No. 68
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. September
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 68 Seite 1]

              Die Bäcker und Verkäufer von Backwaaren zu Schönberg werden hiermit auf Grund von § 73 der Gewerbeordnung für das deutsche Reich angewiesen vom 10. September cr. einschließlich an die Preise und das Gewicht ihrer verschiedenen Backwaaren, jedoch mit Ausschluß der sog. Zuckerbackwaaren, für die Zeit vom 10. September an bis auf Weiteres oder bis zu einem bestimmten Termine durch einen von außen sichtbaren Anschlag am Verkaufslocal zur Kenntniß des Publikums zu bringen. Der Anschlag ist vorher hier zur Abstempelung vorzulegen und täglich während der Verkaufszeit auszuhängen.
            Zugleich werden die Bäcker und Verkäufer von Backwaaren auf Grund von § 74 der Gewerbeordnung für das deutsche Reich hierdurch angewiesen, ebenfalls vom 10. September cr. ab im Verkaufslocale eine Waage mit den erforderlichen geaichten Gewichten aufzustellen und die Benutzung derselben zum Nachwiegen der verkauften Backwaren zu gestatten.
            Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 100 Mark oder 4 Wochen Haft für jeden einzelnen Verkaufsfall bestraft.
            Schönberg, den 30. August 1890.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    Koeppen.


Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg II (westlich) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt, und zwar:

I. im Impfdistrict Schönberg,

bestehend aus den Ortschaften:
                                                    Bauhof=Schönberg, Kleinfeld und Malzow,
im Hause des Herrn Dr. M. Marung in Schönberg.
                          a. Impfung der im Jahre 1889 geborenen Kinder,
                          b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Kleinfeld

am Montag, den 1. September 1890,
Vormittags 10 resp. 10 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Montag, den 8. September d. J.,
Vormittags 10 resp. 10 1/2 Uhr.

II. im Impfdistrict Zarnewenz,

bestehend aus den Ortschaften:
                                                    Zarnewenz (Hof und Dorf), Schwanbeck mit Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow,
im Kruge zu Zarnewenz,
                          a. Impfung der im Jahre 1889 geborenen Kinder

am Montag, den 1. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Montag, den 8. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

                          b. Wiederimpfung der Kinder in den Schulen zu Siechenhaus, Schbg.=Sülsdorf und Teschow

am Montag, den 8. September d. J.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Montag, den 15. September d. J.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr.

[ => Original lesen: 1890 Nr. 68 Seite 2]

III. im Impfdistrict Petersberg,

bestehend aus den Ortschaften:
                                                    Petersberg, Bechelsdorf, Lockwisch (Hof und Dorf), Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf und Westerbeck,
im Kruge zu Petersberg,
                          a. Impfung der im Jahre 1889 geborenen Kinder

am Mittwoch, den 3. September d. J.,
Nachmittage 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 10. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

                          b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Petersberg, Lockwisch, Niendorf, Rupensdorf und Wahlsdorf,

am Mittwoch, den 10. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 18. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

IV. im Impfdistrict Herrnburg,

bestehend aus den Ortschaften:
                                                    Herrnburg, Duvennest, Lenschow, Lüdersdorf, Palingen und Wahrsow (Hof und Dorf),
in dem Gastwirth Lohse'schen Lokale zu Herrnburg,
                          a. Impfung der im Jahre 1889 geborenen Kinder

am Mittwoch, den 3. September d. J.,
Nachmittags 3 1/3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 10. September d. J.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr.

                          b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Herrnburg, Duvennest, Palingen und Wahrsow

am Donnerstag, den 18. September d.J.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 24. September d. J.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr.

V. im Impfdistrict Selmsdorf,

bestehend aus den Ortschaften:
                                                    Selmsdorf (Hof und Dorf), Bardowick, Hohenmeile und Lauen
im Lokale des Gastwirths Michaelsen,
                          a. Impfung der im Jahre 1889 geborenen Kinder

am Montag, den 8. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Montag, den 15. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

                          b. Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Selmsdorf

am Montag, den 15. September d. J.,
Nachmittags 2 3/4 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Montag, den 22. September d. J.,
Nachmittags 3 3/4 Uhr.

VI. im Impfdistrict Rieps,

bestehend aus den Ortschaften:
                                                    Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlag=Sülsdorf, Thandorf und Wendorf
im Kruge zu Rieps,
                          a. Impfung der im Jahre 1889 geborenen Kinder

am Freitag, den 5. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 12. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr.

                          b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Rieps, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf, Schlag=Sülsdorf und Thandorf

[ => Original lesen: 1890 Nr. 68 Seite 3]

am Freitag, den 19. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 26. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr.

          Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen
          Eltern, Pflegeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldbuße bis zu funfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
          Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem bestellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vermerkung in der Impfliste zu geben.
          Schönberg, den 26. August 1890.

Großherzogl. Mecklb. Landvogtei des Fürstenth. Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.
                                                    Koeppen.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 4. September cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 26. August 1890.

Der Magistrat.


Verkaufs=Anzeige.

In der Concurssache des Müllers Stier zu Eldena sollen am Donnerstag, den 4. Sept. d. J. Vorm. 10 Uhr beim Gastwirth Boye in Schönberg

45 St. gußeis. u. 95 St. große verzinnte Milchsatten, 1 zweiräd. Milchkarren, 1 Kartoffelreibe zum Drehen, 1 Backtrog, 2 Waschbalgen, 1 Käsepresse, Buttermulde, Butterfaß, Reitsattel, Spaten, Lampen, Eimr u. a. m.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Am Freitag, den 5. September d. J., Vormittags 10 Uhr sollen in Wendorf die zum Nachlaß des Rademachers Burmeisters daselbst gehörigen Nutzhölzer als namentlich:

circa 600 St. Felgen, 1200 St. Speichen, 24 St. Wagendeichsel, 18 Leiterbäume, 4 eichen Blöcke, eichen Durchforstholz, 60 II. F. eschen Holz, 100 buchen Schamel, 60 Achselhölzer, 212 Bretter, 50 eichen Bohlen, 84 P. Schiebekarrenbalken, 50 P. Pflugbäume und verschiedenes mehr
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Bekanntmachung.

Zur Deckung der Brandschäden, zur Unterhaltung der Spritzen und zur Bestreitung der Verwaltungskosten ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. Ia 15 Pf., Cl. Ib 18 Pf., Cl. II 24 Pf., Cl. III 30 Pf. für je 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders bekannt gemacht.
Schönberg, den 2. September 1890.

Die Direction der Feuerversicherungs-Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


Die diesjährige Umfahrt beginnt in gewohnter Weise am Montag, den 8. September, dieselbe wird aber in Petersberg, Bechelsdorf und Niendorf am Mittwoch, den 10. September, Nachmittags stattfinden, in allen andern Dörfern an den bekannten Tagen.
Schönberg, den 1. September 1890.

                                                    Im Auftrage              
                                                    H. Schulze, Küster.


Vorbereitungs-Anstalt
für die
Postgehilfen=Prüfung,
Kiel, Ringstraße Nr. 55.

Junge Leute werden für obige Prüfung sicher vorbereitet. Falls das Ziel nicht erreicht wird, zahle ich den vollen Pensions=und Unterrichtspreis zurück. Bisher bestanden 605 meiner Schüler die Prüfung. Die Anstalt hat 9 Klassen mit 42 Lehrern. Das Pensions= und Unterrichtsgeld kann auch erst nach bestandener Prüfung gezahlt werden. Es ist die älteste, billigste und größte Anstalt in Deutschland. Am 10. October beginnt ein neuer Kursus. Genaues Alter ist bei der Anmeldung anzugeben. Jetzt 25 Schüler aus Mecklenburg hier.

                                                    J. H. F. Tiedemann,
                                                    Anstaltsdirektor.


Sarg-Magazin
Sarg
von Kiel & Rindfleisch

empfiehlt bei vorkommenden Fällen zu billigsten Preisen Metall=Särge. Dieselben halten den schwersten Erddruck aus. Särge aus Eichen= und Tannenholz mit und ohne Metall=Einsatz in allen Größen und Ausstattungen.
Ferner alle Todten=Bekleidungdgegenstände als Hemden, Jacken, Schuhe, Handschuhe, Strümpfe etc.


Eine größere Sendung zwei= und dreischaariger

Pflüge

aus der Pflugfabrik von Ed. Schwartz & Sohn Berlinchen ist für meine Commissionslager eingetroffen und empfehle dieselbe zu Fabrikpreisen.
Schönberg, den 18. August 1890.

                                                    Joh. Bockwoldt,
                                                    Schmiedemeister.


Braunkohlen, Steinkohlen,
Antracitkohlen und Braunkohlenbriquettes
im Laufe dieses Monats ab Bahnhof zu liefern empfiehlt zu billigsten Preisen                          
                                                    Aug. Spehr.


4 Dampfdreschmaschinen,
deren eine für hiesige Bauernverhältnisse passende, zum Lohndrusch von                          
                                                    Egert.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 68 Seite 4]

Ausstellung
von
Geflügel und Erzeugnissen des Garten= und Obstbaues
zu
Schönberg im Kösterschen Gasthofe
am 21. und 22. September 1890.
Eröffnung am 21. September, Mittage 1 Uhr.

Anmeldungen der auszustellenden Gegenstände sind bis zum 18. September zu beschaffen und zwar:
               1. von Hühnern, Enten, Gänsen
                              beim Herrn Kaufmann W. Maaß hier,
               2. von Tauben
                              beim Herrn Bäckermeister Miltzow hier,
               3. von Zier= und Singvögeln
                              beim Bankbeamten Richter hier.
Einer vorherigen Anmeldung von Erzeugnissen des Garten= und Obstbaues bedarf es nicht.
Die Annahme der auszustellenden Gegenstände im Ausstellungslocale geschieht am Sonnabend, den 20. September von 2 Uhr Nachmittags ab; auch ist es gestattet, noch am 21. September, Morgens zwischen 7 und 8 Uhr solche einzuliefern.
Die Verloosung der auf der Ausstellung angekauften Gewinne findet am 22. September, Nachmittage von 4 Uhr ab im Ausstellungslocale statt.
Eintrittsgeld für Erwachsene 20 Pfennig (Mecklenburg)., für Kinder 10 Pfennig (Mecklenburg).
Eine recht rege Betheiligung an der Ausstellung ist sehr erwünscht und wird dazu hierdurch ergebenst eingeladen.
Schönberg den 1. September 1890.

Der Vorstand des Geflügelzucht=Vereins.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Am Sonntag, den 7. September d. Js. Nachmittags 5 Uhr im Vereinslocal

außerordentliche Versammlung.
Tagesordnung:
Beschlußfassung über die Betheiligung an der Enthüllungsfeier des Kaiserdenkmals in Ratzeburg.
                                                    Der Vorstand.


Sonntag, den 7. d. Mts., Nachmittags von 4 Uhr an werden im Siebenmark'schen Gasthof zu Schlagsdorf Vorträge über eine in Schönberg zu gründende Herberge zur Heimath und Verpflegungsstation gehalten, wozu hierdurch ganz ergebenst eingeladen wird.


Stadt Lübeck.
Schönberg.
Heute Tanzmusik à Tanz 10 Pfg.


Am Sonntag, den 7. und Montag den 8. September findet bei mir ein

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner hierdurch ergebenst einlade.

Am Montag, den 8. Abends: Ball.
Lüdersdorf.                                                     Fahrenkrug,
                                                                          Gastwirth.


R. Jatzow, Augenarzt,
Lübeck, Fischergrube Nr. 84.
zurückgekehrt.


Taragona (Portwein)
à Flasche 1 Mark incl. Flasche empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Zu vermiethen
Siemzerstraße Nr. 195 zu Ostern eine
Wohnung.


Statt jeder besonderen Anzeige.
Als Verlobte empfehlen sich:                          
Helene Janssen
Hugo Heincke.


Am Donnerstag, den 28. August, Morgens 6 1/2 Uhr, endete ein sanfter Tod das Leben meines theuren Mannes und meiner Kinder liebevollen Vater, des

Hauswirths Heinrich Bade

in Pogez, im fast vollendeten 47. Lebensjahre.

Um stille Theilnahme bittet                          
                          M. Bade geb. Meiborg.

Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 3. September, Mittags 1 Uhr in Carlow statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 68 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 68 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. September 1890.


      Nr. 16 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1890 enthält in der
        II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betr. die Gestattung von Erntearbeiten an den nächsten beiden Sonntagen.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Versendung von Postpacketen nach Griechenland.


Zum 2. September.

Vor 20 Jahren wurde die Schlacht bei Sedan geschlagen. Das Ereigniß, dessen Gedenktag wir heute begehen, ist ohne Gleichen in der Geschichte. Selbst Jena, wie unheilvoll seine Folgen auch waren, schrumpft dagegen zusammen. Kaiser Napoleon III. und eine Armee von 85 000 Mann gefangen! "Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!"
Und wie nachhaltig hat das Ereigniß fortgewirkt bis heute! Als der Frankfurter Friedensvertrag geschlossen war, glaubte Niemand sich der Hoffnung hingeben zu dürfen, daß nun 20 Jahre des Friedens folgen würden. Die Erregung unserer Nachbarn jenseits der Vogesen über ihre Niederlage war eine bis zur Fieberglut gesteigerte. Daß wir mit Oesterreich zu einem innigen Freundschaftsverhältniß kommen würden und daß sich später auch Italien dem deutsch=österreichischen Bunde anschließen würde, konnte damals Niemand ahnen. Freilich war damals auch unser Verhältniß ein anderes und besseres zu Rußland, wo sich erst im letzten Jahrzehnt der Panslavismus zu einer steten Friedensbedrohung herausgebildet hat.
Und dennoch! Durch alle Wirren und Trübungen hindurch blieb der Friede erhalten und in allerneuester Zeit haben sich auch Anzeichen wieder eingestellt, auf ein, obschon geringes Nachlassen des Nationalhasses im Osten und Westen schließen lassen. In Rußland hat der Kaiser dem Czaren einen vornehmen Besuch abgestattet. Und aus Frankreich haben sich zweimal, auf der internationalen Arbeiterschutzconferenz und auf dem Aerztetag, hervorragende Franzosen an deutschen Friedenswerken betheiligt.
Und so darf gewiß die Hoffnung festgehalten werden, daß es der Staatskunst unserer Regenten gelingen möge, das Unglück eines Krieges von unserem Vaterlande auch weiterhin fernzuhalten und uns die Leiden auch der siegreichen Kämpfe zu ersparen. Nicht nur eine Freudenfeier ist die des 2. September, sie ist auch eine Feier wehmuthsvoller Erinnerung an die, welche für das Vaterland ihr Leben ließen und todesmuthig dazu beigetragen haben, daß aus den Trümmern des alten Reichs das neue deutsche Reich mit seiner Machtfülle und Herrlichkeit sich erheben konnte.
In keinem deutschen Lande vielleicht hat man bisher mit gleicher Treue wie in Mecklenburg festgehalten an der jährlichen Festfeier zum wiederkehrenden 2. September. Bei dieser Treue soll es auch ferner bleiben, und immer wieder möge, wenn der nationale Festtag, der Sedanstag, zurückkehrt mit der alten Losung "Hie gut Mecklenburg allewege" sich die neue patriotische Losung verbinden: Vorwärts mit Gott für Kaiser und Reich!


Für den 20. September hat S. M. der Kaiser in Kreisau beim Grafen Moltke seinen Besuch angemeldet.
Kaiser Wilhelm hat das von dem Kriegsminister von Verdy vor dem Antritt der kaiserlichen Reisen eingereichte Entlassungsgesuch nach seiner Rückkehr abgelehnt.
Fürst Bismarck empfing in Kissingen den längst angekündigten Massenbesuch aus Württemberg: 64 Nationalliberale aus Heilbronn. Punkt 1/2 2 Uhr wurde die Abordnung vorgelassen. Hierauf begrüßte Vereinsbankdirektor Schmid den Fürsten, indem er kurz auf die Verdienste Bismarcks hinwies. Dieser dankte gerührt und führte u. a. aus, wenn Wirren kommen sollten, solle man an das vor Paris vergossene Württemberger Blut denken, das sei der feste Kitt zur Einheit des Reiches. Man setzte sich dann zu Bier. Professor Egelhaaf brachte auf den Fürsten ein Hoch ans. Der Fürst dankte und sagte, er empfinde jetzt die Annehmlichkeiten eines beschaulichen Lebens; ihm sei so wohl, wie seit Jahrzehnten nicht. Was die Zeitungen schrieben, sei für ihn Staub, den eine Bürste abwische. Er warte das Urtheil der Geschichte ab, sein einziger Ehrgeiz sei eine gute Grabschrift. Die Besucher wurden mit Händedrücken nach einer halben Stunde verabschiedet.
Der Entwurf des neuen deutschen bürgerlichen Gesetzbuches wurde jetzt nach dem Abschluß der Kommissionsarbeiten zunächst den Bundesregierungen übermittelt und unterliegt dort gegenwärtig der Berathung der Justizministerien. Vor dem Jahre 1892 wird der Reichstag kaum berufen sein, an das bürgerliche Gesetzbuch heranzutreten.
An der großen Kaiser=Flottenschau im Kieler Hafen am 3. September, der größten, die jemals in einem deutschen Hafen stattgefunden, werden 46 Schiffe, nämlich 26 große Kriegsschiffe, 2 Divisionsboote und 18 Torpedoboote mit einer Besatzung von annähernd 9000 Mann und 190 Geschützen theilnehmen.
Die Schweineeinfuhr ist in Schlesien gestattet! Eine Sonderausgabe des Amtsblattes in Oppeln bringt unter den 28. August eine neue Verordnung, wonach lebende Schweine aus Oesterreich=Ungarn mit Ursprungsattest, in Oderberg, Szczakowa oder Dzieditz untersucht, nach öffentlichen Schlachthäusern in Rybnik, Ratibor, Myslowitz, Gleiwitz, Oppeln und Beuthen eingeführt werden können.
Der "Reichsanzeiger" schreibt: Inbetreff der Entscheidung der Frage thunlichster Beseitigung des Nachmittags=Unterrichts an den höheren Schulen führte der preußische Kultusminister in einer Verfügung aus, daß hierfür nicht lediglich allgemein pädagogische Gesichtspunkte in Betracht kommen, sondern ebensosehr die betr. Ortsverhältnisse. Bei weiten Schulwegen und wo die Lebensgewohnheiten des Orts eine Verlegung der Hauptmahlzeit auf eine spätere Stunde gestatten, sei im allgemeinen nichts dagegen einzuwenden, obschon ein fünfstündiger Vormittagsunterricht für die kleineren Schüler nicht empfehlenswerth sei.


Kaiser Wilhelm wird zusammen mit dem Könige von Sachsen und dem Regenten von Bayern den Hochwildjagden in Steiermark beiwohnen. In Wien wird kein Aufenthalt weiter genommen werden.
In Folge der ersten Anwendung des neuen Armeegesetzes werden in diesem Jahr in Frankreich 184,922 Rekruten eingestellt gegen 130,453 im vorigen Jahr.
Eines von den Gerüchten, die über die diplomatischen Abmachungen in Petersburg, sofern solche überhaupt stattgefunden haben, in der Presse aufgetaucht sind, besagt auch, Caprivi und Giers hätten eine Anregung zu internationalen Maßnahmen gegen die Anarchisten und Nihilisten vorbereitet.
Die Abrüstungsfrage soll in St. Petersburg zwischen den beiden Kaisern, wie die "Kreuz=Ztg." behauptet, zwar erörtert, dabei aber konstatirt worden sein, daß infolge des Fortbestehens der Gründe, welche die Mißstimmung Rußlands veranlassen, von Rußland kein einseitiges Vorgehen gefordert werden könne. Erst wenn eine Versöhnung zwischen Petersburg und in der Balkanfrage auf die Tagesordnung käme, werde Rußland ebenso wenig wie Deutschland Anstand nehmen, den ersten Schritt zu thun.
Eine richtige Kosaken=Nachricht bringt der "Standard" in seiner letzten Nummer, indem er schreibt: Der deutsche Kaiser Wilhelm sei bei einem der russischen Manöver, an der Spitze des Wyborgschen Regiments, bei einem kühnen, aber unglücklichen Angriff auf überlegene Streitkräfte "gefangen genommen, durch die Dazwischenkunft des Zaren aber wieder befreit und in dessen Suite einrangirt"

[ => Original lesen: 1890 Nr. 68 Seite 6]

worden. Höchstwahrscheinlich, um den Kaiser vor längerer Gefangenschaft, wenn nicht gar noch vor etwas noch Schrecklicherem zu schützen!
In dänischen Hofkreisen versichert man, das russische Kaiserpaar werde Mitte September in Kopenhagen ankommen und darauf Berlin besuchen.
Das vermißt gewesene englische Geschwader des Admirals Seymour ist wieder aufgefunden. Es war inzwischen nach den Azoren gesegelt, eine Fahrt von 1800 englischen Meilen! "Diese Taktik," heißt es, "habe nicht gerade gegen die Instruktionen der Admiralität verstoßen. Das ist ja möglich, aber ein Zusammentreffen mit dem feindlichen Geschwader war dadurch ausgeschlossen.
Die Aufreizungen der irischen Landliga erhalten neue Nahrung durch die in Irland drohende Gefahr einer Hungersnoth. Ein soeben veröffentlichter Bericht der irischen Landkommission erklärt, daß die gesammte Kartoffelernte Irlands, mit Ausnahme einiger kleinen Distrikte in der Grafschaft Down und in der Umgegend von Dublin, total vernichtet ist. Die irischen Führer ermahnen schon jetzt die Pächter, keine Pacht zu bezahlen und nur an die Linderung der bevorstehenden Noth zu denken, da die Kartoffel das wichtigste Nahrungsmittel der ganzen armen irischen Landbevölkerung ist.
Nach genauen Mittheilungen der Madrider Blätter sind seit dem Auftreten der Cholera in Spanien gegen 7000 Personen an der Seuche erkrankt und gegen 4000 Personen gestorben. In den letzten Tagen sind aus den vier verseuchten Provinzen 100 Cholerafälle, davon 47 mit tödtlichem Ausgang, gemeldet worden.
Als ein handelspolitischer Erfolg der Reichsregierung muß der soeben in Konstantinopel erfolgte Abschluß eines deutsch=türkischen Handelsvertrages bezeichnet werden. Bisher bestand kein Vertrag zwischen den beiden Ländern und die Bemühungen, einen solchen zustande zu bringen, hatten lange Jahre keinen Erfolg. Die deutschen Interessen hatten hierunter oft empfindlich zu leiden.
Der Bukarester "Romanul" erfährt, der rumän. Thronfolger werde sich mit einer Tochter des Prinzen Ludwig von Bayern verloben.
Die Cholera wütet in Arabien fürchterlich. Wie viele Personen eigentlich sterben, ist gar nicht genau festzustellen, die Aerzte sind nicht entfernt imstande, alle Kranken zu besuchen. Die nach Mekka strömenden Pilger, denen es oft an jeder Bequemlichkeit, an Nahrung und Kleidung selbst fehlt, erliegen der Seuche zu Hunderten und verschleppen sie nach anderen Orten. Die türkischen Behörden thuen nach dem muselmännischen Grundsatz, daß, wer einmal an der Seuche sterben solle, doch sterbe, auch wenn Vorsichtsmaßnahmen getroffen würden, wenig. Das Elend ist ungemein groß.


- Schönberg. Dem Landvogtei=Diätar Pustir hieselbst sind vorläufig die Geschäfte eines Landreiters für die Vogteien Schönberg und Rupensdorf übertragen.
- Schönberg. In voriger Woche wurde im Thandorfer Holz (Schlagbrügger Revier) ein Hirsch von dem Holzwärter Schmidt geschossen, der schon seit einiger Zeit sich durch Spuren in den dortigen Holzungen bemerkbar gemacht hatte. Es war ein Achtender, der 271 Pfund wog. Bekanntlich sind Hirsche in hiesiger Gegend ein sehr seltenes Wild, das sich gelegentlich einmal in unsere Gegend verirrt, aber wegen der kleinen Holzungen sich hier nie lange aufhält. Der letzte Hirsch wurde im Fürstenthume vor ca. 10 Jahren in der Petersberger Holzkoppel auf einer Treibjagd erlegt.
- Schönberg. Am Freitag Abend machte sich hier am östlichen Himmel ein starker Feuerschein bemerkbar. Es ist in Göttow bei Gadebusch eine Scheune mit großen Erntevorräthen niedergebrannt, die durch Blitz in Brand gerathen war. Das Gewitter war hier nur schwach.
- Schönberg. Vor der Strafkammer beim hiesigen Großh. Amtsgerichte fanden am 29. d. M. in 3 Strafsachen, in welchen die Angeklagten in Untersuchungshaft waren, Hauptverhandlungen statt. - 1. Die erste Strafsache war gegen die aus Schweden gebürtigen Arbeiter P. und A. gerichtet, welche beschuldigt waren, in der Nacht vom 19. auf 20. Juni d. J. zu Lauen den Ziegelmeister Rüppe, bei welchem sie in Arbeit standen und dessen Bruder Heinrich gemeinschaftlich, der Angeklagte P. auch mittels einer Schaufel, eines gefährlichen Werkzeuges mißhandelt und an der Gesundheit geschädigt zu haben. Beide Angeklagte, welche schon über eine ihnen bei der Arbeit ertheilte Rüge gegen den Meister erzürnt waren, hatten am Abend des 19. Juni in Schlutup beim Kaufmann S., bei welchem sie ihre Einkäufe machten, in reichlichem Maße geistige Getränke zu sich genommen und waren in sehr angeregter Stimmung gegen Mitternacht nach Hause zurückgekehrt. Da sie in dem Schlafgemach, welches sie mit noch mehreren anderen Arbeitern theilten lärmten und ihre Schlafgenossen störten, sah sich der Meister veranlaßt, in dies Schlafgemach hineinzugehen und Ruhe zu bieten. Die Herstellung der Ruhe gelang ihm nicht sofort und rief er seinen Bruder Heinrich zu seiner Unterstützung herbei. Zwischen ihnen und den Angeklagten entspann sich ein Wortwechsel, welchen die Gebrüder Rüppe dadurch zu beenden suchten, daß sie den Schlafraum verließen und nach dem Hof hinausgingen. Kaum dort angekommen, sahen sie sich von den Angeklagten, von denen der P. mit einer Schaufel bewaffnet war, verfolgt und um dem unmittelbar drohenden Angriff zu begegnen, ergriff auch der Heinrich R. eine Schaufel, mit welcher er dem A. einen Schlag über den Arm versetzte. Daß der A. wiedergeschlagen hat, konnten die Gebrüder Rüppe nicht behaupten und A. leugnete es. Der Angekl. P. dagegen schlug, wie er zugestanden, den Meister dergestalt auf den Kopf, daß dieser blutüberströmt zur Erde sank. Der zu Hülfeleistung herbeigerufene Arzt aus Schönberg erklärte die Kopfwunde für lebensgefährlich und ordnete die sofortige Ueberführung des Verletzten nach dem Krankenhause zu Lübeck an. Dort ist der Verletzte über 7 Wochen verpflegt und wieder Erwarten soweit geheilt worden, daß er leichtere Arbeiten verrichten kann. Ein Stück des Schädelknochen an der rechten Kopfseite war vollständig zertrümmert, und ist die Lücke in der Schädeldecke verblieben, sodaß dieselbe mit einer Metallplatte verschlossen werden muß. In Anbetracht der Schwere der Verletzung wurde der Angekl. P. zu einer einjährigen Gefängnißstrafe verurtheilt und hatte er es nur seiner bisherigen Unbescholtenheit zu verdanken, daß die Strafe nicht höher normirt wurde. Der A. wurde wegen Mangel des Beweises seiner Betheiligung an der Mißhandlung freigesprochen und sofort aus der Haft entlassen. - 2. Der schon 24 Mal wegen Bettelns und 2 Mal wegen Diebstahls vorbestrafte Schuhmacher J. aus B. war am 11. Juli d. J. nach Verbüßung einer Haftstrafe wegen Bettelei aus dem amtsgerichtlichen Gefängniße entlaßen worden und hatte, nachdem er die Nacht hier in Schönberg verbracht, sich am 12. Juli nach Niendorf begeben. Daselbst bettelte er im Hause des Schulzen und stahl, nachdem er eine Gabe empfangen hatte, die dem Schulzen gehörenden, auf der Diele stehenden Paar Stiefel. Wegen Diebstahls im Rückfall und wegen Bettelns wurde er zu einer sechsmonatlichen Gefängnißstrafe und eine Haftstrafe von 3 Wochen verurtheilt, auf welche letztere Strafe ihm die erlittene Untersuchungshaft angerechnet wurde. - 3. Ebenfalls eines Diebstahls von einem Paar Stiefel war der Arbeiter H. aus Huwin angeklagt, welcher vor 8 Jahren als 15jähriger Knabe wegen Diebstahls vorbestraft war. Derselbe hatte bei dem Hauswirth Oldenburg zu Rieps gedient und war nach seiner Dienstentlassung Mitte Juli d. J. in den Dienst eines andern Hauswirths in Rieps getreten. Seine im Hause des Oldenburg erlangte Localkenntniß benutzte er dazu, ein Paar Stiefel aus dem Stalle zu entwenden. Als Dieb wurde er dadurch ermittelt, daß er die Stiefel zu dem Schuhmacher brachte und denselben aufforderte die Schäfte von denselben abzuschneiden. Die gegen ihn erkannte Gefängnißstrafe wurde nur auf 1 Monat Gefängniß bemessen, weil die schwereren Strafen des Rückfalls, wie sie in der zweiten Sache zur Anwendung gekommen waren, in diesem Falle ausgeschlossen bleiben mußten.
- Wie das "M. T." erfährt, wurden am Dienstag zwei Pferde des Hauswirths Möller=Hohenschönberg bei Klütz auf Anordnung der vorgesetzten Behörde und in Gegenwart einer Commission getödtet, da das eine derselben vom Rotz befallen

[ => Original lesen: 1890 Nr. 68 Seite 7]

war, während das andere dieser Krankheit verdächtig erschien.
- Der Dampfer "Marie Louise" von Lübeck, Kapitän Nachweg, ist am Donnerstag von Petersburg aus ausgelaufen und hat unterwegs ein entmastet treibendes Schiff getroffen. Die "Maria Louise" rettete dessen ganze Mannschaft und kehrte damit nach Petersburg zurück.
- Ein früher und harter Winter steht in Aussicht, wenn wir den von Naturkundigen beobachteten Erscheinungen in der Thierwelt Glauben schenken wollen. So behaupten die Imker, daß die sogenannte Drohnenschlacht in den Bienenstöcken desto frühzeitiger erfolge, je eher kalte Witterung zu erwarten sei. Und diesmal hat die Drohnenschlacht vielfach bereits in den ersten Augusttagen stattgefunden. Aus den Flugübungen der jungen Störche will man ebenfalls folgern, daß diese Vögel bald die Reise in südlichere Gegenden antreten werden. Auch in der Pflanzenwelt will man Merkmale für frühzeitigen Eintritt des Winters entdeckt haben. Der Vogelbeerbaum hat besonders reichlich getragen. Verschiedene Waldhölzer haben den zweiten Saft, den Johannistrieb, sehr zeitig bekommen.
- In Parchim trat ein Komitee zusammen, um durch ganz Deutschland eine Sammlung zu veranstalten zu dem Zwecke, das Geburtshaus Moltkes anzukaufen und dasselbe mit dem weiteren Ertrage der Sammlung dem Grafen Moltke als deutsche Ehrengabe darzubringen unter gleichzeitigem Ersuchen, das Haus nebst dem gesammelten Kapital zu irgend einer Stiftung zu bestimmen.
- Nach einer dem "B.=C." zugehenden Nachricht fand am Dienstag früh beim Gute Tonkithal, in der Nähe von Perleberg, zwischen zwei Offizieren des 35. Infanterieregiments ein Pistolenduell mit einem für beide Gegner blutigen Ausgang statt. Der eine Gegner soll mit einer Verwundung an der Schulter in sein Quartier zurückgekehrt, der andere hingegen mit einem Schuß in den Unterleib auf dem Gute Tonkithal untergebracht worden sein.
- Der Oberrhein ist im starken Steigen begriffen und das Wasser ist seit einigen Tagen annähernd um 2 Meter gewachsen. In den Nebenflüssen wächst das Wasser reißend an.
- Kommerzienrath Krupp in Essen erhielt den Rothen Adlerorden dritter Klasse. Zugleich veröffentlicht der "Reichsanzeiger" die Verleihung von 13 Orden an Werkführer und Arbeiter in den Kruppschen Werkstätten.
- Der Geh. Kommerzienrath Krupp in Essen hat zur Erinnerung an den 20. Juni, den Tag des Besuches Kaiser Wilhelms II., ein Stipendium gestiftet, aus welchem die Söhne von Meistern und Arbeitern der Kruppschen Werke, die durch Fleiß und Fähigkeit während des Schulbesuches sich ausgezeichnet haben, die Mittel zum Besuch einer technischen Hochschule erhalten können. Alljährlich sollen zu diesem Zwecke am 20. Juni 12 000 Mark ausgezahlt werden.
- Eine interessante Nachricht giebt der Obmann des "Allgemeinen Vereins für vereinfachte Rechtschreibung", Dr. Fricke=Wiesbaden, den Mitgliedern dieses Vereins. Ermuthigt durch die Aeußerungen des Kaisers über die Mängel der jetzt üblichen Orthographie und seine Bestimmung, daß alles Ueberflüssige und Unwesentliche aus dem Schulunterrichte entfernt werden solle, hat der engere Ausschuß ein Schreiben mit der Bitte um eine Regelung der Orthographie nach den Grundsätzen der Lauttreue an Kaiser Wilhelm gerichtet und infolge dessen die Antwort erhalten, daß derselbe das Unterrichtsministerium beauftragt habe, den Gegenstand in weitere Erwägung zu ziehen.
- In Paderborn ist der älteste Bürger der Stadt, Kreisgerichtsrath Consbruch (aus Bielefeld gebürtig) gestorben. Das Leben des wackeren alten Junggesellen war geregelt, wie eine pünktlich gehende Uhr. Sechzig Jahre wohnte er in ein und demselben Hause zu Miete; seine Haushälterin hat es 55 Jahre bei ihm ausgehalten; dann starb sie. Bis in sein 79. Jahr versah Rath Consbruch seinen Richterdienst; er brachte es auf 92 Lebensjahre.
- Aus Ohlau in Schlesien wird gemeldet, daß dort in letzter Zeit mehrere choleraverdächtige Erkrankungen mit tödlichem Ausgang vorgekommen sein sollen. Das Landrathsamt hat die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln getroffen.
- Am Montag hackte der Eigenkäthner Bruns in Westerwich bei Thenningshausen seiner Frau, mit welcher er in ehelicher Zwietracht lebte, in Gegenwart seiner Kinder mit einem Beil den Kopf ab und erschoß sich unmittelbar darauf selbst. Die verwaisten unglücklichen Kinder sind vorläufig bei einer bekannten Familie untergebracht.
- In der Person eines beschäftigungslosen Kutschers ist der Verbrecher, der unlängst eine in Neustadt (Schwarzwald) sich aufhaltende Dame aus Mannheim im Walde angefallen und beraubt hatte, ermittelt und dingfest gemacht worden.
- In der Dienstag=Nacht war ein betrunkener Knecht mit dem zweispännigen Fuhrwerk seines Dienstherrn auf das Bahngeleise bei Braunsberg (Ostpreußen) gerathen und fuhr auf diesem gerade dem Zuge entgegen. Pferde und Wagen wurden vollständig zermalmt. Den Knecht aber fand man, rittlings auf einem Puffer der Maschine, unversehrt vor.
- In Posen langten fünf deutsche Familien, welche viele Jahre hindurch in Rußland gelebt haben, an, um sich in der dortigen Provinz anzusiedeln; die Gesellschaft bestand aus 40 Personen, darunter 30 Kinder. Der ganze Weg, vom Kaukasus bis dorthin, wurde per Wagen zurückgelegt; infolge dessen brachten die Reisenden zwei volle Monate unterwegs zu; Menschen und Thiere werden wohl längere Zeit bedürfen, um sich von der Anstrengung zu erholen.
- Nach mehrtägigen Gewitterregen gab es bei Kempten im bayerischen Gebirge wieder Schnee und zwar nicht nur im Hochgebirg, sondern auch in den Vorbergen (bei Immenstadt). Die schon vorhanden gewesene Hochwassergefahr hat der Schneefall beseitigt.
- In München wurde wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses der 50jährige Telegraphendiätar J. Schmidt zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. Er hatte dem Redakteur und Verleger einer Korrespondenz Mittheilung von einer am 21. Februar cr. vom Kriegsministerium an die Generäle v. Orff, Safferling und Parsebal aufgegebenen Depesche gemacht, die von der Korrespondenz an mehrere Zeitungen weiter versandt wurde.
- Nach den neuesten Meldungen aus Bern hat man die Hoffnung aufgegeben, den Grafen Villanova und dessen Führer Maquignaz und Castagneri, welche am 18. August den Montblanc bestiegen hatten, noch am Leben wiederzufinden. Am Montblanc ist in den letzten Tagen ungeheuer viel Schnee gefallen. Dieser heftige Schneefall und das herrschende Unwetter haben denn auch den Advokaten Ginella" der mit fünf Führern aufgebrochen war, um den Grafen Villanova zu suchen, am Weitersteigen verhindert.
In den Bergen erfroren ist am vergangenen Montag auf der Alpe Lizum bei Innsbruck ein 16 Jahre alter Hirtenknabe mit Namen Josef Freisinger aus Axams. Er war mit einem Genossen verirrte Schafe suchen gegangen, hat sich dabei selbst verirrt und ist, ehe Hülfe herbeikommen konnte, erfroren.
- Rauchende Fürstinnen. Die Kaiserin von Oesterreich raucht täglich, so erzählt ein Londoner Blatt, 30-40 türkische und russische Cigarretten. Christine, die Königin=Regentin von Spanien, ist ebenfalls eine große Liebhaberin von Taback. Sie konsumirt eine große Quantität egyptischer Cigarretten und nichts macht ihrem kleinen König Alphonso mehr Vergnügen, als wenn seine Mutter ihm erlaubt, ein Zündhölzchen zu streichen und ihr die Cigarrette im Munde anzuzünden.
- In Bezug auf die Japaner warnt der "Export" unsere Industriellen vor zu sorgloser Einführung der Europa besuchenden Herren in ihre Fabrikationsgeheimnisse. Mit ihrer leichten Auffassungsgabe lauschten sie ihnen zu viel ab. Schon machten sie uns in China mit Bier Konkurrenz, sie fabrizierten bereits schwedische Streichhölzer, Schirme und Schirmtheile, billige Baumwollenstoffe, Metallknöpfe, Petroleumlampen=Brenner u. dgl. m. In den beiden letzteren Artikeln wird der chinesische Markt bald für uns verloren sein.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 68 Seite 8]

Des billigen Preises wegen geschieht der Ausverkauf nur gegen baare Zahlung.
Während des Ausverkaufs sind verschied. Sachen mit Preisen im Schaufenster.

Grosser Inventur-Ausverkauf.

Am 31. August eröffne ich meinen ersten großen Inventur=Ausverkauf, um sämmtliche bei der Inventur zurückgesetzten Waaren vor Eintreffen der neuen Herbst= und Wintersachen zu räumen, werden selbige zu und unter Einkaufspreisen verkauft.
Besonders mache ich auf die seit meiner Etablirung entstandenen Reste aufmerksam, sowie
                Kleider - knappen Maßes,
                Anzüge - knappen Maßes,
                einzelne Hosen - knappen Maßes,
                Bettinletts - knappen Maßes,
                Bettbezüge - knappen Maßes
ferner den Rest meiner Damen-Sommermäntel, Umbindungen und Jaquetts, sowie einen kleinen Theil vorjähriger Wintermäntel werden im Verhältniß zu untenstehenden Preisen verkauft.
                Jaquetts sonst Mk. 3. -, jetzt Mk. 1,75.
                Jaquetts sonst Mk. 6. -, jetzt Mk. 3,25.
                Regenmäntel sonst Mk. 6. -, jetzt Mk. 3,75.
                Regenmäntel sonst Mk. 12. -, jetzt Mk. 7,00.

                                                    Heinrich Meyer,
                                                    Schönberg i. M.

NB. Der Verkauf der Mäntel dauert nur bis zum 10. Sept., da der Rest dann verkauft ist.


J. W. Hundt, Schumachermstr., Schönberg i. M.

empfiehlt dem geehrten Publikum sein großes Lager von fertigen Schuhwaaren in nur durchaus guter und haltbarer Waare zu nachstehend verzeichneten, billigen Preisen:
Ein Paar rindlederne Kropfstiefel, eigenes Fabrikat und wie bestellt gearbeitet M. 14. - .
Ein Paar genärbte rindlederne Halbstiefel, eigenes Fabrikat und wie bestellt gearbeitet M. 8.50.
Ein Paar gewichste rindlederne Halbstiefel von an M. 7.50.
Ein Paar Herren=Morgenschuhe mit Lederbesatz M. 4.50.
Ein Paar Damen=Zugstiefel von Glace mit Lackblatt von an M. 8.50.
Ein Paar Damen=Zugstiefel von gutem Roßleder von an M. 5. -.
Kaben=, Mädchen= und Kinderstiefel in großer Auswahl. Steppschuhe, Filzschuhe, Filzpantoffel in großartiger Auswahl, in jeder Art und Größe, von den billigsten bis zu den feinsten Bestellungen nach Maaß, sowie jede Reparaturen werden auf Wunsch sofort und aufs Billigste ausgeführt.


Hängelampe      

Zum Einkauf von Lampen empfiehlt sein reichhaltiges Lager von

Hänge-Lampen,
Tafel-Lampen,
Tisch-Lampen,
Wand-Lampen,
Hand-Lampen,
in den verschiedensten Mustern und Größen, sowie
Wagen-Laternen,
Stall-Laternen,
Taschen-Laternen.,
ferner
Glocken, Cylinder u. Docht
in bester Qualität.
Hochachtungsvoll
W. Wieschendorf,
Klempner.


Dem Landwirthschaft treibenden Publikum Schönberg's und Umgegend mache hierdurch die ergebene Mittheilung, daß ich einen Trieur bester Sorte angeschafft, welcher allen Unrath aus dem Korn ausscheidet, und ein ganz vorzügliches Saatkorn liefert. Nehme nun Korn an zum Reinigen und bitte diese günstige Gelegenheit zu benutzen.

Mühle=Schönberg.                                                     O. Franck.


Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,                                                    
Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Montag.


Empfehle eine Partie                                                    
echt Holsteiner Fett-Käse
in durchgelagerter Waare à Pfund 25 Pfennig (Mecklenburg)., in Broden billiger.                          
Schönberg.                                                     Max C. Sass.


Zu verkaufen ein                          
Faselschwein
1/4 Jahr alt, beim Handelsmann Behrend zu
                          Schönberg, Siemzerstraße Nr. 109.


Zu Michaelis suche für mein Eisenwaaren-Geschäft einen                          
Lehrling
Ratzeburg.                                                     Moritz Stein.


Gesucht zu Hof Wahrsow                          
tüchtige Arbeiter
zur Nachmatternte.


Zum 24. October d. Js. wird in der Mühle zu Schönberg ein tüchtiges

Küchenmädchen

welches gut melken kann, gesucht.


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