No. 61
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. August
1889
neunundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1889 Nr. 61 Seite 1]

Kaiser Wilhelm hat am 31. Juli von Wilhelmshaven aus seine Reise nach England angetreten.
Die neue Leibgarde der Kaiserin ist jetzt in der bisherigen Gardes du Corps=Kaserne vollzählig versammelt. Sämmtliche preußische Kürassier=Regimenter haben dazu ausgesuchte Mannschaften gestellt. In funkelnagelneuen Garnituren mit ausgesuchten Pferden, welche mit schneeweißen Woylachs bedeckt waren, rückten die Leute von den verschiedenen Bahnhöfen in Berlin ein.
Der Kaiser Franz Josef hat in so bestimmter Weise den Wunsch ausgesprochen, bei seiner Ankunft in Berlin mit Rücksicht auf seine Familientrauer von jedem feierlichen Empfang abzusehen, daß sogar die ursprünglich geplante Spalierbildung durch die Truppen des Gardekorps vom Bahnhof bis zum königlichen Schloß fortfallen wird. Ebenso soll jeder Schmuck der Straßen, Plätze und Häuser unterbleiben. Der hohe Gast wird während seiner Anwesenheit in Berlin hauptsächlich im Kreis der kaiserlichen Familie weilen. Ihm zu Ehren wird jedoch eine Parade über das Gardekorps und am folgenden Tag eine ausgedehnte Truppenübung bei Spandau stattfinden. Zur Zeit des Eintreffens des Kaisers Franz Josef werden alle Spitzen der Zivil= und Militärbehörden vom Urlaub zurückgekehrt sein.
Das Saltzmannsche Marinebild, das Kaiser Wilhelm als Erinnerung an seinen Besuch in Petersburg jüngst dem Zaren gesandt hat, ist etwa 3 Meter hoch und 2 Meter breit und zeichnet sich durch große Naturwahrheit aus. Man sieht die kaiserliche Yacht "Hohenzollern", begleitet von einem Aviso, und auf der anderen Seite von einem Petersburger Vergnügungsdampfer, der voller Menschen ist. Im Vordergrund Barken mit begrüßendem Publikum. Die Scene der Kaiserbegrüßung ist nur in der Ferne in kleinen Figuren ersichtlich, sodaß der Charakter des Seestücks gewahrt bleibt. Das Bild ist von einem prächtigen, reich vergoldeten Rahmen umgeben, der in vortrefflicher Holzschnitzerei Schiffstaue und Eichenlaubgewinde darstellt. Gekrönt wird der Rahmen durch die Wappen von Rußland und Deutschland. Das Bild mußte, wie seiner Zeit schon erwähnt, wegen seiner Größe in einem besonderen Waggon transportiert werden und traf am Jahrestag des Kaiserbesuches in Petersburg ein. Die Uebergabe selbst fand, wie die "Kreuzzeitung" berichtet, in besonderer Audienz durch den Botschafter v. Schweinitz in dem Sommerschlößchen Alexandria statt, das im Peterhofer Park gelegen ist. In einem neben dem großen Speisesaal befindlichen Seitenkabinet, welches Kunstgegenstände enthält, hat das Bild Aufstellung gefunden. Der Audienz haben die Kaiserin und Großfürst Michael beigewohnt, die ebenso wie der Kaiser dem Werk lebhafte Anerkennung gezollt haben. Der Zar soll sich außerdem sehr erfreut über die ihm durch dieses Geschenk bewiesene freundschaftliche Gesinnung unseres Kaisers geäußert haben.
Die Besserung im Zustande des Erbgroßherzogs von Baden hält an. Die Aerzte hoffen, daß die recht schwere Krisis nunmehr überwunden ist.
Die Antwort des Reichskanzlers auf die letzte Bundesraths=Note ist in Bern eingetroffen und soll sehr ruhig abgefaßt sein, aber auch an den bekannten Forderungen festhalten.
Das Schweizer Volk ist mit dem eidgenössischen Beitreibungs= und Konkursgesetz nicht zufrieden, es verlangt ein Referendum, die Unterschriften dafür sind auf etwa 50,000 gestiegen. Es wird also eine Volksabstimmung stattzufinden haben. Schweizer Blätter wollen wissen, daß der Reichskanzler Fürst Bismarck gegen die Schweiz sehr aufgebracht sei und sich durch den "höhnischen Ton" der letzten Note des Bundesraths "persönlich beleidigt und brüskiert" halte. Besonders sein war derselbe allerdings nicht, doch sind die Schweizer dafür auch nicht "verschrieen".
Ueber die jüngsten Vorgänge im Vatikan bringt jetzt der englische "Standard" aus Rom eine Zuschrift, durch die auch der Streit der "Riforma" des Organs Crispis, mit dem päpstlichen "Osservatore" in ein helleres Licht gerückt wird. Es heißt in dieser Korrespondenz, die die Ueberschrift trägt: "Der Papst und Frankreich", wie folgt: "Ich bin in der Lage, vom Vatikan aus zu erklären, daß einer der Hauptgründe, welche den Papst veranlaßt haben, ein geheimes Konsistorium zusammen zu rufen, der war, daß ihm von Frankreich Mittheilungen zugegangen waren, die in ihn drangen, Rom zu verlassen, und ihm einen Wohnsitz in irgend einer von ihm zu wählenden französischen Stadt zur Verfügung stellten. Gleichzeitig enthielten dieselben das Versprechen, daß Frankreich die zeitliche Macht des Papstes in Rom wiederherstellen würde. Der Papst erklärte aber den versammelten Kardinälen, er weigere sich, den französischen Antrag anzunehmen, denn er wolle Rom nur im letzten Augenblick verlassen, im Fall eines Krieges, in den Italien verwickelt sein und welcher folglich seine eigene Person einer Gefahr aussetzen würde; unter keinen Umständen will der Papst von Rom fortgehen, wenn seine Abreise von Frankreich als ein Vorwand, Italien den Krieg zu erklären, benutzt werden sollte, denn er wünscht Italien von ganzem Herzen nur Gutes; "mein Wunsch", so sagt er, "geht vor allen Dingen dahin, daß der Friede erhalten bleiben möge."
Die Königin von England soll auf Vorschlag der Aerzte eine längere Seereise unternehmen; es wurde Amerika als Ziel der Reise vorgeschlagen, wahrscheinlich wird jedoch Indien gewählt werden.
In der Privatkapelle des Buckingham=Palastes hat am Sonnabend Mittag die Trauung der ältesten Tochter des Prinzen von Wales mit dem Earl of Fife stattgefunden. Die Königin Viktoria mit den übrigen Mitgliedern der königlichen Familie, der König von Griechenland, der Kronprinz von Dänemark und der Großherzog von Hessen waren bei der Feier anwesend. Die Königin hat dem Earl of Fife die Würde eines Marquis und Herzogs unter dem Titel Marquis of Macduff, Duke of Fife verliehen. Die Großen Israels haben in hervor=

[ => Original lesen: 1889 Nr. 61 Seite 2]

ragender Weise zu den Hochzeitsgeschenken für die Prinzessin Luise beigesteuert. Rothschild hat ein Halsband von Rubinen und Diamanten geschenkt, das unter Brüdern 11 000 Pfund Sterling (220,000 Mk.) werth sein soll, und die Sassoon haben angeblich mit ihrem Geschenk, einen Schmuck von Opalen, Sarphieren und Diamanten, die Gabe des Rothschilds noch übertroffen.
Am 14. Oktober d. J. soll in Washington ein großer Kongreß sämmtlicher amerikanischer Staaten zusammentreten, dessen Programm u. A. auch die Gründung eines amerikanischen Zollvereins umfaßt.


- Schönberg. Bei dem Gewitter am Sonnabend, das sich im Norden unseres Fürstenthums entlud, schlug der Blitz auf der Mahlzower Feldmark in einen Baum, in dessen Nähe einige Erntearbeiter Schutz vor dem strömenden Regen gesucht. Die Leute kamen mit dem Schrecken davon. Es ist dies wieder eine Mahnung, bei einem Gewitter sich nicht unter einen Baum zu stellen.
- Schönberg. Während der Zeit der Magazinverpflegung im bevorstehenden Herbstmanöver wird hier in Schönberg ein Magazin errichtet, zu dessen Füllung Vieh im lebenden Zustand, Speck, Erbsen, Bohnen, Reis, Graupen, Kartoffeln, Salz, Pfeffer, Hafer, Heu, Stroh und Brennholz gehören. Diese Verpflegungsmittel sollen möglichst von den Produzenten selbst angekauft und mit dem Ankauf einige Tage vorher begonnen werden.
- Schönberg. Im hiesigen Fürstenthum kamen im Monat Juli an Unfällen in der Land= und Forstwirthschaft vor: 1. Knecht Saß zu Schlagsdorf erlitt beim Sensenschärfen eine Schnittwunde über die ganze rechte Hand; 2. Arbeiter Möller zu Hof Lockwisch fiel beim Rübseneinfahren vom Wagen und erlitt dabei eine Gehirnerschütterung.
- Schönberg. In der Rieps=Cronscamper Genossenschaftsmolkerei wurden im Monat Mai von 14 Interessenten eingeliefert 38 043 Liter Milch. Es wurden erzielt, bei beschränktem Betriebe und nach Abzug aller Betriebs= und Amortisationskosten, 7,8 Pfg. pro Liter. Im Monat Juni wurden eingeliefert 41 568 Liter Milch von 15 Mitgliedern und konnte denselben, nach Abzug aller Unkosten, der Liter mit 7,4 Pfg. ausbezahlt werden. Wenn sich in den ersten Monaten des Betriebsjahres die Resultate etwas ungünstig stellten, so ist dieser Umstand zurückzuführen auf die Centrifugen und nicht, wie sich das Gerücht verbreitet hatte, auf die von der Güstrower Maschinenfabrik gelieferte Maschine. Nachdem die nicht genügend entrahmenden Centrifugen durch bessere ersetzt worden sind, stellen sich die Resultate so günstig, daß sich die Rieps=Cronscamper Genossenschaftsmeierei andern gleichartigen Instituten gewiß zur Seite stellen kann.
- Bei einer durch den Neubau der Hammerbrooker Schleuse in Hamburg veranlaßten Verlegung des Sieles verunglückten von 6 dort beschäftigten Arbeitern vier durch Ersticken in der von giftigen Gasen erfüllten Luft des Durchbruchs. Zwei Arbeiter wurden mit großer Mühe gerettet.
- Der neue Hamburger Schnelldampfer "Columbia" ist nach einer Reise von 6 Tagen 19 Stunden von Southampton in New=York eingetroffen. Es ist dies die schnellste Reise, welche je gemacht worden ist.
- Das Verbot der Einfuhr von Schweinen aus Oesterreich, Rußland und dessen Hinterländern wird mit großer Strenge durchgeführt und haben sich daraus manche Unzuträglichkeiten ergeben. Die deshalb an den Reichskanzler gerichteten Ausnahmegesuche sind meist bewilligt worden.
- Der Chef des Generalstabes der Armee Graf Waldersee wird jetzt einen Urlaub antreten und erst Mitte August, zur Zeit der Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph, nach Berlin zurückkehren.
Für die Nordlandreise des Kaisers war bekanntlich der cand. phil. Th. Beyer aus Bergen als Führer und Dolmetsch engagirt worden. Der Kaiser hat ihm jetzt den Kronen=Orden vierter Klasse verliehen.
- Ueber die Verhaftung des Schiffs=Oberingenieurs Pannecke in Kiel wird folgendes Genauere mitgetheilt: Es wird dem Beamten nicht zur Last gelegt, daß er sich unerlaubte Vermögensvortheile bei Taakholzlieferungen verschafft hat, sondern daß er eine ganze Ladung Taakholz hat verschwinden lassen. Die Affaire datiert schon vor 4-5 Jahren und ist erst jetzt durch eine Bremer Firma ans Licht gezogen. Pannecke war s. Z. nach England gereist, hatte dort die Schiffsladung in Empfang genommen, und nach Kiel soll von dem Holze auch nicht ein Balken gelangt sein. Da es gelang, die Sache so lange zu vertuschen, müssen zahlreiche Mitschuldige vorhanden sein. Der in Kiel verhaftete Werftverwaltungssekretär heißt Lübcky; derselbe hatte die Rechnungen anzuweisen, und man glaubt, daß er sich durch frühzeitige Anweisungen gleichfalls unerlaubte Vortheile verschafft habe. Weitere Arretierungen sind in Berlin und Wilhelmshaven vorgenommen.
Wie die Durchstechereien in der Marine entdeckt wurden, theilt die Kreiszeitung mit: "Als der in Minden verhaftete und nach Berlin überführte Großkaufmann in Konkurs gerieth, wurden seine Bücher dem Konkursverwalter übergeben. Aus den Büchern ergab sich nun, welche Summen der Kaufmann zur Bestechung der Beamten verwendet hatte und wem dieselben gezahlt waren. Der Konkursverwalter erstattete pflichtgemäß Anzeige, Haussuchungen ergaben dann das Weitere. Die Untersuchungen werden eifrig fortgesetzt.
- Vor einigen Tagen erschoß sich in einem Hotel zu Kiel ein Obermaat der kaiserlichen Marine mittelst eines Revolvers. Der herbeigeeilte Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Die Veranlassung zu der traurigen That ist noch unbekannt.
- Immer mehr Rekruten kommen aus den deutschen Theilen Preußens nach der Provinz Posen. So sind fast alle in Berlin ausgehobenen Mannschaften dem 5. Armeekorps, statt wie bisher dem 3., zugetheilt worden.
- Die Einberufung zahlreicher Einjährig=Freiwilliger, welche bei ihrer Entlassung die Offiziers=Qualifikation nicht erhalten haben, zu Uebungen, erregt Aufsehen. Die Uebungen hatten aber nur die Ausbildung der Einjährigen zu Unteroffizieren zum Zweck. Auch sollen diejenigen Einjährig=Freiwilligen, welche Gefreite oder Unteroffiziere bei ihrer Entlassung geworden sind, ebenfalls zur militärischen Uebung wieder eingezogen werden, damit sie Gelegenheit haben, sich zu Vizefeldwebeln auszubilden, die später Offiziersdienste leisten.
- Der ehemalige Scharfrichter Krauts, der in Berlin jetzt eine Roßschlächterei eröffnet, steht mit einer amerikanischen Ausstellungsgesellschaft in Unterhandlang, welche sein Richtbeil kaufen will. Das Beil trägt in seiner Gravierung die Namen der 55 damit Gerichteten.
- Aus einem Dynamitlager bei Elberfeld sind 6400 Sprengpatronen, sowie 1000 Zündhütchen gestohlen worden. Der Thäter ist noch nicht entdeckt.
- Ueber behördliche Maßregeln aus Anlaß des Pariser Sozialistenkongresses wird jetzt von verschiedenen Seiten gemeldet. Aus Dortmund wird berichtet, daß der Bergmann Dieckmann, welcher dem Kongreß als Delegirter beiwohnte, bei seiner Rückkehr von Paris verhaftet und daß in seiner Wohnung sozialdemokratische Schriften beschlagnahmt wurden. Aus Nürnberg wird berichtet: Sozialdemokraten in der Nachbarstadt Fürth hatten zum Sozialistenkongreß in Paris einen Delegirten in der Person des Metallschlägers Segitz entsendet, der als Agitator in Fürth und Umgegend schon seit längerer Zeit eine lebhafte Thätigkeit entfaltet. Als nun Segitz von Paris zurückkam, wurde ihm vom königlichen Bezirksamte eröffnet, daß in Zukunft jede Versammlung, in der Segitz auftritt, aufgelöst und jeder Verein, an welchem er sich aktiv betheiligt, als politischer Verein erklärt werden solle.
- Die ersten reifen Trauben sind in diesem Jahr in Rüdesheim im Hausgarten eines Herrn Brandmüller gebrochen worden. Nicht allein blaue, sondern auch völlig reife weiße Trauben sind dort dieser Tage vom Stock genommen und verzehrt worden.
- Der offizielle Bericht über den Stand der Saaten in Oesterreich konstatiert für das Jahr 1889 für den weitaus größeren Theil von Galizien und fast ganz Schlesien ein vollständiges Mißjahr, für den größeren Theil von Böhmen und Mähren ein ungünstiges oder minder günstiges Jahr; dagegen

[ => Original lesen: 1889 Nr. 61 Seite 3]

für Tyrol ein zum gesegnetsten Theil des Decenniums gehörendes Ergebniß. Die übrigen Alpen= und die Karstländer dürften es als ein gutes Jahr betrachten. Die Rapsernte ist ungünstig und unter der Hälfte einer Durchschnittsernte.
- Der Hochzeitskuchen der Prinzessin Luise von Wales war 6 Fuß hoch, maß 26 Zoll im Durchmesser und wog 150 Pfund. Unten am Rande befinden sich aus weißem Sammet gefertigte, von Kronen überragte Medaillons mit den Initiale des Bräutigams und der Braut. Auf dem Kuchen steht eine Statue, von der herab zierliche Guirlanden von Rosenknospen, Hollunder und Orangenblüten das Ganze umschlingen.
- Die drittgrößte deutsche Stadt ist, so auffallend es auch klingt, gegenwärtig New=York. Unter ihren 1 3/4 Millionen Einwohnern befinden sich so viele Deutsche, daß nur Berlin und Wien mehr zählen.
- Versteinerte Menschen. Aus Sidney wird geschrieben: In einem Marmorbruch bei der Stadt Drange in Neu=Süd=Wales sind unlängst drei vollständig versteinerte menschliche Leichen aufgefunden worden. Wenn anfangs Zweifel an der Bestätigung dieses Fundes gestattet gewesen waren, so sind solche, nachdem einer dieser Körper nach Sydney gebracht worden ist, hinfällig geworden und es steht jetzt fest, daß man es in der That mit versteinerten Ueberresten von Personen zu thun hat. Die genaue Fundstelle ist Calula am Million Creek. Der nach Sydney gebrachte Körper läßt auf einen vollständig ausgewachsenen, wohlgebildeten Mann von 5 Fuß 10 Zoll Leibeshöhe schließen. Aus der Form des Kopfes und aus den Umrissen der Gesichtszüge läßt sich zweifellos feststellen, daß der Tote der kaukasischen Rasse angehört hat. Mit Ausnahme der Arme, welche an den Schultern abgebrochen sind, ist der Körper vollständig unversehrt, die Gesichtszüge namentlich können noch deutlich unterschieden werden. Etwas eingedrückt und abgeplattet erscheint nur die linke Seite, auf welcher die Leiche geruht hat. Der Marmor, in welchem der versteinerte Mann aufgefunden worden ist, zeigt eine buntmelirte Färbung. Dagegen ist der eine Block, in welchem der versteinerte Körper eingebettet war, von milchweißer Farbe ohne die Spur einer farbigen Aederung. Die interessanten Funde werden voraussichtlich noch die weitesten Kreise der Wissenschaft beschäftigen.
- Der kälteste Ort der Erde. Wie man seit kurzer Zeit weiß, ist es Werchojbnsk in Sibirien, Provinz Irkutsk. Sie liegt an dem Fluß Jana, eine Werst von ihm entfernt, von demselben durch einen Sumpfstreifen und festes Land geschieden, in einer Höhe von 107 Metern, und zwar in einem von Bergzügen eingefaßten Thal. Nach neueren Beobachtungen, welche die "Meteorologische Zeitschrift" mittheilt, daß sich als Monatsmittel für die Winterkälte -50 Grad Celsius herausgestellt. Temperatur=Minima von -60 Grad Celsius sind für die Monate Dezember, Januar und Februar normal, und stellen sich mitunter sogar im März ein. Im Jahr 1885 beobachtete man Temperaturen von -68 Grad, im Jahr 1886 -66,5 Grad. Das überhaupt dort noch eine Stadt zu existiren vermag, dürfte zu den größten Merkwürdigkeiten gehören, wenn sie auch nur sehr wenige Einwohner, früher etwa 100, zählt.
- Ein Spiel des Zufalls. In einem ungarischen Blatt befindet sich folgende Verlobungsanzeige: "Rothschild Mariska, Armut Sandor, jegyesek." Hoffentlich thut es dieser Ehe keinen Eintrag, wenn aus einem Fräulein Rothschild eine Frau Armut wird.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lüdersdorf sub Nr. 25 belegene Büdnerei c. p. des Carl Kröger wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 30. Juli 1889.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Zwangsversteigerung.

Am Sonnabend, den 3. August d. Js., Vormittags 11 1/2 Uhr werde ich auf der Palinger Feldmark

12 Scheffel Aussaat Mengkorn,

auf dem Halme stehend, welches schnittreif ist, öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen, und wollen sich Kaufliebhaber zu obiger Zeit beim Herrn Gastwirth Oldenburg in Palingen einfinden.
Schönberg i/Meckl., den 31. Juli 1889.

                                                    Studier,
                                                    Kammer=Exekutor.


Anker-Cichorien ist der beste.


Das größte Glück auf Erden

ist nicht der Reichtum an Geld und Gut, sondern die Gesundheit. Viele Kranken erkennen ihre wahren Leiden nicht und lassen sich als Magenkranke, Blutarme, Bleich= und Schwindsüchtige behandeln. Betrachte man nun bei den meisten Kranken die sich zeigenden Symptome genauer, so wird man finden, daß Wurmkrankheit die Hauptrolle spielt; so manche Medizin wird gegen obenstehende Leiden eingenommen, wäre aber besser ersetzt durch ein Wurmmittel des bekannten Spezialisten Theodor Konetzky in Stein bei Säckingen. Die sichersten Symptome eines an Bandwurm=, Spuhl= oder Madenwürmer Leidenden sind: Abgang nudel= oder kürbisähnlicher Glieder und sonstiger Würmer, sowie Blässe des Gesichts, matter Blick, blaue Ringe um die Augen, Abmagerung, Verschleimung, stets belegte Zunge, Verdauungsschwäche, Appetitlosigkeit, abwechselnd mit Heißhunger, Uebelkeiten, Aufstoßen eines Knäuels bis zum Halse, stärkeres Zusammenfließen des Speichels im Munde, Magensäure, Sodbrennen, häufiges Aufstoßen, Schwindel, öfter Kopfschmerz, unregelmäßiger Stuhlgang, Koliken, Kollern und wellenförmige Bewegungen, dann stechende, saugende Schmerzen in den Gedärmen, Herzklopfen - Zahlreiche Atteste aus allen Kantonen beweisen die Vorzüglichkeit der Methode. - Dauer der Kur 30 bis 60 Minuten, ganz ohne Berufsstörung. Bei Bestellung ist Alter und Geschlecht des Patienten anzugeben. Die meisten Kranken, welche solche Mixtur versuchsweise nahmen, waren von Würmern geplagt, während andere damit die dem Körper sehr dienliche Entfernung aller Unreinigkeiten zu ihrer Zufriedenheit erzielten. Die Kur ist unter Garantie der Gesundheit vollständig unschädlich.


Ernte=Handschuhe
sind stets zu haben bei                                                     
                                                                        Emil Jannicke,
Schönberg.                                                       Handschuhmacher.


Ammonin.

Zur schnellen, leichten und gründlichen Reinigung von weißer und farbiger Wäsche, Kleidungsstücken aller Stoffe. Ferner für Holz, Glas, Porzellan und Metallgegenstände.

50 % Seifenersparniß.
Packete à 100 gr. 10 Pfg., lose à Pfd. 30 Pfg.
Alleinverkauf bei                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Spörgel=Saamen
empfiehlt                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Stadt Lübeck

Am Sonntag, den 4. August: Verkegelung von Federvieh. Anfang 4 Uhr Nachmittags.
Hierzu ladet freundlichst ein

H. Leppin, Geschäftsführer.


Am Sonntag den 4. August:
Vogelschiessen
nach Gewinnen,
wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    F. Tesch.


Pantoffel Cordpantoffel Frauengrösse à Dutz Paar m. gesteppt. Filzsohl. M. 3.90, m. imit. Lederaufl. M. 4.75 m. Rinderspaltleder M. 5, mit holzgenagelten Tuchsohlen M. 6.50 bis M.10, Tuchschuhe, Cordschuhe m. holzgenagelten Tuchsohlen M. 11 Holzsohlenschuhe liefert G. Engelhardt, Zeitz.


Anker-Cichorien ist der beste.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 61 Seite 4]

Travemünder Rennen
den 2. und 4. August.
Anfang 3 1/2 Uhr Nachmittags.


Kräftiger und nachhaltig wirksamer als alle bekannten Stahlquellen ist unser
Nervenstärkendes Eisenwasser
(Phosphorsaurer Kalk, Eisenoxydul)

gegen Bleichsucht, Blutarmuth, Unregelmäßigkeiten im Frauenleben, Nervenleiden und Schwächezustände blutarmer Personen; ohne besondere Kurdiät in jeder Jahreszeit anwendbar. 25 Fl. 6 Mark 50 Pfg. excl. Flaschen frei Haus, Bahnhof.

Anstalt für künstliche Mineralwässer aus destillirtem Wasser.
Wolff & Calmberg, Berlin, Tempelhofer Ufer 22.
Niederlage: Schönberg. Apotheke von A. Montag.


Gesangsverein "Teutonia".
Am Sonntag, den 11. August d. J.:
Gesang-Fest
der Vereine:

Zwölfter Verein-Grevesmühlen,
Liedertafel-Rehna,
Männergesangver.-Gadebusch.
Teutonia-Schönberg,

im Boye'schen Garten hier.
Bei ungünstiger Witterung im Saale.

Anfang des Concerts: Nachmittags 4 Uhr. Einlaßkarten à Person 30 Pf. und Familienkarten à 75 Pf. sind an der Kasse und im Vorverkauf bei Herrn Emil Hempel hier zu haben.
Anfang des Balles: Abends 8 Uhr.
Der Eintritt zum Balllokal ist für Besucher des Concerts frei. - Tanzschleifen für Herren 1 M.

Hierzu ladet ergebenst ein                                                    
                                                    die Festcommitte.
Schönberg, den 1. August 1889.                                                    


Gr. Rennen
zu
Ratzeburg
am 1. September cr.,
Nachmittags 4 Uhr.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

2. ordentliche Versammlung im 17. Vereinsjahre am 4. August 1889, Nachmittags 3 Uhr.
Tagesordnung:

1. Fortsetzung der Berathung über Punkt 6b. der letzten Tagesordnung.
2. Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Anker-Cichorien ist der beste.


Wohne jetzt beim Herrn Gastwirth Steffen.
Ratzeburg, den 30. Juni 1889.

                                                    Deupser,
                                                    pract. Thierarzt.


Versammlung
der Maurer Schönbergs und der Umgegend.

Am Sonntag, den 4. August, nachmittags präc. 3 Uhr auf der Herberge.
           Die Tagesordnung wird sein:
1. Die Nothwendigkeit der Arbeiter=Organisation.
2. Gründung eines Fachvereins der Maurer Schönbergs und der Umgegend.
3. Verschiedenes.

                                                    Der Vorstand.


Anker-Cichorien ist der beste.


Feiner Tafelhonig
à Pfund 75 Pfennig bei                                                    
                                                    J. Wegner.


Zimmer- u. Tischlergesellen
bei gutem Lohn gesucht.                                                    
Lübeck.                                                     F. Schwartzkopf,
                                                                  Zimmermeister.


Zimmergesellen werden gesucht.
Lübeck.                                                     A. Rittscher Zimmermeister.
                                                                 Dornestraße Nr. 4.


Zu Hof Schlagsdorf wird zu Michaelis oder zum 24. October eine

Leuteköchin
gesucht.                                                    A. Sick.


Gesucht zu sogleich event. zu Michaelis ein
Mädchen.
Hotel Stadt Hamburg, Ratzeburg.


Anker-Cichorien ist der beste.


Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 4. August

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck.
9,30 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 10,56 Nachts.
Nach Kleinen:
7,27 Morg. 10,13 Vorm. 12,46 Nachm. 8,30 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 31.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1889 Nr. 61 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 61 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. August 1889.


Rauch= und knallloses Pulver.

Auf militärischem Gebiet steht eine Umwälzung bevor, und zwar mindestens von derjenigen Bedeutung, die s. Zt. der Ersatz der Vorderlader durch die Hinterlader zuwege gebracht hat. Diesmal handelt es sich nicht um die Einwirkung einer veränderten Schußwaffe, sondern um die Folgen eines Pulvers, welche den Gebrauch der Feuerwaffe ermöglicht unter ganz beträchtlicher Verminderung sowohl des Rauches, wie des Knalles. Die "Freisinnige Zeitung" bemerkt dazu: Die technischen Einzelheiten interessiren in erster Linie den Fachmann. Genug, daß thatsächlich solches Pulver bei der französischen Armee schon zu den bevorstehenden Herbstmanövern Verwendung finden soll. Einzig und allein hört man noch Zweifel darüber äußern, ob das neue Pulver, oder wenn man es nicht so nennen will, das neue Treibmittel eine solche Lagerungsfähigkeit besitzt, wie das im Gebrauch befindliche schwarze Pulver. Indes die Franzosen haben es und Deutschland kann nicht umhin, alsbald in der Aneignung auch dieser Neuerung zu folgen. Es heißt, daß die bezüglichen Lieferungsverträge mit der Pulverfabrik zu Rottweil und den vereinigten rheinischen Fabriken u. a. längst abgeschlossen seien. Auch kein anderer Staat kann sich der Neuerung entziehen. Erst vor wenigen Tagen hat über das neue Pulver auch der schweizerische Bundesrath in einer Botschaft Bericht erstattet. Die geringe Bedeutung der Neuerung liegt in der Verminderung des Knalls. Und doch führt auch diese schon zur Umgestaltung des gesamten Nachrichtendienstes vor dem Feind. Der den herannahenden Feind erblickende Vorposten vermag nicht mehr die hinterstehenden Feldwachen durch Gewehrschüsse von der drohenden Gefahr zu benachrichtigen. Die anmarschierenden Truppen können nicht mehr den fern hallenden Kanonendonner zur Richtschnur nehmen für die Marschbewegungen, um denen im Kampf befindlichen Truppen zur Hilfe zu eilen. Manche Erfindung der Neuzeit hat ja den Nachrichtendienst und das Auskundschaften erleichtert, der Feldtelegraph, die Fernsprecheinrichtung, der Luftballon, das Radfahren, in der Dunkelheit, die Leuchtkugeln und das elektrische Licht. Wie weit aber alles dies, was zu seiner Anwendung schon einen gewissen Beharrungszustand in der militärischen Bewegung voraussetzt, imstande ist, durch erhöhten Gebrauch den Nachtheil des knalllosen Pulvers auszugleichen, mag dahingestellt bleiben. Ob es überall möglich ist, noch besondere Vorrichtungen mitzuführen, ist eine militärisch=technische Frage. Für das Gefecht selbst erleichtern die beinahe lautlose Stille die Leitung durch den Zuruf und das Signal. Nicht mehr beeinträchtigt das Gewehrschußknattern die Feuerleitung. Wie in den Kämpfen des Alterthums wird es still im männermordenden Kampf bis auf das Rasseln der Fahrzeuge und den stampfenden Huf der Rosse. Aber der Lärm des Feuergefechts erregt und betäubt auch nicht den Krieger, die Rauchwolke verhüllt ihm auch nicht mehr die Schrecknisse des Kampfes in unmittelbarer Nähe. Welche moralischen Wirkungen das hervorbringen wird, voraussichtlich verschieden auf junge Soldaten und auf alterprobte Krieger, bedarf keiner näheren Erörterung. Von der bei weitem größten Bedeutung ist bei dem neuen Pulver die Verminderung des Rauches für das Zielen. Die Infanterie und die Artillerie wird durch Rauch des eigenen Feuers nicht mehr behindert, den todbringenden Geschossen das richtige Ziel zu geben. Nicht mehr erzwingt die Rauchwolke mit der Unmöglichkeit des Erkennens der Vorgänge vor der Feuerlinie zeitweilige Pausen im Feuergefecht. Aber andererseits ist auch die Aufstellung des Feindes schwerer erkennbar. Denn nicht mehr zeigt die fortziehende Rauchwolke in der Luft die Stelle an, von welcher die Geschosse gekommen sind. Nur das Aufblitzen des Schusses vermag während einer Sekunde den Standort des Gegners zu markiren. Man wird sicher schießen in der beabsichtigten Richtung, aber man wird weniger sicher beurtheilen, ob in dieser Richtung auch der Feind sich befindet. Weit verheerender als bisher aber wird das Feuer wirken auf den Feind, der sich in der Sehweite befindet. Die Deckungsfrage wird noch erheblich wichtiger, als sie schon durch den Hinterlader und das Magazingewehr geworden ist. Die aufgelöste Schützenlinie gewinnt noch größere Bedeutung.


Angela.
Roman aus den vergangenen Tagen.
                          (Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1889 Nr. 61 Seite 6]

Angela.
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD