No. 92
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 23. November
1888
achtundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 92 Seite 1]

S. M. der Kaiser ist am Sonnabend Abend von der Jagd bei Ohlau nach Breslau zurückgekehrt und von dort am Sonntag gegen Morgen in Berlin wieder eingetroffen. In Breslau ist der Kaiser wiederum begeistert empfangen worden. Die Marine=Deputation, die am Sonntag in Berlin eingetroffen ist, wohnt im Schloß, die Herren sind die Gäste des Kaisers.
Bei den schlesischen Jagden erlegte Kaiser Wilhelm im Ganzen 9 Rehböcke, 63 Fasanen, 12 Rebhühner, 544 Hasen und 2 Kaninchen, im Ganzen also 630 Stück Wild.
Die Ansprache, welche der Kaiser in Breslau beim Empfang der Arbeiter=Deputation gehalten hat, lautet folgendermaßen:
"Ich danke Ihnen, meine Herren, für die Huldigungen, welche Sie mir gestern durch Ihren glänzenden Fackelzug dargebracht, und für die Gefühle der Treue für mich und mein Haus, welchen Sie soeben Ausdruck gegeben haben. Doppelt erfreut hat es mich, daß bei dieser Huldigung die Arbeiter beider Confessionen sich in gleicher Einmüthigkeit betheiligt haben. Das Wohl der Arbeiter liegt mir am Herzen. Breslaus Arbeiter sind die Ersten gewesen, welche dies erkannt und ihrer Treue für mich und mein Haus Ausdruck verliehen haben. Ich bin überzeugt, daß Sie diese Treue auch in Zukunft bei jedem Anlaß bethätigen werden. Ich hoffe und wünsche, daß das Beispiel, welches die Arbeiter in der Hauptstadt Schlesiens gegeben haben, bei der arbeitenden Bevölkerung in allen Theilen der Monarchie Nachahmung finden werde, und daß alle in gleicher Einmüthigkeit treu zu meinem Hause stehen werden. Ich ersuche Sie, dies den Arbeitern und allen denen, welche an dem Fackelzug theilgenommen, bekannt zu machen, da ich nicht in der Lage war, Allen meinen königlichen Dank auszusprechen.
Prinz Heinrich von Preußen hat ebenso wie der russische Großfürst Thronfolger dem dänischen Ministerpräsidenten Estrup vor seiner Abreise von Kopenhagen, die am Sonnabend Vormittag erfolgt ist, einen längeren Besuch gemacht. Bei der Abfahrt des Prinzen waren der König und sämmtliche Prinzen des Königshauses zugegen, der König in der Uniform des 6. Ulanen=Regiments. Die deutsche Kaiserin hat dem Königspaar übrigens durch einen besonderen Gesandten ein werthvolles Jubiläumsgeschenk überreichen lassen.
I. M. die Kaiserin=Königin Friedrich wird während ihres Aufenthaltes in England mit der Königin Viktoria auf Schloß Windsor weilen. Der Aufenthalt der Kaiserin in England wird sich bis gegen Weihnachten ausdehnen, zum Fest wird die Kaiserin in Berlin zurück sein. Kaiser Wilhelm, der in der Nacht zum Sonntag erst von Breslau zurückgekehrt war, hat seine Mutter am Sonntag früh um 8 Uhr in Berlin zum Bahnhof begleitet.
Bei der Ankunft in Windsor, die in Begleitung der Königin und des Prinzens von Wales am Montag nachmittag erfolgte, wurde die Kaiserin mit hohen militärischen Ehrenbezeugungen empfangen. Auf dem Perron der Südwestbahn in Windsor, wie im großen Viereck des Schlosses waren Compagnien der Grenadiergarde als Ehrenwache aufgestellt, während eine Schwadron des zweiten berittenen Leibgarde=Regiments den Galawagen, in welchem die Kaiserin und die Königin vom Bahnhofe nach dem Schlosse fuhren, als Eskorte diente.
Londoner Blätter beharren dabei, daß die Vermählung der preußischen Prinzessin Victoria mit dem Prinzen Alexander von Battenberg noch vor Ablauf dieses Jahres stattfinden werde. Das junge Paar werde, so heißt es, seinen Wohnsitz in der Villa Hüttenlehner bei Cronberg nehmen, unmittelbar bei der Villa Reiß, welche von der Kaiserin Friedrich kürzlich angekauft worden ist.
Der alte Moltke, der 88jährige, hat dieser Tage sein Haus bestellt. Er ging auf das Amtsgericht I in Berlin und legte seinen letzten Willen nieder. Auf den Umschlag hat er mit fester Hand geschrieben: "Hierin befindet sich mein Testament. Gerichtliche Siegelung meines Nachlasses ist verboten. Moltke, Feldmarschall." Festen, ja, wie man liest, elastischen Schrittes, verließ er das Gericht.
Der Bundesrath beendete am Montag die Etatsberatungen. Das ihm zugegangene Anleihegesetz ist das übliche jährlich zur Ergänzung des Etats wiederkehrende für Zwecke des Reichsheeres, der Reichsmarine und der Eisenbahnen bestimmte, in Höhe von 80 Millionen Mark.
Die "Post" in Berlin traut weder dem Wetter, noch der neuen russisch=französischen Anleihe. Den guten Deutschen, die Lust haben, russische Papiere zu kaufen, ruft sie ein bekanntes derbes Wort zu:
                          Nur die allergrößten Kälber
                          Wählen ihren Metzger selber.
Das Bündniß Deutschlands mit Italien gilt vorläufig bis 1892, bis dahin ist allem Anschein nach Italien zur Hilfeleistung in einem Vertheidigungskrieg vertragsmäßig gebunden. Das Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich ist an keine Zeitdauer gebunden.
Wieder einmal ist ein französischer Berichterstatter aus Berlin ausgewiesen worden. Der Herr heißt Latapich und hat die Pariser "France", eines der infamsten Hetzblätter, von Berlin aus mit Artikeln bedient. Man glaubt, daß die Ausweisung auf Antrag der deutschen Botschaft in Paris erfolgt ist.
Pariser Blätter haben die Unverschämtheit, zu behaupten, die Gewehrfabrik in Chatellerault sei auf Anstiftung der Deutschen in Brand gesteckt worden. 4500 Arbeiter sind durch den Brand brotlos geworden. Werkzeuge zur Wiederaufnahme der Arbeit können andere Waffenfabriken abgeben, da überall solche sehr ungenügend vorhanden sind.

[ => Original lesen: 1888 Nr. 92 Seite 2]

Auch der italienische Senat hat jetzt in geheimer Abstimmung das neue Strafgesetz, über das man im Vatikan so erbost ist, angenommen und zwar mit 124 gegen 38 Stimmen. Als das Ergebniß der Abstimmung bekannt gegeben wurde, brach lauter Beifall im Hause aus.
Aus Rom läßt sich die ultramontane Germania in Berlin telegraphiren: "Nach längerer Ueberlegung wurde im Vatikan die Abreise des Papstes von Rom im Kriegsfall beschlossen." Welchen Krieg malt man denn da wieder an die Wand?
In Pest wie in Wien haben die Wehrausschüsse der Kammern den neuen Bestimmungen über den Einjährigfreiwilligendienst im Prinzip zugestimmt. Auch die übrigen Forderungen des Wehrgesetzes werden glatt durchgehen.
Wie aus Brüssel berichtet wird, soll der vierte Theil der neuen russischen Anleihe in Deutschland auferlegt werden, also 100 Millionen Mark.
"Ob der neueste Ukas die Angriffskraft der russischen Armee wiederum erhöht oder nur die vollzogene Erhöhung bekannt macht, ist ein müssiger Streit; denn die Erhöhung liegt vor und nur über ihren Umfang kann man streiten. Auf der andern Seite hat das Eisenbahnunglück von Borki gelehrt, was von den russischen Bahnen, welche im Kriege eine so große Rolle spielen müssen, zu halten ist. Auch die gewaltige Befestigung Polens ist ähnlich, wie das französische Festungssystem, gegenüber der Wirkung der modernen Geschütze nur ein riesiges Fragezeichen geworden."
Die deutschen Militärs sehen die neuesten Vorschübe der russischen Armee nicht mit gleichgültigen Augen an. Die ganze Stoßkraft der europäischen Truppen Rußlands sammelt sich gegen Westen und Südwesten, eine selbständige Armee steht gegen die preußisch=polnische und österreich=rumänische Grenze in Garnison. Reserven sind die Truppen des Petersburger und Odessaer Bezirks und dahinter staffeln sich die Truppen des Moskauer Bezirks auf. Das ist zunächst noch keine Gefahr, deutet aber an, daß Rußland eine Waffenentscheidung nicht mehr im Orient, sondern an den deutsch=österreichischen Grenzen ins Auge faßt.
Ex=Königin Natalie von Serbien beabsichtigt ihren Einbruch gegen die Entscheidung des serbischen Metropoliten in dem Ehezwist allen Höfen mitzutheilen. Für den Monat Dezember ist ihr Besuch in Petersburg angezeigt.
Eine ganz auffällige Nachricht bringt die Frankfurter Zeitung aus Sofia. Sie meldet, daß dorthin mehrere in der russischen Armee als Offiziere dienende Bulgaren in Briefen mitgetheilt hätten, der russische Kriegsminister Wannowski habe die Mobilisirung der russischen Armee bis Ende Januar fertigzustellen befohlen! Das ist entweder eine furchtbare Lüge oder bitterer Ernst. Hoffentlich das erstere!
Die feindselige Stimmung der Araber gegen die Deutschen hält in Kilwa, Sindi und den südlichen Häfen, die mit zahlreichen Aufständischen gefüllt sind, an. Minenghani und Tungi sind niedergebrannt. Auch die portugisische Kolonie Mozambique ist in hellem Aufruhr.


- Die Gattin des Generals Boulanger hat bei Gericht um die Scheidung ihrer Ehe nachgesucht wozu ein Verhältniß des Generals mit einer bekannten Schauspielerin die Veranlassung gegeben hat.
- "Benjamin Harrison, der neue Präsident der Vereinigten Staaten" steht unter dem großen Bild der neuesten Nummer der Leipziger Illustrierten Zeitung. Benjamin heißt er, weil er der jüngste unter den Präsidenten ist.
- Ein Sklavenschiff haben die Engländer vor Sansibar bereits angehalten, und zwar den belgischen Dampfer "Brabo", der 400 von dem belgischen Consul für die Kongogegend angeworbene Sklaven an Bord hatte. Von diesen wurden 2, nachdem sie geschworen hatten, daß sie wider ihren Willen entführt worden seien, freigelassen, mit den übrigen dürfte der Dampfer weiterfahren. Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß Deutschland die Pforte zur Theilnahme der Blockade an der ostafrikanischen Küste eingeladen habe. Zur Verstärkung der portugisischen Flotte an der ostafrikanischen Küste gehen demnächst die Corvette "König von Portugal" und das Kanonenboot "Sambesi" von Lissabon nach Sansibar ab. In Belgien ist man natürlich höchst unangenehm berührt über die Durchsuchung des "Brabo" und erklärt, daß alle von der Regierung des Kongo gedungenen Sklaven auf Grund von Verträgen angeworben würden, welche die betreffenden nach freiem Willen eingingen und die von dem französischen Consulat gegengezeichnet seien. Die "Times" aber behauptet, daß die Agenten der Kongo=Gesellschaft regelrechten Sklavenhandel betrieben.
- Ein "seltener" Tag war der letzte Sonntag. Derselbe erscheint als 18. Tag im 11. Monat des Jahres 1888. Die Zahlen 1 und 8 kommen also je viermal vor. Das wird so bald nicht wieder geschehen, der Leser dieser Zeilen wird's sicherlich nicht erleben, denn es wird sich erst nach genau 6300 Jahren wieder ereignen, d. h. am 18.11.8188. Dagegen wird in 111 Jahren dieselbe Kombination mit 1 und 9 eintreten; der 19. 11. 1999 wird also auch ein "seltener" Tag sein. Briefumschläge und Postkarten mit dem gestrigen Poststempel dürften bald von Briefmarken= und anderen Sammlern gern genommen werden.
- Unteroffizier: "Einjähriger Piefke, wie soll der Soldat die Fahne halten?" Einjähriger Piefke: "Weiß nicht." Unteroffizier: "Donnerwetter, Sie wollen Einjähriger sein und wissen das nicht? Füsilier Kutsche, sagen Sie doch dem Herrn Einjährigen, wie der Soldat die Fahne halten soll!" Füsilier Kutsche: "Ae, ä, ä." Unteroffizier: "Na wird's bald?" Füsilier Kutsche: "Stramm und steif." Unteroffizier: "Sie sind selbst stramm und steif, aber mehr steif wie stramm! "Na, dann werde ich es Euch sagen: heilig soll der Soldat die Fahne halten!"
- Lieutenant, bei einem Soldaten der Kompagnie stehen bleibend, der den Helm schief auf hat: "He, Herrmann wollen Sie den Helm gerade aufsetzen? hat der Kerl das Ding auf dem Kopf wie der reine Salontyroler."


Anzeigen.

In das hiesige Handelsregister Fol. XXI Nr. 34, betreffend die Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt zu Schönberg, ist heute Col. 6 eingetragen:

"Das statutenmäßig ausscheidende erste Mitglied des Directorii der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt hieselbst, Kaufmann C. J. W. Burmeister zu Schönberg, ist in der am 6. November 1888 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre dieser Anstalt als Mitglied des Directorii wiedergewählt worden und als solches durch die ad [35] act. anliegende notarielle Urkunde d. d. Schönberg den 6. November 1888, welche auch die Erklärung der Annahme der Wahl und Zeichnung des Namens seitens des etc. Burmeister enthält, legitimirt."
Schönberg, den 20. November 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

A. Dufft.        


In Sachen, betreffend die Zwangsversteigerung der dem Bäcker Ollrogge gehörigen, zu Lüdersdorf sub Nr. 3 belegenen Büdnerei c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1, der Verkaufstermin auf

Freitag, den 8. Februar 1889,
Vormittags 10 1/2 Uhr,

2, der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 5. März 1889,
Vormittags 10 1/2 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. und an die zur Immobiliarmasse desselben gehören=

[ => Original lesen: 1888 Nr. 92 Seite 3]

den Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 8. Februar 1889
Vormittags 10 1/2 Uhr,

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen, in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 5. November 1888.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.        


Bekanntmachung.

Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 12. November 1888.

Die Armenbehörde.


Holz=Auction Nr. 3.

Am Dienstag, den 27. November, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus den Lenschower Tannen (Jagen 3.)

  41 Stück Kiepentannen,
141 Rmet. tannen Kluft,
110 Rmet. tannen Knüppel
Schönberg, den 21. November 1888.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz zu Grevesmühlen.

In diesem Jahre sind versichert 2 126 935 Centner Getreide, nach den Preisen vom 15. August und 15. October d. J. zum Werthe von 17 299 610 M. 80 Pfennig (Mecklenburg). - Nach Vorschrift des § 35 der Statuten beträgt die beitragspflichtige Summe 13 054 064 M. 75 Pfennig (Mecklenburg). - Für die in diesem Jahre stattgefundenen 26 Hagelschäden sind mit Einschluß der Tax= und Administrations=Kosten, abzüglich des Kassenbestandes aufzubringen 69 149 M. und ist hiernach in heutiger Directorial=Versammlung der diesjährige Beitrag auf 56 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. von der beitragspflichtigen Summe festgesetzt. - Nach der Versicherungssumme stellt sich der diesjährige Beitrag auf 40 Pfennig (Mecklenburg). und nach den verschiedenen Gefahr=Klassen zwischen 30 4/5 und 56 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. - Nach Vorschrift der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen, den 17. November 1888.

Die Direction.


Die glückliche Geburt eines gesunden Knaben beehren sich hocherfreut ergebenst anzuzeigen

Paul Peersel. Geometer
und Frau Marie geb. Köhler.

Ratzeburg, den 21. November 1888.


Das Gehen über meine Hofstelle nach und von dem Pogetzer Fußsteige ist verboten.
Lindow, den 1888.

Ernst Maass, Hauswirth.        


Die diesjährige Herbst=Versammlung des Landwirthschaftlichen Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg findet am

Montag, den 26. November cr.,
Morgens 11 Uhr,

im Boye'schen Gasthofe hieselbst statt, zu welcher Namens des Vorstandes ergebenst einladet

                                                    der Secretair des Vereins.
                                                    Wilh. Heincke.

Schönberg, den 14. November 1888.


Bekanntmachung.

Wegen mehrfach betriebenen Unfugs auf meinem Acker verbiete ich hiermit das Betreten meines über meinen Acker führenden Feldweges und des über meine Koppel an der Torriesdorfer Grenze in unbefugter Weise eingeführten Schleichsteiges, sowie überhaupt alles Betreten meines Ackers bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Gr. Siemz, den 19. November 1888.

A. Bohnhoff, Hauswirth.        


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[ => Original lesen: 1888 Nr. 92 Seite 4]

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Sim. Egert.        

Lübseerhagen, den 20. November 1888.


Dr. med. Fr. Dethloff,
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Heute Mittag 1 Uhr endete nach kurzer schwerer Krankheit das Leben unserer geliebten Tochter im Alter von 3 Jahren und 4 Monaten, welches die tiefbetrübten Eltern hiermit anzeigen.
Schönberg, den 20. November 1888.

Stellmachermeister Arndt u. Frau.        


Heute morgen 2 Uhr starb nach kurzem aber schwerem Leiden meine liebe Mutter, Schwieger= und Großmutter die

Sattlermeister-Wwe. Caroline Henne
geb. Möhl
im 66. Lebensjahre; dies zeigen tiefbetrübt an                          
                                                    Bezirksfeldwebel Jacobs nebst Frau
                                                    und Kindern.

Schönberg, den 20. November 1888.
Die Beendigung findet Freitag Nachm. 3 1/2 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 25. November.

        Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
        Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Langbein.
        Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Vom 1. Juni 1888: Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,8 Vorm. 2,58 Nachm. 5,35 Nachm. 12,3 Nachts.
Nach Kleinen:
4,57 Morg. 10,9 Vorm. 12,46 Nachm. 8,3 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 8.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1888 Nr. 92 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 92 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 23. November 1888.


- Der Generalstabsarzt der Armee, Dr. v. Lauer, der bekannte Leibarzt Kaiser Wilhelm I., wird am 12. Dezember sein 60jähriges Dienstjubiläum feiern.
- Herr von Bleichröder in Berlin befestigt seine Casse durch eine Alliance mit Hamburg. Sein zweiter Sohn heirathet eine Hamburger Millionärin.
- Ein Ochse erschossen. In einem Schlachthause in St. Georg in Hamburg sollte ein Ochse geschlachtet werden. Zur Befestigung des Thieres beim Schlagen ist in den Erdboden ein Block tief eingerammt, an welchem das Thier angekettet wird. Als der Ochse den ersten Beilschlag erhalten hatte, riß er mit furchtbarer Gewalt den Block aus der Erde, erfaßte den Blockgesellen mit seinen Hörnern und schleuderte ihn bis unter die Decke des Schlachthauses. Glücklicherweise blieb der Schlachtergeselle dabei unverletzt. Das wüthende Thier sprang hinaus durch ein Fenster und rannte sich dann in einer Planke mit den Hörnern fest. Das Thier zu schlachten erschien zu gefährlich, man entschloß sich es zu erschießen. Erst bei dem zweiten Schuß sank es zusammen.
- Eine junge Frau in Klein=Glinecke bei Potsdam hatte Zeug in der Nähe eines eisernen Ofens zum Trocknen angehängt und den Kinderwagen mit ihrem halbjährigen Kinde vor denselben geschoben. Kurze Zeit darauf verließ sie das Zimmer. Als sie wiederkam, war das Zeug verbrannt, der Kinderwagen in Mitleidenschaft gezogen worden, das Kind darin halb verkohlt. Die über den Tod des Kindes trostlose Frau eilte in der ersten Aufregung davon und fehlt über den Verbleib bis jetzt jede Spur.
- Der Bergbau auf Steinkohlen bewegt sich im Königreich Preußen zur Zeit in ungewöhnlich stark aufsteigender Linie. Nach den neuesten Berichten hat sich in den ersten drei Quartalen dieses Jahres insbesondere im Oberbergamtsbezirk Dortmund die Förderung auf 24 366 213 Tonnen gegen 21 881 628 Tonnen belaufen, der Absatz auf 24 312 394 Tonnen gegen 21 924 265 Tonnen im gleichen Zeitraum des Vorjahrs, also auf nahezu 11 pCt. mehr. Im ganzen Staat hat die Gesammtförderung 43 177 775 Tonnen gegen 39 596 685 Tonnen und der Gesammtabsatz auf 41 946 593 gegen 38 296 931 Tonnen im Jahr 1887 belaufen. Dabei ist die Arbeiterzahl von 188 976 auf 194 793 gestiegen. In demselben Verhältniß hat die Gewinnung von Roheisen, Schweißeisen und Flußeisen sich vermehrt.
- Sonnabend nachmittag hatten drei Küfer aus einem Keller einer Weinhandlung auf der neuen Mainzerstraße in Frankfurt a. M. ein großes Faß Wein in die Höhe zu ziehen. Als dasselbe beinahe an der Oberfläche war, riß die Kette, und das Faß stürzte wieder in den Keller, ging natürlich entzwei und das köstliche Naß ergoß sich in den Kanal. Der Schaden beträgt ca. 4000 Mark.
- Welche Bücher liest das Volk am liebsten? Diese Frage läßt sich für die deutsche Reichshauptstadt annähernd beantworten an der Hand des neuesten statistischen Jahrbuches von Berlin. Nach dem Bericht über das letzte Beobachtungsjahr wurde nämlich ein Band durchschnittlich entliehen 5,3 Mal aus der ausländischen Litteratur, dann absteigend 5,1 Mal aus der deutschen Nationallitteratur, 3,6 Mal aus der Rubrik "Encyclopädie und Vermischtes" (Romane und Erzählungen), 2,5 Mal aus der Mathemathik, 2 Mal aus der Philologie und Pädagogik, 1,7 Mal aus Geographie und Reisen, 0,7 Mal aus Theologie, 0,5 aus den Staatswissenschaften. Giebt diese interessante Aufnahme nicht ganz bemerkenswerthe Fingerzeige?
- Ein erschütterndes Unglück ereignete sich dieser Tage in Tondorf in Schleswig=Holstein, woselbst auf einem Hofe das Dreschen des Korns mittels einer Dampfdreschmaschine bewirkt wurde. Während der Arbeit streifte das Dienstmädchen die Maschine und wurde sofort von der Triebwelle erfaßt, welche die Unglückliche emporhob und im Kreise mehrere Male herumschleuderte, sodaß die Aermste gräßliche Verletzungen erlitt und endlich fast zerschmettert am Boden lag. Unter unsäglichen Qualen verschied die Bedauernswerthe in wenigen Augenblicken.
- Eine schauderhafte Mordthat setzte in Eupen (Rheinprovinz) alles in Aufregung. Am Sonntag vormittag wurde in der Nähe eine cirka 45jährige unverheirathete junge Dame, während ihr Bruder zur Kirche gegangen war, von einem Menschen in ihrer Wohnung überfallen. Nachdem derselbe ihr mit einem Stein die Schädeldecke vollständig zertrümmert hatte, trennte er buchstäblich den Kopf vom Rumpfe. In den Mund war der Ermordeten ein Taschentuch als Knebel gesteckt worden. Dem Anscheine nach handelt es sich um einen Raubmord da der Bruder der Ermordeten etwa 60 Franken vermißt.
- Nur einen Kaiser. Aus Rußland wird gelegentlich des letzten Eisenbahnunglücks an eine Geschichte aus dem Jahr 1851 erinnert. Damals gingen die Züge noch sehr langsam, fünfundzwanzig Werst war das Höchste in der Stunde. Der Minister der Wegekommunikationen war der Erste, der fünfzig Werst die Stunde fuhr. Er berichtete hierüber dem Kaiser Nikolaus und, als letzterer auf seiner nächsten Reise den Wunsch äußerte, mit derselben Schnelligkeit zu fahren, ertheilte Kleinmichel dem Maschinisten den betreffenden Befehl. Der Zug passirte die erste Station, aber die Schnelligkeit wurde nicht größer. Der Kaiser wurde unzufrieden und wiederholte seinen Befehl, aber es half nichts, der Zug ging nicht schneller. Der Maschinist weigerte sich einfach, den Befehl seines Vorgesetzten, ja den Befehl seines Kaisers zu erfüllen. Auf der nächsten Station befahl der Kaiser den Maschinisten zu sich und fragte ihn, wie er sich unterstehe, dem kaiserlichen Befehl zuwiderzuhandeln. "Ew. Kaiserliche Majestät," erwiderte der Maschinist, "wir können nicht mit einer solchen Geschwindigkeit fahren." "Aber Du hast doch Kleinmichel so schnell gefahren." "Ja, Majestät, Kleinmichel wohl, aber das war auch sehr gefährlich und der Unterschied besteht darin, daß Rußland nur einen Kaiser, aber viele Kleinmichel besitzt." "Du hast recht," sagte der Kaiser und dankte ihm.


Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
Fortsetzung.
(Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1888 Nr. 92 Seite 6]

Der Deserteur.
Novelle von Stanislaus Graf Grabowski.
Fortsetzung.
(Nachdruck verboten.)


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