No. 60
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. August
1890
sechzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1890 Nr. 60 Seite 1]

Kaiser Wilhelm hat am Freitag Mittag unter dem Donner der Schiffsgeschütze und der Hafenbatterien von Wilhelmshaven aus an Bord der "Hohenzollern" die Reise nach Ostende angetreten. Das Manövergeschwader dampfte vorauf, die Corvette "Irene" folgte der kaiserlichen Yacht. In der Nacht zum Donnerstag hatte der Kaiser wieder an Bord der "Hohenzollern" übernachtet und war am Abend einer Einladung des Chefs der Marinestation der Nordsee, Viceadmiral Paschen, zum Diner gefolgt.
Wie verlautet, wird Kaiser Wilhelm Petersburg auf seiner russischen Reise nicht berühren.
Das deutsche Geschwader, das unter dem Oberbefehl des Kaisers vom 8. bis 10. September große Manöver ausführen soll, wird dem Vernehmen nach aus 8 Panzerschiffen, 2 Avisos, der Kaiseryacht "Hohenzollern" und der Kreuzerkorvette "Irene" bestehen. Die Schiffe haben zusammen 97 Geschütze und 4740 Mann Besatzung. Die zu demselben Zweck vereinigte Torpedoboot=Flottille wird 1 Aviso, 2 Divisionsboote und 12 Torpedos mit 480 Mann umfassen.
Die Denkschrift des Reichskanzlers v. Caprivi über die deutsche Colonialpolitik hat nicht blos in London, sondern sogar in Paris wegen ihrer ruhigen sachlichen Sprache und ihres klaren Inhaltes volle Zustimmung gefunden. Einzelne französische Blätter stellen die Denkschrift sogar ihren Ministern als Muster hin. Daß sie selbst freilich eines gesetzten und anständigen Tones sich bedienen wollen, davon ist leider noch immer nichts zu erkennen.
Die Erwerbung der Insel Helgoland für das deutsche Reich beschäftigte den Kaiser und die maßgebenden Kreise schon lange. So hat Graf Herbert Bismarck früher ein längeres Gespräch mit dem Abgeordneten Kalle gehabt, und schon damals zu dem genannten Herrn geäußert, die Erwerbung der Insel solle angeregt werden, sobald eine geeignete Gelegenheit zur Anknüpfung von Verhandlungen gekommen sei. Sobald die Verhältnisse sich günstiger gestaltet hätten und man über ein geeignetes Compensationsobject verfügen könne, werde man vorgehen. Fürst Bismarck ist also mit dem Uebergang Helgolands an das deutsche Reich zweifellos einverstanden gewesen.
Zum Vollzug des Alters= und Invaliditätsversicherungsgesetzes ist laut soeben erlassener Verordnung für Baiern eine Organisation geschaffen worden, mit einem "Vorstand" und einem daneben fungirenden "Ausschuß". Zum Vollzug dieses Gesetzes wird die Thätigkeit der Gemeindebehörden nur in beschränktem Maße in Anspruch genommen, während die umfassenderen und schwierigeren Verhandlungen den eigentlichen Staatsbehörden (Bezirksämtern, Kreisregierungen) überwiesen sind. Die Gemeindebehörden haben lediglich die Ansprüche auf Rentenbezug zu Protokoll zu nehmen und hierüber Vertrauensmänner und Krankenkassen zu vernehmen, die Ausstellung und den Umtausch der Quittungskarten, sowie die Entwerthung der Beitrags= und Zusatzmarken vorzunehmen.
Die Erhöhung der Beamtengehälter bei der Post macht bekanntlich erhebliche Mehrausgaben nöthig. Um diese einzubringen, soll an andern gespart werden, namentlich bei den Bauten. Daß die letzteren zu splendid ausgeführt seien, wurde im Reichstage schon von allen Parteien ausgeführt.
Geh. Rath Dr. Hintzpeter hat eine neue Schrift über die Bekämpfung der Sozialdemokratie ohne Ausnahmegesetz verfaßt. Dieselbe ist dem Kaiser von seinem ehemaligen Erzieher bereits überreicht worden.
Die Differenzen, die seit einiger Zeit innerhalb der sozialdemokratischen Partei bestehen, treten immer mehr in Erscheinung. Die neueste Illustration zu diesem Capitel liefert eine gegen die sächsische Arbeiterzeitung gerichtete Erklärung Bebels, in der es heißt, daß sich das genannte Blatt "bubenhaft" betrage und daß er demnächst mit dessen Redaction ein Wort sprechen werde.
Nach düsterer kummervoller Zeit ist wieder ein heller Sonnenstrahl auf das Kaiserhaus von Oesterreich gefallen. In Ischl hat am Donnerstag die Erzherzogin Marie Valerie, die jüngste Tochter des Kaisers Franz Josef, ihrem Vetter, dem Erzherzog Franz Salvater, die Hand zum Ehebund gereicht. Alle Länder der österreichischen Krone haben an diesem freudigen Familienereignis innigen Antheil genommen und zu Ehren der Neuvermählten Festlichkeiten veranstaltet. Schon am Mittwoch prangten die meisten Städte im Flaggenschmuck, viele Orte hatten illuminirt und Militärkapellen zogen an die Spitze des jubelnden Volkes mit klingendem Spiel durch die Straßen. Die Vermählung, zu der die Mitglieder des Kaiserhauses fast vollzählig (auch Kronprinzessin=Wittwe Stephanie mit ihrer Tochter fehlte nicht) in Ischl versammelt waren, hat mit großartigem Gepränge stattgefunden. Wie verlautet, soll sich an diesem Hochzeitstag noch ein freudiges Familienereigniß knüpfen: die Verlobung des Erzherzogs Franz Ferdinand von Este mit der ältesten Tochter des Prinzen Leopold von Bayern, Prinzessin Elisabeth.
Der Zerfall zwischen dem Prinzen Ferdinand von Coburg und der Familie seiner Mutter, den Orleans, wird wieder durch einen Artikel des Pariser "Soleil", der ausschließlich im Dienst dieser Familie steht, recht drastisch beleuchtet. "Wir können die Thorheiten des Fürsten Ferdinand nicht in Abrede stellen," heißt es in diesem Aufsatz, "aber wir sind besorgt wegen der Folgen, die seine Absichten, welche er im Begriff ist, zu verwirklichen, nach sich ziehen können." Schwere Verwicklungen würden nach der Meinung des "Soleil" daraus hervorgehen, die zum Krieg zwischen Oesterreich und Rußland führen müßten. Alsdann werde es vor Allem darauf ankommen, ob Oesterreich von anderer Seite unterstützt werde. Wenn nicht, so sei es verloren; wenn aber wohl, so werde ein allgemeiner europäischer Krieg entstehen. Hieraus ergebe sich, daß die Entschließung des Prinzen Ferdinand durchaus als ein Unglück zu betrachten sei. Unter den Absichten, von denen hier die Rede ist, soll jedenfalls in erster

[ => Original lesen: 1890 Nr. 60 Seite 2]

Linie die geplante Unabhängigkeits=Erklärung Bulgariens verstanden sein, die ja aber nach den neuerdings eingetroffenen Nachrichten vorläufig wieder aufgegeben worden ist.
Die russische Regierung hat neuerdings sehr scharfe Verordnungen gegen die Juden erlassen, durch die nahezu eine Million derselben genöthigt werden, ihre bisherigen Wohnsitze zu verlassen. Auf Grund dieser Edikte dürfen die Juden in ganz Rußland künftighin nur in Städten, nicht auf dem Lande wohnen. Kein Jude darf länger Land besitzen oder bewirtschaften. Alle Juden, welche außerhalb der ihnen als Wohnsitz angewiesenen 16 Gubernias ansässig sind, sollen ausgewiesen werden, was die Ausweisung der jüdischen Kaufleute aus solchen Handelsstädten wie Riga, Libau, Rostow bedingt. Außerdem sind die Juden von dem Besuch der Universitäten und Hochschulen und von allen Staatsämtern ausgeschlossen. Wie der Londoner "Standart" erfährt, hat sich ein einflußreiches Mitglied der Londoner Judengemeinde nach Paris begeben, um die französische Regierung zu veranlassen, ihren Einfluß zu Gunsten der Juden bei der russischen Regierung auszuüben.
In Rom will man wissen, daß in der leidigen Frage der Sperrgelder ein Einvernehmen zwischen der preußischen Regierung und dem Vatikan erzielt sei. Preußen werde die Hälfte des Kapitals der Sperrgelder herausgeben und von der anderen Hälfte die Zinsen bezahlen.
Das britische Unterhaus nahm die Helgoland=Vorlage endgültig und unverändert an. Die amtliche Verkündigung des Gesetzes wird im Einverständniß mit der Reichsregierung erfolgen, ein anderes Verfahren ist auch unmöglich, denn in demselben Augenblick, in welchem die amtliche Publikation erfolgt, ist Helgoland nicht mehr englisch, sondern deutsch, muß also die deutsche Besitzergreifung erfolgen.
Für die Taufe des neugeborenen Prinzen in Athen ist vorläufig der erste oder zweite Sonntag des August (alten Stils) in Aussicht genommen. Sie soll mit großem Prunk von dem Metropoliten unter Assistenz des heiligen Synods im Dom zu Athen vollzogen werden. Das königliche Haus und sämmtliche Minister werden dem heiligen Akte beiwohnen. Paten werden sein der deutsche Kaiser und die Kaiserin, der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, die Königin von England, der König und die Königin von Dänemark, die Kaiserin Friedrich; die Prinzessinnen Victoria und Margarethe, der Prinz und die Prinzessin von Wales, die Erbprinzlich Meiningenschen Herrschaften, Großfürst Paul und Großfürstin Alexandra, Prinz Georg und Prinzessin Marie von Griechenland u. s. w. Der Großfürst=Thronfolger und Großfürst Georg, die zur Zeit der Taufe mit einem russischen Geschwader im Piraeus sein sollen, werden der Taufe mit großem Gefolge beiwohnen.
Die Nachrichten aus dem spanischen Choleragebiet lauten in den letzten Tagen wieder ungünstiger. Die Epidemie dehnt sich bei der anhaltenden ungewöhnlichen Hitze langsam in den Provinzen Murcia, Taragona und Alicante aus. In der Provinz Valencia sind am Mittwoch 48 Erkrankungen und 22 Todesfälle vorgekommen.
Aus Deutschostafrika wurde berichtet, daß die räuberischen Masatis wieder auf dem Vormarsche gegen unsere Schutzgebiete begriffen seien und darum in Bagamoyo Truppen gesammelt würden. Es ist aber zu keinem Kampfe mehr gekommen, die Masatis haben sich vor den anrückenden deutschen Truppen ohne Widerstand zerstreut. Damit dürfte nun die Ruhe wohl dauernd gesichert sein. - Emin Pascha hatte einen scharfen erfolgreichen Kampf mit den Eingeborenen von Ugogo. Von diesen sind viele getödtet. Emin hat auch 12 000 Rinder erbeutet.


- Neustrelitz, 31. Juli. I. H. die Prinzessin Friedrich von Anhalt, Tante I. K. H. der Erbgroßherzogin, ist am hiesigen Hofe zu kurzem Besuche eingetroffen und von Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Erbgroßherzogin am Bahnhofe empfangen und begrüßt worden. Die hohe Dame reist morgen nach Kopenhagen.
- Schönberg, 4. August. Gestern Morgen halb 5 Uhr entstand auf dem Gehöfte Nr. II. des Schulzen H. Lühr zu Lüdersdorf in der großen Scheune ein Schadenfeuer, welches dieselbe nebst Inhalt völlig einäscherte. Verbrannt sind außer der Scheune erhebliche Futtervorräthe, landwirtschaftliche Maschinen und Wirthschaftswagen. Auch zwei unversicherte Fuder Roggen kleiner Leute, welche am Abend vorher zum Schutz vor dem Regen in diese Scheune gefahren waren, konnten nicht gerettet werden. Bei der herrschenden Windstille und der alsbald zur Stelle gekommenen zahlreichen Hülfe, wurde der Brand auf das Gebäude beschränkt. Den Schaden hat die Norddeutsche Feuerversicherungs=Gesellschaft in Hamburg zu tragen.
Die Fürstin Bismarck, die alljährlich mehrere Wochen Bad Homburg zu besuchen pflegt, traf daselbst zu längerer Kur am Freitag Abend ein. Sie sieht sehr leidend aus und wurde in einem Rollstuhl gefahren.
- Die 20. Wiederkehr des Sedantages beabsichtigen in diesem Jahre alle Berliner Kriegervereine gemeinsam zu begehen und zwar in der noch erhaltenen Festhalte des Bundesschützenplatzes. Auch die Ritter des Eisernen Kreuzes, welche am 2. Sept. d. J. einen großen Appell in Berlin veranstalten wollen, haben ihr Augenmerk bereits auf die Schützenfesthalle gelenkt.
- Die Einführung einer einheitlichen Eisenbahnzeit im Bereiche des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen wurde in der Generalversammlung des Vereins in Dresden auf Antrag der Direction der ungarischen Staatseisenbahnen angenommen. Die Einführung erfolgt im nächsten Sommerfahrplan.
- Die Apotheke in der Spandauer Straße zu Berlin ist die älteste dieser Stadt. Sie wurde unter der Regierung des Kurfürsten Johann Cicero errichtet und am 20. September 1488 eröffnet.
- Ein merkwürdiger Irrthum ist in Spandau passirt. Man hat nämlich "aus Versehen" eine ganze Strecke der Stadtmauer niedergerissen. Jetzt baut man sie wieder auf.
- Aufsehen erregt in Euskirchen (Rheinprovinz) die plötzlich erfolgte Verhaftung zweier angesehener Tuchfabrikanten. Dieselben wurden sofort nach Kiel abgeführt. Wie gerüchtweise verlautet, soll es um die Bestechung einiger Zahlmeister sich handeln.
- Wie vor drei Jahren sind jetzt wieder etwa 200 alte Krieger aus Sachsen mittelst Sonderzuges aus ihrer Heimath nach Elsaß=Lothringen gekommen, um die Orte, wo sie vor 20 Jahren auf blutgetränktem Schlachtfelde mit dem Feinde rangen, wiederzusehen.
- Eine sonderbare Illustration zu der Klage über schlechte Zeiten lieferte der vergangene Sonntag in München. An diesem Tage wurden, begünstigt durch das schöne Wetter, in dortiger Stadt wie Umgegend nicht weniger als 48 Stiftungs=, Wald= und Gartenfeste abgehalten.
- Im Südlichen Theile des Bezirks Sundal in Schweden, in den drei Gemeinden von Frändefors, Bralanda und Sundal mit einer Bevölkerung von über 10 400 Personen, starben im vergangenen Jahre nur 100 Personen, also nicht ganz 10 vom 100. Von diesen 100 Personen waren zudem die meisten 70, 80 und 90 Jahre alte Greise, sehr wenige Kinder und fast niemand im jugendlichen oder Mannesalter.
- Schulhumor. Lehrer: "Weißt Du wohl, Hans, wer das gesagt hat: "Die schönen Tage von Aranjuez sind nun vorbei?" Hans: "Jawohl, das hat mein Vater gesagt, als die Mutter von der Badereise zurückgekehrt ist."


Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, erlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 60 Seite 3]

Eisenbahn-Verbindungen.
Gültig vom 1. Juli 1890 ab.

Die in Klammern stehenden Zeiten bedeuten die Ankunftszeit, die mit * versehenen Fahrzeiten bezeichnen Schnellzüge.
Von Schönberg nach:

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Anzeigen.

Zur Publikation des Testaments des am 2. Juli 1890 zu Palingen verstorbenen Knechts Heinrich Wilhelm Boye ist auf

Mittwoch, den 6. August 1890,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Amtsgerichte Termin angesetzt, was den etwaigen Erbinteressenten hierdurch bekannt gemacht wird.
Schönberg, den 28. Juli 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    Schnell.


Von den Erben des hieselbst verstorbenen Bäckermeisters P. Hinzelmann bin ich beauftragt, deren im s. g. Köppenmoore belegene Wiese von ca. 2 1/2 Scheffel Aussaat Größe öffentlich meistbietend zu verkaufen. Ich setze den Verkaufstermin an auf

Donnerstag, den 14. August d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

in Spehrs Hotel hieselbst. Ein Ueberbotstermin findet nicht statt. Die Bedingungen können bei mir eingesehen werden.
Schönberg, den 4. August 1890.

                                                    H. Fölsch,
                                                    Rechtsanwalt.


Kola=Nuß=Liqueur
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


In der nächsten Woche werde ich einen Transport hannöverscher

Hengst-Säugefüllen

im Boye'schen Gasthause zur Auction bringen. Der Tag wird näher bekannt gemacht.

                                                    J. Köser, Hofpächter.
                                                    Assel bei Stade.


Holzkohlen
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Blendend weissen Teint
erhält man schnell und sicher,                                                    
Sommersprossen
verschwinden unbedingt durch den Gebrauch von
Bergmann's Lilienmilch-Seife
allein fabricirt von Bergmann & Co. in Dresden.
Verkauf à Stück 50 Pfennig (Mecklenburg). bei Apotheker Montag.


Pferde=Harken,
sowie 2- u. 3schaarige Pflüge
zum Schälen und Tiefpflügen, empfiehlt                          
Gr. Siemz.                                                     W. Bohnhoff,
                                                                     Schmiedemeister.


Verband Mecklb. Molkerei-Genossenschaften.

Wir bringen hiermit zur Kenntniß der betheiligten Kreise, daß von uns die von der Anwaltschaft der Vereinigung der deutschen landwirthschaftlichen Genossenschaften ausgearbeiteten Statutenentwürfe für landwirthschaftliche Genossenschaften aller Art. - Molkerei=Genossenschaften, landw. Consum=Vereine, Spar= und Darlehnskassen - und zwar sowohl für solche mit unbeschränkter, als auch mit beschränkter Haftpflicht, ferner Formulare für Neugründungen, für den Verkehr mit den Gerichten etc. bezogen werden können und sind zu jeder gewünschten Auskunftsertheilung gerne bereit.

Der Vorstand des Verbandes Mecklenbg. Molkerei=Genossenschaften.
I. A.:
H. Priester-Gragetopshof bei Rostock i/M.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 60 Seite 4]

Die unterzeichnete Intendantur eröffnet, wie in den Vorjahren, für Auswärtige ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (4 größ. Opern und 2 groß. Schauspiele) in der Spielzeit 1890/91, für welche ein Platz im ersten Range 12 M., im Parkett u. in der Parkettloge 10 M., im II. Rang, Balkon und Mitte 6 M., im II. Rang Seite 5 M. kostet. Für die Reise nach Schwerin und zurück an demselben Tage werden bei genügender Betheiligung Rückfahrtskarten zum einfachen Fahrpreise ausgegeben. Die Eintrittskarten werden nicht auf Namen ausgestellt und sind Theater und Eisenbahnbillets gleichzeitig einzulösen.
Zur Entgegennahme von Abonnements=Anmeldungen u. zur Auskunfts=Ertheilung wird Herr Oekonomie=Inspektor Dierke

am Donnerstag, den 14. August, Vorm. 10 1/2-12 Uhr,
in Schönberg (Spehrs Hotel),

anwesend sein, und hat sich Herr Hotelbesitzer Spehr zur Entgegennahme weiterer Anmeldungen bis zum 1. September freundlichst bereit erklärt.

Die Ausgabe der Karten erfolgt im September.
Schwerin, den 30. Juli 1890.                                                    
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Das Sedanfest
wird auch in diesem Jahre in bekannter großartiger Weise in Ratzeburg gefeiert.


Saison-Ausverkauf.

Wegen vorgerückter Saison verkaufen wir von heute ab sämmtliche noch vorhandenen Sommerartikel, als:

Umhänge, Jackettes, Kleiderstoffe, Strohhüte, Sonnenschirme u. s. w.
zu Einkaufspreisen.                                                    
                                                    H. Scheer & Barkenthien.


R. Jatzow, Augenarzt,
Lübeck,
verreist am 6. August.


Beste emaillirte Kochtöpfe,Kaffeekannen, Theekessel, Tassen, Milchtöpfe, Spülwannen, Waschschüssel, Wasserkannen, Nachtgeschirr u. s. w. Sehr starke lackirte Blecheimer, emaillirte u. verzinkte Eimer, letztere extra stark zum Viehtränken,
hält vorräthig und empfiehlt

                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Geladene Jagdpatronen und Pulver aus der Fabrik

Rottweil Hamburg

empfiehlt zu Fabrikpreisen                                                    

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Dachpappe bester Qualität
empfiehlt in 10 Meter=Rollen billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Vom Mittwoch, den 6. August ab, habe ich jeden Morgen schöne, frische

Weinkirschen

zu verkaufen à Pfund 27 Pfennige.

                                                    P. Nehls, Handelsmann.
                                                    Marienstraße 46a.


Den Rest meiner Strohhüte und Sonnenschirme verkaufe ich von jetzt an wegen vorgerückter Saison zu ganz bedeutend herabgesetzten Preisen.

                                                    Hugo Heincke.


Der Rest

des Bernh. Gartz'schen Lagers, als Strohhüte, Sommer= und Wintermützen, sowie Filzschuhe, wird zu jedem annehmbaren Preis verkauft.


Pferdeharken

habe wieder vorräthig.
Auch bringe meine ganz aus feinstem englischen Gußstahl gearbeiteten

Schmiedesensen

in empfehlende Erinnerung; dieselben haben sich in der kurzen Zeit ihrer Einführung so glänzend bewährt, daß sie allseitigen Beifall gefunden.

Garantie selbstverständlich.
Schönberg i. M.                                                     J. Oldenburg.


Am Mittwoch, den 6. August werden zu Hof Mechow Rappsschoten verbrannt.


Am Mittwoch, den 6. August, Morg. 10 Uhr, werden auf hiesiger Feldmark Rappsschoten verbrannt.

Hof Lockwisch, den 1. August 1890.

                                                    G. Dierking.


Allen, welche meiner lieben Frau die letzte Ehre erwiesen und ihren Sarg mit Kränzen schmückten, sowie Herrn Pastor Kaempffer für die trostreichen Worte meinen herzlichsten Dank.
Schönberg, den 4. August 1890.

                                                    F. Tesch.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
6,55 Vorm. 9,50 Vorm. 3,21 Nachm. 7,19 Abends. 11,12 Nachts.
Nach Kleinen:
7,51 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,29 Nachm. 8,48 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1890 Nr. 60 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 60 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. August 1890.


- Galgenhumor. Die Besitzer der Gartenwirthschaften in Leipzig haben in letzter Zeit "zu Ehren des Jupiter Pluvius in Anerkennung seiner andauernden Thätigkeit" sogen. Sommerregenfeste veranstaltet. Die Feste brachten natürlich entsprechende Ueberraschungen. Jede im Ballkleid das Fest besuchende Dame erhielt laut Anzeige einen Regenschirm gratis. Die Musik spielte Regentänze mit wässerigen Texten, dabei schlürfte man Gewitterbier.
- Bei der außerordentlichen Hitze in den letzten Tagen - in Madrid 40 Grad Celsius - nahm in Spanien die Cholera wieder zu. Auch in der Hauptstadt sind abermals einige Erkrankungen vorgekommen. Aus Denia, (Provinz Alicante) werden 90 Erkrankungen und 40 Todesfälle gemeldet.
- Die ungewöhnliche Hitze hat am Donnerstag in New=York acht Todesfälle verursacht. Viele Personen sind außerdem in Folge der abnormen Temperatur unwohl. Auch aus Boston, Providence und anderen Orten Neuenglands werden mehrere derartige Todesfälle gemeldet.
- Die Heimath der besten Pferde Arabiens ist das Nedjed. Der englische Reisende Palgrave hatte Gelegenheit, in Riad den Marstall des Feisals kennen zu lernen. Derselbe bildete einen großen viereckigen Platz, etwa 200 Schritte im Gevierte, rings umgeben von Schuppen. Die 300 Pferde, welche sich hier befanden, konnten am Tag frei umherlaufen, wurden dagegen Nachts angebunden. Außer diesen 300 Pferden befanden sich noch 300 andere auf der Weide. Palgrave erzählt, daß er niemals wieder so vortreffliche Pferde gesehen habe. Der Wuchs derselben war etwas niedrig, etwa 14 bis 15 Handbreiten hoch, die Schenkel waren voll, die Schultern zierlich geschweift, der Rücken ganz wenig satteltief, der Kopf oben breit, nach der Nase spitz zulaufend, der Blick klug und dabei sanft, das Ohr scharf zugespitzt, die Beine hinten und vorn wie aus Eisen getrieben, so rein und schön mit Sehnen durchflochten, der Huf schön rund, der Schweif in einem vollkommenen Bogen geworfen, das Fell glatt und glänzend, die Mähne lang, aber nicht übermäßig voll, Haltung und Schritt stolz und graziös; die vorherrschende Farbe ist grau oder kastanienbraun. Pferde der echten nedjedischen Rasse sind nur im Besitz von Häuptlingen und reichen Leuten und werden niemals verkauft; man gelangt in deren Besitz nur durch Krieg, Vermächtniß oder Geschenk. Die Zahl sämmtlicher Pferde in Nedjed mag 4000 betragen. Das arabische Pferd wächst von Jugend an mit dem Menschen zusammen auf und wird gehalten und gepflegt wie ein Kind; durch dieses enge Zusammenleben mit dem Menschen wird es bei weitem klüger und sanfter als das in Ställen aufgezogene europäische Pferd. Die Hauptvorzüge des arabischen Pferdes aus dem Nedjed bestehen in seiner vorzüglichen Schnelligkeit und Ausdauer; es ist im Stand, 24 bis 48 Stunden unterwegs zu sein, ohne zu trinken und zu erschlaffen. Man reitet dasselbe ohne Gebiß und Zaum, da es einfach dem Druck des Kniees und Schenkels, sowie der Stimme des Reiters gehorcht.
- Der Kaffee. Es kann nicht genug darauf hingewiesen werden, daß der Kaffee, welchen so viele Millionen Menschen als eine Wohlthat Gottes betrachten und als Getränk unentbehrlich halten, doch andere vielleicht wichtigere Eigenschaften besitzt, als die, angenehm anzuregen. In der jetzigen heißen Jahreszeit ist der Kaffee das beste Mittel, welches man in Krankenzimmern zum Reinigen der Luft und zur Verhütung von Ansteckung anwenden kann, das außerdem noch den Vorzug hat, keinen unangenehmen Geruch zu verbreiten, wie zum Beispiel Chlor und Carbolsäure. Der gebrannte und gemahlene Kaffee ist einer der kräftigsten Stoffe, um thierische und pflanzliche Ausdünstungen zu zerstören und unschädlich zu machen. Barbier erzählt im Journal de Médecine von Algier etwa Folgendes: Er wurde als medizinischer Sachverständiger in Anspruch genommen und sah sich in Ausübung seiner Pflicht eines Tages mit einer obrigkeitlichen Person und deren Gefolge in einer Dorfschenke, in welcher am Abend vorher ein Mann ermordet worden war. Es war übermäßig heiß, wie selten in Algier. Die Beamten wurden in eine verschlossene Kammer geführt, in welcher der Leichnam auf dem Boden lag, aber alle wurden beim Eintritt von einem solchen Erstickungsgefühl befallen, daß sie, ohne Verzug, der Arzt an der Spitze, den Rückzug antraten. Der obrigkeitliche Beamte verlangte nun von dem Wirth etwas gemahlenen Kaffee, wovon ein Teller von herbeigeschafft wurde, den man reichlich auf den Leichnam und an die Wände und den Fußboden streute. Sogleich verschwand der fürchterliche Gestank, und der Arzt konnte ohne weitere Beschwerde die Untersuchung vornehmen. Barbier war höchst erstaunt über diese urplötzliche Wirkung und wandte sie mit ebenso erstaunlichem Erfolg bald darauf bei einer Kindesleiche an, welche eine volle Woche im Wasser gelegen hatte. Barbier wandte dieses Mittel dann bei Behandlung fauliger Geschwüre mit Erfolg an. Ferner erwähnt er die lindernde Wirkung bei narkotischer Betäubung durch Tabak. Es giebt kein besseres Gegengift. Jeder Raucher weiß, wie schnell die narkotische Schlaffheit durch eine Tasse Kaffee gehoben wird. Eisschränke nehmen in Folge der Aufbewahrung von Fleisch und Fischen nicht selten einen üblen Geruch an. Es giebt kein besseres Mittel als gemahlenen Kaffee. Wenn man Wildpret mit gemahlenem Kaffee bestreut, soll es sich mehrere Tage frisch erhalten. Das Wildpret wird ausgenommen, das Blut mit frischem Wasser abgewaschen und abgetrocknet, und zwischen die Federn oder Haare etwas Kaffeepulver gestreut. Man hat beobachtet, daß Cholera=Bacillen und ähnliche Seuchenkeime in Kaffeeaufguß ihre Vermehrung sofort einstellen.
- Der Pflanzenfreund sammele sich Roßkastanien, koche dieselben ab und hebe die erhaltene Flüssigkeit in fest verkorkten Flaschen auf. Begießt man mit dieser Flüssigkeit seine Topfgewächse, denen sie durchaus unschädlich sind, so tödtet man entweder alle Würmer, welche den Pflanzenwurzeln schädlich sind, oder dieselben kommen doch an die Oberfläche der Erde und können hier bequem abgelesen und vernichtet werden.
- Eine neue Art sich eines schlechten Zahnes zu erledigen, hat der 85jährige Farmer Joseph Catley, welche 10 Meilen von Fort Wayne, Indiania, lebt, erfunden. Früher pflegte sich wohl ein von Zahnschmerz Gepeinigter, der dem Zahnarzt nicht traute, einen Faden um den schlechten Zahn zu binden, denselben an der Klinke einer offenen Thür zu befestigen und die letztere dann mit Wucht ins Schloß zu schmettern. Dabei kam der Zahn dann gewöhnlich heraus. Das Mittel des Herrn Catley ist aber noch bedeutend energischer. Der alte Mann bediente sich ebenfalls eines starken Fadens, befestigte aber das freie Ende desselben nicht an einer Thürklinke, sondern an einem Papierpfropfen und lud diesen in seine Flinte. Dann öffnete er seinen Mund so weit er konnte, drückte los und der Plagegeist flog in alle Weiten hinaus.
- Ueberflüssig. Meister (zum neuen Lehrjungen): "Du mußt Dir nichts daraus machen, wenn ich Dir hin und wieder eine Ohrfeige gebe; - ich meine es deshalb doch gut mit Dir - das darfst Du mir glauben!" - Lehrjunge: "Ja . . . . aber ich glaub's dem Meister ohne Ohrfeige!"
- Vorsichtig. "Na, Hannes, hast Du wegen Deinen wehen Kopf 'n Doctor g'fragt?" - Jawohl - er meinte, ich soll keine geistigen Getränke trinken." - "Schnaps auch nicht?" - "Das hab ich mir nicht getraut, ihn zu fragen - er hätt' mir vielleicht auch den noch verboten!"
- Unbestritten. Wissen Sie, was für ein

[ => Original lesen: 1890 Nr. 60 Seite 6]

Unterschied zwischen einer Rheinbrücke und einer Schüssel Leberklöße ist?" - "Nein?" - "Ueber die Rheinbrücke geht Alles, über eine Schüssel Leberklöße nichts."


Cornelie.
Norwegische Novelle von Carl Cassau.
                                                    Schluß.                                                    (Nachdruck verboten.)


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