No. 48
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Juni
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 48 Seite 1]

Die Bürgermeister der Reichslande.

In Elsaß und Lothringen werden künftig die Bürgermeister, wo es nützlich und nöthig erscheint, nicht mehr von den Gemeinden gewählt, sondern von der Regierung bestellt. So war es unter Napoleon. Darüber gewaltige Aufregung im Land, die auch im Reichstag bei den Elsässern und Windthorst zum Vorschein kam. Die Regierung hält diese Maßregel für durchaus nothwendig zur Germanisirung des Landes. Als Bürgermeister dienten bis jetzt meist solche Leute, die unter dem Schein der Neutralität nach Frankreich neigen und keinen sehnlicheren Wunsch haben, als mit diesem wieder vereinigt werden. Aus der besitzenden Klasse gewählt, die den Kern des Widerstandes gegen das Deutschthum bildet, üben diese Gemeindevorstände mit ihrer ganzen Sippe von Basen und Vettern großen Einfluß auf die Bevölkerung aus. Mit dem neuen Bürgermeistergesetz wird die Axt an die Wurzel gelegt und endlich einer Cliquenwirthschaft der schlimmsten Art, die immer mit dem Deckmantel des Patriarchalischen verhüllt wurde, ein Ende gemacht. Daß der Bürgermeister=Posten, besonders jener in kleineren Städten, in gewissen Familien geradezu erblich wird, dürfte nunmehr zu den Dingen der Unmöglichkeit gehören. Unter dieser patriarchalischen Amtsführung barg sich gewöhnlich Mangel an Schneidigkeit, Geschäftsunkenntniß und ein starker Hochmuth, der besonders im Verkehr mit den eingewanderten Deutschen zuweilen in sehr unangenehmer Weise zu Tage trat. Das Verdienst vieler Bürgermeister besteht einfach darin, daß sie Geld, sehr viel Geld besitzen und in aller Gemüthsruhe und Beharrlichkeit das unbesoldete Ehrenamt eines Stadtregenten verwalten können. Eingehendere Kenntniß der Verwaltung findet man selten. Der Mann stützt sich einfach auf seine Familie, welche in der Regel die angesehenste des Ortes ist und den sogenannten guten Ton angiebt. Die Verwaltung der Communen im Elsaß hat denn auch unter dieser Wirthschaft sehr gelitten und besonders jene kleineren Umfanges stehen entschieden nicht auf der Höhe der Zeit. Es fällt dies zumeist auf in Bezug auf Beibehaltung alter Rechte und Gebräuche, die mit einer wirklich lächerlichen Aengstlichkeit gehütet werden, als ob von ihnen das Wohl und Wehe der gesammten Gemeinde abhinge, während sie doch nichts weiter sind, als nutzlose Ornamente einer ehrbaren und beschränkten Stadtväterschaft. Gradezu spaßhaft wird beispielsweise in Altdeutschland die Mittheilung klingen, daß in manchen jener Städtchen jeder Einwohner einmal des Jahres zum Nachtdienst herangezogen wird. Allerdings kann er sich loslösen und einen Stellvertreter stellen; wer aber nicht die nöthigen Mittel besitzt, muß Mantel, Horn und Stab ergreifen und den Nachtwächter spielen. Unsägliches Vergnügen soll es den Stadtvätern bereitet haben, als sie auch den Amtsrichtern und den übrigen kaiserlichen Beamten ihres Machtgebietes die Aufforderung zum Nachtwächterdienst zustellten. Es liegt auf der Hand, daß solche Einrichtungen einem Gemeinwesen nicht zum Vortheil gereichen, und daß es dringende Nothwendigkeit ist, endlich einmal die bessernde Hand anzulegen.


Die neuzubegebende Reichsanleihe wird, wie von offiziösen Berliner Blättern mitgetheilt wird, nicht auf 4, sondern auf 3 1/2 prozentige Titres lauten. Im Finanzministerium ist dahin entschieden worden, daß 3 1/2 prozentige Papiere ausgegeben werden sollen.
Professor Dr. Schweninger ist mit dem Reichskanzler nach Friedrichsruh gereist und wird daselbst zur Behandlung des Fürsten Bismarck einige Zeit verbleiben. Hoffen wir, daß sich seine Kunst zum zweiten Mal bewähren wird.
Die Gerüchte über den bevorstehenden Rücktritt des Präsidenten Grevy erhalten sich. Als Kandidaten für den erledigten Präsidentensitz werden bereits Freicinet und Jules Ferry genannt.
Die französische Kammer nahm die ersten beiden Artikel der Militärvorlage an, welche den persönlichen und gleichen Militärdienst für alle Franzosen vorschreiben.
In Paris hat das Urtheil des Leipziger Reichsgerichts wie eine Bombe eingeschlagen. Selbst von der ganz gemäßigten Presse wird es mit großer Bitterkeit beleuchtet. Die Patriotenliga richtete ein öffentliches Gesuch an Grévy, damit derselbe die Freilassung des in Leipzig verurtheilten Franzosen Köchlin=Claudon auswirke. Sie versichert in einer Inschrift an alle Blätter, das in Leipzig produzierte Verzeichniß von 62 Mitgliedern der Liga sei ein Fabrikat der elsässischen Polizei, denn sie habe gar keine Organisation in Elsaß=Lothringen unterhalten.


- Die Stadtverordnetenversammlung in Stettin bewilligte jetzt schon 25 000 Mk. für den Empfang des Kaisers bei den Manövern im Herbst.
- Die neue Felddienstordnung ist nunmehr im Verlage von Mittler und Sohn in Berlin erschienen. Sie umfaßt 216 Seiten kleinen Formats. Beigegeben ist ihr ein kartographisches Schema für die Zeiteintheilung bei den Herbstübungen eines Armeekorps, welches ersichtlich macht, was in Bezug auf Märsche, Rasten, Eisenbahnfahrten, Gefechtsschießübungen im Gelände, Exercieren, Manöver, die einzelnen Truppentheile an den einzelnen Tagen und den verschiedenen Orten vorgenommen haben. Nach diesem Schema sind künftig bei allen Armeekorps Aufstellungen über die Zeiteintheilung bei den Manövern zu machen. Was die Darstellung der neuen Felddienstordnung in formeller Beziehung betrifft, so hat eine Anzahl Fremdwörter deutschen Bezeichnungen weichen müssen, ohne daß das Verdeutschungsprinzip mit puritanischer Strenge durchgeführt worden wäre. Wir finden wieder die Bezeichnungen "Reglement," "Detachement," "Ordre de bataille," "Patroullie," "Avant= und Arrière=Garde," "Vedette," "Tète," "Relais" und "Kroki" (so geschrieben!) dagegen ist die "Distanz" in "Abstand," die "Recognoscierung" in "Aufklärung," bezw. "Ab=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 48 Seite 2]

suchen des Geländes," der "detachierte Unteroffiziersposten" in einen "selbstständigen Unteroffiziersposten," die "Requisition" in "Anforderung," das "Rendezvous" in einen "Sammelplatz," das "Cantonnement" in "Ortsunterkunft," die "Barrikade" in eine "Sperre" verwandelt worden; die "Visitierpatrouille" ist verschwunden, die "Disciplin" wechselt mit "Mannszucht" ab und das "Gelände" überwiegt weitaus das "Terrain." Die "Avantgarde" ist in den "Haupttrupp" und den "Vortrupp" gegliedert, bei den "Vorposten" ist das "Vorpostengros" geblieben. Die materiellen Neuerungen sind mannigfach. Wir führen als Beispiel an: beim Sicherheitsdienst auf dem Marsche bestand die Infanteriespitze bisher aus drei Mann und einem Unteroffizier oder Gefreiten als Führer; in Zukunft hat sie aus einem Offizier und mindestens einer Section zu bestehen, damit sie einige Widerstandskraft besitzt und befähigt ist, in größerer Breite abzusuchen, ohne den Vortrupp in Anspruch nehmen zu müssen. Sie marschiert meist in aufgelöster Ordnung, zwei Mann in der Regel halbwegs vom Vortrupp zur Verbindung mit demselben zurückhaltend. Die Sicherheitsvorposten waren bisher in Gros der Vorposten, Pikets und Feldwachen gegliedert; die neue Gliederung ist: das Vorpostengros, die Vorpostenkompagnieen und die Vorpostenkavallerie. Die Vorpostenkompagnieen bilden die Hauptsicherungslinie und sichern sich ihrerseits wieder durch die vorzuschiebenden Feldwachen, bezw. selbstständigen Unteroffiziersposten. Hinter dem Durchlaßposten in der Vorpostenkette war bisher der Examiniertrupp aufgestellt, welcher aus einem Unteroffizier und etwa vier Mann bestand. Nach der neuen Ordnung wird der Durchlaßposten von vornherein als Unteroffiziersposten ausgesetzt, der in der Regel aus einem Unteroffizier und sechs Mann besteht, und der Examiniertrupp fällt fort. Die Felddienstordnung vom 17. Juni 1870 enthält die Vorschrift, daß außer den direkten Vorgesetzten und deren Begleitung ohne alle Ausnahme niemand, weder von innen noch von außen her, die Postenkette anders als auf den mit Examiniertrupps besetzten Wegen passieren darf; nach der Felddienstordnung vom 23. Mai 1887 hat jeder Posten ein und auspassieren zu lassen: Offiziere, geschlossene Abtheilungen, Patrouillen, Meldereiter und Ordonnanzen der eigenen Armee. Bei Dunkelheit ruft er mit lautem "Halt! Wer - da?" an; die Vorschriften über das Abfordern von Losung und Feldgeschrei von den nächtlichen Ablösungen und Visitierpatrouillen finden sich nicht mehr vor. Endlich sei noch erwähnt, daß die Einrichtung in den Bivouaks eine andere geworden ist. Die Infanterie=Battaillone bivouakierten bisher in Colonne nach der Mitte in Kompanie=Colonnen, so daß die Lagerplätze für die 2. und 3. Kompagnie rechts und links von den Gewehren sich befanden. Nunmehr sollen die Bataillone in Kompanie=Colonnen neben einander bivouakieren, so daß den Kompanieen die Lagerplätze in einer Reihe, die 1. Kompanie auf dem rechten Flügel, hinter den in vier Abtheilungen zu je drei Staffeln (für jeden Zug eine) stehenden Gewehrpyramiden angewiesen sind.
- Wie man aus Rüdesheim schreibt, scheint der Weinstock alle bisherigen Zweifel in eine ergiebige Ernte zunichte zu machen. Er steht jetzt in einem Triebe, den man nicht besser wünschen könnte. Die langgehofften sonnigen Tage üben bei der reichlich vorhandenen Bodenfeuchtigkeit eine wahrhaft zauberhafte Wirkung auf die Entwickelung der Reben aus. Vor kaum 8-12 Tagen sahen die Weingelände noch recht grau aus und schon heute stehen dieselben im üppigsten Grün. Die recht kräftigen Reben lassen es an Gescheinen nicht fehlen.
- In Mainz stürzte am Sonntag abend ein Velozipedist, als derselbe am Rheinufer seine Kunststücke aufführen wollte, sammt seinem Instrument in den Rhein. Das Bizykle sank unter, der junge Mann aber, der schwimmen konnte, rettete sich noch rechtzeitig an's Ufer.
- Ueber die Vermögensverhältnisse der Königin Victoria wird der "Presse" aus London Folgendes mitgetheilt: "Königin Victoria besitzt ein sehr bedeutendes Vermögen. Das Gut Osborne ist jetzt wenigstens fünfmal so viel werth als zur Zeit, da es vor vierzig Jahren von der Königin und dem Prinzen Albert gekauft wurde. Das Besitzthum der Königin in Balmoral dehnt sich über 30,000 Morgen aus. Claremont wurde der Königin 1866 zum lebenslänglichen Nießbrauch überwiesen, aber vor drei Jahren erwarb die Königin das Besitzthum käuflich für 78,000 Pfd. Sterl. Der Marktwerth des Besitzung dürfte sich nicht viel unter 150,000 Pfd St. bewegen. Die Königin besitzt auch einiges Eigenthum in Edburg, und die Prinzessin Hohenlohe (ihre Stiefschwester) vermachte ihr die Villa Hohenlohe in Baden, eines der schönsten Häuser der Stadt. Was das Personalvermögen betrifft, so hinterließ Mr. Niel der Königin über 500,000 Pfd. St. und das vom Prinz=Gemahl hinterlassene Vermögen soll sich auf nahezu 60,000 Pfd. St. beziffert habend allein die Bestimmungen seines Testaments sind streng geheim gehalten worden. Die Königin muß auch eine beträchtliche Summe aus ihrer Civilliste, die stets sehr gut verwaltet worden, gespart haben."
- Die Eier=Einfuhr nach England weist von Jahr zu Jahr eine Steigerung auf. Nach den letzten Ausweisen stieg der Werth von 2,481 882 Pfd. St. im Jahr 1882 auf 2,929 085 Pfd. St. respective von 6,757 303 Gros Eiern (à 144) auf 8,351 306 Gros Eier im Jahre 1885. Hauptsächlich bestritten Frankreich, Deutschland, Belgien und Irland diesen enormen Bedarf. Einen großen Theil des belgischen und deutschen Exports bestreiten Oesterreich=Ungarn und Italien. Als erste Qualität gelten die Eier aus Nordfrankreich; dieselben erzielen die besten Preise. Sehr erheblich ist der italienische Export, indem z. B. Ancona allein 75 Millionen Eier nach England versendet, von welchen 50 Millionen allein in London verzehrt werden. In England selbst nehmen die Orkney=Insel=Farmer mit 16,160 760 Stück Eiern (im Jahr 1884) nächst den irischen Eiern einen nicht unbedeutenden Rang ein und finden zu sehr annehmbaren Preisen (8 1/4 Pence für ein Dutzend Eier) Absatz. Bei uns bedarf es noch mancher Anstrengungen zur Hebung der Geflügelzucht, um erfolgreich diesen Markt für die Zukunft halten zu können.
- Dem Zaren ist neues Unglück widerfahren. In seinem Haus dient eine Kinderfrau, deren Mutter in ihrer Heimath als große Wahrsagerin gilt. Als diese ihre Tochter kürzlich besuchte, hörte die Zarin davon, ließ sie vor sich kommen und befahl, ihr die Zukunft vorherzusagen. Die Bauernfrau zögerte, besah ihr dann die Hände und sagte langsam: "Ihr werdet eure ganze Familie, Mann und Kinder überleben." Bald darauf trat der Zar in das Zimmer und fand seine Gemahlin in Thränen gebadet. Als er hörte, was geschehen, ließ er die Alte aus dem Hause peitschen und schickte ihr die Tochter nach.
- In Folge des anhaltenden Regenmangels in einem großen Theile von Kleinasien herrscht daselbst eine unerhörte Dürre, welche schon jetzt das Aergste für die Ernte befürchten läßt. Am härtesten ist die Provinz Adana betroffen, deren gesammter Bodenertrag bereits vernichtet ist, so daß unter der dortigen Bevölkerung tödtliche Hungersnoth wüthet.
- Ein kräftiges Bindemittel. Die "Times" brachte kürzlich eine Notiz über ein kräftiges Bindemittel, das weitere Verbreitung verdient. Gleiche Mengen fein gepulverten gebrannten Kalkes mit gleicher Menge guten braunen Zuckers vermengt und unter Wasserzugabe gemischt, geben einen Kitt oder eine Art von Cement von ganz besonderer Festigkeit. Als sprechendes Beispiel der Verwendung dieses Bindemittels wurde eine Fensterverzierung in der Petersbourough Kathedrale erwähnt; zwei große auseinander gebrochene Steinstücke derselben wurden mittels dieses Kittes dauerhaft an einander gekittet. Selbst Glassflächen, die doch bekanntlich keinen Kitt leiden, lassen sich nach den Proben mittels dieses Kittes dauerhaft verbinden. Ob jedoch nicht der Kostenpunkt gegen die allgemeine Verwendung sprechen würde, müssen erst weitere Versuche ergeben. Daß durch Zuckerbeigaben die Bindekraft des Portland=Cements erheblich gesteigert wird, lehrt der einfache Versuch, wenn man z. B. zwei Ziegel nur mit Portland=Cement, andere zwei Ziegel jedoch mit solchem und Zuckerbeigabe verbin=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 48 Seite 3]

det. Für gewisse Zwecke bei Bauten dürfte diese Entdeckung von großer Bedeutung sein.


Schwarze Seidenstoffe v. Mk. 1,25 bis 18,25 p. Met. (ca. 150 versch. Qual.) - Atlasse, Faille Française, Moscovite, Moirée, Sicilienne, Ottoman, "Monopol", Rhadamés, Grenadines, Surah, Satin merveilleux, Satin Luxor, Damaste, Ripse, Taffette etc. - vers. roben= und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg belegenen Grundstücke des Kiepenmachers Johann Heinrich Retelsdorf daselbst, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 20. Juni 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub. No. 14 belegene Büdnerei c. p. des Seilers Heinrich Kietzmann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 6. August d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 20. Mai 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                                                    
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 26. Juni d. J.
von 6 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 15. Juni 1887.                                                    
                                                    Das Directorium.


Bekanntmachung.

Am Mittwoch, den 29. d. Mts., von Morgens 9 Uhr an, werde ich im Boye'schen Gasthause die Nachlaßsachen der verstorbenen Wittwe Kelling öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkaufen.
Schönberg im Juni 1887.

                                                    Wilh. Lenschow als Vormund.


Honig à Pfd. 75 Pfg.
verkauft                                                    
                                                    J. Wegner.


Eisenbahn Mecklenb. Friedrich=Franz=Eisenbahn.
Sonntag, den 26. Juni d. Js.
Extrazug
Hamburg=Lübeck=Schwerin
und zurück II. und III. Wagenklasse
zum einfachen Fahrpreise für Hin= und Rückfahrt.

Abfahrt von Lübeck 8 Uhr 30 Min. Morg.
Abfahrt von Schönberg 9 Uhr - Min. Morg.
Abfahrt von Grevesmühlen 9 Uhr 29 Min. Morg.
Abfahrt von Bobitz 9 Uhr 50 Min. Morg.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 9 Min. Morg.
                 --------------------------
Ankunft in Schwerin 10 Uhr 30 Min. Morg.
Abfahrt von Schwerin 9 Uhr 47 Min. Abends.
Abfahrt von Kleinen 10 Uhr 9 Min. Abends.
Abfahrt von Bobitz 10 Uhr 27 Min. Abends.
Abfahrt von Grevesmühlen 10 Uhr 44 Min. Abends.
Abfahrt von Schönberg 11 Uhr 8 Min. Abends.
Ankunft in Lübeck 11 Uhr 34 Min. Abends.
Auf die Billets zum einfachen Fahrpreise (Doppelbillets) kann die Rückfahrt nicht allein mit dem Extrazuge Schwerin=Lübeck=Hamburg, sondern am 27. Juni d. J. auch mit sämmtlichen fahrplanmäßigen Zügen, mit Ausnahme des Schnellzuges (Abfahrt von Schwerin 4 Uhr 10 Min. Nchm.) erfolgen.
Freigepäck wird nicht gewährt.

Die Direction.


An den beiden Königschußtagen, 4. und 5. Juli d. J., wird der hiesige Geflügel=Züchter=Verein auf dem Festplatze eine

Geflügel-Ausstellung

abhalten und werden alle Freunde der Geflügelzucht, sowie die Mitglieder des Vereins freundlichst ersucht, dieselbe recht zahlreich zu beschicken.

Anmeldebogen liegen aus:                                                    
beim Herrn L. Spehr, Kaufmann,
beim Herrn W. Wieschendorf, Kaufmann,
beim Herrn W. Maass, Kaufmann.
beim Herrn F. Lundwall, Kaufmann.

und müssen die Anmeldungen bis zum 30. Juni incl. erfolgen.
An Standgeld wird erhoben:
      Für Gänse, Enten pro Stamm 50 Pfg.
      Für Hühner pro Stamm 50 Pfg.
      Für Taubem pro Paar 25 Pfg.

                                                    Der Vorstand.


Die Haupt=Versammlung der                                                    
Schuhmacher=Innung
zu Schönberg findet                                                    
am Montag den 27. Juni
Nachmittags präcise 1 Uhr

im Gastwirth Boye'schen Locale statt, wozu sämmtliche Mitglieder hiermit eingeladen werden.
                        Tagesordnung:
            1. Erhebung der halbjährlichen Beiträge,
            2. Einschreiben von Lehrlingen,
            3. Allgemeine Innungs=Angelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Gefunden auf der Siemzer Chaussee eine Wagenkette, welche gegen Erstattung der Insertionskosten bei H. Brüchmann in Empfang zu nehmen ist.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 48 Seite 4]

          Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß unser diesjähriger

Königschuß

am 4. und 5. Juli abgehalten wird.
          Loose zu der am 2. Königschußtage erfolgenden Ziehung der Tombola sind schon jetzt zum Preise von à 30 Pfennigen zu haben.
          Schönberg, im Mai 1887.

Der Vorstand der Schützenzunft.
C. Schultze.         F. Baer.         J. Greiff.


Grosser
Inventur-Ausverkauf.

Am Mittwoch Beginn des Ausverkaufs der bei der Inventur zurückgesetzten Waaren zu und unter Einkaufspreisen. Cattune, Kleiderstoffe und alle Reste enorm billig!

                                                    Gebr. Burchard.

NB. Proben können wir während des Ausverkaufs nicht geben.         D. O.


Kräftiger und nachhaltig wirksamer als alle bekannten Stahlquellen ist unser

Nervenstärkendes Eisenwasser
(Phosphorsaurer Kalk. Eisenoxydul)

gegen Bleichsucht, Blutarmuth, Unregelmäßigkeit im Frauenleben, Nervenleiden und Schwächezustände blutarmer Personen; ohne besondere Kurdiät in jeder Jahreszeit anwendbar. 25 Fl. = Mk. 6,50 incl. Fl. frei Haus, Bahnhof.

Anstalt für künstliche Mineralwässer aus destillirtem Wasser.
Wolff & Calmberg, Berlin, 22 Tempelhofer Ufer 22.
Niederlage für Schönberg.: Apotheker A. Montag.                                                    


Zu dem am Sonntag, den 3. Juli d. J. bei mir stattfindenden

Concert und Ball

lade ich hiermit meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst ein.

                                                    W. Creutzfeldt, Gastwirth.

Carlow, den 21. Juni 1887.


Schnelltrocknende streichfertige Oelfarben, Firniß und Fußbodenoele, ferner Pinsel und Schwämme in großer Auswahl, sowie Cacao, Chocoladen, Rosen-, Veilchen- und Familienseife empfiehlt en gros u. en detail C. F. Alm, Medicinal=Drogerie, Seifen= und Farben=Handlung.

Lübeck, Holstenstraße 22.


Verloren gestern, Mittwoch den 22. d. M. auf dem Wege vom Markte bis zum neuen Kirchhofe

1 goldenes Ohrgehänge.

Man bittet, dasselbe gegen angemessene Belohnung abzugeben bei

                                                    W. Holldorff.


An Sonntag, den 26. d. M., Abends 6 Uhr sollen den Reflectanten die Plätze für Buden auf dem Königschußfestplatze angewiesen werden.

Der Vorstand der Schützenzunft.


Gesucht zu Michaelis                                                    
ein Mädchen
für häusliche Arbeiten.                                                    
                                                    C. J. W. Burmeister.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 26. Juni.

Frühkirche: Lehrer Steinfuhrer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 48 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 48 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Juni 1887.


- Dem Senatspräsidenten Drenkmann, Vorsitzenden des Gerichtshofes zu Leipzig, welcher über die wegen vorbereitender Handlungen zum Hochverrath angeklagten acht Elsässer abzuurtheilen hatte, ist aus Paris von anarchistischer Seite her ein Drohbrief und event. "Todesurtheil" zugegangen.
- Madame Blech - die Dame, die mit einem blauweißrothen Fächer bei den Hochverraths=Prozeß=Handlungen erschien, und Gattin des verurtheilten Fabrikanten Blech, ist eine - Krefelderin. In Straßburg hat die Dame s. Z. alsbald nachdem es wieder vom deutschen Schwerte heimgeholt war, mit großen französischen Trauerkokarden am Hute paradiert.
- Vor Reisen nach und durch Frankreich warnt die "Nordd. Allg. Ztg." in sehr entschiedenem Tone. Die Belästigungen, denen Deutsche ausgesetzt sind, nehmen nicht ab, sondern zu, und namentlich in letzter Zeit ist es wirklich recht arg geworden.
- Der Nordostseekanal soll, wie aus Altona mitgetheilt ist, jetzt noch um 13 Meter breiter ausgeführt werden, so daß statt 58 Meter früherer Breite der Kanal jetzt 71 Meter Spiegelbreite erhält. Selbstredend wird darnach die Sohlenbreite ebenfalls entsprechend erweitert.
- Zum zweiten Male sind zwölf junge türkische Offiziere nach Berlin gekommen, um im militärischen Dienst nach preußischem Muster ausgebildet zu werden.
- In Frankfurt a. O. fand eine Versammlung sämmtlicher dortiger Groß=Destillateure statt, welche den Beschluß faßten, infolge der enorm gestiegenen Spirituspreise die Preise ihres Fabrikats sofort entsprechend zu erhöhen und ihre Kundschaft, Materialisten und Schänker davon zu benachrichtigen.
- Der König von Belgien kaufte das ein Areal von 64,000 Joch umfassende ungarische Gut Ruma für vierzehn Millionen Francs zum Geschenk für den Kronprinzen Rudolph von Oesterreich.
- Auf der Donau zwischen Paks und Kaloska hatten sich auf großem flachen Kahn etwa 250 Wallfahrer eingeschifft, um eine Wallfahrtskirche zu besuchen. Unterwegs wuchs der Sturm und warf den überladenen Kahn um. Alle fielen in den hochgehenden Strom, nur wenige retteten sich durch Schwimmen, unter ihnen der Abt Spieß, mehr als 200, Männer, Frauen und Kinder, ertranken. Paks liegt etwa 6 Stunden von Pest.
- Dem "Illustr. Wiener Extrabl." telegraphirt ein Special=Correspondent über den schrecklichen Vorfall Folgendes: An vierhundert Wallfahrer hatten die Fähre bestiegen, welche so schwer belastet wurde, daß man sie nur mittels Hebel vom Ufer in den Strom bringen konnte. Sofort begann die Fähre zu sinken. Die Verwirrung unter den Insassen bewirkte, daß die Fähre sich hin= und herneigte und bei jeder Bewegung mehr vom Wasser überfluthet wurde. Ein kleiner Knabe, des Schwimmens unkundig, sprang zuerst in's Wasser. Viele folgten ihm in den sicheren Tod. Die Strömung trieb die sinkende Fähre zwei Kilometer weit, bis sie auf einer Sandbank strandete. Die Geretteten erzählen haarsträubende Details von dem Kampfe der Ertrinkenden. Der Ueberfuhrwächter, welcher sich auch auf er Fähre befand, wurde wunderbarer Weise gerettet und liegt jetzt schwer krank darnieder. Die Fähre selbst ist mit den Leichnamen der Ertrunkenen gefüllt, welche sich an das Gebälk angeklammert hatten. Mehrere zu Hilfe herbeigeeilte Kähne kippten mit den Rettern und Geretteten um und auch auf diese Weise kamen Viele um, die sich bereits in Sicherheit wähnten. Die Rettungsversuche geschahen sodann nur mittels Stangen. Doch die durch die Kälte Erstarrten, an dem Gebälk Angeklammerten hatten nicht mehr die Kraft, ihre Arme nach den Rettungsstangen auszustrecken, und mehrere an's Ufer Gezogene starben in Folge der erlittenen Verletzungen und des Schreckens. Auch der Abt Spieß, welcher sich durch Schwimmen gerettet hatte, ist gestorben. Eine Frau rettete sich durch Anklammern an die Mähne eines auf der Fähre gewesenen und an's Ufer schwimmenden Pferdes. Am nächsten Tage wurde das Herausziehen der Leichen mittels großer Netze fortgesetzt. Die entstellten Leichen wurden sofort beerdigt. In der Mitte des Stromes sucht man mit Kähnen nach Leichen. Die Fährleute sollen in berauschtem Zustande gewesen sein, als die Wallfahrer einstiegen. Die an's Ufer gezogene Fähre ist 10 bis 15 Meter lang und 5 bis 6 Meter breit. Die Bretter der Fähre sind ziemlich morsch. Eines der Bretter fehlt. Die Zahl der bisher herausgezogenen Leichen beläuft sich auf 160. Es kamen Fälle von ganz wunderbaren Rettungen vor. Die Gattin des Kerkermeisters Koch drückte mit einer Hand ihre beiden Kinder an die Brust und umklammerte so lange die oberste Lehne der Fähre, bis Hülfe herbeikam. Frau Joseph Ackermann schwang sich auf den Rücken eines auf der Fähre befindlichen Pferdes, und trotzdem das Pferd in den Fluthen ertrank, gelang es ihr, nicht nur das eigene Leben, sondern auch noch jenes einer anderen Frau, welche sie mit einer Hand an den Haaren über dem Wasser hielt, zu retten, indem Beide noch rechtzeitig in einen Kahn aufgenommen werden konnten. Frau Viczai hatte wieder die Geistesgegenwart, sich an den Schweif eines anderen Pferdes zu klammern, welches mit ihr an's Ufer schwamm. Zwei Frauen wurden noch lebend an's Ufer gebracht, starben aber bald trotz der sorgfältigsten Behandlung. Die Erkennungs=Scenen waren herzzerreißend. Wie vom Wahnsinn ergriffen, rannten die Leute die Leichenreihen auf und nieder. Bauern weinten und rauften sich die Haare aus. Eine Frau, die ihre drei erwachsenen Töchter verloren, warf sich beim Anblick der Leiche der jüngsten Tochter zu Boden und wühlte mit den Händen die Erde auf, als ob sie sich dort vergraben wollte. Ein alter Bauer packte die Leiche seines elfjährigen Enkelkindes und rannte mit derselben nach der Stadt, bis er schließlich kraftlos zusammensank, und doch wurden noch Diejenigen, welche ihre Todten schon gefunden, von den Anderen, welche nach den Leichen ihrer Liebsten noch vergebens forschten, wie um ein Glück beneidet; es giebt Familien, so die Girstsche, deren sämmtliche Mitglieder, in diesem Falle zwölf Personen, den Tod gefunden haben. Der Strom wird von unzähligen Kähnen befahren, in welchen Fischer mittels Hakenstangen nach Leichen fahnden. Die meisten Leichen - etwa 50 an der Zahl - wurden, zu einem Klumpen verschlungen, auf dem Boden der Fähre aufgefunden. Von den Geretteten haben sich bisher 114 Personen der Behörde gemeldet. Es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß mindestens 250 Personen den Tod gefunden haben. Nach anderweitigen Nachrichten soll die Zahl der Ertrunkenen über dreihundert betragen. Eine Untersuchung soll eingeleitet sein. Es heißt, daß die Fährleute in berauschtem Zustande gewesen sind. Der Eigenthümer der Fähre soll sich in den Händen der Justiz befinden, während der Steuermann gesucht wird.


Am Erlenbach.
Eine Künstlergeschichte von Fritz Brentano.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 48 Seite 6]

Am Erlenbach.
Eine Künstlergeschichte von Fritz Brentano.
(Nachdruck verboten.)
[Schluß.]


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