No. 28
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. April
1886
sechsundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1886 Nr. 28 Seite 1]

Der Kaiser soll die Absicht haben, etwa Mitte April Berlin zu verlassen, um, falls die Witterung keinen Hinderungsgrund bildet, auf zehn bis zwölf Tage nach Wiesbaden zu gehen. "Laßt mich doch in meinem Berlin", soll der Kaiser wiederholt in den letzten Jahren geäußert haben, wenn er auch wußte, daß er gegen den Machtspruch der Aerzte vergeblich ankämpfte. Ungefähr um dieselbe Zeit, wenn der Kaiser Berlin verläßt, wird voraussichtlich auch die Kaiserin sich nach Koblenz oder Baden=Baden begeben.
In der Wilhelmsstraße in Berlin war am 1. April reges Leben. Die Gratulanten strömten von allen Seiten nach dem Kanzlerpalais. Unter denselben befanden sich auch der Kaiser, der Kronprinz, Prinz Wilhelm und Prinz Georg von Preußen. Leider ist dem Kanzler die Geburtstagsfreude dadurch getrübt worden, daß seine Gemahlin nicht wohl ist.
Die berliner "Post" schreibt: Wir müssen mit Bedauern berichten, daß die kirchenpolitische Vorlage als gescheitert zu betrachten ist. Die Kurie beantwortet das weite Entgegenkommen der preußischen Regierung, der Herrenhaus=Kommission und der öffentlichen Meinung mit neuen Forderungen, anstatt auch nur mit einem einzigen versöhnlichen Schritt. Ergo Roma lacuta, res finita. Mit dieser Meldung stehen andere, besonders süddeutschen Blättern zugegangene Nachrichten in direktem Widerspruch. Richtig ist, daß die Herrenhaus=Kommission die Anträge des Bischofs Kopp abgelehnt und das Herrenhaus selbst die Plenarberathung bis nächste Woche verschoben hat. Außerdem ist der preußische Gesandte v. Schlözer aus Rom in Berlin eingetroffen.
Der preußische Gesandte beim Vatikan, von Schlözer, weilt gegenwärtig in Berlin und hat nicht nur mit dem Reichskanzler, sondern auch mit dem Kaiser und dem Kultusminister von Goßler Unterredungen gehabt. Bischof Kopp dagegen ist nach Fulda abgereist. Ueber die kirchenpolitische Vorlage weiß niemand etwas Genaues.
Ganz merkwürdig ist die Erscheinung, daß sich in letzter Zeit viele der großen Blätter des Auslands, besonders aber die englischen, die es früher doch an mißgünstigen Aeußerungen nicht haben fehlen lassen, auf die Seite unserer, der deutschen Regierung stellen. Auch die wiener Neue Freie Presse, ein fortschrittliches Parteiblatt von der unverfälschtesten Farbe, bringt heute einen Artikel, in welchem die Politik Bismarcks rückhaltlos anerkannt und am Schluß der innige Wunsch ausgesprochen wird, daß ein gütiges Geschick dem Fürsten Bismarck noch viele Jahre, besonders auch im Interesse Deutsch=Oesterreichs schenken möge!
Die Sozialdemokraten gedenken im Lauf dieses Sommers einen großen Kongreß abzuhalten; die Fraktion hat es im Reichstag beschlossen. Wo, weiß man noch nicht, vielleicht erfährt man es noch später.
Herr Liebknecht redete am Dienstag in Berlin in einer sozialdemokratischen Volksversammlung, die wohl an 2000 Köpfe zählte. Er besprach das Verhalten der Sozialdemokraten im Reichstag und das Arbeiterschutzgesetz, rieth von jeder Anwendung von Gewalt ab, als er aber auf die "Ketten" zu reden kam, welche das Volk endlich "zerbrechen" werde, ward die Versammlung aufgelöst.
Dem leider zu früh verstorbenen Afrikaforscher Dr. Nachtigal soll auf Cap Palmas, an der Stelle, wo er im Dienst des deutschen Reiches sein Leben ausgehaucht hat, ein Denkmal errichtet werden. Dazu hat der Kaiser jetzt aus seinem eigenen Geldbeutel 1000 M. gegeben.
- Der erste Dampfer für die vom Staat unterstützten Linien des Norddeutschen Lloyd, bestimmt für die Linie Japan=Australien, ist am 1. April in Stettin glücklich vom Stapel gelaufen. Fräulein Schlutow vollzog die Taufe, er erhielt den Namen "Stettin".
Das französische Ministerium ist bescheiden. Es hatte von der Budget=Kommission die Berechtigung zur Ausgabe einer Anleihe von 1460 Millionen Franks verlangt, die Kommission aber bewilligte ihm nur 900 Millionen. Gut, sagt das Ministerium, ich bin auch damit zufrieden, aber ich will doch noch einmal in der Kammer selbst anfragen, vielleicht bewilligt mir die die 1460 Millionen.
Die Budgetcommission in Paris beschloß, daß die beabsichtigte Anleihe nur im Betrage von 900 Millionen aufgenommen werden solle, nachdem die Anleihe in der Höhe von 1466 Millionen abgelehnt worden war. ("Keine neue Steuern - keine neuen Anleihen," so lautete ursprünglich das Regierungsprogramm des Herrn Freycinet.)
Die Deputirtenkammer in Paris hat einen Antrag angenommen, welcher die Leichenverbrennung als zulässig erklärt.
Belgien schickt die französischen, Frankreich die belgischen Anarchisten nach Haus. Das ist ganz recht so, es hat keine Regierung Ursache, in ihrem Haus von fremden Fingern Feuer anlegen zu lassen. Die Herren Anarchisten werden höflich an die Grenze geleitet, dort mögen sie laufen. Rochefort und sein Freund Laquerre haben die Reise nach Belgien, wo sie "Beobachter" spielen wollten, aufgegeben. Ein "belgisches Meeting" in Paris ist kurzer Hand verboten, die Veranstalter aber sind ausgewiesen worden. Nur "a Bisserl" Energie, dann geht's schon!
In Charleroi ist's jetzt ruhig, dafür ist der Strike in Tournai im vollen Gang. Auch dort sind bereits Gewaltthätigkeiten, Zerstörung von Eigenthum etc. vorgefallen. Nach Mons, wo ein Soldat ermordet worden ist, ist ein Bataillon Linie abgegangen.
In Belgien ist doch noch nicht alles wieder im Gelenk. Im Bezirk von Charleroi striken immer noch 15 000 Arbeiter; außerdem haben sich auch 2000 Arbeiter in den Steinbrüchen von Leffines noch nicht wieder zur Aufnahme der Arbeit entschlossen. Demnach bleibt das Militär.
Aus Belgien liegen heute zum ersten Mal keine Nachrichten über neue Unruhen vor. Auch in Tournai scheint eine Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Aussicht zu stehen, Besitzer von großen Steinbrüchen haben sich bereit erklärt, die Löhne zu erhöhen.
Es hieß in der letzten Zeit, und die englischen

[ => Original lesen: 1886 Nr. 28 Seite 2]

Blätter halfen diese Gerüchte verbreiten, die Russen seien in Afghanistan wieder einmal störrig und hätten bei der Absteckung der Grenzen den Engländern Schwierigkeiten gemacht. Jetzt aber sagt die "Times", dem sei nicht so, "ich dementire mir!"
Die Pforte hat offenbar Angst. Sie bittet den Battenberger jetzt inständig, er solle sich auf fünf Jahre zum General=Gouverneur von Ost=Rumelien machen lassen. Man fürchtet sich in Konstantinopel offenbar vor Rußland, das in der That große Lust zu haben scheint, den Battenberger hinauszujagen und Bulgarien für sich zu behalten.
Für den Battenberger kann es einem allmählig angst und bange werden. Er hat den Vorschlag der Pforte jetzt rundweg abgelehnt, trotzdem sendet diese einen Unterhändler, Godbau Effendi, der schon einmal nach Sofia geschickt wurde, um das letzte Mittel zu versuchen. In Rußland soll der Entschluß, in Bulgarien einzurücken, falls Fürst Alexander nicht nachgiebt, fest gefaßt sein.
In Serbien ist das Ministerium Geraschanin gefallen; die Pforte bittet wieder einmal um eine Konferenz, Griechenland rüstet noch immer. Sonst nichts Neues von der Balkanhalbinsel.
Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind nach dem Süden ihres Reiches abgereist. Minister v. Giers begleitet sie und wäre um den Aufenthalt in dem herrlichen Livadia, wohin die Herrschaften sich begeben, wohl zu beneiden, wenn er sein ganzes Auswärtiges Amt nicht hätte mitzunehmen brauchen.
Rußland macht Fortschritte! Mit dem 1. April hat die russische Post internationale Postkarten mit bezahlter Antwort eingeführt und bekannt gemacht, daß internationale Drucksachen und Waarenproben=Sendungen mit kurzen handschriftlichen Notizen geschäftlichen Inhalts versehen werden können. Mit dem Deutschthum gehts dagegen leider rückwärts. In den baltischen Provinzen fährt man mit der Umwandlung der deutschen Kreisschulen in Stadtschulen mit russischer Unterrichtssprache unbeirrt fort.


- Neustrelitz, 1. April. Das Großh. Consistorium hat dem Vernehmen nach bestimmt, daß in allen landesherrlichen Schulen das Wintersemester am 8. April geschlossen, und am 29. April der Unterricht im Sommerhalbjahr beginnen soll.
- Das Befinden des in Heidelberg erkrankten Dichters Victor Scheffel hat sich so gebessert, daß er nach Karlsruhe übergeführt werden konnte.
- Für das Institut Pasteur, Gründung einer Anstalt zur Behandlung der Hundswuth, sind in Frankreich bereits 433 363 Francs gezeichnet worden.


Anzeigen.

Zur Zwangsversteigerung der in Folge desfallsiger Anträge beschlagnahmten, dem Hufner D. Lepthien zu Lüdersdorf früher gehörigen und daselbst sub. Nr. VI. belegene Halbstelle c. p. ist vor dem unterzeichneten Amtsgerichte ein neuer Ueberbotstermin auf

Freitag, den 30. April 1886,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Schönberg, den 2. April 1886.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                                              Beglaubigt:
                                                                              H. Diederich.
                                                                              Amtsgerichts Actuar.


Das an der neu projectirten Straße zwischen der Siemzerstraße und dem Oberteiche belegene, von der Stadt Schönberg käuflich erworbene Gartenland soll parcellenweise verpachtet werden und werden Reflectanten hiedurch aufgefordert, sich bis zum

10. April d. Js.

bei uns zu melden unter Angabe der Ruthenzahl, welche gewünscht wird. Der Pachtpreis pro Quadratruthe ist auf 60 Pfennige p. a. festgesetzt.
Schönberg, den 5. April 1886.

Der Magistrat.


Die von dem Unterzeichneten auf Montag den 12. April d. J. im Gastwirth Boye'schen Locale angesetzte Auction findet Umstände halber erst am Montag, den 19. April cr. statt.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Pflanzen=Verkauf.

Zu den diesjährigen Frühjahrs=Culturen sind:

5000 Stück Ahorn (pseudo plat.) bis 1 Mtr. hoch pro 100 Stück 8 M.
500 Stück Eschen desgleichen pro 100 Stück 9 M.
3000 Stück Schwarz=Erlen (1 jährig) pro mille Stück 2 M.
2000 Stück Birken Windlinge bis 1 Mtr. hoch pro mille Stück 4 M.
50,000 Stück Kiefern (1 jährig) pro mille Stück 1 M.
60,000 Stück Fichten (2 jährig) pro mille Stück 3 M.
10,000 Stück Fichten (3-4 jährig) unverschulte pro mille Stück 2 M.
6000 Stück Lärchen (2 jährig) pro mille Stück 5 M.
durch die Unterzeichnung zu beziehen.
Rehna, den 1. April 1886.

Großherzogliche Forstinspection.
Schmarsow.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung:

am Sonntag, den 11. April nachmittags 2 1/2 Uhr im Vereinslokale.
Tagesordnung: Der diesjährige Delegiertentag u. sonstige Vereinsangelegenheiten.

Der Vorstand.       


Franz Christroph's
Fußboden-Glanz=Lack
geruchlos und schnelltrocknend.

Eignet sich durch seine practischen Eigenschaften und Einfachheit der Anwendung zum Selbst=Lackiren der Fußböden. - Derselbe ist in verschiedenen Farben (deckend wie Oelfarbe) und farblos (nur Glanz verleihend) vorräthig.
Musteranstriche und Gebrauchsanweisung in den Niederlagen.

Franz Christoph, Berlin
(Filiale in Prag).
Erfinder und alleiniger Fabrikant des echten Fußboden=Glanzlack.

Niederlage in Schönberg i. Mecklbg. A. Zander.


Kleesaat u. Grassaat
empfiehlt billigst                                                    
Menzendorf.                                                     J. Siebenmark.


In Pacht gesucht wird sogleich:

3-4 Scheffel Aussaat

Land. Verpächter wollen ihre Adresse gefälligst abgeben in der Expedition d. Blattes.


Thoms Phosphat-Mehl

(Wiesendünger) sowie sonstige Dünger=Fabrikate empfiehlt zu Fabrikpreisen

                                                    F. Heitmann.


Von den auf Lager habenden Säe= u. Drillmaschinen, empfehle eine (kaum gebrauchte)

Breitsäemaschine,

weit unter Fabrikpreis.

Ludw. Warncke-Mölln i. Lbg.


Zu Michaelis 1886 habe ich zwei Wohnungen Parterre in dem Hause Nr. 108 Siemzerstraße zu vermiethen.

Wilh. Schrep.
Curator der unverehel. Dorothea Mußfeldt.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 28 Seite 3]

Deutscher Kunst-Verein
(Carl Grunert)
Berlin, S. Kommandanten.Str. 45.
Oelgemälde - Oeldruckbilder.
Prospect' und illustrirter Catalog
kostenlos - postfrei.


Unterzeichneter erlaubt sich, ein geehrtes Publikum von Stadt und Land auf nachstehenden Preiscourant der von ihm nach Maß angefertigten Schuhwaaren hinzuweisen. Empfehle unter andern

Damen- & Kinderstiefel

in sehr großer Auswahl der verschiedensten Muster in bekannter sauberer Ausführung zu nachstehenden Preisen.
Damenlackstiefel M. 7,50
Damen=Roßleder M. 6,50
Damen=Lasting M. 6,-
Lederhausschuhe M. 4,-
Lederpantoffel M. 2,50
Kinderstiefel von 2 M. an. Alle ferneren Arbeiten sehr billig und in kürzester Zeit.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. W. Hundt,
                                                    Schuhmachermeister.


Wiesen=Eggen
von 30 Mark an;                                                    
3- und 4schaarige Pflüge,
bester Construktion,
sowie                                                                 
Säemaschinen aller Art,
bei                                                    
                                                    Ludw. Warncke,
                                                    Mölln i. Lbg.


Wilh. Busch,
Bild- und Steinhauerei Schönberg i/M.

Anfertigung von Denkmälern aller Art aus Sandstein, Marmor und Granit in anerkannt sauberster Ausführung bei billigster Preisnotirung. Ferner jede Bauarbeit nach Maaß und Zeichnung.


Pflanzkartoffel,
von den langen frühen, habe ich mehrere Scheffel zu verkaufen.                                                    
                                                                              Gastwirth Sterly.
                                                                              Selmsdorf.


Ausverkauf.

Nachdem ich mein Putzgeschäft in Lübeck aufgegeben, bin ich Willens sämmtliche Artikel, wie garnirte und ungarnirte Strohhüte, Blumen, Federn, Agraffen, seidene Bänder und weiße Spitzen zu bedeutend billigen Preisen unter der Hand zu verkaufen.

Garnirte Strohhüte

schon von 2 Mk. an.

                                                    Agnes Reinhold.
                                                    Im Hause der Wwe. Tischlermeister Fick.


Zur Saison empfehle: Da ich sehr vortheilhafte Einkäufe gemacht

ungarnirte Kinderhüte von 25 Pf. an, dito Gartenhüte von 50 Pf., hübsch garnirte Konfirmanden=Hüte von 3,50 Mk. an, Kapot und Rundhüte für Damen zu äußerst billigen Preisen. Belichhütchen in allen Größen, Farben und Formen, modernisieren und garnieren wird billigst berechnet.

                                                    Achtungsvoll
                                                    H. Bohnhoff Wwe.


Stahlspaten

unter Garantie der Haltbarkeit, Zeichen (C. Schwedt) Preis 1 Mk., sowie sämmtliche Gartengeräthschaften in praktischen Formen zu billigen Preisen empfiehlt

                                                                              C. Schwedt.


Stahlblech-Milchsatten

leicht und reinlich, sauber verzinnt wenig theurer wie irdene empfiehlt

                                                                              C. Schwedt.


Größtes Lager
in
Drahtgeflecht

jede Breite und Maschenweite, verzinkten Draht in jeder Stärke hält empfohlen

                                                                              C. Schwedt.


Zu Michaelis d. J.

habe ich die Hälfte meines Hauses ganz oder auch getheilt zu vermiethen.

Schönberg.                                                                               H. Brockmüller.


Gesucht

Agenten u. Reisende zum Verkauf von Caffee, Thee, Reis u. Hamburger Cigarren an Private gegen ein Fixum von 500 Mark und gute Provision.

Hamburg.                                                                               J. Stiller & Co.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 28 Seite 4]

Zur diesjährigen öffentlichen Prüfung der Realschule und der Bürgerknabenschule ladet der Unterzeichnete im Namen des Lehrerkollegiums die Eltern unserer Schüler und andere Schulfreunde hierdurch ergebenst ein.
Die Prüfungen finden in nachstehender Reihenfolge statt:

Freitag, den 9. April. Prüfung der Realschule.

Vormittags.   Nachmittags.
8 Uhr. III. Klasse. Naturgeschichte. Knauff.     2 1/4 Uhr. I. Klasse. Englisch. Pleines.
Latein. Ringeling.     3 Uhr. IV. Klasse. Latein. Steinführer.
9 Uhr. II. Klasse. Geometrie. Juling.     Geographie. Müther.
9 3/4 Uhr. VI. Klasse. Rechnen. Müther.     Entlassung der Abiturienten.
Geographie, Hempel.    
10 3/4 Uhr. V. Klasse. Rechnen. Kelling.    
Naturgeschichte. Hempel.    

Sonnabend, den 10. April. Prüfung der Bürgerschule.

8 Uhr. 4. Klasse. Lesen. Kelling.     Uhr. 2. Klasse. Rechnen. Warncke.
Anschauungsunterricht. Kelling.     Deutsch. Warncke.
9 Uhr. 3. Klasse. Deutsch. Schulze.     11 Uhr. 1. Klasse. Rechnen. Wilhelm.
Naturgeschichte. Wilhelm.     Naturgeschichte. Hempel.
    Entlassung der Confirmanden.

Schönberg, im April 1886.                                                    
                                                                              Direktor W. Ringeling.


Frühjahrs-Saison 1886.
Wir empfehlen unser reichhaltiges Lager neuer geschmackvoller                          
Kleiderstoffe
sowie schwarzer Cachemirs, ferner:                          
Regenmäntel, Jaquetts, Umhänge
neuester Facons, dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend zu bekannten billigen Preisen.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Rehtwisch & Borchert.


Im Saale des Herrn Boye:
Dienstag, den 6. April 1886.
Einmalige Soirée
"Moderne Wunder"
von
Jacoby, Prestidigitateur aus Hamburg.

Zur Aufführung kommen dieselben Piecen, die ich vor I.I. K.K. H.H. der Großherzogin dem Erbgroßherzoge u. Erbgroßherzogin von Mecklenburg Strelitz vorzuführen die Ehre hatte, u. A. Neu! "Ein lustiger Sänger auf Reisen." - Neu! "Die electrischen Blumen." - Neu! "Die Reise durch die Luft." U. A. m.

Kassenöffnung 7 Uhr.               Anfang 8 Uhr.
Programme a d. Kasse.
Sperrsitz M. 1. 2ter Platz 50 Pfennig (Mecklenburg). Gallerie 30 Pfennig (Mecklenburg).
Sperrsitz im Vorverkauf bei Herrn Boye.


Lager von:
frisch gebrt. Kalk
frisch Portl. Cement
Prima Dachpappe
stein. Trögen und Trittstufen
bei                                                                               F. Heitmann.


Ein seidener Regenschirm,

außen schwarz innen bläulich, mit grauem Horn=Handgriff, wird seit einiger Zeit vermißt und ist wahrscheinlich irgend wo stehen geblieben. Es wird höflichst ersucht, denselben zurückzugeben in der Expedition dieses Blattes.


Gesucht zum 1. Mai ein
Mädchen,
das auch kochen kann.                          
                                                    Joh. Boy,
                                                    Lübeck, Mauer b. d. Krähenstr. 84.


Nachrichten des Standesamts=Bezirks Carlow vom 1. März bis zum 1. April 1886.

a. Geburten:

Dem Musikus Joachim Kreutzfeldt zu Kuhlrade eine Tochter.
Dem Schlachter Heinrich Jacobs zu Klocksdorf eine Tochter.
Dem Arbeitsmann Joachim Beckmann zu Klocksdorf ein S.
Dem Arbeitsmann Friedrich Beckmann zu Hof=Stove ein S.
Dem Arbeitsmann Joachim Meyborg zu Klocksdorf eine T.
Der unverehelichten Elisabeth Linnow zu Klocksdorf ein S.
Dem Arbeitsmann Joachim Holst zu Carlow ein Sohn.
Dem Schlösser Peter Bruhn zu Carlow eine Tochter.
Der unverehelichten Louise Holst zu Carlow eine Tochter.
Dem Hauswirths=Anerben Joachim Meyburg zu Samkow ein S.

b. Eheschließungen:

Keine.

c. Sterbefälle:

Die Arbeiterfrau Katharina Wilms zu Kl. Pogez, 75 Jahr 1 Monat alt.
Rudolph Heinrich Linnow zu Klocksdorf, 14 Tage alt.
Ida Anna Bertha Holst zu Carlow, 5 Tage alt.


Eintragung in das Standes=Register des Standesamts=Bezirks Falkenhagen.

Geboren:

D. 27. Febr. dem Arbeitsmann Meyborg zu Falkenhagen eine Tochter.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 28 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 28 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. April 1886.


- Das vorläufige Ergebniß der Volkszählung vom 1. December 1885 im Deutschen Reich ist jetzt vom Kaiserlichen Statistischen Amt im Februarheft seiner Zeitschrift veröffentlicht worden. Die ortsanwesende Bevölkerung des Deutschen Reichs stellt sich danach auf 46,840,587 Köpfe. Seit dem Jahr 1880 hat dieselbe eine Vermehrung von 1,606,526 Köpfen erfahren, das macht einen Zuwachs von durchschnittlich jährlich 0,70 pCt. der mittleren Bevölkerung der Periode.
- Es heißt in Hagenow, der Schwiegersohn der im December vorigen Jahres in Kraak ermordeten Schmiedefrau Müller, Namens Bartels, habe jetzt eingestanden, daß die That von ihm begangen sei.
- In der Mittwochs=Nacht gerieth im Bahnhof in Gießen ein nach Frankfurt bestimmter, mit acht Pferden beladener Waggon in Brand. Der Wärter, welcher ein Talglicht neben sich hatte und eingeschlafen war, ist mit gefährlichen Brandwunden am ganzen Körper bedeckt in die Klinik in Gießen verbracht worden. Die Pferde welche zum Wagen hinausgesprungen waren, sind theils unter den Zug gerathen und getödtet worden, theils stark verbrannt.
- Vom 18. August d. J. bis zum 12. September soll in Frankfurt a. M. die erste deutsche Wein=Ausstellung abgehalten werden. Für die Räumlichkeiten ist bereits gesorgt, die dortige Landwirthschaftliche Halle erhält einen Anbau, in welchem die Wein=Ausstellung gut untergebracht sein wird.
- Das Denkmal, welches das III. Armeekorps dem Prinzen Friedrich Karl errichten will, soll auf den Wilhelmsplatz in Frankfurt a. O. zu stehen kommen. Die Statue wird dem Prinzen in ganzer Figur in der Uniform des dritten Husarenregiments darstellen.
- Schlimm ist in Düsseldorf eine Spazierfahrt abgelaufen, die Graf Ferdinand v. Spee am vergangenen Sonnabend dort unternahm. Der Kutscher warf den Wagen bei einer scharfen Biegung der Straße um, so daß er sowohl wie Graf Spee herausstürzte. Der Graf erlitt einen Schädelbruch und ist bereits gestorben, der Kutscher liegt noch auf den Tod darnieder.
- Ein tapferer Hahn lebt und kräht in Pförten. Er weiß seinen Harem zu vertheidigen, denn als dieser Tage ein Sperber (Astur nisus) auf eine seiner Hennen mitten in den Hof herabstieß, stürzte sich der Hahn auf den blutgierigen Raubvogel und tödtete ihn nach hartem Kampf.
- Auf der Rhede von Baku ist ein ganzes mit Benzin beladenes Schiff in die Luft geflogen. Die Mannschaft, Kapitän und 12 Matrosen, ist umgekommen.
- Auf dem Geburtstagstisch des Reichskanzlers haben am 1. April also weder die Kibitzeier noch die plattdeutschen Verse der "Treuen in Jever" gefehlt. Fürst Bismarck erhielt diesmal auch noch das folgende lustige Poem, das ein Kaufmann in Weener gedichtet hat und das das Gaudium der dortigen Gegend bildet:
   De ersten Kiewitseier för purst Bismarck!
            En rike Koopmann in de Stat
      Mugg gern wat Leck'res eten,
      Up Austern, Hummer, Caviar
      Was he so recht verseten!
            Elk' Jaar'stid gav sin Bestes her
      För sine grote Magen,
      Un wat dat Trinken anbelangt
      Kunn 'n Fatt vull he verdragen.
            Dat gode Leven macht bequem
      Un lei uns' Mann un leier;
      Do kwam in's mal en Jung van't Land
      Und brog hum Kiewitseier.
            "Nu Kiewitseier all? halv Märt?"
      Fragt unse Heer, "o Wunder!"
      "Ja", seggt de Jung, "so'n Kiewit legt
      Sien Eier rar mitunder!"
            De Koopmann sügt de Eier an,
      Ses lütje, bunte Dinger,
      Sücht in Gedanken Se all kookt,
      Un slickt sück alle Finger!
            He wet, Fürst Bismarck krigt April
      Sien Eier stürt van Jever,
      "De krigt genug!" denkt he bi sück,
      Ick eet se sülbst völ lewer!
            He nimmt de Eier ut den Körv
      Und givt de Jung' twee Daler!
      Do lacht vergnögt der lütje Quast
      Un dankt ook den Bataler.
            "Mienheer!" segt he, "bevör ick ga
      Mutt ick Jo noch vertellen,
      Kookt sünt de Eier vörig Jaar!
      Ji brukt se blot noch pellen!"
            De Jung' knippt ut! - Uns Leckerbeck
      Mag d'rut de Lehre trecken,
      Dat Kiewitseier, frisch geleggt,
      Toerst mut Bismarck smecken!
- Auch die Heirathsbureaux haben ihre Geschichte. Der pariser Temps widmet ihnen eine längere Studie und berichtet: Bald nach der Revolution wurden einige derartige Anstalten gegründet, um junge Bürger und Bürgerinnen "pour le bon motif" mit einander bekannt zu machen. Die erste öffentliche "Agence matrimoniale" wurde von Herrn de Foy, einem Freund von Alexander Dumas Vater, gegründet, die großen Erfolg hatte und Ehen in den ersten Ständen zu Weg brachte. Gegen Ende des Kaiserreichs gab es, wie aus einem Polizeibericht von 1868 erhellt, 11 solcher Institute, und seitdem hat sich diese Industrie so entwickelt, daß Paris heute über 100 Heirathsbureaux zählt, von welchen eines nach Ausweis seiner Bücher binnen 8 Monaten 202 Paare verbunden, also 404 Menschen "glücklich gemacht" hat. Der Gewährsmann des "Temps" fand bei einer Madame de R. nicht weniger als 19 junge Leute im großen Salon hoffend und harrend beisammen; er selbst hatte Nummer 20.
- In Chicago ist gegenwärtig eine reizende Amerikanerin, Miß Dora, Mitglied einer angesehenen Bürgerfamilie, ausgestellt, welcher ein "Herr Unternehmer" für eine einjährige Kunstreise fünfzigtausend Dollars, ein Landgut und einen Mann garantirt. Miß Dora ist klein, zart, hat aber die größten Füße der Welt; dieselben messen der Länge nach sechzig Centimeter, die einfachsten Lederschuhe kosten für sie in der Fabrik fünfundzwanzig Dollar. Trotzdem die fünfzigtausend Dollars und das Landgut sichergestellt sind, hat sich bis jetzt noch kein Mann gefunden, der den Muth gehabt hätte, mit einer Frau auf so großem Fuß zu leben.
- "Weißt Du, Karlchen, so eine arktische Nacht von 141 Tagen möchte ich um die Welt nicht wieder durchmachen. Diese Qual kannst Du Dir gar nicht vorstellen!" "Aber das Vergnügen, Bruno, stelle ich mir vor, dort einem Gläubiger zu sagen: Kommen Sie morgen früh, mein Lieber!"
- Kindermund. Ein kleines 7jähriges Mädchen kommt aus einem befreundeten Hause ganz bestürzt zu ihrer Mama und berichtet athemlos von einem entsetzlichen Unglück, das die befreundete Familie betroffen: "Denke Dir, es sind dort vier Personen mit einem Male gestorben." - Die Mutter schüttelt ungläubig den Kopf und sagt: "Toni Du wirst Dich wohl verhört haben." - "O nein, Mama, ich habe es selbst gedruckt gelesen; es steht da: "Unsere innigstgeliebte Gattin, Mutter, Schwester und Tante."


Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
Fortsetzung.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 28 Seite 6]

Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
[Fortsetzung.]


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