No. 92
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. November
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 92 Seite 1]

              Nachdem die angestellten bezüglichen Ermittelungen ergeben haben, daß zinnerne Faßhähne, deren Bleigehalt die in dem Reichsgesetze vom 25. Juni 1887 festgesetzten Grenzen überschreiten, in großer Menge hergestellt und vertrieben werden, und daß derartige Hähne vielfach zum Abfüllen von Getränken benutzt werden, wird hiedurch vor dem Gebrauche bleihaltiger Hähne zum Abfüllen von Wein, Bier, Obstwein, Essig, und Branntwein und dergl. gewarnt, indem noch besonders auf die daraus für die menschliche Gesundheit erwachsenen Gefahren hingewiesen wird.
            Schönberg, den 16. November 1891.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung.

                  Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1891 stattfindet

am Mittwoch, den 9. December d. Js.,
Morgens 10 Uhr,
in Wismar

im Gastwirth Maiwaldt'schen Local "Zur Insel" vor dem Lübschen Thore.
                  Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 26, 7 der Wehr=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirke, welche im Jahre 1871 und früher geboren und mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
                  Es wird bemerkt, daß nach §. 23,2 der Wehrordnung zu rechnen sind:

1. zur seemännischen Bevölkerung.
a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind;
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben;
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind;
d. Maschinisten, Maschinistengehülfen und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
2. zur halbseemännischen Bevölkerung:
e. Seeleute, welche als solche auf deutschen oder außerdeutschen Fahrzeugen mindestens 12 Wochen gefahren sind;
f. See=, Küsten= und Hafffischer, welche die Fischerei zwar weniger als ein Jahr aber gewerbsmäßig betreiben.
                  Schönberg, den 19. November 1891.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Die Nutznießer herrschaftlicher wie geistlicher Gebäude werden wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß die Abstellung unbedeutender baulicher Mängel, wie Reinigung der Oefen pp. einer zuvorigen Genehmigung durch die unterzeichnete Behörde nicht bedürfen. Die Nutznießer erscheinen berechtigt wie verpflichtet, in jedem einzelnen Falle mit diligentia quam suis schleunige geeignete Maßregeln zu treffen, daß nicht durch Vernachlässigung kleiner Mängel, beziehungsweise durch Verschleppung der Reparatur größere Bauschäden entstehen. Die Kosten sind nach Erledigung der Reparatur mit der attestirten Rechnung sobald irgend thunlich hier zur Quartalsübersicht zu liquidiren. Für Baumängel, deren Reparatur voraussichtlich mehr als 20 M. Kosten verursachen wird, behält es bei dem gewohnten Verfahren sein Bewenden.
Schönberg, den 23. November 1891.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Es wird beabsichtigt, die westwärts an der Lübecker Chaussee vom Wiggerschen Grundstück bis zum Schützenhause abgängige Hecke auszuroden, die Bewehrung der dort gelegenen Dienstgärten neu anzupflanzen und zum einstweiligen Schutz für die Anpflanzung eine Drahtbewehrung herzustellen.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 92 Seite 2]

Die Arbeit - vorbehältlich Lieferung des Materials - ist im ganzen zu vergeben, und wollen Bewerber sich melden.
Schönberg, den 23. November 1891.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


In Sachen betr. Zwangsversteigerung der dem Müller H. Leppien gehörigen, zu Selmsdorf belegenen Grundstücke, als
1. das auf dem Platze des ehemaligen Selmsdorfer Küsterhauses aufgebauten Wohnhauses mit Backofen zum Bäckereibetriebe, Hofraum, einem Stallgebäude und einem hinter dem Hofraum belegenen Garten,
2. der von der Stelle des Hauswirths Peter Lose zu Selmsdorf abgetrennten, auf dem Selmsdorfer Felde an der Dassower Chaussee in der sog. Sandkoppel belegenen und 65 a 4 qm. - 300 []R. - großen Ackerfläche und
3. der auf derselben erbauten holländischen Windmühle, stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 1. December 1891,
Vormittags 11 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 29. December 1891,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an die qu. Grundstücke und an die zur Immobiliarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Meldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und Sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 1. December 1891,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der hiesigen Gerichtsschreiberei zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an die Grundstücke c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tage vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 31. August 1891.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. Hahn.
                                                    W. Harms.


In das hiesige Handelsregister ist ad Fol. VII Nr. 13 Columne 5 heute eingetragen:

"Der Kaufmann Carl Christoph David Schwedt in Schönberg ist am 24. December 1877 verstorben. Unter Zustimmung der legitimirten Erben setzt der Sohn, Kaufmann Johann Carl Wilhelm Schwedt in Schönberg, das Handelsgeschäft unter der alten Firma "C. Schwedt" fort."

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 20. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub. Nr. 75 Fol. LXII eingetragen:

Firma:     P. Krellenberg.
Ort der Niederlassung:     Selmsdorf.
Name und Wohnort des Inhabers:     Kaufmann Peter Krellenberg in Selmsdorf.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 16. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Unter dem heutigen Datum ist in das hiesige Handelsregister sub. Nr. 76 Fol. LXIII eingetragen:

Fima:     J. Wiencke.
Ort der Niederlassung:     Sülsdorf bei Selmsdorf.
Name und Wohnort des Inhabers:     Kaufmann Joachim Wiencke in Sülsdorf bei Selmsdorf.

Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg,
den 16. November 1891.
Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Von dem hiesigen Erbschaftsamt, vertreten durch den Rechtsanwalt Dr. Otto Meier, ist in nachstehenden Nachlaßsachen ein Aufgebot beantragt.

1.-6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7. Am 23. April 1891 verstarb hier die unverehelichte Anna Katharina Boye. Die dem Amtsgericht aufgegebenen Geschwister und Geschwisterkinder der Verstorbenen nehmen den Nachlaß als gesetzliche Erben für sich in Anspruch.
Die Erblasserin wurde in der Familie stets "Elisabeth" mit Vornamen gerufen und sind ihr deshalb auf den Namen "Elisabeth Boie (auch Boye)" zwei Hypotheken zugeschrieben, nämlich:
a) 100 Thaler auf Grund der Schuldurkunde d. d. Schönberg den 11. Februar 1873 in der zu Schlagsdorf belegenen Käthnerstelle der Elise Boie Fol. XIV des Hypothekenbuchs,
b) 300 Thaler auf Grund der Schuldurkunde d. d. Schönberg den 11. Februar 1873 in der zu Schlagsdorf belegenen Käthnerstelle der Elise Boye Fol. XVII des Hypothekenbuchs.
8.-21. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Es wird das beantragte Aufgebot dahin erlassen:
daß Alle, welche an die vorgenannten Verlassenschaften Erb= oder sonstige Ansprüche zuhaben vermeinen oder den beigebrachten letzten Willensordnungen oder der Umschreibungsbefugniß des Erbschaftsamts widersprechen wollen, hiermit aufgefordert werden, solche An= und Widersprüche bei dem unterzeichneten Amtsgericht, Dammthorstraße 10, 1. Stock, Zimmer No. 17, spätestens aber in dem auf

Freitag,
den 18. December 1891,
Nachmittags 1 Uhr,

anberaumten Aufgebotstermin daselbst Parterre Zimmer No. 7, anzumelden - und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Zustellungsbevollmächtigten - bei Strafe des Ausschlusses und ad Passus 2, 3, 6, 8, 10, 11, 13, 16 unter dem Rechtsnachtheil, daß die nicht angemeldeten Ansprüche gegen die Beneficialerben nicht geltend gemacht werden können.
Hamburg, den 17. October 1891.

Das Amtsgericht Hamburg.
Abtheilung für Aufgebotssachen.
gez. Tesdorpf Dr.
                                                    Veröffentlicht:
                                                    Ude,
                                                    Gerichtsschreibergehülfe.


Auction.

Am Freitag, den 27. November, von 9 Uhr Vorm. an sollen im Probstenhause auf dem Domhofe an Nachlaßsachen gegen baare Bezahlung verkauft werden:

2 Kühe (gegen 11 Uhr), 1 Bauwagen, 1 tafelf. Clavier, Bettstellen, Bettzeug, Sopha, Tische, Stühle, Küchengeräth u. s. w.

Domhof Ratzeburg.                                                     F. Scheding.


Kanarienhähne,
Harzer Roller, à 3 M. und Weibchen à 50 Pfennig (Mecklenburg).
verkauft                                                    
                                                    D. Hempel.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 92 Seite 3]

Die grossartigsten
Gewinn-Chancen

bietet unbedingt die neue 301. Hamburger Geldverlossung! Schon in der 1. Classe, deren Ziehung unbedingt am 10. Decbr. ist, beträgt der Hauptgewinn

50,000 Mark.

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Zu der obigen 1. Ziehung empfehlen daher:
    Ganze Original-Loose à 6 Mk.
    Halbe Original-Loose à 3 Mk.
    Viertel Original-Loose à 1,50 Mk.
Indem wir Aufträge recht bald erbitten, bemerken wir noch, daß wir Solche unter Nachnahme ausführen, auch amtlichen Verloosungsplan beifügen und sofort nach jeder Ziehung jedem Kunden unaufgefordert die amtliche Gewinnliste übersenden.

Mindus & Marienthal,
Haupt=Kollecteure, Hamburg.


ff. Salzgurken u. Senfgurken, Anchovis in Gläsern, Sardellen, Appetit=Sild, Corned Beef in 2 Pfund Dosen, Sardinen in Oel, hiesigen Speck, Houtons Cacao in Dosen und ausgewogen, Chocoladen u. Chocoladenmehl, Liebig's u. Moors Fleisch=Extract, Weine, Rum, Liqöre, Porter=Bier, Doppel=Malzbier u. Braunbier in Gebinden und Flaschen, sämmtliche Gewürze, ganz u. gemahlen etc.
empfiehlt in nur feinsten Qualitäten

                                                    Max C. Sass.


Um eine gute sorgfältige Ausführung der Weihnachtsarbeiten zu ermöglichen, bitte ich das geehrte Publikum die Aufträge frühzeitig zu machen. Vergrößerungen können nach jedem alten Bilde gemacht werden bis Lebensgröße, trübe Witterung schadet nichts. Aufnahmen täglich von Morgens 9-4 Uhr Nachmittags.

Hochachtungsvoll                          
                                                    G. Frey, Photograph.
                                                    Schönberg i. M.


Pa. Hack= u. Wurststopfmaschinen
zum Vermiethen empfiehlt billig                                                    
                                                                              O. Munkelberg, Klempner.
Schönberg i. M.                                                     Wallstraße 128.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann, Bandagist.


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bestes Kindernahrungsmittel, auch zur Bereitung einer sehr schmackhaften sämigen Suppe empfiehlt

                                                    C. Schwedt.


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                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckerei u. Mehlhandlung.


Diedrich Teschau,
Lübeck, Breitestr. 24.
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Messerwaaren,
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Reparaturwerkstatt. Hohlschleiferei.


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Geehrter Herr Rolle! Ihnen hierdurch zur Nachricht, daß die Medicin höchstens noch 3 Tage reicht, bitte mir deshalb so bald wie möglich welche zukommen zu lassen. Ueber den Verlauf der Krankheit kann ich Ihnen mittheilen, daß die Flechten ziemlich verschwinden. Also bitte mir die nöthige Medicin zukommen zu lassen. Mit aller Hochachtung Gustav Schlegel, Leipzig, Gr. Fleischergasse 21.


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Schönberg.                                                     H. Böckmann,
                                                                        Handschuhmacher.


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Gesucht sofort ein kräftiger                          
Laufbursche.
                                                    Wilh. Oldenburg.


Durch die Kürze der mir noch übrigbleibenden Zeit auf diesen Weg gewiesen, erlaube ich mir, an dieser Stelle Allen, die mit so viel Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Liebe zum heutigen Tage meiner gedacht haben, meinen herzlichsten Dank auszusprechen.
Schönberg, 18. November 1891.

                                                    C. Langbein, Pastor.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 92 Seite 4]

Deutsche
Antisklaverei Geld-Lotterie
18 930 Gewinne ohne jeden Abzug.
1 à 600 000 Mk., 1 à 300 000 Mk., 1 à 150 000 Mk., 1à 125 000 Mk., 1 à 100 000 Mk., 1 à 75 000 Mk. etc.
Zwei Ziehungen in Berlin.
I. Klasse:
vom 24. bis 26. November 1891.
II. Klasse:
vom 18. bis 23. Januar 1892.
Preis der Original-Loose für I. Klasse 1/1 Mk. 21.00 1/2 Mk. 10.50. 1/10 Mk. 2.10.
Loose, welche in erster Klasse nicht gezogen sind, können zur zweiten Klasse gegen Zahlung des Betrages wie erste Klasse erneuert werden.
Carl Heintze, Loose-General-Debit,
Berlin W., Unter den Linden 3.
Adresse für telegraphische Einzahlungen: "Heintze Berlin Linden".
Für Porto und eine Gewinnliste sind 30 Pfg. beizufügen. Einschreiben 20 Pfg. extra.


Der Kalender für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 ist erschienen und an den bekannten Verkaufsstellen zum Preise von 25 Pf. pro Exemplar zu haben.


Feierabendschule.

Die Mitglieder des Schulvereins werden zu einer

außerordentlichen Generalversammlung
am Dienstag, den 1. December,

Abends 8 Uhr im Gasthause des Herrn J. Boye höflichst eingeladen.
                          Tagesordnung:

1) Wahl von zwei Vorstandsmitgliedern.
2) Beschlußfassung üher das von den Innungsvorständen dem Schulvorstande zur Ausarbeitung aufgegebene Ortstatut, so wie der durch dieses nothwendig werdenden Aenderungen einiger Paragraphen der Statuten der Fortbildungsschule.

                                                    Der Vorstand
                                                    I. A.: H. Retelsdorf.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Zur Feier des Gedenktages von Loigny

Mittwoch, den 2. December cr.
im großen Saale des Herrn J. Boye.

1) Aufführung des Festspiels

"Hektor"
Schwank in 1 Akt von G. v. Moser.

2) Dr. Kranich's Sprechstunde

Schwank in 1 Akt von A. Reich.

3) Nach der Vorstellung:

Ball.
Entrée für Theater: Nummerirter Platz 1 M.,
Erster Platz 50 Pfennig (Mecklenburg)., Gallerie 30 Pfennig (Mecklenburg).
Kameraden und deren Frauen frei.
Tanzschleifen für Herren zum Ball 1 Mk.
Kassenöffnung 6 1/2 Uhr.                           Anfang 7 Uhr.

Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land ladet freundlichst ein      der Vorstand.

NB. Karten zum Theater sind vom 29. d. Mts. ab bei den Kameraden Maak und Diersen zu haben.


Gestern Abend 7 1/2 Uhr starb nach längerem Leiden mein inniggeliebter Mann und meiner drei kleinen Kinder liebevoller Vater, der

Generalagent Ernst Drevs

im 38. Lebensjahre, aufs Tiefste betrauert von mir und meinen Kindern, sowie von seinen Geschwistern.

                                                    Charlotte Drevs geb. Stamer.

Stralsund, den 21. November 1891.


Statt besonderer Meldung.

Der treue Gott hat in der gestrigen Nacht unsere liebe Mutter und Großmutter, die

Frau Amtmann
Julie Horn geb. Schramm
zu Friedland i. Meckl.

von ihrem langen, schweren Leiden durch einen sanften Tod gnädigst erlöst.
Selmsdorf, den 21. November 1891.

                                                    Im Namen der Hinterbliebenen
                                                    Pastor A. Horn.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 92 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 92 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. November 1891.


Beim Empfang der Vorstandsmitglieder der Generalsynode am vergangenen Montag soll der Kaiser u. A. folgende Aeußerung gethan haben: Im nächsten Jahr wird die Schloßkirche in Wittenberg eingeweiht werden, da wollen wir ein schönes Fest feiern. Meine Herren, die Reformationskirche ist an der Brust der Fürsten groß geworden; wenn die Kirche wieder der Fürsten bedürfen wird, werden die Fürsten nicht fehlen.
Der neue Reichshaushalt schließt, nach amtlichen Mittheilungen, in Einnahme und Ausgabe ab mit 1 222 416 597 Mark; von den Ausgaben entfallen 991 683 030 Mark auf die fortdauernden, 71 724 745 Mark auf die einmaligen Ausgaben und 158 958 822 Mk. auf die außerordentlichen Ausgaben. Für Armee und Marine werden gefordert 42 751 416 resp. 46 078 902 Mk. dauernde Ausgaben, 39 190 331 Mk., resp. 17 426 000 Mk. einmalige Ausgaben und 102 203 822, resp. 32 406 500 Mk. außerordentliche Ausgaben. Der neue Etat übersteigt den laufenden um 115 492 721 Mk., eigentliche Mehrausgaben sind aber nur 28 910 466 Mark, denen 23 997 912 Mark Mehr=Einnahmen gegenüberstehen. Die Matrikularbeiträge der Einzelstaaten zur Reichskasse werden um 4 912 564 Mk. erhöht, auf 321 511 838 Mark. Aus der Reichskasse sollen an die Einzelstaaten überwiesen werden 351 096 000 Mark, also werden sie 29 584 172 Mark mehr erhalten, als sie bezahlen. Im laufenden Jahre erhielten sie nur 14 753 716 Mark mehr, werden sie also im neuen Jahre um 14 830 446 Mark besser gestellt sein.
Im neuen Reichshaushalt sind 9 213 838 Mk. als Beitrag des Reiches zu den Kosten der Alters= und Invaliditätsversicherung der Arbeiter ausgeworfen, das sind 3 000 328 Mk. mehr als im laufenden Jahre. Man hat angenommen, daß mit Beginn des Jahres 1892 sich 141 000 Personen im Genuß der Altersrente befinden werden. Was die Belastung des Reiches durch die Zuschüsse zur Invalidenrente betrifft, so wurde die Zahl der im Alter von unter 70 Jahren invalid werdenden Personen auf 79 579 Personen angenommen. Davon werden diejenigen Invaliden, welche durch Betriebsunfälle invalide geworden sind, etwa 13 Prozent, auszuscheiden sein, so daß rund 69 234 Personen voraussichtlich im Jahre 1892 Anspruch auf Invalidenrente erheben werden.
Im deutschen Reichstag wurde in der Donnerstagssitzung die zweite Berathung der Novelle zum Krankenkassengesetz begonnen. § 1 bestimmt, daß die Krankenversicherung künftig auch bei Handlungsgehilfen, sowie auf die Geschäftsbetriebe der Anwälte, Notare und Gerichtsvollzieher Anwendung finden solle. Die Kommission hat noch beschlossen, daß auch die in den Geschäftsbetrieben der Krankenkassen, Berufsgenossenschaften und Versicherungsanstalten beschäftigten Personen versichert werden sollen. Es liegen dazu mehrere Anträge vor. Abg. Goldschmidt (freis.) bezeichnet die Krankenversicherungspflicht für Handlungsgehülfen als überflüssig. Staatssekretär v. Bötticher bestreitet das, da in dieser Beziehung recht traurige Erscheinungen zu Tage getreten seien. Abg. Eberty (freis.) spricht ebenfalls dagegen, Abg. Möller (natlib.) dafür, Abg. v. Strombeck (Ctr.) wünscht die Ausdehnung der Versicherung auf untere Reichs= und Staatsbeamten, Abg. Bruhn (Soz.) auf alle gegen Gehalt oder Lohn beschäftigten Personen. Abg. Hirsch (freis.) verspricht sich von der Vorlage wenig Gutes und meint, daß dieselbe nur die freien Kassen schädigen werde. Abg. Spahn (Ctr.) tritt für den Versicherungszwang auch bei Handlungsgehilfen ein, ebenso Abg. Hartmann und Giese (kons.) und Singer (Soz.). Abg. Meyer Berlin (freis.) ist dagegen. Schließlich wird unter Ablehnung aller Anträge § 1 nach der Fassung der Kommission angenommen.
Der Reichstag wird auch die nächsten Tage der zweiten Berathung der Krankenkassen=Novelle widmen und die erste Lesung des Etats noch nicht, wie ursprünglich geplant war, schon am Montag, sondern erst am Freitag beginnen.
Man nimmt in Reichstagskreisen an, daß die Handelsverträge schon vor Mitte Dezember, also noch vor Beginn der Weihnachtsferien dem Reichstage zugehen und dann alsbald zur Berathung gelangen werden.
Die konservative Fraction des Reichstages hat in Verbindung mit dem Centrum und der Reichspartei folgenden Antrag eingebracht: Die Regierungen zu ersuchen: 1) noch im Laufe der Session eine Vorlage zu machen, in welcher dem Mißbrauch des Zeitgeschäftes als Spielgeschäft sowohl an der Börse wie anderwärts, namentlich in den für die Volksernährung wichtigen Artikeln, durch eingreifende Bestimmungen auf dem Gebiet des Straf= und bürgerlichen Rechts entgegengetreten wird; 2) dahin zu wirken, daß die Börsen und ihr Geschäftsverkehr einer wirksamen staatlichen Aufsicht unterstellt und dadurch ihren wahren Aufgaben für den Handel und Verkehr erhalten werden. - Die nationalliberale. Partei hat eine Unterstützung dieses Antrages zwar abgelehnt, wird aber einen eigenen Antrag einbringen, der gesetzgeberische Vorschläge gegen die Unterschlagung von Depots und für eine Einschränkung des Terminhandels enthalten soll.
Fürst Bismarck hat im Reichstag den früheren Platz des verstorbenen konservativen Abgeordneten v. Schlieckmann für sich belegen lassen. Der Alt=Reichskanzler befindet sich übrigens, wie die "Hamburger Nachrichten" melden, wohl, muß jedoch jede Erkältung sorgfältig vermeiden. An den Sitzungen des Reichstags wird er auf Wunsch seiner Aerzte vor der Hand nicht theilnehmen und später nur insoweit, als ihm die Gegenstände der Verhandlungen wichtig genug erscheinen, den Wunsch der Aerzte außer Acht zu lassen.
Der Reichskanzler v. Caprivi hat dem österreichisch=ungarischen Minister des Aeußeren, Grafen Kalnoky, ein Telegramm gesendet, in dem er ihm zu seinen Reden über die äußere Politik in den Delegationen seine Glückwünsche ausspricht.
Die Nachricht einzelner Berliner Blätter, daß eine Ermäßigung der Getreidezölle um die Hälfte bevorstehe, entbehrt jeder Begründung.
Die "Post" meldet aus Danzig: Privatnachrichten zufolge telegraphierte der deutsche Botschafter in Petersburg nach dort, daß in Kürze eine Erleichterung des Oelkuchen=Ausfuhrverbots bevorstehe.
Der russische Minister des Auswärtigen, von Giers, trifft am Montag Nachmittag aus Paris in Berlin ein und nimmt im Hotel Continental Wohnung. Der Aufenthalt daselbst soll sich bis Mittwoch ausdehnen.
In der österreichischen Hauptstadt haben die Feierlichkeiten aus Anlaß der Vermählung des Prinzen Friedrich August von Sachsen mit der Erzherzogin Louise Margarethe ihren Anfang genommen. Der König und die Königin von Sachsen, sowie zahlreiche andere fürstliche Herrschaften trafen dazu in Wien ein. Am Donnerstag fand der übliche Verzicht der Erzherzogin auf alle Rechte an das Haus Habsburg statt. Abends war Familientafel in der Hofburg.
Zur Theilnahme an den Hochzeitsfeierlichkeiten traf als Vertreter des deutschen Kaisers Prinz Leopold von Preußen in Wien ein und wurde vom Kaiser Franz Joseph persönlich empfangen.
Die in Wien geführten Verhandlungen über ein neues gemeinsames Eisenbahn=Betriebsreglement für Deutschland und Oesterreich haben nach einer Mittheilung des "Reichsanzeigers" zu einer erfreulichen Verständigung über alle wichtigen Punkte geführt.
Oesterreich und Ungarn schicken sich an, dem Vorgehen Deutschlands bezüglich der Einfuhr amerikanischen Schweinefleisches zu folgen. Nach einer Meldung der "Presse" ist zwischen der österreichischen und ungarischen Regierung betreffs der Aufhebung des Einfuhrverbots eine Einigung erzielt worden;

[ => Original lesen: 1891 Nr. 92 Seite 6]

es bestände die Absicht, die bezügliche Verordnung in nächster Zeit, jedenfalls aber im Lauf dieses Jahres in Wirksamkeit zu setzen.
Die französische Regierung hat durch einen Sieg über die Radikalen gelegentlich einer Interpellation über den Streik der Bergarbeiter im Pas de Calais ihre Stellung wieder befestigt. Der bekannte Arbeiter=Deputirte Basly hatte verlangt, daß die Bergwerke dem Gesetz gemäß in staatliche Verwaltung genommen würden, weil ihre Erhaltung sonst gefährdet sei. Freycinet und der Arbeitsminister Yves Guyot, welche namens der Regierung antworteten, vertrösteten die Interpellanten mit dem Hinweis auf die der Kammer vorliegenden Gesetze über die Hülfskassen und die Schiedsgerichte. Schließlich wurde mit 354 gegen 107 Stimmen eine Tagesordnung beschlossen, in welcher die von der Regierung abgegebenen Erklärungen gebilligt werden.
Prinz Jean von Orleans, Sohn des Herzogs von Chartas, soll demnächst ins dänische Heer eintreten, um die Officiersschule durchzumachen.
Der Pariser "Siècle" behauptet, es seien bis zum letzten Augenblick die größten Anstrengungen gemacht worden, den russischen Minister v. Giers von seiner Reise nach Paris abzuhalten. Sogar Fürst Bismarck habe sich ins Mittel gelegt und auch die Fahrt des Grafen Schuwaloff nach Wiesbaden hänge mit den wiederholten Verschiebungen der Reise des Herrn v. Giers nach Paris zusammen. Gleichzeitig, so berichtet das genannte Pariser Blatt weiter, habe man den Kaiser von Rußland davon zu überzeugen gesucht, daß die politische Unbeständigkeit Frankreichs eine feste und dauernde Verständigung nicht ermögliche, während eine Annäherung an Deutschland als leicht und sicher hingestellt worden sei. Allein der Zar habe mit der ihm eigenen Schroffheit seinen Befehl wiederholt, Herr v. Giers solle nach Paris reisen. Diese Mittheilung des "Siècle" entstammt offenbar dem Auswärtigen Amt in Paris und es ist gern möglich, daß Freunde des Friedens Herrn v. Giers und vielleicht auch dem Zaren gerathen haben mögen, von der Reise nach Paris abzustehen. Das französische Ministerium benützt aber die Anwesenheit des russischen Ministers jetzt offenbar noch als einen Schutz gegen die ihm bereiteten parlamentarischen Unannehmlichkeiten und daher die Anspielung auf die "politische Unbeständigkeit". Viel Glück hat die Auslassung in Frankreich selbst nicht gehabt, denn die Mehrzahl der Pariser Blätter erklärt kurz und bündig: keine russischen Noten! Keine Manifeste aus St. Petersburg! Frankreich ist Herr im eigenen Haus und wünscht sein eigener Herr zu bleiben!
Aus Petersburg wird Pariser Blättern gemeldet, die russische Regierung habe für das neue Gewehr in Frankreich 70 Millionen Patronen, lieferbar im Frühjahr, bestellt.
Abermals soll in Rußland eine politische Verschwörung entdeckt worden sein. Nach einer in London eingetroffenen Depesche wurde dort eine weitverzweigte Verschwörung entdeckt. In der vorigen Woche wurden etwa 60 Personen darunter Adelige Litteraten und Leute aus dem besseren Mittelstande, verhaftet. Die Verhafteten sind beschuldigt der Betheiligung an einer geheimen Verbindung, die die Bildung einer politischen Partei bezwecke, um für die Herstellung einer alle Classen der Gesellschaft vertretenden Territorialversammlung, wie eine solche unter der Herrschaft des ersten Zaren bestand und "Zemsty Sobor" genannt wurde, zu agitiren.
Der russische Finanzminister soll, wie die "Köln. Ztg." von gut unterrichteter Seite aus St. Petersburg erfährt, mehreren dortigen großen Bankiers gegenüber geäußert haben, daß, da ihn der französische Markt im Stich gelassen habe, er nunmehr doch versuchen müsse, in wirthschaftlichen Dingen wieder zu einer Verständigung mit Deutschland zu kommen. Er habe im Ministerrath bereits Schritte durchgesetzt, welche es ermöglichen, russischerseits solche Annäherungsversuche zu beginnen. Wenn das wahr ist, dann wollen wir allerdings gerne glauben, daß Herr v. Wyschnegradski "schwer krank" ist.
Die Geldnoth wird in Rußland immer drückender. Da zu niedrigen Preisen kein Geld aufzutreiben ist, soll demnächst wieder eine 5prozentige Anleihe ausgegeben werden. Hoffentlich fällt darauf niemand hinein, denn möglicherweise giebt es übers Jahr in Petersburg einen Staatsbankerott.
Die St. Petersburgs "Börsenzeitung" meldet, es solle eine aus "hochstehenden Persönlichkeiten" bestehende Regierungs=Kommission gebildet werden, welche die Volksverpflegung in den Nothstands=Gegenden leiten, Korn verkaufen, vertheilen und versenden solle. Ob's dadurch besser werden wird?
Dem Lübecks Dampfer "Nautilus" ist, wie aus Reval gemeldet wird, die Abfahrt von Seiten des Zollamts am Freitag versagt worden, weil er eine Ladung von Weizen, die einen Roggenzusatz von mehr als 8 Prozent enthielt, gehabt hat. Der "Nautilus" muß seine Ladung löschen. Gleichzeitig kommt die Nachricht aus St. Petersburg, daß nach einer Verordnung des Finanzministers die Beimischung von Kornproducten, deren Ausfuhr verboten ist, zu Weizen bei der Ausfuhr nicht mehr als 8 Prozent betragen dürfe.
Nach einem Telegramm aus Warschau durchziehen Banden mit Hacken und Heugabeln bewaffneter Bauern die unter der Hungersnoth leidenden Bezirke Rußlands und verbreiten Mord und Plünderung. Tausende von Eisenbahnarbeitern der Linien Kursk, Woronesch, Moskau und Nischnei=Nowgorod haben die Arbeit niedergelegt und Räuberbanden gebildet, die selbst die Eisenbahnzüge angreifen, ohne auf ernstlichen Widerstand zu stoßen. Aus Furcht vor den Räubern wagt der Adel nicht mehr, seine Schlösser zu verlassen, die sich in dauerndem Belagerungszustande befinden. Die Gouverneure erklären in ihren amtlichen Berichten, daß niemals seit dem berüchtigten Pugatschew, dessen Unthaten das Entsetzen der Bevölkerung erregten, in Rußland eine derartige Anarchie geherrscht habe.
Wie die Presse meldet, hat die rumänische Regierung bei der österreichischen Waffenfabrik 100 000 Repetiergewehre bestellt und einen weiteren Auftrag in gleicher Höhe in Aussicht gestellt. Auch seitens der italienischen Regierung gelte eine Bestellung als unmittelbar bevorstehend.
In Belgrad legte der Staatsrath Dokitsch dem Ministerrathe eine vom Exkönige Milan unterzeichnete Deklaration in Betreff seines Verzichtes auf alle Rechte vor und beschloß das Kabinett, dieselbe der Skupschtina zu unterbreiten. Infolge eines Auftrages der russischen Regierung zahlte die Wolga=Kama=Bank dem Exkönige, nachdem dieser die Deklaration unterzeichnet hatte, 2 Millionen Franks aus.
In Sofia erhält sich ernstlich das Gerücht, daß Prinz Ferdinand von Coburg auf Errichtung einer Leibgarde aus Fremden bestehe. Trotz Abrathen der ihn umgebenden bulgarischen Politiker beharrte der Prinz bei seinem Willen und bei seiner vorgefaßten Meinung, daß seine Garde nicht voll verläßlich sei. Der Prinz will angeblich bestimmte Verdachtsmomente haben. Stambulow ließ über die Neuerrichtung der Garde in einem dazu expreß einberufenen Ministerkonseil berathen. Es besteht die Absicht, für diese Leibgarde nur Deutsche und womöglich nur Leute aus der engeren Heimath des Prinzen anzuwerben. Ein diesbezüglicher Gesetzentwurf soll der Sobranje vorgelegt werden.
Sind wir schon so weit? Auf einem am vorigen Donnerstag in Boston Homemarkettclub veranstalteten Bankett ist Mc Kinley als zukünftiger Präsident der Vereinigten Staaten begrüßt worden.
Der Admiral Montt ist nunmehr wie aus Santiago berichtet wird, vom Congreß einstimmig zum Präsidenten von Chili gewählt worden.
Eine Trauerkunde kommt aus Westafrika. Hauptmann v. Gravenreuth ist gefallen. Wie der stellvertretende kaiserliche Gouverneur aus Kamerun mit einem eingetroffenen Telegramm unter dem 16. ds. Mts. meldet, ist Hauptmann Frhr. v. Gravenreuth, auf dem feindlichen Vormarsch nach dem Süden vor Buka (?) angegriffen, nach dreitägiger Belagerung bei Einnahme der Stadt heldenmüthig gefallen. Von der ganzen Expedition sind außerdem nur drei Schwarze todt. Der Tod des Frhr. v. Gravenreuth bedeutet einen schweren Verlust für die koloniale Entwicklung, welcher der Verstorbene seit Beginn derselben sein Leben gewidmet hatte. Der Reichsanzeiger widmet dem Freiherrn v. Gravenreuth folgenden Nachruf: "Der Tod des Hauptmanns Freiherrn von Gravenreuth bedeutet einen schweren Ver=

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lust für die koloniale Entwickelung, welcher der Verstorbene seit Beginn derselben sein Leben gewidmet hat.
An dem gleichen Tage, an welchem die Meldung von dem Tode des Freiherrn v. Gravenreuth in Berlin einging, gelangte auch ein ausführliches Handschreiben desselben dorthin. Dasselbe atmet den alten Geist des Gefallenen, die ganze Hingebung mit seiner Person an die Sache, es ist erfüllt von der Hoffnung, daß seine Thätigkeit in Kamerun nicht ohne Erfolg bleiben werde. Wehmütig spricht er darin von dem Tode seiner Offiziere Steinhäuser und Schäffler, deren Unterstützung er in einem Augenblick beraubt wurde, als er ihrer Hilfe ganz besonders bedurfte. Zugleich theilt er mit, daß sein Freund Premierlieutenant v. Stetten sich nicht habe abhalten lassen, auf eigene Gefahr zu seiner Unterstützung nach Kamerun zu gehen. Nach seinen Mittheilungen hat er schwere Kämpfe vorhergesehen. Seine Absicht war, wie er schreibt, darauf gerichtet, einige feste Stützpunkte zu schaffen, um dem Zivilisationswerk auch im Hinterlande von Kamerun einen kräftigen Rückhalt zu geben. Er muthmaßt, daß der eigentliche Entscheidungskampf gegen das Araberthum und den Sklavenhandel an der Grenze der Kolonie geführt werden würde, weshalb es um so richtiger sei, die von ihm ins Auge gefaßten Stützpunkte zu schaffen. Er beklagt endlich, daß für die Durchführung seiner Aufgabe ihm nicht genügend Hilfsmittel zur Verfügung ständen, und fürchtet, daß das, was sich jetzt mit verhältnißmäßig geringen Mitteln erreichen lassen würde, später unternommen, dem Reich größere Summen kosten würde.
Wie im Schutzgebiet von Kamerun, so hat sich auch in Togo die Herstellung von Verkehrswegen in das Hinterland als das geeignetste Mittel zur wirthschaftlichen Erschließung desselben erwiesen. Um diesen Zweck thunlichst zu fördern, ist die in den Etat für Togo für das laufende Jahr eingestellt gewesene Summe zur Ausführung öffentlicher Arbeiten für 1892/93 erhöht worden.


- Neustrelitz, 21. Nov. Se. Königl. Hoheit der Großherzog wird heute Abend aus Paris über Köln=Berlin abreisen und mit dem fahrplanmäßigen Nachtzuge morgen hier eintreffen.
- Von deutschen Rennstallbesitzern hat in diesem Jahr das kgl. Hauptgestüt Graditz die meisten Gewinne erzielt, nämlich 247 539 Mk. und zwei Ehrenpreise.
- Dem Berliner Schloßbrunnen ist die Taufe durch den Volkswitz nicht erspart geblieben. Er heißt nebenbei noch "Forkenbecken".
- Das Moabiter Untersuchungsgefängniß beherbergt gegenwärtig mehr als 250 Zuhälter, welchen wegen Verdachts der Kuppelei der Prozeß gemacht wird.
- Die sozialdemokratische Berliner Volkstribüne soll von Neujahr ab zu erscheinen aufhören.
- Zum Buchdruckerstreik meldet man aus Berlin, daß bereits über 100 000 Mk. aus der Unterstützungskasse ausgegeben werden mußten. - In München blieben die Vorstellungen der Vertreter der Buchdruckergehilfenschaft beim Kammerpräsidenten v. Ow wegen Zurückziehung der in Mühlthalers Druckerei zur Aushülfe kommandierten Mannschaften erfolglos, da eine Einigung der Vertreter der mit der Herstellung der Landtagsdruckarbeiten beauftragten Buchdruckereien in der im Abgeordnetenhause abgehaltenen Konferenz nicht erzielt worden ist. Daher verbleibt es bei der Abkommandierung in dieser Druckerei in dem bisherigen Umfange, solange der Streik andauert.
- In Stettin ist der Buchdruckerstreik beendet. Die Schriftsetzer haben sich dort bereits am vorigen Sonntag zu den alten Bedingungen wieder angeboten und ein Theil hat die Arbeit wieder aufgenommen. Mit dem Streik ist dort nichts weiter erreicht worden, als daß eine große Zahl der Setzer stellenlos bleibt, denn die Prinzipale nehmen nur die Verheiratheten wieder an und diese müssen sich verpflichten, aus dem Verband auszutreten.
- In Oberhausen sind 5000 Kilo amerikanischen Specks verbrannt worden, nachdem sich herausgestellt hatte, daß der Speck mit Trichinen durchsetzt war.
- Wie auch München gemeldet wird, fügt Freiherr von Stauffenberg seinem Bericht über die Einnahmen und Ausgaben der bayerischen Staatseisenbahnverwaltung ein von der Generaldirektion ausgearbeitetes eingehendes Referat zur Ausführung des Zonentarifs bei. Darnach ist von der Eisenbahnverwaltung eine Ermäßigung der Fahrpreise in Aussicht genommen, wenn auch nicht auf den Theorien Engels und Perrots. Der Tarif soll nach dem Kilometersystem hergestellt werden und für die III. Klasse 2 Pf., für die II. 5 Pf., für die 1. Klasse 6 Pf. pro Kilometer betragen mit je 1 Pf. Zuschlag pro Kilometer und Wagenklasse bei Schnellzügen. Die in erster Linie der 3. Wagenklasse zu Gute kommende Ermäßigung beträgt nach der Denkschrift für die einfache Fahrt 41,18 Proz. und für die Hin= und Rückfahrt 24,53 Proz. bei Personenzügen. Der Einnahmeausfall wird mit 27 Proz. der Gesammteinnahmen aus dem Personenverkehr, d. i. mit 7 338 737 Mk. berechnet, welcher Ausfall durch normale Frequenzerhöhung in ca. 12 Jahren als wieder behoben erachtet wird.
- Jetzt nach der Einberufung der Rekruten kommen viele Eltern und sonstige Angehörige in die Lage, zum ersten Male Briefe und Packete an das Militär zu senden; es erscheint daher angebracht, an die Portovergünstigungen zu erinnern, die unser Militär genießt, und die Begünstigungen sind folgende: Ein Brief an einen Soldaten bis zum Feldwebel aufwärts ist bis zu einem Gewicht bis zu 60 g portofrei, wenn man denselben mit der Bezeichnung "Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" versieht. Das Gewicht eines Packets kann bis 3 kg = 6 Pfund schwer sein und muß ebenfalls mit dem Vermerk versehen sein: "Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers." Das Porto kostet dann, ohne Unterschied der Entfernung 20 Pf. Schwerere Packete unterliegen den tarifmäßigen Portosätzen.


                          Zur Todtenfeier
              am Sonntag den 22. November.

        Des Herbstes Lüfte uns umwehen,
    Und Seufzend rauscht durch Strauch und Baum
    Der Sang vom Scheiden und Vergehen,
    Das Lied vom kurzen Erdentraum.

        Und in dies Lied mischt ernst sich heute
    Der Todtenfeier Glockenton. -
    Ach, mancher ward des Todes Beute
    Von uns im Jahre, das entflohn!

        Bekränzet heut die stillen Hügel,
    Wo man die Theuern eingesenkt!
    Getragen von der Andacht Flügel
    In Liebe ihrer treu gedenkt!

        Ach, wie ist doch des Todes Ernte
    So mannigfaltig und so reich!
    Kein Alter, dem er sich entfernte,
    Und Hoch und Niedrig gilt ihm gleich.

        Hier liegt die Knospe abgrissen,
    Noch kaum des Frühlings sich bewußt,
    Hat sie zur Gruft schon sinken müssen
    Von warmer, treuer Mutterbrust.

        Dort eine Blüte farbenprächtig
    Hatt' Auge sie und Herz erquickt -
    Da kam der Sturm, so eisig, mächtig,
    Und hat sie schonungslos geknickt.

        Hier fiel anheim der dunklen Bahre
    Ein Leben, welk und todesmatt,
    Dort in der Vollkraft seiner Jahre
    Sank eins zur frühen Ruhestatt. -

        Ist nichts von ihnen uns geblieben,
    Die uns entriß des Todes Hand?
    Verknüpfet uns mit unsern Lieben,
    Die uns umgaben einst, kein Band?

        O, ihr Gedächtniß bleibt im Segen!
    Ihr reines, treues Lebensbild
    Begleitet uns auf allen Wegen,
    Ist unserm Leben Schirm und Schild!

        Und liebend sind wir noch verbunden
    Mit ihnen, die vollbracht den Lauf;
    Tief wird es heut von uns empfunden:
    "Die Liebe höret nimmer auf!"


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

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Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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