No. 83
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Oktober
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 83 Seite 1]

            In Gemäßheit der Bestimmung der Verordnung vom 5. März 1884, betreffend die Einführung der Trichinenschau zu Domhof und Palmberg bei Ratzeburg, wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß

der Herr Apotheker Rosenthal zu Domhof Ratzburg
von der unterzeichneten Behörde als Fleischbeschauer für die Ortschaft Domhof und Palmberg bei Ratzeburg angekommen und heute als solcher beeidigt worden ist.
            Die Taxe für den Fleischschauer beträgt
a. für die Untersuchung eines Schweines jedesmal 75 Pfennig.
b. für diejenige eines einzelnen Fleischtheiles, also auch einer Seite amerikanischen Specks 50 Pfennig.
            Schönberg, den 19. Oktober 1887.

Großherzoglich Mecklb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


        Nr. 21 des Offic. Anzeigers pro 1887 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
        II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Thätigkeit der Gendarmerie im Jahre 1886.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Zahlung der Marschgebührnisse bei Einberufungen zum Dienst.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittssätze der höchsten Fourage=Tagespreise des Monats August 1887.
(4.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats September 1887.


Kaiser Wilhelm ist am Freitag vormittag mit seinem Enkel, dem Prinzen Wilhelm, wieder in Berlin angekommen. Der Kaiser sah recht frisch und wohl aus und verließ ohne jede Hülfe den Salonwagen. Um 3/4 1 Uhr erschien der Monarch beim Aufziehen der neuen Stadtwache an dem Fenster seines Arbeitszimmers und wurde von dem zahlreich vor dem Palais versammelten Publikum mit enthusiastischem Hochrufen begrüßt.
Für die kronprinzliche Familie wurde in San Remo (Riviera) die Villa Cirio um 35 000 Franks gemiethet.
Endlich zum Geburtstag des Kronprinzen nimmt der offizielle "Reichsanzeiger" über den Gesundheitszustand des deutschen Kronprinzen das Wort. Er meldet: Sir Morell Mackenzie hat vor seiner Rückkehr nach England Se. kaiserliche und königliche Hoheit den Kronprinzen in Baveno nochmals besucht und abermals die fortschreitende Besserung des Halsleidens Sr. kaiserlichen und königlichen Hoheit bestätigt, hielt aber größte Schonung im Sprechen, sowie behufs Vermeidung von Erkältungen einen Winteraufenthalt in einem warmen Klima für unbedingt nothwendig. Se. kaiserliche und königliche Hoheit der Kronprinz wird daher zunächst noch in der sehr zweckmäßig und bequem eingerichten Villa Clara zu Baveno verbleiben und dann voraussichtlich an der Riviera Aufenthalt nehmen.
Ich will keinen Gang nach Canossa machen! soll der Zar in Fredensborg gerufen haben, als er allgemein in Stettin bei dem Kaiser Wilhelm erwartet wurde. Russen sehen also ein gutes Verhältniß mit Deutschland als ein Canossa an?
Der Zar hat wirklich einen Augenblick vorgehabt, seine Heimreise über Deutschland anzutreten, aber nur weil ihm die Reise über Schweden oder zur See zu beschwerlich war. Da aber seine Absicht von der ganzen deutschen Presse kühl bis ans Herz hinan, ja gleichgültig, aufgenommen wurde, so gab er's auf. Vielleicht empfangen ihn seine Russen um so wärmer.
General Caffarel ist nun wirklich verabschiedet und sein Name in den Listen der Armee gestrichen worden. Auch in den Listen der Ehrenlegion ist er gestrichen worden und er darf keinerlei Orden mehr tragen. All' das ist amtlich bekannt gemacht.
Die Berliner Zeitung "Post" hat aus Frankreich folgenden Brief erhalten:
Nantes, 17. Oktober. An den Chefredakteur der Zeitung Post in Berlin (Deutschland.) Mein Herr! Sie sind eine Canaille und ein Lümmel; Sie tränken sich mit dem Hasse Bismarcks gegen Frankreich, um Ihr Gift auf alles Französische zu spritzen, Sie feiles Reptil! Ihr schäbiges Land scheint damit noch nicht genug zu haben, daß es den Fall Schnebele und den von Raon=la=Plaine auf der Rechnung hat: in Ihrem galligen Blatt muß auch noch die französische Armee wegen des durch General Caffarel hervorgerufenen Skandals gelästert werden; Angesichts des Arrestes des tapferen Generals Boulanger muß Ihre Freude sich Luft machen. Als ob das deutsche Heer nicht hundertmal verächtlicher wäre als das Heer der Republik, auf das Sie einen Makel zu werfen versuchen! Da haben Sie's, Sie alter Schafskopf! Warten Sie es ab: Frankreichs junges Heer, Boulanger an seiner Spitze, wird binnen Kurzem nach Berlin kommen; und wenn Sie dann noch nicht verreckt sind, Sie, . . . . dann wird der, der Ihnen schreibt, Ihnen Allen die Zähne einschlagen, wie es sich für solche deutsche Schweine gehört, die sich der Welt im Allgemeinen und im Besonderen Elsaß=Lothringen, dem Lande des Stolzes und der Ehre, verhaßt machen. Werken Sie sich, daß ich Ihnen für die nächste Zeit Stelldichein in Berlin gebe, Sie alter Saukerl, und verlassen

[ => Original lesen: 1887 Nr. 83 Seite 2]

Sie sich darauf, daß ich nicht ausbleiben werde. Also auf baldiges Wiedersehen! Empfangen Sie den gediegensten Tritt in den Hintern, den man so einem alten Esel versetzen kann. Hoch Frankreich! Hoch die Republik! Hoch Rußland! Hoch Boulanger! Ein französischer Soldat.
Aus Konstantinopel wird berichtet, daß nicht weniger als vier Prinzessinnen aus kaiserlichem Geblüte demnächst in den bei den Mohamedanern allerdings nicht "heiligen", darum aber nicht minder heißersehnten Stand der Ehe treten. Den schönen Reigen eröffnet Lekieh Hanum, die Tochter des regierenden Sultans; nebst ihr werden die Prinzessinnen Saliha, Nazimdh und Esma, Töchter des verstorbenen Sultans Abdul Aziz, unter den Brautschleier kommen. Kuchenbäcker, Spielleute und andere Zünfte freuen sich heute schon; sind doch für jede dieser Hochzeiten 13 225 türkische Pfund ausgeworfen, so daß im ganzen über eine Million Mark verjubelt werden wird.
Die chinesische Regierung hat sich an den deutschen Generalstab um Ueberlassung verschiedener deutscher Offiziere als Instruktoren und Organisatoren der chinesischen Armee gewandt und es haben sich bereits eine Anzahl Kandidaten für diese Posten gemeldet, obgleich die angebotenen Gagen verhältnißmäßig niedrig sind.
Welche enorme Summen durch die Branntwein=Nachsteuer erzielt werden, ersieht man daraus, daß z. B. in Frankfurt a. M. eine einzige dortige Liquer=Fabrik nach der von derselben eingereichten Spezifikation nicht weniger als 22 000 Mk. zu zahlen hat. Verschiedene andere dortige Firmen dieser Branche schließen mit nicht viel geringeren Beträgen an Nachsteuer sich an.
In Berlin sehen die Geschäftsleute der bevorstehenden Wintersaison bei Hofe wenig hoffnungsvoll entgegen. Das Fernbleiben der kronprinzlichen Familie ist nun entschieden und inwieweit die Kaiserin diesmal ihre Repräsentationspflichten wird erfüllen können, weiß zur Zeit niemand.
Bremen, die gut protestantische Stadt, ist in einiger Erregung. Es ist herausgekommen daß in dem katholischen Krankenhaus "Josephsstifft," das auch von Protestanten benutzt wird, 3 Dienstmädchen zum Uebertritt zum Katholizismus überredet worden sind, wahrscheinlich noch mehr Leute, was um so mehr erbittert, da das Stift alljährlich zu freiwilligen Gaben auffordert und auch von Thür zu Thür der "Ketzer" sammeln geht.


- In Kopenhagen ist nun auch der Bruder des Königs, Prinz Johann von Schleswig=Holstein=Sonderburg=Glücksburg an den Masern erkrankt. Er ist geboren am 5. Dezember 1825, steht mithin im 62. Lebensjahre. In so hohem Alter sind Erkrankungen an den Masern außerordentlich selten, aber nicht ungefährlich.
- Dr. Luthers Geburtstag, der 10. November, wird im Krystallpalast in Leipzig mit Dr. Herrig's Lutherfestspiel gefeiert. Studenten aller Fakultäten führen es 14 Tage lang auf. Im Stadttheater kommt Henzen's Lutherfestspiel zur Aufführung.
Kommerzienrath Guilleaume in Köln hat anläßlich seiner Wiedergenesung von schwerer Krankheit der Stadt Köln 100 000 Mk. für Arbeiterwohnungen unter der Bedingung geschenkt, daß die Stadt das Terrain hergebe.
- Für das Denkmal der Gebrüder Grimm in Hanau sind bis jetzt 75 000 Mark gesammelt, 25 000 Mark schießt der Staat zu, so daß der Bau bald beginnen kann.
- Die Patzenhofer Bierbrauerei in Berlin wird für das verflossene Geschäftsjahr ca. 53 Proz. Dividende zahlen.
- In München ist die Zahl der stellenlosen Mädchen zur Zeit geradezu enorm; bei einer Baubeamtenfrau meldeten sich auf eine Ausschreibung nicht weniger als 102 Mädchen, von denen viele das Angebot machten, lediglich gegen Kost und Wohnung dienen zu wollen.
- Wegen vorgekommener Fälle von Ueberschreitung des Lehrer=Züchtigungsrechts hat die Regierung von Schleswig=Holstein Folgendes verfügt: "Den Lehrern und Lehrerinnen an öffentlichen Volksschulen der Provinz ist das Schlagen an den Kopf, und das Reißen oder Zausen an Ohren und Haaren, sowie überhaupt jede Berührung des Kopfes der Schulkinder zum Zwecke der Züchtigung verboten." Im Uebrigen hat die königl. Regierung zwar von bestimmten eingehenden Vorschriften über die Art und Weise der Ausübung des Züchtigungsrechts der Lehrer abgesehen, im Allgemeinen aber darauf aufmerksam gemacht, daß die Schulzucht von tüchtigen Lehrern ohne häufigeren Gebrauch des Rechtes der körperlichen Züchtigung aufrecht erhalten werden kann und letztere überhaupt nur in Ausnahmefällen, und zwar in der Regel erst dann, wenn andere Strafmittel erfolglos sind, anzuwenden, stets mit Maß und Vorsicht auszuüben und insbesondere bei Mädchen thunlich zu vermeiden ist.
- In den Handelsschulen wird nächstens das Volapük eingeführt werden müssen; denn es soll Welthandelssprache werden. Sobald es sich eingebürgert hat, kann ein und derselbe Reisende in den verschiedensten Ländern der Welt leicht verkehren, ein und dieselbe Handelszeitung wird von den Kaufleuten Peking's, Jeddo's und Madra's ebensogut wie von denen Konstantinopel's, Alexandrien's und Moskau's gelesen und verstanden werden. Das Volapük ist jetzt schon über alle Erdtheile in mehr als 100 Weltsprach=Vereinen verbreitet.
In einem Hause der Silberburgstraße zu Stuttgart explodierte ein Dampfkochtopf mit solcher Gewalt, daß das in der Nähe befindliche Küchenmädchen tödliche Verletzungen davontrug und die in der Küche aufgestellten Tische, Stühle, Geräthschaften etc. größtentheils demoliert wurden.
- Ob die Sonntagsarbeit vollständig zu verbieten oder wenigstens sehr zu beschränken sei, darüber hat die Regierung genau Nachfragen bei Arbeitgebern und Arbeitern angestellt. Die Zahl derer, die sich für das unbedingte Verbot ausgesprochen hat, ist verschwindend klein, verhältnißmäßig Wenige waren für fernere Einschränkung der Sonntagsarbeit und am größten die Zahl Derer, die sich für Undurchführbarkeit des Verbots aussprachen.
- Eine Trauung seltener Art wurde vorigen Sonntag in der Kirche zu Neschwitz bei Bautzen vollzogen. Der Bräutigam zählte 82, und die Braut, eine Wittwe 76 Jahre.
- Branntwein=Streik. Aus Schmiedefeld bei Suhl wird berichtet, daß dort unter den Branntwein=Konsumenten infolge der durch das Branntweinsteuergesetz herbeigeführten Vertheuerung des Branntweins von 8 auf 12 Pf. pro Achtel ein allgemeiner Streik ausgebrochen sei. Viele, die täglich ihr Schnäpschen tranken, stellten den Schnapsgenuß ein und hatten schon nach wenig Tagen die Genugthuung, den Preis pro Achtel wieder um 2 Pf. herabgesetzt zu sehen. Mancher ist auch damit noch nicht zufrieden und streikt weiter.
- Die Armen=Abtheilung des Wiener Magistrats hat beschlossen, daß der Großnichte Mozarts, Frau Josepha Lange, eine Pfründe von monatlich fünf Gulden angewiesen werde. Glückliches Wien, wo man zur Ehre unsterblicher Komponisten noch solche Summen auftreiben kann!
- In den Tiroler Bergen finden sich in neuerer Zeit abermals, und zwar viel häufiger, als in den letzten Jahren Bären ein. Auf einer Treibjagd wurden zwei aufgespürt und einer erschossen, indes der andre entkam. Auch in Krain, das übrigens durch seine stets erfolgreichen Bärenjagden bekannt ist, wurde kürzlich eine sehr starke Bärin von einem Forsthüter, der auf ein Zusammentreffen mit einem solchen Wild nicht gefaßt war, mit einem einzigen Schusse glücklich erlegt.
- Ein Klumpen reines Gold im Gewichte von 51 Pfund wurde jüngst in einem australischen Bergwerke gefunden; man schätzt den Werth des Klumpens auf 52 000 Mark.
- Das Geschäft der Magasins du Louvre in Paris versendet neuerdings wieder einmal den Katalog seiner Winterneuheiten an Tausende von deutschen Familien. Der Umstand, daß das Haus den Katalog in einer deutschen Ausgabe verschickt, beweist, daß es sich auf dem deutschen Markt einen beträchtlichen Absatz verspricht und wohl auch nach früheren

[ => Original lesen: 1887 Nr. 83 Seite 3]

Erfahrungen sich zu versprechen berechtigt ist. Es dürfte nicht überflüssig sein, daran zu erinnern, daß dies dasselbe Geschäft ist, welches alle bei ihm angestellten Deutschen entlassen und sich diese Austreibung vor dem pariser Publikum zum besonderen Verdienst angerechnet hat. Man fragt sich: Sollte es wirklich deutsche Frauen und Mädchen geben, die unpatriotisch genug wären, ihre Waaren, die sie überdies eben so gut und eben so billig im eigenen Land haben können, aus solcher Quelle zu beziehen?
- Eine sonderbare Mode ist in Paris aufgetaucht. Auf den Kirchhöfen werden an den Gräbern Metallbüchsen in der Form der Sparkassen angebracht, in welche die Besucher in der Gräberwoche ihre Visitenkarten gleiten lassen sollen. Die hinterbliebenen Familien wollen hierdurch erfahren, wer von den Lebenden ihrer Todten noch liebevoll gedenkt.
- Das Kunststück in Grimms Märchen, daß ein Schneider einen Hasen im Lauf rasiert, hat der Barbier Feddy Wick in London fertig gebracht. Er hat in Folge einer Wette um 15 Pfund Sterling nicht nur 50 Männer in 60 Minuten rasiert, wie ausgemacht war, sondern 77. Und er hat nicht einmal ein Blutbad angerichtet. Nächstens will der große Mann ein Blindlings=Rasieren veranstalten, wie manche Schach und Billard spielen, ohne hinzusehen; es sollen nur zuvor die vertrauensvollen Knasterbärte gefunden werden, die sich dazu hergeben.
- Baron Peltier in Lyon, ein alter Hagestolz, war stets ein feuriger Anhänger des Champagners gewesen und pflegte denselben statt des Wassers zu trinken. Er erhielt von den ersten Firmen stets die genauesten Nachrichten über den Stand der Traubenernte; kürzlich nun wurde ihm gemeldet, daß die diesjährigen Weine viel, wenn nicht Alles zu wünschen übrig ließen. Diese Nachricht versetzte den Baron in solche Aufregung, daß er zu sterben beschloß. Er ließ aus seinem Keller hundert Flaschen Champagner holen, füllte mit dem kostbaren Naß die Wanne seines Badezimmers und ertränkte sich, indem er den Kopf gewaltsam unter dem Weine hielt. Die Sache klingt zwar sehr sonderbar, aber es kann auch solche Käuze geben.
- Ruhiger Gewinner. In einem Dortmunder Hotel ist ein Kutscher angestellt, der 40 000 Mark in der weseler Lotterie gewann. Nach längerem Ueberlegen kaufte er sich am Abend vor dem Ziehungstag ein Loos der weseler Kirchenbaulotterie; ein paar Stunden darauf erhielt der Mann die Nachricht, daß sein Loos mit dem Hauptgewinn, 40 000 Mark, gezogen worden sei. Man fragte den glücklichen Gewinner, was er nun zu thun gedenke. "Ich werde vorläufig meinen Hotelwagen weiter fahren," war die sehr ruhige Antwort.
- Vom Kasernenhof. Feldwebel (beim Exerzieren): "Himmelschockschwerenoth, wie marschiren diese Leut' wieder! Der "schöne langsame Schritt" wird von diesen Ladenschwengeln und Bauernjungen so verhunzt - na ich sag' nix, aber wir kriegen nie eine ordentliche Armee, so lange "das Militär aus'n Civil g'nommen wird!"


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Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schönberg belegene Ackerbürgerstelle c. p. der Frau Holldorff, Marie geb. Spehr, allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung in dem auf

Dienstag, den 1. November d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

anstehenden Liquidations=Termin peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 13. August 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meiereien Lockwisch und Westerbeck, welche Johannis 1888 aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte ein Termin auf

Sonnabend, d. 5. November d. J.,
Vormittags 11 Uhr,

anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Größtmöglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpoen von 3000 M. zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme des Pachtstücks erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Lockwisch in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 10. Oktober 1887.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.


Ersparniss- und Vorschuss-Anstalt in Schönberg.
Der Geschäftsbericht mit Bilanz und Gewinn= und Verlust=Conto für das abgelaufene achtzehnte Rechnungsjahr, sowie der Revisions=Bericht etc. liegen in unserem Geschäftslokale vom 25. Oktober d. J. ab zur gefl. Einsicht der Herren Aktionäre aus.

Schönberg, den 19. Oktober 1887.
                                                    Das Directorium.


Heute Nachmittag nahm Gott der Herr meine liebe Frau Toni geb. Gerdess nach siebentägiger schwerer Krankheit zu Sich.

Schönberg im Fürstentum Ratzeburg,
den 24. Oktober 1887.
                                                    W. Ringeling, Realschul=Direktor.


Statt besonderer Meldung
Louise Walsen
Heinrich Westphal
Verlobte.
Lübeck.                                                     Hamburg.


Durch die glückliche Geburt eines Sohnes wurden heute hocherfreut

                                                    Actuar E. Breuel u. Frau
                                                     geb. Cordua.


Allen Denen, welche uns am Tage unserer goldenen Hochzeit durch ihre Glückwünsche und Geschenke erfreuten, sagen wir unsern herzlichsten Dank.
Schlagsdorf, den 18. October 1887.

                                                    W. Steinführer und Frau.


Die Mauersteine sind angefahren und sage ich Allen daran Betheiligten meinen besten Dank dafür.
Rabensdorf, den 24. October 1887.

                                                    Rieckhoff.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 83 Seite 4]

Vielfach Prämiirt.                                                                               Vielfach Prämiirt.

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Fürstenberg i. M. C. Peters.
Geesthacht J. H. Hegge & Cie.
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Kröpelin i. M. W. Paust.
Ludwigslust i. M. L. H. Pleßmann.
       Lübeck Grevsmühl & Riesland.
Lübeck C. A. Fischer & Sohn.
Malchin i. M. A. Schmidt.
Malchow i. M. H. Rättig.
Neubrandenburg H. Greve.
Neu=Strelitz i. M. A. Wagner.
Oldesloe i. Holstein P. Suhr.
Pasewalk R. Noffke.
Penzlin i. M. Fr. Schütt.
Plau i. M. W. Dankert.
Ratzeburg H. Ohst.
Röbel i. M. A. Thiemann.
       Rostock i. M. L. F. Hagen.
Schönberg i. M. C. Schwedt.
Schwerin i. M. L. Bötefür.
Stavenhagen i. M. J. H. Seemann.
Sternberg i. M. Robert Adamy.
Stralsund F. W. Fleischer.
Tessin Herm. Bringe.
Treptow a. d. Tollense L. Leinau.
Waren i. M. A. Wilken.
Wismar Gebr. Frahm Nachfl.
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Herrn Boye's Theatersaal.
Mittwoch, den 26. Oktober 1887.
Die Lore-Ley.
Rheinische Volkssage mit Gesang in 5 Akten und 6 Bildern von Hermann Hirsch.
Musik von Neswadba.
Sonntag, den 30. October:
Vorstellung.
Alles Nähere durch die Zettel.
                                                    Die Direction.


Stadt Lübeck.
Am Dienstag, den 3. November cr.
Erstes
Mititair-Abonnements-Concert

mit nachfolgendem Ball ausgeführt von der gesammten Kapelle des Schweriner Jägerbataillons.      Anfang 7 Uhr.
Entree: Abonnements für 3 Concerte 1 50 Pf. à Person. An der Kasse 75 Pf.

Zu demselben laden ergebenst ein                          
J. H. Freitag.                         A. Reckling
                                                   Großherzoglicher Musikdirektor.

NB. Abonnement=Billets sind im Concert=Saale zu haben.


Am Mittwoch, den 2. November findet bei mir ein

Bauernball

statt, wozu die Herren Hauswirthe ganz ergebenst eingeladen werden.

                                                    H. Voss.

Rabensdorf, den 24. October 1887.


Gesucht werden zu sofort 2 Drescher, von wem sagt die Expedition d. Bl.


Rum à 75 Pfg. per Flasche
wieder vorräthig.                                                    
                                                    Bernh. Drenkhahn.


Flinten
in großer Auswahl bei                                                    
Ludw. Warncke-Mölln.


Dreschmaschinen u. Häckselmaschinen
in allen Größen bei                                                    
Ludw. Warncke-Mölln.


Einen eisernen Geldschrank
hat preiswürdig zu verkaufen                                                    
                                                    C. Roepstorff.


Gesucht zu Ende October                                                    
eine gesunde kräftige Amme.
Meldung bei Hebamme                                                    
                                                    D. Steffen in Ratzeburg.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect der Firma Wolf Blumenthal aus Lübeck bei.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 83 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 83 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. October 1887.


- Ein Herr von Greiz litt seit etwa 8 Jahren an einer Anschwellung in der Lebergegend, welche im letzten Jahr so ungeheuer zunahm, daß er Professor Volkmann aus Halle zu Rath zog. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß die Anschwellung von Echinokokken (sogenannte Hundewürmer), welche sich an der Leber festgesetzt hatten, herrührte. Durch zweimalige Operation wurden die Würmer, welche eine Blase mit einem Durchmesser von etwa 25 Centimetern füllten, glücklich entfernt. Da der betreffende Herr nun aber keinen eigenen Hund besessen, sondern durch irgend einen Zufall sich die Würmer zugezogen hat, so ist um so mehr davor zu warnen, Hunde zärtlich zu liebkosen, wie es Kinder so häufig thun.
- Der älteste Rechtsanwalt im deutschen Reich ist Justizrath Stegmann in Uelzen. Er ist 94 Jahre alt, praktizirt noch und hat am 16. Oktober sein 70jähriges Dienstjubiläum gefeiert.
- In Königshütte in Oberschlesien hat eine 80jährige Wittwe, von Hunger und Noth getrieben, ihren Tod im Fluß gesucht und gefunden. 104 Kinder und Enkel, liest man, waren nicht im Stand, die arme Urgroßmutter zu ernähren.
- In England ist der in Sportkreisen allgemein geachtete Jokey George Fordham gestorben, von dem man sich erzählt, daß er nur zweimal in seinem Leben einen Fehler gemacht habe, einmal, als er beim Wettrennen zurückschaute und dadurch sich um den Sieg brachte, das andere Mal, als er sein Vermögen einem französischen Speculanten übergab, der ihm bald genug zum armen Mann machte. Fordham hat übriges in seiner Laufbahn als Jokey nicht weniger als 1658 Pferde zum Sieg geritten.
- Bis jetzt sind von der deutschen Ansiedlungs=Commission in Posen mehr als 25 000 Hektar Land im Werthe von etwa 15 Millionen Mark angekauft und ein kleiner Theil derselben an etwa 100 deutsche Ansiedler vergeben worden. Die neuen Ansiedler sind meist aus Brandenburg, Schlesien, Sachsen und Pommern, einige auch ans Süddeutschland. Schwierigkeiten bei der Ansiedelung giebt's noch viele.
- Ein entsetzlicher Fall von Gräberschändung wird aus Belgien gemeldet. In Corbes hatte der Todtengräber fortgesetzt die Gräber geplündert, um seinen Vorrath an Kleidern und Wäsche zu vermehren. Eine vorgenommene Hausdurchsuchung führte zur Auffindung einer riesigen Quantität von Wäsche, Kleider, Schmuck etc. Alle gefundenen Gegenstände wurden auf die Mairie gebracht, wohin die Einwohner gerufen wurden, um die ihren todten Verwandten geraubten Sachen zu agnosziren. Fast jede Familie fand irgend einen Gegenstand, den sie reklamirte. Die Entdeckung des ruchlosen Verbrechens wurde durch die Magd des Maire herbeigeführt. Dieselbe verlor vor wenigen Monaten ihr einziges Kind und hängte um den Hais der kleinen Leiche ein goldenes Medaillon, das sie als Familien=Erbstück hochschätzte. An einem Sonntag entdeckte sie, daß die Tochter des Todtengräbers das Medaillon ihres todten Kindes als Schaustück trug. Sie zeigte den Fall an und die gerichtliche Untersuchung ergab den Beweis des von dem Todtengräber verübten Verbrechens. Er wurde verhaftet und am nächsten Tage in seiner Gegenwart eine Untersuchung der beraubten Gräber vorgenommen. Unter anderem fand man eine vollständig nackte Leiche, der sogar der Sarg weggenommen war. Die Erbitterung der Bevölkerung ist eine furchtbare.
- Jeder, der auf seinem Grundstück Gräben, Teiche oder andere Wasserläufe hat, sollte nicht verfehlen, im Herbst, am besten im Oktober, eine Reinigung derselben vorzunehmen. Durch die Herausnahme des Schlammes wird nicht nur der Wasserlauf verbessert, sondern es wird dadurch auch ein gutes Düngmittel gewonnen. Am vortheilhaftesten läßt sich der herausgeräumte Schlamm im Verein mit anderen Abfallstoffen zur Kompostirung verwenden. Doch auch an und für sich ist Schlamm ein gutes Düngmittel, da er gewöhnlich sehr viel Kali und Phosphorsäure enthält. Wenn der Schlamm direkt als Düngung verwendet werden soll, empfiehlt es sich, ihn vorher längere Zeit an der Luft liegen zu lassen. Es hat dies den Zweck, das im Schlamme etwa vorhandene Eisenoxidul durch den Sauerstoff der Luft unschädlich zu machen.
- Reinigung der Hühnerställe. Sogleich nach Oeffnen des Hühnerstalles, sobald die Hühner alle herausgelaufen sind, empfiehlt es sich, in einer irdenen Pfanne auf glühenden Kohlen ohne Flamme soviel Schwefelblüthe zu verbrennen, daß der Rauch oder Dampf des Schwefels so dicht wird, daß derselbe in alle Theile, Winkel, Risse und Fugen hinlänglich eindringt, wobei der Stall bis mittag gut verschlossen bleibt. Alsdann werden Thüre und Schieber geöffnet, damit der Geruch vergeht und frische Luft vollständig Zutritt hat. Auf diese Weise wird das Ungeziefer des Geflügels vollständig getilgt und haben die Schwefeldämpfe keinen nachtheiligen Einfluß auf letzteres. Vorsicht ist nur insofern geboten, als man bei Anwendung dieses Mittels die bei unvorsichtiger Handhabung dessen entstehende Feuersgefahr nicht aus den Augen läßt.
- Ein Problem. An die Redaktion des "Hamburger Korrespondenten" hat sich ein wißbegieriger Leser mit der lakonischen Frage gewandt: "Was ist richtiger, mir oder mich?"
- Ein hoffnungsvoller Primaner geleitet die Dame seines Herzens, ein naives Backfischchen, von der Tanzstunde nach Hause. Vor der Thür angekommen, wird der Primaner kühn und flüstert: "Mein Fräulein, Sie würden mich unaussprechlich glücklich machen, wenn Sie mir gestatteten Ihnen beim Scheiden einen Kuß zu geben. Bitte, sprechen Sie, darf ich?" Das Backfischchen erröthet tief und stottert: "Ach, ja, wenn Sie so gut sein wollen!"
- Ein Salomonisches Urtheil. Hänschen, ein Quintaner, und Gretchen, eine angehende höhere Tochter, streiten über das Genus des Wortes coeur. Schließlich wird die Autorität von Mama angerufen, um zu unterscheiden, ob es heiße le coeur oder la coeur. "Das ist alles beides falsch," antwortet Mama kurz, "es heißt Likör."
       - Wie soll eine Kuh beschaffen sein?
       Lang von Gesicht, mit feinem Horn,
       Zu mästen leicht, ohn' Schrot und Korn,
       Der Rücken grad und lang gestreckt,
       Gern fressend, was ist vorgelegt,
       Der Hals sei fein, die Rippen weit,
       Die Schultern rund, die Hüften breit;
       Das Auge klar, die Knochen zart,
       Der Schenkel stark, der Schwang behaart,
       Der Rumpf sei lang, das Euter reich,
       Die Flanken tief, die Haut hübsch weich,
       Stets gut in der Milch und breit in der Brust,
       So ist die Kuh des Landmanns Lust!


Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 83 Seite 6]

Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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