Nachricht, der Herr Landbaumeister Rickmann hieselbst beabsichtige, seine Pensionirung zu beantragen, bestätigt sich nicht. Der Herr Landbaumeister erfreut sich noch einer solchen geistigen und körperlichen Frische, daß er nicht daran denkt, sein Amt niederzulegen.
- Schönberg. Das Automatentheater des Herrn Fr. Wilhelmi hat sich im Fluge die Gunst unseres Publicums erobert, sodaß die Vorstellungen bei vollbesetztem Hause stattfanden. Die Ausführungen bieten in der That viel Interessantes und Eigenartiges, die bei ihrer brillanten Ausstattung stets des Erfolge sicher sind. Die Kunst, mit welcher die kleinen Schauspieler auf den weltbedeutenden Brettern agiren, fordert unser ganzes Erstaunen heraus, und gern zollen wir dem Entrepreneur, Herrn Wilhelmi, unsere Anerkennung. Wie wir hören, finden nur noch 2 Vorstellungen statt, jedoch würde es kein Fehlgriff sein, wenn noch einmal Schneewittchen zur Aufführung gelangte.


Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der echten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


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Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 21. März 1892 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Sonnabend, den 27. Februar 1892,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 24. Februar 1892.

Der Präsident des Großherzoglichen Landgerichts.
(gez.) von Amsberg.


Zur Zwangsversteigerung der dem Ziegelei und Mühlenbesitzer J. H. Vest zu Hammer gehörigen, daselbst belegenen Erbpachtstelle c. p. und der ebendaselbst belegenen Papiermühle (jetzt Oelmühle) c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. ein Verkaufstermin auf

Dienstag, den 15. März 1892,
Vormittags 11 Uhr,

2. ein Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 26. April 1892,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an die Grundstücke c. p. und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritäts=

[ => Original lesen: 1892 Nr. 18 Seite 3]

ausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 15. März 1892,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I des unterzeichneten Amtsgerichts zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Sequester, dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an die Grundstücke c. p. bestimmten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tage vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 14. November 1891.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Harms.


Holz=Auction Nr. 24.

Am Mittwoch, den 9. März, Morgens 9 Uhr sollen im Gr. Rüntzer Zuschlage an Ort und Stelle nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

Bei freier Concurrenz.

  4 Fuder eichen Durchforstholz II. Cl.,
19 Rmet. buchen Kluftholz II. Cl.,
16 Fuder buchen Durchforstholz I. Cl.,
10 Rmet. buchen Durchforstholz II. Cl.,
19 Rmet. buchen Pollholz,
50 Stück fichten Hopfenstangen,
  3 1/2 Fuder fichten Durchforstholz II. Cl.

Bei beschränkter Concurrenz.

54 Stück fichten Leiterbäume.
Versammlung der Käufer beim Schlagbaum am Zuschlage.
Schönberg, den 29. Februar 1892.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste
Revier: Woitendorfer Holz,

am Feitag den 4. März 1892, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

    9 Stück eichen Bau u. Nutzholz=Drümme m. Rinde
  10 Stück eichen Derbholzstangen (Wagendeichsel),
    6 Rmtr. eichen Kluft II. Cl.,
    3 Stück buchen Nutzholz=Drümme,
    6 Rmetr. buchen Kluft=Nutzholz,
  10 Rmetr. buchen Kluft I. Cl.,
  60 Rmetr. buchen Kluft II. Cl.,
  50 Rmetr. buchen Knüppel I. Cl.,
  70 Rmetr. buchen Ausschuß,
261 Rmetr. buchen Stangenholz II. Cl., 414 do. do. Buschholz,
144 Rmetr. birken Stangenholz II. Cl.,
  20 Stück ellern Derbholzstangen Pantoffel=Schleete,
  10 Rmtr. ellern Knüppel I. Cl.,
108 Rmtr. ellern Stangenholz II. Cl.,
108 Rmtr. ellern Buschholz,
  50 Stück fichten Rundhölzer zu gering. Bauholz,
  16 Rmtr. fichten Ausschuß,
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich beim Holzwärtergehöft einfinden.
Vitense, den 25. Februar 1892.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Die großherzogliche Hauptkasse hieselbst wird bis zum 10. März cr. geschlossen sein.
Schönberg, den 29. Februar 1892.

                                                    G. Grapow.


Zu dem am Donnerstag den 3. März bei mir stattfindenden

Fastnachts-Balle

lade ich meine Freunde und Gönner von Stadt und Land hierdurch ergebenst ein.

                                                    J. Boye.


Durch die glückliche Geburt eines gesunden Knaben wurden hocherfreut

                                                    H. Albert u. Frau.


Allen Verwandten und Bekannten machen wir hiermit die Anzeige, daß unsere liebe Großmutter und Urgroßmutter,

Catharine Schultz geb. Busch
aus Selmsdorf,
in ihrem 83. Lebensjahre sanft entschlafen ist.
Lübeck, den 25. Februar 1892.
Georg Klatt und Frau.
Otto Düsing u. Frau geb. Klatt.


Wir möchten Herrn Wilhelmi bitten, uns das reizende Märchen Schneewittchen noch einmal vorzuführen.

Einer für Viele.


Carneval.
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gute Eßkartoffeln.
                                                    J. H. Freitag.


Pferd   Mein schwarzbrauner steht von jetzt an zum Decken bereit.

Warsow.                                                     H. Blank.


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Freiburger u. Marienburger Geld-Lotterie
Ziehung 6/7. April und 28/29 April 1892.
Hauptgew. 90 000, 50 000, 30 000, 20 000, 15 000, 10 000, 2 à 6000, 5000, 5 à 3000 u. s. w.
zusammen 6600 Gew. M. 590 000 baar Geld, ohne Abzug.
Original=Loose à 3 M. Liste und Porto 30 Pfennig (Mecklenburg). Beide Listen 50 Pfennig (Mecklenburg). Einschreiben 20 Pfennig (Mecklenburg). mehr.
Stettiner Pferde-Loose à 1 Mk. (11 Stück 10 Mk) Liste und Porto 30 Pf.
empfiehlt und versendet Rob. Th. Schröder, Lübeck.
Bestellungen erbitte auf Postanweis.=Abschnitt oder Nachnahme, doch nehme auch Postmarken in Zahlung.
Wiederverkäufer wollen sich an Rob. Th. Schröder, Stettin, wenden.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 18 Seite 4]

Bilanz der Jahres-Inventur ult. December 1891
der Molkerei=Genossenschaft zu Niendorf (e. G. m. u. H.)

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Die Bilanz der Jahres=Inventur per ult. December erkennen für richtig an:
Molkerei=Genossenschaft zu Niendorf (e. G. m. u. H.)
Aufsichtsrath.                                                                Vorstand.    
W. Bade.    W. Burmeister.    W. Maaß.                           F. Ollrogge.    W. Oldörp.    J. Oldenburg.
Die Revisoren.
W. Baars.       H. Peters.


Norddeutsche Vieh-Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit.

Die Gesellschaft versichert Pferde, Rindvieh und Schweine zu den billigsten Prämien gegen alle Verluste einschließlich Feuer, Blitz, Seuchen und Unglücksfälle aller Art, auch werden die zum Schlachten verkauften Thiere entschädigt, deren Fleisch in Folge thierärztlicher Untersuchung zum Genusse für untauglich erklärt wird.
Im Verlustfalle wird die festgestellte Entschädigungssumme in voller Höhe gezahlt, nur der geringfügige Betrag von 5 Procent für den Reservefonds kommt zum Abzug.
Falls eine Agentur zeitweise unbesetzt ist, wird gebeten, sich in allen Angelegenheiten direct an die Direction wenden zu wollen.
Tüchtige Vertreter können noch Anstellung finden.
                          Schwerin i. M., Moltkeplatz Nr. 5, im Februar 1892.

Die Direction.
Jentsch.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Fünfte Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch, den 2. März 1892:
Die Stumme von Portici.
Gr. Oper in 5 Aufz. v. Aubér.
Anfang 6 Uhr.                           Ende nach 8 3/4 Uhr.
Schwerin, den 25. Februar 1892.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Im Saale zur Stadt Lübeck.
Wilhelmi's mech. Automaten= u. englisches Marionetten=Theater
(genannt die künstlichen Menschen).
Heute Dienstag vorletzte große Vorstellung.
Zur Aufführung kommt:                          
Dornröschen.
Dramatisches Märchen in 5 Acten.
Zum Schluß: großes Ballet und Metamorphosen (komisches Theater der Verwandlungen).
Kassenöffnung 7 1/2 Uhr.                           Anfang 8 Uhr.
                          Hochachtungsvoll
                                                    Fr. Wilhelmi.
Mittwoch letzte Vorstellung.


Kirchen-Concert.

Am Montag den 7. März, Abends 7 Uhr wird der Chor der Mädchenschule hierselbst ein Kirchenconcert veranstalten unter gefälliger Mitwirkung von
Frau Paula Schmidt, Sopran, Lübeck.
Herrn Organisten Lichtwark, Orgel, Lübeck.
Herrn Concertmeister Türk, Violine, Lübeck.
Eintrittsgeld nach Belieben und soll der Ueberschuß zu Wohlthätigkeitszwecken verwandt werden. Zu diesem Concert wird hierdurch freundlichst eingeladen.

Die Kirche ist geheizt.

Schönberg, den 18. Februar 1892.

                                                    J. Carlau, Organist.

Programm:

Nr. 1 Fantasie für Orgel    von Rinck.
Nr. 2 Freuet euch    von C. Kuntze.    Chor der Mädchenschule.
Nr. 3a Passionlied    von J. W. Franck.    Frau Paula Schmidt.
Nr. 3b Osterlied    von J. W. Franck.    Frau Paula Schmidt.
Nr. 4 Wachet auf    von C. Kuntze.    Chor der Mädchenschule.
Nr. 5 Elegie für Violine    von Ernst.    Herr Konzertmeister Türk.
Nr. 6 Toccata F-dur für Orgel    von J. S. Bach.    Herr Organist Lichtwark.
Nr. 7 Lobet den Herrn     von C. Kuntze.    Chor der Mädchenschule.
Nr. 8 Arie "Jerusalem" aus dem Oratorium Paulus    von Mendelssohn.    Frau Paula Schmidt.
Nr. 9 Andante für Violine    von Beriot.    Herr Konzertmeister Türk.
Nr. 10 Orgelsonate in D 1 Satz    von Guilmann.    Herr Organist Lichtwark.
Nr. 11 Arie aus der Pfingstcantate mit Violine und Orgel    von J. S. Bach.    Frau Paula Schmidt.
Nr. 12 Jauchzet dem Herrn mit Orgelbegleitung    von Silcher.    Chor der Mädchenschule.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 18 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 18 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. März 1892.


- Der Reichskanzler Graf v. Caprini hat am 24. Februar seinen Geburtstag gefeiert, wozu der Kaiser ihn persönlich beglückwünscht hat.
- Der Kaiser wird auch dem diesjährigen Fest der Bonner Borussen beiwohnen.
- Ein seit mehreren Wochen verbreitetes Gerücht von der Vermählung des Erbprinzen Leopold von Ysenburg=Birstein in Offenbach am Main mit der Tochter des Eisenbahnkönigs Vanderbild in Amerika wird durch eine Wiener Korrespondenz in einem bayerischen Blatte bestätigt. Die Mitgift der fürstlichen Braut wird einstweilen die Kleinigkeit von 30 Millionen Dollar, nach deutscher Reichswährung etwa 126 Millionen Mark betragen, was als ein respektables Sümmchen für den hoffnungsvollen Erben des Fürstenhauses Ysenburg angesehen werden muß.
- Nun ist auch der Bezirkshauptmann Krenzler in Tanga dem afrikanischen Klima erlegen. Krenzler, früher Artillerieoffizier in Ulm, kam Ende Januar 1886 nach Sansibar und trat in die Dienste der Deutsch=Ostafrikanischen Gesellschaft. Später wurde er von Wißmann in die Schutztruppe übernommen.
- Der Spielteufel nimmt in Berlin einen immer größeren Umfang an und fordert dementsprechend immer mehr Opfer. Die Kriminalpolizei ist hiervon auch genau unterrichtet und sucht auf alle mögliche Weise dies zu verhindern. Aber auch die Lokalinhaber, denen nicht nur eine Bestrafung, sondern auch eine Entziehung ihrer Konzession bevorstehen würde, falls man sie abfaßt, sind auf ihrer Hut. In einem hervorragenden Restaurant im Westen der Stadt, in welchem der "Tempelbau" täglich sich wiederholt, hat man einer Ueberrumpelung durch die Polizei dadurch vorgebeugt, daß in jedem Zimmer electrische Warnungsglocken angebracht worden sind, welche vom Bureau aus jeden Augenblick in Bewegung gesetzt werden können und die "Tempelherren" bei der Annäherung einer verdächtigen Person zur Vorsicht mahnen. Daß Wirthen und Kellnern für die Gefahr in der sie schweben, ein Aequivalent in klingender Münze geboten wird, ist selbstverständlich. So ist in einem anderen im Zentrum belegenen Lokal an Kartengeld für ein Spiel Karten die nette Summe von 150 Mk. jedesmal anstandslos bezahlt worden. Alle Geldstücke, die bei dem Spiel unter den Tisch rollen, gelten "pour les domestiques". Aber nicht bloß das ausgeprägte Hazardspiel fordert Unsummen, sondern auch an sich harmlose Kartenspiele, welche in den Cafés vor aller Augen in Scene gesetzt werden, führen zu ganz unglaublichen Verlusten. Hierbei wird nicht bloß an und für sich außerordentlich hoch gespielt, sondern es unternehmen auch die Zuschauer Wetten in bedenklicher Höhe. Ein nach dieser Richtung eklatanter Fall wird voraussichtlich demnächst der Kriminal=Polizei unterbreitet werden. Ein in der Oranienburgerstraße wohnender Herr, welcher seiner Leidenschaft wegen bereits öfter von Angehörigen aus den Cafés nach Hause abgeholt werden mußte, hat in den letzten Tagen an einer solchen Stelle 200 000 Mk. eingebüßt. Ein Sohn des unglücklichen Spielers hat die bestimmte Absicht kundgegeben, die Sache polizeilich anhängig machen zu wollen.
- Bei der Borsig=Mühle in Berlin entdeckte man eine große Steuerdefraudation. Da der hinterzogene Steuerbetrag sich auf 120 000 Mk. stellen soll, so wurde es sich um eine Strafsumme von 6 Millionen handeln.
- Für städtische Zwecke beabsichtigt der Berliner Magistrat ein kleines, den Polizeidampfern ähnliches Dampfschiff anzuschaffen, um mittelst desselben die Brückenuntersuchungen anzuführen und die zahlreichen, am Wasser gelegenen städtischen Grundstücke besser besichtigen zu können. Die Kosten sind auf 15 000 Mk. berechnet.
- Die Hamburger liberale Zeitung "Reform" macht bekannt, daß sie nach 44jährigem Bestehen Ende Februar zu erscheinen aufhören werde.
- Aus Bremerhaven wird gemeldet, daß der Lloyd=Inspektor Leist auf dem Dampfer "Ems" nach Southampton zurückfährt. Er hat die besten Hoffnungen für das Abbringen der gestrandeten "Eider" ausgesprochen.
- Der Voss. Ztg. wird gemeldet: der Nordd. Lloyd unterhandelt mit einer Londoner Schiffahrtgesellschaft wegen Herstellung von 3 oder 4 großen 5000 t=Dampfern für das Frachtgeschäft mit den Kolonien.
- Auch die Herren v. Stumm und Krupp haben sich, wie die "Köln. Ztg." mittheilt, neuerdings entschlossen, die Weltausstellung in Chicago zu beschicken. Man glaubt, daß beide Großindustrielle sich weniger durch die Aussicht auf Gewinn als durch die Wünsche hochgestellter Persönlichkeiten haben umstimmen lassen.
- Vor einiger Zeit erhielt ein in Mainz wohnender armer Maurer, der sich seither kümmerlich ernähren mußte, aus Amerika die Mittheilung, daß daselbst ein Verwandter von ihm ohne Leibeserben gestorben und er der glückliche Erbe eines Vermögens von mehreren Millionen Mark sei. Diese Nachricht scheint diesmal richtig zu sein, denn am Montag ist dem armen Teufel durch einen dortigen Bankier die erste Rate dieser Erbschaft im Betrage von 80 000 Mark ausgezahlt worden.
- In der Umgegend von Mainz trafen am Montag die ersten Störche ein. Im letzten Jahre kamen sie am 1. März an.
- Wohl der älteste noch in activem Dienst stehende Beamte ist der Gefangenaufseher Müller in Wittlich (Rheinprovinz), der vor einigen Tagen seinen 100. Geburtstag gefeiert hat. Seine jetzige Stelle bekleidet er seit dem Jahr 1823.
- Der Kaufmann Hoffmann in Leobschütz erhielt von einem seiner Kunden 2 Gänse, welche das respektable Gewicht von 36 1/2 Pfund hatten. Dieselben treten aber bedeutend zurück gegen eine Riesengans pommerscher und Emdener Kreuzung, welche Mühlenbesitzer Czommer in Lobnia bei Rudzinitz geschlachtet hat. Letztere wog gerupft 23 Pfund. Reines Fett (abgezogen und von innen) waren, wie dem "Oberschles. Anz." geschrieben wird, allein 11 Pfund vorhanden. Czommer schlachtet jährlich 25 bis 30 Stück derartiger Gänse, welche mit Nudeln gestopft werden.
- In Lübbenau in der Mark stellt sich ein neues Uebel ein, das man früher gar nicht kannte, nämlich ganz kleine rothbraune Mäuschen, die großen Schaden verursachen. Hauptsächlich scheinen sie sich in der Nähe des Wassers aufzuhalten. Das Eigenthümliche ist, daß keine Katze diese Mäuse verfolgt. Sie sind in Folge dessen sehr dreist und gehen bis dicht an die Katzen heran. Sie werden namentlich den Mühlen sehr lästig.
- Der Polizeidirektor von Danzig hat dem dortigen Magistrat am Dienstag mitgetheilt, daß 3000 Arbeiter und 1000 Arbeiterinnen ohne Erwerb und in großer Noth seien, und um schleunige Erwägung betreffend die Schaffung einer Arbeitsgelegenheit ersucht.
- In Gnesen (Prov. Posen) ist am Dienstag dei Kutscher Stawniak, der im August v. J. seine Braut ermordet hatte, vom Scharfrichter Reindel aus Magdeburg hingerichtet worden.
- Welche große Betheiligung die unter Oberaufsicht der preußischen Staatsregierung stehende erste Deutsche Militärdienst =Versicherungs=Anstalt in Hannover bisher gefunden hat, ersieht man aus der Liste der neu hinzugetretenen Mitglieder. Im Jahre 1891 sind 22 137 Knaben mit mehr als 26 3/4 Millionen Mk. versichert worden, seit 1879 jedoch 190 000 Knaben mit 216 Millionen Mk. Bis Ende d. J. werden die Jahrgänge 1865-1871 mit 2 1/2 Millionen Mk. Auszahlung (Kapital, Prämie, Divi=

[ => Original lesen: 1892 Nr. 18 Seite 6]

dende) erledigt sein. Die Aktiva der Anstalt betragen jetzt 38 Millionen Mk. Dies sind in der That Resultate, wie sie bisher keine andere Versicherungs=Anstalt in Deutschland erreicht hat und auf die sowohl die Direktion, wie auch alle Vertreter derselben stolz sein können.
- Sehr interessante militärische Uebung finden gegenwärtig in der Gegend von Goslar am Harze statt. Eine Abtheilung Unterofficiere unter Kommando eines Officiers von der Garnison Goslar macht seit einigen Tagen Uebungen im Laufen auf Schneeschuhen, wie sie in Norwegen gebräuchlich sind und jetzt auch in Deutschland in Aufnahme zu kommen beginnen. Falls sich der Gebrauch der Schneeschuhe als zweckdienlich und empfehlenswerth erweist, sollen auch andere Truppentheile diese Uebungen zu geeigneter Zeit aufnehmen.
- Mehrere lustige Musensöhne der Universität Marburg hatten sich in einer Nacht das Vergnügen gemacht, an dem schwarzen Brett des Universitätsgebäudes in Plakatform die nachfolgende Sentenz gegen das Trunksuchtsgesetz anzuheften:
          Qui bene bibit, bene dormit,
          qui bene dormit, non peccat,
          qui non peccat, bonus homo est,
          ergo: Qui bene bibit, bonus homo est!
Das Plakat erregte am andern Morgen bei den Studenten große Heiterkeit. Einer der Leser übertrug den Sinnspruch, um ihn auch dem nicht des Lateinischen kundigen Publikum zugänglich zu machen, ins Deutsche, wo er also lautet:
          "Wer gut trinkt, der schläft auch gut,
          Wer gut schläft, nichts Böses thut,
          Wer nichts Böses thut, ist gut,
          Also: Wer gut trinkt, ist gut!"
- Den "Grimmaischen Nachrichten" ist von Leipzig geschrieben worden, daß vor einigen Tagen unter dem Reiterstandbild Bismarcks am dortigen Kriegerdenkmal sich ein Zettel vorgefunden habe folgenden Inhalts:
               "Lieber Bismarck steigt hernieder
               Und regiere Du uns wieder;
               Laß Caprivi lieber reiten
               Jetzt, bei diesen schweren Zeiten."
- Die königliche Geschützgießerei in Spandau ist so stark mit Aufträgen für die Artillerie bedacht, daß nicht allein schon die Nachtschicht eingeführt ist, sondern auch an Sonntagen gearbeitet wird.
- In einem Walde bei Augsburg wurde durch Schnee verdeckt die Leiche eines Artilleristen aufgefunden, der seit 14 Tagen verschwunden war und den Selbstmord aus Furcht vor Strafe verübt hat.
- In Fürth wird das Prädikat "Jungfrau" bei kirchlichen Verkündigungen nach Beschluß der Kirchenvorstände an den beiden dortigen protestantischen Kirchen keiner Braut mehr beigelegt.
- Der ehemalige Bürgermeister von Wien, Freiherr von Felder verkaufte für 50 000 Gulden seine berühmte Schmetterlingssammlung an den Londoner Chef des Hauses Rothschild.
- Die der Ermordung der Emma Kasten überführte Schneiderin Dorethea Buntrock hat nunmehr dem Untersuchungsrichter in Magdeburg das Geständniß abgelegt, daß sie mit dem Agenten Erbe auch die 17jährige Dora Klages aus Hameln abgeschlachtet hat. Ob damit die gesammten Morde des Verbrecherpaares ans Licht gezogen sind, bleibt abzuwarten.
- Die Wiener Dienstbotenmörder Franz und Rosalia Schneider wurden nicht begnadigt und werden hingerichtet werden. Rosalia wird zuerst gehängt.
- Bei einem Trödler in Wien entdeckte man dieser Tage ein werthvolles und interessantes Portrait Franz Schuberts aus dem Jahre 1823 stammend und von dem Wiener Maler A. Mansfeld herrührend.
- Der deutsche Militärattache in Bukarest, Premierlieutenant v. Hübner, hat sich dieser Tage in Zimnicea in den dortigen Jagdrevieren längst der Donau an einer Wolfsjagd betheiligt und das Glück gehabt, 3 Wölfe, eine Wildkatze und einen Brandfuchs zu erlegen.
- Der Dynamit=Diebstahl in Soisy=sous=Etiolles macht der Pariser Polizei noch immer lebhaft zu schaffen. Von 354 gestohlenen Patronen hat man bisher nur 59 gefunden. Wohin sind die übrigen gekommen? Man vermuthet, daß ein Theil in irgend einem Anarchisten=Schlupfwinkel untergebracht, ein anderer ins Ausland gesandt ist. Der Diebstahl wurde mit großer Kühnheit ausgeführt. Außer den Patronen, die je 88 Gramm Dynamit enthalten, hat man noch 1410 Zündkapseln entwendet.
- Eine viertägige Reise in einer Kiste hat wiederum der bekannte Kistenreisende Hermann Zeitung gemacht. Derselbe traf kürzlich in Christiania mit einem Dampfschiff von Antwerpen in einer Kiste ein, die 4 Tage und Nächte auf Deck gestanden hatte.
- Aus Rom wird berichtet, daß der Kardinal Mermillod daselbst gestorben ist. Die Todesursache war ein Krebsgeschwür in den Eingeweiden. Kardinal Mermillod, welcher dem Vatikan sehr ergeben war, war am 22. September 1824 in Carouge bei Genf geboren, wurde 1864 Stadtpfarrer in Genf und 1873 zum apostolischen Vikar von Genf ernannt. Er wurde deshalb aus dem Schweizer Bundesrath ausgewiesen. 1883 wurde er Bischof von Lausanne.
- In Cassiano (Italien) sind am Mittwoch 5 3/4 Uhr morgens zwei wellenförmige Erdbeben verspürt worden.
- Eine wirkliche Unglücksbraut ist Fräulein Bacarescu, die Ehrendame der Königin von Rumänien. Nachdem sie ihren Plan, den rumänischen Thronfolger zu heirathen, hatte aufgeben müssen, war sie nacheinander mit zwei Parisern, dem Baron de L. und dem Finanzier B. verlobt. Vor Kurzem war endlich von einer Verlobung mit dem jungen Prinzen Cantacuzéne die Rede. Aber auch dieses Mal ist es wieder zum Bruch gekommen.
- Die Memoiren der Königin Natalie von Serbien werden nicht in Serbien erscheinen, sondern in dem Belgrader Blatt "Bidelo" und zwar soll die interessante Veröffentlichung am Sonntag beginnen.
- Aus Spanien wird berichtet, daß die Ueberschwemmungen dort fortdauern. Die Aecker sind stark mitgenommen, viele kleine Orte sind hart bedroht. Der Mangel an Lebensmitteln wächst.
- Anfangs dieser Woche wird in London ein großer Sensationsprozeß beginnen, in welchem Sir Henry Isaacs, der frühere Lordmayor von London, auf der Anklagebank sitzen wird. Er ist sammt seinem Bruder und zwei anderen Notabilitäten angeklagt wegen gesetzwidriger Vereinigung, um die Hansard Publishing Union zu betrügen und um große Summen, nämlich mehr als 30 000 Pfund Sterling zu bringen. Die Klage ist vom Schatzamt, d. h. vom Staat erhoben worden.
- Nach einer Nachricht aus London sank der französische Dampfer "Trignac", von Newport mit 1600 Tons Kohlen nach Saint Nacaire unterwegs, im Schneesturm bei Scilly; von der Besatzung sind 17 Mann gerettet, 3 ertranken.
- Aus London wird gemeldet, daß auf einem Landgut bei Heath Haywardt in Sussex 51 Kühe und 42 Schafe von der Maul= und Klauenseuche befallen worden sind.
- Die Regierung der Vereinigten Staaten beabsichtigt, zur Eröffnungsfeier der Weltausstellung in Chicago die Präsidenten der amerikanischen Republiken, die Gouverneure der amerikanischen Kolonien, die Königin=Regentin und den König von Spanien, sowie die Nachkommen des Columbus einzuladen.
- Ein hölzernes Rasiermesser. Melchior Farkas, der Held des Temesvarer Lottoprozesses, ist in der Tischlerwerkstätte des Szegediner Gefängnisses zum Erfinder geworden. Vor kurzer Zeit hat er einen Zundhölzchenbehälter konstruiert, der beim Druck auf eine geheime Feder das angezündete Reibhölzchen präsentiert. Farkas hat in den letzten Tagen wieder eine Erfindung gemacht, welche als etwas ganz Besonderes geschildert wird. Sie besteht in einem hölzernen Rasiermesser, das durch Schrauben mit einer Holzkonstruktion in Verbindung steht. Farkas hat mit seiner Erfindung die gesammten Sträflinge, 141 an der Zahl, im Verlaufe einer Stunde rasiert. Ein Szegediner Raseur soll Farkas bereits achttausend Gulden für die Ueberlassung seiner Erfindung angeboten haben.
- Zur Bedürfnißfrage. Infolge einer Wette wurde kürzlich festgestellt, daß die Friedrichstraße in Berlin sechs Wirthshäuser mehr zählt, als sie Häuser hat.


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